Computerwurm
Ein Computerwurm ist ein selbstständiges Computerprogramm (Gegensatz: Computervirus), das sich über Computernetzwerke, unter Zuhilfenahme verschiedenster Hilfsmittel, verbreiten kann. Dazu gehört zum Beispiel das Ausnützen von Sicherheitslücken, das Versenden von infizierten E-Mails (selbstständig durch eine SMTP-Engine oder durch ein E-Mail-Programm wie Microsoft Outlook) und das selbstständige Verbreiten durch IRC-, Peer-To-Peer- und Instant Messaging-Programme (MSN Messenger, ICQ). Bei den erst vor kurzem aufgetretenen Handywürmer sind die derzeitigen Verbreitungsmöglichkeiten Bluetooth und das Verschicken von infizierten MMS.
Ein Wurm kann eine spezielle Schadensroutine enthalten, muss dies aber nicht. Da ein Wurmprogramm auf befallenen Systemen Ressourcen zur Weiterverbreitung bindet, können selbst Würmer ohne spezielle Schadensroutinen gewaltige wirtschaftliche Schäden erzeugen.
Viren und Würmer
Computer-Viren und -Würmer verbreiten sich beide auf Computern, doch benutzen sie zum Teil vollkommen verschiedene Strategien und Techniken. Ein Virus verbreitet sich, indem er Dateien infiziert, also sich in eine ausführbare Datei, die vertrauenswürdig erscheint, integriert und somit Teil einer schon bestehenden Programmroutine wird.
Die Weiterverbreitung des Virus erfolgt dann durch Weitergabe dieser infizierten Dateien. Auf welchem Weg die infizierten Dateien weitergegeben werden (Datenträger, Netzwerk, Internet, ...), ist für die Definition "Virus" unerheblich.
Würmer dagegen warten nicht passiv darauf, dass infizierte Dateien weitergegeben werden. Sie versuchen aktiv, via Netzwerk weitere Computer zu infizieren. Welche Wege und Strategien sie dabei anwenden, hängt vom Einzelfall ab. Auch ein Wurm kann sich beispielsweise wie ein Virus in vertrauenswürdige Dateien integrieren, um sich zu tarnen.
Tarnung und Verbreitung
Heutzutage verbreiten sich Würmer häufig auf zwei verschiedene Weisen, obwohl es insgesamt sechs verschiedene Arten von Würmern gibt. Die eine ist dabei die automatische Verbreitung über das Netzwerk, bei der kein Zutun des Anwenders erforderlich ist (siehe dazu unten Automatisches Ausführen), die andere Verbreitung ist die per E-Mail.
Verbreitung per E-Mail
Der Wurm verschickt, meistens unbemerkt vom Anwender, E-Mails mit seiner Kopie als E-Mail-Anhang. Der Text der E-Mail ist stets so gestaltet, den Empfänger zu veranlassen den Anhang zu öffnen und somit eine Infektion auszulösen (siehe auch Social Engineering). Verschiedene Mechanismen dienen zur Tarnung des gefährlichen Anhangs bzw. zum automatischen Ausführen. Im folgenden ein paar Beispiele gängiger Tarnungen. Es ist jederzeit denkbar, dass neue Ideen und Varianten auftauchen den Anwender zu täuschen.
Doppelte Dateinamenserweiterung
Würmer bekommen Dateinamen mit doppelter Dateinamens-Erweiterung, wobei darauf gebaut wird, dass beim Empfänger die Anzeige der Dateinamen-Erweiterung ausgeblendet wird (Windows Standardeinstellung). So wird beispielsweise das ausführbare (Wurm-)Programm "music.mp3.exe", nur als "music.mp3" angezeigt und erscheint dem Anwender (Opfer) als harmlose passive Musikdatei. Ein Öffnen dieser Datei verursacht allerdings kein Abspielen einer mp3-Musikdatei, sondern die Ausführung eines Programmes. Ein Beispiel:
Content-Type: audio/mpeg; name="music.mp3" Content-Transfer-Encoding:base64 Content-Disposition: attachment; filename="music.mp3.exe"
Codierung
Oft werden Würmer in ZIP-Archive verpackt, um es Virenscannern zu erschweren, den Schädling zu analysieren. Manchmal sind diese ZIP-Archive mit einem Passwort verschlüsselt. Das Passwort befindet sich im E-Mail-Text. Dadurch wird es Virenscannern nahezu unmöglich gemacht, den wahren Inhalt des Anhangs zu analysieren.
Wenig bekannte Dateiarten
Die Gefährlichkeit von EXE-Dateien (ausführbare Dateien mit der Endung ".exe") ist vielen Anwendern bekannt. Aber neben EXE-Dateien gibt es noch zahlreiche weitere Dateiarten, welche ausführbare Programme beinhalten. Da viele Anwender diese nicht kennen, wird auf deren fahrlässigen Umgang spekuliert. Beispielsweise sind Dateien mit der Endung ".scr" Windows Bildschirmschoner-Programme, können allerdings ebenso Wurmprogramme beinhalten.
Automatisches Ausführen
Die Verbreitung der meisten Würmer ist davon abhängig in irgendeiner Weise den Anwender zu täuschen und zu Aktionen zu veranlassen über deren Konsequenzen er sich nicht im klaren ist. Im Allgemeinen ist dies das Öffnen ihm zugesandter Dateien. Allerdings gibt es auch Würmer, welche nicht von der Mitwirkung des Opfers abhängig sind. Sie nutzen Techniken, die ihre Aktivierung auf dem Rechner des Opfers automatisch veranlassen. Da dies grundsätzlich nicht möglich sein sollte, fällt dies unter die Kategorie "Ausnutzen von Sicherheitslücken".
Der Wurm MS Blaster nutzt einen Remote-Exploit in der RPC/DCOM-Schnittstelle von Windows 2000 und XP. Das bedeutet, er nutzt eine Sicherheitslücke aus (engl. „to exploit“), um Rechner über das Netzwerk zu infizieren. Nach einer Infektion beginnt er wahllos das Netzwerk (Internet) nach weiteren Rechnern mit dieser Sicherheitslücke zu scannen, um sie unverzüglich ebenfalls zu infizieren (siehe "Geschichte").
Neben Sicherheitslücken des Betriebssystems können auch Sicherheitslücken innerhalb von Kommunikationssoftware Einfallstore für Würmer bieten. Eine Reihe von Würmern nutzt einen Fehler in der Javascript-Implementierung des bekannten E-Mailprogramms "Outlook Express". HTML-E-Mails, welche mit speziellem Javascript-Code ausgestattet waren, gelang es selbständig die Anlage zu öffnen und somit die Infektion auszulösen. Allein das Betrachten des E-Mailtextes öffnet dann ohne weiteres Zutun des Anwenders die Anlage. Eine ähnliche Sicherheitslücke existierte im E-Mailprogramm "Eudora".
Auch gibt es Würmer, welche es nicht (hauptsächlich) auf die Rechner von Anwendern absehen, sondern auf Servercomputer. So gab es in der Vergangenheit eine ganze Reihe von Würmern, welche sich auf Sicherheitslücken im Internet Information Server (bekannte Microsoft Webserver-Software) spezialisierten. Nach der Infektion begannen die Server selbständig nach weiteren Servern zu suchen, um auch diese zu infizieren.
Zum Ausführen von Wurm-Anhängen enthält eine E-Mail HTML-Code, der ein Fenster im Fenster (iframe) erzeugt, in dem der Datei-Anhang mit Hilfe von Javascript gestartet wird. Der Wurm verschickt sich selbst, wobei aus dem Adressbuch des Benutzers wahllos Empfänger- und Absenderadressen entnommen werden. Es ist daher relativ sinnlos, beim Empfang einer verseuchten E-Mail eine Warnung an die Absenderadresse zu schicken; es trifft höchstwahrscheinlich den Falschen.
Instant Messaging-Würmer
Instant Messaging-Programme sind sogenannte Chat-Programme wie zum Beispiel ICQ oder MS Messenger. Ein Wurm dieser Art verbreitet sich, indem er allen Kontakten, einen Link zu einer Seite schickt, welche den Wurm enthält. Klickt der Benutzer auf den Link, wird der Wurm auf dem Computer installiert und ausgeführt. Nun sendet der Wurm auch von diesem Computer den Link an alle eingetragenen Kontakte weiter. Es wäre technisch möglich, dass sich der Wurm allen eingetragenen Kontakten zum Download anbietet, doch Dank fehlender Dokumentationen der Programme ist so ein Wurm noch nicht aufgetreten.
IRC-Würmer
IRC-Klienten (Internet Relay Chat) sind Programme, mit denen jeder beliebige Benutzer mit anderen Benutzern virtuell in Echtzeit Textnachrichten austauschen kann. Die meisten IRC-Programme benutzen, um sich am IRC-Server anmelden zu können, ein spezielles Script, das beim Starten des Programms ausgeführt wird. Dieses Script beinhaltet Befehle, die das IRC-Programm ausführt. Diese Befehle sind zum Beispiel das Einloggen in einen Chatroom, das Schreiben von Meldungen aber auch das Versenden von Dateien. Ein IRC-Wurm, der einen Computer infiziert hat, sucht nach IRC-Progammen, die er benutzen kann, um sich weiterzuverbreiten. Wenn er ein solches Programm gefunden hat, modifiziert er das Script, welches automatisch geladen wird. Beim nächsten Start des IRC-Programms wird der Wurm selbstständig an alle Benutzer in einem Chatraum verschickt. Wenn ein Benutzer den Download akzeptiert und öffnet, wird wieder das selbe wiederholt. Derzeit gibt es fünf IRC-Programme, für die es IRC-Würmer gibt (mIRC, pIRCh, vIRC, dIRC und Xircon).
P2P-Würmer
Peer-To-Peer ist eine Netzwerkform, die ohne Server funktioniert. Das heißt, es ist eine Direktverbindung zwischen den einzelnen Benutzern. Die meisten im Internet erhältlichen Tauschbörsen wie Kazaa oder Morpheus sind Peer-To-Peer-Netzwerke. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie sich ein Wurm in einer Tauschbörse verbreitet. Die erste Möglichkeit ist, dass sich der Wurm in den freigegebenen Ordner kopiert, von dem andere Benutzer Dateien downloaden können. Für diese Art von Würmern ist es die richtige Namensgebung sehr wichtig, da mehr Benutzer eine Datei mit einem interessanten Namen downloaden als eine Datei mit einem zufällig erstellten Namen. Darum gibt es Würmer, die ihre Namen im Internet auf speziellen Seiten suchen, um so glaubwürdig wie möglich zu sein. Diese Art der Verbreitung in Tauschbörsen ist sehr einfach und nicht sehr effektiv. Die zweite Art dieser Würmer ist viel effektiver und deswegen auch viel komplizierter zu programmieren, darum existiert sie kaum. Ein Wurm, der ein eingebautes Peer-To-Peer-Protokoll beinhaltet verbindet sich mit den anderen Benutzern der Tauschbörse, und bei jeder Suchabfrage täuscht der Wurm vor, dass er die gesuchte Datei sei. Der Benutzer kopiert dann den Wurm und auf seinem Computer passiert das selbe wieder.
Handywürmer
Handywürmer sind die neuste Art von Würmern. Zuerst aufgetreten sind sie im Juni 2004. Die derzeitigen Würmer verbreiten sich alle über eine Technik, die Bluetooth heißt. Bluetooth ist eine kabellose Verbindung zwischen Handys, Drucker, Scanner oder sogar Bordcomputern von Autos mit einer Reichweite von ungefähr zehn Metern. Handywürmer greifen das Betriebssystem SymbianOS an, und versuchen, sich selbst mit Bluetooth an alle erreichbaren Bluetooth-Empfänger zu schicken. Gleich wie im Computersektor, so vermuten Antivirenhersteller, werden im Handybereich immer mehr Viren und Würmer auftreten. Seit dem Jahr 2005 ist es sogar möglich, dass sich Handywürmer durch MMS verbreiten. Die derzeitigen Handywürmer sind jedoch noch zu trivial, um als wirkliche Gefahr zu gelten. Auch ist noch kein Handywurm "in-the-wild" (das bedeutet offiziell verbreitet) gesichtet worden. Sicherheitsexperten befürchten jedoch, dass die Entwicklung von Handywürmern zukünftig das gleiche Ausmaß annimmt, wie die Entwicklung der bereits lange existierenden Computerwürmer. Ein wirklicher Schutz gegen Handywürmer wird zur Zeit erst entwickelt. Zwar gibt es schon ein Antiviren-Programm für SymbianOS, jedoch ist dieses noch bei keinem Handy vorinstalliert enthalten. Eine weitere Schutzmöglichkeit, ein Betreiber-basiertes Programm das alle Nachrichten durchsucht, ist derzeit noch nicht möglich, da die Verzögerung bis zum Empfangen einer Nachricht noch größer werden würde.
Schutz
Wenn man sich vor Würmern schützen möchte, muss man sich erst fragen, vor welchen Angriffen genau man sich denn schützen möchte. Nur vor dem konkreten Einzelfall oder Klassen von konkreten Einzelfällen kann man sich schützen. Man muss also die konkreten Verbreitungs- bzw. Angriffsmethoden kennen, verstanden haben und dazu passende Schutzmechanismen planen und umsetzen. "Sich unwohl fühlen" oder "sich besser fühlen" mit bestimmten Maßnahmen sind keine Kriterien für einen vernünftigen Schutz. Auch blind Schutz-Software zu installieren ist nicht zielführend.
Schutz vor Infektion durch Sicherheitslücken in Anwendungen
Heutige Anwendungen sind so komplex, dass nicht mehr garantiert werden kann, dass sie fehlerfrei sind. Man geht in der Regel sogar davon aus, dass zahlreiche Fehler enthalten sind. Einige dieser Fehler lassen sich dazu benutzen Programm-Code auszuführen, was aber natürlich niemals vorgesehen war durch den Programmierer der fehlerhaften Anwendung. Geschickt geformte Daten können so plötzlich einen MP3-Player veranlassen z.B. Dateien zu löschen oder anderen Unfug zu treiben.
Schützen kann man sich dagegen durch viel Aufmerksamkeit: Allgemein gilt, dass Software (Betriebssystem, E-Mail-Software) immer auf dem neuesten stabilen Stand sein sollte. Viele Würmer nutzen Sicherheitslücken veralteter Softwareversionen, um sich zu verbreiten. Rechner, deren Software auf dem neuesten Stand ist, deren bekannte Sicherheitslücken beseitigt sind, sind deutlich schwerer zu infizieren. Außerdem gilt es sich zu informieren, ob in den verwendeten Anwendungen und Betriebssystem Sicherheitslücken existieren, wie man diese Lücken schließen kann und bei oftmals auffälligen Anwendungen zu überlegen, ob man diese Anwendung wirklich weiter einsetzen möchte.
Unterscheiden muss man noch Client-Anwendungen bzw. nicht netzwerkfähige Anwendungen und Server-Anwendungen. Die erste Klasse von Anwendungen muss vom Benutzer des Computers dazu veranlasst werden Daten zu verarbeiten. Ein E-Mail-Programm beispielsweise holt nur vom Benutzer initiiert E-Mails ab, über das Netzwerk lässt sich dieser Vorgang nicht steuern. Gegen Lücken in solchen Anwendungen helfen keine Paketfilter und auch keine Personal-Firewalls. Entweder man verwendet eine solche Anwendung einfach nicht oder man versucht durch Patches diese Lücken zu schließen.
Die zweite Klasse von Anwendungen, Server-Anwendungen oder auch Dienste, warten auf Anfragen über das Netzwerk, jeder Fremde kann Daten an diese Anwendungen per Netzwerk/Internet schicken. Somit steigt das Risiko infiziert zu werden, wenn Sicherheitslücken in solchen Anwendungen existieren. Windows beispielsweise startet eine Vielzahl von solchen Server-Anwendungen schon beim Systemstart. Mehrere Würmer hatten bereits so leichtes Spiel, als Sicherheitslücken in diesen Server-Anwendungen bekannt wurden - notwendig ist diese sicherheitskritische Standard-Konfiguration von Windows übrigens nicht. Wie so oft ist Nachlässigkeit Ursache für dieses Sicherheitsproblem.
Schützen kann man sich vor Sicherheitslücken in Server-Anwendungen wieder durch rechtzeitiges Einspielen von Patches, durch Beenden oder Umkonfiguration der Server-Anwendung, so dass keine Anfragen mehr über das Netzwerk angenommen werden oder durch dazwischenschalten von Paketfiltern, die Anfragen an diese Server-Anwendungen ausfiltern.
Schutz vor Social-Engineering
Technisch kann man sich nicht vor Social-Engineering schützen, man ist darauf angewiesen seinen Verstand zu gebrauchen und stets kritisch zu sein.
Gegen die Verbreitungsform E-Mail ist der sicherste Schutz der verantwortungsvolle Umgang mit E-Mail und deren Anhängen. Es sollten keine unverlangten Anhänge geöffnet werden. Auch bekannte Absender sind keine Gewährleistung der Echtheit, da zum einen die Absender meist gefälscht sind und zum anderen bekannte Absender ebenfalls Opfer von Würmern werden können. Im Zweifelsfall sollte man beim Absender nachfragen. Vor dem Öffnen zugesandter Dateien ist eine vorherige Prüfung mit der Antivirensoftware niemals falsch.
Schutz durch Software
Paketfilter
Ein Paketfilter ist eine Anwendung, die Netzwerkkommunikation nach bestimmten technischen Kriterien filtern kann. Diese Kriterien kann man durch die Konfiguration des Paketfilters festlegen. Um sich vor Angriffen auf Server-Anwendungen zu schützen kann man einen solchen Paketfilter einsetzen, indem man Anfragen an diese Server-Anwendung ausfiltert, wenn Gründe dagegen sprechen die Server-Anwendung zu beenden oder die Gefahr besteht, dass eine Server-Anwendung ungewollt gestartet wird. In Personal-Firewalls sind u.a. auch Paketfilter integriert.
Virenscanner

Ein Virenscanner kann im Einzelfall Infektionen verhindern, nämlich dann, wenn vor dem Ausführen einer Datei, die einen Wurm enthält, der Virenscanner die Datei prüft, den Wurm erkennt und zugleich das Ausführen verhindert oder schon im Vorfeld bei Routine-Scans diese Datei entdeckt und der Anwender darauf aufmerksam gemacht wird. Ein solches Szenario ist beim Social-Engineering denkbar, wo dem Anwender nicht klar ist, dass er eine Datei ausführt oder über die Eigenschaften des Programms getäuscht wird. Da der Virenscanner aber den Wurm nicht kennen muss, ist dieses Szenario durch einen Virenscanner nicht abgedeckt. Zahlreiche andere Infektionsmöglichkeiten können vom Virenscanner gar nicht verhindert werden, beispielsweise die Infektion über eine laufende Server-Anwendung.
Die Bereinigung eines infizierten Systems ist durch einen Virenscanner nicht zuverlässig möglich. Hersteller von Virenscannern empfehlen das Neuaufsetzen des infizierten Systems, siehe auch Kompromittierung.
Personal-Firewalls
Es kann hilfreich sein, eine Personal-Firewall-Software zu verwenden bzw. zu aktivieren, wenn sie im Lieferumfang des Betriebssystems enthalten ist (aktuelle Linux-Distributionen, Windows XP). Diese kann, wenn sie richtig konfiguriert ist, Anfragen über das Netzwerk an laufende Server-Anwendungen ausfiltern und somit das Ausnutzen von auch noch unbekannten Sicherheitslücken verhindern. Sinnvoll ist diese Maßnahme vor allem, wenn es nicht möglich ist die Server-Anwendung zu beenden oder so zu konfigurieren, dass Anfragen nicht mehr angenommen werden oder aber wenn die Gefahr besteht, dass eine Server-Anwendung ungewollt gestartet wird.
Rechtetrennung des Betriebssystems
Ausgereifte Betriebssysteme (Linux, Windows ab Version NT) bieten von Hause aus Sicherheitsmechanismen, welche eine Infektion deutlich erschweren, respektive eine Infektion leicht vereiteln können. Viele Windows-Nutzer beispielsweise arbeiten stets mit Administratorrechten. In diesem Betriebszustand sind sämtliche Sicherheitsschranken des Betriebssystems außer Kraft. Ein versehentlich oder automatisch gestartetes Wurmprogramm (das gleiche gilt für Viren) kann sich ungehindert die volle Kontrolle über alle Systemfunktionen aneignen. Sinnvoller ist es, sich zwei Benutzerkonten einzurichten: Eines für die routinemäßige Arbeit mit stark eingeschränkten Benutzerrechten, insbesondere eingeschränktem Recht von Softwareinstallationen; das andere mit Administratorrechten allein für Installations- und Konfigurationsarbeiten.
Diverse Programme, insbesondere Spiele, funktionieren jedoch nicht, da sie ein Administratorkonto voraussetzen.
Wirtschaftlicher Schaden
Der finanzielle Schaden, den Computerwürmer anrichten können, ist viel höher als jener bei Computerviren. Grund dafür ist der enorme Verbrauch an Netzwerkressourcen. Dieser Verbrauch kann zu einem Ausfall von Servern wegen Überlastung führen. Wenn ein Server ausfällt, führt das in Betrieben zu einem Arbeitsausfall. Im Sommer 2005 hat ein solcher Serverausfall bei einem Flughafen die Anzeige-Tafel lahm gelegt, und dadurch wurde der Flugverkehr stark beeinträchtigt.
Einen weiteren wirtschaftlichen Schaden können in Zukunft Handywürmer nach sich ziehen, die sich über MMS verbreiten. Wenn ein solcher Wurm dutzende kostenpflichtige MMS verschickt, ist mit einem hohen finanziellen Verlust zu rechnen.
Weitere finanzielle Schäden können durch so genannte Distributed Denial of Service-Attacken entstehen. Wie am Beispiel W32.Blaster ersichtlich ist, können dadurch sogar große Betriebe wie SCO oder Microsoft in Bedrängnis gebracht werden. Das ist aber nicht typisch für Würmer, sondern eine Schadensfunktion.
Kopfgeld auf Wurmautoren
Im November 2003 gründet Microsoft ein sogenanntes Anti-Virus-Reward-Program um weltweit die Jagd auf Verantwortliche für die Verbreitung von Würmern und Viren zu unterstützen. Bei der Gründung erhielt die Initiative ein Startkapital von 5 Millionen US-Dollar, wovon bereits ein Teil der Summe für die Ergreifung und Verurteilung aktueller Wurm-Verbreiter zur Belohnung ausgesetzt wurde. Damit will Microsoft die zuständigen Ermittlungsbehörden bei der Fahndung nach den Verursachern unterstützen.
Microsoft arbeitet mit Interpol, das Federal Bureau of Investigation (FBI), der Secret Service und dem Internet Fraud Complaint Center zusammen, weil "boshafte Würmer und Viren sind kriminelle Attacken auf jedermann, der das Internet benutzt".
Derzeitig sind die Autoren der Würmer W32.Blaster, Sasser, Netsky und Sobig auf der "Wanted"-Liste. Im Mai 2004 hatte dieses Programm seinen ersten Erfolg, als der Wurmautor von Sasser und Netsky verhaftet und verurteilt wurde. Er wurde von einem Bekannten aufgrund des Geldes verraten.
Geschichte
Anfänge
Das Konzept eines Computerwurms oder Netzwerkwurms wurde schon 1975 im Science-Fiction-Buch The Shockwave Rider (dt. Der Schockwellenreiter) von John Brunner erwähnt. Aber erst im Jahr 1988 wurde von Robert Morris der erste wirkliche Computerwurm programmiert. Der sogenannte Morris-Wurm verbreitete sich unter Ausnutzung von einigen Unix-Diensten, wie z.B. sendmail, finger oder rexec sowie der r-Protokolle. Zwar hatte der Wurm keine direkte Schadensroutine, trotzdem legte er wegen seiner aggressiven Weiterverbreitung ca. 6000 Rechner lahm - das entsprach zu dieser Zeit ungefähr 10 % des weltweiten Netzes.
Die Entwicklung von Computerwürmern blieb bis Mitte der 90er Jahre beinahe stehen. Grund dafür wahr, dass das Internet noch nicht die Ausdehnung hatte, die es heute hat. Bis Mitte der 90er Jahre konnten sich Computerviren viel schneller verbreiten.
Mitte der 90er - 2000
In diesem Zeitraum entwickelten sich die Computerwürmer wieder. Erst im Jahr 1997 leutete der erste E-Mail-Wurm ein neues Zeitalter für Netzwerk-Würmer ein. Er ist in der Makrosprache VBA für Microsoft Word 6/7 geschrieben, und wird ShareFun genannt.
Im selben Jahr wurde auch noch der erste Wurm endeckt, der sich über IRC verbreiten kann. Er benützte dabei die SCRIPT.INI Datei des Programms mIRC.
Ein weiteres pregendes Ereignis in diesem Jahr war die Entdeckung des Wurms Homer, der als erster für seine Verbreitung das Transferprotokoll FTP benützt. Ab diesem Zeitpunkt wurde klar, dass auch Internetprotokolle von Würmern ausgenützt werden können.
Das Jahr 1999 war für Würmern sehr entscheident. Einerseits verbreitete sich über Outlook der E-Mail-Wurm Melissa weltweit, und sorgte für großes Aufmerksamkeit der Medien. Andererseits entwickelten sich erstmals auch komplexe Würmer wie Toadie (der sowohl DOS und Windows Dateien infiziert und sich über IRC und E-Mail verbreitete) und W32.Babylonia (der sich als erstes Malware selbst updaten konnte).
Im Jahr 2000 geriet ein Wurm besonders ins öffentliche Bewusstsein: Mit seinem massiven Auftreten inspirierte der ILOVEYOU-E-Mail-Wurm viele Nachahmer.
2001 - Heute
Eine wichtige Entwicklung im Jahr 2001 war das Auftreten der ersten Würmer mit einer eigenen SMTP-Engine. Ab diesem Zeitpunkt waren Würmer nicht mehr auf Microsoft Outlook (Express) angewiesen. Auch wurden die ersten Würmer entdeckt, die sich via ICQ oder Peer-to-Peer-Netzwerken verbreiten konnten.
Aber die wichtigste Erneuerung (oder Wiederentdeckung seit dem Morris-Wurm aus dem Jahr 1988) war das Ausnützen von Sicherheitslöchern oder Softwareschwachstellen in Programmen. So löste der Wurm Code Red im Jahr 2001 eine große Verbreitung aus, da er eine Lücke in Microsofts Internet Information Server ausnützt.
Durch das Ausnützen von Schwachstellen konnten nun auch die ersten dateilosen Würmer in Erscheinung treten. Sie verbreiteten sich durch Sicherheitslücken und blieben nur im RAM, speicherten sich also nicht auf die Festplatte.
Im Jahr 2002 wurde mit dem Wurm Slapper die bis zur Zeit am weitesten verbreitete Malware für das Betriebssystem Linux geschrieben.
Das Ausnützen von Sicherheitslücken hielt auch in den Jahren 2003 und 2004 an. Der Wurm SQL Slammer verbreitete sich sehr stark durch Ausnutzen einer Sicherheitslücke im Microsoft-SQL Server. Bis dahin wurden Privat-Anwender von dieser Art von Würmern verschont. Das änderte sich im August 2003, als der Wurm W32.Blaster eine Sicherheitslücke in Microsoft Windows-Betriebssystem ausnutzte und mit einer gewaltigen Verbreitungswelle Schlagzeilen machte. Im Jahr 2004 nutzte der Wurm Sasser ein ähnliches Verfahren, und griff damit auch wieder Privatanwender an.
Im Jahr 2004 wird der Wurm Mydoom das erste Mal gesichtet. Die schnelle Verbreitung des Wurms führte für ein paar Stunden zu einer durchschnittlich 10-prozentigen Verlangsamung des Internetverkehrs und einer durchschnittlich erhöhten Ladezeit der Webseiten von 50 Prozent.
In den Jahren 2004 und 2005 wurden die ersten Computerwürmer für Handys entdeckt, die sich auf Smartphones mit dem Betriebssystem SymbianOS verbreiten. SymbOS.Caribe war der erste Handywurm, der sich mit der Bluetooth Netzwerktechnologie weiterverbreitet. Im Jänner 2005 erschien mit SymbOS.Commwarrior dann der erste Wurm, der sich selbst als MMS verschicken kann. Eine Verbreitung eines Handywurms ist derzeit noch nicht bekannt. Grund dafür ist, dass SymbianOS, im Gegensatz zu Microsoft für PCs, noch kein Standart für Handys ist.
Siehe auch: Malware, Computervirus, Computersicherheit, Backdoor, Dropper
Literatur
Literatur alleine für Computerwürmer existiert kaum. Sie ist meistens gemischt mit Informationen zu Computerviren. Grund dafür ist, dass Viren und Würmer oft verwechselt werden.
- Das grosse Computer-Viren-Buch, Ralf Burger, 1989, ISBN 3890112005
- Black Hat - Misfits, Criminals, and Scammers in the Internet Age, John Biggs, 2004, ISBN 1590593790 (enlisch)
- The Art Of Computer Virus Research And Defense, Peter Szor, 2005, ISBN 0321304543 (englisch)
Weblinks
- RFC 2828: Internet Security Glossary (u.a. Definition von Worm)
- Reverse Code Engineering: An In-Depth Analysis of the Bagle Virus by Konstantin Rozinov (2004)
- Computer Parasitology Klassifikation und Geschichte von Computerwürmern, Virus Bulletin Konferenz 1999