Zum Inhalt springen

Berchtesgaden

Diese Seite befindet sich derzeit im Review-Prozess
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Oktober 2010 um 01:46 Uhr durch HerrZog (Diskussion | Beiträge) (Jüngere Vergangenheit bis heute: ü.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Wappen Deutschlandkarte
Berchtesgaden
Deutschlandkarte, Position des Marktes Berchtesgaden hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 47° 38′ N, 13° 0′ OKoordinaten: 47° 38′ N, 13° 0′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Berchtesgadener Land
Höhe: 572 m ü. NHN
Fläche: 35,63 km2
Einwohner: 7697 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 216 Einwohner je km2
Postleitzahl: 83471
Vorwahl: 08652
Kfz-Kennzeichen: BGL, BGD, LF, REI
Gemeindeschlüssel: 09 1 72 116
Adresse der
Marktverwaltung:
Rathausplatz 1
83471 Berchtesgaden
Website: www.berchtesgaden.de
Bürgermeister: Franz Rasp (CSU)
Lage des Marktes Berchtesgaden im Landkreis Berchtesgadener Land
KarteBerchtesgadenEck (gemeindefreies Gebiet)SchneizlreuthSchellenberger ForstAinringAnger (Berchtesgadener Land)Bad ReichenhallBayerisch GmainBerchtesgadenBischofswiesenFreilassingLaufen (Salzach)MarktschellenbergPidingRamsau bei BerchtesgadenSaaldorf-SurheimSchneizlreuthSchönau am KönigsseeTeisendorfLandkreis TraunsteinÖsterreich
Karte

Berchtesgaden ist ein Markt im äußersten Südosten des bayerischen Regierungsbezirks Oberbayern und Mittelzentrum des südlichen Teiles des Landkreises Berchtesgadener Land. Die nächste größere Stadt ist Bad Reichenhall, die nächste Großstadt und regionalplanerisches Zentrum der Region ist das österreichische Salzburg.

Erstmals urkundlich erwähnt als Klosterstiftung im Jahre 1102, wurde dem Stift 1156 die Forsthoheit und damit verbunden auch die Schürffreiheit auf Salz und Metall gewährt. Beide zusammen sorgten für einen ersten wirtschaftlichen Aufschwung, der Berchtesgaden zu einem Markt heranwachsen ließ. Die Pröpste der Augustiner-Chorherren weiteten Berchtesgaden zum Hauptort eines kleinen geistlichen Staates aus, der ab 1559 bis 1803 schließlich das geistliche und zugleich weltliche Zentrum einer gleichnamigen Fürstpropstei bildete.

Mitte des 19. Jahrhunderts vollzog sich in Berchtesgaden dank seiner umliegenden Naturschönheiten der Strukturwandel zu einem Touristenziel mit rapide wachsenden Gästezahlen. Nach dem Zweiten Weltkrieg vermochte der Ort gerade auch wegen seiner historischen Bedeutung während der Zeit des Nationalsozialismus an diesem Aufschwung wieder anzuknüpfen, seit den 1990er Jahren sind die Gästezahlen aber rückläufig. Die Marktgemeinde Berchtesgaden sucht sich deshalb nun auch in Sachen Ökologie und umweltverträglicheren Tourismus zu profilieren. In Berchtesgaden ist der Verwaltungssitz des seit 1978 bestehenden Nationalparks Berchtesgaden, der Teil des 1990 von der UNESCO ausgewiesenen Biosphärenreservats Berchtesgaden ist.

Geografie

Geografische Lage

Blick auf Berchtesgaden mit Stifts- und Pfarrkirche, dahinter das Watzmannmassiv

Berchtesgaden gehört zu Oberbayern im Bundesland Bayern. Die Gemeinde ist Teil des südlichen Landkreises Berchtesgadener Land, der im Osten, Süden und Südwesten vom österreichischen Bundesland Salzburg umgeben ist.

Berchtesgaden ist nahezu völlig von den Berchtesgadener Alpen umgeben. Vom Norden her führen nur die B 20 und eine parallele Bahnlinie über Hallthurm sowie vom Nordwesten her die B 305 (Deutsche Alpenstraße) über den Pass Schwarzbachwacht nach Berchtesgaden. Nach Osten verbindet die B 305 Berchtesgaden auf relativ flachem Talniveau entlang der Berchtesgadener Ache über Marktschellenberg mit Salzburg. Die Talkessellage teilt sich Berchtesgaden mit vier Nachbargemeinden. Sie wird zuweilen auch als geomorphologische Einheit „Berchtesgadener Talkessel“ bezeichnet.

Der Talkessel weist, abgesehen von der relativ schmalen Talebene Richtung Salzburg, unterschiedliche Höhenlagen auf. Am niedrigsten liegt der Hauptbahnhof mit 520 m über NN, das Marktzentrum mit 570 m, die Erhebungen innerhalb des Marktes sind der Lockstein mit 687 m und zum Teil der Kälberstein mit 786 m.[2] Ortsteile bzw. Gnotschaften wie die Au und Gern liegen auf 700-1100 m, Obersalzberg auf 1000 m und das Kehlsteinhaus auf 1834 m über NN.

Berchtesgaden ist etwa 20 Kilometer südlich von Bad Reichenhall, 24 Kilometer von Salzburg, etwa 150 Kilometer südöstlich von München und 200 km nordöstlich von Innsbruck entfernt.[3]

Gemeinsam mit dem Alpenpark Berchtesgaden gehört Berchtesgaden zum Vorfeld des Nationalparks Berchtesgaden, der Teil des 1990 von der UNESCO ausgewiesenen Biosphärenreservats Berchtesgaden ist.

Geografisch soziokulturelle Zuordnungen

Neben der geomorphologischen Einheit Berchtesgadener Talkessel wird Berchtesgaden soziokulturell als namensgebender Hauptort des Berchtesgadener Landes angesehen, das früher den Markt und die Nachbargemeinden als Kerngebiet der Fürstpropstei Berchtesgaden einschloss. Der Begriff Berchtesgadener Land wurde auch später landespolitisch im Zuge der Zuordnung in Gaue als eigenständige und sich zum Beispiel vom Chiemgau und Rupertiwinkel bzw. Rupertigau abgrenzende Größe benutzt; so gilt die zum Landkreis Traunstein gehörende Gemeinde Inzell als „Tor“ des Chiemgaus zum Berchtesgadener Land, da die Zwing, eine Bergenge zwischen Inzell und Weißbach, den Chiemgau vom Berchtesgadener Land trennt. Die gemeindepolitischen Einbindungen Berchtesgadens in den vormaligen Landkreis Berchtesgaden und jetzigen Landkreis Berchtesgadener Land gingen und gehen der Fläche und den zugehörigen Gemeinden nach jedoch weit über die soziokulturelle Begriffseinheit Berchtesgadener Land hinaus.

Gemeindegliederung

Zu Berchtesgaden gehören der Markt als Ortskern sowie nach den Eingemeindungen von 1972 die vormals selbstständigen Gemeinden Au, Gern und Salzberg, die in zwölf Gnotschaften unterteilt sind, von denen Obersalzberg wegen seiner Bedeutung während der Zeit des Nationalsozialismus große Bekanntheit erlangte.

Nachbargemeinden

Die Berchtesgadener Nachgemeinden gehören wie Berchtesgaden selbst zum Landkreis Berchtesgadener Land. Die nördliche Nachbargemeinde Berchtesgadens ist Bischofswiesen. Im Nordosten grenzt die Gemeinde Marktschellenberg und im Südwesten die Gemeinde Schönau am Königssee an. Westlich der Gemeinden Bischofswiesen und Schönau am Königssee liegt die Gemeinde Ramsau bei Berchtesgaden. Berchtesgaden, die genannten Gemeinden und zwei angrenzende gemeindefreie Gebiete zwischen Bischofswiesen und Marktschellenberg und südlich von Berchtesgaden werden zuweilen auch als geomorphologische Einheit Berchtesgadener Talkessel bezeichnet.

Hinter dem deutsch-österreichischen Grenzübergang am Dürrnberg liegt östlich von Berchtesgaden und außerhalb des Talkessels die österreichische Stadt Hallein.

Geologie

Die Geologie Berchtesgadens ist von den Berchtesgadener Alpen bestimmt. In deren unteren Teil herrscht Dolomit vor, der dort Ramsaudolomit genannt wird. Die aus Dolomit gebildeten Hänge sind häufig mit Bergkiefern bewachsen, beispielsweise am Sockel des Untersbergs und im Steinernen Meer, während auf den ungerodeten Flächen des Tals Tannen- und Fichtenwälder vorherrschen.

Klima

Klimadiagramm von Berchtesgaden

Die Marktgemeinde Berchtesgaden befindet sich in der kühl-gemäßigten Klimazone, jedoch ist ein Übergang zum Kontinentalklima bereits spürbar.[4] Die Jahresmitteltemperatur beträgt 7,2 °C. Der wärmste Monat ist der Juli mit durchschnittlich 18,8 °C, der kälteste der Januar mit −2,7 °C im Mittel. Die Differenz zwischen dem Maximum und dem Minimum, die Amplitude, beträgt 19,0 °C.

Die mittlere Niederschlagsmenge beträgt 126 Millimeter pro Monat. Der meiste Niederschlag fällt im Juli mit 219 mm im Durchschnitt, der wenigste im November mit 85 mm. Es gibt ganzjährig Niederschläge, im Sommer sind diese jedoch stärker. Das Klima ist damit humid. Der Jahresniederschlag liegt mit nur 1514 mm über dem bundesdeutschen Schnitt von 700 mm (Stand: Oktober 2006).

Das Berchtesgadener Klima wird auch als Hochgebirgsklima, thermisch und aktinisch reizmäßig, beschrieben,[5] das aber auch durch den Föhn mitgeprägt ist.

Geschichte

Frühgeschichte und Namensgebung

Wie Streufunde aus der Jungsteinzeit belegen, wurde die Gegend um Berchtesgaden bereits vor 4000 Jahren von Jägern und Fischern aufgesucht.[6]

Der erste Teil des Namens könnte sich entweder von der Perchta oder einem Siedler mit dem Namen Perther, der zweite Teil von Gaden, einem umzäunten Wohnsitz, ableiten.[7][8] In Historische abhandlungen der königlich-baierischen Akademie aus dem Jahr 1807 ist hingegen vom „vormaligen Stift Bertholdsgaden“ die Rede und in Herders Conversations-Lexikon von 1854 gibt es die alternierende Stichwortsetzung „Berchtesgaden, Berchtoldsgaden“, was mit einer Berchtesgadener Sage korrespondiert.[9][10][11]

Vom Gelübde bis zur Fürstpropstei

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Berchtesgaden im Jahre 1102. Der Besiedelung des Ortes war nach einem Jagdunfall ihres Ehemannes Graf Gebhard II. von Sulzbach das Gelübde der Gräfin Irmgard von Sulzbach vorangegangen, als Dank für seine Errettung ein Kloster zu stiften. Ihre Söhne Berengar II. von Sulzbach und Kuno von Horburg-Lechsgemünd[12][13] setzten sich nach dem Tod ihrer Mutter für die Erfüllung dieses Gelübdes ein und reisten zwischen 1102 und 1105 nach Rom; dort bestätigte Papst Paschal II. die Klosterstiftung. Das Kloster stand als päpstliches Eigenkloster unter dessen Schutz. Die kleine, von Berengar berufene Schar Augustiner-Chorherren erlebte jedoch das Berchtesgadener Tal als noch sehr unwirtlich und zog sich in das Kloster Baumburg im Norden des heutigen Landkreises Traunstein zurück. Erst nachdem Eberwin zum ersten Propst ernannt worden und die Rodung des Talkessels vorangeschritten war, ließen sich zwischen 1106 und 1112 die Augustiner-Chorherren endgültig in Berchtesgaden nieder und erbauten alsbald die St. Petrus und St. Johannes Baptist geweihte Stiftskirche (Inschrift 1122) .[14]

Berchtesgaden bildete nun den Hauptort eines kleinen geistlichen Staates. Kaiser Friedrich Barbarossa gewährt dem Stift 1156 die Forsthoheit; die Berchtesgadener erweiterten die kaiserliche Urkunde eigenmächtig um die Schürffreiheit auf Salz und Metall.[15] Beides sorgte für einen ersten wirtschaftlichen Aufschwung, der Berchtesgaden zu einem Markt heranwachsen ließ. 1294 manifestierte sich dessen Eigenständigkeit durch die Übertragung der Blutgerichtsbarkeit für schwere Vergehen, und ab 1380 war Berchtesgaden als Zepterlehen auch im Reichstag mit Sitz und Stimme vertreten. Die Berchtesgadener Pröpste hatten bereits den Status von Reichsprälaten. Das nahe Erzbistum Salzburg suchte jedoch schon bald Einfluss auf die lukrativen Ländereien Berchtesgadens zu gewinnen. Die Schellenberger Saline war dem großen Nachbarn bereits verpfändet, und von 1393 bis 1404 stand Berchtesgaden erstmals unter der Verwaltung Salzburgs.

1559 zur Fürstpropstei erhoben, wurde Berchtesgaden zum Hauptort des kleinsten Fürstentums und der einzigen Fürstpropstei des Bayerischen Reichskreises und unterstand damit den bayerischen Wittelsbachern, welche die Fürstpropstei bis 1723 verwalteten. Danach waren die Berchtesgadener wieder allein den von den Augustiner-Chorherren ernannten Fürstpröpsten untertan, die dann im Zuge der Gegenreformation nahezu alle Berchtesgadener evangelischen Glaubens ausgewiesen haben. Mit der Säkularisation im Jahr 1803 endete schließlich die fürstpröpstliche Herrschaft über Berchtesgaden. (Siehe auch: Fürstpropstei Berchtesgaden).

Säkularisation, Anschluss an Bayern

Mit der Säkularisation und dem damit verbundenen Ende der pröpstlichen Herrschaft hatte Berchtesgaden im Anschluss daran innerhalb von sieben Jahren gleich vier Mal seine landespolitische Zugehörigkeit zu wechseln. Erst gehörte Berchtesgaden auf Anordnung Napoleons ab 1803 zum neuen Kurfürstentum Salzburg unter der Regentschaft des Habsburgers Ferdinand III., nach dem Frieden von Pressburg 1805 zum neu gegründeten Kaisertum Österreich und ab 1809 für kurze Zeit zum napoleonischen Frankreich. Nach der Neuordnung Europas im Jahr 1810 wurde Berchtesgaden als Hauptort des Berchtesgadener Landes zusammen mit Salzburg dem Königreich Bayern angegliedert und verblieb dort im Gegensatz zu Salzburg, das seit 1816 wieder zu Österreich gehört.[16]

Königliche Residenz und erster Tourismus

Watzmanngemälde von Caspar David Friedrich

In den folgenden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts benutzten die bayerischen Könige Berchtesgaden als Sommerresidenz und bauten das Chorherrenstift in ein königliches Schloss um. Insbesondere Prinzregent Luitpold von Bayern (1821-1912), der jeden Herbst zum Jagen kam, war bei den Berchtesgadenern als Gönner und Wohltäter sehr beliebt. So ließ er unter anderem 1892 die Freiung Kugelfeldfreie, die bis dahin für öffentliche Spiele und Viehmärkte und kurzfristig (1834-1835) auch als Exerzierplatz von der Nationalgarde genutzt wurde, in eine kleine Parkanlage mit Laubbäumen verwandeln. Im Luitpoldpark (zuvor: Luitpoldhain), heute zwischen der Kälbersteinstraße und der Von-Hindenburg-Allee, ließ ein Jahr später der District Berchtesgaden ein Bronzedenkmal aufstellen, das den Prinzregenten in Jägerkleidung zeigt.[17][18]

Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und mit der Anbindung an das Eisenbahnnetz in den 1880er Jahren entwickelte sich der Fremdenverkehr mit rapide steigenden Gästezahlen.

Berchtesgaden und Watzmann 1900

Auch zahlreiche Industrielle sowie Künstler und Schriftsteller besuchten Berchtesgaden und seine Umgebung. Bei den Malern waren der Ort selbst, die direkte Umgebung und der Blick auf das Watzmann-Massiv als Motive beliebt. Carl Rottmann hatte bereits in den 1820ern Gemälde der Berchtesgadener Alpen geschaffen; siehe auch das davon inspirierte Watzmann-Gemälde (1824/25) von Caspar David Friedrich. Stammgäste waren unter anderen Ludwig Ganghofer, der eine ganze Reihe seiner Romane in Berchtesgaden spielen ließ, sowie die norwegischen Schriftsteller Jonas Lie und Henrik Ibsen.

Neben dem Salzabbau wurde der Tourismus bald zu einer wichtigen Einnahmequelle, während das Holzhandwerk in gleichem Maße an Bedeutung verlor. So bot sich u. a. die 1877 eröffnete Pension Moritz als erstes Quartier für zahlende Gäste auf dem Obersalzberg an, in der sich dann Jahrzehnte später, noch vor seiner Machtergreifung, Adolf Hitler mehrere Male aufhielt.

1899 wurde die erste evangelische Kirche in Berchtesgaden errichtet, um dem Zustrom evangelischer Gäste Rechnung zu tragen, die sich öfters einen Zweitwohnsitz in Berchtesgaden zulegten.

Zeit des Nationalsozialismus

1923 besuchte Adolf Hitler seinen Mentor Dietrich Eckart in der Pension Moritz (später Hotel Platterhof) auf dem Obersalzberg, der sich dort seit Anfang des Jahres mit Hilfe von Christian Weber einem Haftbefehl wegen Beamtenbeleidigung entzog. Noch im selben Jahr wechselte Eckart das Versteck in den 1903 in Schönau am Hinterbrand errichteten Hinterbrand-Hof [19] Während Eckart Ende 1923 in Berchtesgaden einem Herzschlag erlag, ließ Hitler dem ersten Obersalzberg-Aufenthalt noch viele weitere folgen.

Kehlsteinhaus

Durch weitreichende Baumaßnahmen verband sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten mit der 1937 im benachbarten Bischofswieser Ortsteil Stanggaß eingerichteten Reichskanzlei Dienststelle Berchtesgaden dieser zweite Regierungssitz des Deutschen Reiches mit dem Namen Berchtesgaden. Das Regime erklärte den Obersalzberg, heute Ortsteil Berchtesgadens, zum Führersperrgebiet mit dem Berghof im Zentrum. Das Kehlsteinhaus und der überdimensionierte Bahnhof Berchtesgadens sind weitere Zeugnisse nationalsozialistisch geprägter Architektur. Die Grundstücke, insbesondere auf dem Obersalzberg, wurden den Eigentümern auf Betreiben Martin Bormanns zum Teil unter erheblichem Druck abgepresst.[20]

Hitler empfängt Chamberlain

Dennoch hielt sich der Widerstand gegen das Naziregime in Grenzen. Er basierte vorwiegend auf der Verwurzelung im christlichen Glauben, so auch bei den Berchtesgadener Weihnachtsschützen, die sich gegen eine Vereinnahmung ihres Brauches durch den Nationalsozialismus wehrten. Ihr späterer Ehrenvorsitzender Rudolf Kriß wurde wegen des Vedachts auf regimekritische Äußerungen vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, später jedoch zu lebenslanger Haft begnadigt. Die Berchtesgadener Weihnachtsschützen wurden bei der Entnazifizierung als widerstandsähnliche Gruppe anerkannt.[21]

Große Teile seiner überwiegend aus Beutekunst bestehenden Privatsammlung ließ Hermann Göring im Januar 1945 in Sonderzügen nach Berchtesgaden schaffen und dort in Stollen unterbringen, ein Teil der Gemälde und Tapisserien wurde in den letzten Kriegstagen von Plünderern aus den Zügen gestohlen.

Trotz der innen- und außenpolitischen Symbolwirkung Berchtesgadens beschränkte sich der Luftangriff am 25. April 1945 auf den Obersalzberg. Davon abgesehen, erlitten Infrastruktur und Gebäude Berchtesgadens nahezu keine Kriegsschäden. Der Abzug der noch in Berchtesgaden verbliebenen NS-Spitzen dürfte die Voraussetzung für die kampflose Übergabe an die Amerikaner gewesen sein, die sich Berchtesgaden bereits vor Kriegsende als einen ihrer Stützpunkte ausbedungen hatten und bis 1996 wahrnahmen.

Sichtbares Zeichen einer kritischen Reflexion der Zeit des Nationalsozialismus in Berchtesgaden wurde erst nach dem Abzug der Amerikaner und gegen den anfänglichen Widerstand verschiedener Lokalpolitiker die 1999 eröffnete Dokumentation Obersalzberg.

Nachkriegszeit

Amerikanische Soldaten feiern in Berchtesgaden ihren Sieg, 1945
Wandmalerei von Josef Hengge als Teil des Kriegerdenkmals zu Ehren der Gefallenen beider Weltkriege

Nachdem Landrat Karl Theodor Jacob den Süden des Landkreises Berchtesgaden am 4. Mai 1945 kampflos übergeben hatte, wurde der Markt Berchtesgaden von einem Verband aus US-Truppen, u. a. Teilen der 101. Airborne, und einigen Franzosen besetzt. Die amerikanische Besatzungsmacht bestätigte Landrat Jacob und Bürgermeister Sandrock vorerst im Amt. Bereits am 7. Mai setzte sie jedoch den Juristen Karl Kollmann als neuen Bürgermeister ein, dem am 28. Mai 1945 der ebenfalls von der Besatzungsmacht berufene, als regimekritisches NS-Opfer bekannte Berchtesgadener Wissenschaftler Rudolf Kriß folgte; Kollmann war fortan Zweiter Bürgermeister.[22] [23]

Als Folge des Krieges nahm Berchtesgaden wie viele andere ländliche Gebiete Flüchtlinge aus den Ostgebieten des ehemaligen Deutschen Reiches auf. Dadurch veränderte sich die Zusammensetzung der Bevölkerung Berchtesgadens deutlich. Die Heimatvertriebenen, insbesondere Sudetendeutsche und Schlesier, konnten anfangs nur in ehemaligen Arbeiterbarackenlagern untergebracht werden, zum Beispiel im heutigen Ortsteil Winkl bei Bischofswiesen, oder sie wurden in Privathäuser bzw. -wohnungen eingewiesen. Es dauerte einige Zeit, bis die Kernbevölkerung die Neubürger Berchtesgadens als wertvollen Zugewinn und belebendes Element zu empfinden begann.

Die NS-Grundstücke gingen 1947 formell in das Eigentum des Freistaates Bayern über, jedoch nutzten die Amerikaner einen Großteil der Gebäude und des Geländes weiterhin. Sie richteten im unzerstörten Berchtesgaden ab 1953 eines der drei Armed Forces Recreation Center (AFRC) in Bayern ein.

Im Königlichen Schloss Berchtesgaden führte das Landgericht Traunstein 1952 einen Prozess gegen den Forstmeister Georg Küßwetter. Dessen u. a. im Mai 1946 angezettelte Brandstiftung und Sprengung des einstigen Wehrmachthauses auf dem Blaueisgletscher, das zur neuen Blaueishütte ausgebaut werden sollte, hatten wegen Küßwetters touristenfeindlicher Beweggründe bundesweites Aufsehen erregt.[24][25]

Jüngere Vergangenheit bis heute

Im Zuge der bayerischen Gebietsreform von 1972 musste der Markt Berchtesgaden seinen Status als Kreisstadt und den Sitz des Landratsamtes an die Große Kreisstadt Bad Reichenhall abgeben. Das Amtsgericht Berchtesgaden wurde aufgelöst und sein Zuständigkeitsbereich dem Amtsgericht in Laufen übertragen.

In Berchtesgaden wurde im Rathaus die Nationalparkverwaltung als Hauptsitz des 1978 begründeten Nationalparks Berchtesgaden eingerichtet, der nach anfänglich großen Widerständen in der Bevölkerung und von Kommunalpolitikern zu einem der Markenzeichen des gesamten Talkessels und 1990 von der UNESCO als Teil des Biosphärenreservats Berchtesgaden ausgewiesen geworden ist. An den Park, der sich bei einer Fläche von 210 km² über eine Höhe von 603,3 (Königssee) bis zu 2713 m ü. NN (Watzmann) erstreckt, schließt sich im Norden das rund 259 km² große Nationalparkvorfeld (Alpenpark Berchtesgaden) an, das neben Berchtesgaden auch die Gemeinden Ramsau bei Berchtesgaden, Schönau am Königssee, Bischofswiesen und Marktschellenberg umfasst. Am 4. Oktober 2010 legte der Bayerische Umweltminister Markus Söder in der Hanielstraße den Grundstein für das „Haus der Berge“, einem neuen Umweltbildungs- und Informationszentrum des Nationalparks Berchtesgaden, dessen Fertigstellung für 2012 geplant ist.[26]

Mit dem Abzug der US-Streitkräfte 1996 ging die Nutzung der Liegenschaften auf dem Obersalzberg an den Freistaat Bayern als Eigentümer über. Die Landesregierung hat sich dann für ein "Zweisäulenkonzept" entschieden, wonach auf diesem Gebiet die Dokumentation Obersalzberg (Eröffnung: 1999) und das Fünf-Sterne-Hotel InterContinental Berchtesgaden Resort (Eröffnung: 2005) errichtet wurden. Letzteres bedingte auch den Abriss des Hotel General Walker, einen von der US-Armee genutzten, seinerzeit noch größten Gebäudekomplex aus der NS-Zeit, sowie die Verlegung der Bushaltestelle zum Kehlsteinhaus.

Blick von der Sonnenpromenade Richtung Süden

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat Berchtesgaden umfasst 20 Gemeinderäte und den Bürgermeister. Bei der letzten Kommunalwahl am 2. März 2008 gingen von 6171 Stimmberechtigten 3780 bzw. 61,3 % zur Wahl. Die Sitzverteilung stellt sich seither wie folgt dar:

Amtliche Sitzverteilung des Gemeinderats seit der letzten Kommunalwahl am 2. März 2008:[27]
Fraktion CSU 1) Parteilose Gruppe 2) SPD Bündnis 90 / Die Grünen Berchtesgadener Bürgergruppe 2)
Stimmen 1.641   537 362
in Prozent 44,9   14,7 9,9  
Sitze 10 5 3 2 1

Anmerkungen: 1) Sitze einschl. Bürgermeister; 2) Die Zahlen zu Stimmen und Prozentangaben von Parteilose Gruppe und Berchtesgadener Bürgergruppe liegen beim Bayerischen Landesamt nur zusammengefasst als "Wählergruppen" vor. Gemeinsam erhielten sie 1114 bzw. 30,5 % aller Stimmen.

Bürgermeister

Seit 2008 ist Franz Rasp (CSU) Bürgermeister des Marktes Berchtesgaden. Mit dem das erste Mal kandidierenden Franz Rasp wurde nach dem Krieg zum ersten Mal ein Bürgermeister der CSU gewählt; er erhielt gleich im ersten Wahlgang 57,41 Prozent der Stimmen (2142), was eine Stichwahl unnötig machte. Der 18 Jahre lang amtierende Vorgänger Rudolf Schaupp (FWG Parteilose Gruppe) erreichte 34,07 Prozent (1271) und Michael Widmann (Grüne) 8,52 Prozent (318 Stimmen).[28] [29]

Bürgermeister des Marktes Berchtesgaden
ab Bürgermeister Partei / Fraktion Anmerkungen
1945 Karl Kollmann -- 7. Mai 1945 - 27. Mai 1945
1945 Rudolf Kriß parteilos (später CSU) 28. Mai 1945 - 13. März 1946
1946 Stefan Imhof (parteilos?) Ehrenbürger Berchtesgadens
1960 Martin Beer FWG Parteilose Gruppe Ehrenbürger Berchtesgadens
1980 Anton Plenk FWG Parteilose Gruppe  
1990 Rudolf Schaupp FWG Parteilose Gruppe  
2008 Franz Rasp CSU  

Landespolitische Einbindungen bis zur Gegenwart

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung in Berchtesgaden von 1812 bis 2009
ab 1972 inkl. Eingemeindungen
Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1812 1300 1972 8780
1925 3733 1981 8138
1939 4491 2009 7536
1946 5752    
1971 4355    


A. Helm weist "Bevölkerungsziffern" bzw. 14 zahlenmäßige Erhebungen der "Seelen" des Marktes Berchtesgadens für die Jahre 1812 bis 1925 aus und setzt damit zwei Jahre nach Beginn der Zugehörigkeit Berchtesgadens zu Bayern ab 1810 an. Danach stiegen die Einwohnerzahlen kontinuierlich, abgesehen von einem kleinen Einbruch für das 1880 um 24 Personen, von 1300 bis auf 3733 an.[30] Manfred Feulner bezog sich 1985 in seinen Angaben bereits auf die Eingemeindungen von 1972 und legt auch die Zahlen nach 1925 vor. Danach war die Bevölkerung 1939 noch weiter auf 4491 Einwohner angewachsen und hatte 1946 nach dem Krieg durch die Aufnahme von Flüchtlinge und Evakuierte den Höchststand von 5752 Einwohner erreicht. 1971 aber, ein Jahr vor den Eingemeindungen, war durch deren Wegzug die Einwohnerzahl wieder auf 4355 gesunken. Nach der Eingemeindung aber stieg sie auf 8780 um sich bereits zehn Jahre später auf 8138 und nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung für Ende 2009 noch weiter auf 7536 Einwohner wieder zu vermindern.[31] Von diesen sind wiederum 6022 als römisch-katholisch und 1112 als evangelisch gemeldet, wonach 402 Einwohner keiner oder einer anderen Glaubensgemeinschaft angehören.[32]

Einwohnerentwicklung in Berchtesgaden von 1840 bis 2009
umgerechnet auf den Gebietsstand vom 1. Januar 1994
Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1840 3789 1987 7538
1925 6606 1999 7660
1939 9787 2005 7735
1950 10955 2006 7618
1970 8683 2009 7536


Das Bayerische Landesamt selbst legt die Zahlen der Berchtesgadener Bevölkerungsentwicklung beginnend mit dem Jahr 1840 vor, jedoch jeweils umgerechnet auf den Gebietsstand vom 1. Januar 1994. Bezugsgröße ist somit auch schon für 1840 die Marktgemeinde inklusive der Eingemeindungen von 1972. Da die vom Landesamt veröffentlichten Jahreszahlen nicht exakt mit denen der obengenannten entsprechen, werden für die nachfolgende Tabelle die am nächsten liegenden genutzt.[33]

Eingemeindungen

Die heutige Größe der Marktgemeinde geht auf die Gebietsreform seit 1972 zurück. Die Gebietsfläche ist dadurch von 1,5 km² auf 35,61 km² und es wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Salzberg, Maria Gern und Au (bestehend aus Oberau und Unterau) eingemeindet.

Neben früheren Gnotschaften des Berchtesgadener Landes bilden seitdem folgende Ortsteile die Marktgemeinde Berchtesgaden:

  • Markt Berchtesgaden (Hauptort)
  • Au (vormals selbstständige Gemeinde mit den Gnotschaften bzw. Ortsteilen:)
    • Oberau
    • Unterau
    • Resten
  • Gern (bzw. Maria Gern; vormals selbstständige Gemeinde mit den Gnotschaften bzw. Ortsteilen:)
    • Am Etzerschlößl (neuere Siedlung)
    • Hintergern
    • Obergern
    • Vordergern
  • Salzberg (vormals selbstständige Gemeinde mit den Gnotschaften bzw. Ortsteilen:)
    • Anzenbach
    • Metzenleiten
    • Mitterbach
    • Obersalzberg
    • Untersalzberg (I + II)

Eine Bürgerinitiative beantragte 2004/2005 einen Bürgerentscheid, mit dem Ziel, die fünf Gemeinden des Talkessels zu einer Großgemeinde zusammenzulegen. Lediglich in Berchtesgaden hatte der Bürgerentscheid mit über 60 % Zustimmung Erfolg, er scheiterte hingegen zeitgleich in Schönau am Königssee und Bischofswiesen. Daraufhin verzichteten die Initiatoren auf die Abhaltung der später terminierten Abstimmungen in Ramsau und Marktschellenberg.

Gemeindepartnerschaften

Von einer Gemeindepartnerschaft mit der Marktgemeinde Berchtesgaden ist derzeit nichts bekannt.

Wappen

Blasonierung: Ein Geviert mit Herzschild, darin die bayerischen Rauten. Die Felder, vom Schildträger aus gesehen rechts oben und links unten in Rot, sind schräg gekreuzt und weisen je einen goldenen und silbernen Schlüssel auf, die Felder links oben und rechts unten in Blau sechs silberne, drei zu zwei zu eins gestellte heraldische Lilien.

Die beiden Schlüssel auf rotem Grund beziehen sich auf Simon Petrus als einen der beiden Schutzpatrone der Stiftskirche St. Peter und Johannes der Täufer, die silbernen Lilien auf blauem Grund entstammen dem Wappen der Gräfin Irmgard von Sulzbach, der damit als Mitstifterin der ersten Klosteransiedlung in Berchtesgaden die Referenz erwiesen wird. Diese Grundanordnung des Wappens wird bereits seit dem 17. Jahrhundert benutzt. Ihr wurde stets noch ein Mittelschild angefügt, anfangs mit den Wappen der jeweiligen Fürstpröpste, seit Anbindung des Berchtesgadener Landes an Bayern im Jahr 1810 mit den weiß-blauen Rauten versehen. Dieses bis heute gültige Wappen ist dem Markt Berchtesgaden durch Prinzregent Luitpold aber erst am 15. Dezember 1891 offiziell verliehen worden.

Noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in der heraldischen Literatur ein anderes Siegelbild für das Marktwappen erwähnt, nämlich das bereits 1630 von der Berchtesgadener Gemeinen Land- und Burgerschaft geführte Siegel mit dem Bild des Pfarrpatrons, des heiligen Andreas, der in der Rechten ein Buch, in der Linken das nach ihm benannte Kreuz hält.[34][35]

Infrastruktur

Verkehr

Eisenbahn

Steilstrecke über den Pass Hallthurm
Berchtesgadener Hauptbahnhof mit Ausschnitt des Kreisverkehrs von B 20 und B 305 (Bildmitte)

Berchtesgaden verfügt über einen Bahnhof (Berchtesgaden Hbf), der auch Zielbahnhof für die Direktverbindungen der InterCity-Züge Königssee von Hamburg ist. Die Fahrtzeit nach Freilassing beträgt eine knappe Stunde. Die Strecke nach Freilassing ist schon seit 1916 elektrifiziert.

Der Nahverkehr auf der Strecke Freilassing–Berchtesgaden ist seit 2006 in das Salzburger S-Bahn-System integriert, die Linie S3 verbindet stündlich Berchtesgaden über Bad Reichenhall und Freilassing mit der Stadt Salzburg und führt weiter bis Saalfelden. Durch die Einbindung sind in Salzburg mehrere innerstädtische Haltepunkte hinzugekommen.

Von 1908 bis in die 1930er Jahre war Berchtesgaden durch die Grüne Elektrische wesentlich schneller an Salzburg angeschlossen als heute über Freilassing. Diese Bahnverbindung wurde im Zuge des Ausbaues der Straße zwischen Berchtesgaden und Marktschellenberg sowie einer geplanten zweispurigen Hauptbahn über Marktschellenberg nach Salzburg eingestellt. Regelmäßig tauchen Pläne und Ideen zu einer Wiedererrichtung dieser Bahnverbindung auf, allerdings bestehen Engstellen auf Höhe des Grenzüberganges Hangendenstein, in der Unterau und kurz vor Berchtesgaden auf Höhe von Gollenbach und Salzbergwerk. Die Strecke wird seit der Einstellung des Bahnverkehrs mit Bussen bedient.

Zusätzlich existierte bis 1968 eine Bahnlinie von Berchtesgaden nach Königssee (Königsseebahn), sodass es damals neben dem noch heute Hauptbahnhof genannten Bahnhof einen Ostbahnhof an der Strecke nach Salzburg bei der heutigen Bushaltestelle Watzmanntherme und den Königsseer Bahnhof am Triftplatz gab.

ÖPNV

Den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) von und nach Berchtesgaden versorgen Buslinien des Regionalverkehrs Oberbayern (RVO), die jedoch meist nur An- und Abfahrten im Stundentakt oder sogar nur zweimal täglich anbieten.[36]

Fernstraßen

Bundesautobahnen

Die Anschlussstelle bzw. der Abzweig Bad Reichenhall (116) der BAB 8 leitet auf die B 20 weiter und verbindet sie so über Reichenhall und Hallthurm mit dem rund 25 km entfernten Berchtesgaden. Wer jedoch die Anfahrt über Reichenhall und den serpentinenreichen Anstieg über den Pass Hallthurm vermeiden möchte, kann auch die Verlängerung der BAB 8 auf die österreichischen Autobahnen West Autobahn (A 1) und Tauern Autobahn (A 10) nutzen, um dann vom Abzweig Salzburg Süd aus auf die 3 km lange österreichische Landesstraße B 160 bzw. die Berchtesgadener Straße und hinter der Grenze auf die deutsche B 305 zu gelangen, die nach Berchtesgaden führt.

Bundesstraßen

Für die durch Berchtesgaden führenden Bundesstraßen bildet der vor dem Hauptbahnhof Berchtesgaden seit 2006 auf drei Brücken ruhende Kreisverkehr, der eine ampelgeregelte Kreuzung mit zwei zuletzt baufälligen Brücken ersetzt hat, den Knotenpunkt. Während unter dem Kreisverkehr mit einem Außendurchmesser von 85 Metern die Königsseer Ache und die Ramsauer Ache zusammenfließen und damit zur Berchtesgadener Ache werden, kreuzen sich auf ihm von Norden her die B 20 und von Nordwesten her die B 305. In Richtung des Schönauer Ortsteils Oberschönau geht von ihm zudem noch die Kreisstraße 1 ab.[37]

Berchtesgaden ist mit der B 20 Teil der quer durch Deutschland von Süden nach Norden führenden Deutschen Ferienroute Alpen-Ostsee, die rund 5 km südlich von Berchtesgaden am Königssee beginnt und rund 1730 km weiter in Puttgarden bzw. auf der Insel Fehmarn endet, während die B 20 vorher noch Richtung Furth im Wald abzweigt und an der Grenze zu Tschechien endet. Die nächste größere Stadt auf dieser Route ist in 20 km Entfernung Bad Reichenhall. Wenige Kilometer hinter Reichenhall führt eine Anschlussstelle auf die BAB 8.

Die B 305 ist wiederum als ganzes Teil der Deutschen Alpenstraße, die ihren Anfang in Lindau am Bodensee nimmt und von Westen nach Osten entlang der Alpen nach Berchtesgaden führt. (In der Zeit des Nationalsozialismus war als Endschleife der Alpenstraße die Roßfeldhöhenringstraße geplant, die heute über die Abzweigungen von der B 305 zur B 319 über die Ortsteile Obersalzberg oder Oberau angefahren werden kann.) Die B 305 verbindet Berchtesgaden vorerst in nordwestlicher Richtung mit Bernau am Chiemsee, während sie in östlicher Richtung die Berchtesgadener Ache entlang zum deutsch-österreichischem Grenzübergang und dann ins rund 24 km entfernte Salzburg führt sowie zur Anschlussstelle der österreichischen Autobahn A10. Die B 305 wird nicht zuletzt als Umgehungsstraße zur Entlastung der Ortsmitte Berchtesgadens vom Durchgangsverkehr genutzt.

Blick von der Roßfeldhöhenringstraße

Medizinische Versorgung

Vor der heutigen "Kreisklinik Berchtesgaden" wurde bereits 1490 ein Stiftsspital nahe der Pfarrkirche St. Andreas sowie 1565 ein Leprosenhaus urkundlich erwähnt. 1710 wird der erste wissenschaftlich gebildete Arzt nach Berchtesgaden berufen, dessen Nachfolge dann sein Sohn antrat. Mit der Zugehörigkeit zu Bayern kam ab 1810 auch ein erster königlich bayerischer Distriktsarzt zum Einsatz. 1812 wurde das Stiftsspital versteigert, aber erst 1845 das (Alte) Krankenhaus am Doktorberg eröffnet. Die Krankenpflege in Berchtesgaden übernahm ab 1868 die Kongregation der Armen Franziskanerinnen. 1896 wird ein Antrag auf Gründung eines eigenen Krankenhaus-Baufonds gestellt.

1903 wurde in der einstigen Salzberger Gnotschaft Anzenbach ein "Distriktkrankenhaus" eröffnet, das 1919 in "Bezirkskrankenhaus" umbenannt und 1962 mit einem Neubau als "Kreiskrankenhaus Berchtesgaden" eingeweiht wurde. (Nach der Eingemeindung erneut saniert, firmiert dieses Krankenhaus seit 1997 als Teil des Verbundes "Kliniken Südostbayern" nunmehr als "Kreisklinik Berchtesgaden".) Dem Standort dieses Krankenhauses ist es zu verdanken, das der Berchtesgadener Ortsteil Salzberg vor seiner Eingemeindung zum standesamtlich beurkundeten Geburtsort der meisten Einwohner des Berchtesgadener Talkessels wurde.[38][39]

Behörden und Einrichtungen

Das Berchtesgadener Rathaus ist Sitz folgender Behörden und Einrichtungen beziehungsweise Körperschaften des öffentlichen Rechts (K. d. ö. R.):.[40]

Amt 2 Allgem. Verwaltung / Hauptamt: Ordnungsamt | Standesamt / Friedhofsverwaltung | Einwohnerwesen | Passamt | Sozialamt | Rentenstelle | Gewerbeamt | Personalwesen | Baurechtswesen | Fundbüro | Registratur | Archiv | Tourist-Info Berchtesgaden/Oberau
Amt 3 Finanzverwaltung: Kämmerei | Allgem. Kämmereiverwaltung | Steueramt / EDV | Liegenschaftsverwaltung | Kasse | Volkshochschule
Amt 4 Techn. Abteilung: Bauwesen | Teil-Betriebsleitungen Bauhof (Wasserwerk) | Bauhof (Kanalwerk, Hochbau) | Materialverwaltung / Allgem. Aufgaben

Einrichtungen für Kinder, Jugendliche und Senioren

In Berchtesgaden gibt es zwei Kindergärten und ein Jugendheim, das von Montag bis Freitag von 16 bis ca. 21 Uhr geöffnet hat. Ansonsten sind Kinder und Jugendliche in Berchtesgaden auf die Angebote der Vereine angewiesen.

Sich nicht mehr selbst versorgende Senioren werden im Altenwohnheim „Bürgerheim“ betreut.

Freizeit-, Sport- und Kultureinrichtungen

Freizeiteinrichtungen in Berchtesgaden sind in der Hauptsache über den Sport definiert. So gibt es im Ort ein Eisstadion für Vereine und Publikumsverkehr, eine von Schulen und Vereinen genutzte Turnhalle und daneben den Sportplatz sowie das Wellness-Hallenbad „Watzmanntherme“.

Ansonsten verwaltet die Gemeinde noch die kleine Marktbücherei sowie das Kur- und Kongresshaus, das für Tagungen aber auch von z.T. durchaus bekannten Darstellern und Interpreten u.a. für Gastspiele von Theateraufführungen und Konzerten genutzt wird.

Sonstige Einrichtungen

Berchtesgaden vom Kehlsteinhaus aus gesehen

Das einstige Amtsgericht Berchtesgaden im Franziskanerkloster wurde 1972 im Zuge der Gebietsreform in Bayern aufgelöst.

Wirtschaft

Bis zur Säkularisation

Anbetung der Könige, Holzschnitzkunst in Berchtesgaden um 1800

Unter den Augustiner-Chorherren erlaubte die Leibeigenschaft bis ans Ende des 14. Jahrhundert den Berchtesgadener „Untertanen“ keinen eigenen Besitz sondern gestand ihnen lediglich Lehen zu, die sie entweder nach dem „Baumannsrecht“ für ein Jahr, als „Freistift“ für mehrere Jahre oder lebenslang als „Leibgeding“ nutzen durften. Erst der Fürstpropst Ulrich I. von Wulpen erließ 1377 einen „Landbrief“, wonach gegen eine „Ablösungsschuld“ die Lehen erworben werden konnten - allerdings unter der Bedingung, dass die Untertanen weiterhin ihren Lehensverpflichtungen nachzukommen hatten. Ein weiterer Passus dieses Landbriefes gestattete den nunmehrigen Besitzern sogar, Teile davon zu verkaufen. Das führte in der Folgezeit nicht selten zu Unterbenennungen der Anwesen in Ober-, Mitter- und Unterlehen. Reichten jedoch zuvor schon die ungeteilten Landgüter kaum zum Lebensunterhalt einer Familie, galt das für die zerstückelten erst recht. Da sie die Fürstpropstei nicht verlassen durften, mussten die Lehnbauern nach einem Nebenverdienst Ausschau halten. Das Salzbergwerk, die Saline in Marktschellenberg, die Forsten und die kleinen Handwerksbetriebe konnten aber nicht so viele beschäftigen, deshalb verlegten sie sich vor allem auf das Holzhandwerk, das seine in Heimarbeit erstellte „Berchtesgadener War“ alsbald zum „Welthandelsartikel“ werden ließ und sie an weitervertreibende „Niederlagen“ u.a. in Antwerpen, Cadix, Genua, Venedig und Nürnberg auslieferte. Ab dem 17. Jahrhundert sank die Nachfrage jedoch, was u.a. an der „konservativen Machart“ der grob geschnitzten Berchtesgadener Waren lag, die keine Verbesserungen und Erneuerungen anstrebte. 1783 untersagte zudem ein kaiserliches Verbot die Einfuhr nach Österreich und im 19. Jahrhundert war es der Staat Bayern, der den bis dahin verbilligten Holzbezug erschwerte. Um die Qualität der Holzschnitzwaren zu verbessern, wurde in Berchtesgaden 1840 eine Zeichenschule gegründet, die 1858 zur „Industrie- und Zeichenschule“ erweitert und später „Fachschule für Holzschnitzerei“ genannt wurde. Nachdem 1807, noch unter österreichischer Herrschaft, die Leibeigenschaft aufgehoben wurde, war das Leben für die nunmehr Freigelassenen nicht unbedingt einfacher geworden.[41]

Tourismus

Den entscheidenden Aufschwung und Struktuwandel verdankt Berchtesgaden den Verbesserungen der Verkehrsverhältnisse. Unter dem ersten Regenten nach der Säkularisation, dem Salzburger Kurfürsten Ferdinand, wurde die lediglich von Salzburg aus nach Berchtesgaden führende Straße ausgebaut, so dass nun an Sommertagen „eine ganze Kolonne von Lohnkutschen“ ihre Fahrgäste nach Berchtesgaden und weiter zum Königssee zu befördern vermochten. Den Künstlern, Gelehrten und Königen folgten „Tausende und Abertausende alpenbegeisterter und erholungssuchender Menschen“. Dies erfuhr schlagartig einen Anstieg zum „Massentourismus“, als die Eisenbahnstrecke von München über Freilassing nach Salzburg fertig gestellt worden war und alsbald die sich gegenseitig wegen ihrer Attraktionen bewerbenden Ausflugsziele Berchtesgaden, Bad Reichenhall und Salzburg als zusammengehörige Einheit angesehen wurden. Es folgten 1866 die Bahnanbindungen Freilassing-Reichenhall, 1888 Reichenhall-Berchtesgaden und 1908/1909 Berchtesgaden-Königssee. Damit war Berchtesgaden und sogar der Königssee über das Schienennetz an die „große weite Welt angeschlossen“ – sogar doppelt, denn auch von Salzburg her wurde 1907 ein Schienenstrang über das „Drachenloch“ nach Berchtesgaden gelegt.[42]

In jüngerer Vergangenheit wurde zur Finanzierung zahlreicher eigentlich allein vom Markt als Mittelzentrum zu schaffender zentraler Einrichtungen, wie dem Kur- und Kongresshaus, das Hallenbad (Watzmanntherme) und dem Schlachthof neben der früher als Fremdenverkehrsverband bezeichneten "Tourist-Info Berchtesgaden/Oberau" ein System von Zuschusszahlungen der umliegenden Gemeinden geschaffen, das dem Markt große Vorteile brachte.

Noch bis in die 1990er Jahre setzte man vorwiegend auf den Massentourismus als Wirtschaftsfaktor. Die Aufenthaltsdauer der Gäste ist seitdem rückläufig. Daraus erwuchs die Herausforderung, eine wirtschaftliche Struktur zu schaffen, die neue, qualifizierte Arbeitsplätze für die Zukunft sichert. Als erstes Element dieses Strukturwandels wurde auf die Stärkung des Umweltbereichs in Berchtesgaden abgehoben. So hat das Bayerische Kabinett beschlossen, auf dem Gelände des seit dem Abzug der Amerikaner leerstehenden Hotels Berchtesgadener Hof das Haus der Berge für den Nationalpark Berchtesgaden errichten zu lassen. Als Mitglied der Kooperation Alpine Pearls sucht Berchtesgaden zudem den Tourismus umweltverträglicher zu gestalten.

Andere Wirtschaftszweige

Arbeitsbereiche Arbeitnehmer in 2008
Land- u. Forstwirtschaft, Fischerei 94
Produzierendes Gewerbe 517
Handel, Verkehr, Gastgewerbe 982
Unternehmensdienstleister 277
Öffentliche und private Dienstleister 1066

Laut den Zahlen des Bayerischen Landesamtes für 2008 (siehe Tabelle links) haben nach wie vor nur wenige der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer Berchtesgadens einen Arbeitsplatz im produzierenden Gewerbe. Mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze lassen sich mit dem Tourismus in Verbindung bringen bzw. hängen von ihm ab.[43] Hellmut Schöner stellte zu Anfang der 1980er fest, dass es über den Markt hinaus selbst innerhalb des „inneren Landkreises Berchtesgaden“ nur wenige Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten gab. Für den Markt Berchtesgaden wurden allein das Salzbergwerk mit 135 Arbeitnehmern als größter Arbeitgeber, an zweiter Stelle die für Touristen zuständige Kurdirektion (einschließlich der Saisonkräfte) mit 100 und an dritter und letzter Stelle das Hofbrauhaus Berchtesgaden mit 65 verzeichnet.[44]

Bildung

Schulen in Berchtesgaden

Noch in den 1980ern gab es in Berchtesgaden lediglich eine Grund- und eine Hauptschule sowie ein Gymnasium. Wer den Realschulabschluss bzw. die Mittlere Reife erlangen wollte, besuchte die Realschulen in Freilassing, als Mädchen auch (früher ausschließlich) die Realschule des Klosters Sankt Zeno in Bad Reichenhall.

Heute gibt es eine weitere Grund- und eine Hauptschule der "CJD Christophorusschulen Berchtesgaden", die zudem auch ortsnäher in Schönau am Königssee eine Realschule sowie die bereits früher existierende Alternative zum Gymnasium in Berchtesgaden anbieten. Darüber hinaus können vor Ort eine Berufsfachschule, eine Musikschule und eine Volkshochschule besucht werden.

Die gemeindlich Grundschule in der Au ist wegen ihres kleinen, hoch- und vom Markt relativ weitab gelegenen Einzugsgebietes eine Zwergschule.

Staatliche Schulen der Marktgemeinde Berchtesgaden:

  • Grundschule Au
  • Grundschule und Hauptschule Berchtesgaden „Am Bacheifeld“
  • Gymnasium Berchtesgaden
  • Berufsfachschule für Holzschnitzerei und Schreinerei
  • Volkshochschule Berchtesgaden

Private Schulträger:

  • Grund- und Hauptschule der CJD Christophorusschulen Berchtesgaden
  • Musikschule Berchtesgadener Land e.V.

Von der Winterschule zur Grund- und Hauptschule

Marktplatz Berchtesgaden mit Marktbrunnen, gestiftet anl. der Zugehörigkeit zu Bayern ab 1810
Winterschulen

Im 16. und 17. Jahrhundert gab es in Berchtesgaden lediglich Winterschulen, in denen als Nebenbeschäftigung des Lesens und Schreibens kundige Männer und Frauen die Kinder nach der Erntezeit unterrichteten. Die lateinische Klasse einer Klosterschule wurde seinerzeit nur "schlecht frequentiert". Berchtesgadens letzter Fürstpropst Joseph Konrad von Schroffenberg-Mös ließ 1792 eine Hauptschule bzw. Normalschule und 1793 eine Baumwoll-Spinnschule errichten. Die Hauptschule war im Berchtesgadener Nonntal (Klettnerhaus Nr. 15) untergebracht, an der nun bis 1811 ein ausgebildeter "Berufslehrer" namens Alois Mader sowie einige Hilfslehrer und der Mesner Nikolaus Vonderthann 70 Schüler unterrichteten. Zudem dienten der Schule von 1810 bis 1811 noch kurzfristig zwei Räume des nahen Schlosses als weitere Schulzimmer.

Salinenschulen

Mit der Zugehörigkeit zu Bayern ab 1810 wurden im Rahmen des bereits seit 1802 in Bayern bestehenden Schulzwangs für die Kinder der Salzberger Salinenarbeiter in Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Hallein und Dürrnberg am 16. November 1811 spezielle Salinenschulen errichtet. Für sie leisteten das Salzbergwerk und die Saline bis 1867 den größten finanziellen Anteil am Schulfonds.[45] In Berchtesgaden wurde die mit vier Schulzimmern ausgestattete Salinenschule im Mautnerhaus (Haus Nr. 103, das ehemalige Mautgebäude neben dem Neuhausbogen) am Marktplatz eröffnet. Diese Schule besuchten die Salzberger Kinder gemeinsam mit den "Markterern" bis 1906.[46]

Volksschulen

1906 wurde an der Schießstättstraße eine eigene Volksschule für die Kinder aus Salzberg erbaut, deren Räumlichkeiten jedoch bereits von 1942 bis 1984 im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung erneut gemeinsam mit der Berchtesgadener Marktschule genutzt wurden. (In der einstigen "Volksschule Salzberg" ist jetzt ein Kindergarten untergebracht.)[47]

Eine andere Schule wurde auf dem Platz der ehemaligen Schrannenhalle gebaut, in der Getreide gespeichert sowie Marktgerät (u.a. Verkaufsbuden) untergebracht waren. 1842 hatte ein "notorischer Brandstifter" diese Halle angesteckt und damit den ganzen Ort gefährdet - so hatte auch der Turm der gegenüberliegenden Pfarrkirche St. Andreas bereits Feuer gefangen. Von 1873 - 1875 wurde an diesem Platz das Rathaus errichtet, das von vorneherein nicht nur als Magistrats- sondern auch als Schulgebäude geplant war. Bis 1972 diente es den Schülern aus Berchtesgaden, Salzberg und Stanggaß als Unterrichtsstätte.[48]

Von 1952 bis 1967 war man in der Marktgemeinde bei den Volksschulen sichtlich um Trennung nach Konfessionen und Geschlecht bemüht. So diente in jener Zeit die Schule im Rathaus als „evangelische Schule“ und erst anschließend bis 1972 den vier gemeinsam besuchten Oberstufenklassen der „Volksschule Berchtesgaden“.

Die katholischen Schüler hingegen besuchten die 1952 eingeweihte Volksschule am Bacheifeld (Altbau), der 1955 um einen Mittelbau (Salzbergbau) für die Mädchen erweitert wurde. In diesem Mittelbau ist zudem zeitgleich ein Jugendheim integriert worden.

Grund- und Hauptschule

Nach der landesweiten Auflösung des Volksschulsystems wurden die Klassenstufen nach Grund- und Hauptschule getrennt und 1972 am Bacheifeld für die Hauptschule ein eigenes Gebäude eingerichtet. 1996 wurde der Schulkomplex um Fachräume für Informatik, zusätzliche Klassenräume, einen Mehrzweckraum sowie den Probenraum für die „Marktkapelle Berchtesgaden“ erweitert.[49]

Entwicklung des Gymnasiums Berchtesgaden

1921 als Privatschule gegründet und seit 1924 staatlich anerkannt, wurde die Schule ab 1938 als "Gemeindliche Oberschule" geführt. 1950 wurde sie in "Oberrealschule Berchtesgaden" unbenannt und 1958 mit ihrer Verstaatlichung in "Realgymnasium". 1965 richtete das Gymnasium einen neusprachlichen und ab 1972 zusätzlich einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig ein.

Von 1993/94 bis zum Schuljahr 2008/09 beteiligte sich das Gymnasium Berchtesgaden am Schulversuch Europäisches Gymnasium. Derzeit wird an der Schule bei einer achtjährigen Schullaufbahn zwischen dem Angebot eines Sprachlichen sowie eines Naturwissenschaftlich-Technologischen Gymnasiums unterschieden.

Von 1921 bis 2004 war das zwischenzeitlich erweiterte Schulgebäude des Gymnasiums Berchtesgaden in der Salzburgerstraße untergebracht, seit Sommer 2004 ist das Gymnasium in Sichtweite des Salzbergwerks in einen dafür neu errichteten Gebäudekomplex „Am Anzenbachfeld“ eingezogen.[50]

Volkshochschule, Musikschule

Nachdem die Hauptschule 1972 vom Rathaus in den Schulkomplex am Bacheifeld gezogen ist, wurden in den ehemaligen Klassenzimmern die „Volkshochschule Berchtesgaden“ und die „Musikschule Berchtesgadener Land“ etabliert.

CJD Christophorusschulen Berchtesgaden

Die „CJD Christophorusschulen Berchtesgaden“ umfassen ein Internat sowie mehrere Schultypen mit staatlich anerkannten Abschlüssen, die sich auf die Standorte Berchtesgaden, Schönau am Königssee sowie Bischofswiesen verteilen und auch von externen Schülern der Umgebung besucht werden können. In Berchtesgaden sind auf der Buchenhöhe eine Grund- und Hauptschule des CJDs angesiedelt. Hier werden zudem auch Kinder mit Allergien bzw. Asthmaerkrankungen, Lernstörungen und Übergewicht gefördert.[51]

Kirchengemeinden / Religion

Von den Ende 2009 erfassten 7536 Einwohnern waren 6022 als römisch-katholisch und 1112 als evangelisch-lutherisch (inkl. Freikirchen) gemeldet, wonach 402 Einwohner keiner oder einer anderen Glaubensgemeinschaft angehörten, die jedoch in den bayerischen Statistiken nicht extra ausgewiesen wurden. (Bis 1987 wurde in den Statistiken der Volkszählungen neben "römisch-katholisch" und "evangelisch-lutherisch" stattdessen die Spalte "Ausländer" gesetzt.)[52][53]

Bis zum Aufkommen des Tourismus hing nahezu die gesamte Berchtesgadener Bevölkerung dem katholischen Glauben an. Der sich ab dem 16. Jahrhundert auch in Berchtesgaden verbreitende evangelische Glaube und seine zur Flucht zwingenden Folgen sind in dem auch die anderen Gemeinden des Berchtesgadener Talkessels betreffenden Abschnitt Reformation und Gegenreformation unter Fürstpropstei Berchtesgaden ausgeführt.

Im Markt selbst wurde 1899 die erste evangelische Kirche errichtet, um damit dem Zustrom evangelischer Gäste Rechnung zu tragen, die immer öfter auch über einen Zweitwohnsitz in Berchtesgaden verfügten. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Berchtesgaden verfügt inzwischen wie die römisch-katholische Pfarrei St. Andreas über mehrere Kirchengebäude, und auch wenn sie der Anzahl ihrer Gläubigen zwar nach noch immer in der Diaspora ist, suchen beide christliche Gemeinden im Zuge der Ökumene immer öfter Gelegenheit zu partnerschaftlichem Austausch und gemeinsamen Feiern.

Das Franziskanerkloster sollte 1985 – nach 290 Jahren – aufgrund des mangelnden Nachwuchses aufgegeben werden, doch 1986 gewann die Ordensleitung polnische Mitbrüder aus der Provinz Kattowitz für die seelsorgerischen Aufgaben, die ihren Dienst seit Mai 1987 angetreten haben.[54]

Es folgt eine Auflistung der Kirchengebäude, die jeweils erstgenannten sind die Hauptkirchen der beiden Kirchengemeinden.

Stiftskirche St. Peter und Johannes der Täufer

Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Berchtesgaden[55]

  • Christuskirche in der Ludwig-Ganghofer-Straße
  • Hubertuskapelle in Unterstein/Schönau a. K.
  • Insulakirche im Ortsteil Strub
  • Schöpfungskirche in Bischofswiesen
  • Zum guten Hirten in der Ramsau

Römisch-katholische Pfarrei St. Andreas[56]

Franziskaner (OFM) im Franziskanerkloster Berchtesgaden

  • Franziskanerkirche (eigentlich: Unserer lieben Frau am Anger) am Franziskanerplatz

Römisch-katholisches Pfarramt Oberau

  • Zur Hl. Familie

Medien

Sport

Berchtesgaden erwies sich schon sehr bald als Wiege von Hochleistungsträgern des Wintersports. So nahm Helmut Schuster in St. Moritz als erstes Mitglied des 1906 gegründeten Skiklubs Berchtesgaden auch an den ersten eigenständigen Olympischen Winterspielen von 1928 teil.

Der erste Olympiasieger im alpinen Skisport (Kombination) war der aus dem Berchtesgadener Ortsteil Au gebürtige Franz Pfnür bei den Olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen. Nach diesen Spielen wurde Pfnür von Adolf Hitler zum Kaffee auf den Obersalzberg geladen und trat der SS bei.[57]

In den 1980ern bewarb sich Berchtesgaden auf Initiative der etablierten kommunalpolitischen Kräfte (CSU, FWG, SPD) und mit Unterstützung hoher bayerischer Politiker, unter ihnen der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß, um die Olympischen Winterspiele 1992. Gegen die Bewerbung sprachen sich die damals mit einem Gemeinderat in Berchtesgaden vertretenen Grünen aus, die massiv gegen die Bewerbung protestiert hatten.[58] [59] Berchtesgaden erhielt im ersten von fünf Wahlgängen die wenigsten Stimmen und schied damit als erster von sieben Bewerbern aus.[60]

Trotz dieser Absage wurden die Möglichkeiten, in Berchtesgaden Wintersport zu treiben und auch auf Hochleistungsebene zu trainieren, immer mehr zu einem „Markenzeichen“ Berchtesgadens. So wird der Nachwuchs der deutschen Wintersport-Nationalmannschaften in den vom Bob- und Schlittensportverband betriebenen Sportzentren und an der CJD Christophorusschule Berchtesgaden auf dem Obersalzberg gefördert. Unter den vielen erfolgreichen deutschen Rodlern hatte nicht zuletzt auch der gebürtige Berchtesgadener und mehrfache Olympiasieger Georg Hackl von den optimalen Bedingungen dieser Sportzentren profitiert.

Die Berghänge in den Nachbargemeinden waren und sind immer wieder Austragungsort zahlreicher bedeutender Sommer- und Wintersportveranstaltungen wie FIS-Skirennen und die Snowboard-Weltmeisterschaft. Zudem werden am Königssee auf der ersten Kombinierten Kunsteisbahn der Welt nationale und internationale Bob-, Rodel- und Skeletonwettbewerbe ausgetragen und FIS-Sprungwettbewerbe auf der „Großen Kälberstein Schanze“ auf der Bischofswiesener Seite des mit Berchtesgaden geteilten Kälbersteins.

Vereine

Georg Hackl, Rodel-Weltcup-2005
  • Der Skiklub Berchtesgaden, gegründet 1906, hat die Abteilungen Ski Alpin, Ski nordisch und Biathlon sowie eine "Kinder- und Jugendskischule", aus der wiederum der Nachwuchs rekuriert wird. In der hundertjährigen Vereinsgeschichte wird u.a. an Helmut Schuster (Sohn der Anna Schuster), der 1928 in St. Moritz als erstes Mitglied des SKB an Olympischen Winterspielen teilnahm und später Generationen von Kindern ab 5 Jahren in der 1929 gegründeten "Jugendskischule" betreute. Friedl Däuber wurde 1932 in Cortina d’Ampezzo Slalomweltmeister und gehörte neben seiner späteren Frau Lisl Schwarz, Fredy Stoll und dessen Frau Ruth Stoll sowie Josef Ponn zur Olympiamannschaft, die 1936 an den Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen teilnahm.[62]
  • Der TSV-Berchtesgaden, gegründet 1883, hat als Turn- und Sportverein zwölf Abteilungen, die vor allem auf den Breitensport abheben und lediglich mit der Abteilung Ringen auch schon Bundesliga-Niveau erreicht haben. Die zwölf Abteilungen sind: Basketball, BodyArt, Fußball (Kreisliga 4), Judo, Leichtathletik, Nordic Walking, Ringen, Step-Aerobic, Tischtennis, Trampolin, Turnen, Volleyball. Daneben gibt es noch eine Reha-Sportgruppe, eine Abteilung für die Wiederbelebung des Schäfflertanzes in Berchtesgaden soll demnächst aufgebaut werden.[63]
  • Weitere Sportvereine in Berchtesgaden sind u.a.: Berchtesgadener Eisstockschützen-Club (BEC), Bowling Sport Verein Berchtesgaden, Berchtesgadener Drachenflieger, Berchtesgadener Gleitschirmflieger, Eislaufverein Berchtesgaden, F.C. Hotel Watzmann e.V., Golf-Club Berchtesgaden GCB, Königl.-privil. Feuerschützengesellschaft Berchtesgaden, Radgruppe BGD, Schachklub Berchtesgaden, Skisport -Förderverein Maria Gern, Sportgemeinschaft Au, Sportverein Post-Telekom e.V., Sportschützenverein Obersalzberg, Tennis-Club Berchtesgaden, Tauchclub Berchtesgaden e. V. und die Wanderfreunde Berchtesgaden. [64]

Kultur

Allgemein

Berchtesgaden und seine Nachbargemeinden, insbesondere aber die sie umgebende Landschaft mit den Berchtesgadener Alpen inspirierten zahlreiche Künstler.

Neben Caspar David Friedrich haben über die Jahrhunderte hinweg nicht wenige bildende Künstler, insbesondere Landschaftsmaler, Grafiker und Kupferstecher, Berchtesgaden und seine Umgebung als Motiv für ihre Ölgemälde und Buchillustrationen benutzt. Musikalisch widergespiegelt in der Kindersinfonie (Originaltitel: Berchtoldsgaden-Musik, d.i. Berchtesgaden-Musik), setzte Ludwig Ganghofer Land und Leuten in einer ganzen Reihe seiner Romane ein literarisches und Peter Ostermayr mit deren Bearbeitungen auch ein filmisches Denkmal.

(Siehe auch: Landkreis Berchtesgadener Land.)

Brauchtum

Das „Weihnachtsschießen“
  • Seit Jahrhunderten ist es ausschließlich in Berchtesgaden und seinen direkten Nachbargemeinden Brauch, dass vom 1. November an – heute teilweise schon ab September – bis zum 1. AdventStuck“, ein semmelförmiges Roggen-Gebäck mit Korinthen und Zimt, angeboten wird und kulinarisch auf die Vorweihnachtszeit einstimmt.
  • Am 5. und 6. Dezember, dem Nikolaustag, ziehen Bassen von Nikolaus mit Buttnmandl oder Nikolaus mit Kramperl durch den Markt. Zwischen den einzelnen Hausbesuchen mit Geschenken an die Kinder sind die Kuhglocken der Nikolausbegleiter schon von weitem zu hören und warnen Passanten vor drohenden Rutenstreichen.
  • Zu Palmsonntag werden in Berchtesgaden „Palmbuschen“ gefertigt und zumeist von den Kindern in den Gottesdienst getragen, um sie dort weihen zu lassen und anschließend an Verwandte und Bekannte zu verkaufen. Die stellen die Palmbuschen dann hinter das Kreuz im Herrgottswinkel oder z.B. auch auf ihr Feld. Die Berchtesgadener Variante des Palmbuschen sind vornehmlich noch nicht blühende "Palmkätzchenzweige", deren Zweige zusammen mit Lebensbaum- und Buchsbaumzweigen an das obere Ende eines rund einen Meter langen Haselnusssteckens fixiert werden. Dazu werden die Zweige an ihrem unteren Ende mit einem zuvor gewässerten, dünnen Palmkätzchen- bzw. Sal-Weidenzweig umwickelt. Geschmückt wird der Palmbuschen mit eingefärbten langen Holzspänen, die auch als „Hexentreppchen“ verknüpft den Palmkätzchenzweigen angehängt werden.

Dialekt

Neben dem Hochdeutschen als Amts- und Verkehrssprache wird in Berchtesgaden unter den Einheimischen auch mehr oder weniger ausgeprägt eine westmittelbairische Mundart gesprochen, deren Aussprache sich zumindest noch bis in die 1980er Jahre von den Nachbargemeinden und sogar von den seit 1972 eingemeindeten Ortsteilen leicht unterschieden hat.[65]

Tracht

  • Das Tragen der Berchtesgadener Tracht ist in Berchtesgaden insbesondere als Festtagskleidung an Sonn- und Feiertagen ein noch von vielen geübter Brauch und auch alltags wird im Sommer von den Einheimischen zumindest die Lederhose noch des Öfteren getragen.
  • Die Berchtesgadener Trachtenvereine sind den Vereinigten Trachtenvereinen des Berchtesgadener Landes e. V und dem Gauverband I angegliedert und pflegen neben dem Tragen der “original” Berchtesgadener Tracht unter anderem den Schuhplattler. Die Berchtesgadener Trachtenvereine sind: Almrauscher, D´Edelweißer und D'Untersberger (Stammverein) sowie D'Kehlstoana (Obersalzberg) und D'Weißenstoana (Au).

Sagen

Die Berchtesgadener Berge bilden den Hintergrund für unzählige Sagen – so leitet sich der Ursprung des Namens Berchtesgaden angeblich von der Sagengestalt Berchta bzw. Perchta ab, die auch mit Frau Holle gleichgesetzt wird. Eine andere Sage behauptet, der Name wäre auf einen Berchtold zurückzuführen, dem eine Nixe vom Königssee den Weg zum Salz und zur rechtschaffenen Arbeit als Bergmann im noch existierenden Salzbergwerk Berchtesgadens gewiesen hätte.[66]

Bildende Kunst

  • Vom 23. bis 26. September 2010 wurde ein „Internationales Symposium für Bildkunst“ mit dem Thema „Salz der Heimat“ organisiert, an dem unter der Schirmherrschaft von Professor Milan Knížák aus Prag zwanzig Künstler aus neun verschiedenen Ländern teilnahmen und vor Ort hierfür geschaffene Kunstwerke ausstellten.[67][68]

Feste

Bergknappen im Festgewand, Figuren beim Salzbergwerk
  • Das Bergfest bzw. der "Bergknappenjahrtag" wird seit dem mit Privilegien verbundenen Freiheitsbrief der Knappenzunft des Salzbergwerk Berchtesgadens gefeiert, bis 1627 nur als Lob- und Dankgottesdienst in der Stiftskirche, nach der Verleihung einer Fahne im Jahr 1628 auch durch einen Aufzug mit Trommlern und Pfeifern im Ort. Noch heute marschiert jedes Jahr zu Pfingsten nach dem Gottesdienst ein Festzug der Bergknappen durch die Straßen des Marktzentrums.[69]
  • Im Jahr 2002 wurde „900 Jahre Berchtesgaden“ u.a. am 7. April mit einem Pontifikalamt und am 14. Juli mit einem großen Festzug gefeiert.[70][71]
  • Am 10. Oktober 2010 feierte Berchtesgaden seine 200-jährige Zugehörigkeit zu Bayern mit tausenden Besuchern und einem Festzug mit 1400 Teilnehmern. Anwesend waren u.a. auch das Oberhaupt des Hauses Wittelsbach, Herzog Franz von Bayern, der bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon, Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer und Regierungspräsident Christoph Hillenbrand.[72]

Kinos

In Berchtesgaden gibt es seit 1949 das Schwabenwirt-Kino, das sich auf der Rückseite des einstigen Schwabenwirtshauses und weit über hundertjährigen Hotelbetriebs etabliert hat. In dem 1973 fertiggestellten Kur- und Kongresshaus Berchtesgaden wurde das Kurkino eröffnet, das 1979 von dem Begründer des Schwabenwirt-Kinos Kurt Klegraefe übernommen wurde. Beide Kinos firmieren zusammen als "Kinos Berchtesgaden" und sind nach wie vor im Familienbesitz der Klegraefes. (Stand: 2010)[73]

Theater

  • "Berchtesgadener Bauerntheater" am Franziskanerplatz, gegründet 1905 von Franz Grill. Nach ihm übernahmen Martin Beer (1929) und Anton Dimpfl (1933) die Leitung. Während der beiden Weltkriege als Fronttheater mit ihren Schwänken und Possen im Einsatz wurde es 1944 geschlossen und das Ensemble zum Kriegsdienst eingezogen. Nach Kriegsende wurde es unter der Schirmherrschaft von Rudolf Kriß wieder aufgebaut, der 1949 auch für die Berufung von Franz Hafner als neuen Direktor sorgte. Unter dessen Leitung wurden 322 Stücke (davon 93 Uraufführungen) inszeniert und ab 1965 auch vereinzelt für das Fernsehen aufgezeichnet. Schon von Beginn an immer wieder auf Tourneen, u.a. in den USA, spielte das Ensemble ab den 1950ern auch in Südafrika, Namibia, Oman und Bahrain. Die erste Spielstätte war im "Hotel Vier Jahreszeiten", danach im "Hotel Krone" und ab 1937 im "Watzmannsaal" am Franziskanerplatz. Derzeitige Leiterin ist Elisabeth Hölzl-Michalsky.[74][75][76]
  • "Marktbühne Berchtesgaden" - Laien-Ensemble das u.a. Stücke von Eugene Ionesco, Johann Nestroy und Ken Campbell einstudiert aber auch eigene Stücke produziert. In Berchtesgaden bislang allein auf das örtliche Jugendheim als Probenraum und Spielstätte angewiesen, gastiert die Marktbühne oft an Spielstätten in der näheren Umgebung.[77][78]

Sehenswürdigkeiten

Lüftlmalerei am Hirschhaus
Schloss Adelsheim

Zur Marktgemeinde Berchtesgaden gehören der Markt als Ortskern und vier weitere Ortsteile, die sich aus mehreren Gnotschaften zusammensetzen.

Im Markt Berchtesgaden

  • Im Markt bzw. Ortskern befinden sich historische Häuser wie das Hirschenhaus, dessen Fassade in Lüftlmalerei aus dem Jahr 1610 ausgestattet ist, die menschliche Laster anhand von Affen widerspiegelt
  • Die Stiftskirche St. Peter und Johannes der Täufer und das Königliche Schloss bilden als einstiges Chorherrenstift ein in sich geschlossenes Gebäudeensemble mit Vorplatz und Zierbrunnen.
  • Schloss Adelsheim war Residenz des letzten Fürstpropstes und beherbergt das Heimatmuseum.
  • Die Königliche Villa wurde 1853 bezogen und war das erste Gebäude im Villenstil in Berchtesgaden. Maximilian II. hatte sich die Villa westlich des alten Marktzentrums am Fuß des Kälbersteins als Residenz errichten lassen, um die Unabhängigkeit von seinem auch nach dessen Abdankung im Königlichem Schloss wohnenden Vater Ludwig I. zu unterstreichen.

In den Ortsteilen

Persönlichkeiten

In Berchtesgaden sind neben vielen namhaften Sportlern wie Georg Hackl und Anja Huber auch Bildende Künstler, Musiker und Schriftsteller zur Welt gekommen (→ Liste der Söhne und Töchter von Berchtesgaden), zudem war und ist der Ort Wirkungsstätte und Wohnort vieler Sportler, Künstler und Geistesgrößen, die wie zum Beispiel Ludwig Ganghofer und Carl von Linde von woanders herkamen, nicht zu vergessen jene Persönlichkeiten des Nationalsozialismus, die während des Dritten Reichs vor Ort lebten und wirkten, was seit 1999 auch in der Dokumentation Obersalzberg eingehend beleuchtet wird (→ Liste Berchtesgadener Persönlichkeiten).

Siehe auch:

Literatur

  • Walter Brugger (Hrsg.) u. a.: Geschichte von Berchtesgaden. Bd. 3., Berchtesgaden im Königreich und Freistaat Bayern von 1810 bis zur Gegenwart Teil 1., Kirche, Kunst, Kultur, Alpinismus, Sport, Vereinswesen. Plenk Verlag, Berchtesgaden 1998 ISBN 3-927957-10-0
  • Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. Verlag Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 1986 ISBN 3925647007
  • Hellmut Schöner (Hrsg.), A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973.
  • Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit - Ergänzungsband I. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1982 ISBN 3-87490-528-4
Commons: Kategorie:Berchtesgaden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke in Bayern, Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2024; Basis Zensus 2022 (Hilfe dazu)
  2. planetoutdoor.de Höhenangaben zu Lockstein und Kälberstein aus der Tourbeschreibung Lockstein, Kälberstein, Baderlehenkopf
  3. portal.gemeinde.berchtesgaden.de U.a. zu Zugängen, Höhenlagen und Entfernungen: "Bürgerservice & Rathaus", siehe "Zahlen / Daten / Fakten"
  4. Geoklima 2.1
  5. portal.gemeinde.berchtesgaden.de Zu Hochgebirgsklima: "Bürgerservice & Rathaus", siehe "Zahlen / Daten / Fakten"
  6. portal.gemeinde.berchtesgaden.de Zu Hochgebirgsklima: "Bürgerservice & Rathaus", siehe "Geschichte"
  7. Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. S. 31. Verlag Berchtesgadener Anzeiger 1973. Hierin wird der Historiker Ritter Ernst von Koch-Sternfeld zitiert: „Der Name stammt sicher von einem gewissen Perther, einem Vertreter aus dem Geschlecht der Aribonen, der in dem waldbestandenen Gebirgskessel zu Jagdzwecken einen sogen. Gaden, ein einräumiges Gebäude, errichtete.“
  8. germazope.uni-trier.de Grimm'sches Wörterbuch zu GADEM,GADEN; siehe auch Etymologie des Wortes „Garten“
  9. zeno.org Zum Namen „Berchtesgaden“: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 488
  10. books.google.de Zum Namen „Berchtesgaden“: Historische abhandlungen der königlich-baierischen Akademie der ..., Band 1. München 1807 (Archiv der Bayerischen Akademie der Wissenschaften)
  11. books.google.de Zum Namen „Berchtesgaden“: Weitere Verweise auf Bertholdsgaden
  12. genealogie-mittelalter.de Zur Genealogie derer von Sulzbach
  13. genealogie-mittelalter.de Zur Genealogie des Kuno von Horburg
  14. auch für vorhergehende Sätze: Helm A.: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 106 bis 111, S. 107-108.
  15. berchtesgadener-anzeiger.de Ulli Kastner: Das Salz gehört seit 900 Jahren zur Berchtesgadener Geschichte in Berchtesgadener Anzeiger, Meldung vom 22. Mai 2002 bzw. 3. Juni 2002
  16. Pert Peternel: Salzburg-Chronik. Salzburg 1984, ISBN 3-7023-0167-4.
  17. Hellmut Schöner (Hrsg.), A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Stichwort: Theater S. 208-209
  18. Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit - Ergänzungsband I. S. 171 f.
  19. Artikel dazu in der US-Armee-Zeitschrift Stars & Stripes Der einstige Hinterbrand-Hof ist heute als Hinterbrand-Lodge eine von der U. S. Army Garrison Grafenwöhr verwaltete Freizeiteinrichtung und eine der wenigen noch im Berchtesgadener Land original erhaltenen, von den Nazis genutzten Baulichkeiten.
  20. Josef Geiß: Obersalzberg – Die Geschichte eines Berges von Judith Platter bis heute. 17. Auflage. Josef Geiß Verlag, Tann Ndb. 1985. Ein „Tatsachenbericht“, der jahrzehntelang vor Ort zu erwerben war
  21. Kriß, Rudolf: Die Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes und ihr Brauchtum. 4. Aufl. Berchtesgaden (Berchtesgadener Anzeiger) 1994, S. 121
  22. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 168.
  23. Walter Brugger (Hrsg.) u. a.: Geschichte von Berchtesgaden. Band III/2, 1991, S. 1014.
  24. sueddeutsche.de Endlich ist der Standort lawinensicher, zu Absatz „Küßwetter“ in Süddeutsche Zeitung vom 9. August 2009
  25. books.google.de Zum Beleg des Prozessdatums Zitat aus Hellmut Schöner: Berchtesgadener Alpen: Gebirgsführer für Wanderer und Bergsteiger S. 105 oben
  26. nationalpark-berchtesgaden.bayern.de Nationalpark Berchtesgaden - Pressemitteilung zur Grundsteinlegung des neuen Umweltbildungs- und Informationszentrums am 4. Oktober 2010
  27. statistik.bayern.de Bayerisches Landesamt zu Bevölkerungszahlen. PDF-Datei, S. 9 von 27
  28. berchtesgadener-anzeiger.de - Ulli Kastner: CSU stellt nach 48 Jahren wieder den Chef im Berchtesgadener Anzeiger vom 12. März 2008; der Autor irrte jedoch hinsichtlich der 48 Jahre, da alle Vorgänger seit dem Krieg (noch) nicht der CSU angehörten.
  29. Zu den Bürgermeistern Berchtesgadens: Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 168.
  30. Hellmut Schöner (Hrsg.), A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Stichwort: Bevölkerungsziffer S. 46
  31. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 222
  32. statistik.bayern.de Statistik zur Aufteilung der Bevölkerung nach evangelisch und römisch-katholisch
  33. statistik.bayern.de Bayerisches Landesamt zu Bevölkerungszahlen. PDF-Datei S. 6 von 27
  34. ngw.nl Zu Bedeutung und Ursprung des Berchtesgadener Wappens (engl.)
  35. hdbg.de Zu Bedeutung und Ursprung des Berchtesgadener Wappens das Haus der Bayerischen Geschichte
  36. rvo-bus.de Zugriff auf Fahrpläne der Region Oberbayern von und nach Berchtesgaden
  37. map.baysis.bayern.de Luftbild mit Bezeichnung der Bundesstraßen B 20 und B 305
  38. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 269 f.
  39. kliniken-suedostbayern.de Chronik des einst in Salzberg gelegenen "Kreiskrankenhauses Berchtesgaden"
  40. portal.gemeinde.berchtesgaden.de Zu den Behörden der Berchtesgadener Marktgemeinde: "Bürgerservice & Rathaus", siehe "Verwaltungsgliederung" + "Sonstige Einrichtungen"
  41. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 145, 197
  42. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 206-207
  43. statistik.bayern.de Bayerisches Landesamt zu Bevölkerungszahlen. PDF-Datei, S. 9 von 27
  44. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 340
  45. Zum Schulbesuch ab 1811 - Berchtesgaden im Wandel der Zeit, S. 323 oben
  46. Zum Schulbesuch bis 1906 - Berchtesgaden im Wandel der Zeit, S. 323, Stichwort Schulhaus
  47. Zum Schulbesuch ab 1906 - Berchtesgaden im Wandel der Zeit, S. 323, Stichwort Schulen
  48. Zum Schulbesuch ab 1875 - Berchtesgaden im Wandel der Zeit, S. 272, Stichwort Rathaus, S. 322 Schrannenhalle
  49. webcache.googleusercontent.com/...hs-berchtesgaden.de.tl Schulchronik der HS Berchtesgaden (Nur noch als webcache abrufbar!)
  50. http://www.gymbgd.de/schule.html gymbgd.de] Die Entwicklung des Gymnasiums Berchtesgaden. Seite der schuleigenen Homepage
  51. cjd-christophorusschulen-berchtesgaden.de Website der CJD Christophorusschulen Berchtesgaden
  52. statistik.bayern.de Statistik zur Aufteilung der Bevölkerung nach evangelisch und römisch-katholisch
  53. statistik.bayern.de Bayerisches Landesamt zu Bevölkerungszahlen. PDF-Datei, zu Volkszählungen 1970 und 1987, S. 6 von 27
  54. datenmatrix.de Angelika Schuster-Fox: Berchtesgaden, Franziskanerkloster: Seelsorger der Fürstpropstei - Franziskaner in Berchtesgaden
  55. berchtesgaden-evangelisch.de Homepage der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Berchtesgaden
  56. stiftskirche-berchtesgaden.de Homepage der römisch-katholischen Pfarrei St. Andreas in Berchtesgaden
  57. Spiegel Online: Olympia – Die versteckten Spiele, abgerufen am 22. Januar 2010
  58. [A schöne Sach'. In: Der Spiegel. (online). wissen.spiegel.de] - A schöne Sach, DER SPIEGEL 8/1984 vom 20. Februar 1984, Seite 57-60a
  59. zeit.de - Anna v. Miinchhausen: Mit Enzianschnaps und Schnupftabak, Online-Seite 4, DIE ZEIT Nr. 44, 28. Oktober 1983
  60. Abstimmungsergebnis siehe Abschnitt Olympische Winterspiele 1992 - Bewerbung Tabelle unten Wahl des Austragungsortes auf der 91. IOC-Session in Lausanne am 17. Oktober 1986
  61. rodelclub-berchtesgaden.de Seite des RC Berchtesgaden mit Medaillenspiegel und prominenten Clubmitgliedern.
  62. skberchtesgaden.de Vereinschronik des Skiklub Berchtesgaden
  63. tsv-berchtesgaden.de Website des TSV-Berchtesgaden.
  64. portal.gemeinde.berchtesgaden.de U.a. zu Zugängen, Höhenlagen und Entfernungen: "Bürgerservice & Rathaus", siehe "Sationen" > "Sportvereine"
  65. Vereinigte Trachtenvereine des Berchtesgadener Landes e.V. (Hrsg.), Franz Rasp: Berchtesgadener Mundart. Zum 60jährigen Jubiliäum der Vereinigung 1985. Verlag Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 1985 ISBN 3-925647-05-8
  66. Eine Quelle zur Sagenwelt: Sagen und Legenden um das Berchtesgadener Land von Gisela Schinzel-Penth, Ambro Lacus Verlag, Andechs 1982, ISBN 3-921445-27-2
  67. art-net-summit-bgd.eu Programm des Symposiums „Salz der Heimat“
  68. berchtesgadener-anzeiger.de JW: Kunst ober dem Salzberg in Berchtesgadener Anzeiger, Meldung vom 3. Oktober 2010
  69. Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit - Ergänzungsband I. S. 452 f.
  70. berchtesgadener-anzeiger.de Ulli Kastner: Es war nicht unser Ziel, den touristischen Boom einzuleiten. Interview mit Bürgermeister und Ordnungsamtsleiter zu „900 Jahre Berchtesgaden“ in Berchtesgadener Anzeiger, Meldung vom 18. Februar 2003
  71. berchtesgadener-anzeiger.de Bildimpressionen vom Festzug am 14. Juli 2002 im Rahmen der „900 Jahre Berchtesgaden“
  72. berchtesgadener-anzeiger.de kp: Berchtesgaden feiert seine 200-jährige Zugehörigkeit zu Bayern. Interview mit Bürgermeister und Ordnungsamtsleiter zu „900 Jahre Berchtesgaden“ in Berchtesgadener Anzeiger, Meldung vom 12. Oktober 2010
  73. kino-berchtesgaden.de Zur Historie der "Kinos Berchtesgaden"
  74. Hellmut Schöner (Hrsg.), A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Stichwort: Theater S. 346-347
  75. Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit - Ergänzungsband I. S. 86-88
  76. watzmann.de Website u.a. mit Programmen des Berchtesgadener Bauerntheaters
  77. marktbuehne.de Website u.a. mit Programmen der Marktbühne Berchtesgaden
  78. berchtesgadener-anzeiger.de kp: Der Schauspielnachwuchs kommt von auswärts; u.a. zur Problematik einer fehlenden Spielstätte. Im Berchtesgadener Anzeiger Meldung vom 20. August 2010

Vorlage:Link FA