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Informationsdienst gegen Rechtsextremismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Informationsdienst gegen Rechtsextremismus (abgekürzt IDGR) ist ein privater Online-Service, der sich die Erforschung und Aufklärung des Rechtsextremismus, Neonazismus und Antisemitismus zum Ziel gesetzt hat. Dazu sammelt und bietet er in den Medien frei zugängliche Information.

Herausgeberin und Redakteurin ist die Politikwissenschaftlerin Margret Chatwin, die die Website privat finanziert. Der IDGR hat keinen institutionellen Träger und erhält keine Spenden- oder Fördermittel für seine Arbeit.

Die Artikel werden von knapp 40 weiteren Autoren erstellt: darunter Mitarbeitern von Holocaustgedenkstätten, Studenten, Journalisten, Fachbuch-Autoren und Rechtsextremismus-Experten. Sie arbeiten alle freiwillig und unentgeltlich mit.

Die Redaktion betont, dass nur tatsächlich erwiesene, nicht vermutete Verbindungen von Personen der Zeitgeschichte zu rechtsextremen Tendenzen dargestellt werden, und gibt den Hinweis: "Bitte beachten Sie, dass nicht jede Person oder Gruppe mit Kontakten zum organisierten Rechtsextremismus selbst als rechtsextrem einzustufen ist." Die Kriterien der Einstufung werden in den Einzelartikeln erklärt.

Angebot

Die IDGR-Website hat einen strukturierten Aufbau, ein ungewöhnlich professionell gestaltetes Layout und Web-Design. Sie bietet ein alphabetisch geordnetes Lexikon, einen Themenkatalog, aktuelle Nachrichten, eine Rubrik für neue Artikel und eine interne Suchfunktion. Aktuelle Informationen über Rechtsextremismus werden der allgemein zugänglichen Tagespresse und Publikationen aus allen politischen Lagern entnommen, gesammelt, ausgewertet und bewertet. Auch staatliche Quellen wie z.B. Verfassungsschutzberichte werden genutzt.

Die Artikel sind untereinander verlinkt, so dass man sich beispielsweise zum Thema "Holocaustleugnung" ein Bild sowohl von den damit verbundenen oder verwandten Themen und Veröffentlichungen als auch von den Vertretern, ihren Biografien und Organisationen machen kann.

Die Autoren der Einzelartikel geben Quellenangaben jeweils als Fußnoten an, die ihrereits querverlinkt sind, so dass man sie nachprüfen kann. Für deren sachliche Richtigkeit zeichnen die jeweiligen Verfasser und die Herausgeberin verantwortlich. Viele Artikel sind in den Jahren 2000-2003 entstanden und daher unter Umständen nicht ganz auf dem neuesten Stand, jedoch meist aktueller als vergleichbare Printmedien zum selben Thema.

Der IDGR betont, dass die Informationen laufend geprüft und gegebenenfalls korrigiert werden; er fordert seine Leser dazu auf, gefundene Fehlinformationen mitzuteilen. Auf rechtsextreme Webseiten wird ausdrücklich nicht verlinkt.

Der Lexikonteil bietet bereits an die 300 Einzelartikel. Dennoch fehlen bisher einige bekannte Personen des rechtskonservativen bis rechtsextremen Spektrums: z.B. Rolf Schlierer, Vorsitzender der Partei Die Republikaner.

Ein Hauptanliegen des IDGR ist die Aufklärung von Aktivitäten von Holocaustleugnern und ihren Organisationen. Ein besonderes Anliegen ist auch das Erforschen von Berührungspunkten zwischen Rechtskonservatismus und Rechtsextremismus, etwa in der Grauzone der sogenannten "Neuen Rechten". Die politischen Positionen dieses Spektrums werden von Fachbuch-Autoren wie Ralph Kummer nach sozialwissenschaftlichen Kriterien untersucht.

Ein Sonderteil „Dokumente“ bietet Originaldokumente von Verfahren gegen NS-Verbrecher, Positionspapiere von rechtsextremen Gruppen und Verbotsverfahren gegen sie an. Eine nach Themen geordnete Bibliografie bietet Standardwerke von Holocaustexperten und Historikern, die sich mit dem Thema befassen. Eine weitere Rubrik bietet Rezensionen von aktuellen Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt, sowohl von Rechtsextremen selbst als auch von Autoren, die sich ihnen widmen.

Die Mitarbeiter des IDGR greifen auch in aktuelle Diskussionen ein, indem sie Zeitungskommentare zu Rechtsextremismus ihrerseits dokumentieren und kommentieren.

Eine Seite unter dem Titel „Ermutigungen von Rechtsaußen“ dokumentiert eine Auswahl der Hassbriefe, die den IDGR nach eigener Aussage fast täglich erreichen. Die Herausgeberin betont, dass sie Post mit strafrechtlich relevanten Inhalten nicht dokumentiert, sondern der Staatsanwaltschaft übergibt. Dennoch sind bereits in den dokumentierten Briefen Morddrohungen enthalten.

Resonanz

Die Website hat einen großen Leserkreis, in dem das Angebot verschieden und oft konträr bewertet wird. Das liegt zum einen an der vom IDGR erklärten Zielsetzung: Information, die gegen Rechtsextremismus gesammelt werde, könne nicht unvoreingenommen sein. Es liegt aber auch an unterschiedlicher Bewertung der Arbeitsweise und der vermuteten Ziele der IDGR (s.u.).

Positiv äußern sich inzwischen eine Reihe von Medien, die auf Informationen über Rechtsextremismus angewiesen sind. Dazu gehört z.B. H-Soz-u-Kult, eine Mailingliste für die Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin. Eine Rezension von Andreas Klaerner, Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung zieht folgendes Fazit:

"Der IDGR ist die erste Adresse im WWW, wenn man sich über den deutschen und internationalen Rechtsextremismus informieren will. Dies gilt sowohl für ein wissenschaftliches als auch für ein allgemein interessiertes Publikum."

Mehrere Bundesministerien und weitere öffentliche Stellen, darunter der Verfassungsschutz von Nordrhein-Westfalen, haben den IDGR als solide Informationsquelle für Rechtsextremismus empfohlen. Vom Bündnis für "Demokratie und Toleranz" wurde das Projekt 2003 mit einem Hauptpreis ausgezeichnet.

Negativ äußern sich Stimmen, die eine Unterscheidung von Konservatismus und Rechtsextremismus beim IDGR vermissen und hierbei betonen. Manche halten ihn daher für ideologisch voreingenommen und sehen weniger eine Aufklärungsabsicht als ein Diffamierungsinteresse. Claus Wolfschlag, ein Autor u.a. der Wochenzeitung Junge Freiheit, kritisiert als selbst Betroffener z.B., die Website diene vor allem der Anprangerung unliebsamer rechtsstehender Persönlichkeiten. Das Benennen von Kontakten und angeblichen ideologischen Überschneidungen zwischen Nicht-Linken und Mitgliedern konservativer Organisationen mit rechtsextremen Gruppen - etwa im Umfeld des Instituts für Staatspolitik oder des Studienzentrums Weikersheim - diene dazu, auch demokratisch gesinnte Personen und Organisationen in die Nähe rechtsextremistischer Ideologien zu bringen. Das führt gelegentlich auch zu Klagen gegen den IDGR.

Literatur