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Villigen

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Vorlage:Ort Schweiz Villigen ist eine Gemeinde im Bezirk Brugg des Schweizer Kantons Aargau. Sie liegt etwa fünf Kilometer nördlich des Bezirkshauptorts.

Geographie

Das Dorf liegt zwischen dem westlichen Ufer der Aare und dem Osthang des Geissbergs. Der Geissberg ist ein typischer Berg des Tafeljuras mit einer ausgedehnten, nach Osten hin leicht geneigten Hochebene und steilen Hängen an drei Seiten. Im Westen und Süden verläuft die Gemeindegrenze von Villigen genau an der Geländekante entlang, während die Abhänge auf dem Gebiet der Nachbargemeinden liegen. Im Norden geht der Geissberg in den Rotberg über.

Im Osten ragen vier kurze, steile, beinahe halbkreisförmige Ausläufer in die Flussebene hinein. Von Nord nach Süd sind dies der Tüeliboden (495 Meter), der Gugelen (452 Meter), der Besserstein (549 Meter) mit der gleichnamigen Burgruine und der Buck (526 Meter). Der alte Dorfkern liegt zwischen dem Gugelen und dem Besserstein. An den Südhängen dieser vier Hügel liegen Rebberge mit einer Anbaufläche von insgesamt 17 Hektaren.

Die Fläche der Gemeinde beträgt 1064 Hektaren, davon sind 562 Hektaren bewaldet und 106 Hektaren überbaut. Die höchste Stelle liegt auf 700 Metern an der nordwestlichen Ecke des Geissbergs, die tiefste Stelle auf 325 Metern an der Aare.

Nachbargemeinden sind Mandach und Böttstein im Norden, Würenlingen und Stilli im Osten, Rüfenach im Süden, Remigen im Südwesten sowie Hottwil im Nordwesten.

Geschichte

Die ältesten bei Villigen gefundenen Besiedlungsspuren sind etwa 5000 Jahre alt und stammen aus der Jungsteinzeit. Rund 3000 Jahre alt sind Keramikscherben aus der Bronzezeit. Um das Jahr 200 entstand ein römischer Gutshof, der wahrscheinlich bei den Überfällen der Alemannen in den Jahren 269/270 zerstört wurde. Auf dem Rotberg wurden Reste eines römischen Wachtturms gefunden. Dort entdeckte Münzen stammen aus der Zeit zwischen 260 und 375. Bei Aushubarbeiten stiess man auf ein alemannisches Gräberfeld aus dem 6. und 7. Jahrhundert. Damals dürfte die Gründung des Dorfes erfolgt sein.

Im Mittelalter bauten unbekannte Adlige zwei Burgen bei Villigen. Die Burg auf dem Oelberg war ungefähr von 1100 bis 1150 bewohnt und wurde dann aufgegeben. Die Burg Besserstein entstand zu Beginn des 13. Jahrhunderts und wurde 1244 erstmals urkundlich erwähnt. 1247 tauchte ein Henricus von Villigen in einer Urkunde auf; dies ist somit die älteste bekannte Erwähnung des Dorfnamens. Villigen war Teil des Hofes Rein, das dem Kloster Murbach im Elsass gehörte (als Hof bezeichnete man damals die Grundherrschaft über ein grösseres Gebiet).

Im 13. Jahrhundert fassten die Habsburger ihre Herrschaftsrechte in der Gegend um Brugg im Gericht Bözberg zusammen. Dazu zählten neben Villigen und Rein auch die heutigen Gemeinden Oberbözberg, Unterbözberg, Linn, Mönthal, Remigen, Riniken, Rüfenach und Stilli sowie das heute zu Brugg gehörende Lauffohr. In all diesen Dörfern übten die Habsburger die hohe Gerichtsbarkeit aus, in Mönthal, Remigen und Villigen auch die niedere Gerichtsbarkeit. König Rudolf I. von Habsburg kaufte 1291 den Hof Rein und war damit nicht nur oberster Richter, sondern auch der bedeutendste Grundherr. 1345 schenkte Königin Agnes von Habsburg den Hof dem Frauenkloster Wittichen im Kinzigtal (Schwarzwald).

Als 1460 die Stadt Bern das Gebiet westlich der Aare eroberte, änderte sich an den Rechten des Klosters nichts. Die katholischen Nonnen mussten allerdings die Einführung der Reformation im Jahr 1528 hinnehmen. 1544 verkaufte das Kloster den Hof Rein an den Grafen Hartmann von Hallwyl. 1566 wurde das Gericht Bözberg aufgelöst und die Gerichtsfälle des Hofes wurden von nun an in Stilli verhandelt. Zwischen 1588 und 1599 erwarb die Stadt Brugg zwei Drittel des Hofes, die Stadt Bern das übrige Drittel.

Im März 1798 marschierten die Frazosen in die Schweiz, entmachteten die "Gnädigen Herren" von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Der Hof Rein kam zum neuen Kanton Aargau. 1799 verlief die Frontlinie im Zweiten Koalitionskrieg mitten durch das untere Aaretal. In der Region gab es mehrere Feldlager der französischen Armee. Durch Requisitionen und Plünderungen erlitten die Dorfbewohner grosse Not.

1803 wurde der Hof Rein aufgelöst, die einzelnen Dörfer zu selbständigen Gemeinden erhoben. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Villigen stark landwirtschaftlich geprägt. Der mindestens seit dem 13. Jahrhundert betriebene Weinbau ging um 1880 wegen der eingeschleppten Reblaus stark zurück. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten rund 200 verarmte Dorfbewohner nach Übersee aus. Bis etwa 1960 stagnierte die Bevölkerungszahl, verdoppelte sich dann aber innerhalb von dreissig Jahren. Diese Entwicklung wurde vor allem durch die Eröffnung des Schweizerischen Instituts für Nuklearphysik (SIN) im Jahr 1968 ermöglicht. Das SIN fusionierte 1988 mit dem Eidgenössischen Institut für Reaktorforschung in Würenlingen zum Paul-Scherrer-Institut.

2003 beschlossen die Stimmberechtigten von Villigen die Fusion mit der Nachbargemeinde Stilli, die am 1. Januar 2006 vollzogen wird.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1766 493
1850 733
1900 591
1930 601
1950 630
1960 621
1970 779
1980 914
1990 1247
2000 1430

Am 31. Dezember 2004 lebten 1429 Menschen in Villigen, der Ausländeranteil betrug 18,8 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 48,2 % reformiert und 35,0 % römisch-katholisch; 2,2 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 89,8 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, je 1,7 % Albanisch und Italienisch, 1,6 % Portugiesisch, 1,0 % Französisch.

Behörden

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Die 5 Gemeinderäte sind:

  • Jakob Baumann, Gemeindeammann
  • Kurt Schwarz, Vize-Gemeindeammann
  • Roland Schatzmann
  • Thomas Neiger
  • Annelis Berner

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Brugg zuständig. Villigen gehört zum Friedensrichterkreis Rein.

Wirtschaft

Villigen hat im Vergleich zu den Nachbargemeinden relativ viele Arbeitsplätze, nämlich über 1000 (davon 8 % in der Landwirtschaft, 2 % im Kleingewerbe und 90 % im Dienstleistungssektor). Der mit Abstand grösste Arbeitgeber ist das Paul-Scherrer-Institut. Daneben gibt es eine kleine Möbelfabrik sowie mehrere Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe. Rund 1,5 km nordwestlich des Dorfes liegt am Osthang des Geissbergs eine Kiesgrube. Der abgebaute Kies wird mit einem 4 km langen Förderband über die Aare hinweg zum Zementwerk der Holcim in Würenlingen transportiert.

Verkehr

Das Dorf liegt an der Hauptstrasse, die am westlichen Ufer der Aare entlang von Brugg nach Leibstadt führt. Eine Postautolinie führt von Brugg nach Döttingen, mit zahlreichen Zusatzkursen zwischen Brugg und dem Paul-Scherrer-Institut.

Bildung

Es gibt einen Kindergarten und eine Primarschule in Villigen. Die Realschule und die Sekundarschule können in Rüfenach besucht werden, die Bezirksschule in Brugg. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden und Wettingen.