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Live 8

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Live 8 war ein weltumspannendes Rockkonzert unter dem Motto Make Poverty History („Macht Armut zur Vergangenheit“), das am 2. Juli 2005 gleichzeitig an zehn Orten der G8-Mitgliedstaaten sowie in Südafrika stattfand. Am 6. Juli 2005 fand zudem ein elftes Live 8-Konzert in Edinburgh statt.

Die Konzerte wurden von Bob Geldof und Bono initiiert und organisiert. Der Name Live 8 lehnt sich dabei an die Live Aid-Konzerte von 1985 sowie den G8-Gipfel an, der vom 6. bis 8. Juli 2005 in Gleneagles (Schottland) tagte. Dort wurde über einen Schuldenerlass und die Entwicklungshilfe für einige der ärmsten Länder Afrikas verhandelt. Die Konzerttermine wurden bewusst direkt vor diese Zusammenkunft und der letzte Konzertort in seine unmittelbare Nachbarschaft gelegt. Damit sollten sie die Probleme der afrikanischen Entwicklungsländer wieder in den Fokus der internationalen Politik rücken und auf wirksame Maßnahmen gegen die Armut drängen.

Im Gegensatz zu dem Live Aid-Konzert von 1985 sollte Live 8 nicht vornehmlich zum Sammeln von Spenden dienen, sondern eine politische Demonstration an die Adresse der G8 darstellen. Bob Geldof drückte diese Absicht mit dem Motto „Wir wollen nicht euer Geld, wir wollen eure Stimme!“ aus. Demgemäß übergaben die Live 8-Veranstalter den Regierungschefs der G8-Staaten eine Petition mit mehr als 24 Millionen Unterschriften bzw. Namen, die insbesondere per SMS und E-Mail gesammelt wurden.

Die Konzerte waren 20 Jahre nach Live Aid das bisher größte Musikereignis weltweit. Etwa 170 Rock- und Popstars in zehn Städten auf vier Kontinenten boten insgesamt 50 Stunden lang Musik. 140 Fernseh- und 400 Rundfunkanstalten waren dabei. Geschätzte 2 Millionen Menschen waren bei den Einzelkonzerten vor Ort, 2 bis 3 Milliarden Menschen sollen die weltweiten Fernsehübertragungen verfolgt haben. UNO-Generalsekretär Kofi Annan sagte dazu am 2. Juli 2005 in London: Here are really United Nations. ("Hier sind wirklich die Vereinten Nationen.")

Städte der Live 8 Konzerte

Die Einzelkonzerte

Für die Programme und Abläufe der Live 8-Konzerte siehe den Unterartikel
Live 8/Konzertprogramme.

London

Datei:Live 8 tickets2.jpg
Live 8 Tickets Hyde Park

»Auftrittsreihenfolge und Songs

Das Hauptkonzert von Live 8 mit 200.000 Besuchern fand im Hyde Park in London (England) statt. Es begann um 14.00 Uhr (Ortszeit) und dauerte mit Umbaupausen und Zugaben bis kurz nach Mitternacht, zweieinhalb Stunden länger als geplant.

Das Konzert wurde von Paul McCartney und U2 eröffnet, die den Beatles-Klassiker Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band spielten. Begleitet wurden sie von einer Bläsergruppe, die die bekannten Sgt. Pepper-Kostüme trug.

Angesichts der begeisterten Publikumsstimmung trat Bob Geldof im Konzertverlauf spontan mit den Boomtown Rats auf. George Michael sang anstelle des angekündigten Solosongs mit Paul McCartney den Beatles-Titel Drive My Car. Youssou N'Dour und Dido Armstrong flogen nach ihrem Duett nach Paris, um abends auch beim dortigen Live 8-Konzert aufzutreten. Auch Elton John, Coldplay und U2 gaben zusätzlich eigene Konzerte am selben Tag, so dass sie beim gemeinsamen Abschluss-Song Hey Jude fehlten.

Entgegen Gerüchten im Vorfeld gab es keinen gemeinsamen Auftritt der Spice Girls. Auch ein in Presseberichten angekündigtes Duett von Madonna und Sting über John Lennons Klassiker Imagine fand nicht statt.

Ein Höhepunkt des Abends war der Auftritt von Pink Floyd, die zum ersten Mal seit 24 Jahren wieder gemeinsam mit Roger Waters auf der Bühne standen. Sie spielten die Titel Speak to me/Breathe/Breathe Reprise, Money, Wish You Were Here und Comfortably Numb.

Zahlreiche lokale und nationale Radiosender übertrugen das Konzert. Die BBC übertrug es zusammen mit AOL im Internet in einem Livestream sowie auf beiden Haupt-Fernsehprogrammen für Großbritannien in voller Länge. BBC-Korrespondent Andrew Marr begründete dies lapidar mit dem Satz: „Wenn hier eine Trachtenkapelle aus Bayern spielen würde, wären wohl nicht so viele da.“ Hinzu kamen Großbildleinwände in 14 britischen Großstädten sowie auf Guernsey.

Die verspätete Konferenzschaltung vereitelte Videoaufnahmen davon für viele Fans. Beklagt wurden auch Zeitverzögerungen bei den Auftritten. Bis zu 400 Zuschauer beschwerten sich während der Sendung über Flüche und obzöne oder vulgäre Ausdrücke von Künstlern wie Madonna oder Snoop Dogg auf der Bühne. „Falls sich jemand verletzt fühlen würde“, entschuldigte sich die BBC bereits im Vorfeld dafür, da sie bei einer kompletten Live-Übertragung keinen Einfluss auf die Darbietung hatte.

Paris

Datei:Schloss-Versail.jpg
Schloss Versailles

»Auftrittsreihenfolge und Songs

Knapp 100.000 Zuhörer erlebten das Konzert vor dem Palais de Versailles nahe Paris (Frankreich), das von 15:00 bis 23:15 Uhr (MEZ) dauerte. Die Behörden hatten Geldofs Wunsch, es unterhalb des Eiffelturms stattfinden zu lassen, abgelehnt.

Rom

Live 8 in Rom

»Auftrittsreihenfolge und Songs

Das Konzert fand laut Veranstaltern vor rund 200.000 Besuchern im Circus Maximus in Rom (Italien) statt. Anders als in Berlin hatten die Behörden dem Wunsch der Live 8-Organisatoren entsprochen und einen historischen Platz im Zentrum Roms als Konzertrahmen zur Verfügung gestellt. Im Programm waren viele einheimische Künstler und Bands vertreten.

Berlin

Live 8-Konzert in Berlin. Es spielen a-ha.

»Auftrittsreihenfolge und Songs

Das Konzert an der Berliner Siegessäule begann um 14.00 Uhr und sollte um 20:00 Uhr enden, dauerte dann aber bis 00.30 Uhr (Ortszeit). Wie in London kam es zu mehrstündigen Verspätungen einiger Auftritte. Laut Veranstalterangaben kamen rund 200.000 Besucher, die sich wie bei der Love Parade eng auf der Straße des 17. Juni zusammendrängten. Viele konnten das Geschehen auf der Bühne nur über eine der acht zusätzlich aufgestellten Großbild-Leinwände verfolgen. Dies kritisierten Veranstalter und Musiker zum Teil (s.u.).

Philadelphia

»Auftrittsreihenfolge und Songs

Das Konzert am Museum of Art in Philadelphia (USA) dauerte von 12.00 bis 19.00 Uhr (Ortszeit) bzw. von 16.00 bis 22.00 Uhr (koordinierte Weltzeit). Die Besucherzahl ist unbekannt, da keine Karten verkauft wurden und die Polizei von Philadelphia keine Schätzungen vornahm. Moderatoren, die von der Bühne auf die Menge herabsahen, sprachen von einer Million Zuhörern; die meisten Organisationen gehen dagegen von circa 700.000 aus.

Einige Künstler widmeten ihren Auftritt Luther Vandross, der am Vortag verstorben war. Der Produzent und Organisator, Russell Simmons, hatte sich dafür eingesetzt, dass mehr afroamerikanische Künstler bei diesem Konzert auftreten sollten, darunter einige Def Poetry Jam-Dichter. Die Künstler 50 Cent, Usher und Sean Combs wollten ursprünglich teilnehmen, sagten aber aufgrund von Terminproblemen ab. Vermutet wurde, dass eine neue Version des "USA for Africa"-Hits We are the world gespielt werden sollte, der schon vor zwanzig Jahren in Philadelphia aufgeführt worden war.

Übertragen wurde das Konzert in den USA von MTV und VH-1, allerdings nicht komplett und auch nicht vollständig live. Einige Male wurden Songs durch Werbung unterbrochen, was viele Fans verärgerte.

Barrie

»Auftrittsreihenfolge und Songs

35.000 Besucher sahen und hörten das Konzert im Park Place (dem früheren Molson Park) von Barrie (Ontario) nahe Toronto (Kanada). Es dauerte von 11.00 bis 20.00 Uhr (Ortszeit). Bob Geldof hatte im Vorfeld den Wunsch geäußert, das Konzert in Toronto stattfinden zu lassen. Doch noch einer langen Diskussion um einen geeigneten Standort, bei dem auch eine schwimmende Bühne auf dem Ontario See im Gespräch war, kam man zu dem Entschluss, das Konzert in das 100 Kilometer entfernte Barrie zu verlegen.

Einige Künstler wie das Duo Tegan and Sara und Burton Cummings sagten ab, meist wegen Erkrankungen. Great Big Sea verpassten fast ihren den Auftritt, da der Flug von ihrem Konzertort am Vorabend in letzter Minute ausfiel. Darum konnten sie auch nicht alle ihre Instrumente einsetzen. Am Ende spielte Steven Page O Canada von den Barenaked Ladies, das viele der anwesenden Künstler mitsangen. Vor dem Konzert wurde auch vermutet, dass die Bands Rush und The Rolling Stones in Kanada auftreten könnten. Diese Gerüchte bestätigten sich aber nicht.

Tokio

»Auftrittsreihenfolge und Songs

Bereits um 5.00 Uhr (koordinierte Weltzeit) begann im Makuhari Messe Convention Center von Tokio (Japan) das Erste der Live 8-Konzerte, da Japan in der frühesten Zeitzone der teilnehmenden Länder liegt. Mit 10.000 Konzertbesuchern war die Veranstaltungshalle allerdings nur halb gefüllt. Zwar konnten die Eintrittskarten in einer Verlosung gewonnen werden, die teilnehmenden Künstler waren aber nur eine Woche vor dem Konzert angekündigt worden und wurden daher weniger stark beachtet als die Auftritte in London oder Philadelphia. Das Konzert dauerte von 14.00 bis 22.00 Uhr (Ortszeit) und war damit bereits vorbei, als in den meisten anderen Städten die Konzerte erst begannen.

Japan ist das einzige asiatische Land in der G8; auch war dieses Live 8-Konzert das einzige, das in Asien stattfand.

Johannesburg

»Auftrittsreihenfolge und Songs

Das Konzert am Mary Fitzgerald Square, Newtown, einem Stadtteil von Johannesburg (Südafrika), war das einzige der Live 8-Konzerte, das in Afrika stattfand. Es dauerte von 10.45 bis 17.30 Uhr (koordinierte Weltzeit). Ein Highlight war der Auftritt des früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela, der für eine Ansprache eingeladen wurde. Das Publikum begrüßte ihn mit einer fünfminütigen stehenden Ovation.

Nach Angaben der Veranstalter nahmen 40.000 Besucher daran teil. Die vor allem von Johannesburgs schwarzer Bevölkerung gelesene Zeitung "Sowetan" hielt dies für übertrieben, titelte "Die Mengen meiden Live 8" und kommentierte:

Der afrikanische Ableger des 'Live 8'-Konzerts in Johannesburg war nicht gerade gut besucht (...). Obwohl mehrere tausend Leute kamen, war der Platz bei weitem nicht ausgelastet...

Eine weitere Lokalzeitung, der "Citizen", stellte fest, dass Live 8 im übrigen Afrika kaum bemerkt worden sei, und zog das Fazit:

Rockstars können Afrika nicht retten!

Moskau

Roter Platz (Moskau)

»Auftrittsreihenfolge und Songs

An diesem Konzert auf dem Roten Platz in Moskau (Russland) nahmen den Veranstaltern zufolge 200.000 Besucher teil. Es dauerte von 19.00 bis 22.30 Uhr (Ortszeit) bzw. von 16.00 bis 19.30 Uhr (koordinierte Weltzeit). Bis auf die international bekannte Band Pet Shop Boys traten hier fast nur russische Künstler auf. Die Teilnahme von Moskau wurde von Geldof erst wenige Tage vorher bekanntgegeben.

Cornwall

»Auftrittsreihenfolge und Songs

Peter Gabriel initiierte dieses zusätzliche Konzert in Großbritannien im Eden Project, Cornwall (13.00 bis 23.00 Uhr Ortszeit) kurzfristig, nachdem öffentlich kritisiert worden war, dass am Live 8-Projekt kaum afrikanische Musiker beteiligt seien. Demgemäß traten ausser ihm selbst und Dido hier ausschließlich afrikanische Künstler auf. Es kamen jedoch nur 5.000 Zuhörer. Das Konzert hatte damit die geringste Besucherzahl aller Live 8-Konzerte, was der Begeisterung der Besucher jedoch keinen Abbruch tat.

Edinburgh

»Auftrittsreihenfolge und Songs

Datei:Live8 Edinburgh.jpg
Live 8-Konzert in Edinburgh

Am 6. Juli 2005 fand hier im Murrayfield Stadion von Edinburgh (Schottland) vor rund 60.000 Zuschauern das elfte und letzte Live 8-Konzert unter dem Titel „The Final Push“ statt. Neben zahlreichen Künstlern, die auf der Bühne musizierten, wurde eine Videobotschaft von Nelson Mandela aus Südafrika abgespielt.

Viele Prominente hatten im Vorfeld dazu aufgerufen, in Edinburgh für die Erhöhung der Entwicklungshilfen durch die Teilnehmerstaaten der G8 zu demonstrieren. Bereits vier Tage vor dem Beginn des G8-Gipfels am 6. Juli 2005 forderten dort rund 100.000 Demonstranten die Staats- und Regierungschefs unter dem Motto Make Poverty History zum Kampf gegen Hunger und Armut auf.

Auch zahlreiche Prominente sind dem Aufruf The Long Walk To Justice gefolgt. Am 3. Juli 2005 brachen in Berlin rund 100 Demonstranten mit Bussen nach Edinburgh auf, die von den Fantastischen Vier und Regisseur Ralf Schmerberg finanziert wurden.

Das Konzept

Idee, Konzept und ein Großteil der Organisation dieser demonstrativen Konzertveranstaltung stammen von dem Iren Bob Geldof, einem bekannten Musikmanager, der selbst Rockmusiker ist. Ähnliche Großkonzerte veranstaltet er bereits seit Jahrzehnten und wurde dafür von der Queen geadelt.

Zu seinem engsten Mitarbeiterkreis gehören Bono, Richard Curtis, Harvey Goldsmith, John Kennedy, Midge Ure, Kevin Wall, Ken Ehrlich, Larry Magid, Tim Sexton, Greg Sills und Russell Simmons.

Nach jahrelanger Vorbereitung gab Geldof am 31. Mai 2005 den Medien erste Details des geplanten Konzepts bekannt: Live 8 solle bewusst keine Neuauflage des Live Aid-Konzertes von 1985 sein. Dieses war eine vergleichbar riesige Benefizveranstaltung und verwendete die erhobenen Eintritts- und Spendengelder als direkte Soforthilfe in damaligen von einer Hungerkatastrophe betroffenen Gebieten (z.B. Äthiopien). Diesmal sollte nicht die aktuelle Not einer bestimmten Region bekämpft, sondern die Politik für eine bessere Welt insgesamt mobilisiert und motiviert werden. Geldof betonte, dass dies die konsequente Fortsetzung früherer Ideen sei.

Bei Live 8 wurden daher im Gegensatz zum Vorläufer keine Geldspenden gesammelt, sondern Unterschriften: We don´t want your money, we want your name! (Wir wollen nicht Euer Geld, wir wollen Euren Namen!). Dies und die durch Konferenzschaltungen erreichte weltweite Medien-Publicity sollten den Druck auf die führenden Politiker der reichen Staaten verstärken, einen Schuldenerlass für die Dritte-Welt-Länder zu beschließen. Damit machte sich Geldof Vorstöße und Initiativen zahlreicher Nichtregierungsorganisationen in derselben Richtung zu eigen. Die Staatsvertreter des G8-Gipfels hätten die Macht, den Lauf der Geschichte zu ändern. Doch hätten sie nur dann auch den Willen dazu, wenn Millionen von Menschen ihnen deutlich machten, dass dies gewünscht werde.

Nach Geldofs Wunsch sollten in allen G8-Staaten Konzerte stattfinden. Nachdem er zuletzt von der Stadt Moskau die Zusage für den Roten Platz erhielt, hatte er das gesteckte Ziel erreicht.

Blick über das Publikum

Obwohl der Eintritt zu allen Konzerten kostenlos war, wurden für einige Austragungsorte Eintrittskarten vergeben, um die erwarteten Besuchermengen zu koordinieren. Für das Konzert in London konnte man per SMS an einer Verlosung der Karten für den vorderen Bereich teilnehmen. Auch gab es abgeteilte Bereiche für VIPs. Wegen des enormen Interesses an diesen Plätzen tauchten wenige Stunden nach der Kartenvergabe die ersten Karten zur Versteigerung beim online-Auktionator eBay auf. Auf den Protest von Bob Geldof reagierte eBay entgegen der sonstigen Praxis sofort und löschte umgehend alle entsprechenden Auktionen, darunter auch später angebotene Konzertmitschnitte auf CD oder DVD.

Als ergänzende Aktion hatte Geldof ursprünglich mit Sail 8 am 3. Juli 2005 einen Massentransport von Demonstranten mit privaten Booten von Frankreich nach Edinburgh geplant. An dieser Aktion nahmen jedoch nur vier Schiffe mit insgesamt weniger als 100 Passagieren teil. Daraufhin sagte Geldof den geplanten Empfang der Boote ab. Damit war ein Teil des Konzepts, nämlich direkten Druck auf die Meinungsbildung des G8-Gipfels auszuüben, nicht so wie erwünscht aufgegangen.

Multimediale Verbreitung

Live 8 war auch hinsichtlich seiner medialen Verbreitung ein Superlativ:

  • Zur Unterstützung der Kampagne Make Poverty History wurden während der Konzerte insgesamt über 26 Millionen SMS-Nachrichten mit dem Text UNITE verschickt.
  • Über 160.000 Internet-Nutzer haben nach Angaben des Internet-Providers AOL gleichzeitig die Live-Übertragungen über das Internet verfolgt.
  • Insgesamt sollen sich laut Angaben von AOL Programming Senior VP Bill Wilson insgesamt mehr als 5 Millionen Zuschauer während der Liveübertragungen eingeloggt haben. Außerdem bezeichnete er Live 8 als das „größte Online-Event der Geschichte“.

Das Zusammenwirken von Livekonzerten in vier Kontinenten, weltweiter Fernseh- und Internetübertragung und politischem Lobbyismus stellt eine Neuheit in der Geschichte der Rockmusik dar. Dennoch blieben die Veranstalter hinter einigen der gesteckten Ziele zurück: Während der Vorbereitungen zu Live 8 rechneten sie mit weltweit 5 Milliarden Zuschauern. Es waren letztendlich zwischen 2 bis 3 Milliarden.

Auswirkungen

für die Armutsbekämpfung

Bob Geldof hatte Finanzhilfe in Höhe von 25 Milliarden US-Dollar von den Regierungschefs der G8-Länder gefordert. Bewilligt wurde dann - trotz der tags zuvor verübten Terroranschläge am 7. Juli 2005 in London - die doppelte Summe an Entwicklungshilfe für ganz Afrika. Zudem wurde für 18 der am meisten verschuldeten Staaten Afrikas ein teilweiser Schuldenerlass bewilligt.

Dies hatte allerdings nur die Form einer unverbindlichen Zusage. Die Finanzierung blieb offen, eine Frist bis zur Erfüllung wurde nicht genannt. Auch wurde die Summe mit der schon eingeplanten Entwicklungshilfe für diese Staaten verrechnet, so dass die Haushaltsmittel der betroffenen Regierungen faktisch zunächst gekürzt werden. Es handelt sich nach Ansicht von Kritikern also nur um eine staatliche Schuldenübernahme für drei internationale Währungsinstitute, die zu den wichtigsten Gläubigern der Schuldnerstaaten gehören. Geldof nannte daraufhin als künftiges Ziel von Live 8 die Verdoppelung der Entwicklungshilfe für die ärmsten Länder der Welt.

Falls die jetzige Zusage der G8 eingehalten wird, kann diese verstärkte Unterstützung Afrikas aber bereits als großer Erfolg für die Live 8-Aktionen gelten. Dieser ist auch der Fürsprache des britischen Premierministers Tony Blair zu verdanken, der sich auf dem G8-Gipfel besonders vehement für den Schuldenerlass einsetzte und als starker Befürworter von Geldofs Plänen zur Armutsbekämpfung in Afrika gilt.

Dabei spielen jedoch – wie immer bei solchen von der Öffentlichkeit beobachteten Zusammenkünften – auch innenpolitische Motive eine Rolle: Blair hatte nach der Entscheidung zum Irakkrieg einen rapiden Popularitätsabfall hinnehmen müssen, den er nach seiner Wiederwahl nicht erneut erleben möchte. Als jetziger Ratsvorsitzender der EU versucht Blair sich zudem als einigender Führer Europas gegenüber den USA zu profilieren, die als Bremser und Schlusslicht bei den Ausgaben für Entwicklungshilfe gelten. Schon die britische Kriegsbeteiligung allein kostet Großbritannien Woche um Woche ein Vielfaches der Summen, die für Entwicklungshilfe weltweit ausgegeben werden.

für die Künstler

Der norwegische Abgeordnete Jan Simonsen will Bob Geldof 2006 aufgrund seines Engagements, mit Hilfe von Rockmusik auf die Armut in der Welt hinzuweisen, für den Friedensnobelpreis vorschlagen. Das englische Boulevardblatt The Sun griff die Idee auf und verglich Geldof bereits mit Mutter Theresa:

„Mit seiner Entschlossenheit, seiner Energie, seiner Weitsicht und seiner moralischen Courage hat er zwei Mal dauerhaft das Gewissen der Welt geweckt... 1979 hat Mutter Theresa den Friedensnobelpreis für ihren Kampf gegen Armut und Elend in der Welt gewonnen. Welch besseren Preisträger könnte es bei der nächsten Verleihung des Preises geben?“

Viele der bei Live 8 aufgetretenen Künstler konnten wenige Tage nach dem Konzert einen erhöhten Absatz ihrer Alben beobachten. Wie die britische Zeitung Daily Mirror berichtet, lag der Absatz des Best-Of-Albums Echoes von Pink Floyd am Montag nach Live 8 mehr als 1.000 Prozent über den durchschnittlichen Verkaufszahlen der Vorwoche. Die Nachfrage nach dem Album Then And Now der Band The Who sei allein in Großbritannien um mehr als 800 Prozent gestiegen. Madonnas The Immaculate Collection verkaufte sich 200 Prozent häufiger. Auch auf nicht unmittelbar beteiligte Künstler hat sich dieses ausgewirkt: Die Nachfrage nach dem Greatest Hits-Album der Eurythmics ist dank des Auftritts von Annie Lennox ebenfalls rund 500 Prozent gestiegen. Vor diesem Hintergrund hat der Pink-Floyd-Gitarrist David Gilmour seine Kollegen dazu aufgefordert, die unerwarteten Mehreinnahmen für Afrika zu spenden.

Kritik

an Konzept und Durchführung von Live 8

Brandenburger Tor während des Live 8 Festivals in Berlin "Deine Stimme gegen Armut"

Afrikanische Gruppen und Peter Gabriel kritisierten, dass bei den geplanten Konzerten nur ein geringer Anteil an afrikanischen und afroamerikanischen Künstlern auftreten sollte. Deshalb wurden die Veranstaltungsorte Johannesburg und Cornwall ergänzt. Gerade die Konzerte dort waren aber schwach besucht.

Moeletsi Mbeki, Leiter des Instituts für internationale Angelegenheiten von Südafrika und Bruder von dessen Staatspräsidenten Thabo Mbeki, kritisierte in der südafrikanischen Zeitung The Star am 6. Juli 2005 Bob Geldof und Live 8: Dieses Projekt helfe Afrika nicht, weil es die Symptome anstelle der Krankheit bekämpfe. Für die Ursachen fehle Geldof trotz guter Absicht das Verständnis. Der geforderte Schuldenerlass würde lediglich korrupte Eliten in Afrika stützen und ihnen weiteren „systematischen Diebstahl des Reichtums eines ganzen Kontinents erlauben“. Kernproblem sei der „schockierende Mangel an Rechenschaft, den afrikanische Regenten gegenüber ihren Bürgern ablegen“. Jede Spende gegen den Hunger, die einen Teller fülle, erlaube ihnen nur, dafür „gierig einen anderen Teller zu leeren“. Bisherige westliche Entwicklungshilfe ermutige sie dazu.

Diese Kritik teilten auch andere afrikanische Journalisten und Wirtschaftsexperten, wie z.B. James Shikwati. Auch der deutsche Journalist Stefan Kornelius warf dem Projekt in der Süddeutschen Zeitung am 3. Juli 2005 vor, dass es in erster Linie der „Entlastung des eigenen Gewissens“ diene, die Probleme Afrikas jedoch nicht lösen könne.

Ein Kommentar von Sebastian Handke im Berliner Tagesspiegel am 4. Juli 2005 nahm Geldof zwar gegen Vorwürfe der Naivität in Schutz. Er fand jedoch die Dramaturgie des Londoner Konzerts "seelenlos": Beim Auftritt der Äthioperin Brihan Woldu, der Live Aid vor 25 Jahren das Leben rettete, sei ein Moment echter Betroffenheit entstanden. Diesen habe aber Madonnas lauter Auftritt danach sofort wieder zerstört. „Bon Jovi waren laut und dumm, Destiny's Child routiniert und desinteressiert.“ Nur Michael Stipe mit REM sei mit einem breiten blauen Balken quer durchs Gesicht aus dem üblichen Showrahmen gefallen.

an Politik, Wirtschaft und Medien

In Deutschland äußerte der für das Konzert in Berlin zuständige Konzertveranstalter Marek Lieberberg Kritik an der deutschen Regierung und dem Senat der Stadt Berlin. Er warf beiden mangelnde Unterstützung des Live 8-Projekts vor.

So habe die Veranstaltung wegen der Rasensprengung nicht vor dem Reichstagsgebäude stattfinden dürfen. Dort wäre Platz genug vorhanden gewesen. „Wir hatten als Platz nur einen schmalen Schlauch zur Verfügung. Da konnte man nicht besser arbeiten, als wir es getan haben.“ Campino von der Gruppe Die Toten Hosen sagte dazu:

"Ein weltbewegendes Ereignis wie Live 8 auf einer 24 Meter engen Straße stattfinden zu lassen, und den großen Platz um die Siegessäule als Veranstaltungsort nicht zu erlauben, ist eine unglaubliche Blamage... Jede Mehrzweckhalle auf unserer Tournee bot vor der Bühne mehr Platz für die Zuschauer."

Außerdem beschimpfte er den regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit als Idioten und weigerte sich später, sich dafür zu entschuldigen. - Der Berliner Senat wies die Kritik jedoch als falsch zurück und betonte, die Veranstalter hätten sich den Ort selbst ausgesucht.

Weiterhin beklagte Lieberberg das geringe Interesse möglicher Sponsoren zur Finanzierung dieses Konzertes. 50 der größten deutschen Unternehmen hätten auf seine Bittbriefe nicht einmal reagiert. Zudem habe es - anders als in England - kaum Bereitschaft der Printmedien, Anzeigen zu finanzieren und zu veröffentlichen, gegeben. Es sei eine „Blamage, dass dieses Land die Veranstaltung geschenkt genommen hat“, erklärte er. Musiker, Musikindustrie und ARD hätten ein hervorragendes Engagement gezeigt; „Rest-Deutschland hat nur dabeigestanden und gestaunt“. Diese Umstände könnten dem Deutschlandbild in den übrigen Staaten der Live 8-Konzerte schaden. Diese Kritik hielte auch Bob Geldof für richtig.

Kritisiert wurde auch die spärliche Berichterstattung im Fernsehen und in den Printmedien (siehe dazu Weblinks).

Song-Download

Verschiedene Internet-Anbieter stellen den Eröffnungssong Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band von Paul McCartney und U2 aus London als kostenpflichtigen Download zur Verfügung. Die Einnahmen gehen zu 100 Prozent an die Live 8-Organisation.

Anbieter sind u.a.:

Weiterhin wird auch der vorletzte Song des Londonkonzerts, The Long and Winding Road, angeboten. Eine Liste sämtlicher Downloadmöglichkeiten gibt es unter www.live8-download.de.

Siehe auch

Vorlage:Commons2

Veranstalter und Fans

Aktionsbündnisse von Live 8

Kritische Medienberichte