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Alfred Otto Wolfgang Schulze

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Alfred Otto Wolfgang Schulze (* 27. Mai 1913 in Berlin, † 1. September 1951 in Paris; Künstlername Wols aus Wolfgang Schulze) war ein deutscher Maler, Graphiker und Photograph. Er gilt als wichtiger Wegbereiter und Vertreter des Tachismus und des Informel (dt. informelle Malerei).

Leben

Alfred Otto Wolfgang Schulze war Sohn einer bürgerlichen Berliner Beamtenfamilie. Der Vater, Regierungsrat Dr. jur. Alfred Schulze (1878 - 1929), wurde 1919 zum Ministerialdirektor und Chef der Staatskanzlei in den sächsischen Staatsdienst berufen. Zusammen mit seiner Frau Eva Schulze, geb. Battmann (1886 - 1969), und seinen zwei Kindern, Elfriede (Schulze-Battmann) und Alfred Otto Wolfgang (Schulze), zog er 1919 um nach Dresden. Durch das kulturinterssierte Elternhaus entstehen für die Kinder früh Kontakte zu Dresdner Künstlern wie Ludwig von Hofmann, Robert Sterl, Conrad Felixmüller und Otto Dix. Zu Weihnachten 1924 bekommt Alfred Otto Wolfgang seinen ersten einfachen Photoapparat, wenig später ein kleines Mikroskop geschenkt. Er volontierte einige Monate am Frobenius-Institut in Frankfurt am Main Völkerkunde, bewarb sich am Bauhaus, doch der Künstler László Moholy-Nagy riet ihm ab, so dass er stattdessen 1932 19jährig nach Frankreich ging. Er verdiente seinen Lebensunterhalt mit Photographieren, zugleich wurden seine Fähigkeiten als Geiger wie auch als Photograph hoch geschätzt. Er schloss unter anderem Bekanntschaft mit Max Ernst, Tristan Tzara, Joan Miró.

1937 wurde er offizieller Photograph der Pariser Weltausstellung. Aus dieser Zeit stammt auch sein Pseudonym "Wols" - eine Telefonistin soll seinen Namen falsch verstanden und aufgeschrieben haben, und dabei blieb es. Am 3. September 1939, unmittelbar nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, wurde Wols mit vielen anderen Deutschen im Pariser Stade de Colombes festgesetzt und danach als "feindlicher Ausländer" in verschiedene französische Internierungslager verbracht: zunächst nach Neuvy-sur-Barangeon, dann nach Montargis, danach nach Les Milles bei Aix-en-Provence und nach Saint-Nicolas bei Nimes. Mitinternierte in der Ziegelei Les Milles waren u.a. Heinrich Davringhausen, Max Ernst, Lion Feuchtwanger, Henri Gowa, Walter Hasenclever, Franz Hessel, Alfred Kantorowicz, Max Lingner, Willy Maywald, Anton Räderscheidt, Max Raphael, Karl Wilczynski. Am 29. Oktober 1940 Entlassung aus dem Internierungslager Les Milles nach seiner kurz zuvor erfolgten Heirat mit Gréty Wols (geb. in Rumänien 1898 als Hélène Marguerite Dabija, gest. bei Soissons 1984), die französische Staatsbürgerin war.

Unter dem politischen Druck - als Deutscher wurde Wols in Frankreich angefeindet - begann er 1940 vermehrt zu trinken. Er entwickelte einen expressiven Farbstil. In seinen gut 80 erhaltenen Werken experimentierte Wols mit ungewöhnlichen malerischen Techniken. Er ließ verdünnte Farbe in mehreren Lagen gerinnen und zerfliessen, so dass ein dichtes Geflecht von Texturen entstand, durchzogen von Furchen und Gräben, mit dem Pinsel in den Malgrund gekratzt.

Wols' Zeichnungen, Aquarelle und Gemälde waren zuerst beeinflusst durch den psychischen Automatismus der Surrealisten, sie entstanden zum Teil unter Einfluss von Alkohol und Drogen. Später interessierte ihn mehr die Verbindung von heftigen Pinselstrichen mit einer zum Relief tendierenden Malstruktur.

Auf der anderen Seite runden zarte Aquarelle, Federzeichnungen und Buchillustrationen das von Jean-Paul Sartre geförderte Werk von Wols zum Lyrisch-Verspielten hin ab.

1942 werden seine Werke, die von Kay Boyle nach Amerika gebracht wurden, in der Betty Parson Galerie in New York ausgestellt.

1945 stellt Drouin Wols`Arbeiten in der Place Vendôme in Paris aus. Bis zu seinem Tod nimmt Wols an zahlreichen Austellungen teil und illustriert unter anderem Werke von Jean-Paul Sartre, Franz Kafka.

Am 1. September 1951 stirbt Alfred Otto Wolfgang Schulze alias Wols mit 38 Jahren aufgrund seiner schlechten gesundheitlichen Verfassung in Paris an einer Lebensmittelvergiftung.

In den Jahren 1955 - 1964 wurden Wols' Werke posthum auf der documenta 1, 2 und 3 in Kassel ausgestellt.

Zitat

Das Bild kann zur Natur eine Beziehung haben wie die Fuge Bachs zu Christus.
Dann ist es keine Nachahmung, sondern eine analoge Schöpfung.
(Wols)