Deutsche Zentrumspartei
Basisdaten | |
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Gründungsjahr: | 1870 |
Gründungsort: | Soest |
Vorsitzender: | Gerhard Woitzik |
1. Stellvertreter: | Mathias Scheuschner |
2. Stellvertreter: | Arno Felser |
Geschäftsführer: | Ewald Jaksch |
Generalsekretär: | Harald Konschewitz |
Schatzmeister: | Werner Otto |
Mitglieder: | 500 (Stand: Juni 2005) |
Parteigliederung: | 8 Landesverbände |
Adresse: | Zentrum z. Hd. Herrn Gerhard Woitzik Straberger Weg 12 41542 Dormagen |
Website: | www.zentrumspartei.de |
E-Mail: | info@zentrumspartei.de |
Die Deutsche Zentrumspartei – Älteste Partei Deutschlands gegründet 1870 (Kurzbezeichnung: ZENTRUM) war bis 1933 eine der wichtigsten bürgerlichen Parteien des Kaiserreichs und der Weimarer Republik.
Inhaltliches Profil
Heute ist das ZENTRUM eine christlich orientierte Kleinpartei in Deutschland.
Im Gegensatz zu früher sind ihre Mitglieder heute nicht mehr ausschließlich katholisch. Abtreibungen lehnt die Partei strikt ab. Sie beruft sich dabei auf Artikel eins des Grundgesetz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Geschichte
Wahlergebnisse des ZENTRUM
auf Bundesebene ![]() |
Gründung
Das ZENTRUM wurde 1870 in Soest von Ludwig Windthorst und vom Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler als Partei der katholischen Minderheit im preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin gegründet. Zum Zeitpunkt der Gründung trug es den Namen Zentrum (Verfassungspartei). Bei der Wahl zum ersten Deutschen Reichstag im Jahr 1871 errang die Partei 57 Sitze und wurde somit die zweitstärkste Fraktion.
Sowohl der preußische Protestantismus (vor allem Otto von Bismarck, als auch die Nationalliberalen) machten dem ZENTRUM stets den Vorwurf des Ultramontanismus, also der Treue zum Papst mehr Gewicht einzuräumen als der Verantwortung für den eigenen Staat. Wegen der Sitzplätze zwischen den konservativen 'Rechten' und den 'Linken' (Fortschrittspartei und SPD) wurde die Partei "ZENTRUM" genannt.
Entwicklung bis Ende des Ersten Weltkrieges (bis 1918)
Mit breitem Rückhalt in der Bevölkerung trat sie zusammen mit der SPD als starke Opposition gegen Otto von Bismarck bis ca. 1890 an, der diese Partei wiederum besonders durch seinen "Kulturkampf" heftig bekämpfte. Unter Bismarcks Nachfolgern unterstützte sie allerdings eher die Regierungspolitik, insbesondere in der Sozialpolitik, Außen- und Kriegspolitik während des ersten Weltkrieges.
Mit der SPD und der Fortschrittlichen Volkspartei bildete die Zentrumspartei ab 1917 eine neue Reichstagsmehrheit. Ihre Friedensresolution, die sie gemeinsam eingebracht hatten, wurde am 19. Juli 1917 mit der erforderlichen Mehrheit angenommen. Die Friedensresolution blieb allerdings ohne Bedeutung, denn die Politik war auch weiterhin eine der Kabinette. Außerdem herrschte faktisch eine Militärdiktatur. Allerdings war diese Abstimmung die Geburtsstunde der späteren Weimarer Koalition. Mit Graf Georg von Hertling stellte sie von 1917 bis 1918 erstmals einen Reichskanzler.
Der Novemberrevolution von 1918 stand die Zentrumspartei als konservative Kraft jedoch ablehnend gegenüber. Weil der damalige Parteivorsitzende Matthias Erzberger statt eines föderalistischen Ansatzes einen zentralistischen favorisierte, spaltete sich die Bayerische Volkspartei (BVP) 1918 vom ZENTRUM ab.
Weimarer Republik (1919-1933)
In der Weimarer Republik nahm die Zentrumspartei aufgrund der zerklüfteten Parteienlandschaft, die zu diesem Zeitpunkt vorherrschte, eine wichtige Rolle ein, da sie im Parteiensystem eine bedeutende Stellung in der politischen Mitte hatte.
So war sie auf Reichs- wie auf Länderebene an Regierungen der Weimarer Koalition aus SPD, ZENTRUM und DDP), der Großen Koalition aus SPD, Zentrum, DDP und DVP) sowie Bürgerblock (Zentrum, DDP, BVP, DVP und DNVP) beteiligt. Dadurch war sie von 1919 bis 1932 mit kurzen Unterbrechungen in allen Reichsregierungen vertreten. Sie stellte unter anderem mit Wilhelm Marx und Heinrich Brüning mehrere Reichskanzler.
Bei der Reichspräsidentenwahl von 1925 unterlag der ZENTRUMS-Kandidat Wilhelm Marx Paul von Hindenburg.

Der letzte Reichskanzler, den das ZENTRUM stellte, war Franz von Papen, der allerdings auf dem rechtsnationalen Flügel in gewisser Opposition zur eigenen Partei stand. Durch seinen Austritt, den er direkt nach seiner Ernennung zum Reichskanzler vollzog, kam er schließlich einem Fraktionsausschluss zuvor. Er versuchte die NSDAP in die Regierungsverantwortung mit einzubeziehen, was allerdings misslang.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurde er Vizekanzler unter Adolf Hitler. Am 23. März 1933 stimmte die Fraktion des Zentrums im Reichstag nach vorheriger Abstimmung mit der NSDAP Hitlers Ermächtigungsgesetz zu und verhalf ihm damit zur erforderlichen Zweidrittel-Mehrheit. Hitler hatte dem ZENTRUM einige Versprechungen gemacht, um sich dessen Zustimmung zu sichern. Die Zustimmung des ZENTRUM zum Ermächtigungsgesetz war auch ein letzter Versuch, Hitler und seine Nationalsozialisten unter einer gewissen Kontrolle zu halten und somit das Land und das Parlament vor dessen völliger Kontrolle zu schützen.
Die Zentrumspartei löste sich am 5. Juli 1933 als letzte der so genannten bürgerlichen Parteien auf. Sie tat dies – genau wie alle anderen Parteien auch – aufgrund des starken Druckes, den Hitler und die NSDAP auf sie ausgeübt hatten.
Vorsitzende des ZENTRUM nach 1945
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Nachkriegsjahre (1945-1960)
Nach dem Krieg wurde das ZENTRUM wiedergegründet, da die neugegründete CDU seiner Meinung einen Kurs steuerte, den das ZENTRUM als rechtslastig empfang. Es hatte aber seine Funktion als christlich-katholische Volkspartei genau an diese verloren, da diese auf eine gemeinsame Partei beider großer Konfessionen gesetzt hatte. Das ZENTRUM hatte nur zeitweise regionale Hochburgen, vor allem in Nordrhein-Westfalen.
Rudolf Amelunxen vom ZENTRUM war von 1945 bis 1946 erster Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Die Partei saß bis 1958 im nordrhein-westfälischen Landtag und war von 1956 bis 1958 als Koalitionspartner von SPD und FDP in der dortigen Landesregierung vertreten. Außerdem hatte die Zentrumspartei im ersten Bundestag zehn Abgeordnete und dank der Grundmandatsklausel, die es damals erlaubte, mit bereits einem Direktmandat (und nicht wie heute mit drei Direktmandaten) die Fünfprozenthürde außer Kraft zu setzen, drei Abgeordnete. Bis 1959 saßen außerdem Abgeordnete der Zentrumspartei im niedersächsischen Landtag.
Mitte der 1950er Jahre versuchte Helmut Bertram im Auftrag des Zentrum-Bundesvorstandes ein breitangelegtes Bündnis christlich orientierter kleiner Parteien für die Bundestagswahl 1957 zu organiseren, um enttäuschten CDU/CSU-Wählern eine Alternative zu bieten. Es gelang jedoch nur, die Bayernpartei mit ins Boot zu bekommen. Die Kandidatur unter der Bezeichnung Föderalistische Union (dieser Name war schon für die Fraktionsgemeinschaft in der ersten Legislaturperiode des Bundestages verwendet worden) gelang so nur in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern. Das Ergebnis war mit 0,9% bundesweit enttäuschend.
Weitere Entwicklung (1960 bis heute)
Der christlich-fundamentalistische Flügel unter Adelgunde Mertensacker spaltete sich, nachdem diese als Bundesvorsitzende abgewählt und durch den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Gerhard Ribbeheger ersetzt wurde, ab und gründete am 27. August 1988 die CHRISTLICHE MITTE - Für ein Deutschland nach GOTTES Geboten (CM).
Das ZENTRUM konzentrierte sich seither auf die Kommunalpolitik in seiner demokratisch-sozialen Nachkriegstradition.
2003 schloss sich die evangelikal ausgerichtete Christliche Partei Deutschlands (CPD) der Zentrumspartei an.
Die Partei ist heute in einigen Stadt- und Gemeinderäten sowie (seit 1999) im Kreistag des Rhein-Kreis Neuss vertreten. In Dormagen stellt sie mit Gerhard Woitzik den zweiten Bürgermeister. In Stendal in Sachsen-Anhalt ist die Zentrumspartei seit der letzten Kommunalwahl am 13. Juni 2004 in Fraktionsstärke vertreten.
Landesverbände existieren derzeit (Stand: April 2005) in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, im Rheinland und Westfalen. Neugründungen von Landesverbänden, besonders in Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thüringen, sind für 2005 geplant.
Aktueller Bundesvorsitzender ist Gerhard Woitzik.
Literatur
- Winfried Becker [Hrsg.]: Die Minderheit als Mitte : die Deutsche Zentrumspartei in der Innenpolitik des Reiches 1871–1933. Schöningh, Paderborn, München, Wien, Zürich 1986
- Guido Hoyer: Nichtetablierte christliche Parteien. Deutsche Zentrumspartei, Christliche Mitte, Christliche Partei Deutschlands und Partei Bibeltreuer Christen im Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt am Main u. a. 2001, ISBN 3-631-38203-0
- Herbert Lepper: Volk, Kirche und Vaterland : Wahlaufrufe, Aufrufe, Satzungen und Statuten des Zentrums; 1870–1933; eine Quellensammlung zur Geschichte insbesondere der Rheinischen und Westfälischen Zentrumspartei. Droste, Düsseldorf 1998
- Ute Schmidt: Zentrum oder CDU : politischer Katholizismus zwischen Tradition u. Anpassung. Westdt. Verl., Opladen 1987
- Christoph Weber: "Eine starke, enggeschlossene Phalanx" : der politische Katholizismus und die erste deutsche Reichstagswahl 1871. Klartext, Essen 1992
Weblinks
- Homepage der Zentrumspartei
- Die Zentrumspartei im Kaiserreich (1870-1918)
- Die Zentrumspartei in der Weimarer Republik (1918-1933)
- Die politischen Arme Gottes – Die göttlichen Arme der Nation : Die Parteien des fundamentalistischen Christentums in Deutschland, a radical theory [art.e] und chaze – Kritischer Artikel
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