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SuicideGirls

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Suicide Girl Riae

SuicideGirls (SG) ist eine englischsprachige altporn-Website. Die Seite ist ein Aushängeschild der altporn-(alternative porn)-Szene. Im Jahr 2001 gründeten 'Spooky' (Sean Suhl) and ‘Missy Suicide’ (Selena Mooney) die Seite.[1] SuicideGirls setzt dabei auf eine Ästhetik, die sich vom Mainstream-Porno der Zeit abhebt, und versucht sich selbst als subkulturell verankerte Community zu präsentieren. In der Rezeption wird die Seite immer wieder als Beispiel einer feministischen Pornographie genannt, diese Auffassung stößt dabei aber auch auf deutlichen Widerspruch, unter anderem bei einer Zahl ehemaliger Models.

Im Sprachgebrauch der Seite steht dabei SuicideGirls mit Binnenmajuskel für die Website selbst, die Pluralbezeichnung Suicide Girls für die einzelnen Frauen, die auf der Seite zu sehen sind.

Konzept

SuicideGirls präsentiert sich als Community der Suicide-Girls mit Profilen, Chats, Blogs, einem Kalender, lokalen Veranstaltungstipps, einem Nachrichtensystem etc. Die Suicide Girls und zahlenden Kunden haben eine Profilseite mit allen Fotos und diversen persönlichen Rubriken.[2] Ein größerer Teil der Online-Kommunikation findet dabei zwischen den Suicide-Girls selbst statt,[3] die auch Zugriff auf ein nicht-öffentliches Model-Forum haben.[4] Die Seite finanziert sich vor allem durch die Mitgliedsbeiträge der Kunden, erzielt mittlerweile aber auch Einnahmen aus der Lizensierung von Bildern und Marke. Für die Gebühr, die 2007 12 USD/Monat betrug, bekamen Nutzer Zugriff auf zusätzliches Material, konnten mit anderen Benutzern in einer Community über Foren, Chats oder Webcams agieren. Die SuicideGirls selbst, deren Fotos auf der Website gepostet werden, sind Mitglieder der Community, von zahlenden Mitglieder unterscheiden sie sich über erhaltende Foto-Honorare und freie Mitgliedschaft. [5] Nach einer Gerichtsaussage Mooneys von Ende 2005 sind die Nacktbilder direkt nur für etwa 20 Prozent der Seitenzugriffe verantwortlich, die restlichen vier Fünftel entfallen auf Blogs, Foren, Kalender und ähnliches.[6]

Die Website gehört vier Eigentümern, wobei die Verantwortung bei dem ehemaligen Paar Sean Suhl (Spooky) und Selena Mooney (Missy) liegt. Suhl ist dabei für das geschäftliche und die Technik verantwortlich, Mooney für Inhalte und Fotos.[7] Rechtlich sind die Frauen freie Mitarbeiter der Webseite. Der Betreiber zahlt für einzelne Fotoserien, ist jedoch nicht für Urlaub oder Sozialversicherung zuständig.[8] Die bezahlten SuicideGirls sind dazu verpflichtet, regelmäßig neue Fotos zu posten, sowie unbezahlt das Onlinetagebuch aktuell zu halten und an Diskussionen teilzunehmen.[9] Wie bei Modellverträgen allgemein üblich, übertragen die Frauen mit dem Einstiegsvertrag sämtliche Fotorechte an SuicideGirls.[8] Nach Aussagen eines Ex-Suicide Girls verlangten sie Verträge seit 2006 die Rechte am Model-Namen, Persona, Unterschrift, Stimme, biographischer Information und den Tattoos. SuicideGirls kann diese Rechte und die Fotos ohne Einwilligung der Models an dritte weiterverkaufen.[10]

Geschichte

Erste Jahre in Portland

SG ging aus der lebhaften alternativen Szene Portlands hervor (hier Portland Hempstalk Festival

SuicideGirls setzte damit auf den Trend auf, dass Amateur- und Untergrund-Pornografie schon lange ein erfolgreiches Dasein in Newsgruppen und Mailinglisten feierte. Die Website Nerve produzierte bereits seit 1997 eine erfolgreiche Mischung aus Community, Musik und Sex, produzierte selbst aber keine Fotos, JenniCam hatte bewiesen, dass die tägliche Lebensbeobachtung einer jungen Frau ein erstaunlicher Interneterfolg werden konnte.[11]

Zugleich herrschte in Portland ein für die USA ungewöhnlich sexuell freizügiges Klima. Der oberste Gerichtshof Oregons hatte in den 1980ern das Verbot obszöner Darstellungen für unvereinbar mit dem Grundsatz der Meinungsfreiheit gefunden und diese Verbote in Oregon außer Kraft gesetzt. Zugleich war Oregon einer der wenigen Staaten, in denen es legal war, gleichzeitig Sexdarstellungen zu präsentieren und Alkohol im selben Club zu verkaufen. Bis Mitte der 1990er war die Nachtklubszene zu einer der größten in den USA angewachsen, das Geschäft mit der Sexualität als regulärer Teil der Wirtschaft Portlands etabliert. Die Szene war dabei größtenteils kleinteilig in Familienhand, und nur wenig mit der organisierten Kriminalität verbunden. 1995 gründete sich mit Danzine von Teresa Dulce das erste Magazin von und für Sexarbeiter in der Stadt. Neben SuicideGirls ging auch Fatalbeauties aus der Stadt hervor. Portland besitzt auch heute ein lebendige Szene mit Neo-Burlesque-Shows, Fetisch-Bällen und diversen kleineren Websites und Magazinen.[12]

Regelmäßig gibt es größere Nacktwanderungen im Umland, beim World Naked Bike Ride stellt Portland oft die Etappe mit den meisten Teilnehmern in Nordamerika. Zwei FKK-Badestrände liegen in der Nähe der Stadt. Das Lewis & Clark College fühlt sich zu Beginn des Semesters genötigt bekanntzugeben, dass es auch am Campus Portland nicht freigestellt ist, ob man bekleidet kommt, während es gleichzeitig gegen diverse Parties vorgeht, bei denen Nackttanzen und Nacktbaden im Swimming-Pool der zur Tradition gehört.[13]

Brachte SuicideGirls ins Fernsehen: Ted Koppel (ABC Nightline)

Suhl und Mooney, damals ein Paar, gründeten die Website 2001 als Hobbyprojekt. Der Kanadier Suhl (* 1975/1976) war in dem Jahr aus Los Angeles gekommen und gestaltete Webseiten für diverse Medienunternehmen wie HBO.[4] Mooney (* 1978/1979), ehemalige Medien- und Soziologie-Studentin[4], arbeitete freischaffend als Fotografin.[14] Sie wollte in der Szene-Hochburg Portland, die Emo-, Punk- und Skater-Mädchen in Softcore-Glamourfotographie verwandeln.[15] Suhl und Mooney wollten beide ein Musik- und Indie-Zine gründen, kamen aber zu der Überzeugung, dass keines der bisher Bestehenden Zines im Netz Geld verdiente. Die einzig erfolgreiche Geschäftsidee des Internets im Jahr 2003 sei Pornographie.[4] Mooney macht anfangs Fotos von Freundinnen und Bekannten, die je nach Frau mal an oder ausgezogen waren.[16] Sie sagt, sie hätte es damals mehr als Kunstprojekt, denn als Geschäft gesehen.[14] Suhl stellte diese mit Begleittexten auf eine Website, die eher an Punk-Fanzines erinnerte als an Erotikmagazine.[16]

Die Medien entdeckten das Projekt schnell. Nachdem einige Monate vergangen waren, berichtete die amerikanische Hauptnachrichtensendung Nightline der ABC über die Website. Es war gerade einmal das dritte Interview das Missy Suicide überhaupt führte.[16] Im Jahr 2002 trat Courtney Love der Community bei und begann im Fernsehen und bei öffentlichen Auftritten Werbung für die SuicideGirls zu machen. Sie hat die Website unter anderem bei Howard Stern erwähnt, und als sie Gastgeberin von 24 Hours of Love auf MTV war, gleich einige SuicideGirls in die Sendung gebracht.[4] Ein Beispiel, dem die Band The Strokes etwas später folgte.[11] Zum einjährigen Jubiläum in Portland war der lokale Club Dantes mit etwa 500 Gästen gefüllt, während wegen Überfüllung zahlreiche andere Interessierte abgewiesen wurden.[4]

Umzug nach Los Angeles

Während das Unternehmen bis 2003 in einer Wohnung residierte[4], zog es in diesem Jahr nach Los Angeles. Die Zahl der Models stieg bis 2004 auf 300 Darstellerinnen.[17] Zu diesem Zeitpunkt zog die Seite 750.000 Besucher im Monat an, davon 57 % männlich und 43 % weiblich.[18] Die Seite arbeitete mit dem Playboy zusammen, so hatten zahlende Playboy-Kunden auch Zugriff auf die Mitgliedschaftsbereiche der SuicideGirls.[19]

2002 gab es pro neuer Darstellerin 350 Bewerbungen, die nicht genommen wurden.[20] Zu dieser Zeit war die Anzahl der SuicideGirls vergleichsweise klein, einzelne Frauen konnten relativ schnell Bekanntheit erreichen, die sich beispielsweise in VIP-Pässen, Eintrittskarten zu Konzerten und Shows auszeichnete.[11]

SG Skateboard-Deck

Neben dem Online-Modell hat SuicideGirls über die Jahre auch in andere Branchen expandiert. Neben der Website produziert sie Kleidung und Schmuck.[5] Bilder der Frauen lizenzierten die Seitenbetreiber beispielsweise an Skateboard-Hersteller weiter, die sie auf die Decks druckten.[14] 2004 erschien ein SuicideGirls-Buch.[5] Die Seite produzierte eine Radiosendung.[15]

2004 stellte die Website mehr als 350 Frauen aus, die etwa eine halbe Millionen Besucher jede Woche anzogen. Nach eigenen Angaben war zu dieser Zeit die Quote der akzeptierten Bewerbung etwa drei von den 200, die die Website jede Woche erreichten.[16] 2005 betrug die Zahl der Models knapp 900[8].

Expansion und Krise

Im Jahr 2005 begann die Expansion der Website in zahlreiche Medien und mit diversen Geschäftspartnerschaften.[14] Ein Teil der Truppe tourte mit diversen Neo-Burlesque-Shows und verkauft davon eine DVD.[5] Die erste dieser Shows tourte mit sieben Frauen[16] durch 55 Städte in den USA und das Vereinigte Königreich.[21]Obwohl die Tour in der Presse zerrissen wurde, war sie ausverkauft.[7] Die Show beinhaltete zahlreiche Parodien und Anspielungen auf Phänomene der Popkultur (beispielsweise South Park, Reservoir Dogs oder Die Reifeprüfung), die Musik zu der die SuicideGirls auftraten reichte von Marilyn Manson, über Björk bis zu Peaches.[16] Besucher in der ersten Reihe wurden verlässlich mit Schokolade, Sahne und Bier übergossen.[22] Die Show zog insgesamt etwa zur Hälfte Männer und Frauen an, während die erste Reihe überwiegend von Männern besetzt war.[16]

Eine Zusammenfassung und Dokumentation der Tour erschien in mehrere Teilen auf dem Fernsehsender Showtime.[14] Weitere Touren durch die USA, Australien und Europa folgten.[16] Auf demselben Fernsehsender erschien 2006 die Pseudo-Dokumentation Suicide Girls: The Italian Villa.[23]

Darauf folgend hatte die Website ihre größte Krise. Im September des Jahres begannen Models die Webseite im Streit zu verlassen[14]. Insgesamt verließen etwa 50 Frauen die SuicideGirls. Teilweise beschwerten sie sich nachher in Blogs und Interviews über schlechte und unregelmäßige Bezahlung, nicht vorhandene Mitspracherechte und eine generell frauenfeindliche Einstellung des Inhabers Suhl.[7]

Im Zuge der gerichtlichen Auseinandersetzungen und nachdem die SuicideGirls selbst mehrmals beim FBI vorstellig wurden, um gegen Konkurrenten vorzugehen, löschten die Betreiber provokantere Fotos auf der Website, die Kunstblut als Dekoration verwendeten oder gefesselte Models zeigten.[14] Nachdem das amerikanische Justizministerium 2005 eine Obscenity Prosecution Task Force gegen die Verbreitung von Hardcore-Pornographie eingerichtet hatte, verkündete das FBI in einem Washington-Post-Interview am 20. September 2005, dass sie die größten Ermittlungschancen unter anderem bei Sadomasochistischen Darstellungen sähen. Obwohl keine konkreten Anhaltspunkte dafür vorlagen, dass SuicideGirls mit der Task Force in Konflikt geraten könnte, begann Suhl sich Sorgen zu machen, und entfernte diverse Foto-Sets.[24]

Konflikt mit den Models

Die Zusammenarbeit mit dem Playboy sorgte für Konflikt zwischen Betreibern und Models

Im Jahr 2005 verließen 50 Suicide Girls die Website.[8] Darunter befanden sich mehrere Models, die seit der Entstehung der Website dabei waren und zu den etabliertsten und beliebtesten Models der SuicideGirls gehörten.[7]

Eine dabei besonders präsente Kritikerin Jennifer Caravella (Sicily) war an der handvoll Models beteiligt, die die ersten Burlesque-Touren veranstaltet hatten. Nach eigenen Angaben flog sie unangekündigt aus allen Offspin-Aktivitäten, nachdem sie Suhl nach einer Gewinnbeteiligung der an den Shows und DVDs teinehmenden Frauen gefragt hatte.[7] Caravella selbst beschrieb ihre Motivation ein Suicide Girl zu werden, damit dass sie SG für etwas fast revolutionäres hielt, eine neue feministische Plattform, die Mädchen und Frauen ein Vorbild sein könnte. Stattdessen stellte es sich als tätowierte Variante von Playboy oder Penthouse heraus.[25]

Andere Prominente Gegnerin war das Ex-Suicide-Girl Dia Mentia. Sie eine der ersten Frauen mit eigener Anhängerschaft. Als sie im Jahr 2003 zum Konkurrenzprojekt Deviant Nation wechselte, zeigte Suhl Deviant Nation beim FBI an, da sie in seine Server eingebrochen seien. Danach veröffentlichte sie auf ihrer Website lange Anklagen gegen Suhl und die Suicidegirls und veröffentliche Screenshots und Texte, die bei den Suicidegirls selbst gelöscht worden waren. Sowohl die Website von Caravella als auch von Mentia veröffentlichten interne Dokumente wie die Model-Verträge, berichteten aber auch diverse Gerüchte, die sich im nachhinein als falsch herausstellten.[14]

Sie warfen Sean Suhl vor, Models verbal zu misshandeln, restriktive Verträge aufzusetzen und nur minimal zu bezahlen. Suhl neige zu cholerischen Anfällen und lasse diese regelmäßig an den Models aus, er bezeichne sie brüllend als hässlich, Schlampen und ähnliches.[7] Die weibliche Ko-Eigentümerin Selena Mooney sei nur aus Marketinggründen aufgeführt und habe keinen Einfluss auf die tatsächliche Geschäftsführung.[26] Während Mooney einen Großteil der Arbeit erledige, für die Fotos und die Pressearbeit zuständig sei, würden die letzten Entscheidungen bei Suhl liegen.[8] Mooney allerdings erwiderte, dass der Vorwurf, sie sei nicht Chef, sie persönlich beleidigte und keinerlei Wahrheitsbezug habe.[7]

Mooney betonte, dass knapp zwei Drittel der fest angestellten Mitarbeiter weiblich sei,[27] die meisten seien ehemalige Models. Die Mehrzahl der Fotografen sei ebenfalls weiblich.[7]

Die ehemaligen Models allerdings betonten, der feministische Anspruch, den die Website begründe, sei nur Fassade, hinter den Kulissen unterscheide sich SuicideGirls wenig von anderen pornographischen Websites.[15] Der Hauptgrund für Community und Blogs sei, um damit ein Unterscheidungsmerkmal zu anderen Pornographieseiten zu schaffen, wäre eine reine Bilderschau kommerziell erfolgreicher, wäre Suhl jederzeit bereit, das Konzept zu ändern.[8] Während die Frauen beispielsweise möglichst wenig über ihre Lebenspartner äußern sollten, forderte Suhl sie zu gegenseitigen Verunglimpfungen und Verbalattacken auf, da dieses für mehr Besucher sorgte. Das Geschäftsmodell degradiere die Frauen zu reinen Produkten, werte sie psychologisch ab und befördere gegenseitige Attacken. Es sei das Gegenteil von Feminismus und Humanismus.[7]

Girls und Communitymitglieder warfen der Geschäftsführung Zensur auf den eigenen Foren vor.[26] Die Betreiber entfernten Forenbeiträge und Blogeinträge. Einzelne Mädchen wurden ohne Ankündigung rausgeworfen, beziehungsweise ihre „freie, lebenslange Mitgliedschaft in der Community“ kurzfristig gekündigt. Während ihnen damit die Schreibrechte enzogen und Blogbeiträge und ähnliches gelöscht wurden, blieben die Nacktfotos dauerhaft auf der SuicideGirls-Webseite erhalten.[8] Als der Boston Phoenix 2006 ein sympathisierendes Porträt der SucidieGirls brachten, sagte ein männliches Mitglied und Lebenspartner eines Suicide Girls, dass er die Anschuldigungen zu 90 Prozent für wahr hält, aber Coca Cola und Pepsi glaubt er auch nicht und kauft sie trotzdem. Wenige Tage später war seine Mitgliedschaft, ebenso wie die seiner Partnerin gekündigt.[10]

Das Unternehmen verteidigt sich damit, dass Idiotie, Angriffe gegen die Firma oder Mitarbeiter nichts auf der Webseite verloren hätten und natürlich auf einer privaten Seite keinerlei Meinungsfreiheit gelte.[8]

Klagen gegen andere Websites

Das Unternehmen versuchte ähnliche Websites zu verklagen, die Aufnahmen mit den verlassenden Suicide Girls veröffentlichten,[26] Die Anklagen reichten dabei von Geheimnisverrat über Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht und Klagen zu Markenzeichen.[14] Frauen, die auf anderen Plattformen als bei SuicideGirls veröffentlichten, wurden aus der Community geworfen.[8] SuicideGirls ließ bittere und anklagende Postings löschen, die ehemalige Models auf Myspace oder LiveJournal veröffentlicht hatten.[8]

Im September und Oktober 2005 verklagten sie die Webseiten Gloomdolls.com und God's Girls. Gloomdolls warfen die SG-Betreiber Geheimnisverrat vor, weil diese interne Dokumente, vor allem den Modelvertrag, veröffentlicht hatten. Heftige Angriffe auf der Website, die unter anderem dazu aufriefen, keine SG-Mitgliedsgebühren mehr zu bezahlen, verstößen gegen die Verträge, die das Suicide Girl vorher mit SG abgeschlossen hätte. Gegen God's Girls ging SG vor, weil diese ehemalige SG-Models beschäftigten, etwa 60 God's Girls Models sollten vorher Verbindungen zu SuicideGirls gehabt haben.[6] Außerdem die Farbe Rosa für das Seitendesign verwendeten. [23]

Nachahmer und Rezeption

Mitglied und prominente Fördererin: Courtney Love

In den Jahren 2001 bis 2004 entstanden etwa 600 Altporn-Webseiten, die oft von der finanziell erfolgreichsten, SuicideGirls, kopierten. Die meisten dieser Seiten jedoch waren nur sehr kurzlebig.[18] Diese verzichteten meist auf den vorgebrachten subkulturellen Anspruch, und spezialisierten sich auf bestimmte Nischen. Raverporn brachte Frauen mit bunten Haaren, Friction USA weibliche Mitglieder der Straight-Edge-Szene, während weibliche Star-Wars-Fan in dementsprechender Aufmachung bei Superkult posierten. Größere wie Burning Angel übernahmen weite Teile des SG-Konzepts ohne jedoch diesselbe kulturelle Rhetorik zu bemühen.[11] Mit dem Erfolg von SuicideGirls begannen auch Mainstream-Pornoproduzenten derartige Stilversuche. So begann Hustlers Label für junge Menschen, VCA Pictures, in den 2000er Jahren damit, ästhetisch ähnliche Videos zu produzieren.[28]

Die zweite Neo-Burlesque-Tour begann wieder mit einem Auftritt im US-weiten Fernsehen. Diverse Models traten in einer CSI: NY-Folge mit SuicideGirls-Thematik auf.[15] SG-Mitglied und CSI-Erfinder Anthony Zuicker ließ die Folge Oedipus Hex am 18. Oktober 2006 erstmalig ausstrahlen.[29]

Die Konflikte mit den Ex-Models sorgten dafür dass sie die SuicideGirls in der Szene erheblich an Reputation verloren hatten. SuicideGirls gilt seitdem als Walmart des Alt Porns.[6] Dies änderte allerdings wenig am weiteren Erfolg der Website. Anfang 2006 hatten sich etwa 900[6], bis Ende des Jahres 1.200 Frauen fotografieren lassen, die etwa eine Millionen Besucher in der Woche anzogen.[22] Im Jahr 2007 stieg die Zahl der Models auf 1.500 nach eigenen Angaben erreichten die Seite alle paar Tage 1.000 neue Bewerbungen.[30]Die Zahl der Besucher blieb bei über einer Million in der Woche.[23]

Im Jahr 2008 hatte die Site über 1000 SuicideGirls als Mitglieder und etwa 300.000 zahlende Mitglieder. Viele der SuicideGirls bezeichneten sich selber als lesbisch, die Community hatte einige Queer-Gruppen. Zu den zahlenden Mitgliedern gehörten beispielsweise Courtney Love oder The Dandy Warhols-Keyboarderin Zia McCabe.[15]

Im Februar 2010 entfernte Apple die SuicideGirls-App zusammen mit etwa 5000 anderen Produkten aus seinem App-Store, da diese Frauen degradierten und anstößigen Inhalt zeigten.[31] Im selben Jahr erschien der "Reality-Horrorfilm" Suicide Girls Must Die!. In diesem Film verschwinden nach und nach Frauen, die sich in einer abgelegenen Gegend versammeln, um den SuicideGirls-Kalender zu fotografieren. Nach eigenen Angaben der Macher wussten die anderen Frauen nichts von den Dreharbeiten und glaubten, dass wirklich regelmäßig Frauen verschwänden.[32] Der Film wurde von der Kritik weitgehend ignoriert, die zwei Kritiken, die Ende 2010 auf Rottentomatoes zu finden waren, sahen allenfalls Wert als Promomaterial und für SG-Fans, während die Produktion als Film ein eindeutiger Flop sein.[33]

Stil

Models

Die Seite erhebt den Anspruch, authentische Frauen zu zeigen.[34] Die Website selbst beschreibt 2010 die gewünschten Models als einzigartig, stark, sexy und selbstbewusst.[35] Die bei SuicideGirls abgebildeten Frauen sind fast ausnahmslos tätowiert oder gepierct. Sie haben oft auffällig gefärbte Haare[20] und sind generell nicht Opfer von Schönheits-Operationen.[2] Während eine „Körperveränderung“ (Tattoo, Percing oder gefärbte Haare) Mindestvoraussetzung ist, um akzeptiert zu werden, geben die an der Auswahl neuer Girls beteiligte Frauen doch deutlich zu erkennen, dass ihnen am liebsten alle drei Komponenten sind.[20]

Im Gegensatz zum vorherrschenden Figur der Darstellerin mit Silikonbrüsten im Mainstream-Porno zeichnen sich die Frauen bei SuicideGirls durch Lippenpiercings, Körbchengröße B und „eine rotzfreche Attitüde“ aus.[17] Überraschend seien ebenso die Stellen an denen sich Piercings anbringen ließen, als auch die Gastfreundschaft der zahlreichen Bettie-Page-Doppelgängerinnen.[3] Neben den Tattoos entsprechen die Mädchen gängigen Schönheitsklischees. Der alternative Anspruch der Seite kaum zu erfüllen sei.[36] Die Mädchen würden einfach dem Typ des idealtypischen Cheerleaders entsprechen und den gängigen Schönheitsidealen - jung, weiß und dünn - folgen.[30] Suhl bestätigte das 2002 gegenüber dem Punk Planet als vielleicht größtes Versäumnis der Seite, änderte die Geschäftspolitik jedoch nicht.[11] Nachdem SuicideGirls in den Anfangsjahren auf Bekannte aus der Szene in Portland zurückgriff, haben mittlerweile viele der Frauen auf der Webseite haben auch schon professionell außerhalb der SuicideGirls Modellaufnahmen gemacht, mussten bei diesen jedoch meist die Tatöwierungen abdecken.[8]

Afroamerikanische oder asiatische Mädchen würden nur in seltenen Ausnahmefällen als Mädchen akzeptiert, ihre Fotos würden dann immer mit besonderer Exotik aufgeladen. In diesen Fällen sei der von den Webseitebetreibern geschriebene Text, der die einzelnen Mädchen vorstellt, seit oft mit rassistischen Stereotypen aufgeladen.[37]

Fotos

Die Fotografin Mooney bezeichnet Alberto Vargas und Pin-Up-Fotografen seiner Zeit als Vorbilder.[30] Der Stil der Fotos bewegt sich im allgemeinen zwischen Mode- und Pornoaufnahmen, deutlich stylisierter, inszenierter und weniger explizit als die meisten Pornos. Im Vergleich zur Modefotografie aber offener sexuell als die meisten Aufnahmen einer Modestrecke.[38] Sean Kuhl selbst sieht seine Webseite weniger als Pornografie denn als coole, hippe und zeitgemäße Variante des Playboys.[18] Die Betreiber der Webseite betonen, dass die Models zahlreiche Mitspracherechte haben, was die Gestaltung der Fotos angeht. Grundsätzlich sei es die Entscheidung der Frauen, wie weit einzelne Fotos gingen,[9] die Webseite verlangt aber von den Frauen dass sie grundsätzlich sowohl Brüste wie unbekleideten Hintern zeigen.[35]

Die Frauen posieren in Alltagssituationen, wie in zerwühlten Betten oder Badewannen, und sofern sie (teilweise) bekleidet sind, tragen sie subkulturell konnotierte Alltagskleidung wie Spider-Man-Boxershorts oder Nietenhalsbänder.[3] Auch die Geschichten, die bei den Fotoserien teilweise erzählt würden, seien weitaus näher am gewöhnlichen Alltag als im Mainstream-Porno.[39]

Das Wired-Magazin verglich 2002 die stylischen Subkultur-Appeal der Seite mit den werbeüberladenen schlecht gestalteten Webseiten der Mainstream-Pornos.[40] Das Designmagazin Print wiederum bezeichnete SuicideGirls als Aushängeschild einer alternativen Pornographie, die Kreativität und Humor betont, [17] während das feministische Herizons-Magazin nur eine Mainstream-Ästhetik mit zusätzlich gepiercten Schamlippen erkennen konnte.[41] Während Shoshona Magnet in ihrem Aufsatz die ungewöhnlich hohe Zahl der Gesichtsaufnahmen beschreibt[20], meint die feministische Autorin Nicole Cohen hingegen, dass die Frauen zwar szeniger aussehen, die SuicideGirls, aber genau dieselben Softcore-Standards bedienen, wie andere Pornos auch: strategisch geschnitte Fotos, Frau-an-Frau-Darstellungen und zahlreiche Fotos in den Genitalbereich.[41]

Community

Das Print-Magazin beschrieb die Stimmung in der Community im Jahr 2004 wie eine trendy-Psychobilly-Bar, in der die süßen Mädchen sich ab und zu ausziehen. Trockener Humor und eine generell fröhliche Stimmung prägen die Szene.[3] Der Boston Phoenix hingegen verglich die Stimmung bei einem realen Treffen 2006 mit einer Mischung aus antisozialen Intellektuelle und Goths.[42] Während die Webseite sich selbst nicht als feministisch beschreibt, wirbt sie doch ausführlich mit Pressezitaten, die eben dieses tun. In ihrer Außendarstellung betont sie die feministischen Diskussionsgruppen und stellt Zitate von Frauen auf die Hauptseite, in denen diese ihren Spaß und ihre selbstbewusste Rolle als Frau bei Suicidegirls betonen.[43] Die Sprache der Website ist Englisch, wobei die einzelnen Frauen in ihrer Muttersprache schreiben, und sich in den größeren Sprachen auch Foren und Diskussionsgruppen gebildet haben.[22]

SuicideGirls soll sich an Benutzergruppen wenden, die von der Pornoindustrie oft vernachlässigt werden: Junge Menschen und Frauen.[2] Nach eigenen Angaben hat die Webseite fast zur Hälfte weibliche Mitglieder. Obwohl diese Zahl sich nicht überprüfen lässt, ist in den Diskussionsgruppen und Foren eine deutlich wahrnehmbare Zahl Frauen aktiv.[20] Die Website betont die Einbindung in eine breitere Subkultur-Szene, die Selbstbeschreibung weist neben dem „Grasswurzel-Ansatz zur Sexualität“ auch auf die ebenfalls behandelte alternative Kultur und insbesondere die beste Musik hin.[40] Die Website selbst beschreibt die Teilnehmerinnen als Mädchen von nebenan, aber interessanter und mit besserem Musikgeschmack.[26] Während zahlende Mitglieder sich vor allem anmelden, um die Bilder zu betrachten, gibt es auch eine Anzahl derjenigen, die öffentlich sagen, ihnen gehe es vor allem um eine abwechslungsreiche, intelligente Kommunikation in einer sexualitätsfreundlichen Umgebung.[9]

SuicideGirls versucht Online-Treffen größerer Teilnehmergruppen und soziale Veranstaltungen in der realen Welt anzuregen.[8] Suicide Girls berichten in Interviews, dass sie sich zumindest in ihrer Anfangszeit in der Community verloren, täglich viel Zeit dort verbrachten, ihr Sozialleben zu einem Großteil auf die Plattform verlegten.[8] Einige Mädchen beschreiben das Gefühl auf der Website als nackte Schwesternschaft, sie haben dort gute Freundinnen für das Leben gefunden.[42]

Einzelne Mädchen werden regelmäßig auf der Straße erkannt, wobei die die Grenzen zu sexueller Belästigung dort fließend sind. Regelmäßig verschwinden Mädchen einige Zeit und melden sich später mit der Meldung zurück, dass sie ein männliches Community-Mitglied im realen Leben bedroht hat.[44] Als SuicideGirls startete verdienten die Mädchen etwa 30 Dollar für eine Fotosession, im Jahr 2003 Betrug das Honorar etwa 100 bis 200 US-Dollar.[36] Die Honorare lagen dabei im unteren Durchschnitt dessen was für professionelle Erotikaufnahmen in den USA bezahlt wurde.[45]

SuicideGirls hat eine eigene Gruppe zu feministischen Themen, bei der es beispielsweise langanhaltende Diskussionen zu Roe v. Wade oder zu sexueller Belästigung gibt.[20] Ein Großteil der Kommunikation auf der Seite ist jedoch kurz und oberflächlich. Trotz der öffentlichen Betonung alternativer und emanzipatorischer Ansätze, sind Kommentare und Diskussionen meist kurze, freundliche nichtssagende Ermunterungen.[34]Der Informationsgehalt der einzelnen Blogs der Darstellerinnen wechselt stark; diejenigen, die sich aktiv mit ihrer Rolle auseinandersetzen oder gesellschaftliche Positionen vertreten, stellt jedoch nur eine kleine Minderheit.[41] Fast alle Mädchen würden komplexeren Fragen wie Religion, Politik, Ethnie oder sexueller Orientierung aus dem Weg gehen.[39] Das Niveau der Beiträge wechselt stark, Sasha weist darauf hin, dass ein Großteil der Teilnehmerinnen 20 und mit bescheidener Bildung sei; man keine literarischen Großtaten erwarten darf.[36]

Texte

Neben den Blogeinträgen und Forumsbeiträgen enthält die Seite auch einige magazinartige Texte. Darunter befinden sich Interviews mit Bands wie den Flaming Lips und anderen Künstlern wie Chuck Palahniuk, Richard Linklater.[16] Bis zum Jahr 2006 hatte die Website etwa 800 Interviews Online gestellt.[22] Zu den regelmäßigen Kolumnisten zählten und zählen Neal Pollack[16], Wil Wheaton und Seanbaby.[22]

Anmerkungen

  1. Attwood S. 441
  2. a b c Attwood S. 446
  3. a b c d Berry S. 61
  4. a b c d e f g Amy Roe: The Calculated Assault of Suicidegirls. com, Williamette Week 19. März 2003
  5. a b c d Attwood S. 444
  6. a b c d Ian Demsky: Suicide Defense, Williamette Weekly 11. Januar 2006
  7. a b c d e f g h i Rachel Hills: Anatomy of an ethical porn site, YEN, February/March 2006
  8. a b c d e f g h i j k l m Peter Koht: Obscene But Not Heard. 4.-10. Januar 2006, Metroactive
  9. a b c Magnet S. 580
  10. a b Camille Dodero: The naked sorority, Part II, Boston Phoenix, 3. Mai 2006
  11. a b c d e Annie Tomlin: Sex, Dreads, and Rock 'n' Roll, Bitch Magazine 2002
  12. Adam S. Moore und Byron Beck: 1995, Williamette Weekly, 9. März 2005
  13. Brandon Seifert: Critical Ass, Williamette Weekly 13. Juni 2007
  14. a b c d e f g h i Jessica Hopper und Julianne Shepherd: Nude Awakening Spin, Februar 2006 S. 76-81
  15. a b c d e Catherine Plato: The alt to the alt: SuicideGirls took the world by storm, but No Fauxxx's the one pushing the edge. Curve 18.1 (Jan-Feb 2008): p.59(2)
  16. a b c d e f g h i j Mike Usinger: Burlesque Goes Goth-Punk, straight.com 8. Juli 2004
  17. a b c Berry S. 60
  18. a b c Berry S. 62
  19. Hugo Schwyzer: Reflections on the suicide girls and feminism, 29. September 2005
  20. a b c d e f Magnet S. 581
  21. Berry S. 63
  22. a b c d e Marcin Warpechowski: SuicideGirls in: art&design magazine No. 16, 31. Mai 2006
  23. a b c WW Staff: Whatever Happened To..., Williamette Weekly, 26. Dezember 2007
  24. Autumn Depoe: Suicide Alert, Williamette Weekly, 5. Oktober 2005
  25. Deidre Fulton: SuicideGirls revolt, in: Portland Phoenix 7. Oktober 2005
  26. a b c d Attwood S. 448
  27. Randy Dotinga: SuicideGirls Gone AWOL, Wired 28. September 2005
  28. Attwood S- 453
  29. WW Editorial Staff: Gossip Should Have No Friends, Williamette Week, 30. August 2006
  30. a b c Moore S. 194
  31. Kat Hannaford: Apple's "Boobie Apps" Banning Resulted In the SuicideGirls' Removal, Despite it Contradicting Schiller's Criteria, 23. Februar 2010
  32. IMDb: Suicide Girls Must Die!
  33. Rotten Tomatoes: Suicide Girls Must Die!
  34. a b Jacobs S. 17
  35. a b Suicide Girls: Girls FAQ
  36. a b c Sasha S. 22
  37. Magnet S. 590
  38. Attwood S. 447
  39. a b Jacobs S. 19
  40. a b Attwood S. 445
  41. a b c Cohen S. 36
  42. a b Camille Dodero: The naked sorority, The Boston Phoenix, 8. Mai 2006
  43. Magnet S. 595
  44. Magnet S. 587
  45. Magnet S. 598

Literatur

  • Feona Attwood: No Money Shot? Commerce, Pornography and New Sex Taste Cultures in: Sexualities Vol 10(4): 441–456, 2007 SAGE
  • Colin Berry: Pixel Vixens PRINT Magazine, Juli/August 2004 S. 60-63
  • Nicole Cohen: Suicidegirls in: Herizons, Spring 2005 S. 36
  • Katrien Jacobs: Netporn: DIY web culture and sexual politics, Rowman & Littlefield, 2007 ISBN 0742554325
  • Shoshana Magnet: Feminist sexualities, race and the internet: an investigation of suicidegirls.com in: New Media Society 2007 9: 577
  • Ryan Moore: Sells Like Teen Spirit: Music, Youth Culture, and Social Crisis NYU Press, 2009 ISBN 0814757480
  • Sasha: Grrls! Grrls! in: THIS Juli/August 2003 S. 20-24
Commons: SuicideGirls – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien