Zum Inhalt springen

Demokratische Republik Kongo

Diese Seite befindet sich derzeit im Review-Prozess
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. September 2010 um 19:25 Uhr durch Chrosser (Diskussion | Beiträge) (Quellen formatiert und aktualisiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Demokratische Republik Kongo (dt. Aussprache: [ˈkɔŋgo], frz.: [kɔ̃ˈgo]) (DR Kongo), bis 1960 Belgisch-Kongo, von 1971 bis 1997 Zaïre, liegt in Zentralafrika und grenzt an (von Norden im Uhrzeigersinn) die Zentralafrikanische Republik, den Sudan, Uganda, Ruanda, Burundi, Tansania, Sambia, Angola, Republik Kongo und den Atlantik. Sie ist an Fläche der drittgrößte und an Bevölkerung der viertgrößte Staat Afrikas. Die Demokratische Republik Kongo ist nicht zu verwechseln mit der westlich gelegenen Republik Kongo, dem ehemaligen Französisch-Kongo. Im Human Development Index 2009 nimmt der Staat den 176. von 182 Plätzen ein.

1998 begann ein neuer Bürgerkrieg, in dem auch ausländische Mächte eingriffen - der Zweite Kongokrieg, welcher im Jahre 2003 offiziell beendet wurde. Allerdings wird im Osten des Landes, im sogenannten Kivu-Krieg, bis heute weiter gekämpft.

Name

Die Namensgebung der Kongo-Staaten ist nicht immer einleuchtend. Einerseits hat sie oft geändert, andererseits hat Kongo-Brazzaville den Namen Kongo-Kinshasas übernommen und zeitweise hießen beide Länder gleich. Nach dem Sturz Mobutus sollte das Land wieder Republik Kongo heißen (wie 1960), was jedoch auf internationaler Ebene vereitelt wurde, um zu verhindern, dass die beiden Kongo wieder gleich heißen. Eine zeitliche Übersicht gibt die folgende Tabelle: Vorlage:Navibox Kongo (Historische Territorien)

Der Naturraum

Geographie

Das Gebiet der Demokratischen Republik Kongo umfasst als drittgrößter Staat Afrikas 2.344.885 km² und ist somit 6,6-mal so groß wie Deutschland. Es liegt in Zentralafrika auf dem Äquator.

Rund 60 Prozent des Landes nimmt das Kongobecken mit seinen tropischen Regenwäldern ein. Es ist in allen Richtungen von Bergzügen von 500 bis 1.000 Meter Höhe begrenzt. Im Süden wird es vom Shaba- oder Katanga-Bergland begrenzt, das Teil der Lundaschwelle ist. Im Süden und Osten des Landes steigen die Bergzüge zu Hochgebirgen auf, wie die Mitumba-Berge und die Kundelungu-Berge im Süden und die Zentralafrikanische Schwelle und Virunga-Vulkane im Osten. Sie erreichen Höhen von bis zu 4.500 Meter und sind reich an Bodenschätzen wie Kupfer und Uran. Die höchste Erhebung ist mit 5.109 Meter der Margherita Peak und befindet sich im Ruwenzori-Gebirge an der Grenze zu Uganda.

Der Kongo-Fluss

Der größte und längste Fluss, der durch die Demokratische Republik Kongo fließt, ist der Kongo mit 4.374 Kilometer. Er entspringt im Süden im Mitumbagebirge und fließt etwa 1.000 Kilometer nach Norden, von wo er nach West-Südwesten umgelenkt wird. Hier besteht auch ein Binnendelta. Anschließend bildet er die Grenze zwischen der DR Kongo und der Republik Kongo, bevor er in den Atlantik mündet. Es gibt zahlreiche mittlere und große Flüsse, die in den Gebirgen im Süden entspringen und in den Kongo münden, darunter als größter der Kasai mit seinen Nebenflüssen sowie der Lomami. Der größte von Norden kommende Zufluss des Kongos ist der Ubangi, der nahezu über seine gesamte Länge die Grenze zur Zentralafrikanischen Republik und zur Republik Kongo bildet. Die 40 Kilometer lange Küste nördlich der Kongomündung in den Ozean stellt die einzige Öffnung zum Atlantischen Ozean dar. Hier befinden sich unter anderem Erdölvorkommen. Im Osten des Landes befindet sich die Seenkette des Großen Afrikanischen Grabens, die die Ostgrenze bildet. Dazu gehören unter anderem (von Nord nach Süd) der Albertsee, Eduardsee, Kiwusee und Tanganyika-See. Sie birgt darüber hinaus mit die bedeutendsten Naturschätze Afrikas. Hier wurde beispielsweise Erdgas gefunden, im Osten und Nordosten auch Gold und Zinn.

Rund zwei Drittel der Fläche der Demokratischen Republik Kongo sind von Tropischem Regen- und Höhenwald bedeckt. Südlich hiervon befindet sich ein etwa 500 Kilometer breiter Streifen Feuchtsavanne ebenso wie im Norden ein etwa 200 Kilometer breiter Streifen. Diese Verteilung ist niederschlagsbedingt und gründet sich auf die Innertropische Konvergenzzone (ITC). Die höher gelegenen Gebiete im Norden und Süden sind fruchtbar und werden zum Ackerbau genutzt, während im Kongobecken stark verwitterte Böden geringer Fruchtbarkeit vorherrschen (Oxisol).

Klima

Klimadiagramm Kinshasa
Klimadiagramm Kisangani

In der Demokratischen Republik Kongo herrscht aufgrund der geographischen Lage ein Äquatorialklima vor. In den meisten Landesteilen gibt es daher ein sehr warmes, tropisches Feuchtklima mit einer Durchschnittstemperatur von rund 20° C in der Trockenzeit und rund 30° C in der Regenzeit. Das Klima ist sehr kontinuierlich und wird relativ wenig durch Jahreszeiten wie Trocken- und Regenzeit beeinflusst. Dennoch gibt es wegen der sehr großen Landesfläche regionale Disparitäten.[2]

Durch die nördliche Landesmitte, in welcher die Städte Mbandaka und Kisangani liegen, verläuft der Äquator. In diesem rund 300 km breiten Gebiet gibt es das ganze Jahr über heftige Regenfälle, die durchschnittlich rund 150-200 cm betragen, während die Temperatur ständig konstant bei rund 26º C bleibt.

Im Norden des Landes läßt der große Waldflächenanteil, der typisch für das Äquatorialklima ist, Platz für eine Baumsavanne. Kinshasas Klima ist gekennzeichnet durch eine Wechselfolge zwischen den Trockenzeiten (vier Monate insgesamt) und den Regenzeiten. Im Norden beginnt die Trockenzeit, gegensätzlich zum Süden, meist zwei bis drei Monate vor dem Jahreswechsel und endet rund zwei bis drei Monate nach dem Jahreswechsel.

Im Süden der Demokratischen Republik Kongo beginnt eine Zone des tropischen Klimas, die mit einer Trockenzeit (drei bis sechs Monate, meist Mai bis September) und einer Regenzeit (sechs bis neun Monate, meist Oktober bis April) Jahreszeiten aufweist. So gibt es zum Beispiel in Lubumbashi in der Provinz Katanga sogar sechs Monate relativer Trockenheit und sehr ausgeprägte Tages-Nacht-Temperaturschwankungen.

Der gebirgige Ostteil der Demokratischen Republik Kongo ist von Höhenklima geprägt und deutlich kühler im Vergleich zu den anderen Gebieten. Aufgrund der Temperaturabnahme bei ansteigender Höhe weist vor allem der Virunga-Nationalpark verschiedenste Klimastufen auf, sodass an den höchsten Punkten Schneefall nicht ungewöhnlich ist. In den Gebirgen fallen die meisten Niederschläge des Landes.

Es gibt auch eine kleine Zone maritimen Klimas. An der Mündung des Kongo-Flusses senkt der kalte Benguelastrom Temperatur und Niederschlagsmenge deutlich ab, sodass es beispielsweise in der Stadt Boma im Jahr durchschnittlich weniger als 80 cm Niederschlag gibt.[3]

Bevölkerung

Demografische Entwicklung von 1961 bis 2003 (nach FAO, 2004). Bevölkerung in Tsd. Einwohnern.

Die Bevölkerung setzt sich aus zwölf ethnischen Hauptgruppen zusammen, die sich wiederum in rund 300 kleinere Gruppen aufteilen. Die größten Bevölkerungsgruppen bilden die Kongo, Mongo, Luba und Lunda. Sie gehören den Bantuvölkern an, die etwa 80 % der Bevölkerung bilden. 15 % stammen von Sudangruppen ab, die man vor allem im Norden vorfindet. Minderheiten sind die Niloten im Nordosten sowie die Pygmäen in Waldgebieten und Hamiten im Osten. Die weiße, zumeist belgische Bevölkerung des Gebietes verließ bis etwa Ende der 1960er Jahre nahezu vollständig das Land.[4]

Die Demokratische Republik Kongo zählt 70,91 Mio. Einwohner (Stand 2010). Die Bevölkerungsdichte beträgt 24 Einwohner pro km². In den letzten Jahren kam es zu massiven Flüchtlingsbewegungen und einer Bevölkerungsexplosion: Jedes Jahr steigt die Zahl der Landeseinwohner um über 3 % an, die Demokratische Republik Kongo gehört damit zu den zehn am schnellsten wachsenden Staaten weltweit. Die Lebenserwartung liegt bei 52,93 Jahren für Männer und 56,59 Jahren für Frauen.[5]

Bevölkerungsverteilung und Städte

Die mit Abstand größte Agglomeration des Landes ist die Hauptstadt Kinshasa mit einer Einwohnerzahl von 8.900.721. Damit konzentrieren sich 14 Prozent der Bevölkerung der Demokratischen Republik Kongo auf dieses Gebiet. Neben der Großregion Kinshasa konzentriert sich die Bevölkerung vor allem auf das Bergbaugebiet Katanga und dem Gebiet um die Stadt Mbuji-Mayi, welches sich nordwestlich von Katanga befindet.

Insgesamt steigt die Stadtbevölkerung in fast allen Großstätten des Staates durch die zunehmende Landflucht stark an. 34 % der Einwohner leben inzwischen in städtischen Gebieten, die Urbanisierungsrate betrug zwischen 2005 und 2010 mehr als 5 %.[6] Zudem schwanken die Einwohnerzahlen durch die Flüchtlingsströme vor allem im Landesosten stetig. Die größten Städte sind:[7]

Rang

Stadt Einwohner (2010) Provinz
1 Kinshasa 8.900.721 Kinshasa
2 Lubumbashi 1.630.186 Haut-Katanga
3 Mbuji-Mayi 1.559.073 Ost-Kasai
4 Kananga 967.007 Lulua
5 Kisangani 868.672 Tshopo
6 Bukavu 707.053 Sud-Kivu
7 Tshikapa 524.293 Kasai
8 Kolwezi 451.168 Lualaba
9 Likasi 422.535 Haut-Katanga
10 Goma 377.112 Nord-Kivu

Eine umfangreiche Liste der Städte in der Demokratischen Republik Kongo ist unter Liste der Städte in der DR Kongo einzusehen.

Sprachen

Verbreitung der vier Nationalsprachen

In der Demokratischen Republik gibt es eine Sprachenvielfalt, welche im Land ähnlich groß ist wie die Vielfalt an Volksgruppen. Insgesamt gibt es über alle Regionen verteilt 214 verschiedene Sprachen und Dialekte. Obwohl Französisch Amtssprache ist, spricht es, ähnlich wie die häufig als Verkehrssprache benutzte kongolesische Variation der Nationalsprache Swahili (welche von 10 % der Bevölkerung verstanden wird), kaum jemand als Muttersprache.[8] Anders ist dies bei den anderen Nationalsprachen Lingála (wird von 50 % der Bevölkerung verstanden), Kikongo (wird von 30 % der Bevölkerung verstanden) und Tschiluba. Weitere Sprachen sind beispielsweise das mit Tschiluba nah verwandte Kiluba, Chokwe und Kituba.[9]

Schriftsprache ist weiterhin Französisch, doch in der jüngsten Vergangenheit werden oft französischsprachige Texte mit Wörtern der einheimischen Sprache verknüpft, welchen häufig die Funktion eines Stilmittels zukommt.[10]

Religionen

Das Königreich Kongo wurde – als einer der ersten Staaten Afrikas – bereits am Ende des 15. Jahrhunderts katholisch. Im Land spielt die Religion daher eine sehr große und entscheidende Rolle. Seit den frühen 1970er Jahren feiert die römisch-katholische Kirche in der Demokratischen Republik Kongo nach einem eigenen, dem sogenannten Zairischen Messritus, der manche afrikanischen Elemente inkulturiert hat. Für die unabhängige afrikanische Kirche der Kimbanguisten führt der Fischer Weltalmanach über 5 Mio. Anhänger an, Harenberg aktuell sogar über 10 Millionen (17 % von 59 Mio. Kongolesen).[11] Diese Kirche ist pazifistisch organisiert, dennoch gibt es gerade im Großraum Kinshasas viele kleinere Kirchen und Sekten, denen im Zweiten Kongokrieg 1998-2003 teilweise große Bedeutung zukam. Verschiedene Medien berichteten von Waffensegnungen.[12]

Religionsgemeinschaft Anhänger Prozentsatz Quellen
Römisch-Katholische Kirche 25.841.930 40–50 % [13]
Protestantismus 14.682.915 20–30 %
Kimbangismus 3–10 Mio > 10 %
Islam 6,24–6,87 Mio ca. 10 %
Synkretismus und traditionelle Religionen - ca. 10 %

Gesundheit

Die Gesundheitslage ist nicht sehr gut. Es herrscht ein ganzjähriges Malariarisiko im gesamten Land. Außerdem tritt das Zaïre-Ebolavirus, mit einer Letalitätsrate von 60–90% die tödlichste Spezies des Ebolavirus, seit 1976 immer wieder auf. Zuletzt war dies von Dezember 2008 bis Januar 2009 der Fall, als sich 32 Menschen infizierten und 15 von ihnen verstarben.[14]

Ungefähr ein Viertel der Landesbevölkerung leidet Hunger.[15] Zugang zu sauberem Trinkwasser, seit 2010 ein Menschenrecht der UNO, besitzt laut WHO und Unicef nicht einmal jeder zweite Bürger der Demokratischen Republik Kongo.[16]

Zwischen dem 14. und 16. Februar 2005 breitete sich in Bas-Uele im Nordwesten der Demokratischen Republik Kongo die Lungenpest aus. Nach Berichten der WHO gab es 61 Tote. Durch das Eingreifen der Organisation Ärzte ohne Grenzen konnte eine weitere Verbreitung verhindert werden.[17] Am 14. Juni 2006 wurden 100 Pesttote, die an Lungen- oder Beulenpest gestorben waren, gemeldet. Die am stärksten betroffene Region war dabei die Provinz Ituri.[18].

Bildung

Ein Klassenraum in der DR Kongo.

Die Bildungssituation in der Demokratischen Republik Kongo ist mit einer Alphabetisierungsrate von rund 65,5 % zwar weitaus besser als in Staaten wie Mali oder Niger, aber dennoch längst nicht ausreichend, da nur rund ein Drittel der Bevölkerung je eine Schule besucht hat.[19] Offiziell wird jedoch jedem kongolesischem Bürger eine schulische Grundausbildung mit sechsjähriger Grundschul- und sechsjähriger Sekundarausbildungszeit garantiert. Das dies nicht umgesetzt werden kann, liegt vor allem daran, dass die meisten Schulen im Land keine staatliche Unterstützung erhalten und deshalb die Eltern Schulgebühren bezahlen müssen, die sie sich meistens nicht leisten können. Außerdem ist die Unterrichtsqualität an den meisten Schulen unzureichend.[20]

Auch an den sieben staatlichen Universitäten, die einst zu den besten Afrikas zählten, verschlechtert sich die Situation zunehmend. Lehrmaterial und qualifizierte Lehrkräfte fehlen und es gibt oft Probleme mit der Korruption. Das Auswärtige Amt rechnet zudem nicht mit einer Verbesserung der Bedingungen und glaubt, dass sich der Status des Bildungssystems sich weiter drastisch verschlechtern wird.[21]

Geschichte

Ursprünglich war das Land Heimat mehrerer Königreiche. Herausragend unter ihnen war das im 14. Jahrhundert gegründete Königreich Kongo, eines der größten afrikanischen Staatswesen überhaupt.

Mit der „Entdeckung“ durch die Portugiesen begann nach einer kurzen Phase annähernd gleichberechtigten Umgangs zwischen dem Kongo und Portugal die bis zum Ende des 17. Jahrhunderts völlige Zerstörung des Königreiches sowie seine Ausbeutung und Plünderung durch Sklavenjäger, die nach dem Zerfall der portugiesischen Vorherrschaft durch Niederländer und Engländer fortgeführt wurde.

Der Waliser Henry Morton Stanley war es auch, der als erster Europäer den Kongo umfassend bereiste, sein Vorschlag, den Kongo dem britischen Kolonialreich anzugliedern, wurde von der britischen Regierung aber abgelehnt.

Belgische Kolonie

Leopold II. von Belgien

Der belgische König Leopold II. jedoch, von dem Gedanken an ein Kolonialreich seit langem fasziniert, wollte die Gelegenheit nutzen. Da aber auch in Belgien die Stimmung eher gegen Kolonien war, vereinnahmte Leopold den Kongo 1885 mit Hilfe der Berliner Kongokonferenz als seinen „Privatbesitz“. Dieser Status jenseits allen Völkerrechts war in der ganzen Kolonialgeschichte einzigartig. Da mit dem Kongo zugleich auch alle seine Bewohner als rechtloser Privatbesitz angesehen wurden, kam es bei der wirtschaftlichen Ausbeutung (siehe Kautschukboom) zu (selbst für diese Zeit) solch grausamen Exzessen, dass sie als so genannte Kongogräuel 1908 international für Aufsehen und Empörung sorgten und Leopold zur Übergabe des Kongo als „normale“ Kolonie an den belgischen Staat zwangen.

Zwar verbesserten sich die Verhältnisse nun ein wenig, aber nach wie vor wurden der Kongo und seine Bevölkerung von der autoritären Kolonialmacht Belgien ausgebeutet. Mit den weltweit in den Kolonien zunehmenden Unabhängigkeitsbestrebungen wuchs auch im Kongo der Druck nach staatlicher Selbstbestimmung. Nach ersten Unruhen in der Hauptstadt Léopoldville und unter dem Druck der Weltöffentlichkeit zog sich Belgien Anfang 1959 schlagartig aus dem Kongo zurück und hinterließ ein Chaos.

Am 30. Juni 1960 wurde die „Demokratische Republik Kongo“ ausgerufen. J. Kasavubu, Führer der Alliance Congolaise (vor 1960 Alliance de Bakongo ABAKO genannt), wurde Staatspräsident. Der bedeutende Panafrikanist und Führer der kongolesischen Unabhängigkeitsbewegung Patrice E. Lumumba wurde der erste Ministerpräsident des jungen Landes, das er allerdings aufgrund mangelnder Fachkräfte und angesichts sezessionistischer Bestrebungen, insbesondere in der Provinz Katanga, nicht zusammenzuhalten vermochte. Insbesondere die kontinuierlichen Interventionen Belgiens, der USA, aber auch der Sowjetunion führten zu einem allmählichen Zerreißen der jungen Nation.

Diktatur Mobutus

Datei:Mobutu Nixon.gif
Mobutu Sese Seko (1930–1997) (2. v.l.), neben ihm Richard Nixon

Nach nur 18 Monaten Unabhängigkeit putschte der frühere Assistent Lumumbas, Joseph Mobutu, unterstützt von den USA und Belgien gegen ihn und errichtete in den folgenden Jahrzehnten eine der längsten und grausamsten Diktaturen Afrikas. Lumumba konnte zwar der Haft kurz entfliehen, wurde aber kurze Zeit später wieder ergriffen, seinem Gegner Moïse Tschombé – dem Sezessionistenführer in Katanga – ausgeliefert und von dessen Kräften ermordet. Es gilt als gesichert, dass der Mord an Lumumba von Belgien und den USA direkt unterstützt wurde.[22] Moïse Tschombé konnte zeitweise über Teile des Kongos mit einer Söldnerarmee, die überwiegend aus europäischen Berufssöldnern bestand, herrschen. Ein Höhepunkt der Söldneraktivität im Kongo stellt die Begründung der sog. Söldnerrepublik Kongo dar. Mobutu konnte aber mit seinen Truppen die verbliebenen Einheiten Tschombés und die Söldner bis Ende 1967 besiegen. 1971 wurde das Land in Zaire umbenannt. 1977/78 wurde mit internationaler, u.a. belgischer und französischer, Militärhilfe für die Regierung Mobutu Sese Seko die Shaba-Invasion der Front de Libération Nationale du Congo - FLNC des Rebellenführers Nathaniel Mbumba aus Angola niedergeschlagen. Spektakulär von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde dabei die Befreiung von cirka 2500 europäischen Geiseln in der Stadt Kolwezi durch das 2. Fallschirmjägerregiment der französischen Fremdenlegion Mitte Mai 1978, nachdem Mbumba's Tiger-Rebellen dort schreckliche Massaker an der Zivilbevölkerung verübt hatten. Dieser Einsatz unter dem Namen Operation Bonite war nötig geworden, da die belgische Regierung, als ehemalige Kolonialmacht, sich gegen ein militärisches Eingreifen ausgesprochen hatte und lediglich einige Fallschirmjäger entsandte, die bei der Evakuierung der Befreiten halfen.

Die Diktatur Mobutus, die das Land weiter zerstörte, wurde erst 1994 erschüttert, als sich, angeheizt unter anderem durch Flüchtlingsströme aus Ruanda und Burundi, im Grenzland zu Ruanda eine Rebellen-Streitmacht bildete, angeführt von Laurent-Désiré Kabila. Lange nicht ernst genommen, gelang es ihm 1997, den alten, schwer kranken und international mittlerweile isolierten Mobutu zu stürzen. Danach benannte er Zaire wieder in Demokratische Republik Kongo um.

Kongokrieg

Die konfliktreiche Phase zwischen 1996 und 2002 wird auch als Kongokrieg, ab 1998 „afrikanischer Weltkrieg“ bezeichnet. Im Januar 2001 fiel Kabila selbst einem Attentat zum Opfer und sein Sohn Joseph Kabila „erbte“ seine Stellung als Staatspräsident der Demokratischen Republik Kongo. Trotz des dubiosen Amtsantritts führt mit Joseph Kabila zum ersten Mal seit 1959 ein Mann den Kongo, der eine Befriedung und Stabilisierung der zerrütteten Nation versucht. Ihm im Wege steht dabei allerdings der fast vollständige Zerfall der Infrastruktur, Verwaltung und Wirtschaft des Landes und insbesondere die Ausplünderung der äußerst rohstoffreichen Ostprovinzen des Kongo – in denen die Zentralregierung fast völlig machtlos ist – durch ugandische, ruandische und burundische Kräfte. Mehrere Erhebungen und Revolten konnte Kabila bisher abwehren. Ob es ihm aber gelingen wird, die territoriale und in der Folge die administrative Souveränität wiederherzustellen, steht immer noch dahin. Im Rahmen eines Friedensabkommens beteiligten sich die Rebellen im Jahre 2003 an einer Übergangsregierung, welche den Weg zur Wahl im Jahre 2006 ebnete. Während der Friedensverhandlungen gab das International Rescue Committee bekannt, dass einer Untersuchung zufolge der Kongokrieg 5,4 Mio. Todesopfer gefordert hat – mehr als jeder andere Konflikt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.[23]

Flüchtlingslager in Bunia, Ituri (2004)
Humanitäre Hilfe in der DR Kongo im November 2008

Kivu-Krieg

Im Osten des Landes flammten in jüngster Zeit Kämpfe auf, es kam zu Massenfluchten nach Uganda. Seit 1998 wurden gemäß Angaben des International Rescue Committee 3,8 Millionen Menschen während gewaltsamer Auseinandersetzungen getötet. Nach Schätzungen der UNO wurden (bis Anfang 2005) jeden Tag etwa 1000 Menschen zu Opfern von Gewalttaten.[24]

Seit August 2007 kämpfen in Nord-Kivu Armee-Angehörige der kongolesischen Armee und die Mai-Mai-Miliz gegen die Rebellen des Nationalkongress zur Verteidigung des Volkes (CNDP) unter der Führung des Ex-Generals Laurent Nkunda, einem Tutsi.[25] Nkunda wirft der kongolesischen Armee eine Zusammenarbeit mit Hutu-Extremisten der Gruppe Demokratischer Kräfte zur Befreiung Ruandas (FDLR) vor, die auf kongolesischem Gebiet operieren. Er bekräftigte, dass seine Milizen die Tutsi-Minderheit im Ostkongo gegen diese Hutu-Extremisten schützen müssten.[26] Von der FDLR wären manche 1994 am Völkermord in Ruanda beteiligt – so Nkunda –, bei dem nach UN-Angaben mehr als 800.000 Menschen – überwiegend Tutsi – getötet wurden.[25]

Die Rebellen des Nationalkongresses zur Volksverteidigung (CNDP) riefen am Abend des 29. Oktober 2008 in einer Erklärung einen einseitigen Waffenstillstand aus.[27]

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte angesichts der neuerlichen Kämpfe eine Aufstockung der internationalen Friedenstruppen in der DR Kongo. Nach einer Sitzung des Weltsicherheitsrats verlautete, eine Verstärkung der 17.000 Mann starken UN-Mission (MONUC) werde auf breiter Basis befürwortet. Demnach ist die Entsendung von etwa 3.000 zusätzlichen Soldaten und Polizisten vorgesehen. Die Kämpfe in der Demokratischen Republik Kongo haben von August bis November 2008 mindestens 250.000 Menschen in die Flucht getrieben.[28] So wurde im Oktober 2008 vermeldet, dass binnen nur zwei Monaten etwa 200.000 Menschen vornehmlich aus der Region Kivu vertrieben wurden. Im Februar 2009 warnte die UNO vor einer humanitären Katastrophe im Land.[29]

Auch heute noch sind die Rebellen der FDLR und der Mai-Mai-Miliz im Osten des Landes sehr aktiv. Im August 2010 vergewaltigten sie mindestens 197 Frauen in der Stadt Luvungi in der Provinz Nord-Kivu. Dennoch zieht die UNO auf Wunsch der Regierung den Großteil der stationierten Blauhelmsoldaten nach und nach ab.[30]

Politik

Die Demokratische Republik Kongo ist in zehn Regionen und den Hauptstadtdistrikt untergliedert. Es herrscht eine streng zentralistische Verwaltung. Seit dem 21. August 2000 bestand ein provisorisches Parlament mit 300 ernannten Mitgliedern. Seit 1997 waren politische Parteien verboten; die letzte freie Parlamentswahl bis 2006 fand 1965 statt. Durch die von neutralen Beobachtern überwachten Wahlen wurde die Demokratie im Land zwar gestärkt, aber ansonsten ist diese kaum gewährleistet: Im Staatssystem ist keine Gewaltenteilung erkennbar und die vorhandenen Gesetze werden kaum beachtet. Außerdem werden die Parteien der Opposition in ihrer Arbeit häufig behindert.[31]

Die territoriale Souveränität der Regierung ist insbesondere im Osten des Landes nicht mehr gegeben. Aufgrund ihrer Instabilität wird die Demokratische Republik Kongo auch als zerfallener Staat bezeichnet.

Das Sozialsystem des Landes zählt zu den schlechtesten der Welt.

Verfassung

Am 17. Mai 2005 verabschiedete das Übergangsparlament den Entwurf einer neuen Verfassung, welche die Übergangsverfassung von 2003 ablösen soll. Die Bestrebungen von Anhängern eines föderalistischen Systems konnten nicht durchgesetzt werden. Dafür wird die Macht des Präsidenten eingeschränkt. Es wird das Amt eines Premierministers eingerichtet, welcher nicht vom Präsidenten bestimmt wird, sondern von der Mehrheitsfraktion in der Nationalversammlung.

Am 18. Dezember 2005 stimmte die Mehrheit der 25 Mio. Wahlberechtigten in einem landesweiten Verfassungsreferendum für die Annahme der neuen Verfassung. Dieser Urnengang war die erste freie Wahl seit 40 Jahren im Kongo.[32] Der Präsident der unabhängigen Wahlkommission verkündete am 27. Dezember ein vorläufiges Ergebnis, demnach 83,08 % für und 16,92 % gegen die Verfassung stimmten. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 53 %. Auffällig war das Wahlverhalten der Bevölkerung in den verschiedenen Provinzen. Während in der Hauptstadt Kinshasa gerade 50,29 % für die Verfassung stimmten, lag die Zustimmung in den besonders stark vom Krieg betroffen Provinzen Nord- und Sud-Kivu bei 96,67 % und 97,6 %.

Am 18. Februar 2006 wurde die neue Verfassung von Präsident Joseph Kabila in Kraft gesetzt.

Regierung

Am 10. Oktober 2008 wurde Adolphe Muzito nach dem offiziell altersbedingten Rücktrittes von Antoine Gizenga Premierminister und damit gleichzeitig Regierungschef der DR Kongo. Das heutige Regierungskabinett besteht zu größten Teilen allerdings schon seit den Wahlen im Jahr 2006. Es ist im Artikel Regierungskabinett Muzito (DR Kongo) aufgelistet.

Wahlen

Staatspräsident Joseph Kabila im November 2003.

Am 30. Juli 2006 fanden die Wahlen für das Präsidentenamt und das Parlament statt. Die Kongolesen absolvierten ihre erste demokratische Wahl seit mehr als vier Jahrzehnten. Viele sehnen ein Ende der Jahre, die im Zeichen von Gewalt und Korruption standen und die das an Bodenschätzen reiche Land im Herzen von Afrika zerstörten, herbei. Kongos junger Präsident Joseph Kabila sieht sich Dutzenden von Herausfordern gegenüber, einschließlich des Ex-Rebellenführers, den er einst bekämpfte.[33] Zur Absicherung wurde von der EU ein Militäreinsatz (EUFOR RD Congo) unter deutscher Beteiligung entsandt.

Die Wahlen sind nach Einschätzung der UN-Mission überraschend friedlich verlaufen. Nur in der Stadt Mbuji-Mayi sei es zu Unruhen gekommen, sagte ein Sprecher. Hier wurden sieben Wahllokale in Brand gesetzt und zwei Lastwagen mit Wahlmaterialien geplündert. Ansonsten haben die UN-Truppen nirgendwo eingreifen müssen. EU-Beobachter gingen von einer hohen Wahlbeteiligung aus.[34]

Am 21. August wurde das vorläufige Ergebnis verkündet. Stärkste Fraktion im Parlament wurde die Parti du Peuple pour la Reconstruction et le Démocratie mit 22,2 %, das Mouvement pour la Liberation du Congo zweitstärkste Fraktion mit 12,8 %.

Bei der Wahl des Präsidenten erhielt Kabila 44,81 %, Bemba wurde mit 20,03 % der Stimmen Zweiter. Die Wahlbeteiligung lag bei 70 %. Da Kabila keine absolute Mehrheit erreicht hatte, fand am 29. Oktober ein zweiter Wahlgang statt, bei dem Kabila 58 % der Stimmen erreichte und damit zum Präsidenten gewählt wurde.

Die nächsten Wahlen sollen laut offiziellem Wahlkalender am 27. November 2011 stattfinden und werden voraussichtlich mit technischer Hilfe der UN durchgeführt.[35]

Menschenrechte

Vergewaltigung gehörte und gehört in der Demokratischen Republik Kongo zum „Kriegshandwerk“. In den Jahren 2006 bis 2009 wurden allein von dem Hilfswerk „Heal Africa“ 12.000 vergewaltigte Frauen betreut. Die Leiterin des Hilfswerks, Lyn Lusi, vermutet jedoch um die 120.000 Fälle.[36]

Sowohl Angehörige bewaffneter Gruppen als auch staatliche Sicherheitskräfte verübten routinemäßig Folterungen und Misshandlungen, insbesondere gegen vermeintliche politische Gegner. Zu den Foltermethoden gehörten Schläge, Verletzungen durch Messerstiche, Vergewaltigungen und das Aufhängen von Personen an Gitterstäben. In den meisten Hafteinrichtungen und Gefängnissen herrschten derart harte Bedingungen, dass sie grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung gleichkamen. In Berichten hieß es regelmäßig, dass Gefangene an Unterernährung und behandelbaren Krankheiten starben.

Ein weiterer humanitärer Krisenschwerpunkt ist die Nord-Ostregion der Provinz Orientale, wo die aus Uganda stammenden Lord’s Resistance Army (LRA) im Gefolge einer gescheiterten gemeinsamen Militäraktion von der Demokratischen Republik Kongo, Sudan und Uganda seit Dezember 2008 wiederholt grausame Attacken auf die Zivilbevölkerung verübt. Die LRA wird für den Tod von über 1.200 Menschen und die Entführung von über 600 Kindern seit September 2008 verantwortlich gemacht.[37]

2008 verurteilten Militärgerichte mindestens 50 Menschen zum Tode, darunter auch Zivilisten. Es wurden allerdings keine Hinrichtungen gemeldet – so Amnesty International. Sicherheitskräfte der Regierung und bewaffnete Gruppen überfielen und entführten Menschenrechtsverteidiger, schüchterten sie ein und bedrohten sie mit Mord. In Nord-Kivu mussten viele, die sich für die Menschenrechte einsetzten, untertauchen oder fliehen. Andere wurden zur Zielscheibe, weil sie an der Aufarbeitung politisch brisanter Menschenrechtsverletzungen beteiligt waren. Im Jahr 2008 befanden sich Schätzungen zufolge immer noch 3000–4000 Kinder in den Reihen bewaffneter Gruppen.[38]

In einem im Dezember 2009 von Human Rights Watch veröffentlichten Bericht wird detailliert die gezielte Tötung von mehr als 1.400 Zivilisten zwischen Januar und September 2009 während zwei aufeinander folgenden kongolesischen Militäroperationen gegen die ruandische Hutu-Miliz „Demokratischen Kräfte zur Befreiung Ruandas“ (FDLR) dokumentiert.[39] Sowohl kongolesische Regierungssoldaten als auch FDLR-Rebellenmilizen haben Zivilisten angegriffen, ihnen vorgeworfen, mit dem Gegner zu kollaborieren, und sie „bestraft“, indem sie mit Macheten zu Tode gehackt wurden. Beide Seiten haben darüber hinaus Zivilisten bei Fluchtversuchen erschossen oder sie absichtlich in ihren Häusern zu Tode verbrannt. Einige Opfer wurden gefesselt, bevor ihnen, einem Zeugen zufolge, die Kehlen „wie Hühnern durchgeschnitten“ wurden. Die Mehrheit der Opfer waren Frauen, Kinder und ältere Menschen.[40]

Bündnisse

Die Demokratische Republik Kongo gehört trotz ihrer politischen Instabilität einer Reihe von politischen und wirtschaftlichen Vereinigungen an:[41]

  • BAD (Afrikanische Entwicklungsbank)
  • AKP (Gruppe der Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifik)
  • AEC (Afrikanische Wirtschaftsgemeinschaft)
  • COMESA (Gemeinsamer Markt für das Östliche und Südliche Afrika)
  • G33 (Zusammenschluss verschiedener Entwicklungsländer)
  • SADC (Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft)
  • Afrikanische Union (jedoch ohne Stimmrecht)

Verwaltungsgliederung

Bisher war die Demokratische Republik Kongo in zehn Provinzen und den Hauptstadtdistrikt gegliedert. Nach einer neuen Verfassung vom Mai 2005 wird das Land offiziell in 25 Provinzen und die Stadt Kinshasa gegliedert. Diese Verwaltungsreform wird voraussichtlich erst 2011 komplett umgesetzt worden sein. Nachfolgend ist die zukünftige Verwaltungsstruktur mit jeweils kurzer Information zum aktuellen Gebietsstand ("bisherige Provinz") aufgelistet:

Darstellung der zukünftigen Provinzen der Demokratischen Republik Kongo
Darstellung der derzeitigen Provinzen der Demokratischen Republik Kongo

Nr.

Name Hauptstadt Fläche bisherige Provinz
1 Kinshasa Kinshasa 009.965 km² unverändert
2 Kongo-Central Matadi 053.920 km² Bas-Congo
3 Kwango Kenge 089.974 km² Bandundu
4 Kwilu Kikwit 078.219 km² Bandundu
5 Mai-Ndombe Inongo 127.465 km² Bandundu
6 Kasaï Luebo 093.784 km² Kasai-Occidental
7 Lulua Kananga 060.958 km² Kasai-Occidental
8 Ost-Kasai Mbuji-Mayi 009.481 km² Kasai-Oriental
9 Lomami Kabinda 056.426 km² Kasai-Oriental
10 Sankuru Lodja 104.331 km² Kasai-Oriental
11 Maniema Kindu 132.520 km² unverändert
12 Sud-Kivu Bukavu 065.070 km² unverändert
13 Nord-Kivu Goma 059.483 km² unverändert
14 Ituri Bunia 065.658 km² Orientale
15 Haut-Uele Isiro 089.683 km² Orientale
16 Tshopo Kisangani 199.567 km² Orientale
17 Bas-Uele Buta 148.331 km² Orientale
18 Nord-Ubangi Gbadolite 056.644 km² Équateur
19 Mongala Lisala 058.141 km² Équateur
20 Sud-Ubangi Gemena 051.648 km² Équateur
21 Äquator Mbandaka 103.902 km² Équateur
22 Tshuapa Boende 132.957 km² Équateur
23 Tanganyika Kalemie 134.940 km² Katanga
24 Haut-Lomami Kamina 108.204 km² Katanga
25 Lualaba Kolwezi 121.308 km² Katanga
26 Haut-Katanga Lubumbashi 132.425 km² Katanga

Wirtschaft

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der DR Kongo.
  • BIP der DR Kongo
  • BIP von Zentralafrika
  • BIP vom gesamten Afrika
  • Durch Misswirtschaft, Bürgerkrieg (siehe auch: Kongokrieg) und Korruption ist die Verwaltung und Infrastruktur des Landes fast völlig zerfallen, zahlreiche Rohstoffe der entsprechenden Provinzen werden von den Nachbarländern Uganda, Ruanda und Burundi sowie der Volksrepublik China ausgebeutet.

    Obwohl das Land über die größten Naturreichtümer Afrikas verfügt, gehört es zu den ärmsten der Welt. Hauptursache hierfür sind die mehr als drei Jahrzehnte Korruption und Misswirtschaft durch das Mobutu-Regime, gefolgt von schweren kriegerischen Auseinandersetzungen bis in die Gegenwart.

    Das Wirtschaftswachstum betrug von 1965 bis 1985 nur 1 % jährlich. Seitdem geht die Wirtschaftsleistung ständig zurück. 1971 wurde der Bau der HGÜ Inga-Shaba, einer Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung vom Inga-Staudamm im äußersten Nordwesten des Landes quer durch das Land in die im Südosten liegende Kupferregion Shaba (Katanga) beschlossen. Großunternehmen aus den USA und Europa schlossen sich zu einem Konsortium zusammen und vergaben die Kredite. 1983 war die offizielle Einweihung, aber die Kosten waren kräftig in die Höhe geschnellt.

    Anfang der 1990er Jahre brach die Wirtschaft völlig zusammen. Es herrschte Hyperinflation (1994 7400 %). Durch Unruhen unter den Arbeitern sanken die Exporterlöse, die Infrastruktur im Transportwesen zerfiel, die Auslandsschulden stiegen auf 10 Milliarden Euro. Das Land war anschließend auf Nahrungsmittelimporte angewiesen.

    Das Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 2007 10,1 Milliarden US-Dollar (etwa 8,7 Milliarden Euro), das Bruttosozialprodukt pro Einwohner (Pro-Kopf-Einkommen im Jahr) 116 US-Dollar (etwa 100 Euro).[1]

    Seit Abschaffung einer Einheitsgewerkschaft 1990 besitzt das Land nun zwar mehrere unabhängige Gewerkschaften, welche aber kaum noch Einfluss auf die Unternehmen haben.[42]

    Bodenschätze

    Die Demokratische Republik Kongo, deren wichtigster Wirtschaftszweig seit langem der Bergbau ist, ist eines der rohstoffreichsten Staaten des Kontinents. Doch diese eigentlich positive Tatsache wirkte sich in Form des Kongokrieges negativ aus. Während diesem wurde das Land systematisch durch die angrenzenden Staaten ausgebeutet. Auch private Gesellschaften waren laut des 2001 amtierenden Generalsekretärs der UNO an der Ausbeutung beteiligt und haben den Krieg „unmittelbar angeheizt, indem sie die Beschaffung von Rohstoffen mit Waffen bezahlten.“ (siehe dazu auch den Abschnitt Geschichte)

    Noch heute wird der Osten des Landes, in dem sich die meisten Bodenschatzvorkommen befinden, nicht von der Regierung, sondern zu großen Teilen von aufständischen Milizen und Nachbarstaaten wie Uganda, Ruanda und Burundi kontrolliert. Bei den Konflikten geht es hauptsächlich um die Rohstoffe Gold, Diamanten und Kupfer, dessen drastischer Preisverfall seit 1974 das Land schwer traf. Ebenfalls zu den umkriegten Gütern gehört Cobalt,womit die Demokratische Republik Kongo Weltmarktführer ist. Bekannt ist das Land auch für die reichen Vorkommen am leicht radioaktiven Stoff Coltan. Er enthält zwei der begehrtesten Metallerze (Columbit und Tantalit), welche unglaublich hitzebeständig sind und beispielsweise als sogenanntes "Ferroniob" zur Herstellung von diversen Edel-Legierungen dienen. Die beiden Erze enthalten Niob und Tantal. Tantal ist für die Produktion von Mobiltelefonen, Computerchips, Videokameras und diversen Geräten aus der Unterhaltungselektronik von großer Bedeutung. Niob ist preiswerter als Tantal und dient der Herstellung hitzebeständiger Bauteile für Raketen, Düsenflugzeuge und Raumschiffe.[43]

    Weitere Bodenschätze, die gefördert werden, sind Silber, Erdöl, Mangan, Zink, Zinn, Cadmium, Germanium und Beryllium.

    Landwirtschaft

    Zwei Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft, die über 30 % zum Bruttoinlandsprodukt beisteuert (Stand: 2000). Große Gebiete sind landwirtschaftlich nutzbar, es werden aber nur rund 3 % kultiviert. Haupterzeugnisse sind Maniok, Obst, Melonen, Kochbananen, Zuckerrohr, Erdnüsse, Bananen und Süßkartoffeln. Außerdem werden noch Reis, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Kaffee, Kautschuk, Baumwolle und Kakao angebaut.

    Nachdem Mitte der 1970er Jahre viele kleinere Plantagen verstaatlicht wurden, die sich in ausländischen Besitz befanden, ging der Verkauf von Agrarprodukten merklich zurück. In vielen Landesteilen gibt es nur noch eine Selbstversorgungs-Landwirtschaft. Viehzucht ist auf höher gelegene Gebiete beschränkt. Da die Transportwege zerstört sind, können die Produkte nicht in die verschiedenen Provinzen gebracht werden und verderben.

    Industrie

    Der industrielle Sektor hat sich vor allem um die Verarbeitung der vorhandenen Bodenschätze entwickelt. Bedeutend sind auch noch die Ölraffinerien sowie die Herstellung von Zement und Schwefelsäure. Wichtige Erzeugnisse sind Reifen, Schuhe, Textilien, Zigaretten, Nahrungsmittel und Bier.

    Der gesamte Bereich wurde durch den wirtschaftlichen Niedergang und vor allem die rasende Inflation seit 1990 schwer geschädigt. Es herrscht großer Devisenmangel, der den Import von Rohstoffen und Ersatzteilen verhindert.

    Außenhandel

    Bis Anfang der 1990er Jahre war Kupfer noch der wichtigste Exportartikel, der die Hälfte der jährlichen Exporterlöse einbrachte. Innerhalb von nur drei Jahren verringerte sich der Kupferexport jedoch um drei Viertel. Heute bilden Diamanten, Rohöl, Kobalt und Kaffee die wichtigsten Exportgüter. Auch die positive Handelsbilanz kann die sinkende Wirtschaftsleistung jedoch nicht aufhalten, dennoch bescheinigt die Schweizerische Eidgenossenschaft dem Staat im Jahresbericht Wirtschaft – Demokratische Republik Kongo "enormes Potential".

    Im Jahr 2006 kamen 17,7 % der Importe ins Land aus Südafrika. Weitere wichtige Lieferanten sind Belgien, Frankreich, Simbabwe, Sambia und Kenia. Die meisten Exporte der Demokratischen Republik Kongo gehen nach Belgien (29,4 %) und China (21,1 %). Danach folgen Brasilien, Chile, Finnland und die USA.[44]

    Staatshaushalt

    Der Staatshaushalt umfasste 2006 Ausgaben von umgerechnet 2 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 700 Mio. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 14,7 % des BIP.[45][46]

    2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

    Infrastruktur

    Verkehr

    Flughafen Ndjili

    Das Verkehrswesen ist sehr unterentwickelt. Von Bedeutung sind wegen des schlechten Straßensystems und der geographischen Größe des Landes vor allem Flugverbindungen, die meist vom internationalen Flughafen Ndjili in Kinshasa ausgehen. Wegen alter Maschinen, deren Wartung und Kontrolle mangelhaft ist, kommt es im Kongo jedoch immer wieder zu Flugzeugunglücken wie zum Beispiel im August 2010, als 19 Passagiere bei der Landung einer Maschine am Flughafen Bandundu ums Leben kamen. Alle rund 50 kongolesischen Fluggesellschaften stehen auf der schwarze Liste der EU-Kommission. Sie dürfen deshalb nicht im Luftraum der Europäischen Union fliegen.[49]

    Stütze des kongolesischen Verkehrssystems ist auch ein kombinierter Binnenschiffs- und Eisenbahnverkehr, wobei nicht schiffbare Stellen der Flüsse, insbesondere des Kongos, mit Eisenbahnen umgangen werden. Dennoch kommt es im Kongo häufig zu Schiffsunglücken wie beispielsweise im Juli 2010 als über 100 Pesonen durch Kentern eines völlig überfüllten Privatschiffes in der Provinz Bandundu ums Leben kamen.[50]

    Neben den Eisenbahnstrecken, die die Binnenschiffahrt unterstützen, sind die Haupteisenbahnachsen Lubumbashi-Ilebo und die Strecke der Matadi-Kinshasa-Bahn, welche in der Vergangenheit allerdings schon entgleist ist. Die meisten Züge verfügen über wenig Komfort und besitzen keine Klimaanlagen, die wichtigsten Verbindungen haben allerdings Schlafwagen und eine erste Passagierklasse, die europäischem Standard entspricht.

    Das Straßennetz ist in weiten Teilen unbefestigt und nur um die Großstädte des Landes herum gut entwickelt. Der Busverkehr zwischen den Städten ist wie die meisten öffentlichen Busse in Kinshasa überlastet.[51]

    Energieversorgung

    Die Inga-Staudämme

    Die Demokratische Republik Kongo gewinnt elektrische Energie in erster Linie aus Wasserkraft. Die Kraftwerke sind vor allem in der Nähe von Minen (Bergwerke) vorzufinden, die beiden größten Kraftwerke liegen beim Dorf Inga. Sie wurden zur Zeit des Diktators Mobutu Sese Seko errichtet und versorgen die Hauptstadt Kinshasa mit Strom. Dennoch wird das riesige Wasserkraftpotential am unteren Kongo bisher kaum genutzt. In Zukunft soll in Kooperation mit den Staaten Angola, Namibia, Botswana und Südafrika ein dritter Inga-Staudamm entstehen.[52] Das Potential der Inga-Staudämme entspricht in etwa dem Konsum an elektrischer Energie von ganz Afrika mit Ausnahme von Nordafrika und der Republik Südafrika.

    Telefonie

    Es bestehen rund 10.000 Festnetzanschlüsse im ganzen Land. Die Vorwahl war zweistellig, gefolgt von einer sechsstelligen Telefonnummer.[53]. Das Festnetz der OCPT ist zu großen Teilen oder vollständig zusammengebrochen. In der Provinz Kinshasa funktionieren einzig Festnetzanschlüsse von Standard Telecom,[54] einem gemeinsamen Unternehmen der kongolesischen Post OCPT (40%) und einer südkoreanischen Firma (60%).[55] Außerdem betreiben fünf Firmen Mobilfunknetze, welche gewisse Landesteile abdecken (CCT: Kinshasa; Supercell: Nord-Kivu; Vodacom, Zain, Tigo: wichtige Einzugsgebiete im ganzen Land).

    Kultur

    Medien

    Medienfreiheit in der DR Kongo und anderen afrikanischen Staaten laut Reporter ohne Grenzen (2008)

    Die Medienversorgung des Landes war schon immer unzureichend und ist auch heute noch problematisch. Obwohl in der Verfassung der DR Kongo ausdrücklich die komplette Informations- und Pressefreiheit vorgeschrieben wird, sieht die Umsetzung in der Realität anders aus. Reporter ohne Grenzen sieht die Pressefreiheit im Land derzeit in einer "schwierigen Situation" und führt die Demokratische Republik Kongo im weltweiten Medienindex auf dem 146. von 175 Plätzen.[56]


    In der Diktatur von Mobutu Sese Seko bis zum Jahr 1997 gab es im Land kaum unabhängige Medien, erst mit der nachfolgenden Liberalisierung des Landes bildete sich langsam eine Medienlandschaft und 1998 wurde die nichtstaatliche Organisation Journaliste en Danger zum Schutz der Journalisten im Land gegründet. Bei den ersten freien Präsidentschaftswahlen 2006 sollte die amerikanische Institution High Media Authority eine unabhängige Wahlberichterstattung sicherstellen, doch sie wurde als Machtinstrument einzelner Politiker gebraucht und wird bald als Conceil Supérieur de l`Audiovisuell et de la Communication neugegründet. Die Demokratiebewegung unter Joseph Kabila seit den Wahlen bewirkte zunächst Hoffnung auf eine bessere Umsetzung der nun bestehenden Gesetze, doch viele Medien wurden weiterhin zu Propagandazwecken der Politik genutzt und die Korruption hält in diesem Sektor weiterhin an. Fotografen und Touristen begeben sich nach wie vor in sehr große Gefahr, wenn sie Bilder von den sozialen Problemen des Landes machen. Auch regierungskritische Reporter werden weiterhin verfolgt, so wurde 2005 ein Journalist der Zeitung La Référence Plus von Unbekannten in seinem Haus ermordet.

    Ein weiteres Problem der Medien ist unter anderem, dass die Regierung wenig in die Ausbildung von jungen Journalisten investiert. Die meisten angehenden Reporter lernen an der Universität Kinshasa oder an verschiedenen kleineren Privatschulen, welche allerdings oft sehr teuer sind.

    In der Demokratischen Republik Kongo gibt es drei größere Nachrichtenagenturen:

    • Documentation et Informations Africaines (D.I.A.) (Agentur der kongolesisch romanisch-katholischen Kirche. Existiert seit 40 Jahren und setzt sich seit 1991 für demokratische Werte ein.)
    • Agence Congolaise de Presse (staatliche Nachrichtenagentur)
    • Digital Congo (Agentur der Präsidentenfamilie)

    Rundfunk

    Das Radio ist das reichweitenstärkste Medium des Landes und ist auch in den Provinzen sehr verbreitet. Ihm folgt das Fernsehen, welches aus Geldknappheit jedoch häufig nur ein qualitativ schlechtes Programm anbieten kann. Die größten Rundfunkstationen des Staates sind das staatliche Radio Télévision Nationale Congolaise (RTNC), Radio Television Kin Malebo (in Besitz eines Senators), Radio Television Groupe Avenir (in Besitz eines Regierungsmitglieds) und CCTV (in Besitz eines Oppositionspolitikers). Kleinere neutralere Stationen sind das von der UNO organisierte Radio OKAPI (einzige landesweite Radiostation) und BBC Radio. Radio France Internationale (RFI) wurde aufgrund regierungskritischer Berichterstattung verboten. Außer diesen größeren Stationen gibt es noch mehr als 200 kleine Radio- und mehr als 50 Fernsehstationen.

    Printmedien

    Das Zeitungsmedium ist aufgrund der für kongolesische Verhältnisse hohen Preise, welche durch das Fehlen eines Anzeigenmarktes hervorgerufen werden, nicht weit verbreitet und der Zeitungsmarkt konzentriert sich fast nur auf die Landeshauptstadt Kinshasa. Dort gibt es neun regelmäßig erscheinende Zeitungen, von denen laut unabhängigen Beobachtern rund sechs der Opposition und drei der Regierung zugewandt sind. Im ganzen land gibt es über 200, zum Teil sehr unregelmäßig erscheinende Zeitungen.

    Internet

    Im Staat gibt es zwar einen freien Internetzugang, der aber rund einen Dollar pro Stunde kostet und nicht flächendeckend ausgebaut ist.[57]

    Essen und Trinken

    Eine kongolesische Frau bei der Bananenernte

    Nur ein geringer Teil der Landesfläche Kongos wird als Anbaufläche genutzt und die angebaute Nahrung wird meist für den eigenen Lebensunterhalt der Bauern benötigt. Nur wenige verkaufen ihre Agrarprodukte auf Märkten, auf welchen auch mit gesammelten Früchten, Speisepilzen, Fisch oder Bushmeat gehandelt wird.

    Die Küche der beiden kongolesischen Staaten ist sehr ähnlich und aufgrund der regionalen Abgegrenztheit des Gebietes weitgehend frei von anderen Einflüssen. Lediglich die Französische Küche weist durch die Kolonialzeit geringe Ähnlichkeiten auf. Die meisten Gerichte des Landes werden als scharfe Eintöpfe zubereitet, zu welchen dann meist ein sogenannter Fufu-Brei, welcher aus Maniok besteht, gereicht wird. Die Eintöpfe enthalten neben Fleisch (Bushmeat) auch oft Fisch oder verschiedene Meeresfrüchte. Weitere häufige Zutaten im kongolesischen Essen sind Erdnüsse und Palmöl.[58]

    Gewürzt wird das für afrikanische Länder typisch scharfe Essen mit Chilli, Ingwer, Knoblauch und Pfeffer, manchmal auch mit Koriander, Kümmel, Sesam, Muskat oder schwarzem Kardamom.

    Als Zwischenmahlzeit dienen oft Früchte wie Ananas, Bananen, Papayas, Mangos und Kokosnüsse.[59]

    Kunst

    Das Kunstzentrum des Landes liegt mit der in Zentralafrika einmaligen Kunstakademie universitären Levels „Académie des Beaux-Arts de Kinshasa“ in Kinshasa. Die bekanntesten Künstler des Landes unterrichten hier. Neben der Galerie der Akademie wird Kunst im französischen und belgischen Kulturzentrum und in der Galerie „Symphonie des Arts“ präsentiert, ebenso wie in den privaten Studios der größeren Künstler wie Claudy Khan, Henri Kalama Akulez oder Lema Kusa.

    Musik

    Trotz der politischen Instabilität, die das Land schon seit der Eroberung durch die europäischen Kolonialmächte prägte, ist die kongolesische Tanzmusik schon seit langem auch außerhalb des Landes sehr populär.[60]

    In den 1920er Jahren bildete sich besonders in der Koloniehauptstadt Léopoldville (heute Kinshasa) eine größere musikalische Szene, welche sowohl aus Kongolesen als auch aus Ausländern von anderen, vor allem westafrikanischen Kolonien bestand. Die dort zelebrierte Musik besaß sowohl traditionelle westafrikanische, als auch südamerikanische sowie europäische Einflüsse.[61]

    In den 1930er und 1940er Jahren inspirierten vor allem Westafrikaner wie die Hausa sowie von im Kongo stationierten französischen und US-amerikanischen Soldaten gebildete Musikergruppen die einheimische Musik. Erste Aufnahmestudios wurden gegründet und Schallplatten sowie Grammophone populär. Die damaligen kongolesischen Gruppen bestanden meist aus einem Sänger und mehreren Musikern, welche vorwiegend Gitarre, Schlagzeug, Akkordeon oder Klarinette spielten. Auch der kongolesische Rumba-Tanz wurde zunehmend populärer, der zu großem Teil dem kubanischen Rumba ähnelte.[62]

    Seit 1959 wurden dann zunehmend kleine "Orchester", welche meist aus zwei bis drei Sängern sowie mindestens neun Instrumentalisten bestanden, beliebter. Sie unterschieden sich von den früheren Gruppen neben ihrer Größe vor allem darin, dass auch Saxofone, Trommeln und später auch E-Gitarren eingesetzt wurden. Musikverlage wie Ngoma halfen ihnen bei der Veröffentlichung ihrer Werke. Die bekanntesten kongolesischen Orchester dieser Zeit waren Beguen Band, African Jazz und OK Jazz. Sie unterstützten auch die Unabhängigkeitsbewegung des Landes und plädierten für die Emanzipation der kongolesischen Frau. Der Sänger Wendo erzielte mit Marie-Louise den größten Hit der 1950er Jahre, welcher von vielen als Ausgangspunkt für die moderne kongolesische Musik gesehen wird.[63]

    Die Gruppe Staff Benda Bilili 2010 in Frankfurt am Main

    Nach der Unabhängigkeit des Landes 1960 erreichten die beiden Bands African Jazz und OK Jazz europaweite Bekanntheit und spielten auf Konzerten vor allem in Belgien. African Jazz spaltete sich allerdings kurze Zeit später auf und es entstand ein großer Urheberkonflikt um die Verkaufserlöse der Songs der Gruppe. In Léopoldville hingegen gab es 1965 über 600 kleinere Musikgruppen und das Musikgeschäft florierte.[64]

    Seit 1970 vollzog sich ein Wandel in der kongolesischen Musik: Die Rumbamusik, welche auch heute noch von Wendo und Gruppen wie Kékélé veröffentlicht wird, wurde vom Stil der sogenannten Zaiko-Generation abgelöst. Diese besteht aus meist jungen Musikern und verzichtet weitgehend auf Blasinstrumente wie das Saxofon, enthält aber noch große Elemente der klassischen kongolesischen Gitarrenmusik. Beispiele für die moderne kongolesische Musikgeneration sind Papa Wemba, Madilu System und die Band Staff Benda Bilili, welche 2009 auf der World Music Expo den Künstler-Preis für Weltmusik gewann. Viele der neuen Gruppen sind international sehr bekannt. Dies ist auch der kongolesische Sänger und Tänzer Jessy Matador seit seinem Auftritt für Frankreich beim Eurovision Song Contest 2010.[65]

    Nationalfeiertag

    Zur Erinnerung an die Unabhängigkeit von Belgien 1960 wird am 30. Juni der Nationalfeiertag Jour de l’Indépendance gefeiert.[66]

    Siehe auch

    Portal: Demokratische Republik Kongo – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Demokratische Republik Kongo

    Literatur

    • Jan Vansina: The Children of Woot: A History of the Kuba Peoples. Wisconsin 1978, ISBN 0-299-07490-0.
    • Kongo – Geschichte eines geschundenen Landes. In: „Weltmission Heute 55 – Länderheft“. Hamburg 2004.
    • Georges Nzongola-Ntalaja & Jakob Müller The Congo from Leopold to Kabila. A People's History. London/New York 2002.
    • Peter Körner: Zaire – Verschuldungskrise und IWF-Intervention in einer afrikanischen Kleptokratie. Hamburg 1988.
    • Adam Hochschild: Schatten über dem Kongo – Die Geschichte eines fast vergessenen Menschheitsverbrechens. Reinbek 2002. ISBN 3-499-61312-3, (Schatten über dem Kongo" wurde 2008 im Auftrag des WDR von Pippa Scott verfilmt).
    • Ludo De Witte: Regierungsauftrag Mord: der Tod Lumumbas und die Kongo-Krise. Leipzig 2001. ISBN 3-931801-09-8.
    • Michaela Wrong: Auf den Spuren von Mr. Kurtz: Mobutus Aufstieg und Kongos Fall. Berlin 2002.
    • Lieve Joris: Das schwarze Herz Afrikas – Meine erste Reise in den Kongo. Amsterdam 1987 / München 2002.
    • Lieve Joris: Der Tanz des Leoparden – Mein afrikanisches Tagebuch. Amsterdam 2001 / München 2003.
    • Olivier Lanotte: Guerres Sans Frontières – République Démocratique du Congo. Brüssel 2003, ISBN 2-87027-835-7.
    • Urs Widmer: Im Kongo, Roman, ISBN 3-257-23010-9.
    • Kalala Ilunga Matthiesen: Die Demokratische Republik Kongo – Eine Analyse aus staatstheoretischer, verfassungsrechtlicher und völkerrechtlicher Sicht. Hamburg/Münster 2005, ISBN 3-8309-1459-8.
    • V. S. Naipaul: An der Biegung des großen Flusses. Köln 1980 (A Bend in the River. London 1979).
    • Peter Scholl-Latour: Afrikanische Totenklage: Der Ausverkauf des Schwarzen Kontinents. (2003) ISBN 3-442-15219-4.
    • Wegweiser zur Geschichte: Demokratische Republik Kongo. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes hrsg. von Bernhard Chiari und Dieter H. Kollmer. 3. überarbeitete Auflage, Paderborn, München, Wien, Zürich 2008, 216 S., ISBN 978-3-506-75745-6, PDF 4 MB
    • Dominic Johnson: Kongo / Kriege, Korruption und die Kunst des Überlebens. Verlag Brandes & Apsel, 2., aktualisierte Auflage 2009
    • Joseph Conrad: Heart of Darkness (dt.: Im Herzen der Finsternis), Reclam Verlag

    Einzelnachweise

    1. a b International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2010
    2. http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/01-Laender/KongoDemokratischeRepublik.html
    3. http://www.kongo-kinshasa.de/geografie/klima.php
    4. http://www.spiegel.de/lexikon/54378382.html
    5. https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/cg.html
    6. https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/cg.html
    7. Einwohnerzahlen der größten Orte der DR Kongo. World Gazetteer, abgerufen am 22. August 2010.
    8. http://www.mgfa-potsdam.de/html/einsatzunterstuetzung/downloads/meukongoiiiansicht.pdf?PHPSESSID=ed345abac3fdc6bcd5647a9a0b9013c7
    9. http://www.kongo-kinshasa.de/bevoelkerung/index.php
    10. http://reese.linguist.de/Laender/zaire.html
    11. Harenberg Aktuell 2008, Seite 622, Mannheim 2007 und Fischer Weltalmanach 2008, Seite 285, Frankfurt/Main 2007
    12. http://www.kongo-kinshasa.de/taz/taz2004/taz_040529.php
    13. Auswärtiges Amt: Kongo (Demokratische Republik Kongo), Spiegel-Länderlexikon, MSN Encarta, CIA World Factbook: Demokratische Republik Kongo (englisch), New York Times World Almanac 2009, Seite 747, Radio Vatikan
    14. http://www.who.int/csr/don/2009_02_17/en/index.html "End of Ebola outbreak in the Democratic Republic of the Congo"
    15. http://www.n-tv.de/politik/dossier/Der-Kongo-article32101.html
    16. http://www.fr-online.de/blob/view/-/4516660/data/2561002/-/Trinkwasser-Versorgung.PDF.pdf
    17. OMS | Peste en République démocratique du Congo – bulletin n°4
    18. Pestausbruch im Kongo
    19. Studieren ohne Grenzen: Einschätzung der Bildungslage von verschiedenen Staaten von Februar 2007
    20. http://www.spiegel.de/lexikon/54378382.html
    21. http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/KongoDemokratischeRepublik/Kultur-UndBildungspolitik.html
    22. http://www.trend.infopartisan.net/trd0102/t520102.html
    23. IRC Study Shows Congo’s Neglected Crisis Leaves 5.4 Million Dead auf http://www.theirc.org, vom 22. Januar 2008
    24. http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/7690015.stm
    25. a b AFP 3. November 2008
    26. AFP 30. Oktober 2008
    27. DPA 29. Oktober 2008
    28. AP 12. November 2008
    29. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,609196,00.html
    30. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,713398,00.html
    31. Bertelsmann Stiftung: Congo, Democratic Republic Country Report aufgerufen am 8.September 2010
    32. Aargauer Zeitung: Artikel zu den Wahlen (inzwischen nicht mehr verfügbar)
    33. CNN.com: Artikel zu den Wahlen (inzwischen nicht mehr verfügbar)
    34. tagesschau.de: Das ist der Tag der Veränderung für mein Land (inzwischen nicht mehr verfügbar wegen Rundfunkstaatsvertrags)
    35. C.E.I.: Offizieller Wahlkalender 2010-2013 aufgerufen am 8.September 2010
    36. Frankfurter Rundschau: Besuch im Kongo: Herr Niebel und die Realität aufgerufen am 8.September 2010
    37. Auswärtiges Amt: Humanitäre Hilfe in der DR Kongo aufgerufen am 8.September 2010
    38. Amnesty International: Amnesty Report 2009: Kongo (Demokratische Republik) aufgerufen am 8.September 2010
    39. Human Rights Watch: „Du wirst bestraft“: Angriffe auf Zivilisten im Ostkongo aufgerufen am 8.September 2010
    40. Human Rights Watch: UN: Gräueltaten im Ostkongo beenden aufgerufen am 8.September 2010
    41. Schweizerische Eidgenossenschaft: Jahresbericht Wirtschaft – Demokratische Republik Kongo (inzwischen nicht mehr verfügbar)
    42. Tagesschau.de: Weltatlas: Demokratische Republik Kongo aufgerufen am 5.September 2010
    43. n-tv.de: Bodenschätze, Armut, Kriege: Der Kongo aufgerufen am 5.September 2010
    44. Schweizerische Eidgenossenschaft: Jahresbericht Wirtschaft – Demokratische Republik Kongo (inzwischen nicht mehr verfügbar)
    45. a b CIA The World Factbook: Congo, Democratic Republic of the
    46. index mundi: Democratic Republic of the Congo GDP aufgerufen am 5.September 2010
    47. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
    48. SARUA: Democratic Republic of Congo aufgerufen am 5.September 2010
    49. Spiegel Online: Demokratische Republik Kongo: Viele Menschen sterben bei Flugzeugabsturz aufgerufen am 5.September 2010
    50. Tagesschau.de: Mindestens 80 Tote bei Schiffsunglück im Kongo aufgerufen am 5.September 2010
    51. Afrika.heimat.eu: Landesinfo Demokratische Republik Kongo aufgerufen am 5.September 2010
    52. LIPortal.org: Kongo: Wirtschaft und Entwicklung aufgerufen am 5.September 2010
    53. Phone Area Code and Dialing: Telefondaten zur Demokratischen Republik Kongo aufgerufen am 4.September 2010
    54. Mündliche Mitteilung Office Congolais de Contrôle (OCC) vom 12. Juni 2010.
    55. Standard Telecom: A propos de Standard aufgerufen am 4.September 2010
    56. Reporter ohne Grenzen: Press Freedom Barometer 2010 aufgerufen am 4.September 2010
    57. Konrad-Adenauer-Stiftung: Ein Blick auf die Medienlandschaft in der DR Kongo aufgerufen am 4.September 2010
    58. Kochen weltweit: Die Küche des Kongo aufgerufen am 4.September 2010
    59. Artikelboard.de: Die kongolesische Küche aufgerufen am 4.September 2010
    60. Kongo-Kinshasa.de: Überblick über die Geschichte der kongolesischen modernen Tanzmusik Einleitung
    61. Kongo-Kinshasa.de: Überblick über die Geschichte der kongolesischen modernen Tanzmusik Teil 1
    62. Kongo-Kinshasa.de: Überblick über die Geschichte der kongolesischen modernen Tanzmusik Teil 2
    63. Kongo-Kinshasa.de: Überblick über die Geschichte der kongolesischen modernen Tanzmusik Teil 3
    64. Kongo-Kinshasa.de: Überblick über die Geschichte der kongolesischen modernen Tanzmusik Teil 4
    65. Kongo-Kinshasa.de: Überblick über die Geschichte der kongolesischen modernen Tanzmusik Teil 5
    66. Auswärtiges Amt: Landesinfo Demokratische Republik Kongo aufgerufen am 4.September 2010
    Commons: Demokratische Republik Kongo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wiktionary: Demokratische Republik Kongo – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
    Wikimedia-Atlas: Demokratische Republik Kongo – geographische und historische Karten

    Koordinaten: 2° S, 23° O