Capel Curig
Koordinaten: 53° 6′ N, 3° 55′ W
Capel Curig (; „Kapelle des Curig“) ist ein Dorf und eine Community in Conwy, Wales. Es liegt im Herzen von Snowdonia an der Mündung des Flusses Nantygwryd (auch: Nant Gwyryd), der das Tal Dyffryn Mymbyr entwässert, in den Llugwy und hat etwa 218 Einwohner.[1]
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Capel Curig liegt an der Einmündung der von Caernarfon über Llanberis, den Pen-y-Pass und Pen-y-Gwryd führenden Straße A 4086 in die Straße A 5, die von Bangor über Bethesda nach Betws-y-Coed verläuft. Die Ortschaft liegt am Schnittpunkt der Gebirgsmassive Carneddau, Glyderau und des Moel Siabod (872 m). Die Landschaft im Umfeld des Ortes wird entsprechend geprägt durch hohe Gebirgskämme, aber auch durch das malerische Tal des Llugwy und die Llynnau-Mymbyr-Seen. Capel Curig wird als niederschlagsreichster Ort der Britischen Inseln angesehen.
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Capel Curig erhielt seinen Namen von der kleinen Kapelle „Saint Julitta’s“, die auf dem alten Friedhof des Ortes direkt an der Brücke der A 4086 über den Fluss Llugwy in Richtung Llanberis steht und bis 1883 den Namen „Curig's Chapel“ trug. Nach traditionellem Verständnis ist die Kapelle eine Gründung von Saint Curig (Curig Lwyd; Curig the Blessed), einem keltischen Bischof. Nachdem 1883 eine neue, größere Kirche im Ort erbaut und einem Kindermärtyrer aus dem 4. Jahrhundert gewidmet wurde, der ebenfalls den Namen Saint Curig (auch Cyricus oder Quiricus) trug, wurde die Kapelle „Curig's Chapel“ zugunsten von Saint Julitta, der Mutter des Kindermärtyrers, umgewidmet. Inzwischen gibt es einen Förderverein namens „The Friends of Saint Julitta’s“.[2]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Capel Curig war die Heimat des Botanikers Evan Roberts.[3] Roberts lebte im Ortsteil Gelli, von wo aus er ganz Snowdonia beging und dabei ein einzigartiges Wissen über die Pflanzengesellschaften in Nord-Wales erwarb. Ursprünglich Steinbrucharbeiter, wurde er unverzichtbar für die akademischen Kollegen. 1956 wurde ihm der Ehrentitel eines M.Sc. der University of Wales, verliehen. Der Maler Kyffin Williams fertigte ein Portrait von Evan Roberts an.
Im Gemeindegebiet von Capel Curig ist auch die Farm Dyffryn verortet, die Thomas Firbank berühmt gemacht hat durch seinen autobiographischen Roman „I bought a mountain“. Thomas Firbank beschreibt das Leben im Tal Dyffryn Mymbyr, nachdem er 1931 im Alter von nur 21 Jahren die 9,7 km² (2400 acre) große Farm westlich der Llynnau Mymbyr-Seen erworben hatte. Das Buch wurde erstmals 1940 aufgelegt. Weder Thomas Firbank noch seine Frau Esmé Kirby hatten landwirtschaftliche Erfahrung. Sie errangen jedoch den Respekt ihrer Angestellten und Nachbarn und bauten einen Bestand von 3000 Schafen auf. Nach ihrer Scheidung wurde Esme Kirby[4] zusammen mit ihrem zweiten Mann Peter Kirby zur Mitbegründerin der „Snowdonia Society“. Dabei diente die Farm als Sitz der Gesellschaft, bis diese nach „Tŷ Hyll“ („The Ugly House“) (siehe Kapitel "Tourismus und Sport") östlich des Ortszentrums von Capel Curig an der Straße nach Betws-y-Coed umzog. Das Farmgelände der Farm, deren Gründung auf das Jahr 1350 zurückgeht, gehört derzeit dem National Trust. Es ist möglich, die Häuser der Farm zu mieten. Die Miete kommt deren Erhaltung zugute.
Archäologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Knapp drei Kilometer vom Ortszentrum entfernt in Richtung Betws-y-Coed befinden sich nahe dem Fluss Llugwy die Überreste eines römischen Kastells aus der Zeit von 90–100 n. C. Ausgrabungen durch J. P. Hall und Captain G. H. Hodgson in den 1920er Jahren brachten ein Kastell mit einer Ausdehnung von ca. 1,6 ha zum Vorschein, dem sie den Namen „Caer Llugwy“ gaben.[5] Das rechteckige Areal, auf dem Steingebäude nachgewiesen wurden, ist von einem Wall umgeben. Aufgrund der ab 1923 gefundenen Keramiken und Artefakte geht man davon aus, dass das Lager nur etwa 20–30 Jahre lang genutzt wurde.[6]
Tourismus und Sport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Übersicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Capel Curig ist ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen, Kletter-, Berg- und Mountainbike-Touren, sowie andere Outdoor-Aktivitäten. Das Dorf wird vom „Sherpa'r Wyddfa bus service“ angefahren, einem Netzwerk von Busverbindungen rund um die Snowdon-Range.
- An der Grenze zur Gemeinde Betws-y-Coed liegt mit dem „Towers outdoor activity centre“ eines von drei „Towers Active Learning Centres“ (Zentren für Outdoor-Lernaktivitäten).[7]
- Der Gebäudekomplex „Plas y Brenin“ (englisch: „The King's Mansion“) beherbergt heute das „National Outdoor Centre“.[8] Das Gebäude wurde im Jahr 1801 als „Capel Curig Inn“ erbaut, wechselte seinen Namen um das Jahr 1870 herum in „Royal Hotel“ und wurde 1955 in „Plas y Brenin“ umbenannt.
- Das Haus „Tŷ Hyll“ („The Ugly House“) östlich des Ortszentrums an der Straße nach Betws-y-Coed ist der ehemalige Sitz der „Snowdonia Society“. Die „Snowdonia Society“ erwarb das Gebäude 1988, verlegte ihren Sitz aber 2010 nach Brynrefail in der Nähe von Llanberis. Das Haus blieb jedoch im Besitz der Gesellschaft, bietet Informationen in eigener Sache und ist Standort eines unabhängig betriebenen Cafés, des „Pot Mêl Tŷ Hyll“ („Ugly House Tearoom“).[9][10]
Darüber hinaus verfügt der Ort über ein Trainingslager der British Army, Hotels, ein Youth Hostel, zwei Campingplätze („Dolgam Campsite“ und „Garth Campsite“), ein Welsh Longhouse (das „Siabod Longhouse“[11], eine Selbstversorgerunterkunft für Familien und Gruppen), Cafés und Outdoor-Zubehör-Läden.
Erholungsmöglichkeiten & Sport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- In den 1990ern richtete Esmé Kirby einen Spazierweg im Zentrum von Capel Curig ein, der im Mittelpunkt des Ortes beginnt und über die Häusergruppe Gelli zum „Plas y Brenin“ führt.
- Vom „Plas y Brenin“ führt ein alter Weg an einem alten Schieferbruch vorbei von Nordosten auf den Moel Siabod.
- Der „Heritage Walk“, eingerichtet von den „Friends of St. Julitta’s“, umrundet Capel Curig auf einer dreistündigen Tour.[12]
- Es gibt leichte bis schwere Kletterrouten auf die Pinnacles (Y Pincin) im Zentrum von Capel Curig und auf die Racks an der Dyffryn Farm.
- Die Llynnau Mymbyr-Seen werden zum Kajak- und Kanufahren genutzt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, zu angeln und zu tauchen.
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Capel Curig wird in einem Lied der Band Half Man Half Biscuit erwähnt[13]. Darüber hinaus bildet der Ort den Hintergrund für den Höhepunkt des Thrillers The Hidden Face von Victor Canning aus dem Jahre 1956.
Alwyn Rice Jones (1934–2007), Erzbischof von Wales, wurde in Capel Curig geboren.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- A Vision of Britain Through Time
- British Listed Buildings
- Capel Curig – The Heart of Snowdonia
- Genuki
- Geograph
- Gwydyr Mountaineering Club
- History of Capel Curig
- Plas y Brenin – The National Mountain Sports Centre
- Office for National Statistics
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Capel Curig. UK Census Data, 13. Dezember 2022, abgerufen am 22. August 2025 (englisch).
- ↑ Archivlink ( vom 31. Dezember 2006 im Internet Archive), abgerufen am 16. April 2024.
- ↑ Robin Gwyndaf: The Mountain Man. A portrayal of Evan Roberts, Capel Curig, rockman, botanist and conservationist. Friends of St. Julitta’s Church, Capel Curig 2006, ISBN 0-9552995-0-0 (englisch).
- ↑ Nachruf ( vom 21. Juli 2011 im Internet Archive)
- ↑ J. P. Hall: Caer Llygwy: the Roman Fort between Capel Curig and Betws-y-Coed. In: The Classical Review. 37. Jahrgang, Nr. 7/8, 1923, S. 186 (englisch).
- ↑ Gwynedd Archaeological Trust Archwilio ( vom 31. Oktober 2013 im Internet Archive) Bryn y Gefeiliau (Caer Llugwy) Roman Fort, Primary Reference Number (PRN): 799. Accessed 12 September 2013
- ↑ the-towers. Abgerufen am 27. Oktober 2025 (englisch).
- ↑ National Outdoor Centre. Abgerufen am 27. Oktober 2025 (englisch).
- ↑ ugly-house. Abgerufen am 27. Oktober 2025 (englisch).
- ↑ history-of-the-ugly-house. Abgerufen am 27. Oktober 2025 (englisch).
- ↑ siabodlonghouse
- ↑ Archivlink ( vom 31. Dezember 2006 im Internet Archive), abgerufen am 16. April 2024.
- ↑ Bottleneck at Capel Curig auf dem Album Trouble Over Bridgwater