Geschichte von Linux
Seit der ersten Veröffentlichung von Linux hat sich dieses stark weiterentwickelt. Es wurde unter eine freie Lizenz gestellt, es gab Streit um den Namen und neue Unterstützer sind ebenso hinzu gekommen wie auch Gegner.
Dieser Artikel gibt einen detaillierten Überblick über die Geschichte von Linux. Ein allgemeiner Überblick über die Thematik Linux selbst findet sich im Hauptartikel Linux.

Entwicklungen im Vorfeld

1983 gründete Richard Stallman das GNU-Projekt mit dem Ziel, ein UNIX-ähnliches, POSIX-kompatibles Betriebssystem zu schaffen. Zwei Jahre später gründete er die Free Software Foundation (FSF) und entwickelte die GNU General Public License (GPL), um Software frei zu verbreiten. Dieses Konzept ist auch als Open Source bekannt.
Auf diesem Wege verbreitete sich die GNU-Software sehr schnell und wurde von vielen Leuten weiterentwickelt. Es entstanden in kurzer Zeit eine Vielzahl von Programmen, so dass bereits Anfang 1990 genug GNU-Software bereit stand, um ein eigenes Betriebssystem daraus zu erstellen. Allerdings fehlte noch immer ein Kernel. Dieser sollte eigentlich im Projekt GNU Hurd entwickelt werden. Doch der als Mikrokernel ausgelegte Kern entwickelte sich nur sehr schleppend, weil immer wieder neue Probleme auftauchten.
Anfang der Neunziger bestand also der dringende Bedarf nach einem freien, UNIX-artigen Kernel, um mit ihm und der bestehenden Software des GNU-Projekts ein vollständiges Betriebssystem zu schaffen.
Historische Entwicklung
Entstehung von Linux
1991 begann Linus Torvalds in Helsinki/Finnland mit der Entwicklung von Linux. Anfänglich war es eine Terminal-Emulation, die Torvalds zum Zugriff auf die großen UNIX-Server der Universität benutzte. Er schrieb das Programm hardwarenah und unabhängig von einem Betriebssystem, weil er die Funktionen seines neuen PCs mit einem Prozessor des Typs 80386, dessen Nachfolger-Serie x86 auch heute noch zum Standard zählen, optimal nutzen wollte.
Irgendwann, so Torvalds in seinem Buch Just for Fun (zusammen mit David Diamond, 2000), merkte er, dass es eigentlich ein Betriebssystem geworden war, was er geschrieben hatte. Am 25. August 1991 kündigte er in einem Usenet-Posting an die Gruppe comp.os.minix dieses System an. Dieses Usenet-Posting wird an vielen Stellen immer wieder zitiert und dürfte zu den bekanntesten Postings im Usenet zählen:
Hello everybody out there using minix - I'm doing a (free) operating system (just a hobby, won't be big and professional like gnu) for 386(486) AT clones. This has been brewing since april, and is starting to get ready. I'd like any feedback on things people like/dislike in minix, as my OS resembles it somewhat (same physical layout of the file-system (due to practical reasons) among other things). I've currently ported bash(1.08) and gcc(1.40), and things seem to work. This implies that I'll get something practical within a few months, and I'd like to know what features most people would want. Any suggestions are welcome, but I won't promise I'll implement them :-) Linus (torvalds@kruuna.helsinki.fi) PS. Yes - it's free of any minix code, and it has a multi-threaded fs. It is NOT protable (uses 386 task switching etc), and it probably never will support anything other than AT-harddisks, as that's all I have :-(.
Der Name Linux
Eigentlich sollte Linux nach dem Willen von Linus Torvalds Freax heißen, eine Wortschöpfung aus Freak (Verrückter, aber auch jemand, der sich für etwas begeistert), Free für Freie Software und dem oftmals üblichen x in Anspielung auf die Ähnlichkeit zu Unix. Aus diesem Grund hatte Torvalds, am Anfang der Programmierung des Systems, etwa ein halbes Jahr lang die Dateien unter Freax abgelegt. Auch den Namen Linux hatte sich Torvalds bereits überlegt, er erschien ihm aber zu egoistisch. Um anderen Leuten die Möglichkeit zu geben, am Betriebssystem mitzuarbeiten oder Verbesserungsvorschläge zu machen, sollten die Dateien auf dem FTP-Server (ftp.funet.fi) der Helsinki University of Technology (HUT) abgelegt werden. Das war etwa im September 1991. Der damalige Verantwortliche für den Server hieß Ari Lemmke (Mitarbeiter am HUT). Lemmke war mit dem Namen Freax nicht einverstanden, er bevorzugte den Arbeitsnamen Linux. Ohne mit Torvalds darüber zu diskutieren, nannte er den Bereich am Server einfach Linux, was Torvalds schließlich akzeptierte, um große Diskussionen zu vermeiden und auch, wie Torvalds zugibt, weil Linux einfach der bessere Name war. So setzte sich der eigentlich gar nicht geplante Name Linux weltweit durch.
Linux wird Open Source
Linus gab Linux zuerst unter einer eigenen Lizenz heraus, entschied sich dann aber schließlich dafür, Linux unter GPL zu stellen. Am 7. Juni 1993 wird der Kernel in der Version 0.99.10 erstmals unter der GPL veröffentlicht.
Dieser Schritt machte es erst möglich, Linux so schnell und effizient zu entwickeln, dass eine wachsende Gemeinschaft von Entwicklern ausgehend vom Ur-Kernel eine zu proprietären Betriebssystemen konkurrenzfähige, auf dem neuesten Stand der Technik befindliche Software schuf.
Später sagt Linus Torvalds in einem Interview, dass die Entscheidung, Linux unter die GPL zu stellen, die beste gewesen sei, die er je gemacht hat: „Making Linux GPL'd was definitely the best thing I ever did.“ (Quelle: Interview von Hiroo Yamagata mit Linus Torvalds).
GNU/Linux
Der Begriff Linux bezeichnet eigentlich nur den Kernel, den Betriebssystemkern des Systems. Da die meisten Linux-Distributionen neben dem Linux-Kernel auch auf einer Menge anderer Programme beruhen, von denen viele vom GNU-Projekt kommen, versucht die Free Software Foundation von Richard Stallman seit Jahren, für das Betriebssystem, das Linux als Kernel beinhaltet, "GNU/Linux" als Namen durchzusetzen. Stallman bevorzugt dabei die Aussprache "GNU-Linux". Es soll so darauf hingewiesen werden, dass das System nur durch die Anstrengungen des GNU-Projektes, ein vollständig freies Betriebssystem zu entwickeln, möglich wurde, während Linux eigentlich nur ein zwar unverzichtbarer, aber kleiner Bestandteil des Gesamtsystems ist. Da aber eine typische Linux-Distribution auch viele Programme enthält, die nicht vom GNU-Projekt stammen, ist diese Meinung umstritten.
Der Streit um eine Kombination aus den Namen GNU und Linux begann schon recht früh. Im Juni 1994 wurde im GNU's Bulletin mit „freier UNIX-Klon“ auf Linux verwiesen, in diesem Jahr übernahm auch die Linux-Distribution Debian den Namen GNU/Linux für ihre Distribution. In der Januar-Ausgabe 1995 des GNU's Bulletin änderten sich die Verweise auf Linux zu GNU/Linux. Im Mai 1996 gab Richard Stallman den Editor Emacs 19.31 heraus, in dem der Systemtyp von Linux nach Lignux umbenannt wurde. Er meinte, es wäre angemessen, die Begriffe Linux-based GNU system, GNU/Linux system oder Lignux zu benutzen, um auf die Kombination von Linux-Kernel und GNU-Software hinzuweisen. Er gab jedoch bald den Ausdruck Lignux auf und benutzte nur noch GNU/Linux.
Die anhaltenden Aufforderungen, das System GNU/Linux zu bezeichnen, stießen auf unterschiedliche Reaktionen. Nur wenige Distributionen folgten dem Beispiel von Debian, von den großen kommerziellen Linux-Distributoren folgte keiner. Von den Anwendern und Entwicklern der freien Software sowie der Open-Source-Bewegung folgten einige dem Anliegen, die meisten ignorierten es jedoch oder widersetzten sich ihm sogar unter Protest. Ein Grund für das Ausbleiben des Begriffs GNU/Linux ist sicherlich, dass Linux einfach ein deutlich einfacherer, griffigerer Begriff ist. Ein weiterer ist wohl, dass Linus Torvalds das kombinierte System seit der Veröffentlichung 1991 schon immer Linux genannt hatte. Stallman hingegen meldete seine Forderung nach Namensänderung erst an, nachdem das System bereits populär geworden war.
Das Maskottchen
Hauptartikel: Tux
1996 kündigte Torvalds ein Maskottchen für das Betriebssystem an, dass ein Pinguin werden sollte. Die Bedingungen, die an das Maskottchen gestellt wurden, finden sich unter anderem in Torvalds Biographie „Just For Fun“:
- „Aber Linus wollte keinen x-beliebigen Pinguin. Sein Pinguin sollte glücklich aussehen, so als hätte er grade ein Maß Bier genossen und den besten Sex seines Lebens gehabt.“
Larry Ewing erstellte daraufhin den ursprünglichen Entwurf des heute bekannten Maskottchens. Den Namen Tux schlug James Hughes als Ableitung von Torvalds Unix vor. Ein weiterer Grund für diese Konstruktion ist vermutlich auch, dass die Farben der Pinguine den Eindruck vermitteln, als würden sie einen Smoking tragen, was im Englischen tuxedo heißt.
Entwicklung heute
Kernel
Als Linux-Kernel-Betreuer sind neben Torvalds auch Alan Cox und Marcelo Tosatti sehr bekannt. Cox betreute bis Ende 2003 die Kernel-Reihe 2.2, Tosatti kümmert sich derzeit um die Versionen ab 2.4 und Andrew Morton steuert die Entwicklung und Verwaltung des neuen 2.6-Kernels, welcher am 18. Dezember 2003 in einer als stable (stabil) vorliegenden Version veröffentlicht wurde. Auch die älteren Zweige werden nach wie vor ständig verbessert.
Der Erfolg von Linux in vielen Einsatzbereichen ist insbesondere auf die Eigenschaften freier Software bezüglich Stabilität, Sicherheit, Erweiterbarkeit und Wartbarkeit, aber auch auf die entfallenden Lizenzkosten zurückzuführen.
Desktop

Mit den graphischen Benutzer-Oberflächen wie KDE oder GNOME bietet Linux im Bereich der Desktops mittlerweile einen vergleichbaren Komfort zu MS-Windows oder Mac OS. Umfangreiche Tests der Umgebungen auf Benutzerfreundlichkeit und Effizienz ermöglichen ein Nutzen des Computers ohne besondere Kenntnisse. Neben dem wachsenden Angebot proprietärer Software für Linux hat vor allen Dingen die Community das Softwareangebot für Linux stetig vergrößert und in unterschiedlichste Bereiche ausgedehnt: mit der Zeit sind immer mehr Freie Software-Projekte entstanden, die von Entwicklungsumgebungen über Business-Anwendungen bis hin zu komplexen Multimedia-Anwendungen reichen. Auch ist es durch die Windows-API-Nachbildung Wine teilweise möglich, mit immer mehr Programmen, die für MS-Windows geschrieben wurden, auch unter Linux zu arbeiten.
Die auf den Desktop ausgelegten Distributionen lassen sich einfach installieren, es werden aber auch zunehmend Komplett-Rechner mit vorinstalliertem Linux ausgeliefert, was der Verbreitung als Einzelplatzsystem Vorschub leistet. Im Bereichen mit Masseninstallationen wie in Firmen oder Behörden hat Linux durch groß angelegte Migrationen z.B. in München oder Wien von sich reden gemacht. Der Erfolg eines Desktopsystems wird aber auch durch die Verbreitung von Spielen entschieden. Viele neue Spiele der großen Spielehersteller kommen derzeit auch schon in Linuxversionen heraus, so steht z.B. auch id Software's Grafikmonster Doom 3 für Linux zur Verfügung.
Community

Der größte Teil der Arbeit an und um Linux wird durch die Community, also durch freiwillige Mitarbeiter, erledigt. Diese, teilweise auch von Firmen unterstützten oder direkt angestellten Programmierer und Entwickler helfen nicht nur direkt bei der Entwicklung des Kernels, sondern auch beim Schreiben der gesamten Zusatzsoftware, die für und rund um Linux zur Verfügung steht.
Dabei gibt es sowohl die vollständig frei und selbstorganisierten Projekte wie Debian, aber auch die mit Firmen direkt verbundenen Projekte wie Fedora Core und OpenSuse. Die Mitglieder der jeweiligen Projekte treffen bei verschiedenen Konferenzen und Messen zusammen, um sich auszutauschen. Einer der größten Messen ist dabei der LinuxTag in Karlsruhe, bei dem jährlich mehr als 10.000 Menschen zusammen kommen.
Open Source Development Lab
Das Open Source Development Lab (OSDL) wurde im Jahr 2000 gegründet und ist eine unabhängige und gemeinnützige Organisation, die unter anderem dazu gegründet wurde, Linux für den Einsatz in Daten-Centern und im Carrier-Bereich zu optimieren. Jetzt dient es als gesponsorte Arbeitsstelle für Linus Torvalds und Andrew Morton. Beide können sich nun in Vollzeit um die Entwicklung des Linux-Kernels kümmern. Finanziert wird die nichtkommerzielle Einrichtung von namhaften Firmen wie RedHat, SuSE, Mitsubishi, Intel, IBM, Dell, HP usw.
Firmen

Mittlerweile verdienen eine Reihe von Firmen mit Linux viel Geld. Diese Firmen, von denen die meisten auch Mitglieder im Open Source Development Lab sind, investieren teilweise erhebliche Ressourcen in die Weiterentwicklung und den Ausbau von Linux, um es für verschiedene Einsatzbereiche tauglich zu machen. Dies reicht von Hardwarespenden an Entwickler von Treibern über Geldspenden für Stiftungen, die sich mit Linux-Software beschäftigen, bis hin zur Anstellung von Programmierern bei der Firma selbst. Bekannte Beispiele dafür sind IBM und HP, die Linux vor allen Dingen auf den eigenen Servern einsetzen, als auch Red Hat, das eine eigene Distribution unterhält. Ebenso unterstützt z.B. Trolltech Linux dadurch indirekt, dass es die Entwicklung von KDE voran treibt und unterstützt.
Streit um Linux
Seit Beginn der Entwicklung gab es immer wieder Streit um das System.
Andrew Tanenbaum
1992 kam es durch einen Usenet Artikel Andrew S. Tanenbaums in der Newsgroup comp.os.minix mit dem Titel Linux is obsolete zu einer berühmt gewordenen Debatte um die Struktur des Linux-Kernels, in dem der anerkannte Computerwissenschaftler und Autor des Microkernel-Systems Minix Tanenbaum eine ganze Reihe von Kritikpunkten an dem damals noch recht jungen Linux Projekt anbrachte. Vor allem kritisiert er
- das Design des Kernels als monolithisch und damit als unzeitgemäss
- die in seinen Augen schlechte Portierbarkeit durch Ausnutzung sämtlicher Features der Intel 386 Prozessoren
- das liberale Verteilungs- und Entwicklungsmodell der Software, ohne strenge Kontrolle des Quellcodes durch eine einzelne Person
- den Einbau einer Reihe von Features, die aus Tanenbaums Sicht unnütz sind (so erachtet er ein Filesystem, dass den parallelen Zugriff mehrerer Programme gestattet, als überflüssigen 'Performance Hack')
Tanenbaum übersieht bei seiner Kritik aber völlig, dass Linus Thorvalds den Linux-Kernel aus völlig anderen Beweggründen gebaut hat als er sein Minix-System, so ist zum Beispiel die Kritik an der Aurichtung auf den i386 Prozessor unsinnig, da es ein erklärtes Ziel von Linus war, die Möglichkeiten des i386 komplett auszunutzen.
Rückblickend kann man heute sagen, dass Tanenbaum mit seiner Prognose, dass Linux in wenigen Jahren veraltet und durch ein (aus seiner Sicht) modernes GNU Hurd ersetzt werden wird, nicht falscher hätte liegen können. Die bestmögliche Ausnutzung der Hardware ist nach wie vor einer der Schlüsselfaktoren für den Erfolg von Linux, trotzdem ist Linux auf alle wichtigen Plattformen portiert worden, das liberale Entwicklungsmodell hat zu einer beispiellosen Geschwindigkeit bei der Weiterentewicklung gesorgt, wirklich niemand stört sich heute daran, dass Linux keinen Microkernel hat, und der GNU Hurd ist immer noch nicht so weit, dass man ihn auf einem Server einsetzen könnte.
Jahre später wurde Andrew Tanenbaum erneut mit Linux in Verbindung gebracht, als Ken Brown sein Buch Samiszdat schrieb und deshalb mit Tanenbaum sprach, erklärte er, Torvalds habe nicht von ihm abgeschrieben. In seiner Stellungnahme zu Brown schrieb er einen Abschnitt, der sein Verhältnis zu Linux gut dokumentiert: Natürlich habe Torvalds sein Buch und Minix gekannt.
- But the code was his. The proof of this is that he messed the design up. MINIX is a nice, modular microkernel system [...] Linus rewrote the whole thing as a big monolithic kernel, complete with inline assembly code :-( . The first version of Linux was like a time machine. It went back to a system worse than what he already had on his desk. Of course, he was just a kid and didn't know better (although if he had paid better attention in class he should have), but producing a system that was fundamentally different from the base he started with seems pretty good proof that it was a redesign. I don't think he could have copied UNIX because he didn't have access to the UNIX source code, except maybe John Lions' book, which is about an earlier version of UNIX that does not resemble Linux so much. (Andrew S. Tanenbaum, 20 Mai 2004)
Konkurrent Microsoft

Obwohl es Torvalds nach eigener Aussage nicht interessiert, ob Microsoft (Hersteller des marktführenden Betriebssystems Windows) durch Linux in Bedrängnis gerät, wird von beiden Seiten ein harter Konkurrenzkampf ausgetragen. Während Microsoft sehr viele und teure Studien zum Thema „Windows vs. Linux“ in Auftrag gibt und diese seit Anfang 2004 in einer eigenen Webseite darstellt, nehmen viele Leute in der Linux-Community die Thematik eher gelassen und sticheln mit Witzen wie „Linux - und dein PC macht nie wieder blau“ oder „Früher oder später migrieren wir euch“.
Dahingegen bemühen sich die kommerziellen Anbieter von Linux-Software seit geraumer Zeit, ebenfalls durch Studien, Umfragen und Erfahrungsberichte Microsofts Kampagne etwas entgegen zu stellen. So hat z.B. Novell Ende 2004 eine eigene Webseite geschaltet, auf der die Vorteile und auch die rechtliche Sicherheit von Linux hervorgehoben wird.
SCO
Im Jahr 2003 erhob die Firma SCO schwere Vorwürfe gegen den Weltkonzern IBM: Laut der Darstellung von SCO haben IBMs Linuxentwickler Code unverändert aus UNIX übernommen, und in Linux eingepflegt. Da SCO für sich die Urheberrechte an UNIX beansprucht, und in dem Verhalten von IBM eine Verletzung der eigenen Rechte sieht, wurde eine Klage gegen IBM angestrengt. Gleichzeitig verkauft SCO seit der Beginn des Verfahrens Linux-Lizenzen an Nutzer, die keine mögliche Klage von Seiten SCO riskieren wollen. Aber auch das Urheberrecht rund um UNIX ist nicht geklärt: Da Novell dies ebenfalls für sich beansprucht, eröffnete es ein Verfahren gegen SCO.
Eine chronologische Auflistung der Ereignisse ist im Artikel SCO gegen Linux zu finden.
Markenrecht am Namen
1994 und 1995 hatten mehrere Personen in verschiedenen Ländern versucht, den Namen Linux als Markennamen eintragen zu lassen. Daraufhin ergingen an mehrere Linux-Firmen Aufforderungen zu Lizenzzahlungen, womit viele Entwickler und Anhänger des Linux-Systems nicht einverstanden waren. Linus Torvalds ging mit Hilfe von Linux International gegen diese Eintragungen vor, und bekam die Markenrechte der Marke Linux zugeteilt. Diese übergab Torvalds an Linux International, später übernahm diese Arbeit die dafür gegründete, nicht gewinnorientierte Organisation Linux Mark Institute. Im Jahr 2000 legte Linus Torvalds die Grundregeln für die Vergabe der Lizenzen fest. Diese besagten, dass jeder, der ein Produkt oder eine Dienstleistung mit dem Namen Linux anbietet, eine Lizenz dafür besitzen muss, welche durch einen einmaligen Kauf erlangt werden kann. Ausnahmen bildeten dabei nicht-kommerzielle Verwendungen, die eine kostenlose Lizenz erhalten konnten, oder keine benötigten.
Im Juni 2005 kam ein neuer Streit um die Lizenzgebühren für die Benutzung des geschützten Markennamens Linux auf, weil das Linux Mark Institute, welches Linus Torvalds Rechte vertritt, Preise von 5000 Dollar statt bislang 500 Dollar für die Verwendung des Namens angekündigt hatte. Begründet wurde der Schritt mit den gestiegenen Kosten für die Durchsetzung der Rechte am Markennamen.
Da diese Erhöhung bei der Community für Unmut und Missverstände sorgte, äußerte sich Linus Torvalds am 21. August 2005 in einer E-Mail selbst zu der Thematik, um die Wogen zu glätten und die Missverständnisse aufzulösen. Darin erläuterte er umfangreich die aktuelle Situation, die Hintergründe und ging auch auf die Frage ein, wer Kosten bezahlen müsste:
- [...] And let's repeat: somebody who doesn't want to _protect_ that name would never do this. You can call anything "MyLinux", but the downside is that you may have somebody else who _did_ protect himself come along and send you a cease-and-desist letter. Or, if the name ends up showing up in a trademark search that LMI needs to do every once in a while just to protect the trademark (another legal requirement for trademarks), LMI itself might have to send you a cease-and-desist-or-sublicense it letter.
- At which point you either rename it to something else, or you sublicense it. See? It's all about whether _you_ need the protection or not, not about whether LMI wants the money or not.
- [...] Finally, just to make it clear: not only do I not get a cent of the trademark money, but even LMI (who actually administers the mark) has so far historically always lost money on it. That's not a way to sustain a trademark, so they're trying to at least become self-sufficient, but so far I can tell that lawyers fees to _give_ that protection that commercial companies want have been higher than the license fees. Even pro bono lawyers chanrge for the time of their costs and paralegals etc.(Quelle: Posting auf der Kernel-Mailingliste)
Chronologie
- Linux wird in seiner ersten öffentlichen Version (0.02) am 5. Oktober 1991 von dem 21jährigen finnischen Studenten Linus Benedict Torvalds freigegeben. Einige Entwickler interessieren sich für das Projekt, und steuern Verbesserungen und Erweiterungen bei.
- Im Jahr 1992 entstehen erste Linux-Distributionen mit dem Ziel, die Entwicklung des Systems als Betriebssystem zu stärken.
- 1993 arbeiten bereits über 100 Entwickler an Linux. Mit dieser Hilfe wird der Kernel an die GNU-Umgebung angepasst, was Linux ein großes Spektrum an Einsatz-Möglichkeiten einbringt. Zusätzlich wird der Kernel in der Version 0.99.10 das erste mal unter der GPL veröffentlicht. In diesem Jahr beginnen auch die Arbeiten am WINE-Projekt. Außerdem wird die älteste heute noch existierende Linux-Distribution das erste mal veröffentlicht, Slackware.
- Es dauert noch bis März 1994, bis Torvalds alle Komponenten im Kernel für ausgereift und vollständig erachtete und Linux in der Version 1.0 veröffentlicht. Zudem stehen die Quelltexte des Kernel nun offiziell unter der GPL. Der veröffentlichte Kernel ist erstmals netzwerkfähig. Das XFree86-Projekt steuert eine grafische Benutzerschnittstelle (GUI) bei. In diesem Jahr veröffentlicht die Firma Red Hat die Version 1.0 ihrer Linux-Distribution.
- Der nächste stabile Zweig, die 1.2-Reihe, erscheint im März 1995. Im weiteren Laufe des Jahres wird Linux auf die Plattformen DEC und auf Sun SPARC portiert. Im Laufe der Jahre folgen immer mehr Portierungen auf unterschiedlichste Plattformen.
- Die im Jahr 1996 veröffentlichte Version (2.0) des Kernels kann mehrere Prozessoren gleichzeitig bedienen, und wird damit für viele Firmen eine ernstzunehmende Alternative in vielen Arbeitsbereichen.
- Mit dem Jahr 1997 kommen verschiedene kommerzielle Programme für Linux auf den Markt, darunter die Datenbank Adabas D, der Browser Netscape und die Office-Suite Applixware.
- Im Jahr 1998 kündigen viele namenhafte Firmen wie IBM, Compaq und Oracle ihre Unterstützung für Linux an. Außerdem beginnt eine Gruppe von Programmierern mit der Entwicklung der graphischen Benutzeroberfläche KDE, womit erstmals eine benutzerfreundliche grafische Oberfläche für Linux existiert.
- Die 2.2-Serie erscheint im Januar 1999 mit verbessertem Netzwerkcode und verbesserter SMP-Unterstützung. Gleichzeitig beginnt eine Gruppe von Entwicklern mit der grafischen Umgebung Gnome, die ab dem Zeitpunkt mit KDE um Benutzerfreundlichkeit und Effizienz wetteifern wird. Während dessen kündigt IBM ein umfangreiches Projekt zur Unterstützung von Linux an.
- Im Jahre 2000 wird die Office-Suite Staroffice unter der LGPL veröffentlicht, und legt damit den Grundstein für eine umfangreiche freie Office-Suite unter Linux.
- Die 2.4 Serie wird im Januar 2001 frei gegeben. Der Kernel unterstützt nun bis zu 64 GByte RAM, 64-Bit-Dateisysteme, USB und Journaling Filesysteme.
- Im Jahre 2002 bringt die Entwicklergemeinschaft um OpenOffice.org die Version 1.0 der Suite heraus. Ebenso wird der freie Webbrowser Mozilla in der Version 1.0 veröffentlicht.
- Ende des Jahres 2003 wird der Kernel 2.6 freigegeben, nachdem Linus Torvalds vorher zu OSDL gewechselt war. Des Weiteren verbreitet sich Linux immer mehr auf Embedded Devices.
- 2004 spaltet sich das XFree86 Team, es entwickelt sich die X.Org Foundation, die eine deutlich schnellere Entwicklung des X-Servers für Linux ermöglicht und verwirklicht.
Siehe auch
Literatur
- Moody, Glyn: Die Software Rebellen – Die Erfolgsstory von Linus Torvalds und Linux, Verlag Moderne Industrie, Landsberg; 2001, ISBN 3-478-38730-2.
- Torvalds, Linus; Diamond, David: Just for Fun. Wie ein Freak die Computerwelt revolutionierte, München und Wien: Carl Hanser, 2001, ISBN 3-446-21684-7.
- Young, Robert; Goldman Rohm, Wendy: Der Redhat Coup. Wie die Open Source-Bewegung und Red Hat die Softwareindustrie revolutionieren – und Microsoft überrumpeln, Bonn: MITP, ISBN 3-8266-0599-3.
- Raymond, Eric S.: The Cathedral & the Bazaar. Musings on Linux and Open Source by an Accidental Revolutionary, Sebastopol, CA usw.: O'Reilly, 1999, ISBN 1-56592-724-9, online: [1].
Weblinks
- Wandel der IT: Mehr als 20 Jahre Freie Software, in HMD, Heft 238, August 2004, Seiten 83-91, von Bernhard Reiter
- Usenet Thread „Linux is obsolete“
- Some Notes on the "Who wrote Linux" Kerfuffle, Release 1.5 von Andrew Tanenbaum