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Oldowan

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Bearbeiteter Stein (Museo Arqueológico Nacional de España)

Als Oldowan (auch: Olduwan) oder Oldowan-Kultur wird die archäologische Kultur mit den weltweit ältesten Steinwerkzeugen bezeichnet. Sie datiert in die Zeit von etwa 2,6 bis 1,5 Millionen Jahren vor heute. Der Name ist von Funden in der Olduvai-Schlucht, einem Teil des Rift Valley genannten Ostafrikanischen Grabenbruchs in Tansania, abgeleitet. Die ersten Steingeräte des Oldowan wurden ab 1931 von Louis Leakey und Mary Leakey entdeckt. Mary Leakey beschrieb sie 1968 in der Monographie Olduvai Gorge, a report on the evolution of the hand-axe culture in beds I–IV. Oldowan-Steinwerkzeuge sind in Afrika kennzeichnend für das Early Stone Age. Das Oldowan wird deswegen auch als „Archäolithikum“ bezeichnet, da es die älteste, nachweisbare Kultur ist, die sich gegen Ende des Pliozäns und am Beginn des Pleistozäns in Afrika etablierte.[1]

Merkmale des Oldowan

Oldowan Chopper
(1.7 Millionen Jahre alt - Melka Kunture)
Oldowan Proto-Biface

Werkzeuge und ihre Verwendung

Der britische Archäologe Grahame Clark definierte den technologischen Stand des Oldowan als Mode 1, also als unterste Stufe auf einer fiktiven Technologieliste, auf welcher der Mensch im Lauf seiner weiteren Entwicklung aufgestiegen war.[2] Typisch für das Oldowan ist die Verwendung von Geröllen (engl.: Pebbles), denen mit wenigen, in der Regel einseitigen Abschlägen, eine scharfe Kante beigebracht wurde, sogenannte Geröllgeräte. Diese frühen Formen sind kaum von natürlichen Geröllen zu unterscheiden. Ein Identifizierungskriterium für Oldowan-Fundplätze wäre in diesem Zusammenhang beispielsweise das Nichtvorhandensein von auf natürliche Art und Weise transportierten oder erodierten Steinen sowie die Existenz eindeutiger, im besten Fall mehrfacher Bearbeitungsspuren.

Später, im „Entwickelten Oldowan“ (engl.: „Developed Oldowan“) kommen einfache Abschlagwerkzeuge hinzu und der zuvor dominierende Anteil an Choppern geht zurück. Außerdem ist ein erstes Auftreten von kleinen Kratzern sowie Proto-Zweiseitern zu beobachten, weswegen das „developed Oldowan“ teilweise auch als Vorstufe oder Teil des nachfolgenden Acheuléen gesehen wird. Auch das „developed Oldowan“ wurde anhand der Funde aus der Olduvai-Schlucht (engl.: Olduvai Gorge) definiert. [3]

Die Werkzeuge wurden verwendet, um Fleisch von Knochen zu trennen sowie zum Öffnen hartschaliger, pflanzlicher Nahrung. [4] Schlag- und Schnittspuren auf Tierknochen belegen die Verwertung von Fleisch, wenngleich bislang nicht eindeutig erwiesen ist, ob es sich um Jagdbeute oder so genanntes „Scavenging“ handelt.[5][6][7] Im Fall von „Scavenging“ – einem von Robert Blumenshine in die Debatte gebrachten Begriff – hätten sich Homo habilis bzw. Homo ergaster / Homo erectus das genommen, was von den Mahlzeiten der großen Beutegreifer, der sogenannten „Prädatoren“ übrig blieb.[8]

Als Produzenten der einfachen Steingeräte gelten die frühen Menschen Homo rudolfensis, Homo habilis sowie Homo ergaster / Homo erectus. [5] Insbesondere mit Homo habilis wird das Oldowan deswegen in Verbindung gebracht, da im Jahr 1960 in der Olduvai-Schlucht Überreste dieser frühen Menschenform in Vergesellschaftung mit einfachen Oldowan-Werkzeugen entdeckt wurden.[9] Zunehmend werden auch Australopithecinen als Hersteller in Betracht gezogen.

Das am weitesten verbreitete Werkzeug des (frühen und klassischen) Oldowan ist der Chopper. Dabei handelt es sich um einen auf einfache Art und Weise modifizierten Stein, dessen Bearbeitung wohl durch schlichtes Aneinanderschlagen mit einem anderen Stein entstand. Im Oldowan geschieht diese Artefaktherstellung noch in der sogenannten Hartschlagtechnik, also ohne weiteres Material, das zwischen Schlagstein und zu bearbeitenden Stein gelegt wird. Die Chopper des Oldowan werden für gewöhnlich weiter unterteilt; diese Untergliederung basiert auf der Beziehung der bearbeiteten Kante zur Originalgestalt des Steins. Diese lässt sich – aufgrund der Simplizität der Bearbeitung – in vielen Fällen rekonstruieren. Neben dem Chopper existiert noch das weiter entwickelte Chopping Tool, welches auf zwei Seiten bearbeitet ist.

Ein anderes Merkmal des Oldowan ist das Vorhandensein von sogenanntem „Utilised Material“, worunter man Steine versteht, die zwar nicht modifiziert, aber dennoch als Werkzeuge eingesetzt wurden; dazu gehören abgerundete Steine, die als Hammer Verwendung fanden. Im Zusammenhang mit dem „Utilised Material“ ist auch der Begriff der sogenannten „Manuports“ von Bedeutung: Damit sind Steine, bei denen es sich in der Regel ebenfalls um Gerölle handelt, gemeint, die vom Menschen importiert, also an einen bestimmten Platz gebracht wurden, um dort als Werkzeuge Verwendung zu finden. Wie auch beim „Utilised Material“ sind sie nicht oder kaum bearbeitet. [9] Vor allem die scharfkantigen Abfälle, die beim Abschlagprozess entstanden, wurden gleichfalls benützt. [10]

Lagerplätze

Eine weitere Ausprägung der Oldowan-Kultur ist das Vorhandensein erster Wohnstrukturen (Lagerplätze). Sie datieren in die Zeit von 2 bis 1, 5 Millionen Jahren vor heute; bei ihnen handelt es sich um Steinkreise, die als steinerne Basis von Hütten bzw. generell als Lager früher Hominiden (z. B. Homo habilis) gedeutet werden. Sie wurden nur eine gewisse Zeit lang bewohnt, dann aber, wahrscheinlich aufgrund der Notwendigkeit, neue Nahrungsquellen zu suchen, aufgegeben. In Olduvai entdeckte man beispielsweise im Jahre 1971 ein annähernd kreisförmiges Areal von rund 16 m² Flächeninhalt; dieses Gebiet war von einer der oben erwähnten niedrigen Steinmauern eingefasst, welche das Fundament einer Hütte darstellte: Innerhalb dieser Einfassung wurden zahlreiche zerlegte bzw. bearbeitete Knochen entdeckt, aus denen das Knochenmark entnommen worden war. Auch Chopper wurden gefunden, höchstwahrscheinlich wurde die Entnahme des Marks damit bewerkstelligt. Ein ähnlich strukturierter und ausgestatteter Siedlungsrest wurde in Melka Kunturé in Äthiopien lokalisiert; außerdem weitere Anlagen dieser Art an verschiedenen anderen Orten in Ostafrika. Generell ist zu sagen, dass sich die Reste dieser Hütten zumeist in der Nähe von Flüssen und Seen befinden.[1]

Zeitliche Einordnung

Das Oldowan wird in der neueren Forschung zunehmend in mehrere Stufen untergliedert. Veröffentlichungen hierzu stammen vor allem aus der Feder von Helene Roche. [11]

  • Das Early Oldowan (auch: Frühes Oldowan; ca. 2,6 – 2 Millionen Jahre vor heute):
    Hierzu gehören: Kada Gona, Omo, Yiron bei Tiberias (Israel), Šandalja I. auf der istrischen Halbinsel und Chilhac III in Frankreich (obwohl letztere nicht eindeutig zum Oldowan gezählt wird). Das Early Oldowan ist vor allem dadurch charakterisiert, dass bei der Anfertigung von Steinartefakten das Rohvolumen verfolgt wird.
  • Das Oldowan (auch: Klassisches Oldowan; ca. 2 – 1,7 Millionen Jahre vor heute):
    Hierzu gehören: Olduvai, Koobi Fora, Ubeidya und Gesher Benot Ya'aquov in Israel, Dmanisi in Georgien und Orco bei Granada (Spanien). Diese Epoche zeichnet sich dadurch aus, dass Schlagunfälle in zunehmendem Maße vermieden und die Herstellung einfacher Steingeräte zunehmend perfektioniert wird.
  • Das Developed Oldowan (auch: Entwickeltes Oldowan; ca. 1,7 Millionen – 600.000 Jahre vor heute):
    Komplexere Geräte werden nun hergestellt; der in den vorherigen Stufen dominante Anteil an Choppern geht zurück. Die Vorläufer der Zweiseiter (Proto-Bifaces, auch Cleaver) kommen auf. [12]

Das Oldowan überschneidet sich zeitlich teilweise mit dem Acheuléen (1,7 Millionen - 150.000 Jahre vor heute). Viele Werkzeuge des Oldowan wurden auch noch in späteren Zeiten verwendet.

Fundregionen und wichtige Fundplätze des Oldowan

Fundplätze in Afrika

Die ältesten Fundstellen liegen in Äthiopien: Gona (2,6 Mio Jahre alt) [13] und Hadar (2,3 Mio Jahre alt). Weitere Fundplätze des Oldowan in Afrika wären beispielsweise Swartkrans und Sterkfontein in Südafrika, Koobi Fora, Omo und Gadeb in Ostafrika sowie Ain Hanech und El-Kherba in Nordwestafrika. [14]

Nach der originalen Definition des Begriffes „Oldowan“ ist diese Kultur bzw. Steinindustrie vor allem im östlichen Teil Afrikas verbreitet, obwohl ähnliche Industrien auch an anderen Orten des Kontinents nachgewiesen wurden.

Kada Gona (Äthiopien)

Der archäologische Fundplatz Kada Gona liegt in am Fluss Awash. Die Stätte wurde unter anderem in den Jahren von 1992 bis 1994 ausgegraben und erbrachte insbesondere bezüglich der dort gefundenen Steinartefakte neue Erkenntnisse. Bei Kada Gona handelt es sich demnach um den Fundort der ältesten Steinartefakte der Welt; diese wurden anhand der Kalium-Argon-Datierung auf ca. 2,6 Millionen Jahre datiert. Damit stellen sie definitiv die – bislang – ältesten intentionell modifizierten Werkzeuge dar. Sie wurden vom afrikanischen Archäologen und Paläoanthropologen Sileshi Semaw publiziert.

Es handelt sich um für das Oldowan charakteristische Kerngeräte; auch Abschläge wurden entdeckt. Semaw spricht in seinem Aufsatz zu den Geräten über eine durchaus feststellbare Kenntnis der Hersteller zu Schlagtechniken und Fertigungsweisen, weshalb die Artefakte technologisch eher ins developed Oldowan als in diese, durch naturwissenschaftliche Methoden ermittelte Zeit datieren. Bislang wahrscheinlichster Hersteller der Artefakte könnte der in Bouri gefundene Australopithecus garhi sein.[15]


Kada Hadar (Äthiopien)

Kada Hadar liegt am Fluss Awash im Afar-Dreieck von Äthiopien. Hadar wurde weltweit bekannt, als Donald Johanson dort im November 1974 zusammen mit Yves Coppens das fast vollständig erhaltene Skelett eines Australopithecus afarensis fand, das später unter dem Namen Lucy bekannt wurde (nach dem Beatles- Song Lucy in the Sky with Diamonds). Die relevanten Schichten datieren in die Zeit vor ca. 3 Millionen Jahren vor heute. [16] In der Nähe von Hadar wurden zahlreiche weitere Hominiden-Fossilien gefunden (u. a. das Fossil Ardi, ein weiblicher Ardipithecus ramidus) und auch die ältesten bisher entdeckten Steinwerkzeuge.

Dikika (Äthiopien)

In der Nähe von Kada Hadar befindet sich Dikika, eine weitere paläoanthropologische Fundstelle am Fluss Awash, wo von Zeresenay Alemseged dort im Jahr 2000 unter anderem das besonders gut erhaltene Fossil DIK 1-1 geborgen wurde. Dieses Fossil gilt als das bislang vollständigste Exemplar der Art Australopithecus afarensis. Es wird von seinem Entdecker auch Selam („Friede“) genannt. Geborgen wurden in diesem Gebiet auch die ältesten bisher bekannten, rund 2,6 bis 2,5 Millionen Jahre alten Steinwerkzeuge. [17] Im Sommer 2010 berichtete ein internationales Forscherteam um Zeresenay Alemseged von der Kalifornischen Akademie der Wissenschaften in San Francisco und Shannon McPherron vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in der Zeitschrift Nature über den Fund von 3,3 Millionen Jahre alten Kratz- und Schnittspuren auf fossilen Tierknochen, die unter anderem belegen, dass bereits Australopithecus afarensis Fleisch von Knochen kratzte. [18] Die pliozänen Sedimente bei Dikika werden seit einigen Jahren unter anderem von Forschern des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie erforscht.

Melka Kunturé (Äthiopien)

Melka Konturé (Äthiopien)
Melka Konturé (Äthiopien)
Melka Konturé

Melka Kunturé liegt ca. 50 Kilometer südlich von Addis Abeba auf der Straße, über den Fluss Awash bei dem Dorf Melka Awash. Drei Wasserfälle liegen jenseits der Brücke über den Awash, die den Zugang nach Süden nach Butajira gewährt. [19] Seit 1960 haben französische Archäologen der Mission Archéologique Française de Éthiopie Ausgrabungen in der Gegend von Melka Kunturé durchgeführt und dabei über 30 Fundstätten entdeckt. Die Funde wurden datiert analog der vulkanischen Ablagerungen des Mount Zuqualla, der südöstlich von Melka Kunturé liegt. [20]

Auf dem Gelände wurde ein Museum von der Oromia Culture and Tourism Commission gebaut, mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Gemeinschaft. In vier Gebäuden werden Exponate des prähistorischen Afrikas, der Geologie und Vulkanologie, der Paläoanthropologie, sowie der Frühgeschichte von Melka Kunturé gezeigt. Das "Open Air Museum" zeigt Fundstücke des Acheuléen, die auf ca. 800.000 Jahre datiert wurden. [21]

Ain Hanech (Algerien)

Ain Hanech (Algerien)
Ain Hanech (Algerien)
Ain Hanech

Ain Hanech (eigentlich: 'Ain el Hanech) liegt in der Hochebene im Nordosten Algeriens, ca. 25 km nördlich der Stadt Bou Saâda.

Gefunden wurden hier die frühesten bekannten Artefakte von Hominiden, die sich nach Nordafrika ausgebreitet hatten. Datiert wurden die Funde auf mindestens 1,7 Millionen bis 1.800.000 Jahre.

Die Ausgrabungen begannen im Jahr 1992 unter Mohamed Sahnouni, der eine große Anzahl von Artefakten des Oldowan ans Tageslicht brachte, darunter in feinkörnigen Schlamm gut konservierte Tierfossilien.

Forschung und Ausgrabungen sind hier weiterhin im Gange.

Diese Fundstätte bietet wichtige Beweise für die Ausbreitung der Hominiden aus Ostafrika nach Aufkommen der Steinwerkzeugherstellung.

Ain Boucherit (Algerien)

Eine weitere Fundstätte mit gut erhaltenen Artefakten aus dem Pliozän ist Ain Boucherit, östlich von Ain Hanech, deren Funde auf etwa 2.2 Millionen Jahre datiert wurden.

Auch diese Fundstätte bietet wichtige Beweise der Ausbreitung der Hominiden aus Ostafrika nach Aufkommen der Steinwerkzeugherstellung.


Koobi Fora (Kenia)

Koobi Fora (Kenia)
Koobi Fora (Kenia)
Koobi Fora
Landschaft am Ufer des Turkana Sees

Koobi Fora liegt an der Nordostküste des Turkana-Sees und wurde von Richard Leakey und seiner Ehefrau Meave Leakey entdeckt. Die archäologische Erschließung des Platzes erfolgte in Zusammenarbeit mit Glynn Isaac, Jakob Harris und anderen. Bei dem Fundplatz handelt es sich um eine der wichtigsten Fundstätten in Ostafrika. Gefunden wurden neben Steinartefakte aus der Zeit des Oldowan auch über 200 Überreste von Hominiden der Art Australopithecus und Homo in stratigraphischen Schichten, die zunächst verglichen wurden mit Olduvai Bett 1 und Olduvai Bett 2. Die Funde werden daher traditionell auf ein Alter von ca. 2,5 bis 1,5 Millionen Jahre geschätzt. [22] In diesen Schichten wurden auch tierische Überreste, vor allem von Flusspferden, aber auch von Elefanten und Wildschweinen gefunden. Die Knochenreste weisen mit großer Häufigkeit Schnittspuren auf.

Da viele der gefunden Knochenfragmente und Steinartefakte nur geringfügige Bearbeitungsmerkmale aufweisen, wird nicht ausgeschlossen, dass es sich um zufällige Einwirkungen auf das Material und nicht um von Urmenschen herbeigeführte Veränderungen handelt.

Heute befinden sich die archäologische Stätte Koobi Fora im Sibiloi-Nationalpark.

Karari (Kenia)

Karari befindet sich ebenfalls am Ufer des Turkana-Sees. Hier konnte festgestellt werden, dass die Steinwerkzeugherstellung intensiver getätigt wurde als in Koobi Fora. Die hier gefundenen Werkzeuge wurden aus den - in dieser Gegend reichlich vorhandenen - vulkanischen Gesteinen gefertigt, z.B. aus Quarzit. Ähnliches lässt sich unter anderem an Fundstücken aus der Olduvai-Schlucht nachweisen. Die meisten der Artefakte sind von einfacher Machart und von kleiner Größe. Einige weisen definitive Gebrauchsspuren auf. Allerdings fügen sich nur wenige in die klassische Typologie der Steinwerkzeuge nach Mary Leakey ein.[23] In Karari wurden auch Reste von Knochen entdeckt, die scheinbar absichtlich aufgebrochen wurden – aller Wahrscheinlichkeit nach, um an das Mark zu gelangen. Andere Knochen weisen Schnittspuren auf. Die Funde wurden auf ein Alter von 1,6 bis 1,2 Millionen Jahre datiert.

Kanjera (Kenia)

Die Fundstätte Kanjera liegt auf einer Halbinsel am nordöstlichen Ufers des Victoria-Sees. Ausgrabungen fanden unter Thomas Plummer statt. [24] Mit ungefähr 4500 Steinartefakten und mehr als 3000 identifizierten Tiergattungen, deren Reste entdeckt wurden, gehört Kanjera zu den bedeutenden Funden der Oldowan-Kultur in Afrika. Er ist gleichzustetzen mit Olduvai und Sterkfontein, obwohl sich die Merkmale der dort gefundenen Artefakte sehr von den hier gefunden Objekten unterscheiden.

Karonga (Malawi)

Karonga (Malawi)
Karonga (Malawi)
Karonga

Am Nordwestufer des Malawisees im Dorf Uraha bei Karonga liegt der Fundort des ältesten zur Gattung Homo gestellten Fossils, das bisher von Paläoanthropologen entdeckt wurde. Der 2,4 Millionen Jahre alte, bezahnte Unterkiefer wurde im Rahmen des Hominiden-Korridor-Projekts geborgen und erhielt die Archivnummer UR 501 („UR“ steht für Uraha); das Fossil wurde von seinen Entdeckern Timothy Bromage und Friedemann Schrenk Homo rudolfensis zugeordnet. In Karonga wurde aufgrund einer Initiative Schrenks mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Uraha-Stiftung ein Kultur- und Museumszentrum gegründet, das unter anderem Vormenschenfunde beherbergen soll.

Sterkfontein (Südafrika)

Sterkfontein (Südafrika)
Sterkfontein (Südafrika)
Sterkfontein
Eingang zur Höhle

Sterkfontein (afrikaans: „Starke Quelle“) ist die Bezeichnung für eine Reihe von Karsthöhlen bei der Stadt Krugersdorp nordwestlich von Johannesburg in Südafrika.

Hier wurden eine Reihe von Fossilien früher Hominiden gefunden. Die Ausgrabungen in den Höhlen begannen in den späten 1890er-Jahren durch Kalkstein suchende Geologen; diese bemerkten die Fossilien und machten Wissenschaftler darauf aufmerksam. Doch erst 1936 begannen Studenten von Raymond Dart und Robert Broom von der Witwatersrand-Universität systematische Ausgrabungen. Diese Ausgrabungen enthüllten die Überreste vieler frühe Hominiden. 1936 gaben die Höhlen einen ausgewachsenen Australopithecus frei. Das unterstützte Raymond Darts Interpretation, dass der bei Taung gefundene und als „Kind von Taung“ bekannte Australopithecus africanus ein früher Vorfahre des (Menschen) war.[25] Im Zweiten Weltkrieg ruhten die Ausgrabungen, danach wurden sie durch Robert Broom fortgesetzt. 1947 fand er den fast vollständigen Schädel eines erwachsenen, auf 2,6 bis 2,8 Millionen Jahre geschätzt 2,6 bis 2,8 Millionen Jahre geschätzten Australopithecus africanus. Bekannt wurde dieser Schädel unter dem namen „Mrs. Ples“.

Die Ausgrabungen werden kontinuierlich fortgesetzt und ergaben bislang mehr als 500 Hominiden-Fundstücke. Damit ist Sterkfontein die reichste lokal begrenzte Fundstätte der Welt für frühe Hominiden. Bekannt ist die Höhle seit 1995 ferner für „Little Foot“, ein Skelett, das zunächst auf rund drei Millionen Jahre, später auf etwa vier Millionen Jahre und zuletzt auf zwei Millionen Jahre datiert wurde.

Sterkfontein wurde 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe und zur Cradle of Humankind („Wiege der Menschheit“) erklärt.

Heute ist die Höhle teilweise für Besucher geöffnet. Ein neu gebautes Besucherzentrum zeigt eine Ausstellung über die Entwicklung der Erde und der Menschheit. Anschließend führt ein Pfad zum Höhleneingang. Dort führen Stufen bis zu 60 Meter tief. Skelette sind allerdings nicht zu sehen. Seit 2005 gibt es zehn Kilometer nordwestlich ein weiteres Besucherzentrum mit dem Namen Maropeng (Setswana für „Rückkehr an unseren Ursprungsort“).

Swartkrans (Südafrika)

Swartkrans (Südafrika)
Swartkrans (Südafrika)
Swartkrans

Swartkrans ist eine archäologische Fundstelle auf einer Farm, etwa 30 km von Johannesburg entfernt. Der Ort ist bekannt für seinen Reichtum an archäologischen Funden, speziell aufgrund der Fossilien früher Vorfahren der Gattung Homo (Hominini). Die Farm inklusive der Fundstätten wurde 1968 von der Universität Witwatersrand aufgekauft. Der Paläontologe Robert Broom grub hier ab 1948 regelmäßig.

Im Kalkstein von Swartkrans wurden Fossilien des Homo erectus und Paranthropus gefunden. Der Gebrauch von Feuer wurde in Swartkrans auf bis 1 Million Jahre vor heute datiert und wird als zweitältester bekannter Nachweis für die Nutzung des Feuers in der Welt angesehen. Aus Member 3 stammen 59.488 Knochenreste, davon sind 270 verbrannt. C. K. Brain geht davon aus, dass das Feuer noch nicht absichtsvoll erzeugt wurde, sondern dass brennende Holzstücke von Buschbränden gesammelt wurden. Aus der unteren Schicht von Member 1 stammen drei verbrannte Knochen (unter 153.781 Knochenfunden insgesamt), hier geht Brain von Grasbränden aus, die auch die Höhle erreichten. [26]

Aus Swartkrans stammen auch eine Reihe von Knochenwerkzeugen (Member 1-3). [27]

Swartkrans ist seit 1999 UNESCO-Weltkulturerbe und wird als „Cradle of Humankind“ (Wiege der Menschheit) bezeichnet.

Kromdraai (Südafrika)

Krugersdorp (Südafrika)
Krugersdorp (Südafrika)
Krugersdorp
Kromdraai

Kromdraai befindet sich im westlichen Gauteng, unweit von der Stadt Krugersdorp. Der Name ist nach einer Biegung des mäandrierenden Crocodile River von Afrikaans „krumme Biegung“ abgeleitet. In Kromdraai wurde 1938 das Typus-Exemplar von Paranthropus robustus entdeckt. In der nahe liegenden Coopers-Höhle wurden ebenfalls Fossilien von Paranthropus robustus sowie von frühen Vertretern der Gattung Homo sowie Steinwerkzeuge gefunden. Kromdraai gehört zur Cradle of Humankind (Wiege der Menschheit) und seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Taung (Südafrika)

Taung (Südafrika)
Taung (Südafrika)
Taung
Das „Kind von Taung“ (Nachbildung)

Die Fundstätte Taung (Setswana: „Platz des Löwen“) liegt nach der gleichnamigen Kleinstadt in der Nordwestprovinz von Südafrika, auf halbem Weg zwischen Kimberley und Vryburg. International bekannt wurde der Ort, nachdem im November 1924 ein Arbeiter des Buxton-Steinbruchs einen Knochenfund gemacht hatte, der von Raymond Dart wenige Wochen später in der britischen Fachzeitschrift Nature als der fossile Schädel eines Vormenschen beschrieben wurde. Dieser erste Fund eines Australopithecus africanus wurde später auch als das „Kind von Taung“ bezeichnet. Das Fossil wird heute in der Witwatersrand-Universität in Johannesburg aufbewahrt. Im Steinbruch gibt es eine kleine Gedenkstätte.

2005 wurden der Fundort im ehemaligen Buxton-Steinbruch und einige in der näheren Umgebung liegende archäologische Fundstätten in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen und gilt auch als Wiege der Menschheit.

Makapansgat (Südafrika)

Mokopane (Südafrika)
Mokopane (Südafrika)
Mokopane

Makapansgat ist eine der bedeutendsten Fundstätten in ganz Afrika. Sie liegt 15 km nördlich von Mokopane.

Der Komplex Makapansgat besteht aus mehr als 12 Höhlen. Die ältesten gefundenen Artefakte sind Kalksteinwerkzeuge des Australopithecus, die auf 3 – 2.6 Millionen Jahren datiert wurden. [28] Die Jüngsten stammen aus der Eisenzeit.

Jedoch nur in der Makapansgat Kalkstein-Höhle (engl.: "Makapansgat Limeworks Cave") wurden Artefakte des Oldowan gefunden. Diese ist die älteste Höhle im Makapansgat Tal, datiert auf mehr als 4.0 Millionen Jahren bis etwa 1.600.000 Jahren. Hier fanden sich viele Tausend fossile Knochen, darunter Reste graziler Australopithecinen, die von Andy Hernes von der University of New South Wales (Australien) auf der Grundlage paläomagnetischer Datierung in den Zeitraum von 2,85 – 2,58 Millionen Jahren eingeordnet wurden. [29] Die Grabungsstätte wurde vor zuletzt von einem Team der Witwatersrand-Universität und der Arizona State University untersucht.

Die Makapansgat Pebbles

Die Makapansgat-Pebbles sind ca. 260 Gramm schwere Jaspis-Schlagsteine mit anthropomorphen Zügen und natürlichen Verschleißmustern. Die Pebbles sind insofern interessant, da sie in einiger Entfernung von Fundplätzen des Australopithecus africanus geborgen wurden. Diese Funde könnten das früheste Beispiel des symbolischen oder ästhetischen Denkens der Frühmenschen sein. Datiert wurden diese Manuporte auf 2.9 – 2.5 Millionen Jahre. [30] Gefunden wurden diese Objekte von Wilfried I. Eizman in einer Dolerit-Höhle im Makapan Valley nördlich von Mokopane im Jahre 1925. [31] Beschrieben wurden die Objekte erstmals fast 50 Jahre später von Raymond Dart im Jahre 1974. [32]

Malapa-Höhle (Südafrika)

Johannesburg (Südafrika)
Johannesburg (Südafrika)
Johannesburg

Die Malapa-Höhle liegt 40 Kilometer westlich von Johannesburg und 15 km nordnordöstlich der bekannten Fossilienfundstätten von Sterkfontein, Swartkrans und Kromdraai in 1442 m Höhe.

Die Höhle wurde erst im Jahr 2008 von den Südafrikanern Lee Berger (Paläoanthropologe) und Paul Dirks (Geologe) entdeckt. Beide fanden dort Teilskelette von zwei Australopithecus sediba, sowie fossile Überreste von Tierkadavern. Datiert wurden die Funde auf ca. 1,9 Millionen Jahre. [33] Die Forscher vermuten, die in der Malapa-Höhle entdeckten fossilen Tierkadaver seien in der Höhle von später eindringenden Wassermassen an eine tiefer gelegene Stelle gespült, dort angehäuft und unter angespültem und herabfallendem Gestein verschüttet worden. [34]

Auch die Malapa-Höhle gehört zum UNESCO-Welterbes und Cradle of Humankind.

Olduvai (Tansania)

Olduvai (Tansania)
Olduvai (Tansania)
Olduvai
Olduvai-Schlucht, Februar 2006
Olduvai-Schlucht

Die Olduvai-Schlucht (englisch: Olduvai Gorge) ist ein Tal in den Serengeti-Plains im sogenannten ostafrikanischen Grabenbruch im nördlichen Tansania. Ihre Bedeutung liegt insbesondere in der forschungsgeschichtlichen Relevanz: Anhand der Funde, die hier gemacht wurden, wurde das Oldowan erst definiert. Die Stätte selbst zerfällt in zwei Bereiche: Einen nördlichen, größeren, den „Main Gorge“, und einen südlichen, kleineren, den „Side Gorge“. Die pleistozänen Ablagerungen des Ortes wurden zum ersten Mal in den Jahren 1931/32 von Louis Leakey und Hans Reck untersucht und in dem Buch Olduvai Gorge: Fauna and Background publiziert. Diesem Bericht zufolge lässt sich die Stratigraphie in fünf Einheiten unterteilen: Man spricht von den Beds I–V. Dabei sind nur die untersten Schichten, die vor allem aus vulkanischen Tuffen bestehen, für das Oldowan interessant, da die oberen bereits zu jung datieren.[35] Die Datierungen wurden mittels der in den sechziger und siebziger Jahren noch recht jungen Potassium-Argon-Methode durchgeführt. Bed I datiert demzufolge in eine Zeit von etwa 1,8–1,75 Millionen Jahren vor heute.[36]

Den ersten Fund eines menschlichen Überrestes machte Hans Reck im Jahre 1913 (OH [Olduvai Hominid] 1). Im Juni und Juli 1959 wurde im oberen Bed I schließlich Homo habilis (OH 7; „Jonnys Child“), und zusammen mit ihm Reste früher Werkzeuge entdeckt. Der am 17. Juli 1959 entdeckte und später in Paranthropus boisei umbenannte „Zinjanthropus boisei“ („Nutcracker Man“; deutsch: „Nussknacker-Mensch“ aufgrund seiner großen, zum Zerkauen pflanzlicher Nahrung geeigneter Zähne) war zwar ursprünglich als Hersteller dieser Artefakte diskutiert worden;[37] diese These erwies sich jedoch nach dem Fund einer neuen Homininenspezies als nicht haltbar. Die Typusbezeichnung „habilis“ erklärt sich deswegen auch daher, da die Ausgräber in ihm den ersten zur Werkzeugherstellung fähigen (lateinisch: habilis) frühen Menschen sahen.[38]

Die Werkzeuge, die später zur Definition des „Oldowan“ führten, wurden im oberen Bereich von Bed I gefunden („Upper Bed I“). Dort, wie auch im unteren Bed II, befinden sich frühe Lagerplätze von Homininen, in denen die Artefaktkumulationen angetroffen wurden.

Bei den Rohmaterialien, aus denen die Artefakte bestehen, handelt es sich in der Olduvai-Schlucht hauptsächlich um Vulkangesteine („non-vesicular lava“). Häufig benutzt wurde Lavagestein, das von einer mittleren bis dunkelgrauen Färbung charakterisiert und allgemein relativ feinkörnig war. Vereinzelt wurde auch grünlichgrauer Phonolith verwendet. Die Herkunft der Lava erklärt sich aus der Nachbarschaft der Fundstätte zu dem von vulkanischer Aktivität geprägten Hochland im Süden und Osten; dort befindet sich beispielsweise der Ngorongoro- oder der Sadiman-Krater.[39]

Peninj (Tansania)

Unter der Fundstelle Peninj versteht man einen Komplex von elf nahe beieinanderliegenden Fundstätten, die sich am Natron-See in Nord-Tansania befinden (nahe der kenianischen Grenze, wenige Kilometer nordöstlich von der Olduvai-Schlucht entfernt). Im Jahre 1964 entdeckte Richard Leakey dort den Unterkiefer eines Paranthropus robustus. Später wurde hier von einer internationalen Gruppe von Spezialisten, unter der Leitung des spanischen Teams, das schon in Atapuerca gegraben hatte, gegraben. Die Funde bestehen aus Faunenüberresten, typischen Oldowan-Werkzeug-Ensembles und Hominiden-Unterkiefern. Datiert wird der Komplex (nicht ohne Kontroverse) nach der Kalium-Argon-Datierung der Mikrofauna der vulkanischen, auf 1,6 bis 1,4 Millionen Jahren geschätzten Schicht, welche die Oldowan-Schicht überlagert. Diese vulkanische Schicht ist im Spanischen bekannt als „Toba 1 de Arcillas Arenosas Superiores” (wörtlich: „Tuffstein 1 aus oberem sandigem Lehm”) und gehört zur geologischen Formation „Humbu”. [40] Die Steinwerkzeugherstellung von Peninj war sehr weit fortgeschritten, entwickelter als z.B. in Koobi Fora. Die Tendenz zur typologischen Normierung der Werkzeuge durch die Hominiden und die Fähigkeit, die Splitter mit konkreten Formen und Größen herauszuarbeiten, sind einige der bemerkenswertesten Erkenntnisse aus den Funden. Es wird sogar angenommen, dass die Hominiden dieser Fundstätten fähig gewesen seien, standardmäßig Werkzeuge zu fertigen, vergleichbar mit der Levallois-Technik des Mittelpaläolithikums, die aber eigentlich für das wesentlich jüngere Acheuléen als typisch gilt. [41]

Fundplätze in Europa und Asien

Einfachste Steinwerkzeugindustrien des Menschen wurden in anderen, außerhalb Afrikas gelegenen Teilen der Welt in der Vergangenheit nicht unter dem Begriff „Oldowan“ subsumiert.[42] Wann immer heutzutage von Oldowan außerhalb Afrikas gesprochen wird, datieren die Fundstücke in der Regel wesentlich jünger als die entsprechenden afrikanischen.[43]

Die asiatischen Kulturen auf diesem technologischen Level werden vielfach als „Lower Paleolithic Cultures of Asia“ bezeichnet; Fundstellen hierfür sind unter anderen Kota Tampan in den frühpleistozänen Terrassen des Perak River im nördlichen Malaya.[44] Der berühmteste Archäologe, der in diesem Gebiet forschte, war Hallam Movius jr., der seine Ergebnisse unter anderem in den Transactions of The American Philosophical society aus dem Jahr 1949 veröffentlichte. Eine Revision europäischer Fundplätze des Altpaläolithikums kam zu Beginn der 1990er Jahre zu dem Schluss, dass es im nordalpinen Europa keine plausible Geröllgerätekultur gegeben habe.[45] Alle verlässlichen Fundplätze Europas entstammen demnach dem Zeithorizont des Acheuléens. Die Sichtweise änderte sich mit den Funden der ältesten Oldowan-Werkzeuge in Eurasien, die seit Mitte der 1990er Jahre gefunden wurden und rund 1,8 Mio Jahre alt sind.

Gesher Benot Ya'aqov (Israel)

GBY (Israel)
GBY (Israel)
GBY

Die archäologische Stätte von Gesher Benot Ya'aqov (deutsche Transkription: "Gescher Benot Ja'akow", Kürzel: GBY; übersetzt: "Brücke der Tochter von Jakob") liegt im nördlichen Jordantal am Ufer eines Paläo-Sees. Die paläomagnetische Datierung dieser Fundstätte verweist auf ein Alter von 790.000 Jahren. Es ist nicht klar, welche Arten von Homininen an diesem Ort lebten, es könnten Homo erectus, Homo ergaster oder vielleicht archaische Homo sapiens gewesen sein. Da GBY von jeher ein Feuchtgebiet war, sind organische Substanzen (Holz, Rinde, Früchte und Samen) hervorragend erhalten geblieben und können analysiert werden. GBY ist auch Fundstätte von zahlreichen großen Basalt-Äxten und -Beilen. Einige der Holzfragmente und Samen bei GBY weisen Brandspuren auf, was einige Wissenschaftler vermuten lässt, dass es sich hier um eine frühe kontrollierte Verwendung des Feuers handeln könnte. Sollte dies stimmen, wäre dies mit Abstand der älteste nachgewiesene Gebrauch des Feuers, und somit fast 400.000 Jahre älter als Zhoukoudian in China. [46]

Atapuerca (Spanien)

Ebenfalls in den 1990er Jahren wurden auch in der Sierra de Atapuerca, ca. 15 km östlich von Burgos (Nord-Spanien), Steinwerkzeuge gefunden, die etwa 800.000 Jahre alt sind und einer primitiven Kultur ohne Faustkeile entstammen. Dadurch wurde bewiesen, dass frühe Werkzeugkulturen nicht ausschließlich auf Afrika beschränkt sein müssen und dass diese auch in Europa existent waren.

Dmanisi (Georgien)

Dmanisi (Georgien)
Dmanisi (Georgien)
Dmanisi
Oldowan-Werkzeug aus Dmanissi (rechts), daneben zum Vergleich ein Faustkeil des Acheuléen
Ein ca. 1,8 Mio. Jahre alter Chopper aus Dmanisi

Die ältesten Werkzeuge des Oldowan in Europa stammen aus dem georgischen Dmanisi, was nach gängiger Definition zu Westasien gehört, und wurden in Zusammenhang mit den frühesten homininen Fossilien außerhalb Afrikas entdeckt (vgl. Hominine Fossilien von Dmanisi).[47]

Der Fundplatz liegt in der Vulkanregion Kveno Karti in Südostgeorgien, 65 Kilometer südwestlich von Tiflis, auf einem Hochplateau. Das Plateau wird aus Basaltströmen gebildet; diese formen einen langgestreckten, dreieckigen Felssporn, auf welchem sich das mittelalterliche Dorf Dmanisi befindet.[48] Erste archäologische Untersuchungen fanden im Jahr 1963 unter Vachtang V. Dzaparidze statt, ab 1984 wurden erste, einfach gearbeitete Steinartefakte entdeckt. Beginnend im Jahr 1991 wurde das Plateau schließlich durch das Archäologische Zentrum der georgischen Akademie der Wissenschaften und des Forschungsbereiches Altsteinzeit des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz untersucht. Im Jahr 1996 wurde der Unterkiefer D 211 gefunden, der zu einer bislang nicht endgültig geklärten Art der Gattung Homo gehört. Die Altersbestimmungen der Stratigraphie erfolgten über paläomagnetische sowie über radiometrische Datierungsmethoden und ergaben eine Datierung von 1,942 bis 1,785 Millionen Jahren vor heute.[49]

Die Schichtfolge bildet eine durchgehende Abfolge vom Oldowan und developed Oldowan bis zum Acheuléen. Aufgrund ihres hohen Alters und aufgrund der sehr einfachen Schlagtechnik wurde geschlossen, dass die Inventare an Steinartefakten von Dmanisi zu den Kern- und Abschlagsindustrien des Oldowan-Technokomplexes gehörten. Fundplätze mit einem ähnlich hohen Alter waren bislang nur aus Afrika bekannt, weswegen Dmanisi eine herausragende Stellung in der Liste der europäischen Fundplätze des Altpaläolithikums einnimmt. Die Artefakte wurden mit direkten, harten Schlägen zugerichtet; es sind ferner Schlagsteine, Kernformen, Abschläge und die daraus hervorgehenden Abschlagsgeräte bekannt – ein Hinweis darauf, dass sich im Verlauf des Oldowan neben den klassischen Kerngeräten auch aus Abschlägen hergestellte Artefakte etablieren.[50]

Bedeutende Wissenschaftler

Im Folgenden eine kurze Auflistung der bedeutendsten Wissenschaftler, die zum Themenkomplex des Oldowan in der Forschung tätig waren (bzw. tätig sind):

Literatur

Oldowan allgemein

  • Stanley H. Ambrose: Paleolithic Technology and Human Evolution. In: Science. Band 291, 2001, S. 1748–1753.
  • John D. Clark: The Prehistory of southern Africa. Penguin Books, Harmondsworth 1959.
  • Eric Delson, John G. Fleagle u. a. (Hrsg.): Out of Africa I. The first Hominin Colonization of Eurasia. Springer Science + Business Media, Dordrecht 2010, ISBN 978-90-481-9036-2.
  • Fiorenzo Facchini: Die Ursprünge der Menschheit. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-1991-5.
  • Chester F. Gorman: Hoabinhian: A pebble-tool complex with early plant associations in Southeast Asia. In: Science. Band 163, 1969, S. 671–673.
  • Lawrence H. Keeley, Nicolas Toth: Microwear polishes on early stone tools from Koobi Fora, Kenya. In: Nature. Band 293, 1981, S. 464–465, doi:10.1038/293464a0
  • Mary D. Leakey: Primitive Artefacts from Kanapoi Valley. In: Nature. Band 212, 1966, S. 579–581, doi:10.1038/212579a0
  • Hallam Movius jr.: The Lower Paleolithic cultures of Southern and Eastern Asia. In: Transactions of the American Philosophical society. Philadelphia 1949, S. 329–421.
  • Friedemann Schrenk: Die Frühzeit des Menschen. Der Weg zum Homo sapiens. München 1997.
  • N. M. Whalen: Variability in developed Oldowan and Acheuleen bifaces of Saudi Arabia. In: Atlal, The Journal of Saudi Arabian Archeology. Band 13, 1990, S. 43–48.

Fundstelle Olduvai

  • G. H. Curtis: Notes on some Miocene to Pleistocene potassium-argon results. In: W. W. Bishop, J. D. Clark: Background to evolution in Africa. Chicago University Press, S. 365–369.
  • R. L. Hay: Stratigraphy of Bed I–IV, Olduvai Gorge, Tanganyika. In: Science. Band 139, S. 829–833.
  • R. L. Hay: Revised stratigraphy of Olduvai Gorge. In: W. W. Bishop, J. D. Clark: Background to Evolution in Africa. Chicago University Press, S. 221–228.
  • Louis B. Leakey: Olduvai Gorge. Band 1: 1951–1961 Fauna and background. Cambridge University Press, 1967.
  • Mary D. Leakey: A Review of the Oldowan Culture from Olduvai Gorge, Tanzania. In: Nature. Band 210, 1966, S. 462–466, doi:10.1038/210462a0
  • Mary D. Leakey: Olduvai Gorge. Band 3: Excavations in Beds I and II, 1960–1963. Cambridge University Press, 1971.
  • Richard Potts, Pat Shipman: Cutmarks made by stone tools on bones from Olduvai Gorge, Tansania. In: Nature. Band 291, 1981, S. 577–580, doi:10.1038/291577a0
  • Phillip V. Tobias: Olduvai Gorge. Band 2: The cranium of Australopithecus (Zinjanthropus) Boisei. Cambridge University Press, 1967.
  • Phillip V. Tobias: Olduvai Gorge. Band 4: The skulls, endocasts and teeth of homo habilis. Cambridge University Press, 1991.

Fundstelle Kada Gona

  • J. L. Aronson et al.: New Geochronologic and paleomagnetic data for the hominid-bearing Hadar Formation, Ethiopia. In: Nature. Band 267, 1977, S. 323–327.
  • B. Asfaw et al.: Australopithecus garhi: a new species of early hominid from Ethiopia. In: Science. Band 285, 1999, S. 629–635.
  • J. D. Clark et al.: Hominid Occupation of the East Central Highlands of Ethiopia in the Plio- Pleistoscene. In: Nature. Band 282, 1979, S. 33–39.
  • J. W. K. Harris et al.: Pliocene archeology at the Gona River, Hadar. In: Nyame Akuma. Band 31, 1989, S. 19–21.
  • Sileshi Semaw et al.: 2,5-million-year-old stone tools from Gona, Ethiopia. In: Nature. Band 385, 1997, S. 333–336.

Fundstelle Dmanisi

  • G. Bräuer et. al.: Der hominide Unterkiefer von Dmanisi: Morphologie, Pathologie und Analysen zur Klassifikation. In: Jahrbuch des RGZM 42. Verlag des römisch-germanischen Zentralmuseums, Mainz 1996, S. 183–203.
  • Eric Delson et al.: Homo at the Gates of Europe. In: Nature. Band 373, 1995, S. 472–473.
  • Vachtang Dzaparidze, Gerhard Bosinski et al: Der altpaläolithische Fundplatz Dmanisis in Georgien (Kaukasus). In: Jahrbuch des RGZM 36. Verlag des römisch-germanischen Zentralmuseums, Mainz 1992, S. 67–116.
  • Leo Gabunia, Olaf Jöris: Taxonomy of the Dmanisi Crania. In: Science. Band 289, 2000, S. 55–56.
  • Leo Gabunia: Der menschliche Unterkiefer von Dmanisi (Georgien, Kaukasus). In: Jahrbuch des RGZM 39. Verlag des römisch-germanischen Zentralmuseums, Mainz 1995, S. 185–208.
  • Antje Justus et al.: Neun Jahre Ausgrabungen in Dmanisi (Georgien, Kaukasus). In: Jahrbuch des RGZM 36. Verlag des römisch-germanischen Zentralmuseums, Mainz 1992, S. 67–116.

Oldowan in Nordafrika

  • Mohamed Sahnouni, Jean de Heinzelin: The Site of Ain Hanech Revisited: New Investigations at this Lower Pleistocene Site in Northern Algeria, In: Journal of Archaeological Science (1998) 25, 1083–1101, Article No. as980278 - Leseprobe (englisch)
Commons: Oldowan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Fiorenzo Facchini: Die Ursprünge der Menschheit. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2006, S. 179
  2. Grahame Clark: World Prehistory in new Perspective. Cambridge University Press, Cambridge 1977.
  3. Ian Tattersall, Eric Delson u. a.: Encyclopedia of human evolution and prehistory. Garland Verlag, New York, London 1988, S. 388
  4. Friedemann Schrenk: Die Frühzeit des Menschen. Der Weg zum Homo sapiens; München 1997; S. 77
  5. a b Grahame Clark: The stone age hunters. Thames and Hudson, London 1967, S. 26 f.
  6. Blumenshine, Robert J.: A landscape taphonomic model of the scale of prehistoric scavenging opportunities. Journal of Human Evolution 18, 1989, S. 345–371
  7. Blumenshine, Robert J. & Selvaggio, Marie M.: On the Marks of Marrow Bone Processing by Hammerstones and Hyenas: Their Anatomical Patterning and Archaeological Implications. in: Clark, Desmond J. (Hrsg.): Cultural Beginnings - Approaches to Understanding Early Hominid Life-Ways in the African Savanna, Bonn, 1991, S. 17–32
  8. Blumenshine, Robert J.: Carcass Consumption Sequences and the Archaeological Distinction of Scavenging and Hunting. – Journal of Human Evolution 15, 1986, S. 639–659
  9. a b M. D. Leakey: Olduvai Gorge, Band 3: Excavations in beds I and II. 1960–1963; Cambridge University Press, 1971; S. 1–8
  10. Ian Tattersall, Eric Delson u. a., 1988, S. 388
  11. Anne Delanges, Helene Roche: Late Pliocene hominid knapping skills: The case of Lokalalei 2C , West Turkana, Kenya. In: Journal of human Evolution, Band 48, 2005, S. 435-372
  12. Tattersall, Delson et alii 1988, S. 388
  13. Sileshi Semaw: The World’s Oldest Stone Artefacts from Gona, Ethiopia: Their Implications for Understanding Stone Technology and Patterns of Human Evolution Between 2·6–1·5 Million Years Ago. Journal of Archaeological Science, Band 27, 2000, S. 1197–1214, doi:10.1006/jasc.1999.0592; Volltext auch bei indiana.edu (PDF)
  14. Marta M. Lahr: Saharan Corridors and their Role in the evolutionary geography of “Ot of Africa I”; in: Eric Delson, John G. Fleagle u. a. (Hrsg.): Out of Africa I. The first Hominin Colonization of Eurasia. Springer Science+Business Media, Dordrecht 2010; S. 31
  15. Semaw 2000, S. 1197–1214
  16. Schrenk 1997, S. 40-41
  17. S. Semaw u. a.: 2.5-million-year-old stone tools from Gona, Ethiopia. In: Nature, Band 385, 1997, S. 333–336, doi:10.1038/385333a0
  18. Shannon P. McPherron u. a.: Evidence for stone-tool-assisted consumption of animal tissues before 3.39 million years ago at Dikika. In: Nature, Band 466, 2010, S. 857–860, doi:10.1038/nature09248
  19. Philip Briggs: Ethiopia: The Bradt Travel Guide, Chalfont St Peters, Bradt 2002, (S. 374)
  20. Paul B. Henze: Layers of Time, Palgrave, New York 2000, (S. 8)
  21. "Melka Kunture - Home", University of Rome, "La Sapienza, Dipartimento di Scienze Storiche, Archeologiche e Antropologiche dell’Antichità.
  22. Henri Lumley: Origen y evolución del Hombre, Ministerio de cultura, Dirección General de Bellas Artes, Madrid 1984, S. 87-88
  23. Für die klassische Typologie siehe insbesondere die Einleitung von Leakey 1971.
  24. Thomas Plummer: Flaked Stones and Old Bones: Biological and Cultural Evolution at the Dawn of Technology. In: Yearbook of Physical Anthropology. Wiley Liss Inc. 2004, (Band 47, S. 118-164)
  25. Schrenk 1997, S. 33
  26. C. K. Brain, Fifty years of fun with Fossils. In: T. Pickering et al.: Breathing live into Fossils: Taphonomic studies in Honour of Bob Brain. Gosport 2007, S. 18
  27. C. K. Brain 2007, S. 13
  28. C. Michael Hogan, Mark L. Cooke, Helen Murray: The Waterberg Biosphere. In: Lumina Technologies. May 22, 2006.
  29. A. I. R. Herries, P. J. Hopley, J. W. Adams, D. Curnoe, M. A. Maslin: Letter to the editor: Geochronology and palaeoenvironments of Southern African hominin-bearing localities-A reply to Wrangham et alii. 2010; Shallow-Water Habitats as Sources of Fallback Foods for Hominins. 2009
  30. Robert G. Bednarik: Makapansgat cobble analysed, University of Melbourne, 2003 – Uni-Melbourne: Makapansgat
  31. MSU EMuseum:Makapan
  32. OriginsNet: Pebble of many faces
  33. Lee R. Berger, D.J. de Ruiter, S.E. Churchill, P. Schmid, K.J. Carlson, Paul H.G.M. Dirks, J.M. Kibii: Australopithecus sediba: A New Species of Homo-Like Australopith from South Africa, In: Science, Band 328, 2010, S. 195-204, doi:10.1126/science.1184944
  34. Paul H.G.M. Dirks et alii: Geological Setting and Age of Australopithecus sediba from Southern Africa. Science, Band 328, 2010, S. 205–208, doi:10.1126/science.1184950
  35. Mary D. Leakey 1971, S. 9–10
  36. G. H. Curtis, J. F. Evernden: Age of basalt underlying Bed I at Olduvai. In: Nature. Band 194, 1962, S. 611 doi:10.1038/194611a0
  37. Vor allem von Louis Leakey.
  38. Phillip V. Tobias: Olduvai Gorge. Band 4: The skull, endocasts and teeth of Homo habilis. Cambridge University Press, 1991, S. 17–21
  39. Mary D. Leakey 1971, S. 17
  40. Manuel Domínguez-Rodrigo: La cronología del grupo Peninj, al oeste del lago Natrón (Tanzania): Revisión de las discordancias bioestratigráficas. Complutum 1996, ISSN 1131-6993, (Band 7, S. 7-15) - (Leseprobe (Spanisch))
  41. Ignacio Torre Sáinz & Rafael Mora Torcal: El olduvayense de la sección tipo de Peninj (Lago Natron, Tanzania). Centre d’Estudis Patrimonic Arqueologic, Bellaterra, Barcelona 2004, ISBN 84-609-0179-3
  42. Ian Tattersall, Eric Delson u. a., 1988, S. 387 f.
  43. John J. Shea: Stone Age visiting cards revisited: A strategic perspective on the lithic technology of early hominin dispersal. In: Eric Delson, John G. Fleagle u. a. (Hrsg.): Out of Africa I. The first Hominin Colonization of Eurasia. Springer Science+Business Media, Dordrecht 2010, S. 52
  44. Grahame Clark, 1967, S. 28
  45. W. Roebroeks, W. T. van Kolfschoten: The Earliest Occupation Of Europe. Leiden, University Press, 1995
  46. Naama Goren-Inbar et alii: Evidence of Hominin Control of Fire at Gesher Benot Ya'aqov, Israel In: Science. 304 (5671), 2004, S. 725-727
  47. Olaf Jöris: Der altpaläolithische Fundplatz Dmanisi (Georgien. Kaukasus). Archäologische Funde und Befunde des liegenden Fundkomplexes im Kontext der frühen Menschheitsentwicklung. Verlag des römisch-germanischen Zentralmuseums, Mainz 2008
  48. Olaf Jöris 2008, S. 23
  49. Olaf Jöris 2008, S. 35
  50. Olaf Jöris 2008, S. 71–75.

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