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Leonhard Lechner

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Leon(h)ard Lechner (* um 1553 in Südtirol; † 9. September 1606 in Stuttgart) war ein aus Südtirol stammender Komponist.

Leben

Herkunft

Lechners genaue Herkunft ist unbekannt. Der von ihm teilweise verwendete Beiname Athesinus lässt auf seine Herkunft aus dem Etschtal in Südtirol schließen.

Landshut/München

Bis ca. 1570 war Lechner als Sängerknabe am bayerischen Hof zu Landshut angestellt. Es wird vermutet, daß er zuvor bereits Mitglied der Münchner Hofkapelle war und dort ein Schüler Orlando di Lassos gewesen sein muss, zumal satztechnische Errungenschaften italienischer Herkunft in seinen Werken deutlich hervor treten, etwa in den Deutschen Sprüchen von Leben und Tod.

Nürnberg

Spätestens seit 1575 hielt Lechner sich in Nürnberg auf und brachte dort mit der Sammlung Motectae sacrae die erste Ausgabe seiner eigenen Kompositionen heraus. Außerdem war an der Schule von St. Lorenz in Nürnberg tätig. Hier heiratete er auch Dorothea Kast, geb. Lederer, die Witwe des Stadtpfeifers Friedrich Kast.

Hechingen

Anfang 1584 trat Lechner das Amt eines Hofkapellmeisters beim Grafen Eitel Friedrich von Hohenzollern in Hechingen an. Wegen Auseinandersetzungen mit seinem Vorgesetzten, dem Grafen, wurde er entlassen und für vogelfrei erklärt. Er floh zunächst nach Tübingenund später unter den Schutz des Herzogs Ludwig von Württemberg nach Backnang.

Württemberg

Er bekam nach kurzer Zeit eine Stelle als Tenorist in der Württembergischen Hofkapelle in Stuttgart (die ihren Sitz in der Schloßkirche im Alten Schloß hatte). Im Jahr 1589 wurde er dann Hofkomponist. Auf die Stelle des Hofkapellmeisters konnte er erst 1594 aufrücken, als sein Amtsvorgänger starb. Zu diesem Zeitpunkt war Lechner selbst schon chronisch krank. In diesem Amt erreichte er trotzdem große Bekannntheit, die Hofkapelle wurde unter seiner Leitung weithin bekannt. Nach seinem Tod erhielt Leonhard Lechner hier ein ehrenvolles Begräbnis. Seine Grabplatte befindet sich heute in der Hospitalkirche in Stuttgart.

Bedeutung

Lechners größte Bedeutung liegt in der Entwicklung des deutschen Liedes. Im Gegensatz zu Orlando di Lasso ließ Lechner sich hier sehr viel mehr von dem italienischen Villanellenstil beeinflussen. Seinen Schaffenshöhepunkt stellen seine Deutschen Sprüche von Leben und Tod dar. In der evangelischen Kirchenmusik wirkte er vor allem durch die Weiterentwicklung des deutschen Kirchenliedes sowie durch sein Passionswerk Historia der Passion und Leidens unsers einigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christi, welches das Vorbild für viele spätere Passionskompositionen darstellte.

Werke

  • Motectae sacrae, 1575
  • Newe Teutsche Lieder zu drey Stimmen, 1576
  • Der ander Theyl Newer Teutscher Lieder zu drey Stimmen, 1577
  • Newe Teutsche Lieder mit Vier und Fünff Stimmen, 1577
  • Sanctissimae virginis Mariae canticum, quod vulgo Magnificat inscribitur, secundum octo vulgares tonos, 1578
  • Newe Teutsche Lieder, 1579
  • Sacrarum cantionum, liber secundus, 1581
  • Iohanni Neudorffero sponso... ac Iustinae Henzin sponsae.. psalmum hunc Davidicum (Beati quorum remissae sunt), 1581
  • Newe Teutsche Lieder mit fünff und vier Stimmen, 1581
  • Harmoniae miscellae Cantionum Sacrarum, 1583
  • Liber Missarum Sex et Quinque Vocum, 1584
  • Neue lustige Teutsche Lieder nach Art der Welschen Canzonen, 1586 (2.vermehrte Auflage 1588)
  • Septem Psalmi poenitentiales, 1587
  • Neue Geistliche und Weltliche Teutsche Lieder mit fünff und vier stimmen, 1589
  • Epitaphia, 1593