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Cacco

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Langobardische und byzantinische Gebiete vor 603

Cacco, auch Kakko (* zu Anfang des letzten Jahrzehnts des 6. Jahrhunderts; † 625 in Oderzo), war der zweite der vier Söhne des Herzogs (Dux) von Friaul Gisulf II. Zusammen mit seinem Bruder Taso übernahm er 610 oder 611, nachdem sowohl sein Vater als auch seine Mutter Romilda durch Awaren ums Leben gekommen waren, für einige Jahre die Herrschaft im Herzogtum Friaul.

Cacco war der zweite der vier Söhne der Romilda und ihres Ehemanns, des Herzogs Gisulf; der älteste war Taso, dann folgten Raduald und als jüngster Grimoald, der wohl in den ersten Jahren des 7. Jahrhunderts zur Welt kam. Das Paar hatte darüber hinaus vier Töchter, somit Schwestern Caccos, bei denen allerdings nur zwei namentlich überliefert sind, wie schon Paulus Diaconus schrieb, nämlich Appa und Gaila.

Wichtigste Quelle für die Zeit der beiden Brüder ist die Historia Langobardorum, die der Langobarde Paulus Diaconus – er stammte aus dem Friaul, war selbst ein Abkömmling der Herzogsfamilie – kurz vor 800 verfasste. Dieser berichtet, dass die meisten Herzöge des Friaul eine ungewöhnlich eigenständige Politik verfolgten, wodurch es zu Auseinandersetzungen mit den Königen der Langobarden kam. Schon der Vater der Brüder hatte sich mit König Agilulf zeitweise überworfen (IV, 27), suchte zudem die Nähe zu Ostrom, mit dem die Langobarden in einem generationenlangen Dauerkonflikt standen. Verschärft wurden diese Konflikte durch konfessionelle Kämpfe.

In einem langen Abschnitt (IV, 37) beschreibt Paulus den Angriff der Awaren, gegen die Gisulf in einer Schlacht unterlag und in der er ums Leben kam. Möglicherweise griffen die Awaren im Auftrag des Langobardenkönigs Agilulf an, der zumindest keine Hilfe leistete.[1] Die Mutter der vier Herzogsbrüder Romilda wurde ermordet, die Männer in der Hauptstadt Forum Julii (Cividale) wurden gleichfalls von den Angreifern umgebracht, Frauen und Kinder verschleppt. Die Brüder konnten jedoch aus der Gefangenschaft fliehen.

Die Awaren, die nach diesem Raubzug abzogen, stellten allerdings in den folgenden Jahren eher eine Gefahr für das Oströmische Reich dar, zumal die Perser dieses von Osten her angriffen. 626 kam es sogar zur Belagerung der Hauptstadt Konstantinopel durch die Awaren und die Perser.

Flucht (um 610), Rückkehr und Übernahme der Herzogswürde

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Die Söhne des Herzogspaars konnten nach der Niederlage gegen die Awaren von 610/611 entkommen. Den jüngeren Brüdern Caccos, nämlich Raduald und Grimoald, gelang gleichfalls die Flucht.

Taso und Cacco, die um 610 bereits „aduliscentes“ waren, übernahmen, wohl noch in den letzten Jahren König Agilulfs († 615), die Regierung des Herzogtums. Ob sie ausschließlich aufgrund ihrer Abstammung zu Herzögen wurden, lässt Paulus Diaconus im Dunkeln, auch griff König Agilulf wohl nicht ein. Möglicherweise reichte seine Macht ohne die Awaren nicht aus, vielleicht wollte er auch inner-langobardische Kämpfe vermeiden.

Feldzüge gegen Slawen, Widerstand unter Arioald gegen Katholisierung

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Wie ihr Vater, so suchten auch die Brüder die Unterstützung von Ostrom-Byzanz und verteidigten die Grenzen gegen Awaren (und Slawen). Allerdings führte Cacco Feldzüge nur gegen slawische Gruppen, die ins Drautal eingedrungen waren, wobei die Brüder ihr Gebiet weit in dasjenige der Slawen ausdehnten, nämlich bis nach Medaria (Matrei) und Cilli („quae Zellia appellatur“), also ins Gailtal unterhalb von Villach. Die dortigen Slawen mussten schließlich Tribute leisten.

Nach dem Tod Agilulfs verstärkte sich die Katholisierungspolitik der neuen langobardischen Herrscher Theodelinde und Adaloald. Dabei sah man hinter der wachsenden Macht der römischen Kirche eine mögliche Stärke Konstantinopels. Gegen diese veränderte Vorstellung von Königtum rebellierte das Herzogtum Turin unter Arioald, der um 625 zum König ausgerufen wurde. Dem Usurpator schlossen sich Bischöfe aus Oberitalien an, die in einem arianischen König die beste Garantie für religiöse Toleranz im Zusammenhang mit dem Dreikapitelstreit sahen, einer Kirchenspaltung, die vor allem den Nordosten Italiens betraf. Auf die Seite des bisherigen Königs stellten sich neben der Kirche von Rom auch die Oströmer, die mit dem Exarchen von Ravenna eine Art Statthalter in Oberitalien besaßen.

Anschluss Caccos und Tasos an Arioald, Ermordung in Oderzo

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Als der am 25. Oktober 625 geweihte neue Papst Honorius I. sich brieflich an Isaacius, den neuen Exarchen, wandte, um ihn zu veranlassen, zugunsten des Sohnes von Theodelinde zu intervenieren, hatte der Patrizier Gregorius – sicherlich mit Zustimmung des Kaisers – bereits alles in seiner Macht Stehende getan, um Adaloald zu helfen. Cacco und Taso hatten sich noch vor dem Herbst 625 dem neuen König und Herzog von Turin angeschlossen. Die beiden erhielten die Einladung vom noch nicht am Amtsort Ravenna angekommenen Exarchen von Ravenna, nach Oderzo zu kommen.

Doch Gregorios, wohl nicht Exarch von Ravenna (?), stellte den beiden Brüdern eine Falle, indem er behauptete, Taso, der römischen Sitte gemäß, zum ersten Mal den Bart scheren und ihn adoptieren zu wollen. Taso und Cacco kamen nach Oderzo. Die Stadttore wurden jedoch nach ihrer Ankunft verriegelt, die Langobarden niedergemacht. Gregorios hielt sein Wort und schor den Bart des enthaupteten Taso (IV, 38).

Nachfolge, Flucht der jüngeren Brüder, Aufstieg zu Herzögen von Benevent, zum König der Langobarden

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Im Friaul folgte Grasulf II., der Bruder Gisulfs II., den ermordeten älteren Brüdern im Amt des Herzogs. Die jüngeren Brüder Radoald und Grimoald wollten aber nicht unter der Herrschaft ihres Onkels leben und fuhren mit Booten bis nach Benevent. Dort wurden sie von Arichis, nach Paulus ihrem einstigen Erzieher, wie Söhne aufgenommen. Raduald wurde 642–647 Herzog von Benevent,[2] ihm folgte Grimoald bis 662 im Amt. In diesem Jahr 662 wurde er für ein knappes Jahrzehnt König der Langobarden; 667 rächte er den Tod seiner älteren Brüder durch die Zerstörung von Oderzo. – Nach dem Tod des Bayernherzogs Tassilo unterlag sein Sohn Garibald den Slawen bei Aguntum. Doch gelang es, ihnen im Gegenzug ihre Beute abzujagen und sie zu vertreiben, wie Paulus Diaconus berichtet (IV, 39).

Eine der ersten Amtshandlungen des neuen Königs war es, den jährlichen Tribut, den die Oströmer an die Langobarden entrichten mussten, um den Frieden in Italien zu wahren, von 500 auf 200 Pfund Gold zu vermindern, wohl als Dankeszeichen für die Beseitigung der Friulaner Opposition. Paulus Diaconus nennt als Initiator dieses Gewaltaktes den „patricius Romanorum“ Gregorius.

Wikisource: Historia Langobardorum – Quellen und Volltexte (Latein)
  1. Walter Pohl: Die Awaren. Ein Steppenvolk in Mitteleuropa 567–822 n. Chr., 2 Aufl., München 2002, S. 239, ISBN 3-406-48969-9.
  2. Unsicher ist, ob das Epitaph aus Sant’Agata dei Goti mit dem Namen Radualds diesem Herzog zugewiesen werden kann. Dieses Epitaph ist nur in einer Abschrift des 18. Jahrhunderts überliefert und kann sich genausogut auf einen sehr viel späteren Raduald beziehen. Nachdem Aio, der Sohn des Arichis, bei einem Besuch in Ravenna vergiftet worden war, soll er geschwächt und nicht mehr regierungstauglich zurückgekehrt sein, woraufhin Arichis die Friulaner zu einer Art Vormund machte. Aio kam 641 oder 642 in Kämpfen bei Siponto ums Leben , so dass ihm nun Raduald im Amt folgte (Carmela Russo Mailler: Il senso medievale della morte nei carmi epitaffici dell’Italia meridionale fra VI e XI secolo, Neapel 1981, S. 67 f.).