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Philosophie

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Platon und Aristoteles (Raffael)

Die Philosophie (griechisch φιλοσοφία = wörtlich Liebe zur Weisheit) hat im Gegensatz zu den einzelnen Wissenschaften keinen klar bestimmbaren, begrenzten Gegenstandsbereich. Allgemein könnte man sie als den Versuch der kritisch-rationalen Selbstüberprüfung des Denkens bezeichnen, als eine methodische Reflexion. Der Versuch, eine genauere Definition der Philosophie zu geben ist bereits Gegenstand der Philosophie selbst.

Begriffsgeschichte

Der Begriff Philosophie, zusammengesetzt aus φίλος = Freund und σοφία = Weisheit, bedeutet, wörtlich aus dem Griechischen übersetzt, "Liebe zur Weisheit" bzw. einfach "zum Wissen" - denn sophía besitzt zunächst einmal jemand, der ein Fachmann für etwas ist. Wahrscheinlich tritt die Wortprägung Philosophie das erste Mal bei Platon auf.

Zwar wurde in der späteren Antike die Einführung des Begriffes "Philosophie" Pythagoras von Samos zugeschrieben (vgl. Diogenes Laertios: "De vita et moribus philosophorum", I, 12; Cicero: "Tusculanae disputationes", V, 8-9). Diese Zuschreibung geht zurück auf eine Notiz aus einem verlorenen Werk des Herakleides Pontikos, eines Schülers des Aristoteles. Vermutlich ist diese Notiz aber nicht korrekt: sie folgt dem Muster der weitverbreiteten Pythagoras-Legenden jener Zeit.

Ursprünglich bezog sich der Begriff "Philosophie" auf eine Denktradition, die vom antiken Griechenland ausging. Er wird heute aber auch für asiatische Denktraditionen (östliche Philosophie) und eher religiöse Weltanschauungen verwendet. Daneben taucht der Begriff in jüngerer Zeit im Wirtschafts-Jargon und in der Technik als Synonym für Strategie oder Gesamtkonzept auf (Unternehmensphilosophie, Designphilosophie).

Was ist Philosophie?

Die Frage, was Philosophie eigentlich ist, ist bereits eine philosophische Frage. Philosophie ist nicht in eine feste Definition zu bringen. Es ließe sich auch keine finden, der alle Philosophen zustimmen könnten, weil jeder, der philosophiert, eine eigene Sicht der Dinge entwickelt. Daher gibt es beinahe so viele Antworten auf diese Frage, wie es Philosophen gibt. Die Verwendung des Begriffs Philosophie in der Geschichte füllt im "Historischen Wörterbuch der Philosophie" soviele Seiten, daß dieser Artikel als eigenständiges Buch gedruckt wurde. Carl Friedrich von Weizsäcker hat es einmal so formuliert: "Philosophie ist die Wissenschaft, über die man nicht reden kann, ohne sie selbst zu betreiben."

Einigkeit herrscht darüber, daß die Philosophie verschiedene geistige Bemühungen umfaßt. Dabei handelt es sich um Nachdenken, Reflektieren, Analysieren und Überprüfen mit Hilfe der Mittel des vernünftig-rationalen, kritischen Denkens. Philosophie stellt die Fragen, die die Wissenschaften (bisher) nicht beantwortet haben oder grundsätzlich nicht beantworten können. Diese Fragen richten sich auf den Menschen selbst und die ihn umgebende Welt. Philosophie wird also nicht um ihrer selbst willen betrieben, sondern um des Menschen willen. Dabei findet sie nie endgültige Antworten, sondern stellt einen endlosen, dynamischen Prozess dar.

Heraklit (Raffael)

Der Beginn aller Philosophie ist das Sich-Wundern, das Staunen. Platon schrieb: "Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen", und auch Aristoteles stellte fest: "Staunen veranlasste zuerst - wie noch heute - die Menschen zum Philosophieren." Menschen, denen alles selbstverständlich erscheint, finden nicht zur Philosophie. Durch ihr Staunen ist die Philosophie die Mutter aller Wissenschaften. Dies gilt sowohl historisch, da aus ihr alle anderen Wissenschaften entstanden sind, als auch systematisch, da sie als Meta-Wissenschaft über die Aufgaben und Möglichkeiten der Wissenschaften reflektiert.

Ein ähnlicher Grundzug der Philosophie ist das Fragen, besonders auch das Infragestellen des scheinbar Zweifelsfreien und Selbstverständlichen. Das Fragen ist damit eine weitere Quelle der Philosophie. Aus sich selbst heraus kann die Philosophie dem Fragen keine Grenzen setzen: Sie stellt radikal alles in Frage - sogar sich selbst. Dadurch beginnt die Philosophie immer wieder bei Null, da jede einzelne Begriffsdefinition immer wieder hinterfragt wird. Alles kann bezweifelt werden, außer dem Zweifeln selbst. Der philosophische Diskurs ist eine niemals endende, kontroverse Diskussion.

Philosophisch gebildete Menschen unterscheiden sich darum von den Nicht-Philosophen nicht etwa darin, dass sie mehr Wissen zur Verfügung hätten. Allerdings wissen sie in der Regel viel eher, warum sie etwas nicht wissen bzw. nicht wissen können oder warum etwas falsch ist. Während die nicht philosophisch Gebildeten keinen Überblick über den Grad ihres Nicht-Wissens haben und darum oft sehr viel Zeit und Energie in unlösbare Probleme investieren, können die Philosophierenden abzuschätzen, was nicht, und warum es nicht gewußt werden kann - was in der Konsequenz dann erheblich "mehr" sein kann.

Formen des Philosophierens

Grundsätzlich lassen sich drei verschiedene Arten des Philosophierens unterscheiden: die Philosophie als Streben nach Wissen, die Philosophie als eine Weise des Lebens und die akademische Philosophie.

Philosophie als Weltweisheit

Philosophie als Weltweisheit ist diejenige Philosophie, die sich mit den philosophischen Sachverhalten beschäftigt, die jedermann interessieren. Im Alltag können das verschiedene, für den Einzelnen bedeutsamen Gegenstände sein, z.B. "Was ist (für mich) das gute Leben?". Meist handelt es sich um allgemeine, öffentlich diskutierte oder gesellschaftlich relevante Fragen . Die Probleme stammen dabei in der Regel nicht aus dem philosophischen, sondern aus dem öffentlichen Diskurs. Von anderen Herangehensweisen - wie etwa dem Beantworten dieser Fragen mit gesellschaftlichen oder religiösen Traditionen - ist die Philosophie insofern verschieden, als dass sie sich bei der Klärung dabei im weitesten Sinne rationaler, d.h. (allein) auf vernunftgemäßes Denken gestützter Methoden bedient.

Philosophie als Lebensform

Diogenes (Raffael)

In der Antike wurde die Philosophie häufig nicht nur theoretisch betrieben, sondern als eigene, praktische Lebensweise zu kultivieren. Weisheit und die Verwirklichung des "rechten Lebens" waren die praktische Ausrichtung etwa der Stoa oder des Epikureismus.

Bei der Philosophie als Lebensform geht es darum, sich selber als Mensch auszubilden und eine philosophische Lebensform zu führen. Bestimmt wird dies in der Philosophie traditionell durch das große Vorbild Sokrates, der nicht etwa Bücher schrieb, sondern seine Zeit vornehmlich mit philosophischen Gesprächen zugebracht zu haben scheint. Das Ziel der philosophischen Praxis ist dabei aber nicht das "harmonische Leben" oder das Glück, denn ein "guter" oder "wahrer" Mensch zu sein, muß keineswegs glücklich machen. Der Philosoph will nicht aus dem Leben flüchten oder die Widersprüche in der Welt zudecken.

Philosophie als Wissenschaft

In der philosophischen Ausbildung an der Universität ist die Philosophie als Wissenschaft heute die einzige der drei Formen, die noch gelehrt wird. Natürlich bietet der akademische Betrieb mit seiner Verwissenschaftlichung auch nicht den Rahmen, um eine Ausbildung des Menschen als Mensch zu unternehmen.

Das akademische Philosophieren unterscheidet sich von dem alltäglichen Philosophieren nicht prinzipiell durch die Fragen, sondern eher durch den Rahmen - in der Regel die Universität) - und durch bestimmte Formen der Aus- und Abgrenzung philosophischer Tätigkeit. Es gelten verschiedene Übereinkünfte über die Formen des Argumentierens und der wissenschaftlichen Publikation sowie die zugelassene Fachterminologie. Die Tätigkeiten des akademisch Philosophierenden umfassen dabei die Prüfung der Voraussetzungen einer Position, das Rekonstruieren und Widerlegen von Argumenten, die genaue Analyse und Unterscheidung von Begriffen, die eigene Positionierung und die Argumentation für oder gegen Thesen.

Grundsätzlich lassen sich zwei Ansätze bzw. Bereiche des akademischen Philosophierens unterscheiden: die historische und die systematische Vorgehensweise.

  • Historisch arbeitet die Philosophie dann, wenn sie versucht, die Positionen und Thesen von Denkern wie Platon, Aristoteles oder Kant zu rekonstruieren, zu verstehen und zu interpretieren.
  • Systematisch geht die Philosophie vor, wenn sie versucht, zu einem Thema Standpunkte zu vertreten, Fragen innerhalb der verschiedenen philosophischen Disziplinen zu beantworten, die Voraussetzungen oder Implikationen einer bestimmten Frage oder These zu verstehen oder überhaupt erst die verwendeten Begriffe in bestimmten Fragen, Thesen oder Positionen zu klären. Lautet die Frage innerhalb der theoretischen Philosophie "Hat der Mensch einen freien Willen?", so muss zu deren Beantwortung zunächst der Begriff des Willens einer genaueren Analyse unterzogen werden.

Die historischen und die systematischen Heransgehensweisen bzw. Bereiche sind dabei prinzipiell durch das jeweilige Ziel der philosophischen Untersuchungen voneinander abgrenzbar. Viele Philosophen und Philosophinnen forschen allerdings auf beiden Gebieten, was sich insofern auch ergänzt, als die Schriften herausragender philosophischer Autoren auch für das historische Philosophieren hilfreiche Überlegungen enthalten. Außerdem können in vielen Fällen die heutigen Fragen nur dann wirklich präzise gestellt und beantwortet werden, wenn der historische Hintergrund für ihr Aufkommen und die relevante Begrifflichkeit verstanden sind.

Gegenstände der Philosophie

Systematische Gegenstände

Man kann die Philosophie in einen theoretischen Bereich und in einen praktischen Bereich unterteilen. Die theoretische Philosophie untersucht die Möglichkeiten und Grenzen des menschlichen Erkenntnisvermögens und die allgemeinen Strukturen des menschlichen Bewußtseins. Außerdem wird versucht, grundsätzliche Aussagen über das Sein zu treffen. Disziplinen sind u.a. Ontologie, Metaphysik, Logik, Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie. Die praktische Philosophie beschäftigt sich hingegen mit Bereichen, die direkte Auswirkungen auf das praktische Leben haben können. Disziplinen sind u.a. Ethik, Rechtsphilosophie, politische Philosophie und Sozialphilosophie.

Auch wenn sich der Bereich, den die Philosophie insgesamt umfaßt, in gewissem Sinne nicht eingrenzen läßt (da sie 'alles' behandelt), gib es doch bestimmte Domänen, in denen sie hauptsächlich tätig ist. Der Philosoph Immanuel Kant hat diese einmal in den folgenden Fragen zusammengefaßt:

  1. Was kann ich wissen?
  2. Was soll ich tun?
  3. Was darf ich hoffen?
  4. Was ist der Mensch?

Diese Fragen könnte man auch in etwa so formulieren:

  1. Wie können wir zu Erkenntnis gelangen und wie sind diese Erkenntnisse einzuschätzen? (Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Logik)
  2. Wie sollen wir handeln? (Ethik)
  3. Was ist die Welt? Warum gibt es überhaupt irgendetwas statt einfach nur nichts? (Metaphysik, Ontologie)
  4. Was sind wir für Wesen? In welchen Verhältnis stehen wir zu der Welt, die wir vorfinden? (Philosophische Anthropologie, Kulturphilosophie, Ästhetik)

Im folgenden soll vorgestellt werden, welche Themenbereiche diese Fragen - und damit auch die Philosophie - berühren können.

Was ist der Mensch? In der philosophischen Anthropologie stellt sich zunächst die Frage nach der Unterscheidung zwischen Mensch und Tier. Was ist Bewußtsein und Selbstbewusstsein, was ist das "Ich" und wie wird es geschaffen, wie sind Selbsterkenntnis und Selbstidentität möglich? Gibt es einen Geist der vom Körper bzw. Leib verschieden ist? Besitzen wir eine (unsterbliche) Seele bzw. Geist? Wann beginnt und wann endet das menschliche Leben? Haben wir einen freien Willen oder ist alles bereits vorherbestimmt? Welchen Einfluß haben wir auf die Geschichte und welchen Einfluß hat sie auf uns? Hat alles Sein nur einen Sinn durch den Menschen? Oder ist das menschliche Sein als ganzes sinnlos (Sinn des Lebens)? Welche Bedeutung hat die Kunst für den Menschen? Gibt es allgemeine Prinzipien für die Ästhetik?

Euklid und Schüler (Raffael)

Was können wir wissen? Die Erkenntnistheorie fragt nach den Möglichkeiten und Grenzen, Erkenntnisse erlangen zu können. Sie behandelt die Probleme, was als Erkenntnis anerkannt wird, wie die Wahrheit oder Falschheit von Theorien überprüft werden kann. Die Wahrnehmung der Wirklichkeit wird von ihr ebenso auf den Prüfstand gestellt wie der Einfluß von Sprache und Denken auf den Erkenntnisprozess. Außerdem versucht sie, die Grenzen der Erkenntnis abzustecken und zu definieren, was als "wissenschaftlich" bezeichnet werden soll.

Was soll ich tun? Die Ethik beschäftigt sich mit dem menschlichen Handeln. Ist der Mensch in seinen Handlungen frei? Gibt es absolute, verbindliche Werte oder ist alles relativ? Gibt es einen Unterschied zwischen subjektiv und objektiv richtigem Handeln? Was ist gut, was ist böse? Kann man richtiges Verhalten mit Hilfe der Vernunft begründen? Was sind Tatsachen, was sind Werturteile? Soll dasjenige zur Regel werden, was die Mehrheit macht? Worauf stützt sich das Recht? Gibt es einen Unterschied zwischen natürlichen Rechten und den Gesetzen, zwischen Recht und Gerechtigkeit? Wie gehen wir mit Schuld, Sühne und Strafe um? Wie soll man sich im Staat verhalten? Was darf man gegen einen Unrechtstaat unternehmen? Was soll in einer Gemeinschaft an Idealen verwirklicht werden, z.B. mehr Freiheit oder mehr Sicherheit? Was ist der Sinn des Lebens? Wie sollen wir unsere Kinder erziehen? Gibt es allgemeingültige Tugenden?

Was ist die Welt? Hiermit sind grundsätzliche Fragen der Kosmologie angesprochen, die z.B. die Physik nicht beantworten kann, etwa warum überhaupt irgendetwas existiert, welchen Sinn und welches Ziel die Welt hat (Teleologie), ob es einen Unterschied zwischen Geist und Materie gibt und ob dem Diesseits ein Jenseits gegenübersteht. Auch geht es um die Unterschiede zwischen der vom Menschen vorgefundenen Natur und der durch den Menschen geschaffenen Kultur.

Historische Gegenstände

Siehe auch: Geschichte der Philosophie

Natürlich muß sich die Philosophie auch mit ihrer eigenen Geschichte auseinandersetzen. Nur wer die philosophischen Einsichten und Begrifflichkeiten der Vergangenheit kennt, kann alten Fehler vermeiden und vielleicht einen neuen Gedanken zu den alten Lehren hinzufügen. Der Philosoph Alfred North Whitehead charakterisierte die Geschichte der europäischen Philosophie seit Aristoteles einmal als bloße "Fußnoten zu Platon".

Mit dem 6. Jahrhundert v. Chr. beginnt die Philosophie der Antike mit den naturphilosophischen Vorsokratikern, bevor Sokrates die Blütezeit der attischen Philosophie mit Platon und Aristoteles einläutete. Im Hellenismus folgten die auf das rechte Leben ausgerichteten Schulen der Stoa und des Epikureismus. In der Spätantike erscheint der Neuplatonismus und die schon auf das Mittelalter hinweisende Lehre Augustins.

Die Philosophie des Mittelalters beginnt etwa um 500, nachdem zuvor schon die Patristik die Grundlagen der christlichen Lehre und Kirche gelegt hatte. In der Frühscholastik wurde die scholastische Methode von Abaelard begründet. Albertus Magnus und Thomas von Aquin führten in der Hochscholastik die mittelalterliche Philosophie an einen Höhepunkt. In der Spätscholastik beginnt sich langsam die Neuzeit anzukündigen. Die philosophische Mystik erlebt mit Meister Eckhart ihren Höhepunkt.

In der Philosophie der Renaissance und des Humanismus beginnen sich ab 1450 die Eigenheiten der Neuzeit auszubilden. Die Bedeutung der Naturwissenschaften und der Mathematik nimmt immer mehr zu. Die Philosophie der Neuzeit setzt mit dem Streits zwischen den Rationalisten und den Empiristen ein. Der Konflikt gipfelt in der Zeit der Aufklärung in der Kritischen Philosophie von Immanuel Kant, dessen Denken einen Wendepunkt in der Geschichte der neuzeitlichen Philosophie darstellt.

Die Philosophie des 19. Jahrhunderts ist durch den Deutschen Idealismus mit Fichte, Schelling, Hegel und den Positivismus geprägt. Darüber hinaus finden sich zunehmend eigenständige Denker wie Kierkegaard, Schopenhauer und Nietzsche. Von großer historischer Tragweite ist die Philosophie von Karl Marx. Weitere Phänomene sind der Neukantianismus, der Pragmatismus und die Lebensphilosophie.

Mit der Phänomenologie Edmund Husserls beginnt spätestens die Philosophie des 20. Jahrhunderts, die sich durch eine große Vielfalt der Denkansätze auszeichnet. Von besonderer Bedeutung sind die Existenzphilosophie von Martin Heideggers, der Existenzialismus nach Jean Paul Sartre, die Hermeneutik von Hans-Georg Gadamer sowie in der 2. Hälfte des Jahrhunderts der Strukturalismus, Dekonstruktivismus und Poststrukturalismus. In der Philosophie der Gegenwart dominiert als Methode die von Ludwig Wittgenstein begründetet Analytische Philosophie bzw. Sprachphilosophie das akademische Denken. Vorrangig behandelte Themen sind die Philosophie des Geistes, der Naturalismus, die evolutionäre Erkenntnistheorie, der wissenschaftstheoretische Strukturalismus oder die Diskursethik.

Sinn (und Nutzen) der Philosophie

Worin besteht aber der Sinn der systematischen Philosophie? Diese beschäftigt sich v.a. mit zwei Gegenständen: Sie thematisiert einerseits die expliziten Begriffe, Fragen, Thesen und Positionen der einzelnen Wissenschaften. So fragt die Philosophie etwa, was den Begriff "Leben" ausmacht, den die Biologie und die Medizin voraussetzen. Zum anderen arbeitet sie die impliziten Begriffe, Fragen, Thesen und Positionen heraus, die den anderen Wissenschaften zugrunde liegen. So fragt etwa die Erkenntnistheorie 'Was können wir wissen?' und untersucht dabei auch den Begriff und die Grundlagen und Bedingungen von Wissen überhaupt.

Pythagoras (Raffael)

So verstanden ist Philosophie also eine Grundlagenwissenschaft. Sie verhält sich zu den anderen Wissenschaften und zum menschlichen Leben überhaupt etwa so, wie die Grundlagenforschung in der Physik zur Physik. Man kann die Philosophie deshalb auch als Prinzipienwissenschaft bezeichnen, d.h. sie behandelt nicht nur die konkreten Gegenstände, sondern auch, wie alles zustande kommt. Am offensichtlichsten kommt dies in der Wissenschaftstheorie zum Tragen, die die Grundlagen aller wissenschaftlichen Erkenntnis behandelt und somit auf alle anderen wissenschaftlichen Disziplinen Einfluss nimmt.

Der Sinn der historischen Philosophie lässt sich erstens etwa so fassen: Wenn es von Interesse ist, alte Steine zu sammeln, zusammenzusetzen und ins Museum zu stellen, um fragen zu können: 'Wie haben die Menschen gelebt, die vor langer Zeit in diesen Häusern gewohnt, aus diesen Tellern gegessen haben?', dann muss es noch vielmehr von Interesse sein, ihre Schriften zu lesen, um zu verstehen, wie sie gedacht haben. Zweitens ist es Aufgabe der historischen Philosophie, die kulturellen Grundlagen unserer heutigen Zeit zu verstehen. Drittens sind historische philosophische Fragen, Thesen, Argumente und Positionen sinnvoll und nützlich für das systematische Philosophieren.

Ein zentrales Kerngebiet der Philosophie, welches nicht von anderen Wissenschaften übernommen werden kann, ist die Ethik. Die zeitgenössische analytische Philosophie widmet sich in diesem Bereich vorwiegend der Meta-Ethik. Sie schreibt also in einem Bereich "jenseits von Gut und Böse" nicht einfach "Werte" vor, sondern ist das Instrument zu einem kritischen Verständnis der Art und Weise, wie sich Werte überhaupt erst bilden. In der Praxis gewinnt die medizinische Ethik immer mehr an Bedeutung. Als Lehrfach an Schulen ist die Philosophie Grundlage des Ethik- oder Werteunterrichts.

Siehe auch



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Lexika/Enzyklopädien

Anderes


Einführende Literatur

  • Thomas Nagel: Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung in die Philosophie. Nachdr. Reclam, Stuttgart 2002, ISBN 3-15-008637-X Kurze, dichte Einführung anhand philosophischer Alltagsprobleme (Sinn des Lebens, Gerechtigkeit usw.)
  • Reinhard Brandt: Philosophie. Eine Einführung. Reclam, Stuttgart 2001, ISBN 3-15-018137-2 Philosophisches Selbstdenken auf Grundlage historischer Texte
  • Arno Anzenbacher: Einführung in die Philosophie. 10. Aufl. Herder, Freiburg i.Br. u.a. 2004, ISBN 3-451-27851-0 Solide Einführung, die historische und systematische Aspekte verbindet
  • Kurt Wuchterl: Lehrbuch der Philosophie. Probleme - Grundbegriffe - Einsichten. 5. Aufl. Haupt, Bern u.a. 1998, ISBN 3-258-05718-4 , ISBN 3-8252-1320-X Solide, problemorientierte, knappe Einführungen in wichtige Felder der Philosophie
  • Rafael Ferber: Philosophische Grundbegriffe. 2 Bde. Beck, München 2003, ISBN 3-406-45654-5 Einführung in die zentralen Begriffe der Philosophie (z.B. Wahrheit, Sein)
  • Ekkehard Martens, Herbert Schnädelbach (Hrsg.): Philosophie. Ein Grundkurs. 2 Bde. 7. Aufl. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003. ISBN: 3-499-55457-7, ISBN 3-499-55457-7 Umfängliche und aktuelle systematische Einführung, nicht immer einfach
  • Josef Speck: Grundprobleme der großen Philosophen. 12 Bde. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1980 u.ö.
  • Jay F. Rosenberg: Philosophieren. Ein Handbuch für Anfänger. Klostermann, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-465-01718-8 Eine "professionelle" Anleitung zum Philosophieren
  • Karlfried Gründer (Hrsg.): Philosophie in der Geschichte ihres Begriffs. Schwabe, Basel 1990, ISBN 3-7965-0904-5 (Entpricht dem Artikel Philosophie in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 7, Sp. 575-928) Ein historischer Überblick über die Meinungen, was Philosophie sei
  • Weischedel, Wilhelm: Die philosophische Hintertreppe. 34 große Philosophen im Alltag und Denken. 24. Aufl. Nymphenburger (u.a.), München 2003, ISBN 3-485-00863-X Eine leicht lesbare Hinführung zur Philosophie in Anekdoten

Hilfsmittel

  • Schischkoff, Georgi: Philosophisches Wörterbuch., Kröner, Stuttgart 1991, ISBN 3-520-01322-3
  • Anton Hügli, Poul Lübcke (Hrsg.): Philosophielexikon. Personen und Begriffe der abendländischen Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart. 5. Aufl. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-499-55453-4
  • Jürgen Mittelstrass (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Grundwerk in acht Bänden. 2. Aufl. Metzler, Stuttgart 2005, ISBN 3-476-02108-4
  • Joachim Ritter, Karlfried Gründer (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. 12 Bde. Schwabe, Basel u.a. 1971-2004.
  • Norbert Retlich: Literatur für das Philosophiestudium. Metzler, Stuttgart u.a. 1998. ISBN 3-476-10308-0
  • Annemarie Pieper, Urs Thurnherr: Was sollen Philosophen lesen? Schmidt, Berlin 1994, ISBN 3-503-03079-4

Siehe auch die Literaturangaben im Artikel Geschichte der Philosophie