Cantor-Verteilung
Die Cantor-Verteilung ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung, die singulär bezüglich des Lebesgue-Maßes ist. Die dazugehörige Verteilungsfunktion wird als Cantorfunktion oder auch Teufelstreppe bezeichnet.

Konstruktion der Cantor-Verteilung
Die Cantorverteilung (mit als Borelsche σ-Algebra) kann nicht einfach explizit angegeben werden. Sie muss rekursiv konstruiert werden, ähnlich wie die Cantormenge.
1. Variante der Konstruktion
Wenn man vom gleichverteilten Maß auf der Menge ausgeht, erhält man auf der Menge ein Produktmaß. Dieses Maß lässt sich so interpretieren: Man betrachtet ein Experiment, in dem unendlich oft eine faire Münze geworfen wird; Elemente von lassen sich als Ausgänge des Experiments interpretieren (die Folge bedeutet zum Beispiel, dass immer abwechselnd Kopf und Zahl aufgetreten sind). Das Maß weist einer Teilmenge von nun seine Wahrscheinlichkeit zu. Zum Beispiel besagt das starke Gesetz der großen Zahlen, dass die Menge der „gleichverteilten“ Folgen Wahrscheinlichkeit 1 hat, wobei die folgenden Menge ist:
Das oben genannte Maß lässt sich durch die oben genannte Bijektion in ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf der Cantormenge übersetzen. (Eine alternative Beschreibung von ergibt sich als Hausdorffmaß zur Dimension .)
Dieses Wahrscheinlichkeitsmaß ist die Cantor-Verteilung, ein Beispiel für ein Maß, dessen Verteilungsfunktion zwar stetig, aber nicht absolut-stetig ist. Die Verteilungsfunktion
heißt Cantorfunktion (auch „cantorsche Treppenfunktion“). Dabei ist C die Cantormenge, die durch den im zugehörigen Artikel beschriebenen rekursiven „Drittelungs“-Prozess konstruiert werden kann. Auf jedem Intervall im Komplement der Cantormenge ist diese Funktion konstant; auf dem Intervall hat sie zum Beispiel den Wert 1/2, und auf dem Intervall hat sie den Wert 1/4.
2. Variante der Konstruktion
Bei dieser Konstruktion wird die Cantorfunktion konstruiert, welche nach dem Korrespondenzsatz die Cantor-Verteilung eindeutig bestimmt.
Sei das System aller Teilmengen von , welche als Vereinigung von endlich vielen disjunkten abgeschlossenen nichtleeren Intervallen dargestellt werden kann. Ferner sei gegeben durch (mit )
(Dies entspricht der bereits angesprochen rekursiven Drittelung der Intervalle, wobei nur das untere und das obere Drittel mitgenommen werden, während das mittlere Drittel „ausgewischt“ wird).
Sei weiterhin mit
Schließlich sei die Cantormenge definiert durch
Nun wird das Maß folgendermaßen definiert:
- ,
wobei das eindimensionale Lebesgue-Maß bezeichnet. ist offensichtlich ein Wahrscheinlichkeitsmaß, die dazugehörige Verteilungsfunktion sei . Für gilt:
Für gilt insbesondere und .
Da gleichmäßig konvergent ist, ist die Cantorfunktion durch
eindeutig definiert. Die dazugehörige Verteilung im Sinne der Maßtheorie ist die Cantor-Verteilung.
Eigenschaften
- Die Cantorverteilung ist singulär bezüglich des Lebesgue-Maßes.
- Die Cantorverteilung ist eine symmetrische Verteilung.
- Die Cantorverteilung besitzt keine Lebesgue-Dichte.
- Die Cantorfunktion ist stetig und monoton-nichtfallend zwischen 0 und 1.
- Die Cantorfunktion ist fast überall differenzierbar mit Ableitung 0, aber dennoch nicht konstant.
In der Integrationstheorie machen also Ausdrücke der Form Sinn, nicht dagegen der Ausdrücke der Form weil im ersten Fall der Limes vor der Summe, im zweiten Fall dagegen nach der approximierenden Summe zu bilden wäre. Dabei ist g(x) eine beliebige, im Intervall [0,1] Lebesgue-integrierbare Funktion.