Niederländische Sprache
Die Niederländische Sprache (Nederlandse taal), auch Niederländisch (ursprünglich: Duits der neederen landen bzw. De duitse taal der nederen landen (die deutsche Sprache der niederen Lande), auch: Nederduits), fälschlich Holländisch, nach der niederländischen Region Holland benannt, aus deren Dialekt sich die niederländische Schriftsprache im Wesentlichen entwickelte, gehört zum germanischen Zweig der indogermanischen Sprachen.
Herkunft
Das Niederländische ist eine westgermanische Sprache. Es leitet sich vom Niederfränkischen ab, einem Zweig des Niederdeutschen, der sich in den "niederen Landen des Frankenreichs" - nordwestlich der Benrather Linie - weiterentwickelt hat. Die indogermanische Sprachwissenschaft/Germanistik stellt das Niederländische als westlichen Zweig des Niederdeutschen neben den Niedersächsischen und den Ostniederdeutschen Zweig der deutschen Sprache. Wer niederdeutsche (plattdeutsche) Dialekte spricht oder versteht, kann in der Regel auch Niederländisch (größtenteils) verstehen. Ursprünglich und überwiegend wird Niederländisch in den Niederlanden, im flämischen Gebiet Belgiens, in Brüssel sowie in angrenzenden Regionen Frankreichs und Deutschlands gesprochen. An der Grenze zum Hochdeutschen gehen die Mundarten des Niederländischen beziehungsweise Niederfränkischen fließend ins Westmitteldeutsche über, das ebenfalls fränkischen Ursprungs ist.
Das Niederländische beruht auf der Niederdeutschen Schriftsprache des 17. Jahrhunderts (eine ältere Version war die überregionale Sprache der Hanse), die allmählich mit Mundartausdrücken der Provinzen Holland und Brabant angereichert wurde. Lehnwörter kommen aus dem Französischen und in neuerer Zeit überwiegend aus dem Englischen. Was den Wortschatz betrifft, so bewahrt das Niederländische mehr als das moderne (Hoch-)Deutsche den altdeutschen Wortbestand. Sprachliche Weiterentwicklungen und Neuformungen der heutigen Deutschen Sprache fanden nie Eingang in das Niederländische, im (Hoch-)Deutschen bereits verschwundene Begriffe leben im Niederländischen fort (z.B. Oorlog, lenen, kiezen, verbazen). Anders als im Hochdeutschen sind die Wörter lautlich unverschoben = "platt", haben die hochdeutsche Lautverschiebung also nicht mitgemacht. Beispiele sind: genoot/Genosse, wetenschap/Wissenschaft, paard/Pferd, koopman/Kaufmann, verbeteren/verbessern, koninkrijk/Königreich. Daneben finden sich im Niederländischen sehr viele niederfränkische Mundartausdrücke, die allerdings schon jahrhundertelang zum Standardvokabular gehören.
Die Sprachstruktur des Niederländischen geht insgesamt, trotz grammatischer Vereinfachungen, auf das Niederdeutsche der frühen Neuzeit zurück. Der Satzbau hat sich im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert.
Die alten niederfränkischen Dialekte sind in den Niederlanden mittlerweile stark zurückgedrängt worden. Nur das Limburgische genießt heute den Rang einer Regionalsprache. Die in den Niederlanden ebenfalls verbreiteten friesischen und niedersächsischen Mundarten werden noch stärker gepflegt. Sie beeinflussten die niederländische Standardsprache jedoch kaum.
Als "Niederfränkisch" bezeichnet man die Mehrzahl der in den Niederlanden gesprochenen niederdeutschen Dialekte. Sie sind fränkischen Ursprungs und substanziell eng mit mit den rheinländischen und moselfränkischen Mundarten des deutschen Sprachaums verwandt.
Ihr Einfluss auf die moderne niederländische Sprache ist allerdings gering. Der ganz überwiegende Teil des niederländischen Wortschatzes stammt aus dem "Mittelniederdeutschen", einer schriftsprachlichen Version des Niedersächsischen, die bis ins 17./18. Jahrhundert im gesamten norddeutschen Raum verbindliche Verkehrssprache war. Auch die niederländische Grammatik beruht auf der niedersächsischen, wurde jedoch im Laufe der Zeit erheblich vereinfacht (stark eingeschränkte Beugung von Substantiv und Adjektiv).
Durchsetzen konnte sich das niederfränkische Element, dem örtlichen Sprachgebrauch folgend, nur in der Aussprache (Phonetik).
Zum Wortschatz lässt sich folgendes sagen:
1) Die breite Masse der Wörter wird ähnlich oder gleich geschrieben wie im Deutschen (unter Berücksichtigung der Lautverschiebung) und hat die gleiche Bedeutung
z.B.: recht, beledigen, gevaar, verwant, kaal, verbergen, ergernis (=Ärgernis), geduld, angst, brief, schuld, geld, jagen, kind, nacht, morgen, arbeid, aanvangen, begeleiden, burgemeester, handel, bericht, niemand, liefde (= Liebe), bescheiden, gerucht (Gerücht), krijgsgevangen, verdrag, geheim, dienst ...
2) Einige Wörter werden ähnlich oder gleich geschrieben, haben jedoch eine im Deutschen veraltete Bedeutung:
z.B.: aandacht - Aufmerksamkeit; aanleiding - Anlass; beloven - versprechen (= geloben); vuilnis - Abfall, Müll ("Fäulnis"); openbaar - öffentlich
3) Viele Wörter sind niederdeutschen Ursprungs und existieren sonst nur im Plattdeutschen:
z.B.: achter - hinter; maat - Kollege, Partner; dwars - quer; steunen - stützen; laag - niedrig; prettig - schön, angenehm; vaak - häufig, öfters; trekken - ziehen (auch mitteldeutsch)
4) Eine Anzahl von Wörtern ist im Deutschen weitgehend veraltet:
z.B.: minne - Liebe; verbazen - sich wundern, erstaunt sein; kiezen - (er)wählen; oorlog - Krieg, "Orlog"; lenen - leihen, entlehnen; eeuw - Jahrhundert (Ära); oogst - Ernte, Erntemonat (August); lente - Lenz, Frühling; aanbevelen - empfehlen
Insbesondere die kleinen satztechnischen Funktionswörter sind niederfränkischer Herkunft: tot - (bis) zu; net - genau (wie); dus - also, doch; pas - erst, gerade; maar - aber; er - da, davon, dort (wird meist nicht übersetzt); aber auch Wörter wie golf (Welle) oder vastenavond (Karneval, "Fastenabend") sind rheinischen Ursprungs.
Ein zentrales Ereignis in der niederländischen Sprachgeschichte war die Anfertigung der "Statenbijbel" (=Staatsbibel) zwischen 1618 und 1637. Ihr kommt eine ähnliche Bedeutung zu wie der deutschen Bibelübersetzung Martin Luthers. Die Übersetzung erfolgte auf Geheiß der Dordrechter Synode und orientierte sich an den authentischen griechischen Textquellen. Die Bibelübersetzung trug wesentlich zur Vereinheitlichung der Sprache bei.
Weitere bedeutsame Veröffentlichungen, die die Entstehung der Einheitssprache beeinflussten, waren die erste niederländische Grammatikfibel Twe-sprack vande Nederduitsche letterkunst, die Hendrik Laurenszoon Spieghel mit anderen Mitgliedern der angesehenen Amsterdamer "Rederijkerskamer" um das Jahr 1584 erarbeitete und das Grundlagenwerk Aanleidinghe ter Nederduitsche Dichtkunste, verfasst von Joost van den Vondel im Jahre 1650.
Als westgermanische Sprache ist das Niederländische ebenfalls mit dem Englischen (Angelsächsischen) und Friesischen verwandt. Die historisch jüngste westgermanische Sprache, das Afrikaans (früher "Kapholländisch"), das vor allem in Südafrika und Namibia gesprochen wird, ist ein unmittelbarer Spross des Niederländischen (siehe unten). Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hieß das heutige Niederländisch "Nederduitsch" (Niederdeutsch) oder ”duitse taal der nederen landen (die deutsche Sprache der niederen Lande). Erst danach setzte sich allmählich die Bezeichnung "Nederlands" durch.
Verbreitung
Niederländisch ist heute Muttersprache von etwa 25 Millionen Menschen. Amtssprache ist es in folgenden Staaten (die Zahl gibt die ungefähre Zahl der Muttersprachler an):
- Niederlande: 16 Millionen
- Belgien: 6,2 Millionen (60% aller Belgier) (dort auch Flämisch genannt)
- Suriname: 0,4 Millionen
- Niederländische Antillen: 217.000. Ein "autonomer Staat" innerhalb des Königreichs der Niederlande. Die Niederländischen Antillen sind eine Inselgruppe in der Karibik und bestehen aus Bonaire, Curaçao (zusammen mit Aruba auch "ABC-Inseln" genannt), Saba, Sint Eustatius und Sint Maarten (der größere Teil von Sint Maarten heißt Saint-Martin und gehört zu Frankreich).
- Aruba: 95.000. Aruba trennte sich offiziell 1986 von den Niederländischen Antillen ab und wurde zu einem eigenen "autonomen Staat" innerhalb des Königreichs der Niederlande.
Der Language Code ist nl
beziehungsweise dut
oder
nla
(nach ISO 639); dum
ist der Code
für Mittelniederländisch (etwa 1050-1350).
Oft nennen auch Niederländer die niederländische Sprache Holländisch, obwohl der Holländische Dialekt eigentlich nur ein größerer Dialekt des Niederländischen ist. Das moderne Standard-Niederländische ist stark vom Dialekt des früher mächtigsten Bundesstaates Holland (heute die Provinzen Nord- und Südholland) geprägt. Von den Dialekten der anderen früheren Bundesstaaten, außer dem reichen und einflussreichen belgischen Brabant, findet man im modernen Niederländisch weniger wieder.
Es gibt viele Niederländer, die - wie in Norddeutschland - als "Muttersprache" zu Hause niedersächsische Dialekte sprechen (Plattduits), die unmittelbar von der altsächsischen Sprache abstammen. Sie lernen Niederländisch als Zweitsprache in der Schule und nennen es Holländisch, die Sprache der holländischen Provinzen.
Umgekehrt sind die ursprünglichen Mundarten des deutschen Niederrheins, des westlichen Ruhrgebiets, sowie Teile des Bergischen Landes niederfränkisch bzw. niederländisch (alle fränkischen Mundarten nördlich der Uerdinger Linie). Insbesondere die früher in Deutschland gesprochenen Kleverländischen Dialekte gelten unbestritten als niederländische Mundarten. In den meisten Schulen des heutigen bundesdeutschen Kreises Kleve war Niederländisch bzw. Kleverländisch bis ins 19. Jahrhundert Unterrichtssprache.
In Belgien sprechen die Flamen, also die Bewohner des im nördlichen Teil Belgiens gelegenen Landesteils Flandern, die flämischen Dialekte des Niederländischen. Als Amts- und Schriftsprache wird jedoch in Flandern ebenso wie in den Niederlanden die niederländische Standardsprache verwendet.
Die Niederlande und Belgien haben am 9. September 1980 die so genannte "Niederländische Sprachunion" (Nederlandse Taalunie) geschaffen. Diese soll gewährleisten, dass eine gemeinsame Rechtschreibung und Grammatik fortbesteht und die Sprache gepflegt wird. Seit dem 12. Dezember 2003 ist auch Suriname Mitglied der Nederlandse Taalunie. Selbstverständlich gibt es regionale Eigenarten zwischen der niederländischen und der belgisch-flämischen Variante der Standardsprache. Die flämischen Dialekte selbst werden untergliedert in Westflämisch, Ostflämisch und Seeländisch (Zeeuws).
In der Provinz Nord-Pas de Calais im äußersten Nordwestzipfel von Frankreich, im Grenzgebiet zu Belgien, leben noch einige zehntausend Menschen, die mit der westflämischen Variante des Niederländischen aufwachsen.
Ein Großteil der weißen Bevölkerung Südafrikas (die Buren) und ebenso zahlreiche südafrikanische Farbige sprechen mit Afrikaans eine aus dem Niederländischen entstammende Halbkreolsprache, neben Englisch und Zulu ist Afrikaans die meistverbreitete Sprache in der Republik Südafrika.
Darüber hinaus ist Niederländisch in Indonesien und Neuguinea eine verbreitete Zweitsprache (in der älteren Generation vor Englisch). Für Studenten der Rechtswissenschaft in Indonesien ist Niederländisch Teil des Curriculums. Die Niederlande waren dort zwischen 1602 und 1945 Kolonialmacht.
Sprachverwandtschaften mit anderen Sprachen
Mit dem Niederländischen eng verwandt sind außer Afrikaans, der prache der Buren und der Farbigen in Südafrika, auch die verschiedenen Kreolsprachen in Suriname, Guayana und auf den Westindischen Inseln.
Das Niederländische ist wie das Niederdeutsche historisch mit dem Hochdeutschen verwandt. Allerdings bestehen zwischen dem Niederländischen und Niederdeutschen auf der einen Seite und den hochdeutschen Sprachformen auf der anderen Seite erhebliche phonologische, morphologische und lexikal-semantische Unterschiede, d.h. Unterschiede im Wortschatz, so heißt im Niederländischen verstopt versteckt, monster Probe und bellen klingeln. Das Niederländische machte die Entwicklung zur hochdeutschen Schriftsprache nicht mit und entwickelte sich aufgrund der Eigenständigkeit des Landes und der Entwicklung einer umfangreichen eigenen Literatur anders als etwa Bairisch oder Plattdeutsch zu einer eigenständigen Ausbausprache. Die politische Trennung führte überdies zu einer getrennten Sprachentwicklungskontinuität einschließlich einer unterschiedlichen Dynamik der äußeren Sprachbeeinflussung (Entlehnungen), im Niederländischen finden sich deutlich mehr aus dem Französischen übernommene Wörter als im Deutschen, z.B. pagina, douane, fel (von feuille), fier gegenüber Seite, Zoll, Blatt, stolz. Das Niederländische wird deshalb heute als eigene Sprache angesehen.
Hier eine kleine Auswahl niederdeutscher / niederländischer Wörter, die kein direktes Pendant im Hochdeutschen haben:
achter - hinter / smeken - inständig bitten, flehen / aarzelen - zögern, zaudern / bezig - beschäftigt, geschäftig / mooi - gut, toll, hübsch / wet - Gesetz / vaak - häufig, öfters / praten - reden, plaudern / dwars - quer / plechtig - festlich, feierlich / fokken - züchten, aufziehen / buiten(=buten) - außen, außerhalb / veen - Sumpf, Moor / verleden - vergangen (veralt. "verlitten" / vandaag - heute / elk, elkaar - jeder, einander / jullie - Ihr (2. Person Mehrzahl) / noden, uitnodigen - einladen (altdeutsch: "zum Besuch nötigen bzw. überreden")
Dialekte des Niederländischen, Entwicklung der Schriftsprache
Hier sind nur die niederfrankischen Dialekten wiedergegeben
- Holländischer Dialekt (Niederlande)
- Seeländisch (Seeland, Goeree-Overflakkee, diese Dialektgruppe wird manchmal beim Westflämischen eingeteilt)
- Westflämisch (West-Flandern, Frankreich)
- Ostflämisch (Ost-Flandern)
- Stadtfriesisch
- Brabantisch (Brabant, Limburg)
- Südgeldersch (Geldern, Nordrhein-Westfalen)
- Limburgisch-Bergisch (Limburg, Nordrhein-Westfalen; oft als Einzelsprache bezeichnet)
Schon vor Jahrhunderten bestand eine Kluft zwischen niederfränkischer "Volkssprache" (Holländisch, Brabantisch, Limburgisch, Vlaams) und der niedersächsisch dominierten Schriftsprache, die sich letztlich zur Standardsprache entwickelte ("Nederduitsch").
Diese Trennlinie markierte lange Zeit die Grenze zwischen Mundart und Hochsprache. Obwohl niederfränkische Dialekte (v.a. Holländ. und Brabant.) durchaus ihre Spuren in der Schriftsprache hinterließen, ist ihr Einfluss klein geblieben.
Heute sind die Mundarten weitgehend bedeutungslos (Ausnahme: Mundarten in Belgien, Limburgische Sprache) und zu umgangssprachlichen Ablegern der Standardsprache geworden.
Schon das Holländische des 19. Jahrhunderts war nur noch ein "Fassadendialekt". Durch das für damalige Zeiten hohe Bildungsniveau in der holländischen "Randstad" (Ballungszone) wurden die Mundarten ins bäuerliche Hinterland zurückgedrängt - in der Stadt sprach man die elegante "Nederduitsche Taal".
Diese Niederdeutsche Schriftsprache (heute oft "Mittelniederdeutsch" genannt; ihre Blütezeit verlief parallel zum Frühneuhochdeutschen) bestand überwiegend aus gemeindeutschem Wortgut , es verfügte aber auch über viele (niedersächsische) Ausdrücke, die das Hochdeutsche nicht kennt.
Man kann die niederländische Sprache durchaus als unmittelbaren Nachfolger der mittelniederdeutschen Schriftsprache betrachten. Die in Norddeutschland ansässigen niedersächsischen Mundarten ("Plattdeutsch") beruhen ebenfalls auf dem Mittelniederdeutschen. Sie verfügen allerdings, im Gegensatz zum Niederländischen, über keine verbindliche Schreibung und weisen zahlreiche regionale Abweichungen in der Aussprache auf, was wiederum die Erstellung einer einheitlichen Orthographie (Schreibweise) erschwert.
Diese Entwicklung ist dem Ansehensverlust geschuldet, den die Niederdeutsche Sprache gegenüber dem Hochdeutschen zu beklagen hat.
Rechtschreibung und Aussprache
Während man die deutsche Rechtschreibung als eine historische auffassen muss (Beispiel: lehren - leeren), richtet sich die niederländische Schreibung einheimischer Worte weitestgehend nach der Aussprache, ist also in dieser Hinsicht regelmäßiger als das Deutsche. Das Niederländische neigt auch dazu Fremdworte so weit wie möglich der Aussprache anzugleichen : exclusief, fotografie, techniek, etnologie, muziek, recreatie.
Von grundlegender Bedeutung ist im Niederländischen die Unterscheidung zwischen offenen und geschlossenen Silben (open/gesloten lettergrepen):
- Offene Silben enden auf einen Vokal, wie beispielsweise die erste Silbe des Wortes geven (geben): ge-ven
- Geschlossene Silben enden auf einen Konsonanten, wie beispielsweise das einsilbige Wort School (Schule): school
Die langen Vokale werden in offenen Silben einfach, in geschlossenen Silben doppelt geschrieben:
- geven, lezen, geloven (geben, lesen, glauben), aber:
- gaan, loon, jaar (gehen, Lohn, Jahr).
Kurze Vokale kommen lediglich in geschlossenen Silben vor:
- snel, pen, dag, boffen, opletten (schnell, Schreibfeder, Tag, Glück haben, aufpassen).
Der Großteil der niederländischen Buchstaben werden wie im Deutschen ausgesprochen. Besondere Beachtung erfordern allerdings die folgenden Buchstaben und Buchstabenkombinationen:
- au/ou - etwa wie deutsches "au".
- eu [ ] - etwa wie langes ö.
- ie [geschlossenes kurzes "i", geschlossener als im Deutschen, lang vor "r". ], [ ] - etwa wie ein
- ei/ij - etwa wie "ei". (Nicht wie deutsches "ei", sondern e + i), z. B. klein, lijn. Das IJ nimmt dabei als Ligatur eine Sonderstellung ein.
- oe - etwa wie kurzes "u", aber lang vor "r".
- u - in geschlossenen Silben etwas geschlossener als in deutsch "Hölle", in offenen Silben etwa wie deutsch "ü" in "Übel".
- ui - etwa wie "ö" + "i".
- c [ ], [ ] - vor e, i und ij wie "z" in Zimmer oder wie im englisch: "city"; vor a, o, u und Konsonant wie "k" in Kasse.
- g [ ] - wie "ch" in ach.
- qu [ ], [ ] - wie deutsches "qu" oder wie "k".
- tie [ ] - wie "ßi" oder "zi".
- w [ ] - wie deutsches "w".
- v [ ] - anders als deutsches "w" ist dieser Laut ein echter Reibelaut, d.h. die Reibung muss deutlich zu hören sein. Es gibt also einen deutlichen Unterschied zwischen: wier (Tang), vier (vier) und fier (stolz).
- z [ ] - wie deutsches "s" in "sehen".
Die einzelnen Silben werden durchverbunden, so dass der Glottisschlag des Niederländischen, anders als in verschiedenen Varietäten des Standarddeutschen nicht durchgängig die Funktion als Grenzsignal vor Vokal im Anlaut betonter Silben übernimmt, sondern als Mittel der Emphase benutzt wird.
- Beispiel: ndl.:Dat doe ik [ ] - hochdeutsch: Das mache ich [ ]
Die Konsonanten werden durchgehend assimiliert, und zwar sowohl progressiv als auch regressiv.
Grammatik
Die Grammatik des Niederländischen hat sich vor allem in den letzten 100 Jahren, einem sprachgeschichtlich sehr kurzen Abschnitt, sehr stark vereinfacht. Die Fälle werden bei den Substantiven und Adjektiven nicht mehr angewendet, sie sind nur noch in den Objektpronomen erkennbar und treten in einigen feststehenden Redewendungen auf.
Groß- und Kleinschreibung
Die niederländische Sprache schreibt allgemein wie im Englischen alle Wortarten klein, nur das erste Wort eines Satzes wird großgeschrieben. Ausgenommen von dieser Regel sind Namen verschiedener Art. Dies sind vor allem:
- Namen von Personen (z.B. Rembrandt van Rijn)
- Eigennamen aller Art
- geografische Bezeichnungen (z.B. Amsterdam, Nederland, Vlaanderen)
- Adjektive als Herkunftsbezeichnungen von Orten (z.B. Edammer (von Edam + -er, das extra M ist wegen der Aussprache eingefügt), Maasdammer)
- historische Bezeichnungen (z.B. het Duitse Rijk)
Substantive und Artikel
Das Niederländische kennt drei verschiedene Arten des grammatischen Geschlechts: das männliche, das weibliche und das sächliche Geschlecht.
Es existieren im Niederländischen zwei verschiedene bestimmte Artikel (het bepaald lidwoord): de und het. Im Singular steht de vor den männlichen und weiblichen Substantiven, het dagegen vor sächlichen. Im Plural gibt es für alle drei grammatische Geschlechter den gleichen Artikel: de. Eine Flexion des bestimmten Artikels findet in der Niederländischen Sprache nicht statt. Lediglich in einigen Redewendungen und Sprichworten tauchen einige alte gebeugte Formen der Artikel auf: de eenvoud des harten, heden ten dage etc.
Genus | Singular | Plural |
männlich | de man (der Mann) | de mannen (die Männer) |
weiblich | de vrouw (die Frau) | de vrouwen (die Frauen) |
sächlich | het boek (das Buch) | de boeken (die Bücher) |
Der unbestimmte Artikel (het onbepaald lidwoord) im Niederländischen lautet im Singular für alle Substantive een und hat keine Pluralform.
Genus | Singular |
männlich | een man (ein Mann) |
weiblich | een vrouw (eine Frau) |
sächlich | een boek (ein Buch) |
Maskulinum oder Femininum?
Obwohl das Niederländische nur eine Unterscheidung in de- und het-Wörter kennt, spielt bei den pronominalen Bezeichnungen (hij, zij, het - er, sie, es) die Bestimmung, welchem Geschlecht das Substantiv zuzuordnen ist, eine wichtige Rolle.
Während in den nördlichen Provinzen der Niederlande das Sprachgefühl für eine klare Unterscheidung fast vollständig verloren gegangen ist, hat sich dieses Gefühl im südniederländischen Sprachgebiet, insbesonders in Flandern erhalten.
So sind de boter ("die Butter"'), de waarheid ("die Wahrheit") und de hoogte ("die Höhe") weiblich, de stoel ("der Stuhl") und de tafel ("der Tisch") männlich. Im Norden der Niederlände besteht jedoch die Tendenz, de-Wörter als maskulin einzustufen ("hij") oder ein anderes Pronomen (z. B. die, dt." diese(r)") zu benutzen.
Im Vergleich zum Deutschen entspricht die Gruppe der de-Wörter meist den deutschen männlichen und weiblichen Substantiven, und die het-Wörter sind im Deutschen ebenfalls meist sächlich. Ausnahmen: het begin - der Anfang, het genot - der Genuss, het loon - der Lohn, het kanon - die Kanone etc.
Das Adjektiv (het bijvoeglijk naamwoord) ist als Prädikat unveränderlich. Als Beifügung trägt es überwiegend die Endung -e. Kein Endungs-e erhalten Adjektive vor sächlichen Substantiven, wenn diese in der unbestimmten Form stehen.
de grote man (der große Mann) de grote vrouw (die große Frau) het grote huis (das große Haus)
aber:
een grote man (ein großer Mann) een grote vrouw (eine große Frau) een groot huis (ein großes Haus)
Das Verb im Niederländischen endet in der Infinitivform, von einigen Ausnahmen abgesehen, auf -en. Das Verb wird wie im Deutschen konjugiert, also der handelnden Person entsprechend durch Veränderung der Verbendung gebeugt.
Konjugation des Verbs im Präsens
Zur Konjugation im Präsens, der Gegenwartsform hat der Infinitifv also die Stammform eines jeden Verbs eine zentrale Bedeutung. Er bestimmt wie im Deutschen die Konjugation des Verbs. Der Infinitiv endet auf -(e)n. Fast alle Verben die im Niederländischen stark sind, sind es auch im Deutschen, und umgekehrt.
Hinsichtlich der Rechtschreibung müssen bei der Konjugation die Ausspracheregeln beachtet werden (z. B. Einfachschreibung der langen Vokale in offenen Silben, Doppelschreibung bei geschlossenen Silben):
Beispiele:
- kopen (kaufen)
- gaan (gehen)
Infinitiv | kopen | gaan |
Stammform | koop | ga |
Also:
- kopen (Einfachschreibung des langen Vokals in offener Silbe).
- ik koop = ich kaufe (Doppelschreibung des langen Vokals in geschlossener Silbe).
- gaan (Doppelschreibung des langen Vokals in geschlossener Silbe)
- ik ga = ich gehe (Einfachschreibung des langen Vokals in offener Silbe).
Für ik (ich) wird die die Verbform durch den Wortstamm gebildet. Zu jij (du), hij (er), zij (sie), het (es) sowie für u als Höflichkeitsformen von Sie wird die Verbform durch den Stamm und der Endung -t gebildet. Bei wij (wir), jullie (ihr) und zij (sie) beugt man die Verbform, indem man den Infinitiv des Verbes nutzt.
Ist ein -t am Ende der Stammform (wie bei eten im unten stehenden Beispiel), wird das -t bei jij, hij, zij, het und u nicht noch einmal angefügt.
Beispiele:
- kopen (kaufen)
- lopen (laufen)
- eten (essen)
- gaan (gehen)
Person | kopen | lopen | eten | gaan |
ik | koop | loop | eet | ga |
jij/je | koopt | loopt | eet | gaat |
hij, zij/ze, het | koopt | loopt | eet | gaat |
wij/we | kopen | lopen | eten | gaan |
jullie | kopen | lopen | eten | gaan |
zij/ze | kopen | lopen | eten | gaan |
u | koopt | loopt | eet | gaat |
Konjugation der Hilfsverben hebben und zijn im Präsens
Wichtige unregelmäßige Verben im Niederländischen sind die Hilfsverben:
- hebben (haben)
- zijn (sein)
Person | hebben | zijn |
ik | heb | ben |
jij/je | hebt | bent |
hij | heeft | is |
zij/ze | heeft | is |
het | heeft | is |
wij/we | hebben | zijn |
jullie | hebben | zijn |
zij/ze | hebben | zijn |
u | hebt/heeft | bent |
Weblinks
- http://en.wikibooks.org/wiki/Dutch Niederländisch für Englischsprechende (von Wikibooks)
- http://www.taalunie.org (auf Niederländisch)
- Niederländische Wikipedia
- MinikursNiederlaendisch
- uitmuntend.de - Deutsch <-> Niederländisch Wörterbuch mit über 155.000 Stichwörtern und Bildwörterbuch
- Online-Kurs mit Soundausgabe
- Niederländisch-Deutsch-Niederländisches Online-Wörterbuch
- Der gesamte niederländische Wortschatz mit Phrasen, Synonymen und Umschreibungen in niederländischer Sprache. Dank ausführlicher Wortdefinitionen auch für Deutschsprachige ohne Vorkenntnisse weitgehend nachvollziehbar
- Deutschsprachige Infos der Universität von Amsterdam über Niederländischkurse an deutschen und niederländischen Universitäten
- http://neon.niederlandistik.fu-berlin.de Neon ist ein Projekt der Niederlandistik der FU Berlin