Max Liebermann von Sonnenberg
Max Liebermann von Sonnenberg (* 21. August 1848 in Weißwasser/Westpreußen, † 17. November 1911 in Berlin) war ein Offizier, Parteigründer und bekannter Antisemit im deutschen Kaiserreich.
Er stammte aus einer Offiziersfamilie in Westpreußen. 1866 trat er wie sein Vater in die preußische Armee ein und nahm als Premierleutnant 1870/71 am Deutsch-Französischen Krieg teil. Er erlitt schwere Kriegsverletzungen und wurde dafür mit Orden ausgezeichnet.
Im Kaiserreich betätigte Sonnenberg sich politisch in der völkischen Bewegung. Für die von Wilhelm Marr 1870 gegründete Antisemitenliga initiierte er eine "Antisemitenpetition", die den Ausschluss von Juden aus allen öffentlichen Ämtern und ein Einwanderungsverbot für sie forderte. Sie wurde von etwa 250.000 Bürgern unterzeichnet und 1881 von Sonnenberg in den Reichstag eingebracht. Dies verschaffte ihm reichsweite Popularität. - Im selben Jahr gründete er die antisemitisch ausgerichtete "Deutsche Volkszeitung", deren Chefredakteur er von 1885 bis 1887 wurde.
1884 verließ er die preußische Armee und widmete sich nun ganz der Arbeit als Schriftsteller und politischer Publizist, u.a. als Herausgeber der antisemitischen "Deutschsozialen Blätter". Diese machten die Juden für die Wirtschaftskrisen und sozialen Gegensätze der damaligen Industrialisierung verantwortlich. Mit der Propaganda einer angeblichen übermäßigen Macht der jüdischen Minderheit stand Sonnenberg der religiös-antisemitischen Christlichsozialen Partei nahe, die der Berliner Hofprediger Adolf Stoecker im selben Jahr gegründet hatte. Darüberhinaus begründete er seine Ablehnung der Juden rassistisch.
1889 erreichte Sonnenberg die Vereinigung der Christlichsozialen Partei mit anderen antisemitischen Verbänden zur Antisemitischen Deutschsozialen Partei. Für diese zog er 1890 in den Reichstag ein, dessen Mitglied er bis 1911 blieb. 1900 vereinte er seine Partei mit der von Otto Boeckel gegründeten Deutschen Reformpartei zur Deutschsozialen Reformpartei. Ihr Programm basierte auf den verbreiteten Rassetheorien von Houston Stewart Chamberlain und wollte die rechtliche Gleichberechtigung der in Deutschland lebenden Juden aufheben. Ihr Programm sprach zudem bereits von einer "Endlösung der Judenfrage" und der "Vernichtung des Judenvolks".
1903 gründete Sonnenberg die "Wirtschaftliche Vereinigung", die sich für Sonderzölle auf englische Waren einsetzte. Sie sollten die Konkurrenzfähigkeit deutscher Firmen schützen, die von einer Pleitewelle bedroht waren. Dafür machten Sonnenberg und die Klientel seiner Partei den "Manchesterliberalismus" mit den Juden als angeblichen Drahtziehern verantwortlich. - Bei der Reichstagswahl im selben Jahr erreichten die Deutschsoziale Reformpartei 3,5 Prozent der Stimmen (16 Mandate).
Ab 1905 unterstützte Sonnenberg den Flottenbau in Deutschland, propagierte einen Krieg gegen England und warnte vor dem englischen Parlamentarismus, den er als "Zersetzung" des Patriotismus und der militärischen Stärke Deutschlands begriff. 1908 griff er den englischen Kolonialminister Arthur Neville Chamberlain öffentlich an und warf ihm vor, die deutsche Monarchie zu untergraben.
1911 veröffentlichte Sonnenberg in München seine Memoiren ("Aus der Glückszeit meines Lebens - Erinnerungen aus dem großen deutschen Kriege 1870/71"). Am 17. November starb er in Berlin.
Sonnenberg steht exemplarisch für die Kontinuität von Nationalismus, Militarismus, Demokratiefeindschaft und Antisemitismus im preußischem Offiziersadel des deutschen Kaiserreichs.