Wuppertaler Schwebebahn


Die Wuppertaler Schwebebahn (offizieller Name Einschienige Hängebahn System Eugen Langen, unter Wuppertalern auch Alte Dame oder Eiserner Lindwurm genannt) ist ein um 1900 erbautes, 1901 freigegebenes und bis heute in Betrieb stehendes Nahverkehrssystem im Stadtbereich von Wuppertal, das Langen ursprünglich für die U-Bahnlinie 8 in Berlin vorgesehen hatte.
Die Hängebahn fährt auf einer 13,3 km langen Strecke in etwa 12 m Höhe über dem Flussbett der Wupper bzw. in etwa 8 m Höhe über Stadtstraßen zwischen den Endhaltestellen von Wuppertal-Oberbarmen und Wuppertal-Vohwinkel. In Sonnborn (Vohwinkel) überquert sie dabei die Bundesautobahn 46. Die Gesamtfahrstrecke mit Ein- und Aussteigestopps an 20 Haltestellen wird in knapp 35 Minuten zurück gelegt.
Geschichte
Für die Wuppertaler Schwebebahn gab es einen Vorläufer: Im Jahre 1824 stellte der Engländer Henry Palmer ein Bahnsystem vor, das erheblich von den bis dahin bekannten Konstruktionen abwich. Es war im Grunde eine kleine Schwebebahn, bei der hängende Transportbehälter von Pferden gezogen wurden.
Der Industrielle und Politiker Friedrich Harkort begeisterte sich für diese Bahn. Er ließ durch seine Fabrik 1826 probehalber in Elberfeld auf dem Gelände des heutigen Finanzamtes an der Kasinostraße eine solche Bahn aufstellen. Gemeinsam mit dem Bergrat Heintzmann versuchte er die Öffentlichkeit dafür zu interessieren.
Am 9. September 1826 wurde im Rathaus zu Elberfeld von zehn Bürgern unter Vorsitz des Landrates Graf von Seysel de Aix über eine solche Palmersche Bahn von der Ruhr zur Wupper beraten. Harkort, Bergrat Heintzmann und der Vermesser (Markscheider) Bohnert inspizierten danach den vorgesehenen Streckenverlauf. Sie sollte von Elberfeld über Uellendahl-Horath-Herzkamp nach Hinsbeck, oder von Elberfeld über Horath bis Langenberg und weiter durch das Deilbachtal führen. Die Pläne wurde jedoch nicht realisiert, da verschiedene Grubenbesitzer Einspruch einlegten. Sie fühlten sich benachteiligt, da sie nicht einbezogen wurden. Das Oberbergamt verfügte daraufhin die vorläufige Einstellung der Planungen.

Die schließlich realisierte Schwebebahn wurde in den 1880ern von dem Ingenieur Eugen Langen in Köln konzipiert und getestet. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) hat am 9. Dezember 2003 in einer Presseerklärung die Öffentlichkeit über die Auffindung eines Originalstücks der Teststrecke für die Wuppertaler Schwebebahn informiert. Ob die leerstehende Fabrikationshalle der früheren Waggonfabrik Van der Zypen & Charlier im Kölner Industriegebiet Deutz-Mülheim mit diesem Fundstück erhalten bleibt, ist nicht sicher.
Nach einer Bauzeit von etwa drei Jahren unter der Leitung des Regierungsbaumeisters Wilhelm Feldmann konnte sie 1901 in Wuppertal feierlich in Betrieb genommen werden. Für Tragegerüst und Haltestellen wurden rund 19.200 Tonnen Stahl verarbeitet. Die Baukosten betrugen 16 Millionen Goldmark. Seit der Eröffnung befindet sie sich in kontinuierlichem Betrieb als vollständig vom Individualverkehr getrenntes städtisches Verkehrsmittel. Pro Jahr werden etwa 23 Millionen Fahrgäste (Stand 2003) transportiert. Verkehrsrechtlich gesehen ist die Wuppertaler Schwebebahn eine Straßenbahn besonderer Bauart. Alle Straßenbahnen unbesonderer Bauart in Wuppertal wurden 1987 stillgelegt.

Die Wuppertaler Schwebebahn gilt als das sicherste Verkehrsmittel der Welt, welches täglich bis zu 75.000 Fahrgäste durch die Stadt befördert. In einem umfassenden Instandhaltungsprojekt wird das Tragegerüst seit 1995 ähnlich dem Original weitgehend erneuert sowie eine große Zahl der Haltestellen umgebaut und technisch modernisiert. Dabei wurde auch die nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg abgerissene Station Kluse am Schauspielhaus in Wuppertal-Elberfeld neu aufgebaut. Das ursprüngliche Ziel, die Arbeiten im Jahre 2001 abzuschließen, konnte auf Grund des schweren Unfalls (siehe Zeittafel) und wegen erheblicher Probleme mit Zulieferfirmen nicht eingehalten werden. Die Kosten für die Renovierung der Bahn haben sich in den vergangenen Jahren von 225 Millionen auf 394 Millionen Euro fast verdoppelt.
Seit Anfang 2004 werden viele der Schwebebahnstationen mit mehreren Überwachungskameras videoüberwacht.
Am 21. Juli 1950 kam es zu einen skurrilen Vorfall, als in der Bahn der Elefant Tuffi aus Werbezwecken für einen Zirkus transportiert wurde und aus der Bahn sprang. Das Besondere an diesem Vorfall war außerdem, dass sich Tuffi nicht/kaum verletzte, als er unten in der Wupper landete.
Technik

Die Schwebebahn ist eine Einschienen-Hängebahn, auf einem Stahltragegerüst mit untergebauten Schienen. Sie hängt an Rädern, die von Elektromotoren betrieben werden.
Das Ständer- und Schienensystem besteht aus 486 Brücken und Stützen. Es führt zum größten Teil über die Wupper, im Bereich Vohwinkel führt es auch etwa 3 km über eine Hauptverkehrsstraße und über die A 46 am Sonnborner Kreuz. Jeweils an den Enden der Gesamtstrecke befinden sich Wende- und Parkmöglichkeiten für die Züge, die so reihum in Hin- und Rückfahrt Passagiere befördern. Da ihr Fahrweg keinerlei Kreuzungen mit dem Individualverkehr aufweist, ist die Schwebebahn in diesem Punkt mit einer oberirdischen Metro vergleichbar.
Ein Waggon fasst etwa 200 Fahrgäste. Der Antrieb erfolgt durch die über dem Gleis befindlichen Radantriebseinheiten, die von der Strecke her per Abnehmer mit elektrischer Energie versorgt werden. Er ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h, die mittlere Reisegeschwindigkeit beträgt 26,6 km/h.
Zeittafel

1880-1890 | Erste Konzeption von Eugen Langen für eine Schwebebahn |
31. Dezember 1894 | Vertrag über den Bau der Bahn mit der Stadt |
1898 | Baubeginn |
24. Oktober 1900 | Fahrt von Kaiser Wilhelm II |
1. März 1901 | Freigabe der Strecke Kluse bis Zoo |
24. Mai 1901 | Freigabe der Strecke Zoo bis Vohwinkel |
27. Juni 1903 | Freigabe der Strecke Kluse bis Oberbarmen, damit durchgehender Gesamtbetrieb. |
1943-1945 | Einige Stationen und Teile des Gerüstes werden im Zuge der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und teilweise zerstört. Es kommt zu monatelangen Ausfällen des Fahrbetriebs |
21. Juli 1950 | Der Elefant Tuffi springt aus einer fahrenden Schwebebahn zwischen Alter Markt und Adler Brücke |
1972-74 | Neuer Waggonfuhrpark |
1974 | Einbau einer Wendeanlage an der Station "Zoo/Stadion" |
4. September 1982 | Die Station "Ohligsmühle", die im Krieg zerstört wurde, wird neu eröffnet. |
1995/96 | Beginn des Erneuerungsprojekts der Stützen, Schienen und Stationen. Im Rahmen der Erneuerung wurde auch die 1974 eröffnete und aufgrund des gestiegenen Verkehrsaufkommens nicht mehr benötigte Zwischenwendeanlage an der Station "Zoo/Stadion" wieder abgebaut. |
26. März 1999 | Eröffnung der wieder neu errichteten Station "Kluse" (Schauspielhaus). Wie die 1982 neu errichtete Station "Ohligsmühle" war auch "Kluse" nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nicht direkt wieder aufgebaut worden. Nun existieren wieder alle 20 Stationen. |
12. April 1999 | Schwerster Unfall in der Geschichte der Schwebebahn: als ein Waggon in die Wupper stürzt, sterben 5 Fahrgäste, 47 werden verletzt. Unfall-Ursache: Eine bei der Gerüst-Modernisierung an der Schiene vergessene Metallkralle führt zur Entgleisung des Zugs. |
1. März 2001 | Festakt zum 100jährigen Jubiläum der Schwebebahn |
Hinweis: (Stand April 2005) Der Ausbau der Schwebebahn ist noch nicht abgeschlossen. Er ist ausgesetzt, da es zwischen den Wuppertaler Stadtwerken und der Bezirksregierung Düsseldorf als Fördermittelgeber Differenzen über die Verwendung der Fördermittel gibt. Ausfälle der Schwebebahn sind im Jahre 2005 dadurch eher selten zu erwarten. Wenden Sie sich an entsprechende Stellen, um zu erfahren, ob zu einer bestimmten Zeit Fahrbetrieb oder Betriebsumbau vorliegt.
Die Schwebebahn in Zahlen
- Gesamtstrecke: 13,3 km
- Haltestellen: 20
- Mittlere Reisegeschwindigkeit: 26,6 km/h
- Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h
- Fahrgäste je Werktag: 72.000
- Strom: 600 V Gleichstrom
- Schwebebahnen: 28 GTWs Baujahr 1972 & 1 Kaiserwagen Baujahr 1900
Weblinks
- Offizielle Homepage der Wuppertaler Schwebebahn
- Bilder der Schwebebahn und der Stadt Wuppertal
- Informationen zu Geschichte & Technik. Mit vielen Fotos von der Schwebebbahn, den Stationen & der Werkstatt
- Bilder der Wuppertaler Schwebebahn
- Desktop-Hintergrundbilder und Bildschirmschoner zur Wuppertaler Schwebebahn
- Der Förderverein Historische Schwebebahn Wuppertal e.V.
- Die Nostalgische Schwebebahn
- Die Wuppertaler Schwebenbahn bei Urbanrail.net
- Wuppertaler Schwebebahn
- Wuppertaler Schwebebahn in alten Ansichtskarten