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Geschichte Englands

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Der Name England bezieht sich auf den größten und bevölkerungsreichsten Teil der drei Hauptteile - neben Schottland und Wales - von Großbritannien und stammt aus der Zeit nach der Einwanderung der Angelsachsen. Das Gebiet von England wurde im 10. Jahrhundert politisch vereinigt. Nach der Besteigung des englischen Throns durch Jakob VI. von Schottland im Jahr 1603 wird es immer schwieriger, zwischen englischer und britischer Geschichte zu unterscheiden.

Vor-Römisches England

Das vorrömische England kann in folgende Abschnitte unterteilt werden:

Das bronzezeitliche Stonehenge von etwa 1500 v. Chr., nahe dem viel früheren Steinkreis von Avebury, ist das bekannteste Zeugnis dieser Epoche. Es stellt ein extrem großes, aber untypisches Beispiel für Relikte aus dem vor-römischen England dar. Im Süden Englands gibt es viele Überreste von Hügelforts aus der Eisenzeit, die als System von konzentrischen Erdhügeln und -wällen überdauert haben: vom großen Maiden Castle in Dorset bis hinunter zu den viel kleineren wie Grimsbury Castle in Berkshire. Der Dartmoor Nationalpark in Devonshire umfasst viele Hüttenkreise, Steinreihen, Kistvaens (?) und andere sichtbare Überreste dieser Zeit.

Römische Zeit

Die Römer landeten unter der Führung von Gaius Julius Cäsar 55 und 54 v. Chr. in England, jedoch noch nicht als Eroberer. Erst ein knappes Jahrhundert später, 43 n. Chr., wurde England unter Claudius von den Römer besetzt und zu einer Provinz des Römischen Reiches. Um sich vor den Plünderungen der Pikten, den Einwohnern Schottlands zu dieser Zeit, zu schützen, wurde unter Kaiser Hadrian in der Höhe des Solway Firth ein Schutzwall von Osten nach Westen errichtet, der Hadrianswall.

Im klassischen römischen Stil bauten die Römer eine hoch effiziente Infrastruktur auf, um ihre militärische Eroberungen zu festigen, und erschlossen so Britannien, wobei der Grad der Romanisierung sehr unterschiedlich ausgeprägt war.

Der bedeutendste Aufstand der keltischen Bevölkerung ereignete sich 61 unter der Führung von Boudicca. Die römische Anwesenheit war über die Jahrhunderte mal stärker, mal weniger stark ausgeprägt, aber im 4. Jahrhundert konnten ihre Besatzung wohl am besten als lückenhaft beschrieben werden.

siehe auch den Hauptartikel Geschichte Britanniens

Die Sächsische Eroberung

Nachdem die meisten Römer die Inseln zu Beginn des 5. Jahrhunderts verlassen hatten, um sich mehr auf die Schwierigkeiten im Kerngebiet des Imperiums zu konzentrieren, wurde das heutige England in mehreren Wellen von Angeln, Sachsen, Jüten und Friesen besiedelt. Die ursprüngliche Bevölkerung, die Kelten, wurde immer weiter nach Westen und Norden gedrängt. Die Eroberung/Besiedlung von England ist als die sächsische Eroberung oder auch die angelsächsische Besiedlung (auch wenn „Besiedlung“ hier nicht immer gewaltlos einschloss) bekannt.

In der entscheidenden Schlacht von Deorham 577 wurden die Gebiete der cornischen und der walisischen Kelten durch die Sachsen aufgespalten.

Im Verlauf des 6. Jahrhunderts bildeten sich auch die sieben angelsächsischen Königreiche (Heptarchie):

Essex, Sussex, Wessex, Kent, East Anglia, Mercia und Northumbria.

Essex, Sussex und Wessex wurden von den Sachsen gegründet (Sex = Sachse), East Anglia, Mercia und Northumbria von den Angeln. Kent war eine jütische Gründung.

Während die Briten christlich geblieben waren und die Mission über den Hl. Patrick nach Irland und im 6. Jahrhundert auch Schottland erreichte, blieben die Angelsachsen zunächst bei ihrem germanischen "Heidentum". Mit der Bekehrung der Könige von Kent durch Augustinus 597 begann dann das christliche Zeitalter Englands, das mit dem Wirken Bedas um 700 einen ersten Höhepunkt erlebte.

Unter den sieben Königreichen zeigte sich im 7. Jahrhundert eine Dominanz Northumbrias, die im 8. Jahrhundert von der Mercias (unter Offa) abgelöst wurde, ehe im 9. Jahrhundert der Aufstieg Wessex' einsetzte.

Beginnend mit dem Raubzug 793 auf das Kloster Lindisfarne folgten viele weitere Raubzüge der dänischen Wikinger auf England. Zuerst gab es nur Plünderungen, später aber begannen die Wikinger auch, in England zu siedeln und Handel zu treiben. Heute gibt es noch viele Spuren der Wikinger in England; es gibt zum Beispiel noch viele Wörter in der englischen Sprache. Die Gemeinsamkeiten der alten Englischen Sprache und der alten nordischen Sprache führte zu großem Austausch. York hatte eine Wikingersiedlung, die damals Jorvik genannt wurde.

Alfred der Große, König von Wessex, trat der dänischen Bedrohung entgegen und konnte ein großes dänisches Heer bei Eddington im Jahre 878 schlagen. Er nahm schließlich London ein und gab dem Reich damit ein Zentrum, während sich zum ersten Mal ein englisches Nationalbewußtsein (vgl. Entstehung Englands) bemerkbar machte.

Alfreds Nachfolger schufen ein Verwaltungssystem, bei dem als Kronbeamte Sheriffs an der Spitze einer Grafschaft, eines Shire, standen, wobei mehrere Grafschaften zu einem Earldom zusammengefasst wurden, das einem Earl unterstand. König Æthelstan konnte 936 die Cornish aus Exeter vertreiben und zog eine Linie am Außenrand seines Königreiches, Wessex, am Fluss Tamar. Er nannte sich Rex totius Britanniae, konnte Wales und Schottland aber nur unter eine lockere Oberhoheit bringen. Dagegen eroberte er Northumbria dauerhaft. Seine Urkunden nach 930 wurden von einer einzigen Kanzlei in Winchester hergestellt, was auf eine Art Hauptstadt seines Königreiches schließen lässt.

Aethelred II. von England (The Chronicle of Abingdon)

König Aethelred führte auf Anraten des Erzbischofs Sigeric von Canterbury und seiner "Großen" als erster mittelalterlicher Herrscher eine allgemeine Steuer ein, das Danegeld. Nach der verlorenen Schlacht von Maldon 991 (in Essex) zahlte er damit 10.000 Pfund (3.732 kg) Silber Tribut an die Wikinger, um ihren Abzug zu erkaufen. 1002 heiratete er die normannische Herzogstochter Emma in Erwartung normannischer Unterstützung gegen die Wikinger. Damit legte er einen Grundstein für die spätere normannische Eroberung Englands. Er floh 1013 vor Sven Gabelbart in die Normandie und starb 1016.

Sein Nachfolger wurde der Däne Knut der Große, der England und Dänemark in Personalunion regierte. Er heiratete die Witwe Aethelreds und konvertierte zum Christentum. 1028 eroberte er Norwegen. Die Christianisierung begann dort mit angelsächsischen Priestern.

Mit Eduard dem Bekenner (1042 bis 1066) übernahm dann wieder ein Angelsachse den englischen Thron. Da er jedoch bis zu seinem 38. Lebensjahr in der Normandie gelebt hatte, bevorzugte er normannische Adlige an seinem Hof. Dies führte zu einem Konflikt mit seinem Schwiegervater Godwin, Earl of Wessex. Er bereitete die neue Herrschaftsorganisation mit vor, die die normannischen Könige später durchsetzen sollten, insbesondere mit der direkten königlichen Einsetzung von Klerikern auf Verwaltungsposten und Bischofsstühle nach dem Vorbild des ottonischen Reichskirchensystems.

Harold Godwinson erreichte, dass Eduard ihn zu seinem Nachfolger bestimmte. Bei der Schlacht von Stamford Bridge konnte er eine norwegische Invasionsarmee unter Harald III. zurückschlagen. Doch nur gerade drei Wochen später, am 14. Oktober 1066, unterlagen die geschwächten britischen Truppen in der Schlacht von Hastings der Invasionsarmee unter Führung Wilhelms von der Normandie (auch Wilhelm I. von England oder Wilhelm der Eroberer genannt).

England im Hochmittelalter

Wilhelm der Eroberer auf dem Teppich von Bayeux

Dieser Sieg William I. von England führte zur Einführung des effektiven Lehnssystems der Normannen. Wilhelm befahl die Erstellung des Domesday-Buches, welches die Erfassung von Steuern der gesamten Bevölkerung, ihrer Ländereien und Besitztümer regelte.

Das englische Mittelalter war von vielen Bürgerkriegen, internationalen Kriegen, gelegentlichem Aufruhr und umfassenden politischen Intrigen in der Aristokratie und der königlichen Oberschicht gekennzeichnet.

Henry I., auch bekannt als Heinrich Beauclerc, arbeitete hart für Reformen, stabilisierte das Land und glättete die Wogen zwischen der angelsächsischen und normannischen Gesellschaftsschicht. Der Verlust seines Sohnes Wilhelm 1120 sollte seine Reformen untergraben. Das Problem der Erbfolge warf lange einen Schatten über die englische Geschichte.

Der Herrschaft von Stephen I. (1135-1154) folgte ein größerer Wechsel des Gleichgewichts der Mächte in Richtung der feudalen Barone, und England versank in Bürgerkrieg und Gesetzlosigkeit. Bei dem Versuch, die schottischen und walisischen Räuber an den jeweiligen Grenzen zu beschwichtigen, gab er große Gebiete seines Landes ab. Darüber hinaus führte der Konflikt mit seiner Cousine, der Kaiserin Maude, der er früher eine Anerkennung als Erbin versprochen hatte, zu seinem Ende: sie wartete ihre Zeit in Frankreich ab und drang im Herbst 1139 mit ihrem Ehemann Geoffrey von Anjou und ihrem Halbbruder Robert, Graf von Glocester in England ein.

Stephen wurde gefangen genommen und seine Regierung abgesetzt. Maude erklärte sich zur Königin, zerstritt sich aber sehr schnell mit der Bevölkerung und wurde aus London vertrieben. Aufstände und Bürgerkrieg dauerten an, bis Maude 1148 nach Frankreich zurückkehrte. Stephen konnte bis zu seinem Tod 1154 ungehindert weiter regieren, weil er 1153 eine Übereinkunft mit Henry von Anjou, dem späteren Henry II. von England, getroffen hatte, die diesem die Nachfolge zusicherte. Henry II. aus dem Haus Anjou-Plantagenet begründete das Angevinische Reich.

Unter seiner Herrschaft erstarkte das Königtum wieder, auch im Verhältnis zur Kirche. Die Konstitutionen von Clarendon 1164 führten zwar zum Widerstand des Kanzlers Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury, dieser wurde 1170 (vermutlich auf "Anraten" Henrys) ermordet. 1171 begann die Eroberung Irlands.

Richard Löwenherz, der älteste Sohn Henrys II., kämpfte erfolgreich im 3. Kreuzzug, doch geriet er bei seiner Rückkehr auf dem Landweg in die Gefangenschaft Heinrichs VI.. Nachdem für seine Freilassung 1194 ein hohes Lösegeld gezahlt worden und er in sein Reich zurückgekehrt war, kämpfte er erfolgreich gegen Philipp II. August von Frankreich, doch gelang es ihm nicht, alle Gebiete zurückzuerobern, die in der Zeit seiner Abwesenheit verlorengegangen waren. So begann ein Schrumpfungsprozess des Angevinischen Reiches. In den folgenden Jahren konzentrierte Richard sich auf die Auseinandersetzung mit dem aufständischen Adel in Aquitanien. Bei der Belagerung der Burg Chalus wurde er von einem Armbrustbolzen getroffen. und starb am 6. April 1199.

Die Herrschaft übernahm sein Bruder John I.. Als dieser in der Schlacht von Bouvines (1214) einen noch weit größeren Teil seiner Festlandsbesitzungen verlor, trotzte ihm der Adel eine Reihe von Zugeständnissen ab, die in der Magna Carta von 1215 festgelegt sind. Auf die Regierungspraxis wirkte sich diese Carta freilich erst unter Henry III. stärker aus, weil dieser nach der Eroberung Londons durch die Franzosen entscheidende Unterstützung durch den Adel erhalten hatte und diesen daher stärker in seine Regierungsentscheidungen einbezog.

England im Spätmittelalter

Der Anspruch Edward III. auf den französischen Thron war der Auslöser für den Hundertjährigen Krieg, der offiziell 1453 ein Ende fand. Der Konflikt verlief in mehreren Phasen, mit bedeutenden Kampfhandlungen wie der Schlacht von Crécy und der Schlacht von Agincourt. Allerdings belastete er den Staatshaushalt, während die Beulenpest, die sich in ganz Europa ausbreitete, England 1349 erreichte und etwa ein Drittel der Bevölkerung dahin raffte.

Die Rosenkriege

Die nach dem Tod Edwards (der schwarze Prinz), des rechtmäßigen englischen Thronfolgers, erfolgende Absetzung seines Sohnes, König Richard II. (England) durch seinen Vetter Henry Bolingbroke, den späteren König Henry IV., sowie die eintretenden Mißerfolge im Hundertjährigen Krieg waren Gründe für die Rosenkriege. Diese Kriege waren ein Machtkampf zwischen dem Haus von Lancaster und dem Haus von York um die englische Krone. Dieser Krieg zog sich über Jahrzehnte hin und endete mit dem Sieg von Henry Tudor, Henry VII., in der Schlacht von Bosworth Field 1485, als der Yorkist Richard III. erschlagen wurde und die Erbfolge dem Haus Tudor gesichert wurde.

Die letzte Erhebung der Waliser

Zuvor wurde die endgültige Niederlage der Aufständischen unter der Führung des walisischen Prinzen Owen Glendower 1412 von Prinz Henry (dem späteren Henry V.) besiegelt. Dieser Versuch, die englische Herrschaft abzuschütteln, war die letzte größere Erhebung der Waliser.

Heinrich VIII. von England

1497 führte Michael An Gof Rebellen aus Cornwall in einem Marsch auf London. In einem Kampf am Fluss Ravensbourne in der Schlacht von Deptford Bridge, kämpften An Gof und seine Männer am 17. Juni 1497 für die Unabhängigkeit von Cornwall, wurden aber besiegt. Dieser Kampf war die letzte größere Rebellion bis zum Bürgerkrieg.

Das Zeitalter der Tudors

König Henry VIII. überwarf sich mit der Katholischen Kirche wegen seiner Scheidung von Katharina von Aragón. Obwohl seine religiöse Position nicht unbedingt protestantisch war, resultierte das Schisma in der endgültigen Abwendung Englands von der römischen Kirche. Ein bemerkenswertes Opfer des Schismas war Heinrichs Kanzler Thomas Morus(Thomas More). Es folgte eine Zeit großer religiöser und politischer Unruhe, die zur Reformation führte, der königlichen Zwangsenteignung von Klöstern und Reichtümern der Kirchen.

Heinrichs Töchter, Maria I. und Elisabeth I., bekannten sich zu gänzlich unterschiedlichen Positionen. Ihre Regentschaften (besonders die Marias) waren bezeichnende Zeiträume religiöser Verfolgungen. Die katholische Maria war mit Philipp II. vom ebenfalls streng katholischen Spanien verheiratet. Sie wurde 1553 gekrönt. Ihre entschlossenen Versuche, den Protestantismus nach ihrem Amtsantritt zu unterdrücken, brachten ihr den Beinamen "Bloody Mary" ein.

Kultur und Gesetz

Das Luxusgesetz diktierte, welche Farbe und welches Aussehen Kleidung haben durfte, aber auch welche Hunderassen gehalten werden durften. Dies war ein einfacher Weg, Rang und Privilegien zu unterscheiden. Einzelpersonen, die nicht Mitglieder des Königshauses waren, war es unter Androhung der Todesstrafe nicht erlaubt, das „Königliche Purpur“ zu tragen.

Das Elisabethanische Zeitalter

Englisches Wappen ca.1600 (Siebmacher 1605)

Unter der folgenden Herrschaft von Elisabeth I. erlebte England einen wirtschaftlichen Aufschwung. Dies war eine Zeit von bedeutsamer kolonialer Expansion der Engländer, die oft mit Spanien in Konflikt kamen, die ihren Einfluss in der Welt ebenfalls stark ausbauten. Die diplomatischen Beziehungen zu Spanien verschlechterten sich zunehmend, u. a. durch die englische Unterstützung der Freibeuterei und Angriffe auf spanische Besitzungen in der neuen Welt. Die Spanier versuchten 1588 eine Invasion in England, aber die vom Unglück verfolgte Spanische Armada wurde durch eine Kombination herausragender englischer Seegefechte unter der Führung von Sir Francis Drake und schlechtem Wetter besiegt. Weiterhin schwelte die grundlegende Frage der Religion. Sie beeinflusste die englisch - spanische Beziehungen, da Elisabeth offiziell den Protestantismus durch Verabschiedung der Suprematsakte von 1559 wieder eingeführt hatte.

Commonwealth of England

Von 1649-1659 bestand in England unter Oliver Cromwell (von 1649-1658 Regierungschef; ab 1653 Lord Protector des Commonwealth) und seinem Sohn Richard Cromwell das Commonwealth of England. In dieser Zeit hatte England zum bisher einzigen Mal eine niedergeschriebene Verfassung und stieg weiter zur Weltmacht auf (siehe auch Navigationsakte). Jedoch gab es während dieser Zeit auch zahlreiche Diskriminierungen vor allem gegen Katholiken. Des Weiteren führte Oliver Cromwell während seiner Zeit als Lord Protector Kriege, unter anderem gegen die Niederlande, sowie gegen Spanien. Nachdem sein Sohn Richard Cromwell 1658 in die Fußstapfen seines Vaters trat, stellte sich heraus, dass dieser seiner Aufgabe nicht gewachsen war. Er wurde vertrieben, Karl II. übernahm seinen Platz und stellte die Zustände von 1642 wieder her.

"Glorreiche Revolution"

Datei:WilliamIIIEngland.jpg
Wilhelm von Oranien

Die Absetzung des katholischen Königs Jakob II. durch den niederländischen Protestanten Wilhelm von Oranien durch das englische Parlament führte zu einer Reihe von Aufständen, der Jakobiten-Rebellion, die bis in die Mitte des 18. Jahrhundert anhielt. Wilhelm von Oranien wurde, nachdem er die Bill of rights unterschrieb, vom Parlament legitimiert seine Regierungsgeschäfte zu führen. Der König war also nicht mehr wie in anderen europäischen Staaten von Gottes Gnaden legitimiert, sondern direkt vom "Volk". Der Begriff "Glorreiche Revolution" rührt daher, dass der vorherige Systemwechsel durch Cromwell (Enthauptung Karl I. 1649) blutig war und der Wechsel vom Commonwealth of England zurück zur Monarchie ein unblutiger Systemwechsel war. Nach der normalen Definition von Revolution war die Glorreiche Revolution sicher keine, das einzige, was sich änderte, war das Verhältnis zwischen König und Parlament, wobei das Parlament an Macht gewann.

Nach dem Tod Wilhelms von Oranien übernahm dessen Nichte Anne (1702-1714) wieder die Herrschaft in Personalunion. Daraufhin wurde Schottland 1706 eine vollständige politische Union mit England angeboten. Die Angst vor schlechteren Bedingungen im Fall der Weigerung führte zur Annahme des Angebots durch das schottische Parlament. Das war kein harmonischer Prozess, Schottland hatte vor dem ökonomischen Druck der Engländer kapituliert. Dieser Ablauf wurde durch die politischen Eigeninteressen der englischen Marionetten John Campbell, dem zweiten Herzog von Argyll, und James Douglas, dem zweiten Herzog von Queensberry, beschleunigt. Doch wurden England und Schottland gemäß dem Act of Union 1707 zum Königreich Großbritannien vereinigt. Anne wurde erste "britische" Königin, das Parlament Englands wurde in das Parlament Großbritanniens umgewandelt und um 45 schottische Abgeordnete erweitert. An der Grenze zwischen den beiden Staaten wurden keine Zölle mehr erhoben. Allerdings wurde das englische Recht nicht auf Schottland übertragen und einige schottische Institutionen nicht mit ihrem englischen Gegenstück fusioniert; dazu zählen die Bank of Scotland und die Church of Scotland. Nach dem 1707 erfolgten Act of Union überlappen sich die Geschichte von Großbritannien und die von England sehr stark, da England die führende politische Rolle in dem neuen Gesamtstaat übernahm.

William Pitt der Jüngere

Königin Anne (1702-1714) wurde bald in den Spanischen Erbfolgekrieg verwickelt, der nach dem Wahlsieg der Tories dann 1713 beendet wurde. Durch den Act of Settlement war 1701 die protestantische Thronfolge festgelegt worden, so dass nach Annes Tod die Krone an Georg I. aus dem Haus Hannover (Welfen) fiel. Robert Walpole, der erste leitende Premierminister, trat 1742 während der Regierungszeit Georgs II. 1727-1760) zurück. Großbritannien griff unter dem Premierminister William Pitt, dem Jüngeren in den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) ein. Es gewann darin die französischen Kolonien in Nordamerika.

Der Verlust der überseeischen Kolonien

Doch dies erwies sich bald als Verlust. Als Georg III. (1760-1820) die hohen Kriegskosten durch Steuererhöhungen in den Überseekolonien auszugleichen suchte, kam es zum Aufstand der nordamerikanischen Kolonien im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775 - 1783). Nach dessen Ende wurde William Pitt der Jüngere im Alter von nur 24 Jahren Premierminister.

Für die Stellung Großbritanniens in Europa erwies sich der Verlust der amerikanischen Kolonien freilich als Vorteil. Während der Kontinent von der Französischen Revolution in Atem gehalten wurde, ging in Großbritannien die Industrielle Revolution voran.

Großbritannien im napoleonischem Zeitalter

In der Folge beschloss die Regierung unter William Pitt dem Jüngeren, die formelle Unabhängigkeit Irlands endgültig zu beenden. So wurde Irland mit dem Act of Union 1800 dem Königreich Großbritannien angeschlossen. Die rechtliche Einheit von Großbritannien und Irland wurde am 1. Januar 1801 vollzogen. Es entstand das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland. Irland entsandte rund 100 Abgeordnete in das House of Commons und 28 Peers in das House of Lords.

Königin Victoria

In der Auseinandersetzung mit Napoleon I. behielten die Briten in der Schlacht von Trafalgar 1805 die Oberhand. Die Kontinentalsperre ab 1806 vertrug Großbritannien besser als der Kontinent. Der Verlust der amerikanischen Siedlungskolonien war wegen der Einführung des Freihandels weniger problematisch als befürchtet. Die industrielle Entwicklung brachte Exportmöglichkeiten, die die Verdienste aus dem Sklavenhandel bald überstiegen, so dass man ihn 1807 verbieten konnte. Während Napoleon 1812 seine Kräfte in der Auseinandersetzung mit Russland überforderte, hielt sich Großbritannien nach seinem Erfolg im zweiten Britisch-amerikanischen Krieg (ebenfalls 1812) weise zurück und konnte so entscheidend in die Befreiungskriege auf dem Kontinent (1813 - 1815) eingreifen.

Doch führten die während der Kontinentalsperre bestehenden Außenhandelsprobleme und mehr noch die mangelnde soziale Absicherung der Arbeiterschaft führten zu Aufständen der Maschinenstürmer (Ludditen). Im Zuge der Auseinandersetzungen kam es 1819 zum Peterloo-Massaker. Doch unter Georg IV. (1820-1830) wurden 1842 Gewerkschaften (Trade Unions) wieder zugelassen, was zu einer reformorientierten Entwicklung auf seiten der Arbeiterbewegung wie von seiten der Regierung führte. Unter Wilhelm IV. (1830-1837), der Reformen aufgeschlossen gegenüberstand, wurde 1832 eine Unterhausreform (Umverteilung von Wahlkreisen aus dem Süden (rotten boroughs) zu den dicht bevölkerten Industriestädten des Nordens) und 1833 ein Fabrikgesetz zur Beschränkung der Kinderarbeitszeit eingeführt. Weitere Reformgesetze folgten (u.a. Armengesetz 1834) und wurden unter Königin Viktoria I. mit der Einführung des 10-Stundentages und der Zentralisierung des Gesundheitswesens 1848 fortgesetzt.

Robert Peel

Das viktorianische Zeitalter und die industrielle Revolution

1838 kam es zur Abfassung der People's Charter und der Gründung der Chartisten-Bewegung, die gleiches Wahlrecht für alle Männer und andere politische Forderungen erhob. Zwar setzten sie ihre Forderungen nicht direkt durch, doch wurde langfristig vieles in ihrem Sinne verändert. So wurden z.B. ab 1851 überregionale Berufsgenossenschaften gebildet. 1846 schaffte das Kabinett Robert Peel die Getreidezölle entsprechend den Wünschen der Arbeiter wie der Industriellen ab und entschied sich damit für Freihandel. Daraufhin spaltete sich ein Flügel der Tory-Partei unter Benjamin Disraeli ab, der die Interessen der Großgrundbesitzer vertrat.
Ab 1830 begann eine verstärkte Auswanderung in die Kolonien (besonders in die Kapkolonie (Südafrika), Kanada, Australien und Neuseeland. Deshalb erhielten die weißen Siedlungskolonien 1865 Selbstverwaltungsrechte.
1865/67 kommt es zu Aufständen in Irland, die vom Bund der Fenier angeführt wurden.
1867 führte Disraeli die zweite Wahlrechtsreform durch, die zwar die Zahl der Wähler von 1,4 auf 2,5 Mill. erhöhte, aber den Arbeitern auf dem Lande weiterhin das Wahlrecht vorenthielt.
1869 wurde für Irland die Anglikanische Kirche als Staatskirche abgeschafft. 1875 kaufte Disraeli für 4 Mill. Pfund Sueskanalaktien.

Eintritt in die Phase des Imperialismus

Benjamin Disraeli

Der Einstieg Großbritanniens in dieses neue imperialistische Zeitalter lässt sich auf das Jahr 1875 festlegen. Damals kaufte die konservative Regierung Disraeli für 4 Mill. Pfund die Aktienanteile des ägyptischen Herrschers Ismail an der Sueskanal-Gesellschaft auf, um diesen strategisch wichtigen Handelsweg nach Indien zu sichern. Die gemeinsame britisch-französische Finanzkontrolle über Ägypten wurde mit der formellen Besetzung durch Großbritannien im Jahre 1882 beendet.

Die Angst vor der südlichen Expansion Russlands war ein weiterer Faktor der britischen Politik. 1878 wurde die Insel Zypern besetzt, als Reaktion auf eine russische Attacke auf das Osmanische Reich und den Krimkrieg von 1854 bis 1856. Auch Afghanistan wurde zeitweise besetzt, um dort den russischen Einfluss zurückzudrängen. Großbritannien führte in Afghanistan drei blutige und erfolglose Kriege gegen Aufständische und heilige Krieger. Der erste britisch-afghanische Krieg endete mit einer der verheerendsten Niederlagen des viktorianischen Zeitalters, als die britische Armee 1842 beim Abzug aus Kabul durch paschtunische Stämme, die mit russischen Waffen ausgerüstet waren, fast vollständig ausgelöscht wurde. Der zweite britisch-afghanische Krieg führte 1880 zu einer verheerenden Niederlage bei Maiwand, der Belagerung Kabuls durch die Afghanen und dem britischen Rückzug nach Indien. Im dritten britisch-afghanischen Krieg von 1919 wurden die Briten endgültig vertrieben. Das Great Game um die Vorherrschaft in Zentralasien endete mit einer blutigen, erfolglosen und völlig unnötigen britischen Invasion in Tibet in den Jahren 1903 und 1904.

Zur selben Zeit kamen mächtige Interessengruppen aus Wirtschaft und Politik zur Ansicht, dass die Bildung eines "formellen" Imperiums nötig sei, um den Bedeutungsverlust in den Weltmärkten aufzuhalten. Vor allem Joseph Chamberlain setzte sich vehement dafür ein. Während der 1890er wurde der neue Imperialismus zur Leitidee der britischen Politik. Großbritannien übernahm bald darauf die Vorreiterrolle in der Aufteilung Afrikas. Der neue Imperialismus entstand also nicht aus einer Position der Stärke heraus, sondern war vielmehr eine Folge der Angst vor dem wirtschaftlichen Bedeutungsverlust.

Auf dem Weg zu Labour Party, Home Rule und der Beschränkung der Rechte des Oberhauses

William Ewart Gladstone

1884 wird das dritte Wahlrechtsänderungsgesetz beschlossen, nach dem in jedem Wahlkreis nur noch ein Parlamentssitz vergeben wurde. William Ewart Gladstone, als Führer der Liberalen Partei Disraelis Gegenspieler, setzte sich energisch für Home Rule, eine Autonomie Irlands, ein. Darüber kam es 1886 zur Spaltung der Liberalen Partei, Anführer der unionistischen Fraktion war Joseph Chamberlain. Die 1883 gebildete Fabian Society schloss sich mit der 1893 gegründeten Independant Labour Party zusammen. Das Bündnis nannte sich ab 1906 Labour Party.

1901 folgte Eduard VII. seiner Mutter Viktoria auf dem Thron. Er mischte sich nicht in die Regierungsgeschäfte ein. 1902 gab Großbritannien seine Bündnisfreiheit, splendid isolation auf und schloss mit Japan ein Flottenbündnis, 1904 dann die entente cordiale mit Frankreich.

1910 folgte Georg V. seinem Vater Eduard nach. Die Rechte des Oberhauses wurden 1911 eingeschränkt (Parliament Act). Nachdem es mehrmals den Home-Rule-Vorlagen des Unterhauses widersprochen hatte, entschied dieses, dass solch ein Widerspruch nur noch aufschiebende Wirkung haben könne. 1914, im Jahr des Eintritts in den Weltkrieg, wurde dann das Home-Rule-Gesetz beschlossen.

Erster Weltkrieg und irische Unabhängigkeit

Der Kriegseintritt fand die Zustimmung aller Parteien mit Ausname einer Gruppe der Labour Party um Ramsay MacDonald. So wurde 1915 eine Allparteienregierung gebildet. An ihrer Spitze stand Lloyd George, der durch Einschluss der Konservativen eine breite Koalitionsregierung erreichen wollte. Doch die Anhänger Asquiths gingen in die Opposition, sodass die Liberale Partei gespalten wurde. In den Folgejahren erlangte Lioyd George eine fast diktatorische Stellung im Kabinett und verfolgte eine Kriegspolitik, die auf eine vollständige Niederlage des Deutschen Reichs abzielte. Ostern 1916 kam es zu einem Aufstand in Irland, der zwar niedergeschlagen wurde, aber einen mehrjährgen Guerillakrieg zur Folge hatte. Sinn Féin, obwohl selbst nur unwesentlich am Aufstand beteiligt, wurde zum Sammelbecken der Unabhängigkeitsbewegung. Bei den Unterhauswahlen von 1918 gewann Sinn Féin 80% der irischen Mandate und bildete aus diesen Abgeordneten das First Dáil, das erste irische Parlament seit 1801. Eamon de Valera wurde zum Präsidenten der Republik Irland gewählt, und der Aufbau einer parallelen Regierungs- und Verwaltungsstruktur begann. Die britische Regierung erklärte das Dail unverzüglich für illegal. Der folgende Anglo-Irische Krieg (1919 - 1921) führte 1921 zum Anglo-Irischen Vertrag, der für 26 der 32 Irischen Counties die Unabhängigkeit von Großbritannien garantierte. Aus den Provinzen Munster, Leinster, und Connaught, sowie drei der neun Counties von Ulster wurde der Irische Freistaat (engl. Irish Free State) gebildet. Die sechs nördlichen Counties von Ulster bilden Nordirland und blieben Teil des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland.

Die verfassungsrechtlichen Bindungen Irlands zu Großbritannien wurden nach und nach aufgelöst, bis dann 1949 die Republik Irland gegründet wurde. Nordirland blieb Teil des Vereinigten Königreichs und der offizielle Name änderte sich in „Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland“.

Premierminister ab 1922:

Andrew Bonar Law | Stanley Baldwin | Ramsay MacDonald |Neville Chamberlain | Winston Churchill | Clement Attlee | Sir Anthony Eden | Harold Macmillan | Sir Alec Douglas-Home | Harold Wilson | Edward Heath | James Callaghan | Margaret Thatcher | John Major | Tony Blair

Siehe auch

Literatur (in Auswahl)

  • The Oxford History of England, hrsg. von George Clark, 15 Bände, Oxford 1934-1966.
  • The New History of England, hrsg. A. G. Dickens, Norman Gash, London 1977 ff.
  • The New Oxford History of England, hrsg. von J.N. Roberts, Oxford 1989 ff.
  • Kluxen, Kurt: Geschichte Englands. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart 1976 ISBN 3520374021
  • Trevelyan, G.M.: Geschichte Englands, 2 Bde., u.a. München 1949


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