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Arbeia

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Kastell South Shields
Alternativname Arbeia
Limes Britannien
Abschnitt Strecke 2
Datierung (Belegung) 129 bis frühes 5. Jahrhundert n. Chr.
Typ Alen- und Kohortenkastell,
Nachschubdepot,
Hafen
Einheit a) Legio Sextae Victrix Pia Fidelis,
b) ala I Pannoniorum Sabiniana,
c) ala I Hispanorum Asturum,
d) cohors V Gallorum,
e) numerus barcariorum Tigrisiensium
Größe Fläche: 2,1 ha
Bauweise Steinbauweise
Erhaltungszustand Fundamente oberirdisch noch in großen Teilen sichtbar,
Rekonstruktion des Westtores, einer Kaserne und des spätantiken Prätoriums
Ort South Shields
Geographische Lage 54° 59′ 57″ N, 1° 25′ 47″ WKoordinaten: 54° 59′ 57″ N, 1° 25′ 47″ W hf
Anschließend Kastell Segedunum (westlich)
Kastell, Hafen und Vicus in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts
Westtor
Blick vom Westtor auf das Grabungsgelände und die rekonstruierte Kaserne, dahinter das Praetorium
Grabungsplan des Kastells, Bebauungszustand um 210 n. Chr.
Gemeinschaftslatrine des Kastells (frühes 3. Jahrhundert)
Fundament eines Horreums/Getreidespeicher
Grundriss des Praetoriums
Die Südostseite der Principia im frühen 3. Jahrhundert

Kastell Arbeia war das östlichste Glied in der Festungskette des Hadrianswalles, der das römische Britannien von den Hochlandstämmen im Norden trennte. Es befindet sich auf dem Gemeindegebiet des heutigen South Shields, District South Tyneside, County Tyne & Wear, England.

Ursprünglich als Reiterkastell errichtet, stand es rund 300 Jahre lang in Verwendung, kontrollierte einen der wichtigsten Häfen im römischen Britannien und spielte später vor allem bei der Versorgung der Grenztruppen eine wichtige Rolle.

Einige Gebäude der Kastellruine wurden im späten 20. Jahrhundert restauriert. Das Westtor, das spätantike Kommandantenhaus und eine Mannschaftsbaracke wurden auf ihren Originalfundamenten neu errichtet. In South Shields wurden bisher auch die einzigen, komplett in Stein ausgeführten Lagerhäuser (horrea) des römischen Britanniens nachgewiesen.

Funktion und Entwicklung

Die Anlage wurde ursprünglich als Reiterkastell errichtet, das die Mündung des Tyne, einen Küstenabschnitt und einen Hafen überwachen sollte, und fungierte vom 3. bis ins 5. Jahrhundert als Hauptversorgungsdepot für die Garnisonen des Hadrianswalles. Die ersten nachweisbaren römischen Gebäude stammen aus dem Jahr 125 n. Chr und gehörten vermutlich zur Zivilsiedlung (vicus) der das Kastell in einem Bogen von Ost nach West umgab.

Das Steinkastell wurde wahrscheinlich unter Hadrian, um ca. 129, fertiggestellt und war die am östlichsten gelegene Befestigung des Hadrianswalls. 208 setzte Septimius Severus eine Serie von verlustreichen Feldzügen in Gang, die endgültig die kriegerischen und gefährlichen Hochlandstämme der Kaledonier unterwerfen sollten. Die Funktion von Arbeia erfuhr damit eine radikale Umgestaltung. Die Reiter der bisher hier stationierten ala wurde in die Expeditionsarmee eingegliedert und danach in den schottischen Feldzügen eingesetzt; an ihrer Stelle wurde in Arbeia eine Infanteriekohorte stationiert. Diese Maßnahme leitete auch eine Reihe von Umbauten ein. Das Reiterkastell wurde nun zur Nachschubbasis umgebaut und auch etwas vergrößert. Vor allem die günstige Lage des Kastells in der Nähe der Küste, direkt am Ufer des Tyne war wohl für seine neue Funktion ausschlaggebend, da die hier eingelagerten Versorgungsgüter hauptsächlich auf dem Tyne und seinen Nebenflüssen in das Landesinnere transportiert wurden.

An der Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert brannte das Kastell nieder und scheint danach vorübergehend von seiner Besatzung verlassen worden zu sein, eine Wiederverwendung als Nachschubbasis erfolgte erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts. Um 400 wurde es von der Armee endgültig aufgegeben, aber von der Zivilbevölkerung weiterbenutzt und vermutlich erst im späten 7. Jahrhundert von seinen letzten Bewohnern verlassen.

Name

Der Name des Militärlagers könnte auf eine in der Spätantike hier stationierten Einheit aus dem Osten zurückgehen (siehe Abschnitt Garnison). Er findet sich erstmals in der Notitia Dignitatum, wo Arbeia zwischen den Einträgen von Verbeia (heutiges Ilkley, West Yorkshire) und einer unbekannten Station mit Namen Dictium aufgelistet ist. Dieser Theorie zufolge könnte Arbeia die latinisierte Form der ursprünglich aus dem Aramäischen stammenden Ortsbezeichnung sein: „Der Platz bzw. das Kastell der Araber“. Eine andere Erklärung für den Ursprung der antiken Namensgebung wäre das Wort rapa, lateinisch für Rübe. Dies war nicht ungewöhnlich für römische Siedlungsplätze und wird heute in der Fachwelt als plausibler angesehen als erstere Theorie.

Das Kastell wurde in der Vergangenheit auch mit den Horrea Classis der Kosmographie von Ravenna identifiziert; sie enthält eine Liste jener Kastelle, die für die Feldzüge des Septimius Severus, die er in im frühen 3. Jahrhundert in Nordbritannien durchführte, als Wach- und Versorgungsstützpunkte angelegt wurden. Dieser Name bedeutet „Die Lagerhäuser der Flotte“, womit zunächst nur Arbeia in Frage kommen konnte. Mit der Flotte kann nur die Classis Britannica gemeint sein, die mit ziemlicher Sicherheit hier eine Basis unterhalten hat. Diese Ansicht gilt heute allerdings als weitgehend überholt, für die Horrea Classis wird nun das Kastell im schottischen Carpow, an der Mündung des Tay gelegen, favorisiert.

Ein Chronist des 16. Jahrhunderts, John Leland, identifizierte Arbeia später als das angelsächsische Caer Urfa, wohl eine Abwandlung des früheren römischen Namens. Caer steht im Walisischen generell für einen befestigten Platz, dieser Name kam in der frühmittelalterlichen Ära Britanniens oft vor. Die Frühform des heutigen Ortsnamens, Scheles, taucht erstmals um ca. 1235 auf. Sie bezeichnet behelfsmäßige Baracken oder einfache Wohnhütten, wie sie z.B. von Fischern verwendet wurden. Die meisten dieser Behausungen konnte man am gegenüberliegenden Ufer des Tyne, in North Shields, nachweisen.

Forschungsgeschichte

Das Kastellareal ist seit dem Mesolithikum besiedelt (8300 v. Chr.). Bei den Ausgrabungen kamen Waffen und Werkzeuge aus Flintstein ans Tageslicht, die wohl von steinzeitlichen Jägern benutzt wurden. Ab dem Neolithikum (3500–1800 v. Chr.) siedelten hier sesshafte Bauern, die Kermik herstellten und Haustiere hielten. Erste wissenschaftliche Untersuchungen fanden in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts statt. Die neuzeitliche Bebauung wurde ab den 1970er Jahren komplett vom Kastellareal entfernt und das Gelände zu einem archäologischen Park umgestaltet. Unter den römischen Kasernenbauten kam bei den Ausgrabungen auch ein sorgfältig gepflasteter Platz aus der Frühzeit des Kastells zum Vorschein. Unterhalb des Platzes kamen in weiterer Folge auch die Reste eines eisenzeitlichen Hauses zu Tage, die ebenfalls die lange Siedlungskontinuität belegen.

Bei den Ausgrabungen konnten auch zahlreiche Tierknochen geborgen werden, insbesondere die von Ochsen, Schafen, Ziegen und Schweinen. Außerdem fand man Knochen von Rothirschen, Ebern und Elchen; letztere wurden wahrscheinlich als Freizeitsport bejagt und besserten wohl auch die Rationen der Soldaten ein wenig auf. Da das Kastell nahe der Küste lag, wurden hier naturgemäß auch Meeresfrüchte, wie z.B. Austern, Miesmuscheln, Napf-/Strandschnecken und Weinbergschnecken verzehrt.

Kastell

Es handelt sich im wesentlichen um ein quadratisches, mehrphasiges Kastell, ausgeführt in der Standardbauweise des 2. Jahrhunderts mit abgerundeten Ecken, die wiederum durch innen angesetzte Türme verstärkt waren (Spielkartenform). Die ca. 110 x 180 m messende Kastellmauer wurde weiters im Inneren durch eine Erdrampe abgestützt, die auch den Wehrgang trug. Das Kastell besaß insgesamt vier, durch zwei Flankentürme gesicherte Tore. Die Wasserversorgung erfolgte über ein Aquädukt, das laut einer Inschrift um 222 errichtet wurde. Als zusätzliches Annäherungshindernis umgab das Kastell ein doppelter Spitzgraben. Die Kastellfläche wurde durch die beiden Lagerhauptstraßen (via Praetoria, via Decumana) in vier Teile geteilt. Derjenige Abschnitt der via Praetoria, der vom Südtor auf die Principia zulief, war gepflastert und auf beiden Seiten von Säulengängen flankiert. Für die Straßenpflasterung wurden offensichtlich auch Steine aus abgerissenen Gebäuden (Principia) wiederverwendet.

In den Jahren 205–207 wurden die meisten Kasernen innerhalb der Kastellmauern komplett abgerissen und durch 13 aus Stein erbaute Horrea ersetzt. Gleichzeitig wurde die Kastellmauer 45 m weiter nach Süden verschoben und dadurch die umwehrte Fläche von 1.67 auf 2.1 ha erweitert. Für die Mannschaft wurden in der Praetentura (Südteil) vier neue Kasernenblöcke (zwei Doppel- und zwei Einzelbaracken, 12 x 40 m) hochgezogen. Die Principia (ca. 20 x 25 m) wurden zwischen 286 und 318 abgerissen und an derselben Stelle – allerdings um 180° gedreht – wieder neu aufgebaut. Um 222–235 wurden sieben weitere Horrea erbaut. Im Nordteil wurden die Principia wieder abgerissen und durch ein kleineres Gebäude ersetzt, gleichzeitig wurden die Kasernen renoviert. Im frühen 3. Jahrhundert wurde in die Erdrampe der Ostmauer eine Gemeinschaftslatrine eingebaut. Sie ähnelte der Latrine von Kastell Housesteads, die Abwasserentsorgung erfolgte über einen Kanal, der permanent vom frischen Wasser durchflossen wurde.

Im späten 3. oder frühen 4. Jahrhundert wurden die meisten dieser Gebäude durch eine Brandkatastrophe zerstört. Im Zuge des Wiederaufbaues wurde auch das luxuriöse Praetorium völlig neu errichtet. Die acht südlichen Horrea wurden wieder in Kasernen umgebaut. Zwei weitere Kasernen wurden südlich von ihnen neu errichtet.

Wehranlagen und Innenbebauung

Das Westtor, ein Kasernengebäude und das spätantike Praetorium wurden auf ihren Originalfundamenten wiedererrichtet.

Westtor

Die Rekonstruktion dieses Tores ist reine Spekulation und versucht das Erscheinungsbild der Jahre um 161–180 möglichst detailgetreu wiederzugeben. Sie basiert auf vor Ort aufgefundenen Architekturresten (z.B. ein Schlussstein von einem der Torbögen), den vollständig erhaltenen Fundamenten, auf Überresten eines vergleichbaren Kastelltores in Libyen, zeitgenössischen Darstellungen und den Ergebnissen einer Funktionsanalyse. Das Tor war nach klassischer Machart und von zwei mehrstöckigen mit Ziegeln gedeckten Türmen flankiert, die feindseitig etwas aus der Mauerflucht hervorsprangen. Zwischen den Türmen befanden sich zwei Durchfahrten, oberhalb der Durchfahrten lag das Wachhaus und darüber ein mit Zinnen versehener Wehrgang.

Praetorium

Beim Prätorium von Arbeia handelt es sich um eines der am besten bekannten im römischen Britannien. Das luxuriös ausgestattete Peristylhaus des Kommandanten stammt aus der Spätantike und wurde – ungewöhnlich für römische Kastelle – nicht im Zentrum, sondern in der Süd-Ost-Ecke des Kastells errichtet. Es wurde von Paul Bidwell und Nicholas Hodgson vom Tyne and Wear Museum ausgegraben, auf deren Ergebnissen und Interpretationen auch die Rekonstruktion des Hauses aus dem Jahr 2000 beruht. Vermutlich wurde es vom Kommandanten der syrischen Einheit in Auftrag gegeben. Nach Machart und Grundriss des Hauses zu schließen, war er ein aus dem römischen Kulturkreis stammender Mann und kein Barbar.

Der Haupteingang befand sich im Westen, man betrat zuerst eine aufwendig dekorierte Halle (Raum 21, oder Atrium) Ein Eckraum, Raum 22, war wahrscheinlich das Dienstzimmer des Pförtners. Raum 23 war vermutlich ein kleines Büro, in dem weniger wichtige Besucher empfangen wurden. Im Zentrum des Atriums befand eine Art in Stein ausgekleideter Schacht, in dem vielleicht einst Wertsachen aufbewahrt wurden. Der zentrale Innenhof war an zwei Seiten von einem säulengestützten Portikus umgeben. An seiner linken Seite gelangte man in die Privatgemächer des Lagerkommandanten. Sie bestanden aus den Räumen 3, 4, 5, und 6, die jeweils durch eine Tür miteinander verbunden waren. 5 und 6 waren durch ein zentrales Praefurnium beheizbar.

Am anderen Ende des Innenhofes befand sich das große Triclinium (Speiseraum, Raum 7), der allerdings nicht beheizt werden konnte. Raum 12 war zwar wesentlich kleiner, diente vermutlich aber ebenfalls als Speisezimmer, im Gegensatz zu Raum 7 verfügte es über eine Fußbodenheizung (Hypokausten) und wurde wahrscheinlich nur in der kalten Jahreszeit benutzt. Am westlichen Ende des Hauses, direkt neben dem Eingang, befand sich ein zwar kleines, aber gut ausgestattetes Bad (Therme).

Die Räume 8, 9, und 11 beherbergten wahrscheinlich die Küche und Vorratsspeicher – durch eine Tür gelangte man von hier aus direkt auf die innere Wallstraße (via sagularis). In Raum 13 war ein Lagerraum und das Praefurnium – von wo aus die Hypokausten befeuert wurden – untergebracht. In einer Ecke war zusätzlich eine Latrine eingebaut. Daran schloss sich Raum 14 an, er war mit groben Steinen gepflastert und mit einen Abflusskanal ausgestattet, möglicherweise war hier einst ein Viehstall untergebracht.

Garnison

Laut einiger Inschriften dürften Angehörige der Legio Sexta Victrix Pia Fidelis im Rahmen ihrer Tätigkeit als Bauvexillation zur ersten Besatzung des Kastells gezählt haben.[1] [2] [3] Es erscheint aber ziemlich unwahrscheinlich, dass Angehörige der Legion nach Fertigstellung des Kastells hier noch auf Dauer stationiert war. Der Ausbau des Steinkastells erforderte spezialisierte Handwerker, die nur bei den Legionen und nicht bei den Auxiliaren, die später hier stationiert waren, zu finden waren. Die Legionen waren für die Errichtung der meisten militärischen Bauwerke des Reiches verantwortlich, so auch für die in Arbeia. Eine vom Zenturio Julius Verax gestifteter Altar lässt annehmen, dass sich während der Aufbauphase ein Bautrupp in der Stärke von zumindest einer Zenturie ständig im Lager aufhielt.[4]

Kavallerie

Die ersten beiden hier auf Dauer stationierten Einheiten waren alae der Auxilarreiterei und bestanden aus ca. 500 Mann. Die erste Reitertruppe in Arbeia, die Ala I Pannoniorum Sabiniana („die I. Pannonische Ala des Sabinus“), war eine Schwadron Pannonier aus dem Gebiet des heutigen Ungarn. Sie wurden wahrscheinlich vor Beginn des 3. Jahrhunderts aus dem Kastell Onnum (heutiges Halton Chesters/Northumberland) nach Arbeia verlegt.[5]

Bei der zweiten für Arbeia bekannten Reitereinheit handelte es sich um die Ala I Hispanorum Asturum („die I. Hispanische Ala der Asturer“), sie wurde ursprünglich aus dem im Norden Spaniens beheimateten Stamm der Asturer rekrutiert und kam wahrscheinlich mit der Invasionsarmee des Claudius um 43 auf die Insel. Sie ist bislang nur von einer Inschrift eines Grabsteins bekannt. [6]

Infanterie

Die Reiter wurden unter Septimius Severus durch eine 1000 Mann starke Infanterieeinheit, die cohors V Gallorum („V. Kohorte der Gallier“), die hierfür wahrscheinlich aus dem Kastell Cramond am Firth of Forth abgezogen wurden, ersetzt. Die Anwesenheit der Gallier in South Shields wird durch die Bauinschrift des Aquäduktes bestätigt, die 1985 entdeckt wurde. Normalerweise beanspruchte eine cohors milliara ungefähr 10 Kasernenblöcke als Unterkunft, es scheint, dass die tatsächliche Mannschaftdstärke der Gallierkohorte aber nur etwas weniger als die Hälfte betrug, rund vier Zenturien dürften weiterhin in Cramond verblieben sein. Man nimmt an, dass der Rest der Mannschaft als Eskorte für die Bewachung der Nachschubtransporte zwischen South Shilds und Cramond verwendet wurde.[7] ) Die letzte nachweisbare römische Besatzungseinheit in South Shields war der numerus Barcariorum Tigrisiensium (eine Schar Frachtschiffer vom Tigris), anscheinend eine Einheit von Männern aus der Region am Tigris im Mittleren Osten, die unter dem Befehl eines Präfekten stand. Diese Einheit wird nur in der Notitia Dignitatum, in der Truppenliste des Dux Britanniarum erwähnt. Der Name eines ihrer Angehörigen ist außerdem noch von einem Grabstein für seine verstorbene Frau aus South Shields bekannt. Es handelte sich bei ihr um Regina, eine indigene Britin aus dem Stamm der Catuvellauni, der hauptsächlich im Süden Britanniens – um Hertford, Northampton, Buckingham, Bedford und Cambridge – ansässig war. Ihr Ehemann, Barates, hingegen kam aus Palmyra in der Provinz Syria, es ist sehr wahrscheinlich, dass er als Soldat des Numerus nach Britannien gelangte und im 4. Jahrhundert in Arbeia stationiert war. Barates selber wurde in Coria/Corbridge bestattet. [8] [9]

Hinweise

Die Fundstelle wird heute von den Tyne and Wear Museums/Arbeia Roman Fort and Museum, betreut. Im Torbau ist eine kleine Dauerausstellung über die Geschichte des Kastells untergebracht, vom obersten Stockwerk aus hat man einen guten Überblick auf die Ausgrabungsstelle. Vom Kastell sind heute noch teilweise die Grundmauern der Kastellmauern, der Innenbebauung, der Nachbau des Westtores und einer Kaserne zu sehen. Im Jahr 2000 wurde auch das spätantike Praetorium (Kommandantenhaus) anhand neuester Ausgrabungsbefunde rekonstruiert. Das an die Fundstelle angeschlossene Museum im Torbau zeigt vor allem Modelle des Kastells in seinen verschiedenen Ausbauphasen und der Principia sowie römische Grabfunde bzw. Gebrauchsgegenstände und dokumentiert das Alltagsleben der in Arbeia stationierten Hilfstruppensoldaten. Eine der bemerkenswertesten Fundstücke des Museums sind die Reste eines römischen Kettenhemdes.

Literatur

  • Ronald Embleton, Frank Graham: Hadrian’s Wall in the Days of the Romans. Newcastle 1984, ISBN 0859831779, S. 33–42.
  • R.W. Davies: The Roman Military Diet. In Britannia 2, 1971, S. 122–142.
  • Robin George Collingwood, R.P. Wright: The Roman Inscriptions of Britain. Oxford 1965.
  • Anne Johnson: Römische Kastelle des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. in Britannien und in den germanischen Provinzen des Römerreiches. Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0868-X (Kulturgeschichte der antiken Welt, Bd. 37).
Commons: Arbeia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Inschriften

  1. Leg. VI vic. > Paterni „Die VI. siegreiche Legion, die Zenturie des Paternus [hat dies erbaut].“ (The Roman Inscriptions of Britain [RIB] 1070a; Journal of Roman Studies (JRS) 52 (1962), S. 193, Nr. 13).
  2. Leg. VI vic. ... > ... Severi p. CII „Die VI. siegreiche Legion, [...] die Zenturie des [...] Severus, [hat dies erbaut] 102 Fuß [der Erdrampe].“ (RIB 1070d; Britannia 18 (1987), S. 368, Nr. 8).
  3. Leg. VI vic. p. f. coh. III > ... „Die VI. siegreiche Legion, loyal und gewissenhaft, die III. Cohorte, die Zenturie des [... hat dies erbaut].“ (RIB 1070e; Britannia 16 (1995), S. 379-80, Nr. 6).
  4. Iulius Verax > Leg. VI „Julius Verax, Zenturio der VI. Legion [hat dies gestiftet].“ (RIB 1057; Altarstein).
  5. D(is) M(anibus) Victoris natione Maurum / [a]nnorum XX libertus Numeriani / [e]q(u)itis ala(e) I Asturum qui / piantissime pr[ose]qutus est „An die Geister der Verstorbenen für Victor, aus der Maurischen Nation, 20 Jahre alt, Freigelassener des Numerianus, Soldat der I. Ala der Asturer, in Demut ausgeführt [sein Grabdenkmal]“ (RIB 1064; Grabstein).
  6. Imp(erator) Caes(ar) divi Severi / nepos divi magni Antonini fil(ius) / M(arcus) Aurel(ius) Severus Alexander / Pius Felix Aug(ustus) pontif(ex) max(imus) / trib(unicia) pot(estate) p(ater) p(atriae) co(n)s(ul) aquam / usibus mil(itum) coh(ortis) V Gallo(rum) in/duxit curante Mario Valeriano / leg(ato) eius pr(o) pr(aetore) „Dem Imperator Caesar Marcus Aurelius Severus [Alexander] Pius Felix Augustus, Enkel des vergöttlichten Severus, Sohn des vergöttlichten Antoninus des Großen, oberster Priester, mit tribunizischer Gewalt, Vater des Vaterlandes, Konsul, stiftete diese Wasserleitung für die Soldaten der V. Gallischen Kohorte, auf Anweisung des Marius Valerianus, seinem Legatus pro praetore" (RIB 1060; Stiftungsinschrift des Aquäduktes von Arbeia, um 222).
  7. … [ac c]astr(orum) [ac senat(us) ac] / [pa]tria[e pro pietate] / [a]c dev[otione] / [com]muni c[urante] / [[[C(aio) Iul(io) Marco]]] l[eg(ato) Aug(usti) pr(o) pr(aetore)] / [coh(ors)] V Ga[ll(orum) pos(uit)] „[Für Julia Domna, der Mutter des Augustus], des Lagers, des Senats und des Vaterlands, der Loyalität und Ergebenheit der Gemeinschaft, unter der Administration des Gaius Iulius Marcus, Legatus pro praetore des Imperators, die V. Kohorte der Gallier hat diesen Stein gesetzt." (RIB 1070b; Britannia 16 (1985), S. 325–326, Nr. 11). Zur Interpretation dieses Textes vgl. auch die Inschrift aus Risingham/Northumberland (RIB 1235; ca. 209 n.Chr.).
  8. Praefectus numeri barcariorum Tigrisiensium, Arbeia „Der Präfekt des Numerus der Frachtschiffer vom Tigris in Arbeia“ (Notitia Dignitatum XL, 22)
  9. D(is) M(anibus) Regina(m) liberta(m) et coniuge(m) / Barat(h)es Palmyrenus natione / Catuallauna an(norum) XXX // Palmy... „An die Totengeister für Regina, eine Freigelassene und Ehefrau des Barates aus Palmyra, Catuvellaunerin, sie wurde 30 Jahre alt." (RIB 1065; Grabstein).

RIB = Roman Inscriptions in Britain