Komodowaran
Komodowaran | ||||||||||||
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![]() Komodowarane (Varanus komodoensis) auf Rinca | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Varanus komodoensis | ||||||||||||
Ouwens, 1912 |
Der Komodowaran oder Komododrache (Varanus komodoensis) ist eine Echse in der Familie der Warane (Varanidae), dessen Verbreitungsgebiet auf einige der Kleinen Sunda-Inseln von Indonesien beschränkt ist. Mit Maximallängen von bis zu drei Metern ist er die größte rezente Echse. Der tagaktive Komodowaran ernährt sich je nach Körpergröße von Insekten bis hin zu Beutetieren in der Größe von Wasserbüffeln. Aas ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Nahrungsspektrums. Früher wurde angenommen, dass der Komodowaran durch Bakterien in seinem Speichel größere Beutetiere durch einen Biss infizieren und töten kann; neueren Untersuchungen zufolge jedoch scheint ein von spezialisierten Drüsen produziertes Gift für die tödliche Wirkung eines Bisses verantwortlich zu sein. Männliche Komodowarane werben in ritualisierten Kämpfen um das Recht zur Paarung, die Jungtiere sind anfänglich baumbewohnend, während ausgewachsene Exemplare ausschließlich bodenbewohnend sind.
Komodowarane können sich Menschen gegenüber aggressiv verhalten und waren in mehrere Todesfälle verwickelt; andererseits sind Komodowarane die wichtigste Attraktion für den Tourismus in seinem Verbreitungsgebiet.
Merkmale

Komodowarane sind massig gebaute, große Echsen. Ausgewachsene Exemplare können über 70 kg wiegen, und das längste zuverlässig gemessene Exemplar war insgesamt 3,04 m lang und wog 81,5 kg.[1] Höhere Gewichtsangaben von bis zu über 100 kg sind auf fehlerhafte Messungen wegen erst kürzlich gefressener Beute im Magen der Warane zurückzuführen. Männchen sind etwas größer als Weibchen, bei ausgewachsenen Exemplaren entspricht die Schwanzlänge ungefähr der Kopf-Rumpf-Länge. Bei einer 1981 publizierten Messung von 50 Exemplaren auf Komodo aller Altersklassen wurde eine durchschnittliche Gesamgtlänge von 1,72 m ermittelt,[2] bei 2006 publizierten Messungen, die nur die größten 15 % der Exemplare einbezogen, wurde eine durchschnittliche Kopf-Rumpf-Länge von rund 75 cm auf Gili Motang bis zu rund 92 cm auf Komodo errechnet.[1] Der Schwanz von Komodowaranen ist im Querschnitt rund. Ausgewachsene Tiere sind einheitlich erdbraun, Weibchen können jedoch an der Schnauze grün-braun gefärbt sein. Jungtiere zeigen hingegen ein braunes Muster mit großen gelben oder orangenen Flecken am Rücken und auf der Schnauze. Die Schläfenregion hat eine gräuliche, mit weißen Flecken durchsetze Färbung. Die Vorderbeine sind braun mit weißen Flecken, der Bauch ist hellgelb mit einigen großen dunklen Flecken. Die Juvenilzeichnung verliert sich nach und nach mit dem Alter. Subadulte Eemplare haben noch eine hellere Färbung auf der Schnauze, besonders die Weibchen; der Körper ist jedoch bereits einheitlich braun. Besondere anatomische Details sind Osteoderme unter den Schuppen und stark gesägte, gekrümmte und somit an das Schneiden von Fleisch angepasste Zähne.[2]
Aufgrund der Größe, des kräftigeren Körperbaus und der verschiedenen Färbung ist die Verwechslung mit einer symaptrisch vorkommenden Unterart des Bindenwarans (Varanus salvator) ausgeschlossen.[3]
Verbreitung und Lebensraum

Der Komodowaran lebt auf den Inseln Komodo, Rinca, Gili Dasami, Gili Motang und die küstennahen Bereiche im Norden und Westen der Insel Flores. Er ist in bis zu 800 m Meereshöhe zu finden.
Komodwarane bewohnen hauptsächlich stark vom jahreszeitlichen Wechsel geprägte Monsunwälder und Savannen. Im Komodo-Nationalpark sorgt der begrenze Regenfall und der ausgeprägte Wechsel zwischen Trocken- und Regenzeit eine recht einheitliche Verteilung von Landschafts- und Vegetationsgebieten, welche stark im Zusammenhang mit der Meereshöhe steht. Auf Komodo und Rinca dominiern Savannen bis auf eine Höhe von 500 m die Landschaft. In größere Höhe ist das Klima merklich feuchter, mit feuchten, saisongeprägten Monsunwälder und nahezu immergrünen Waldstücken. Auf Gili Dasami finden sich nahezu ausschließlich saisonal grüne Monsunwälder. Gili Motang ist in nördlichen und südwestliche, küstennahen Bereichen von Savanne bedeckt, der Rest wird von Monsunwäldern dominiert.
Lebensweise
Allgemeines
Komodwarane sind tagaktiv, meist zwischen 6 und 19 Uhr. Diese Aktivitätsmuster bleibt in seinen Grundzügen das ganze Jahr über gleich, zumal Komodwarane keine saisonale Ruheperiode halten. In der Zeit von Januar bis März konzentriert sich die Aktivität auf die heißesten Tagesstunden um die Mittagszeit, im Rest des Jahres herrscht ein bimodales Aktivitätsmuster vor: Während die Tiere sich morgens vor allem Sonnen, ruhen sie um die Mittagszeit, um dann zwischen 13:30 und 17 Uhr verstärkte Bewegungsaktivität zu zeigen.
Ausgewachsene Komodowarane sind ausschließlich bodenbewohnend, da ihre Körpergröße- und Masse es ihnen nicht erlaubt, zu klettern. Anders als etliche Warane schwimmen sie nur selten, meist nur über kurze Distanzen.

Ernährung
Komodowarane ernähren sich je nach bereits erreichter Größe von Insekten, kleinen und großen Wirbeltieren (u.a. Echsen, Schlangen, Nagetiere, Affen, Rehwild, Wildschweinen und Wasserbüffeln) sowie Eiern von Vögeln und Meeresschildkröten und Aas. Mähnenhirsche (Cervus timorensis) machen bei ausgewachsenen Waranen bis zu 50 % der Nahrung aus. Ebenso fressen größere Exemplare auch kleinere Artgenossen (Kannibalismus).
Jungtiere sind aktive Verfolgungsjäger kleinerer Beute, während ältere Exemplare meist aus dem Hinterhalt jagen. Aas können Komodowarane durch Züngeln bereits auf etwa 3 km Entfernung wahrnehmen, und folgen dann der Geruchsspur bis zum Kadaver. Sammeln sich an Kadavern mehrere Warane, können Kämpfe um die Nahrung ausbrechen. Kleine Beutetiere werden durch einen einfachen Biss getötet. Große Beutetiere greifen Komodowarane entweder aus dem Hinterhalt oder im Schlaf an; sie können beim Angriff kurze Zeit 20 km/h[3] schnell werden, verfolgen ihre Beute aber nicht lange und beißen sie meist nur ein mal. Dann folgen sie züngelnd dem Geruch der Beute, oft tagelang, bis sie augenscheinlich an einer Art Vergiftung stirbt.[4]
Rolle von Gift und Bakterien im Jagdverhalten
Das Jagdverhalten des Komodowarans wird seit langer Zeit kontrovers diskutiert. Studien zeigten, dass Komodowarane mit 39 N eine für ihre Körpergröße nur geringe Beißkraft besitzen (zum Vergleich: 252 N bei einem Leistenkrokodil (Crocodylus porosus) vergleichbarer Größe). Bei großen Raubtieren ist der Schädel besonders wiederstandsfähig gegen Belastungen aus allen Richtungen gebaut, um den Belastungen eines lange andauernden Biss in eine sich wehrende Beute auszuhalten, und schließlich die Beute niederzureißen. Der Schädel des Komodowarans weißt keine derartigen mechanischen Eigenschaften auf, er scheint nur gegen ziehende Kräfte von vorne gut ausgerichtet zu sein. Als Ausgleich für die fehlende Möglichkeit, ein großes Beutetiere niederzuringen, kommen aktuell sowohl Bakterien im Maul als auch Gift in Frage.[5]
Lange Zeit galt als gesichert, dass Bakterien im Maul des Komodowarans nach einem Biss eine Sepsis auslösen. Tatsächlich finden sich im Speichel des Komodowaranes etliche pathogene Bakterien, die eine Vergiftung einleiten könnten, und es dem Komodowaran später leichter machen, das Beutetier zu erlegen.[6] Die Bakterien könnten sowohl von verwesendem Aas als auch indirekt über andere Echsen erlangt werden.[7] Es gibt jedoch bisher keinen direkten Beweis für eine Rolle der Bakterien im Jagdverhalten. Durch Magnetresonanztomographie konnten Wissenschaftler um Bryan G. Fry 2009 nachweisen, dass der Komodowaran im Unterkiefer insgesamt 6 ml Flüssigkeit und 1 g Protein-Trockenmasse fassende Giftdrüsen besitzt, welche sich zwischen den Zähnen in die Mundhöhle öffnen. Giftdrüsen sind eine Tiefenhomologie des Taxons Toxicofera, zu dem auch die Warane gehören. Das Gift des Komodowarans enthält die Proteine AVIT, CRISP ("cysteine-rich secretory proteins"), atriales natriuretisches Peptid, Kallikrein sowie Phospholipase A2 (PLA2) und bewirkt Koagulopathie, Hypotonie, Hämorrhagie und Schock. Gerade letztere, oft nach einem Biss beobachtete und schnelle Wirkung wäre mit einer langsam eintretenden, bakteriellen Sepsis nicht zu erklären. Für einen typischen, 40 kg schweren Hirsch sind 16 mg Trockenmasse des Gifts erforderlich, um einen totalen hypotonen Kollaps auszulösen, und schon 4 mg reichen, um das Tier zu immobilisieren. Die Schädelmechanik, die besonders gegen starken Zug von vorne resistent ist, ist ideal, schnell eine lange, tiefe Wunde zu reißen, in welche das Gift eintritt.[5] Neben der Tötung des Beutetieres könnte das Gift aufgrund des Fettsäuren spaltenden Bestandteils PLA2 auch bei der Verdauung helfen.[8]

Sozialverhalten & Fortpflanzung
Komodowarane sind primär Einzelgänger und bewegen sich meist in einem angestammten Bereich von 258 bis 529 Hektar, den ausgewachsene Exemplare über Jahre beibehalten. Männchen habe größere Aktivitätsbereiche als Weibchen; diese Bereiche haben im Schnitt 35 % Überschneidung mit den "Revieren" andere Männchen, jedoch bis zu 99 % Überschneidung mit den Aktivitätsbereichen von Weibchen. Dominanzverhalten spielt eine wichtige Rolle und beeinflusst die Bewegungen von Komodowaranen. Wenn mehrere Komodowarane sich an einer Nahrungsressource treffen, bei zufälligen Begegnungen oder während der Paarungszeit entwickeln sich diverese Aggression-Unterwerfung-Beziehungen zwischen den Individuen. Jungtiere werden regelmäßig von älteren Tieren dominiert, und bewegen sich nach eher zufälligen Mustern über weitere Areale und scheinen kein angestammtes Gebiet zu haben. Diese Bewegungen könnten eine wichtige Rolle in der Populationsgenetik spielen.
In Gefangenschaft erreichen sowohl männliche als auch weibliche Tiere die Geschlechtsreife mit 8 bis 9 Jahren; von freilebenden Tieren sind hierzu keine Daten bekannt. Die Balz- und Paarungszeit geht von Mai bis August. Die Männchen liefern sich rituelle Kämpfe um die Weichen, sogenannte Kommentkämpfe. Hierbei richten sich sich die Kontrahenten gegenüber auf ihren Hinterbeinen auf, stützen sich dabei mit ihrem Schwanz ab, greifen den Oberkörper des Gegners mit den Vorderbeinen und versuchen, den Gegner zu Fall zu bringen. Der Gewinner wirbt um das Weibchen, indem er es von der Schnauzenspitze bis zur Kloake bezüngelt. Dann drückt das Männchen seine Schnauze auf die Schwanzwurzel des Weibchens, kratzt sie mit den Vorderbeinen am Rücken und kriecht schließlich zur Paarung auf ihren Rücken. Die Weibchen legen, meist im September, Gelege von maximal 33, im Schnitt 18 Eiern bevorzugt[9] in bereits angelegte, bis zu 1,5 m hohe Nester von Großfußhühnern. Daneben werden auch selbstgebaute Hügelnester und in Böschungen gegrabene Nester verwendet. Gelegentlich wurden Weibchen beobachtet, die bis zu 3 Monate ihr Nest bewachten. Die Jungtiere schlüpfen schließlich von März bis April, sie sind beim Schlupf im Schnitt 42 cm lang und wiegen 100 g. Sie sind anfänglich baumbewohnend, um Kannibalismus durch ältere Warane zu vermeiden. Sie gehen mit dem Wachstum nach und nach zu einer bodenbewohnenden Lebensweise über. Jungtiere erreichen nach 5 Jahren im Schnitt ein Gewicht von 25 kg und eine Gesamtlänge von über 2 m, danach läuft das Wachstum recht langsam ab. Die maximale Lebenserwartung liegt bei etwa 30 Jahren.
Des weiteren wurde gelegentlich von Parthenogenese bei Komodowaranen aus Zoos berichtet.[10] Als Parthenogenese bezeichnet man die Fähigkeit eines weiblichen Tieres, lebensfähige Junge ohne vorherige Befruchtung durch ein Männchen zur Welt zu bringen. Bei Komodowaranen kommt noch die Besonderheit hinzu, dass unter parthenogenetisch gezeugten Gelegen sich Jungtiere beider Geschlechter finden. Wissenschaftler spekulieren, dass ein Weibchen, welches alleine eine neue Insel erreichen würde, so eine stabile, sich fortpflanzende Population aufbauen könnte.[11]
Systematik

Die Erstbeschreibung erfolgte 1912 durch Peter Ouwens, damals Direktor der zoologischen Sammlung von Bogor (Java). Ouwens verwendete die Haut eines adulten Exemplares als Holotypus, und veröffentlichte als zusätzlichen Beweis Fotografien. Anhand seiner Hemipenismorphologie wird der Komodowaran innerhalb der Gattung Varanus in die Untergattung Varanus gestellt.[12] Obwohl im Verbreitungsgebiet des Komodowarans merkliche genetische Unterschiede festgestellt wurden, kann aktuell sowohl auf morphologischer als auch auf genetischer Basis keine Unterart anerkannt werden.
Stammesgeschichte
Ursprünglich wurde angenommen, die enorme Körpergröße des Komodowarans entwickelte sich nach Einwanderung einer kleineren Waranart auf die Kleinen Sunda-Inseln aufgrund von Inselgigantismus, oder als Anpassung an die Jagd auf die heute ausgestorbenen Zwergelefanten der Gattung Stegodon.[13] Nach heutigen molekularbiologischen und paläogeographischen Erkenntnissen ist der Komodowaran Teil eines Indo-Australischen Kladus großer Warane, der sich im Pliozän von Australien entwickelte und unter anderem auch den größten Waran überhaupt enthielt (Varanus priscus, starb nach dem Pleistozän aus). Der Komodowaran entwickelte sich im frühen Pliozän in Australien, besiedelte von dort aus Flores vor etwa 900.000 Jahren, und Java vor 800.000-700.000 Jahren. Er starb schließlich, bis auf den Bereich seiner heutigen Verbreitung, aus. Der Körperbau und Körpergröße des Komodowarans ist im Vergleich zu den ältesten Fossilien seiner Art (etwa 900.000 Jahre alt) nahezu unverändert geblieben. Der Komodowaran ist somit als letzter Überlebender einer australischen Radiation großer Warane anzusehen.[14]
Bestand & Gefährdung
Die IUCN stuft den Komodowaran seit 1996 in der Roten Liste gefährdeter Arten als gefährdet (vulnerable) ein.[15] Aktuelle Bestandsschätzungen gehen von rund 2000 Exemplaren auf Flores, 1700 Exemplaren auf Komodo, 1300 Exemplaren auf Rinca und je 100 auf Gili Motang und Gili Dasami aus.[16] Daneben werden laut International Species Information System (ISIS) 163 Komodowarane in Zoos gehalten (25. Dezember 2010).[17] Als Hauptbedrohungen für den Komodowaran gelten aktuell Habitatfragmentierung[18] und vor allem der Rückgang der Populationen von Mähnenhirschen (Cervus timorensis), Wildschweinen (Sus scrofa) und Wasserbüffeln (Bubalus bubalis), den wichtigsten Beutetieren für große Warane. Verantowrtlich für den Rückgang sind Wilderei, Brände (teils durch Menschen verursacht) und Rodung, letztere beide vor allem, um neues Ackerland zu gewinnen.[19] Auf Gili Motang wurden die Auswirkungen des Beutetierrückgangs genauer untersucht: Es konnte festgestellt werden, dass aufgrund Mangel an Beute die Komodowarane deutlich kleiner im Vergleich zu anderen Populationen blieben, und die Fangrate von Waranen in Fallen mit Ködern war 2004 63,56 % niedriger als 1994.[20] Das Aussterben des Komodowarans auf Padar (ebenfalls Kleine Sunda-Inseln) in den späten 1970ern ist wahrscheinlich auch auf Mangel an größeren Huftieren zurückzuführen.[3] Daneben müssen Komodowarane oft mit verwilderten Haushunden um Aas konkurrieren.[3]
1980 wurde zum Schutz des Komodowarans der Nationalpark Komodo gegründet,[21] später wurden noch im Westen von Flores das Wae Wuul Reserve und im Norden das Wolo Tado Reserve gegründet.[22] Die Tiere sind behördlich streng geschützt.[4] Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen listet den Komodowaran in Anhang I, somit ist ohne Sondergenehmigungen jeglicher Handel mit lebendigen Komodowaranen oder Körperteilen von ihnen (z.B. Häute) verboten.[23] Im Nationalpark Komodo versuchen Ranger, die mit für den Rückgang von Beutetieren verantwortliche Wilderei zu unterbinden.[19]
Beziehungen zur lokalen Bevölkerung

Komodowarane sind die Hauptattraktion für Touristen auf den Kleinen Sunda-Inseln. Innerhalb des Nationalpark Komodo leben 1800 Menschen in 3 Dörfern (Stand 2001). Der Tourismus begann in den 80ern mit der Gründung des Nationalparks, im Jahr 1995/96 wurden rund 30.000 Touristen gezählt, davon 93 % Ausländer, größtenteils Holländer, Deutsche, Engländer, US-Amerikaner und Australier, die meist nur einen Tagesausflug auf Komodo machen. Im Jahr 1995/96 gaben Touristen rund 1,1 Millionen Dollar auf Komodo aus; kritisiert wird, dass nur etwa 1% dieses Geldes an Bewohner des Nationalparks geht.[24] Dennoch waren laut einer Umfrage von 1996 der Großteil der Bevölkerung dem Tourismus zugeneigt: 92,7 % gaben an, dass sie sich freuen würden, mehr Touristen zu sehen. Dennoch wurden auch etliche Stimmen laut, dass der Tourismus die Kultur der Kleinen Sunda-Inseln beschädige, und dass Produkte und Dienstleistungen teurer wurden. 47,4 % der im Schnitt armen Bevölkerung beklagten, dass nur bereits reiche Bewohner profitieren würden, und 27,3 % gaben an, dass ihre Familie vom Tourismus nicht merklich profitieren würde.[25] Umstritten ist außerdem die Praxis, die nur schwer zu beobachtenden Komodowarane mit geschlachtenen Ziegen an spezielle "viewing sites" für Touristen anzulocken. Da die Komodowarane stark an diese Stellen gebunden werden und in hohen Konzentrationen vorkommen, könnte das räumliche Verhalten erheblich beeinflusst werden und intraspezifische Aggressionen begünstigt werden, oder aber die Tiere verbinden Menschen mit Nahrung, und greifen sie in Erwartung von Nahrung an. Dem gegenüber steht, dass der Verkauf von Ziegen als Köder der lokalen Bevölkerung bis zu einem Drittel ihres Gewinns am Tourismus einbringt.[24]
Komodowarane sind bei der einheimischen Bevölkerung teils auch sehr unbeliebt, weil sie gelegentlich Nutztiere (speziell Ziegen) reißen und zum Trockenen aufgehängten oder ausgelegten Fisch essen. Gelegentlich werden auch Menschen angegriffen; 1974 soll sich ein Tourist bei einer Wanderung verletzt haben; sein Tourguide ging in das nächste Dorf, um Hilfe zu holen, und soll dann nur noch den Hut, die Kamera und einen blutverschmierten Schuh des Mannes gefunden haben. 2007 starb ein achtjähriger Junge nach einem Angriff an Verblutung,[26] im jüngsten Vorfall im Jahre 2009 wurde ein 32-jähriger Fischer getötet.[27] Komodowarane sollen auch frisch bestattete Tote ausgegraben und deren Leichen gefressen haben.[4]
Weblinks
- komodonationalpark.org - offizielle Website des Nationalpark Komodo
- zeit.de - Online-Artikel "Tödliches Drachengift"
- welt.de - Online-Artikel "Komodo-Waran beißt Jungen zu Tode"
Quellen
Literatur
- E. R. Pianka & D. R. King (2004, Hrsg.): Varanoid Lizards of the World, S. 197-204. Indiana University Press, Bloomington & Indianapolis. ISBN 0253343666 (Hauptquelle für den Artikel)
Weiterführende Literatur:
- J. Murphy, C. Ciofi, C. de la Pennouse & T. Walsh (2002): Komodo Dragons - Biology and Conservation. Smithsonian Books, Washington. ISBN 1588340732
- W. Auffenberg (1981): The behavioral ecology of the Komodo monitor. University Press of Florida, Gainesville.
Einzelnachweise
- ↑ a b T. S. Jessop et al (2006): Maximum body size among insular Komodo dragon populations covaries with large prey density. OIKOS 112, S. 422-429 (Volltext)
- ↑ a b W. Auffenberg (1981): The behavioral ecology of the Komodo monitor. University Press of Florida, Gainesville
- ↑ a b c d G. Forth (2010): Folk Knowledge and Distribution of the Komodo Dragon (Varanus komodoensis) on Flores Island. Journal of Ethnobiology 30(2), S. 289-307
- ↑ a b c W. Westheide & R. Rieger (2004, Hrsg.): Spezielle Zoologie Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere, S. 376. Spektrum Akademischer Verlag. ISBN 3-8274-0307-3
- ↑ a b B. G. Fry et al (2009): A central role for venom in predation by Varanus komodoensis (Komodo Dragon) and the extinct giant Varanus (Megalania) priscus. PNAS 106(22), S. 8969–8974 (Volltext)
- ↑ J. M. Montgomery et al (2002): Aerobic Salivary Bacteria in Wild and Captive Komodo Dragons. Journal of Wildlife Diseases 38(3), S. 545–551 (Volltext)
- ↑ J. J. Bull, T. S. Jessop & Marvin Whiteley (2010): Deathly Drool: Evolutionary and Ecological Basis of Septic Bacteria in Komodo Dragon Mouths. PLoS ONE 5(6): e11097 (Volltext)
- ↑ K. Arbuckle (2009): Ecological Function of Venom in Varanus, with a Compilation of Dietary Records from the Literature. Biawak 3(2), S. 46-56 (Volltext)
- ↑ T. S. Jessop et al (2004): Distribution, use and selection of nest type by Komodo Dragons. Biological Conservation 117, S. 463–470 (Volltext)
- ↑ P. C. Watts et al (2006): Parthenogenesis in Komodo dragons. Nature 444, S. 1021-1022
- ↑ 'Virgin births' for giant lizards. BBC News, 20. Dezember 2006, abgerufen am 31. Dezember 2010.
- ↑ W. Böhme (2003): Checklist of the living monitor lizards of the world (family Varanidae). Zoologische Verhandellingen 341, S. 1–43 (Volltext)
- ↑ J. M. Diamond (1987): Did Komodo dragons evolve to eat pygmy elephants? Nature 326, S. 832
- ↑ S. A. Hocknull et al (2009): Dragon's Paradise Lost: Palaeobiogeography, Evolution and Extinction of the Largest-Ever Terrestrial Lizards (Varanidae). PLoS ONE 4(9): e7241 (Volltext)
- ↑ Varanus komodoensis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN. Eingestellt von: World Conservation Monitoring Centre, 1996. Abgerufen am 31. Dezember 2010.
- ↑ J. Murphy, C. Ciofi, C. de la Pennouse & T. Walsh (2002): Komodo Dragons - Biology and Conservation. Smithsonian Books, Washington. ISBN 1588340732
- ↑ Varanus. ISIS, 25. Dezember 2010, abgerufen am 2. Januar 2011.
- ↑ C. Ciofi & M. E. de Boer (2004): Distribution and conservation of the Komodo monitor (Varanus komodoensis). Herpetological Journal 14(2), S. 99-107
- ↑ a b T. S. Jessop et al (2005): Monitoring the ungulate prey of komodo dragons (Varanus komodoensis) using faecal counts. Report from the Zoological Society of San Diego, USA, and the Komodo National Park Authority, Labuan Bajo, Flores, Indonesia (Volltext)
- ↑ T. S. Jessop et al (2005): Evidence for energetic constraints affecting a small island Komodo dragon population. Report from the Zoological Society of San Diego, USA, and the Komodo National Park Authority, Labuan Bajo, Flores, Indonesia. (Volltext)
- ↑ The official website of Komodo National Park, Indonesia. Abgerufen am 1. Januar 2011.
- ↑ Bijal P. Trivedi: Trapping Komodo Dragons for Conservation. National Geographic, 29. Januar 2003, abgerufen am 1. Januar 2011.
- ↑ Appendices I, II and III. Cites, abgerufen am 1. Januar 2011.
- ↑ a b M. J. Walpole (2001): Feeding dragons in Komodo National Park: a tourism tool with conservation complications. Animal Conservation 4, S. 67–73 (Volltext)
- ↑ M. J. Walpole & H. J. Goodwin (2001): Local attitudes towards conservation and tourism around Komodo National Park, Indonesia. Environmental Conservation 28(2), S. 160–166 (Volltext)
- ↑ Richard Shears: Boy of 8 killed in Komodo dragon attack. Daily Mail, 4. Juni 2007, abgerufen am 2. Januar 2011.
- ↑ Barry Neild: Komodo dragons kill Indonesian fisherman. CNN International, 24. März 2009, abgerufen am 2. Januar 2011.
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