SuicideGirls

SuicideGirls (SG) ist eine englischsprachige Alt-porn-Website. Auf der Website befinden sich Erotikphotographien eines bestimmten – alternativen – Frauentyps, Blogs, Foren und redaktionelle Texte.
SuicideGirls setzt auf eine Ästhetik, die sich etablierten Anbietern wie Playboy und vielen Pornographie-Anbietern abheben will. So sind die dargestellten Frauen meist tätowiert, gepierct oder haben auffallend gefärbte Haare, meist kommen mehrere dieser Attribute zusammen. SuicideGirls versucht sich selbst als subkulturell verankerte Community zu präsentieren. Die Seite ist eine der ersten und die in der breiten Öffentlichkeit bekannteste Alt-porn-Website. Die Website bezeichnet sich selbst nicht als feministisch, wirbt aber mit Zitaten, die dies machen und wird auch als feministische Erotikfotografie rezepiert. Neben den genretypischen Bildern enthält SuicideGirls redaktionelle Texte über Musik und Kolumnen, die Frauen haben Profile und Blogs, eine Community ist seit der Gründung elementarer Bestandteil von SuicideGirls.
Im Jahr 2001 gründeten Sean „Spooky“ Suhl und Selena „Missy Suicide“ Mooney die Seite. Während die aus Portland stammende Website in ihren Anfangsjahren auch von der Musik-Szene um Portland wie Courtney Love oder den Dandy Warhols unterstützt wurde, nahm diese enge Verbindung bald ab. 2005 verließen etwa 50 Models aus der Anfangszeit die Website und warfen ihr Frauenverachtung vor, so wie ein Geschäftsmodell, das sich wenig von der etablierten Pornographie unterschiede. Während SG die Episode an Glaubwürdigkeit in der Szene kostete, ist die Website seitdem stetig gewachsen. Mittlerweile hat sie verschiedenstes Merchandise und diverse Spin-Offs aufgelegt.
Name und Gestaltung
Der Name SuicideGirls, auf deutsch etwa Selbstmord-Mädchen, entstammt ursprünglich einem Roman des Autors Chuck Palahniuk. In Survivor beschreibt er die „suicide girls“:
„Achtzehn-, neunzehn, zwanzigjährige Mädchen – ich möchte nur mit ihnen sprechen. Mädchen vom Community College. Ältere High-School-Schülerinnen. Emanzipierte Jüngere. Es ist dasselbe mit diesen Selbstmord-Mädchen, die mich anrufen. Die meisten sind so jung. Weinend stehen sie mit ihren regennassen Haaren in der Telefonzelle und rufen mich zu Hilfe. Sie igeln sich tagelang allein in ihrem Bett ein, und dann rufen sie mich an. Der Messias. Sie rufen mich an. Der Retter. Sie schniefen und schluchzen und erzählen mir alles, wonach ich frage, jedes kleine Detail.“[1]
Für Mooney und ihre Freunde hat sich der Ausdruck dann von seinem Zusammenhang im Roman emanzipiert, war
„Hipster-Slang ... für Post-Punk-Mädchen am Pioneer Square, die Ice Cube auf ihren iPods hörten, angezogen mit Minirock und Minor-Threat-Kapuzenpullis, in der einen Hand ein Skateboard, in der anderen eine Tasse Kaffee und im achtlos über die aus Versehen nackte Schulter geworfenen Rucksack Romane von Kerouac und Hemmingway.“[2]
Den Begriff Suicide deutete Missy Suicide später als „den Teil an sich zu töten, der Mainstream ist.“[3]
Im Sprachgebrauch der Seite steht SuicideGirls mit Binnenmajuskel für die Website selbst, die Pluralbezeichnung Suicide Girls für die einzelnen Frauen, die auf der Seite zu sehen sind. Das Logo der Seite besteht aus den Buchstaben SG und einer jungen Frau mit Zöpfen. Die Seitenbetreiber benutzen die Abkürzung SG in Zusammenhängen in denen der Ausdruck Suicide als zu negativ unerwünscht ist. Die Webseite ist auf den Farbton Rosa abgestimmt. Hintergründe und Schriftarten sind oft in rosa. Ist eine Frau als bezahltes Suicide-Girls-Model bzw. als Suicide Girl akzeptiert, ändert sich die Hintergrundfarbe ihres Profils von grau auf rosa. Die Models selbst werden fast durchgehend als Mädchen und nicht als Frau bezeichnet.[4]
Konzept
SuicideGirls präsentiert sich als Community der Suicide Girls mit Profilen, Chats, Blogs, einem Kalender, lokalen Veranstaltungstipps, einem Nachrichtensystem etc. Die Erotikmodels sind teilweise bezahlte Models, aber auch umsonst posierende Frauen, die meist hoffen, in den Rang der akzeptierten Suicide Girls aufzurücken. Zahlende Kunden und Suicide Girls haben eine Profilseite, Letztere mit allen Fotos und diversen persönlichen Rubriken.[5] Ein größerer Teil der Online-Kommunikation findet dabei zwischen den Suicide-Girls selbst statt,[6] die auch Zugriff auf ein nicht öffentliches Model-Forum haben.[7] Die Seite finanziert sich vor allem durch die Mitgliedsbeiträge der Kunden, erzielt mittlerweile aber auch Einnahmen aus der Lizenzierung von Bildern und Marke. Für die Gebühr, die 2007 12 USD/Monat betrug, bekamen Nutzer Zugriff auf zusätzliches Material, konnten mit anderen Benutzern in einer Community über Foren, Chats oder Webcams agieren.
Nach einer Aussage Mooneys von Ende 2005 sind die Nacktbilder direkt nur für etwa 20 Prozent der Seitenzugriffe verantwortlich, die restlichen vier Fünftel entfallen auf Blogs, Foren, Kalender und ähnliches.[8] Die Website gehört vier Eigentümern, wobei die Verantwortung bei dem ehemaligen Paar Sean Suhl (Spooky) und Selena Mooney (Missy) liegt. Suhl ist dabei für das Geschäftliche und die Technik verantwortlich, Mooney für Inhalte und Fotos.[9] Rechtlich sind die Frauen freie Mitarbeiter der Webseite. Der Betreiber zahlt für einzelne Fotoserien, ist jedoch nicht für Urlaub oder Sozialversicherung zuständig.[10] Ursprünglich erhielten die Frauen etwa 100 bis 200 US-Dollar für eine Fotoserie, bis ins Jahr 2008 ist der Betrag auf 500 US-Dollar gestiegen.[11]
Die Webseite hält sich bedeckt, was Auskunft über finanzielle Belange und Besucherzahlen angeht. Externe Schätzungen über Unique Visitors aus den USA für Anfang 2011 schwanken zwischen 150.000 und 300.000 im Monat, während sie Mitte 2010 noch bei knapp einer halben Million gelegen haben sollen.[12] SuicideGirls gab im Jahr 2009 noch fünf Millionen Unique Visits weltweit pro Monat an.[13] Laut Alexa sind die Besucher der Seite gegenüber der generellen Internetpopulation männlicher, jünger und kinderloser. Verglichen beispielsweise mit dem Playboy hat SuicideGirls nur etwa ein Drittel der Zugriffe, die Besucher sind bei SG jünger und weiblicher als bei dem Playboy.[14]
Geschichte
Vorgeschichte: die Szene in Portland und Alt Porn
In den Jahren direkt vor der SG-Gründung führte Amateur- und Untergrund-Pornografie ein erfolgreiches Dasein in Newsgroups und Mailinglisten feierte. Die Website Nerve produzierte seit 1997 eine erfolgreiche Mischung aus Community, Musik und Sex. JenniCam hatte bewiesen, dass die tägliche Lebensbeobachtung einer jungen Frau ein erstaunlicher Interneterfolg werden konnte.[15] Erste Websites des Genres, das sich später Alt Porn nannte, entstanden, oft in Eigenregie betrieben, wo Websitebetreiber, Fotografen und Models aus demselben Personenkreis stammten. Oft waren dies Frauen, die wiederum häufig mit der Gothic- oder BDSM-Szene verbunden waren.[16]
Zugleich herrschte in Portland ein für die USA ungewöhnliches sexuell freizügiges Klima. Der oberste Gerichtshof Oregons hatte in den 1980ern das Verbot obszöner Darstellungen für unvereinbar mit dem Grundsatz der Meinungsfreiheit befunden und diese Verbote in Oregon außer Kraft gesetzt. Zugleich war Oregon einer der wenigen Bundesstaaten, in denen es legal war, gleichzeitig Sexdarstellungen zu präsentieren und Alkohol im selben Club zu verkaufen. Bis Mitte der 1990er war die Nachtklubszene zu einer der größten in den USA angewachsen, das Geschäft mit der Sexualität als regulärer Teil der Wirtschaft Portlands etabliert. Die Nachtklubs und Tanzdarbietungen entstanden dabei zum größten Teil in bereits vorhandenen Bars und Poolhallen. Sie lagen und liegen in den Hauptstraßen der regulären Ausgehviertel und sind so weitestgehend Teil des etablierten Nacht- und Partylebens. 1995 gründete sich mit Danzine von Teresa Dulce das erste Magazin von und für Sexarbeiter in der Stadt. Neben SuicideGirls ging auch Fatalbeauties aus der Stadt hervor. Portland besitzt auch heute eine lebendige Szene mit Neo-Burlesque-Shows, Fetisch-Bällen und diversen kleineren Websites und Magazinen.[17]
Gründung und erste Jahre

Suhl und Mooney, damals ein Paar, gründeten die Website 2001 als Hobbyprojekt [18] mit einer Anfangsinvestition von 5.000 US-Dollar.[19] Der Kanadier Suhl war in dem Jahr aus Los Angeles gekommen und gestaltete Webseiten für diverse Medienunternehmen wie HBO.[7] Mooney, ehemalige Medien- und Soziologie-Studentin,[7] arbeitete freischaffend als Fotografin[20] und war selbst Covergirl beim Nerve-Magazin gewesen.[16] Sie wollte in der Szene-Hochburg Portland, die Emos, Punks und Skaterinnen in Models für Softcore-Glamourfotografie verwandeln.[21] Suhl und Mooney wollten beide ein Musik- und Indie-Magazin gründen, kamen aber zu der Überzeugung, dass keines der bisher bestehenden Magazine im Netz Geld verdiente. Die einzig erfolgreiche Geschäftsidee des Internets im Jahr 2001 sei Pornographie gewesen.[7]
Mooney macht anfangs Fotos von Freundinnen und Bekannten, die je nach Frau an- oder ausgezogen waren.[22] Einige der Models arbeiteten in den Stripclubs Portlands, SuicideGirls selbst nutzte diese, um durch Werbung auf sich aufmerksam zu machen.[19] Mooney sagt, sie habe es damals mehr als Kunstprojekt, denn als Geschäft gesehen, während Suhls Version, die des Playboys für das 21. Jahrhundert war.[20] Suhl schrieb in das Leitbild der Website, dass SuicideGirls für unangepasste Sexualität das 21. Jahrhundert das sei, was der Playboy für den Junggesellen der 1960er war.[11] Suhl stellte diese Fotografien von anfangs 35 Frauen[23] mit Begleittexten auf eine Website, die eher an Punk-Fanzines erinnerte als an Erotikmagazine.[22] Frühe Slogans der Website spielten mit dem Verbotenen und proklamierten beispielsweise "Wir haben Eure Tochter entführt, und ihr eine Tätowierung verpasst."[19] Nach eigenen Angaben arbeitete die Website bereits nach einigen Monaten ohne Verluste und nahm im ersten Jahr ihres Bestehens etwa 80.000 US-Dollar ein.[19]
Die Medien entdeckten das Projekt schnell. Nachdem einige Monate vergangen waren, berichtete die amerikanische Hauptnachrichtensendung Nightline der ABC über die Website. Es war das dritte Interview das Missy Suicide überhaupt führte.[22] Andere Medien wie die Londoner Times, Rolling Stone oder Spin folgten schnell.[23]
Die Website präsentierte sich nicht nur als frecher denn er Playboy, sondern als etwas Neues. Feminismus spielte in der Öffentlichkeitsarbeit der Seite eine Rolle, die Selbstbestimmtheit der Models und das Konzept, dass einen selbstbewussteren und weniger angepassten Frauentyp bevorzugte. Die spätere Kritikerin Jennifer Sicily Caravella beispielsweise beschrieb ihre Motivation ein Suicide Girl zu werden, damit, dass sie SG für etwas fast revolutionäres hielt, eine neue feministische Plattform, die Mädchen und Frauen ein Vorbild sein könnte.[24] Im Jahr 2002 trat Courtney Love der Community bei und begann im Fernsehen und bei öffentlichen Auftritten Werbung für SuicideGirls zu machen. Sie hat die Website unter anderem bei Howard Stern erwähnt, und als sie Gastgeberin von 24 Hours of Love auf MTV war, gleich einige Suicide Girls in die Sendung gebracht.[7] Ein Beispiel, dem die Band The Strokes etwas später folgte.[15] Zum einjährigen Jubiläum in Portland war der lokale Club Dantes mit etwa 500 Gästen gefüllt, während wegen Überfüllung zahlreiche andere Interessierte abgewiesen wurden.[7]
2002 gab es pro neuer Darstellerin 350 Bewerbungen, die nicht genommen wurden.[25] Zu dieser Zeit war die Anzahl der Suicide Girls vergleichsweise klein. Einzelne Frauen konnten relativ schnell Bekanntheit erreichen, die sich beispielsweise in VIP-Pässen und freien Eintrittskarten zu Konzerten oder Shows niederschlug.[15] Die Website selbst bekam CDs und vor allem Kleidung in großen Mengen zur Verfügung gestellt, um diese durch Fotos und redaktionelle Beiträge zu promoten.[19]
Umzug nach Los Angeles, Expansion und Krise

Während das Unternehmen bis 2003 in einer Wohnung residierte,[7] zog es im selben Jahr nach Los Angeles. Die Zahl der Models stieg bis 2004 auf 300 Darstellerinnen.[26] Zu diesem Zeitpunkt zog die Seite 750.000 Besucher im Monat an, davon 57 % männlich und 43 % weiblich.[27]
Neben dem Online-Modell hat SuicideGirls über die Jahre auch in andere Branchen expandiert. Neben der Website produziert sie Kleidung und Schmuck.[28] Bilder der Frauen lizenzierten die Seitenbetreiber beispielsweise an Skateboard-Hersteller weiter, die sie auf die Decks druckten.[20] 2004 erschien ein SuicideGirls-Buch.[28] Die Seite produzierte eine Radiosendung.[21]
2004 beschäftigte die Website mehr als 350 Frauen, die etwa eine halbe Million Besucher jede Woche anzogen. Nach eigenen Angaben war zu dieser Zeit die Quote der akzeptierten Bewerbung etwa drei von den 200, die die Website jede Woche erreichten.[22] 2005 betrug die Zahl der Models knapp 900.[10]

Nach dem Umzug nach Los Angeles begann SuicideGirls schnell mit anderen Projekten neben der Website. Diese waren oft innerhalb der Community umstritten, da sie nach Auffassung einiger Models und vieler Journalisten nur wenig mit den alternativen und feministisch konnotierten Grundsätzen zu tun hatten, mit denen SG warb. Seit 2004 arbeitete SG mit dem Playboy zusammen.[29] Seit 2004 stellt der Playboy auf seiner bezahlpflichtigen Website Cyber Club wöchentlich ein Suicide Girls mit ihren Fotosets aus.[11]
Im Jahr 2005 begann die Expansion der Website in zahlreiche Medien und mit diversen Geschäftspartnerschaften.[20] Ein Teil der Truppe tourte mit diversen Neo-Burlesque-Shows und verkaufte eine DVD mit Aufnahmen der Shows.[28] Die erste dieser Shows tourte mit sieben Frauen[22] durch 55 Städte in den USA und das Vereinigte Königreich.[30] Eine Zusammenfassung und Dokumentation der Tour erschien in mehreren Teilen auf dem Fernsehsender Showtime.[20] Weitere Touren durch die USA, Australien und Europa folgten.[22] Auf demselben Fernsehsender erschien 2006 die Pseudo-Dokumentation Suicide Girls: The Italian Villa.[31]
Nachdem das amerikanische Justizministerium 2005 die Obscenity Prosecution Task Force gegen die Verbreitung von Hardcore-Pornographie eingerichtet hatte, verkündete das FBI in einem Washington-Post-Interview am 20. September 2005, dass sie die größten Ermittlungschancen unter anderem bei sadomasochistischen Darstellungen sähen. Obwohl keine konkreten Anhaltspunkte dafür vorlagen, dass SuicideGirls mit der Task Force in Konflikt geraten könnte, begann Suhl sich Sorgen zu machen und entfernte diverse Foto-Sets.[32] Die Betreiber löschten provokantere Fotos auf der Website, die Kunstblut als Dekoration verwendeten oder gefesselte Models zeigten.[20]
Konflikt mit den Models
Im September 2005 begannen Models die Webseite im Streit zu verlassen.[20] Insgesamt verließen etwa 50 Frauen SuicideGirls. Teilweise beschwerten sie sich nachher in Blogs und Interviews über schlechte und unregelmäßige Bezahlung, nicht vorhandene Mitspracherechte und eine generell frauenfeindliche Einstellung des Inhabers Suhl.[9]
Eine dabei besonders präsente Kritikerin, Jennifer Sicily Caravella, war am Management der Handvoll Models beteiligt, die die ersten Burlesque-Touren veranstaltet hatten. Nach eigenen Angaben flog sie unangekündigt aus allen Spinoff-Aktivitäten, nachdem sie Suhl nach einer Gewinnbeteiligung der an den Shows und DVDs teilnehmenden Frauen gefragt hatte.[9] Mehrere Models warfen Sean Suhl vor, Frauen verbal zu misshandeln, restriktive Verträge aufzusetzen und nur minimal zu bezahlen. Suhl neige zu cholerischen Anfällen und lasse diese regelmäßig an den Models aus, er bezeichne sie brüllend als hässlich, Schlampen und ähnliches.[9]
Die ehemaligen Models betonten, der feministische Anspruch, den die Website erhebe, sei nur Fassade, hinter den Kulissen unterscheide sich SuicideGirls wenig von anderen Erotikwebsites.[21] Die weibliche Ko-Eigentümerin Selena Mooney sei nur aus Marketinggründen aufgeführt und habe keinen Einfluss auf die tatsächliche Geschäftsführung.[33] Während Mooney einen Großteil der Arbeit erledige, für die Fotos und die Pressearbeit zuständig sei, würden die letzten Entscheidungen bei Suhl liegen.[10] Mooney allerdings erwiderte, dass der Vorwurf, sie sei nicht Chef, sie persönlich beleidigte und keinerlei Wahrheitsbezug habe.[9]
Caravelle kritisierte, SuicideGirls habe es sich als tätowierte Variante von Playboy oder Penthouse herausgestellt.[24] Der Hauptgrund für Community und Blogs sei, um damit ein Unterscheidungsmerkmal zu anderen Erotikseiten zu schaffen. Wäre eine reine Bilderschau kommerziell erfolgreicher, wäre Suhl jederzeit bereit, das Konzept zu ändern.[10] Während die Frauen beispielsweise möglichst wenig über ihre Lebenspartner äußern sollten, forderte Suhl sie zu gegenseitigen Verunglimpfungen und Verbalattacken auf, da dieses für mehr Besucher sorge. Das Geschäftsmodell degradiere die Frauen zu reinen Produkten, werte sie psychologisch ab und befördere gegenseitige Attacken. Es sei das Gegenteil von Feminismus und Humanismus.[9]
Models und Communitymitglieder warfen der Geschäftsführung Zensur auf den eigenen Foren vor.[33] Die Betreiber entfernten Forenbeiträge und Blogeinträge. Einzelne Mädchen seien ohne Ankündigung rausgeworfen worden, beziehungsweise ihre „freie, lebenslange Mitgliedschaft in der Community“ kurzfristig gekündigt. Während ihnen damit die Schreibrechte entzogen und Blogbeiträge und ähnliches gelöscht wurden, blieben die Nacktfotos dauerhaft auf der SuicideGirls-Webseite erhalten.[10] Als der Boston Phoenix 2006 ein sympathisierendes Porträt der SuicideGirls brachte, sagte ein männliches Mitglied und Lebenspartner eines Suicide Girls, dass er die Anschuldigungen zu 90 Prozent für wahr halte, aber Coca Cola und Pepsi glaube er auch nicht und kaufe sie dennoch. Wenige Tage später war seine Mitgliedschaft, ebenso wie die seiner Partnerin gekündigt.[34]
Mooney betonte, dass knapp zwei Drittel der fest angestellten Mitarbeiter weiblich sei,[35] die meisten seien ehemalige Models. Die Mehrzahl der Fotografen sei ebenfalls weiblich.[9] Das Unternehmen verteidigte sich gegen Zensurvorwürfe damit, dass Idiotie, Angriffe gegen die Firma oder Mitarbeiter nichts auf der Webseite verloren hätten und auf einer privaten Seite keinerlei Meinungsfreiheit gelte.[10]
Klagen gegen andere Websites
Frauen, die auf anderen Plattformen als bei SuicideGirls veröffentlichten, wurden aus der Community geworfen.[10] Von Myspace oder LiveJournal verschwanden bittere und anklagende Postings gegen SuicideGirls, angeblich, weil Suhl persönlich enge Beziehungen zu den Seitenbetreibern hatte.[10]
Im September und Oktober 2005 verklagte SG die Websites Gloomdolls.com und God's Girls. Der Website Gloomdolls warfen die SG-Betreiber Geheimnisverrat vor, weil diese interne Dokumente, vor allem den Modelvertrag, veröffentlicht hatten. Heftige Angriffe auf der Website, die unter anderem dazu aufriefen, keine SG-Mitgliedsgebühren mehr zu bezahlen, verstößen gegen die Verträge, die das Suicide Girl vorher mit SG abgeschlossen hätte. Gegen God's Girls ging SG vor, weil diese ehemalige SG-Models beschäftigten, etwa 60 God's-Girls-Models sollen vorher Verbindungen zu SuicideGirls gehabt haben.[8] Außerdem verwendeten sie die Farbe Rosa für das Seitendesign.[31] Ebenfalls musste sich der ehemalige SG-Fotograf Lithium Picnic und das Model Apnoe Anfang 2007 gegen eine Klage wehren; beide hatten sich zusammen mit eigenen Bildserien selbstständig gemacht, was SG als Verstoß gegen die Vertragsbedingungen auffasste.[36]
Weitere Spin-Offs und Merchandise
Die zweite Neo-Burlesque-Tour der SG begann wieder mit einem Auftritt im US-weiten Fernsehen. Diverse Models traten in einer CSI:-NY-Folge mit SuicideGirls-Thematik auf.[21] SG-Mitglied und CSI-Erfinder Anthony Zuiker ließ die Folge Oedipus Hex am 18. Oktober 2006 erstmalig ausstrahlen.[37]
Die Konflikte mit den Ex-Models sorgten dafür, dass die SuicideGirls in der Szene erheblich an Reputation verloren hatten. SuicideGirls gilt dort seitdem als Walmart des Alt Porns.[8] Dies änderte allerdings wenig am weiteren Erfolg der Website. Anfang 2006 hatten sich etwa 900,[8] bis Ende des Jahres 1200 Frauen fotografieren lassen, die etwa eine Million Besucher in der Woche anzogen.[38] Im Jahr 2007 stieg die Zahl der Models auf 1500, nach eigenen Angaben erreichten die Seite alle paar Tage 1000 neue Bewerbungen.[39]Die Zahl der Besucher blieb bei über einer Million in der Woche.[31]
Im Jahr 2008 hatte die Site über 1000 SuicideGirls als Mitglieder und etwa 300.000 zahlende Mitglieder. Viele der SuicideGirls bezeichneten sich selbst als lesbisch, die Community hatte einige Queer-Gruppen. Zu den zahlenden Mitgliedern gehörten beispielsweise Courtney Love oder „The Dandy Warhols“-Keyboarderin Zia McCabe.[21] Bis Ende 2010 war die Zahl der Models auf knapp 2.200 gestiegen, die 270.000 Bilder hochgeladen hatten.[40]
Während seit 2010 die Besucherzahlen auf der Website vermutlich stabil blieben oder zurückgingen, begann SuicideGirls in andere Medien zu expandieren. Die Thriller-Autoren J.C. Hutchins und Jordan Weisman veröffentlichten einen Roman in Zusammenarbeit mit SuicideGirls.[41] In diesem Jahr erschien der „Reality-Horrorfilm“ Suicide Girls Must Die! Der Film wurde von der Kritik weitgehend ignoriert.[42] 2011 verkündete die Firma Pläne für ein Comic.[43]
Im Februar 2010 entfernte Apple die SuicideGirls-App zusammen mit etwa 5000 anderen Produkten aus seinem App Store, da diese Frauen degradierten und anstößigen Inhalt zeigten.[44] SuicideGirls behalf sich mit diversen Workarounds.[45]
Stil
Models
Alle Mitglieder der Community können Fotos von sich selber hochladen, so dass es auch eine Gruppe der Suicide Boys gibt. Bezahlt von der Webseite werden jedoch ausschließlich Frauen.[46] Die Seite erhebt den Anspruch, authentische Frauen zu zeigen.[47] Die Suicide Girls selbst, deren Fotos auf der Website gepostet werden, sind Mitglieder der Community, von zahlenden Mitgliedern unterscheiden sie sich über Foto-Honorare und freie Mitgliedschaft.[28]Die Website selbst beschreibt 2010 die gewünschten Models als einzigartig, stark, sexy und selbstbewusst.[48] Die bei SuicideGirls abgebildeten Frauen sind fast ausnahmslos tätowiert oder gepierct. Sie haben oft auffällig gefärbte Haare[25] und haben sich im Allgemeinen nicht einer Schönheitsoperation unterzogen.[5] Während eine „Body-Modification“ (Tätowierung, Piercing oder gefärbte Haare) Mindestvoraussetzung ist, um akzeptiert zu werden, geben die an der Auswahl neuer Girls beteiligten Frauen doch deutlich zu erkennen, dass ihnen das Vorhandensein aller drei Komponenten am liebsten ist.[25]
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Suicide Girl Rambo arbeitet für SG als Modelbetreuerin
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Suicide Girl Lyxzen vor einem Plattenregal
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Suicide Girl Smash, gepierct, tätowiert und gefärbte Haare
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Suicide Girl Dominick in Unterwäsche auf dem Turm eines FV101 Scorpion
Im Gegensatz zur vorherrschenden Figur der Darstellerin mit Silikonbrüsten im Mainstream-Porno zeichneten sich die Frauen bei SuicideGirls durch Lippenpiercings, Körbchengröße B und „eine rotzfreche Attitüde“ aus.[26] Abgesehen von den Tattoos entsprechen die Mädchen gängigen Schönheitsklischees. Der alternative Anspruch der Seite sei kaum zu erfüllen.[49] Die Mädchen würden einfach dem Typ des idealtypischen Cheerleaders entsprechen und den gängigen Schönheitsidealen – jung, weiß und dünn – folgen.[39] Suhl bestätigte diese Aussagen bereits 2002 gegenüber dem Punk Planet als vielleicht größtes Versäumnis der Seite, änderte die Geschäftspolitik jedoch nicht.[15]
Die Autorin Annie Tomlin beschrieb die SuicideGirls-Fotos bereits 2003 in einem einflussreichen Porträt als „dieselben Titten wie immer, in einem Punk-Rock-BH“, seitdem hat sich die Auswahl der Frauen eher mehr Mainstreamkriterien angepasst.[11] Nachdem SuicideGirls in den Anfangsjahren auf Bekannte aus der Szene in Portland zurückgriff, haben mittlerweile viele der Frauen auf der Webseite auch schon professionell außerhalb der SuicideGirls Modelaufnahmen gemacht, mussten bei diesen jedoch meist die Tätowierungen abdecken.[10]
Afroamerikanische oder asiatische Mädchen würden nur in seltenen Ausnahmefällen als Mädchen akzeptiert, ihre Fotos würden dann immer mit besonderer Exotik aufgeladen. In diesen Fällen sei der von den Webseitebetreibern geschriebene Text, der die einzelnen Mädchen vorstellt, oft mit rassistischen Stereotypen aufgeladen.[50]
Ursprünglich mussten prospektive Suicide Girls längere Text schreiben und sich in mehreren Interviews mit den Websitebetreibern persönlich vorstellen, bevor sie ein Model werden konnten. Bis 2008 waren diese Anforderungen auf das Heraufladen einiger Fotos, diese nicht zwingend Nacktaufnahmen, und das Ausfüllen eines kurzen Fragebogens gesunken.[11] Als SuicideGirls startete, verdienten die Mädchen etwa 30 Dollar für eine Fotosession, im Jahr 2003 Betrug das Honorar etwa 100 bis 200 US-Dollar.[49] Die Honorare lagen dabei im unteren Durchschnitt dessen, was für professionelle Erotikaufnahmen in den USA bezahlt wurde.[51]
Die bezahlten Suicide Girls sind dazu verpflichtet, regelmäßig neue Fotos zu posten sowie unbezahlt das Onlinetagebuch aktuell zu halten und an Diskussionen teilzunehmen.[52] Wie bei Modelverträgen allgemein üblich, übertragen die Frauen mit dem Einstiegsvertrag sämtliche Fotorechte an SG, wobei SG die Fotos seinerseits weiter verkaufen kann.[10] Nach Aussagen eines ehemaligen Suicide Girls verlangten die Verträge seit 2006 die Rechte am Model-Namen, der Persona, Unterschrift, Stimme, den biographischen Informationen und den Tattoos. SuicideGirls kann diese Rechte und die Fotos ohne Einwilligung der Models an Dritte weiterverkaufen, wobei sie keine Aussage darüber traf, wie sich das beispielsweise bei Tätowierungen oder biographischen Infos praktisch umsetzen ließe.[34]
Fotos
Die Fotografin Mooney bezeichnet Alberto Vargas und Pin-Up-Fotografen seiner Zeit als Vorbilder.[39] Der Stil der Fotos bewegt sich im allgemeinen zwischen Mode- und pornografischen Aufnahmen. Die Fotos sind stilisierter, inszenierter und weniger freizügig als Hardcore-Pornographie. Im Vergleich zur Modefotografie aber offener sexuell als die meisten Aufnahmen einer Modestrecke.[53] Da die Frauen vergleichsweise große Mitspracherechte haben, was die Gestaltung der Fotos angeht, und auch eigene Fotografen beschäftigen können, ist der Stil der Sets diverser als auf den meisten vergleichbaren Erotikwebsites.[11]
Die Anforderungen an Fotos haben sich im Laufe der Jahre mehrfach geändert. Im Jahr 2011 prinzipiell ausgeschlossen sind Aufnahmen von Penetration oder direkte Anspielungen auf Kindheit wie Stofftiere und Schuluniformen.[4] Neben diesen expliziten Verboten, bezeichnet die Website einige weitere Stilelemente als unerwünscht: auffallendes Make-Up gehört dazu, Perücken, Waffen und Blut oder klassische Pin-Up Accessoires früherer Jahrzehnte (Federboas, Hüte etc.). Einige dieser Stilelemente waren in den Anfangsjahren durchaus typisch. Nach Möglichkeit sollen eingereichte Fotos, "frisch und kreativ" sein und nicht einfach die Fotos anderer Models wiederholen.[54]
Während Frauen, die zahlende Mitglieder sind, frei darin sind, was für Fotos sie einstellen, gelten für bezahlte Suicide Girls bestimmte Mindestanforderungen. Die Sets müssen nackte Brüste und Hintern zeigen, die Fotos auf denen diese Körperteile zu sehen ist, müssen im ersten Drittel des Sets auftauchen. Vorzugsweise sollten die Mädchen weit mehr als die 40 Fotos einreichen, die zu einem Set gehören, wobei die Entscheidung welche Fotos in welcher Reihenfolge online gepostet werden, den Seitenbetreibern obliegt.[54]
Sean Kuhl selbst sieht seine Webseite weniger als Pornografie denn als coole, hippe und zeitgemäße Variante des Playboys.[27] Die Betreiber der Website betonen, dass die Models zahlreiche Mitspracherechte haben, was die Gestaltung der Fotos angeht. Grundsätzlich sei es die Entscheidung der Frauen, wie weit einzelne Fotos hin zu seltenen Nahaufnahmen von den Genitalien gingen.[52]
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Pin-Up in Anlehnung an Bezaubernde Jeannie
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Fokus auf den Genitalbereich, das Gesicht ist kaum zu sehen
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Zwei Models
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Heavin, blondiert, geschminkt, gebräunt
Die Frauen posieren in Alltagssituationen, wie in Badewannen oder zerwühlten Betten.[6] Auch die Geschichten, die bei den Fotoserien teilweise erzählt würden, seien weitaus näher am gewöhnlichen Alltag als in der Mainstream-Erotikfotografie.[55] Grundmotive der Fotoserien reichen dabei von einigen Bondageserien bis hin zu klassischen Neglige-im-Schlafzimmer-Aufnahmen, vergleichsweise viele Serien nehmen sich klassischer Fetischthemen an (Krankenschwester, Bibliothekarin etc.). Frauen posieren oft mit Tieren, wobei Schlangen sich besonderer Beliebtheit erfreuen. Anspielungen auf Popkultur finden sich ebenso in den Kostümen, wie darin, dass teilweise bekannte Filmszenen nachgestellt werden.[54]
Das Wired-Magazin verglich 2002 den subkulturellen Stil der Seite positiv mit den werbeüberladenen schlecht gestalteten Webseiten der Mainstream-Pornos.[56] Das Designmagazin Print wiederum bezeichnete SuicideGirls als Aushängeschild einer alternativen Erotik, die Kreativität und Humor betont,[26] hingegen sieht das feministische Herizons-Magazin nur eine Mainstream-Ästhetik mit zusätzlich gepiercten Schamlippen.[57] Während Shoshona Magnet in ihrem Aufsatz die ungewöhnlich hohe Zahl der Gesichtsaufnahmen beschreibt,[25] meint die feministische Autorin Nicole Cohen, dass die Frauen zwar szeniger aussehen, die SuicideGirls aber genau dieselben Softcore-Standards bedienen wie andere Anbieter auch: strategisch geschnittene Fotos, Frau-an-Frau-Darstellungen und zahlreiche Fotos des Genitalbereichs.[57]
Community

Suicide Girls selbst sind dazu verpflichtet Blogs zu pflegen und an Diskussionen teilzunehmen. Die meisten Models sagen allerdings, dass dies neben dem Geld auch einer der Hauptanreize wäre, hier zu modeln. Die Frauen treten dabei durchgehend unter Pseudonym auf.[54] Das Print-Magazin beschrieb die Stimmung in der Community im Jahr 2004 wie eine trendy Psychobilly-Bar, in der die süßen Mädchen sich ab und zu ausziehen. Trockener Humor und eine generell fröhliche Stimmung prägten die Szene.[6] Der Boston Phoenix hingegen verglich die Stimmung bei einem realen Treffen 2006 mit einer Mischung aus antisozialen Intellektuellen und Goths.[58] Während die Webseite sich selbst nicht als feministisch beschreibt, wirbt sie doch ausführlich mit Pressezitaten, die eben dieses tun. In ihrer Außendarstellung betont sie die feministischen Diskussionsgruppen und stellt Zitate von Frauen auf die Hauptseite, in denen diese ihren Spaß und ihre selbstbewusste Rolle als Frau bei SuicideGirls betonen.[59] Die Sprache der Website ist Englisch, wobei die einzelnen Frauen in ihrer Muttersprache schreiben, und sich auch Foren und Diskussionsgruppen in anderen weit verbreiteten Sprachen gebildet haben.[38]
SuicideGirls will sich an Benutzergruppen wenden, die von der Erotikindustrie oft vernachlässigt würden: junge Menschen und Frauen.[5] Nach eigenen Angaben hat die Webseite fast zur Hälfte weibliche Mitglieder. Obwohl diese Zahl sich nicht überprüfen lässt, ist in den Diskussionsgruppen und Foren eine deutlich wahrnehmbare Zahl von Benutzern aktiv, die sich als weiblich bezeichnen.[25] Die Website betont die Einbindung in eine breitere Subkulturszene, die Selbstbeschreibung weist neben dem „Grasswurzel-Ansatz zur Sexualität“ auch auf die ebenfalls behandelte alternative Kultur und insbesondere die beste Musik hin.[56] Sie beschreibt die Teilnehmerinnen als „Mädchen von nebenan“, aber interessanter und mit besserem Musikgeschmack.[33] Während zahlende Mitglieder sich vor allem anmelden, um die Bilder zu betrachten, gibt es auch eine Anzahl derjenigen, die öffentlich sagen, ihnen gehe es vor allem um eine abwechslungsreiche, intelligente Kommunikation in einer sexualitätsfreundlichen Umgebung.[52]
SuicideGirls versucht Online-Treffen größerer Teilnehmergruppen und soziale Veranstaltungen in der realen Welt anzuregen.[10] Suicide Girls berichten in Interviews, dass sie sich zumindest in ihrer Anfangszeit in der Community verloren, täglich viel Zeit dort verbrachten, ihr Sozialleben zu einem Großteil auf die Plattform verlegten.[10] Einige Mädchen beschreiben das Gefühl auf der Website als nackte Schwesternschaft, sie hätten dort gute Freundinnen für das Leben gefunden.[58] Einzelne Mädchen werden regelmäßig auf der Straße erkannt, wobei die Grenzen zu sexueller Belästigung fließend sind. Regelmäßig verschwinden Mädchen einige Zeit und melden sich später mit der Meldung zurück, dass sie ein männliches Community-Mitglied im realen Leben bedroht hätte.[60]
SuicideGirls hat eine eigene Gruppe zu feministischen Themen, bei der es beispielsweise langanhaltende Diskussionen zu Roe v. Wade oder zu sexueller Belästigung gibt.[25] Ein Großteil der Kommunikation auf der Seite sei jedoch kurz und oberflächlich. Trotz der öffentlichen Betonung alternativer und emanzipatorischer Ansätze seien Kommentare und Diskussionen meist kurze, freundliche nichtssagende Ermunterungen.[47] Der Informationsgehalt der einzelnen Blogs der Darstellerinnen wechselt stark; diejenigen, die sich aktiv mit ihrer Rolle auseinandersetzen oder gesellschaftliche Positionen vertreten, stellen jedoch nur eine kleine Minderheit.[57] Fast alle Mädchen würden komplexeren Fragen zu Religion, Politik, Ethnie oder sexueller Orientierung aus dem Weg gehen.[55] Das Niveau der Beiträge wechselt stark, die Kolumnistin Sasha weist darauf hin, dass ein Großteil der Teilnehmerinnen 20 sei, eine bescheidene Bildung habe, und man deshalb keine literarischen Großtaten erwarten dürfe.[49]
Redaktionelle Texte

Neben den Blogeinträgen und Forumsbeiträgen enthält die Seite auch einige magazinartige Texte. Darunter befinden sich Interviews mit Bands wie den Flaming Lips und anderen Künstlern wie Chuck Palahniuk, Richard Linklater.[22] Bis zum Jahr 2006 hatte die Website etwa 800 Interviews online gestellt.[38] Zu den regelmäßigen Kolumnisten zählten und zählen Neal Pollack,[22] Wil Wheaton, Brad Warner und Seanbaby.[38]
Live-Show und Videos
Ein Teil der Truppe tourte seit 2005 mit diversen Neo-Burlesque-Shows und verkaufte eine DVD mit Aufnahmen der Shows.[28] Die erste dieser Shows tourte mit sieben Frauen[22] durch 55 Städte in den USA und das Vereinigte Königreich.[30] Obwohl die Tour in der Presse zerrissen wurde, war sie ausverkauft.[9]
Nach eigenen Angaben sollte die Show die Tradition der Burlesque aufgreifen, aber dabei komplett modernisiert sein. Im Vergleich zu anderen Neo-Burlesque-Acts beispielsweise waren die SG-Auftritte kurz und schnell. Während im Burlesque Pasties ein Standardaccessoire sind, benutzen die Frauen bei SuicideGirls vor allem Klebeband, um ihre Brustwarzen abzudecken.[3] Die Show beinhaltete zahlreiche Parodien und Anspielungen auf Phänomene der Popkultur (beispielsweise South Park, Reservoir Dogs oder Die Reifeprüfung), die Musik zu der die Suicide Girls auftraten, reichte von Marilyn Manson, über Björk bis zu Peaches.[22] Die ersten Reihen jedes Veranstaltungsorts gelten als Splash Zone, Besucher, die dort sitzen, werden während der Show gelegentlich mit Drinks übergossen oder angespuckt. Das Finale der Shows besteht daraus, dass die Frauen auf und von der Bühne größere Mengen an Schokoladensauce und Sahne auf sich und die Besucher in der Splash Zone verspritzen.[3] Die Show zog insgesamt etwa zur Hälfte Männer und Frauen an, während die erste Reihe überwiegend von Männern besetzt war.[22]
Eine Zusammenfassung und Dokumentation der ersten Tour erschien in mehreren Teilen auf dem Fernsehsender Showtime.[20] Weitere Touren durch die USA, Australien und Europa folgten.[22] 2006 war eine SuicideGirls-Show Vorprogramm bei den Konzerten der Rockband Guns N’ Roses.[61] , Begleitend veröffentliche SuicideGirls mehrere DVDs. Die erste war Suicide Girls: The First Tour und enthielt eine Dokumentation der ersten Burlesque-Tour. Gefolgt wurde sie von Suicide GirlsÄ Italien Villa. Neben Bühnenaufnahmen enthielten die DVDs für das Making-of-Genre typische Elemente wie Interviews mit den Machern, einige Szenen hinter den Kulissen etc.[62] Später folgten direkte DVD-Veröffentlichungen mit The SuicideGirls Guide to Living und SuicideGirls Must Die!. Der Guide to Living besteht aus mehreren Kurzepisoden in denen die Frauen beispielsweise Tipps geben wie man der eigenen Hochzeit entkommt oder Vampire tötet.[63] SuicideGirls Must Die! ist ein Spielfilm. diesem Film verschwinden nach und nach Frauen, die sich in einer abgelegenen Gegend versammeln, um den SuicideGirls-Kalender zu fotografieren. Nach eigenen Angaben der Macher wussten die anderen Frauen nichts von den Dreharbeiten und glaubten, dass wirklich regelmäßig Frauen verschwänden.[64] Darauf folgte SuicideGirls Guide to Dirty Living.
Nachahmer
Suicide Girls ist die bekannteste alt-porn-Publikation und gilt bis heute als Referenz für diese Richtung der Erotikfotografie.[54]
In den Jahren 2001 bis 2004 entstanden etwa 600 Altporn-Webseiten, die oft von der finanziell erfolgreichsten, SuicideGirls, kopierten. Die meisten dieser Seiten jedoch waren nur sehr kurzlebig.[27] Diese verzichteten meist auf den vorgebrachten subkulturellen Anspruch und spezialisierten sich auf bestimmte Nischen. Raverporn brachte Frauen mit bunten Haaren, Friction USA weibliche Mitglieder der Straight-Edge-Szene, während weibliche Star-Wars-Fan in dementsprechender Aufmachung bei Superkult posierten. Größere Websites wie Burning Angel übernahmen weite Teile des SG-Konzepts ohne jedoch dieselbe kulturelle Rhetorik zu bemühen.[15] Mit dem Erfolg von SuicideGirls begannen auch Mainstream-Pornoproduzenten derartige Stilversuche. So fing Hustlers Label für junge Menschen, VCA Pictures, in den 2000er Jahren damit an, ästhetisch ähnliche Videos zu produzieren.[65]
Einzelnachweise
- ↑ Chuck Palahniuk: Survivor: Excerpt, Random House, im Original: “Eighteen-, nineteen-, twenty-year-old girls, I only want to talk to them. Community college girls. High school seniors. Emancipated minors. It's the same with these suicide girls calling me up. Most of them are so young. Crying with their hair wet down in the rain at a public telephone, they call me to the rescue. Curled in a ball alone in bed for days, they call me. Messiah. They call me. Savior. They sniff and choke and tell me what I ask for in every little detail.”
- ↑ Missy Suicide: SuicideGirls Feral House, 2004 ISBN 1932595031 S. 8
- ↑ a b c Emily Layne Fargo: “The Fantasy of Real Women”: New Burlesque & the Female Spectator S. 68 als PDF
- ↑ a b Emily Layne Fargo: “The Fantasy of Real Women”: New Burlesque & the Female Spectator S. 70 als PDF
- ↑ a b c Attwood S. 446
- ↑ a b c Berry S. 61
- ↑ a b c d e f g Amy Roe: The Calculated Assault of Suicidegirls. com, Williamette Week 19. März 2003
- ↑ a b c d Ian Demsky: Suicide Defense, Williamette Weekly 11. Januar 2006
- ↑ a b c d e f g h Rachel Hills: Anatomy of an ethical porn site, YEN, February/March 2006
- ↑ a b c d e f g h i j k l Peter Koht: Obscene But Not Heard. 4.-10. Januar 2006, Metroactive
- ↑ a b c d e f Emily Layne Fargo: “The Fantasy of Real Women”: New Burlesque & the Female Spectator S. 69 als PDF
- ↑ Crunchbase: SuicideGirls, 19. Februar 2011
- ↑ The Social Media Soapbox: Suicide Girls shows how online communities can monetize by thinking small, 30. August 2009
- ↑ Alexa.com: suicidegirls.com, 19. Februar 2011
- ↑ a b c d e Annie Tomlin: Sex, dreads and rock 'n' roll: suicide girls' live nude punks want to be your porn alternative, In: Bitch Magazine: Feminist Response to Pop Culture, Winter, Heft 19, 2002
- ↑ a b Peer Gosewisch: Nischenproduktionen – Kommerzielle Alternativen im Internet? Part 1, ludersocke 6. Oktober 2008
- ↑ Adam S. Moore und Byron Beck: 1995, Williamette Weekly, 9. März 2005
- ↑ Attwood S. 441
- ↑ a b c d e Jim Redden: Profit in a tangled web, Portland Tribune 2. April 2002
- ↑ a b c d e f g h Jessica Hopper und Julianne Shepherd: Nude Awakening Spin, Februar 2006 S. 76–81
- ↑ a b c d e Catherine Plato: The alt to the alt: SuicideGirls took the world by storm, but No Fauxxx's the one pushing the edge. Curve 18.1 (Jan-Feb 2008): p.59(2)
- ↑ a b c d e f g h i j k l Mike Usinger: Burlesque Goes Goth-Punk, straight.com 8. Juli 2004
- ↑ a b New York Press: Pin-Up or Shut Up, New York Press, 12. Oktober 2005
- ↑ a b Deidre Fulton: SuicideGirls revolt, in: Portland Phoenix 7. Oktober 2005
- ↑ a b c d e f Magnet S. 581
- ↑ a b c Berry S. 60
- ↑ a b c Berry S. 62
- ↑ a b c d e Attwood S. 444
- ↑ Hugo Schwyzer: Reflections on the suicide girls and feminism, 29. September 2005
- ↑ a b Berry S. 63
- ↑ a b c WW Staff: Whatever Happened To..., Williamette Weekly, 26. Dezember 2007
- ↑ Autumn Depoe: Suicide Alert, Williamette Weekly, 5. Oktober 2005
- ↑ a b c Attwood S. 448
- ↑ a b Camille Dodero: The naked sorority, Part II, Boston Phoenix, 3. Mai 2006
- ↑ Randy Dotinga: SuicideGirls Gone AWOL, Wired 28. September 2005
- ↑ Thomas Roche: Lithium Picnic, 20. Juli 2007
- ↑ WW Editorial Staff: Gossip Should Have No Friends, Williamette Week, 30. August 2006
- ↑ a b c d Marcin Warpechowski: SuicideGirls in: art&design magazine No. 16, 31. Mai 2006
- ↑ a b c Moore S. 194
- ↑ Suicidegirls.com
- ↑ J.C. Hutchins: SuicideGirls.com and J.C. Hutchins cross-promote “Personal Effects: Dark Art”, 8. Juni 2009
- ↑ Rotten Tomatoes: Suicide Girls Must Die!
- ↑ JWZ: Bottom of cultural barrel dangerously overscraped: Suicide Girls the Comic Book., 26. Januar 2011
- ↑ Kat Hannaford: Apple's "Boobie Apps" Banning Resulted In the SuicideGirls' Removal, Despite it Contradicting Schiller's Criteria, 23. Februar 2010
- ↑ Jolie O'Dell: Suicide Girls Launches Galleries for iPad, Mashable, 16. Juni 2010
- ↑ Suicide Girls: Wow! There is a suicide Boys group?, suicidegirls.tumblr.com, Januar 2011
- ↑ a b Jacobs S. 17
- ↑ Suicide Girls: Girls FAQ
- ↑ a b c Sasha S. 22
- ↑ Magnet S. 590
- ↑ Magnet S. 598
- ↑ a b c Magnet S. 580
- ↑ Attwood S. 447
- ↑ a b c d e Emily Layne Fargo: “The Fantasy of Real Women”: New Burlesque & the Female Spectator S. 74 als PDF
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- ↑ a b Attwood S. 445
- ↑ a b c Cohen S. 36
- ↑ a b Camille Dodero: The naked sorority, The Boston Phoenix, 8. Mai 2006
- ↑ Magnet S. 595
- ↑ Magnet S. 587
- ↑ Mopo.ca: Suicide Girls Guns N’ Roses Strip Show Surprise, 16. Dezember 2006
- ↑ Epitaph: Suicide Girls. The First Tour.
- ↑ Tyler Foster: SuicideGirls Must Die! [Unrated], DVD Talk 24. Juli 2010
- ↑ IMDb: Suicide Girls Must Die!
- ↑ Attwood S- 453
Literatur
- Feona Attwood: No Money Shot? Commerce, Pornography and New Sex Taste Cultures, In: Sexualities, Band 10, Heft 4, 2007, S. 441–456
- Colin Berry: Pixel Vixens, In: PRINT Magazine, Juli/August, 2004, S. 60–63
- Nicole Cohen: Suicidegirls, In: Herizons, Spring 2005, S. 36
- Emily Layne Fargo: “The Fantasy of Real Women”: New Burlesque & the Female Spectator, 2008 als pdf
- Katrien Jacobs: Netporn: DIY web culture and sexual politics, Rowman & Littlefield, 2007, ISBN 0742554325
- Shoshana Magnet: Feminist sexualities, race and the internet: an investigation of suicidegirls.com, In: New Media Society, Band 9, Heft 4, 2007, S. 577–602
- Ryan Moore: Sells Like Teen Spirit: Music, Youth Culture, and Social Crisis, NYU Press, 2009, ISBN 0814757480
- Sasha: Grrls! Grrls!, In: THIS, Juli/August 2003, S. 20–24