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Geschichte des Antisemitismus seit 1945

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Judenfeindlichkeit ist ein akutes Problem. Nach dem Holocaust verschwanden Judenhass, rassistische und antisemitische Vorurteile keineswegs, sondern wirken in vielfacher Weise weiter. Das zeigen zunehmende Anfeindungen und Anschläge gegen Juden und jüdische Einrichtungen weltweit - auch in Deutschland.

Dieser Artikel beschreibt aktuelle Phänomene der deutschen Situation und geht ihren Hintergründen nach. Er versucht, den Zusammenhang früherer Judenfeindlichkeit mit heutigen antijüdischen Verhaltens- und Denkmustern aufzuzeigen, ohne die verschiedenen Formen und Motive unkritisch gleichzusetzen. Er knüpft an die Artikel an, die historische Formen von Judenfeindlichkeit darstellen: u.a. Antijudaismus, Antisemitismus, Rassismus und Nationalsozialismus. Dort wird die Entstehung der immer wiederkehrenden antijüdischen Stereotypen, deren ideologische Durchsetzung im 19. Jahrhundert und deren organisatorische Vollstreckung beschrieben.

Überblick: Indizien für wachsenden Antisemitismus

Seit 1945 traten rassistische Begründungen für eine prinzipielle Ablehnung der Juden zurück. Antisemitismus als sich selbst tragende pseudowissenschaftliche Theorie tritt nur noch selten hervor. Dennoch gibt es auch heute Denk- und Handlungsmuster, die man als "antisemitisch" einstufen muss: sei es indirekt durch Verdrängung von historischer Erinnerung und Geschichtsklitterung oder direkt durch Verbreitung von Vorurteilsstrukturen und Gewaltakte gegen Juden und jüdische Einrichtungen. Einige heutige Tendenzen sind:

  • Der Geschichtsrevisionismus versucht, die Verbrechen der Nazis zu leugnen (Holocaustleugnung) oder zu "relativieren" (Historikerstreit). Damit einher geht die "Enttabuisierung" eines tendenziell antijüdischen Populismus (Antisemitismus-Debatte, "Hohmann-Affäre").
  • Rechtsextreme Parteien, bei denen Antisemitismus, Israel- und Ausländerfeindschaft eine Synthese eingehen, sind in mehreren Landesparlamenten vertreten und drängen zurück in die Bundespolitik.
  • In ihrem gewaltbereiten Umfeld verüben Neonazi-Gruppen und Skinheads immer mehr auch antisemitische Straftaten gegen Juden und jüdische Einrichtungen: Friedhofschändungen, Anschläge auf Synagogen und Vandalismus gegen Holocaust-Gedenkstätten.
  • Der linke wie rechte Antizionismus und Antiamerikanismus verbindet Kapitalismus- oder Globalisierungskritik oft mit einer undifferenzierten Israelkritik, die antisemitische Klischees aufgreift und antisemitische Denkstrukturen übernimmt.
  • Der anti-israelische Islamismus gewinnt auch in Europa an Boden und entwickelt sich zur realen Gefahr für hier lebende Juden.
  • Der sekundäre Antisemitismus unterstellt "den Juden" in Form von Kritik an jüdischen Verbänden (Zentralrat der Juden in Deutschland, Jewish Claims Conference, World Jewish Congress, Staat Israel), sich etwa durch Entschädigungsforderungen bereichern zu wollen. Behauptet wird z.B., dass jüdische Historiker dazu die deutsche Schuld am Holocaust verlängern wollten. Der israelische Psychoanalytiker Zvi Rex brachte dieses Phänomen so auf den Punkt: Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.
  • Die "Neue Rechte" pflegt bis in etablierte Parteien hinein eine Art "sanften" Rassismus, der nichts gegen "die Juden" hat, aber auf kulturelle "Eigenarten" pocht und multikulturelle oder kosmopolitische Entwürfe ablehnt.

Ein genaues Abgrenzen antisemitischer Tendenzen ist heute erschwert, weil gerade die letztgenannten Punkte in die gesellschaftliche "Mitte" hineinreichen.

(ausführlich dazu: Judenfeindlichkeit heute) Die jüdische Minderheit in Deutschland, aber auch andere Beobachter nehmen in den letzten Jahren eine erneute Zunahme von direkter und indirekter Anfeindung gegen Juden wahr: Grabschändungen, Pöbeleien, Anschläge gegen jüdische Einrichtungen, Hassbriefe und Morddrohungen gegen exponierte Vertreter des Judentums, wachsende Gewaltbereitschaft und Organisierung von Gewalt bei rechten Parteien und Neonazis.

Solche Angriffe ereignen sich in einem sozialpolitischen Umfeld, das schon länger u.a. eine Relativierung der nationalsozialistischen Verbrechen, historische Unkenntnis bei Jugendlichen, Stimmenfang mit antisemitischen Tönen selbst bei etablierten Parteien, "Vergangenheitsentsorgung" bei Intellektuellen und wieder salonfähige Judenwitze duldet.

Die Forschung unterscheidet zwischen diffusen dumpfen Vorurteilen und Ressentiments in der Bevölkerungsmasse, deren politische Wirkungen schwer einschätzbar sind ("Volksantisemitismus"), und einem aggressiven Auftreten, das offen auch gegen jüdische Menschen und Einrichtungen agiert oder dazu aufruft.

Einige dieser Phänomene werden in Medien und Wissenschaft kontrovers diskutiert und interpretiert. So ergaben einige soziologische Untersuchungen (siehe weblinks) zum Teil ganz verschiedene Zahlen. Das zeigt das Problem, "latenten" und "manifesten" Antisemitismus klar zu erkennen und den jeweiligen Zusammenhang zu analysieren.

Antisemitismus nach 1945

Der 2. Weltkrieg beendete zwar mit dem Regime des Nationalsozialismus auch den Antisemitismus als herrschende Staatsideologie. Aber dies war nicht auf einen Wandel der Einstellungen in der Bevölkerung, sondern auf die strengen Maßnahmen der alliierten Siegermächte zurückzuführen.

Diese versuchten anfangs, die Deutschen in den Kriegsgefangenenlagern umzuerziehen und mit den Verbrechen zu konfrontieren, die in ihrem Namen und mit ihrer aktiven und passiven Beteiligung begangen worden waren. So mussten z.B. die Bürger Weimars das KZ Buchenwald besuchen, die Frankfurter mussten sich Dokumentationsfilme über die KZ Dachau und Buchenwald anschauen, ehe Lebensmittelkarten verteilt wurden. Die Reaktionen waren in allen Fällen identisch: Man habe "nichts davon gewusst".

In den folgenden Jahren fand so gut wie keine Auseinandersetzung mit der Indoktrination und Propaganda statt, die die Nazis den Deutschen eingeimpft und die diese überwiegend geduldet und mitgetragen hatten. Man war mit dem Überleben und Alltagssorgen befasst, die Vergangenheit wurde verdrängt und tabuisiert.

Statistische Studien in der US-Besatzungszone zeigten: 1945 sahen sich 23 Prozent, 1946 noch 21 Prozent der Befragten als Antisemiten, 1948 waren es noch 19 Prozent. Bis zu 40 Prozent der übrigen Befragten teilten antisemitische Einstellungen, obwohl sie sich nicht als Antisemiten sahen. 1952 stieg der Anteil der "bekennenden" Antisemiten sogar auf 34 Prozent an (nach Werner Bergmann, Sind die Deutschen Antisemiten?, S. 113).

Die auf der Potsdamer Konferenz im Juli 1945 beschlossene Entnazifizierung der Deutschen wurde mangels ausgebildeter Verwaltungsbeamter und wegen des aufbrechenden Kalten Krieges zwischen den Alliierten nicht konsequent durchgeführt. Das westliche Kriterium für einen Nazi, die Mitgliedschaft in der NSDAP oder ihren Unterorganisationen, fragte nicht nach dem Grad der aktiven Schuld; das östliche, der "Antifaschismus", blieb ebenfalls unklar. Vielfach stellten Kirchenbeamte ehemaligen Nazis "Persilscheine" aus. Die alliierten Kontrollorgane trauten ihnen pauschal politische Urteilsfähigkeit zu, obwohl gerade sie diese 1933-45 hatten vermissen lassen und selbst meist Antisemiten waren.

Zu den höchstens 10.000 überlebenden deutschen Juden kamen nach Kriegsende nochmals 90.000 ins "Reich" verschleppte jüdische Zwangsarbeiter. 1946 und 1947 waren überlebende Juden, die in ihre Heimatdörfer zurückkehren wollten, in Polen, der Ukraine und Russland neuen Pogromen ausgesetzt. Etwa 290.000 Ostjuden flohen daher nach Deutschland und wurden dort erneut in 60 Lagern untergebracht, die zum Teil bis 1954 bestanden. Die westlichen Staaten nahmen nur sehr wenige dieser displaced persons (entwurzelten Personen) auf; auch die USA lockerten ihre Einreisebestimmungen für sie erst 1948.

Wegen der allgemein angespannten Versorgungslage konnten gerade die "Lagerjuden" vielfach nur durch den Schwarzmarkt überleben. Sie behielten ihren eigenen Lebensstil und stießen bei den Deutschen daher auf wachsende Ablehnung. Dies zeigte sich besonders 1949 an häufigen Schändungen jüdischer Friedhöfe.

Sie nahmen 1950 bei den ersten Gerichtsprozessen gegen ehemalige Nazis, z.B. den Filmproduzenten von "Jud Süß", Veit Harlan, noch zu. Im Gerichtssaal kam es zu antisemitischen Ausschreitungen. In Leserbriefen zeigten viele Schreiber ihren unveränderten Judenhass. Der Bürgermeister von Offenbach verweigerte einem jüdischen Arzt die Anstellung in der städtischen Frauenklinik. Die Sozialistische Reichspartei fand raschen Zulauf und konnte 1951 in mehrere Landtage einziehen, bis sie im Folgejahr vom Bundesverfassungsgericht verboten wurde.

Eine ernsthafte Aufarbeitung der Vergangenheit fand in der Politik kaum statt; sie ging von privaten oder kirchlichen Initiativen aus. So begannen sich seit 1948 die "Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit" zu bilden. 1952 riefen sie erstmals zu einer "Woche der Brüderlichkeit" auf, die Bundespräsident Theodor Heuss wohlwollend eröffnete. Jedoch blieben diese Wochen in den Folgejahren von der Allgemeinheit kaum beachtete philosemitische Rituale.

Die Frage der Rückerstattung von ehemals jüdischen Vermögenswerten und von der "Arisierung" Betroffenen blieb zunächst Sache deutscher Landesregierungen. Als diese sich bis 1947 auf kein gemeinsames Gesetz einigen konnten, erließ zuerst die US-Militärverwaltung eine entsprechende Regelung, der die übrigen Besatzungszonen folgten. In der SBZ tat dies nur Thüringen; in der späteren DDR gab es nie ein Gesetz zur "Wiedergutmachung" analog zum Westen.

Bis zur Gründung der Bundesrepublik 1949 war in vielen Tageszeitungen oft zu lesen, dass die Überwindung des Antisemitismus Grundvoraussetzung der geistigen Erneuerung Deutschlands sei und bleibe. Dies schärfte der US-Hochkommissar im Juli 1949 kurz vor der ersten Bundestagswahl nochmals ein:

Die Welt wird die neue deutsche Regierung beobachten. Ein Maßstab in der Beurteilung ihrer Handlungen wird sein, in welchem Umfang ihre Führer eine Atmosphäre schaffen, in der Juden und alle Minoritäten sich in der Ausübung ihrer Rechte sicher fühlen können...Das Leben und das Wohlergehen der Juden in Deutschland wird ein Prüfstein der demokratischen Entwicklung in Deutschland sein.

Konrad Adenauer erwähnte die Juden in seiner ersten Regierungserklärung jedoch mit keinem Wort. Erst in späteren Interviews machte er deutlich, dass er die Bekämpfung des Antisemitismus, die Bestrafung von NS-Verbrechen, Reparationen an Israel und den Aufbau jüdischer Gemeinden in der Bundesrepublik fördern wolle.

1951 begannen direkte Verhandlungen der Bundesregierung mit Israel, die 1952 zum Abschluss des Luxemburger Vertrages führten. Dazu trug auch die westdeutsche Presse bei: Der Präsident des Hamburger Presseamtes, Erich Lüth, rief 1951 die Aktion "Friede mit Israel" ins Leben, um den Antisemitismus zu bekämpfen und die Trauer über die Massenvernichtung in den NS-Lagern einzuüben.

Wie das Buch der Psychologen Margarete Mitscherlich und Alexander Mitscherlich überzeugend nachwies, gelang diese Trauer- und Versöhnungsarbeit in der Nachkriegszeit bis mindestens 1965 und darüberhinaus kaum. Die Masse der Deutschen blieb davon unberührt. Die NS-Verbrechen blieben tabuisiert und wurden nicht als bleibender Impuls zum Aufbau einer gesamtdeutschen positiven Identität integriert.

Geschichtsverdrängung und Geschichtsfälschung

Nach 1945 begann der Kampf um die Deutungshoheit über die Verbrechen der Nazis. Zuerst wurden sie verdrängt oder den finsteren Plänen nur weniger führender Nationalsozialisten zugeschrieben. Die Nürnberger Prozesse wurden vielfach als Siegerjustiz wahrgenommen. Auch die Auschwitzprozesse (1963-65/1977-81) veränderten die übliche Abwehrhaltung kaum. Eine Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit trat im Wirtschaftswunderland zunächst zurück.

Etwa ab 1965 begann die Holocaustleugnung mit der "Auschwitzlüge". Dieser Begriff wurde im Zusammenhang mit Wahlerfolgen der NPD propagiert. Ihr Ziel war der "Nachweis", dass der Holocaust eine Erfindung "der Juden" sei, um Deutschland als Tätervolk zu brandmarken und politisch-finanzielle Reparationen zu "erpressen". Dieses Motiv gehört seitdem zum Standardrepertoire rechtsextremer Geschichtsfälscher. Besondere Aufmerksamkeit erregte 1988 Fred Leuchter mit seinem Versuch, die Gaskammern wegzuerklären.

Weiter verbreitet ist aber die "Relativierung" der nationalsozialistischen Verbrechen, die man auch als historischen Revisionismus bezeichnet. Dabei wird die Besonderheit des Holocaust eingeebnet, indem seine historischen Ursachen verallgemeinert oder gefälscht werden. So kam es 1986 zu einem "Historikerstreit": Ernst Nolte behauptete, die deutschen Konzentrationslager seien eine Reaktion auf Stalins massenvernichtende Arbeitslager und Umsiedlungspolitik gewesen. Ähnliche Geschichtsthesen spielen nicht nur im Rechtsextremismus, sondern bis in etablierte Parteien hinein eine große Rolle.

Begünstigt wurde dieser Revisionismus durch historische Ansätze, die eher auf die Unterschiede als die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Erscheinungsformen von Judenfeindlichkeit pochten. Diese Differenzierung trug zu Verharmlosung bei: Heute tarnen Antisemiten ihre prinzipielle Judenfeindschaft oft als Antijudaismus, Antizionismus oder allgemeine Kapitalismuskritik und setzen sich vom Nationalsozialismus ab. Doch ihre Ideologien enthalten oft Motive, die bekannten antisemitischen Stereotypen nur allzu sehr ähneln.

Der "Schluss-Strich"

Im Zusammenhang der "Kollektivschuld"-Debatte wurde erstmals die Forderung laut, die Vergangenheit ad acta zu legen. Diese Mentalität ist seitdem gewachsen und zeigt sich fast jedesmal, wenn die Nazizeit öffentlich thematisiert oder berührt wird; z.B.:

  • im Streit um Zwangsarbeiter-Entschädigungen: Hier zeigte sich eine unzureichende Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit bei vielen Unternehmen, die Zahlungen zunächst verweigerten;
  • im Streit um das Holocaust-Mahnmal: Nachdem Opferverbände erfuhren, dass eine Tochterfirma der IG Farben am Bau des Mahnmals beteiligt war, zogen sie ihre Unterstützung dafür zurück;
  • im Streit um Jürgen Möllemanns Wahlkampfflugblatt 2002: Zum ersten Mal versuchte der Vizeführer einer etablierten Partei, durch ressentiment-geladene öffentliche Kritik an Juden und an Israel Stimmen aus dem rechten Spektrum zu gewinnen. Dieser "Tabubruch" löste eine neue Antisemitismus-Debatte aus.

Die Reaktionen aus Teilen der Bevölkerung zeigen eine Art "Bodensatz" von unverarbeiteten antijüdischen Ressentiments: besonders dort, wo "den Juden" die Schuld an etwas - z.B. den Finanzlasten durch vermeintlich ungerechtfertigte Entschädigungsansprüche - (zurück-)gegeben wurde. Dabei lässt sich eine Akzentverschiebung beobachten: Wurde früher gefordert, eine Debatte über deutsche Schuld müsse "endlich" beendet werden, so wurde nun verlangt, eine Debatte über Israels "Verbrechen" an den Palästinensern müsse "endlich wieder möglich" sein.

Teilweise antisemitisches Gedankengut erschien auch im Zusammenhang verschiedener "Affairen" in der jüngeren bundesdeutschen Geschichte.

Philipp Jenninger (1988)

Der damalige Bundestagspräsident sprach in seiner Rede zur "Reichspogromnacht" von Hitlers "Leistungen" vor 1938, die große Bevölkerungsteile dazu gebracht hätten, ihm zu folgen. Das löste öffentliche Empörung aus, wegen der er zurücktrat. Der Zentralrat der Juden in Deutschland stellte sich allerdings offen hinter Jenninger. Ignatz Bubis demonstrierte die "Unbedenklichkeit" seiner - rhetorisch sehr ungeschickt und leidenschaftslos gehaltenen - Rede, indem er später weite Teile daraus ohne Angabe der Quelle selbst hielt.

Daniel Goldhagen (1996)

Der amerikanische Historiker jüdischen Glaubens eröffnete mit seinem Buch "Hitlers willige Vollstrecker" eine neue Debatte um die Kollektivschuld der Deutschen und um einen besonderen deutschen Antisemitismus, der zum Holocaust beigetragen habe.

Martin Walser (1998)

Als der Autor den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhielt, erklärte er in seiner Dankesrede: Auschwitz werde als "Moralkeule" und zur "Dauerrepräsentation unserer Schande" benutzt. Das Erinnern werde zum "Ritual" und zur "Pflichtübung". Es müsse jedem überlassen werden, wann und wie er sich erinnern wolle, und Vergessen müsse erlaubt sein.

Dafür fand Walser viel Zustimmung, aber auch Kritik. Ignatz Bubis, der damals den Zentralrat der Juden in Deutschland führte, versuchte sich - aus seiner Sicht erfolglos - mit Walser auseinanderzusetzen. Danach sah er sein Lebenswerk - die Versöhnung mit den Deutschen auf der Basis gemeinsamen Erinnerns - als gescheitert an.

Auch Walsers Roman Tod eines Kritikers (2001), der unübersehbar auf den jüdischen Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki anspielte, fand viel Kritik. Ein Teil der Feuilletonisten (z.B. Frank Schirrmacher) warf ihm vor, er arbeite mit antisemitischen Klischees.

Norman Finkelstein (2001)

Der jüdische US-Amerikaner erhob in dem Buch "Die Holocaust-Industrie" den Vorwurf, eine von jüdischen Opferverbänden und Anwälten vorangetriebene "Industrie" beute jüdisches Leiden inzwischen skrupellos aus und fördere so den Antisemitismus und die Holocaustleugnung. Damit zog er den Vorwurf des Antisemitismus seitens der Kritisierten, aber auch darüber hinaus auf sich.

Martin Hohmann (2003)

Der CDU-Abgeordnete erklärte in einer Rede in seinem Wahlkreis Fulda/Hessen, ebenso wie die Deutschen im Blick auf Hitlers Verbrechen könnten die Juden als "Tätervolk" im Blick auf sowjetische Verbrechen gelten, weil Juden maßgeblich an der russischen Oktoberrevolution 1917 beteiligt gewesen seien. Nach Hohmann Ansicht sind aber weder "die Deutschen", noch "die Juden" ein Tätervolk. Das führte zu einer heftigen Debatte. Der Bundeswehrgeneral Reinhard Günzel unterstützte Hohmann und wurde daraufhin entlassen. Hohmann wurde später aus der CDU ausgeschlossen.

Rolf Hochhuth (2005)

Der bekannte Dramatiker erklärte in einem Interview mit der Jungen Freiheit, der britische Holocaust-Leugner David Irving sei "sehr viel seriöser, als viele deutsche Historiker". Dass Irving seit 1993 nicht mehr in die Bundesrepublik einreisen darf, führte Hochhuth auf "Verleumdung" zurück. Irving sei ein "fabelhafter Pionier der Zeitgeschichte", der Vorwurf, er sei ein Holocaust-Leugner, "einfach idiotisch". Auf die Aussage Irvings angesprochen, in Auschwitz habe es keine Gaskammern gegeben, in Gaskammern seien dort "weniger Menschen umgekommen als 1969 auf dem Rücksitz Edward Kennedys", sagte Hochhuth: "Da hat er seiner nicht ganz unbritischen Neigung zum schwarzen Humor auf zynische Weise freien Lauf gelassen. Wahrscheinlich ist er wahnsinnig provoziert worden, ehe er das gesagt hat. Als Historiker ist er ein absolut seriöser Mann.".

Diese verschieden gelagerten Fälle zeigen eine Gemeinsamkeit: Im Raum stand immer die Frage nach dem heutigen Umgang mit den damaligen Nazi-Verbrechen und nach der Verantwortung, die die Deutschen als "Tätervolk" heute zu tragen haben oder nicht. Dabei erschienen neue Vorwürfe gegen Juden: Sie wollten die Schuldgefühle der Deutschen verlängern (Goldhagen-Debatte), um sich am Holocaust zu bereichern (Finkelstein-Debatte). Hier spricht die Forschung von einem "sekundären" Antisemitismus, dessen Vorurteilsstruktur sich in der Denkfigur "Die Deutschen werden den Juden den Holocaust nie verzeihen" zeigt.

Bei diesen Debatten wurde stets die Wirkung auf die hier lebende jüdische Minderheit übersehen. Diese musste nach jedem öffentlichen Streit eine Zunahme von Anfeindung und Bedrohung erleben. Mit schöner Regelmäßigkeit gelingt es Politikern und Autoren, die Mehrheitswünsche nach "Entlastung" von früherer Schuld und heutiger Verantwortung zu bedienen und dabei die Situation hier lebender Juden zu missachten.

Latenter Antisemitismus

Antisemitismus kann heute sowenig wie früher nur an ausdrücklicher Ausrichtung auf judenfeindliche Ziele festgemacht werden. Es geht hier um Freund-Feind-Haltungen, die Judenhass fördern, dafür anfällig sind und sich dahin entwickeln können.

Nach verschiedenen älteren Umfragen (u.a. Allensbach) gab es 1995 in der deutschen Bevölkerung einen Anteil von mindestens 15 bis zu 25%, der antisemitischen Meinungen zuneigt oder sie vertritt. Nach einer Forsa-Umfrage vom November 2003 stieg dieser Anteil von 20% (1998) auf im Durchschnitt 23% (wobei verschiedene Fragestellungen und Methoden zu berücksichtigen sind):


- 28% glaubten, Juden hätten in der Welt zuviel Einfluss.

- 36% fanden, Juden zögen aus der Vergangenheit Vorteile und ließen die Deutschen dafür zahlen.

- 61% fanden, man solle endlich einen Schlussstrich unter die Diskussion der Judenverfolgung ziehen.

Die im Juni 2002 veröffentlichte Studie des Frankfurter Sigmund-Freud-Instituts und der Universität Leipzig ermittelte einen deutlichen Anstieg gegenüber 1999 um 5% auf 36% der Befragten, die sich klar antisemitisch äußerten.

Das latente antisemitische Potential zeigen auch regionale Wahlergebnisse rechtspopulistischer bis rechtsextremer Parteien wie DVU, REP, NPD (Sachsen: 9, 2% im September 2004). Durch populäre Protestparolen erhielten sie dort Zulauf und zumindest vorübergehende Akzeptanz in der Gesellschaft. Dazu scheint neben sozialen Problemen wie der Arbeitslosigkeit, die etablierte Parteien bisher nicht verringern konnten, auch ein mangelndes Bewusstsein gegenüber einer Gefahr "von rechts" beizutragen.

Offener rechtsextremer Antisemitismus

1949 wurde "Aufruf zum Rassenhass" zum Straftatsbestand. Das hält Anhänger der rechten Szene jedoch nicht davon ab, ihr Weltbild weiter zu pflegen. Antisemitismus ist dort Grundkonsens und eine Art "Ehrensache", über die nach außen nicht viel geredet wird.

Mit der 1964 neu gegründeten NPD gaben sich alte und neue Nazis eine Parteiorganisation, die sich die Abschaffung des Grundgesetzes zu Gunsten einer "Volksgemeinschaft" zum Ziel setzt. Ein profiliertes Mitglied dieser Partei ist der Rechtsanwalt Horst Mahler. Da die NPD parlamentarisch wirken will, distanzierte sie sich im Verbotsverfahren nach außen von der Gewalt z.B. der Skinheads.

Doch zahlreiche rechtsextreme Gruppen knüpfen auch unabhängig von der NPD bewusst an völkische, deutschnationale, faschistische Ideologie und Symbole der Weimarer Zeit an. Diese verbinden sich mit autoritären und aggressiven Verhaltensmustern, Ausländerfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft zu einem zunehmend gefährlichen Gemisch. Nachdem eine Reihe dieser Gruppen verboten wurde, unterlaufen sie das staatliche Organisationsverbot heute durch dezentrale Vernetzung in sog. Kameradschaften. Auch die Organisierung neonazistisch agierender Gruppen unter der Bezeichnung "autonome Nationalisten" tritt vermehrt in Erscheinung, wobei sie sich organisatorisch auf Modelle der linksradikalen/anarchistischen Bewegung (autonome Szene) der 80er Jahre beziehen.

Die Zahl der Rechtsextremisten in Deutschland wird auf etwa 42000 organisierte, davon etwa 12000 Gewaltbereite geschätzt. Die Dunkelziffer nicht organisierter Sympathisanten ist damit nicht erfasst.

Antisemitische Straftaten in Deutschland

Gewaltbereitschaft gegen Obdachlose, "Fremde", Linke, Schwule, Behinderte, Ausländer, Farbige und auch gegen Juden findet man vor allem bei rechtsextremen Jugendgruppen, Neonazis und Skinheads.

Verlässliche Daten zu antisemitischen Straftaten sind schwer zu finden: Das Bundeskriminalamt z.B. führt keine gesonderte Statistik darüber. Taten mit antisemitischem Hintergrund sind oft nicht als solche erkennbar und werden unter gewöhnlicher Gewaltkriminalität verbucht. Hinzu kommt eine restriktive Informationspolitik der Bundesregierung: Eine Anfrage der PDS im September 2004 nach konkreten Zahlen wurde z.B. nicht beantwortet.

Eine Zunahme fremdenfeindlicher und antisemitischer Straftaten ist jedoch unverkennbar. Im Jahr 2000 gab es laut amtlicher Zählung insgesamt rund 15.951 solche Taten: ein Anstieg von 58% gegenüber dem Vorjahr. Bis 2003 wurden insgesamt mindestens 93 Menschen in Deutschland durch rechtsextreme Gewalt getötet (Dossier der Frankfurter Rundschau).

Antisemitisch sind vor allem Schändungen jüdischer Gräber und Friedhöfe. Sie geschahen in Deutschland von 1945 bis 1990 rund 1000 mal. Seitdem nimmt die Zahl stetig zu. 1990 bis 2000 gab es 409 solcher Vorfälle: mehr als doppelt so viel wie von 1970 bis 1990. Das Grabmal von Heinz Galinski, dem früheren Leiter des jüdischen Zentralrats, wurde 1998 zwei Mal gesprengt, so dass sein Nachfolger Ignatz Bubis sich in Israel beerdigen ließ.

Auch Synagogen sind Ziel von Anschlägen. Einige Fälle seien hervorgehoben:

  • 25. März 1994: Brandanschlag Lübeck. 5 Personen wurden gerettet. Ein Jahr später wurden 4 Täter zu Haftstrafen zwischen 2-4 Jahren verurteilt.
  • 7. Mai 1995: erneut Brandanschlag Lübeck. Ein angrenzendes Gebäude brannte aus. Ermittlungen wurden im August 1997 eingestellt.
  • 20. April 2000: Brandanschlag Erfurt, von Anwohnern gelöscht. 2 jugendliche Täter wurden 1 Jahr später zu Haftstrafen von 1-2 Jahren verurteilt.
  • 27. Juni 2000: Bombenanschlag Düsseldorf. Eine Handgranate traf 10 russische Emigranten, davon 6 Juden. Der Anschlag wurde bisher nicht aufgeklärt. Die jüdische Gemeinde dort erhält seitdem viele Drohbriefe. Eine bundesweite Debatte über rechtsextreme Gefahr danach blieb folgenlos.
  • November 2003: knapp vereitelter Anschlag auf die Festversammlung zur Wiedereröffnung der Münchner Synagoge.

Jahresberichte des Bundesamts für Verfassungsschutz notierten anhand eingeleiteter Ermittlungsverfahren

1992: 628

1994: 1.366

1999: 817

2000: 1.378

2001: 787

2003: 1.059 antisemitische Straftaten,

von 1998-2002 insgesamt rund 3.400 (Antwort auf Ulla Jelpkes Anfrage im Bundestag).

Auch Graffiti-Anschläge auf Erinnerungsstätten des Holocaust haben sich seit der deutschen Einheit enorm vermehrt. Die Täter werden besonders in Deutschland nur sehr selten gefunden. Verfolgung von Grabschändungen wird hier meist nach 5 Monaten eingestellt. Die Aufklärungsrate liegt im europäischen Vergleich fast an letzter Stelle (siehe weblinks).

Antisemitische Stereotypen in der deutschen Linken

Linke anti-kapitalistische Gruppen und Parteien sind nicht vor Antisemitismus gefeit. Das Feindbild vom "internationalen jüdischen Finanzkapital" verbindet sie mit Rechtsextremen, die sie sonst bekämpfen. Auch die Vorstellung von der Alternative und von den Methoden, diese zu erreichen, ähneln sich mehr, als vielen Linken bewusst ist. So wird die Kapitalismuskritik von links wie rechts oft - ähnlich wie bei den Antisemiten des 19. Jahrhunderts - mit dem Stereotyp einer "jüdischen Weltherrschaft" verbunden.

Besonders seit 1967 richtet sich das Augenmerk linker Antiimperialisten - ähnlich wie im arabisch-islamischen Raum - auf das Zusammenspiel der Weltmacht USA mit dem von ihr unterstützten Staat Israel. Die Kritik daran führte zur Solidarisierung mit dem "Befreiungskampf des palästinensischen Volkes" gegen den "Stellvertreter der USA in Nahost". Dabei unterstützt man jene Palästinenser-Organisationen, die Israels Existenzrecht verneinen und diesen "Terrorstaat" zerschlagen wollen. Man vergleicht die israelische "Besatzungsmacht" gern mit den Nationalsozialisten.

Diese ideologische Partnerschaft von Antiimperialismus mit - israelfeindlich gedeutetem - Antizionismus ist ebenfalls als "sekundär antisemitisch" einzustufen. Sie hatte bereits tödliche Folgen für manche Juden. So kam es mehrfach zur Kooperation von RAF-Terroristen mit palästinensischen Flugzeugentführern, die bei einer Entführung 1976 jüdische Passagiere "selektierten", um sie zu ermorden.

1991 beteiligten sich deutsche Militante - darunter das mutmaßliche RAF-Mitglied Andrea Klump - an einem Bombenanschlag in Budapest auf russische Juden.

2002 erschien im linksgerichteten Magazin "Kult" (Coburg) die Aufforderung: "Don't buy Jewish!" Damit wurde zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen und auf die Nationalsozialisten angespielt (1. April 1933): "Deutsche, kauft nicht bei Juden!" Auch bei den Hausbesetzern in Hamburg konnte man den Aufruf "Boykottiert Israel!" hören.

Auch bei Globalisierungsgegnern wurden schon jüdische Personen ins Blickfeld gerückt, um das "raffende" Kapital zu symbolisieren. Das suggeriert wie bei den Nationalsozialisten, die "Zinsknechtschaft" könne nur durch deren Entfernung gebrochen werden.

Dieses Muster hat gerade in Deutschland Tradition. Schon im 19. Jahrhundert benutzten Sozialisten ebenso wie Konservative antisemitische Ressentiments, um gegen den verhassten Manchesterliberalismus zu polemisieren. Zu ihnen gehörte der Erfinder des Schlagworts "Antisemitismus": Wilhelm Marr.

Antisemitismus im Nahen Osten

Der Nahostkonflikt ließ alte antisemitische Traditionen wieder aufleben: So enthält die Charta der Hamas z.B die Protokolle der Weisen von Zion. Auch in anti-israelischer Propaganda, in arabischen Medien und Schulbüchern wird häufig auf antisemitische Stereotypen und Karikaturen zurückgegriffen.

Das ist aber nicht nur als Import und Fortsetzung des europäischen Antisemitismus zu sehen. Zu den Ursachen dafür gehören regionale Interessenkonflikte, die Politik Israels, die Ghettoisierung der Palästinenser auch bei Israels arabischen Nachbarn, und alte historische, religiös-kulturelle Spannungen zwischen Judentum und Islam.

(siehe dazu: Arabischer Antisemitismus)

Zusammenfassung

Verschiedene Deutungsmuster erschweren das Erkennen und Benennen von weiterwirkendem Antisemitismus heute:

  • Antisemiten nennen sich nicht mehr so und stehen öffentlich selten zu ihren eigentlichen Zielen. Bei näherem Hinschauen zeigen sie jedoch erkennbar antisemitische Denk- und Handlungsmuster. Paradebeispiel dafür ist die Leugnung des Holocaust: Kaum ein heutiger Antisemit wird sagen, dass dieses Verbrechen richtig war. Da man aber zugleich eine deutschnationale bis faschistische Politik propagiert, müssen deren historisch anschauliche Konsequenzen geleugnet werden. Diese Leugnung ist also Merkmal des Antisemitismus.
  • Antisemiten können sich heute teilweise hinter übermäßiger Toleranz verstecken: Bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein redet man oft nur von "Gewaltbereitschaft", "Fremdenfeindlichkeit", "jugendlicher Selbstfindung", alkoholbedingter "Enthemmung" oder von sozial bedingtem "Frust", wo konkrete Verbrechen gegen Juden und andere Minderheiten geplant und geübt werden.
  • Antisemiten können sich auch mit anderen Ideologien verbinden, so dass ihre Judenfeindlichkeit nicht sofort erkennbar ist: eben z.B. mit einer "Kapitalismus-" oder "Zionismuskritik", die Juden meint, wenn sie "Wallstreet" sagt.
  • Ein falscher Philosemitismus, der Juden allgemein für "gute Menschen" erklärt, kann Antisemiten in die Hände arbeiten und in Antisemitismus umschlagen. Der jüdische Autor Rafael Seligmann z.B. kritisiert eine Idealisierung von Juden, die sowohl sie selbst als auch Beobachter überfordert. In ihrem Idealbild enttäuschte Philosemiten würden dann schnell zu Antisemiten. Jüngstes Beispiel dafür war der öffentliche Umgang mit dem kritikwürdigen Verhalten von Michel Friedman.
  • Antisemitismus kann sich als Kritik an der Politik Israels tarnen. Diese wird oft kurzschlüssig mit Nazipolitik verglichen und gleichgesetzt: Israelis sind "auch nicht besser", verhalten sich "rassistisch", "vernichten" die Palästinenser und "terrorisieren" damit zugleich die Weltgemeinschaft. Man unterstellt ihnen überzogene Reparationsforderungen und fordert medienwirksam deren Beendung. So dient Israels Politik als Projektionsfläche, um sich von der eigenen historischen Verantwortung für den Holocaust und seine Folgen zu entlasten. Die berechtigte Kritik an Israels Politik wird missbraucht, um antisemitische Vorurteile zu wecken und subtil antisemitisches Gedankengut zu verbreiten.
  • Ebenso kurzschlüssig wäre es aber, berechtigte Kritik an Israels Politik zu unterdrücken: Denn auch das kann den Antisemitismus fördern. Die israelischen Autoren Avi Primor und Uri Avnery haben dieses Muster angeprangert.

Ob Kritik an Israel antisemitische Klischees wachruft oder ob dieser Vorwurf berechtigte Kritik unterdrücken will, ist im Einzelfall schwer zu entscheiden: Das zeigte sich in der Antisemitismus-Debatte oder heute in der Debatte um Lieferungen von Atom-U-Booten an Israel. Eine Möglichkeit, sich falscher Instrumentalisierung zu entziehen, ist die Orientierung an und Zusammenarbeit mit der israelisch-palästinensischen Friedensbewegung, z.B. der Gruppe Gush Shalom oder dem Friedensdorf Neve Shalom / Wahat as-Salam.

Literatur

  • Henryk M. Broder: Der ewige Antisemit. Über Sinn und Funktion eines beständigen Gefühls., Berlin, Berliner Taschenbuch Verlag, 2005 (1. Auflage 1986), ISBN 3-8333-0304-2 (umstrittenes Buch über den angeblich gemeinsamen Antisemitismus seit 1945 in der deutschen Linken und Rechten)
  • Norman G. Finkelstein: Die Holocaust-Industrie. Wie das Leiden der Juden ausgebeutet wird., München, Piper, 2003, ISBN 3-492-23580-8 (umstrittenes Buch, das häufig von Antizionisten, aber auch Antisemiten zitiert wird)
  • Norman G. Finkelstein: Beyond Chutzpah. On the Misuse of Antisemitism and the Abuse of History. University of California Press 2005, ISBN 0-520-24598-9
  • Rabinovici, Doron/ Speck, Ulrich/ Sznaider, Natan: Neuer Antisemitismus? Eine globale Debatte. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2004. ISBN 3518123866
  • Hoffmann, Arne: Warum Hohmann geht und Friedman bleibt. Antisemitismusdebatten in Deutschland von Möllemann bis Walser. Edition Antaios 2005 - ISBN 3-935-06326-1
  • Joachim Perels: Antisemitismus in der Justiz nach 1945? (S. 241-252) - in: Fritz-Bauer-Institut (Hrsg.): Beseitigung des jüdischen Einflusses ... : antisemitische Forschung, Eliten und Karrieren im Nationalsozialismus. - Frankfurt/M. : Campus Verl., 1999. - ISBN 3593360985
  • Siegfred Jäger / Margarete Jäger: Medienbild Israel : zwischen Solidarität und Antisemitismus. - Münster : LIT Verl., 2003. - ISBN 3825864464
  • Tobias Jaecker: Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11. September : neue Varianten eines alten Deutungsmusters. - Müster : LIT Verl., 2004. - ISBN 3825879178
  • AG Antifa / Antira im StuRa der Uni Halle (Hg.): Trotz und wegen Auschwitz : nationale Identität und Antisemitismus nach 1945. - Münster : Unrast, 2004. - ISBN 3897714280 [1]

Siehe auch

Allgemein
Statistiken zu rechtsextremen oder judenfeindlichen Einstellungen
Statistiken zu Straftaten und die Opfer

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