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Deutschnationale Volkspartei

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Wahlplakat der DNVP, 1932

Die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) war eine nationalkonservative politische Partei in der Weimarer Republik.

Geschichte

Die DNVP wurde im November 1918 gegründet und im Mai 1933 aufgelöst. Die Partei war Nachfolgerin der Deutschkonservativen Partei, der Reichs- und Freikonservativen Partei, der Vaterlandspartei sowie einer Reihe kleinerer antisemitischer Parteien; außerdem schlossen sich einzelne Angehörige des rechten Flügels der Nationalliberalen Partei der DNVP an. 1922 spaltete sich ein Großteil der antisemitischen Kräfte ab und gründete die Deutschvölkische Freiheitspartei. Sie sah sich in der Tradition der "Deutschnationalen Bewegung" stehend.

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Wahlplakat der DNVP, 1924

Die DNVP speiste ihre Programmatik ebenfalls aus dem Nationalismus, dem kaiserlichen Konservatismus, rechtem Liberalismus und Antisemitismus. Zur ihrer Wählerschaft zählten vor allem die ostelbischen Großgrundbesitzer, ehemalige Offiziere aus dem Ersten Weltkrieg, Ärzte, Professoren, Bauern und Beamte aus der alten Kaiserzeit. Die bekanntesten Mitglieder und Gründer waren Oskar Hergt (ehem. preuß. Finanzminister), Alfred von Tirpitz (Großadmiral im Ersten Weltkrieg und Begründer der deutschen Hochseeflotte), Wolfgang Kapp (ehem. Vaterlandspartei und Initiator des Kapp-Lüttwitz-Putsch im März 1920) sowie Alfred Hugenberg (Pressemogul und ab 1928 Vorsitzender der Partei).

Die DNVP stand auf dem äußersten rechten Flügel des Parteiensystems. Im Gegensatz zu den Konservativen der Kaiserzeit konnte sie allerdings ihre soziale Basis erweitern und neben ihren Hochburgen in den ostelbischen Agrargebieten auch in den städtischen Unter- und Mittelschichten Wähler gewinnen. Während sie in den Anfangsjahren die Republik bekämpfte und deshalb auch den Kapp-Putsch unterstützte, setzten Mitte der zwanziger Jahre die gouvernemental-konservativen Kräfte Regierungsbeteiligungen auf Reichsebene durch.

Nach der Wahlniederlage bei den Reichstagswahlen 1928 wurde Alfred Hugenberg zum Parteivorsitzenden gewählt, der einen Rechtsruck einleitete und die gemäßigten Kräfte aus der Partei verdrängte.

1929 kooperierte die DNVP mit der NSDAP beim Volksbegehren zur Ablehnung des Young-Planes. Ab 1930 geriet die DNVP gegenüber der NSDAP deutlich ins Hintertreffen, bildete aber mit dieser zusammen 1932 die Harzburger Front, welche sich aber zum größeren Vorteil für die NSDAP herausstellte. DNVP verlor immer mehr an Bedeutung. Ebenfalls 1932 unterstützte sie die Regierung von Papen und trat am 30. Januar 1933 in das Kabinett Hitler ein. Am 27. Juni 1933 löste sich die DNVP, die sich zuletzt in Deutschnationale Front umbenannt hatte, selbst auf. Ihre Reichstagsabgeordneten schlossen sich unverzüglich der NSDAP-Fraktion an, für die sie gegen Ende der Republik nur noch "Steigbügelhalter" waren.

Parteiprogramm der DNVP

Innenpolitische Forderungen

  • Interessensvertretung der ostelbischen Großgrundbesitzer und Schwerindustrie
  • Wiederherstellung der Monarchie; später Forderung nach starker Exekutive (Reichspräsident)
  • Unabhängiges Berufsbeamtentum
  • "Starkes deutsches Volkstum" gegen den "undeutschen Geist"

Außenpolitische Forderungen

  • Befreiung von "fremder Zwangsherrschaft"
  • Auflösung des Versailler Vertrages
  • Wiedererwerb ehemaliger deutscher Kolonien
  • "Volksgemeinschaft" mit allen Deutschen im In- und Ausland

Zur Verbreitung dieser Ziele und Absichten waren die einflussreichen Zeitungen des Hugenberg-Konzerns sehr nützlich. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Politik der DNVP auf eine Wiederherstellung der Verhältnisse vor dem Ersten Weltkrieg hinzielt.

Wahlergebnisse der DNVP

Reichstagswahlen
bzw. Verfassunggebende Nationalversammlung (1919)
19.01.1919 10,3 % 44 Sitze
06.06.1920 15,1 % 71 Sitze
04.05.1924 19,5 % 95 Sitze
07.12.1924 20,5 % 103 Sitze
20.05.1928 14,3 % 73 Sitze
14.09.1930 7,0 % 41 Sitze
31.07.1932 5,9 % 37 Sitze
06.11.1932 8,7 % 52 Sitze
05.03.1933 8,0 % 52 Sitze

Versuch einer Neugründung

Am 21. September 1962 gründete der ehemalige FDP- und DP-Bundestagsabgeordnete Heinrich Fassbender, der bereits in der Weimarer Republik DNVP-Mitglied war, mit einigen national-konservativen Gesinnungsgenossen eine neue DNVP. Nachdem dieser kein Erfolg beschieden war, überführte Fassbender sie 1964 in die neugegründete NPD.


siehe auch: Monarchisten in Deutschland