Amphetamin
Amphetamin ist eine künstlich hergestellte Substanz aus der Stoffgruppe der Phenylethylamine. Erstmals synthetisiert wurde das Amphetamin am 18. Januar 1887 an der Universität Berlin vom rumänischen Chemiker Lazar Edeleanu, der ihm den Namen Phenylisopropanolamin gab. Ursprünglich als Bronchodilatator und zur Gewichtskontrolle verwendet, wird es heute aufgrund des Suchtpotenzials sowie anderer Nebenwirkungen medizinisch nur noch für die Behandlung der Narkolepsie und der Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS/ADHD) eingesetzt, wobei bei ADS in Europa meist ein amphetaminähnlicher Stoff, Methylphenidat (Ritalin®, Equasim®, Concerta®), verwendet wird.
Amphetamin wird umgangssprachlich auch als "Speed" oder "Pepp" bezeichnet. Als "Weckamine" (veraltet; hergeleitet von 'Amine mit aufweckender Wirkung') bezeichnet man Amphetamin und seine Derivate, welche die gleichen oder ähnliche Wirkungen haben. Der Name Amphetamin ist dabei eine Zusammenziehung der veralteten chemischen Bezeichnung Alpha-Methylphenethylamin.
Chemische Daten
- Synonyme: 1-Phenyl-2-Aminopropan, a-Methylbenzenethanamin, a-Methylphenylethylamin, ß-Phenylisopropylamin, ß-Aminopropylbenzol, Desoxynorephedrin ; amphétamine (französisch), amphetamine (englisch), anfetamina (italienisch, spanisch, portugiesisch), Amfetamin (niederländisch, schwedisch), Amfetamina (polnisch), アンフェタミン (japanisch), Амфетамин (russisch) ; Adderall®, Benzedrine®, Dexedrine®, DestroStat®
- Summenformel: C9H13N
- CAS-Nummer: 300-62-9
- Molare Masse: 135,22g/mol
- Schmelzpunkt
- (Amphetaminsulfat): > 300°C (mit Zersetzung des Stoffes)
- (Amphetaminphosphat): ~300°C, sublimiert bei ~150°C
- Letale Dosis: 120-200 mg/kg (bei Toleranz weit höher)
- LD50 Ratte, oral: Amphetaminsulfat: 55mg/kg oral
Derivate des Amphetamin sind z. B. Methamphetamin, Ephedrin, PMA, MDA, MDMA, MDEA, BDB, MBDB, DOB (2,5-Dimethoxy-4-Bromoamphetamin), DOM (2,5-Dimethoxy-4-Methylamphetamin) und DOET (2,5-Dimethoxy-4-Ethylamphetamin). Unter den verschiedenen Derivaten findet man Stimulantien ("Aufputschmittel"), Empathogene, Entaktogene und Halluzinogene, sowie Stoffe die Kombinationen aus den genannten Wirkungen aufweisen.
Herstellung
In der Industrie wird Amphetamin meist durch Kondensation von 1-Phenyl-2-Propanon (Phenylaceton/P2P) mit Ammoniak und anschließender Reduktion gewonnen. Oft erfolgt danach noch eine Trennung der Isomere, mit dem Ziel das für die gewünschten Hauptwirkungen verantwortliche dextro-Amphetamin als Reinstoff zu erhalten. In den USA lag die von der DEA genehmigte Produktionsmenge im Jahr 2000 bei 15.000kg, entsprechend 500.000.000 Einzeldosen zu 30mg.
In der illegalen Produktion wird Amphetamin meist durch Reduktion von Norephedrin (Phenylpropanolamin) mit Iod und rotem Phosphor oder aus P2P gewonnen. Siehe auch Methamphetamin. Konnte Amphetamin früher auch von Privatleuten relativ ungehindert aus Vorstufen wie Phenylaceton und Hydroxylamin synthetisiert werden, wurden diese Chemikalien zunehmend von den Behörden beobachtet, bzw unter anderem bei Ephedrin, Norephedrin, sowie Pseudoephedrin die ungenehmigte Herstellung und der Handel unter Strafe gestellt (Grundstoffüberwachungsgesetz), und es entstand für illegal arbeitende Produzenten ein Bedarf an Ersatzstoffen die nicht überwacht wurden. So wurden Phenylessigsäure, Benzaldehyd u.a. nach und nach in die illegale Produktion einbezogen. Seit Jahrzehnten gibt es immer neue Anweisungen für Herstellungsmöglichkeiten von Amphetamin, die Stoffe benutzen, die noch nicht verdächtig sind. Auch auf diese Herstellungswege werden die Behörden schließlich aufmerksam und der Kreislauf setzt sich fort. Sogenannte "OTC-Methoden" (Over-The-Counter, engl. für "Über-die-(Laden)theke" was etwa "frei erhältlich" bedeutet) verbreiten sich daher zunehmend. Die Bezeichnung steht für die Gewinnung von benötigten Vorläuferstoffen aus rezeptfreien Medikamenten oder anderen frei verfügbaren Waren (Reiniger, Autozubehör), deren Abgabe anders als bei Reinstoffen nicht wirklich reglementierbar ist.
Illegal produziertes Amphetamin wird meist ohne die in pharmazeutischen Laboren herrschende Sorgfalt und Sauberkeit hergestellt, so dass es giftige Nebenprodukte enthalten kann. Durch die selten fachgerecht durchgeführte Entsorgung der bei der Herstellung anfallenden Chemikalien, kann auch die Natur in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wirkung
Amphetamin ist ein sogenanntes Sympathomimetikum, d.h. es wirkt stimulierend auf den Sympathikus ein. Konkret bewirkt Amphetamin im Gehirn die Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin, der Körper wird in einen Zustand versetzt, der englisch als "Fight-Fright-Flight" (Kämpfen, Fürchten, Flüchten) bezeichnet wird und in lebensbedrohlichen Lagen sinnvoll ist. Dabei werden jegliche körperliche Bedürfnisse die nicht unmittelbar überlebensnotwendig sind, wie Hunger, Durst, Müdigkeit, Schmerzen, etc., mehr oder weniger ausgeschaltet (vorrangig durch Adrenalin/Noradrenalin), um den Menschen möglichst effizient reagieren zu lassen. Ausserdem wird das Selbstbewusstsein gesteigert (vorrangig durch Dopamin) und die Aggressionsschwelle gesenkt, um eine körperliche Verteidigung gegen die Gefahr zu ermöglichen. Ebenfalls wird das Bewusstsein stark auf ein bestimmtes Ereignis (ursprünglich die Gefahr) forciert (Tunnelblick). Körperlich richtet der Mensch sich auf die zu erwartende hohe Belastung u.a. durch Steigerung des Blutdrucks und Weitung der Bronchien (zur vermehrten Aufnahme von Sauerstoff) ein.
Löst man diese Reaktionen des Körpers nun künstlich durch Amphetamin aus, so ergeben sich verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Zum einen die Appetithemmung, so werden noch heute verschiedene Amphetaminderivate als Diätmittel genutzt. Die Verringerung des Schlafbedürfnisses kann dort genutzt werden, wo Menschen über lange Zeit Leistung erbringen müssen bzw. wollen, beispielsweise also Schichtarbeiter, Fernfahrer oder eben auch Partygänger. Die Steigerung des Selbstbewusstseins ist ein weiterer Grund des Einsatzes von Amphetamin als Rauschmittel. Und die Forcierung des Bewusstseins auf bestimmte Aufgaben schließlich macht sich die Medizin beim Einsatz von Amphetamin bei Hyperaktivität zu Nutze, da sich unkonzentrierte Menschen dann länger auf eine Aufgabe konzentrieren können.
Auch die rein körperlichen Wirkungen werden medizinisch genutzt, so kam Amphetamin früher als Asthmamittel zum Einsatz, da das Abschwellen der Schleimhäute und vor allem die Weitung der Bronchien ein freieres Atmen ermöglichen. Heute findet man diesen Zusammenhang noch bei verschiedenen Antiallergika die Pseudoephedrin enthalten. Pseudoephedrin ist ein Amphetaminderivat (genauer eines des Methamphetamin) und führt daher auch ein Abschwellen der Schleimhäute herbei, was u.a. bei Heuschnupfen erwünscht ist, hat aber nur sehr geringe psychoaktive Wirkung, was eine deutlich freiere und risikoärmere Anwendung ermöglicht, weshalb Amphetamin bei solcher Indikation gar nicht mehr zum Einsatz kommt.
Zusammenfassend kann man folgende Hauptwirkungen aufführen:
- Appetithemmung
- Mobilisierung letzter Kraftreserven und Verringerung des Schlafbedürfnisses
- Steigerung des Selbstbewusstseins bis hin zur Euphorie
- erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit (bei hohen Dosen überdecken die anderen Wirkungen diese, so dass eher Bewegungsdrang bis zur Nervösität bleibt)
Körperlich:
- Pupillen weiten sich (erst bei höheren Dosen)
- vermehrtes Schwitzen (erst bei höheren Dosen)
- trockener Mund (erst bei höheren Dosen)
- Abschwellen von Schleimhäuten
- Weitung der Bronchien
Es existieren dabei zwei Isomere des Amphetamin, von denen das Dextroisomer (d-Amphetamin) vor allem für die Hauptwirkungen wie Stimulation, Steigerung der Konzentrationsfähigkeit, Appetithemmung oder erhöhtes Selbstbewusstsein verantwortlich ist, während das Levoisomer (l-Amphetamin) eher die rein körperlichen, peripheren Wirkungen wie erweiterte Pupillen, Mundtrockenheit, vermehrte Schweissbildung u.a. hervorruft. Manche Amphetaminpräparate wie Dexedrine® enthalten daher nur das Dextrosisomer, was eine "sauberere" Wirkung zur Folge hat. Allgemein handelt es sich bei Amphetamin (sowohl aus legaler wie illegaler Produktion) sonst immer um das Racemat, einer Mischung aus (leicht variierend je nach Syntheseroute) 50% d-Amphetamin und 50% l-Amphetamin, so dass 100%ige d-Amphetamin-Präparate wie Dexedrine® nur halb so hoch dosiert werden müssen. Da dieser Unterschied in der Wirkung der Isomere bei fast allen Amphetaminen auftritt, ist in den USA beispielsweise ein Inhalator mit l-Methamphetamin frei erhältlich - anders als Methamphetamin selbst (bestehend aus 50% d-Methamphetamin u. 50% l-Methamphetamin) ruft dieses nämlich nur ein Abschwellen der Schleimhäute hervor.
Medizinischer Gebrauch
Lange Zeit wurde Amphetamin als Bronchodilatator (Mittel zur Erweiterung der Bronchien, wie es beispielsweise bei Asthma oder Atemwegserkrankungen zum Einsatz kommt) genutzt, die stimulierende und konzentrationsfördernde Wirkung wurde erst später für die Medizin entdeckt. Als Bronchodilatator war Amphetamin lange Zeit rezeptfrei oder mit wenig Problemen über den Arzt zu bekommen, in den USA war Benzedrine®, ein amphetaminhaltiges Inhalationsmittel, bis in die 1960er Jahre rezeptfrei erhältlich. In dieser Zeit gab es auch Kombipräparate (zB Dexamyl®) die neben Amphetamin gegen dessen Nebenwirkungen auch ein starkes Beruhigungsmittel (meist verschiedene Barbiturate) enthielten, eine Kombination die heute als wenig sinnvoll und riskant angesehen wird, aber damals gerne und häufig als Mittel für gestresste Hausfrauen verschrieben wurde. Mittlerweile gibt es in Deutschland kein amphetaminhaltiges Fertigpräparat mehr (wobei es dennoch vom Arzt über ein Betäubungsmittelrezept verschrieben werden kann, der Apotheker muss dann ein entsprechendes Präparat herstellen, bspw in Kapselform), Methamphetamin ist gar nicht mehr verschreibungsfähig. Als Mittel für die Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS) hat sich bei uns das weniger missbrauchbare Ritalin® (Methylphenidat) durchgesetzt. In den USA dagegen ist Amphetamin für die medikamentöse Behandlung von ADHS seit Jahren auf dem Vormarsch und wird in stetig steigender Zahl anstelle von Ritalin® verschrieben, meist als Adderall®. Siehe dazu auch diese Statistik.
Bei korrekter Anwendung von Amphetaminderivaten beispielsweise bei der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung unter ärztlicher Aufsicht, sind keine Fälle von Sucht bekannt. Zum einen sind die verschriebenen Dosen wesentlich kleiner als die beim Missbrauch, zum anderen entfällt in diesem Fall (meist) auch die euphorisierende Wirkung, unter anderem da hier stets eine orale Konsumform im Gegensatz zum sonst gängigen "Schniefen", dem nasalen Konsum, zum Einsatz kommt, was eine weit geringere Anflutgeschwindigkeit zur Folge hat. Es gibt Hinweise nach denen die Anflutgeschwindigkeit (die Geschwindigkeit mit der eine Substanz das Hirn erreicht) in sehr engem Zusammenhang mit einer Suchtentwicklung steht, was die angesprochenen fehlenden Suchtfälle erklären würde. Laut Zeitungsartikeln und Berichten im Internet führt die relativ gute Verfügbarkeit von Adderall® und Ritalin® in den USA (durch ärztliche Verschreibung) unter Schülern dazu, dass gerade an Highschools gerne "schwarz" damit gehandelt wird, was die Gefährlichkeit einer eventuell zu losen Verschreibungspolitik vor Augen führt. Eine weitere medizinische Anwendung ist die Therapie der Narkolepsie durch Amphetamindevitrate wie das Modafinil oder Methylphenidat.
Nichtmedizinischer Gebrauch
Ausserhalb der legalen medizinischen Anwendung werden Amphetamine in Pillenform oder (häufiger) als Pulver konsumiert. Das Pulver wird meist durch die Nase aufgenommen, "geschnupft", "gezogen" oder auch "gerotzt", im allgemeinen mit einem zu einem Ziehröhrchen geformten Geldschein oder einem Metallziehröhrchen, möglich sind aber auch oraler sowie parenteraler Konsum (s.u.). Im Vergleich zum Kokain sind die Preise eher gering. Für Endverbraucher kostet das Gramm ca. 5-20 Euro (bei regional und saisonal oft stark schwankenden Preisen), wobei es sich dabei nicht um den Reinstoff, sondern um ein Pulver mit etwa 8-30 % Amphetamingehalt handelt. Amphetamin, von Konsumenten meist als Speed, Peppen, Pep, Amphe oder Schnelles bezeichnet, wird in Deutschland vor allem in der Techno-Szene zum Durchhalten während langer Nächte konsumiert. In anderen Ländern (vor allem Asien - dort oft Methamphetamin/"Yaba") zieht sich der Konsum durch breitere Bevölkerungsschichten, Arbeiter, Manager und Hausfrauen steigern dadurch ihre Leistungsfähigkeit. Es macht wach, erzeugt eine leichte Euphorie und bemächtigt einen zu stundenlangem Tanzen. Nach dem Konsum kommt es oft zum sogenannten Abturn, einem Gefühl der Nervosität und Abgespanntheit; der Körper fordert die dringend benötigte Ruhe ein, aber das noch vorhandene Amphetamin verhindert diese. Aus diesem Grund ist es verbreitet, sich etwa mit Cannabis "runterzurauchen". Teilweise werden auch stärkere Beruhigungsmittel (meist Benzodiazepine wie Rohypnol® (Flunitrazepam) oder Valium® (Diazepam)) eingenommen, um zur Ruhe zu kommen. Gerade die Unterdrückung der Symptome durch Benzodiazepine ist sehr gefährlich, da der Konsument in einen Teufelskreis von Upper (Amphetamin) → Downer (Benzod.) → Upper → Downer → ... geraten kann, wobei jedes Mittel jeweils die Nach- und Nebenwirkungen des anderen bekämpfen soll.
Neben dem nasalen Konsum (schniefen) kann Amphetamin auch oral (durch den Mund), wobei es meist in Papiertaschentücher gewickelt (sog. Bomben/Bömbchen) oder in Getränken gelöst wird, konsumiert werden. Während die orale Aufnahme bei medizinischer Anwendung die gängige Darreichungsform ist, trifft man sie ansonsten seltener an. Beim oralen Konsum tritt die Wirkung langsamer ein, es kommt zu keinem "Kick" (aufgrund des langsameren Anflutens) und die Wirkung hält insgesamt länger an. Amphetamin hat oral eine relativ gute Bioverfügbarkeit, die Dosierung ist daher etwa vergleichbar der nasalen. Ebenfalls möglich ist der parenterale Konsum von Amphetamin, also die Injektion. Diese Konsumform ist sehr riskant und hat (anders als etwa beim Heroin) für den Konsumenten keinen wirklichen direkten Vorteil gegenüber anderen Aufnahmeformen. Bei der Injektion illegal produzierten Amphetamins gelangen alle Streckmittel ungefiltert ins Blut, was sehr schnell zu Entzündungen und Infekten führen kann und auch bei pharmazeutisch reinem Amphetamin bestehen alle Risiken einer nicht fachgerecht und steril durchgeführten Injektion.
Anders als beim Methamphetamin (Crystal) ist es nicht möglich Amphetamin zu rauchen. Der Grund dafür ist, dass das auf dem Schwarzmarkt am häufigsten auftretende Amphetaminsalz, das Amphetaminsulfat, einen so hohen Siedepunkt hat (und zum Rauchen muss die Substanz verdampfen), dass sie sich vorher zersetzen, also zerstört werden würde. Theoretisch rauchbar sind das Amphetaminhydrochlorid und die Amphetaminbase, welche einen deutlich niedrigeren Siedepunkt haben, allerdings ist die Base, wie bei fast allen Amphetaminderivaten auch (und im Gegensatz zum Beispiel zur kristallinen Kokainbase/Crack), flüssig und in dieser Form so gut wie nie auf dem Schwarzmarkt erhältlich. Es wird zwar teilweise mit festen Streckmitteln gemischte Amphetaminbase verkauft (bekannt als "Paste"), aber auch dieses Gemisch ist aufgrund der Streckmittel nicht rauchbar, da diese verbrennen und verklumpen würden.
Speed, Pep
Gängige Bezeichnungen für Amphetamin sind Speed, Pepp, Pepsi, Rotze, Schnelles, Weiß, Helles, Nackes, Nasenspaß sowie andere. Unter den Synonymen Yaba, Crystal, Glass, Ice, Meth, Chili wird meist das weitaus stärker wirksame Methamphetamin verstanden. Zu beachten ist, dass das Gemisch, das auf dem Schwarzmarkt als Speed verkauft wird, nur zu einem kleineren Teil (meist 8-30 %) aus Amphetamin besteht, der Rest sind Streckmittel. Häufig auftretende Streckmittel sind dabei Coffein, Lactose (Milchzucker), Natron oder das Antirheumatikum/NSAR Paracetamol (Ben-u-ron®). Während in Europa Speed wie beschrieben meist Amphetamin enthält, überwiegt in den USA auf dem Schwarzmarkt das Methamphetamin, was vermutlich auf die bessere Verfügbarkeit der für die Synthese benötigten Ausgangsstoffe (Ephedrinpräparate sind in den USA rezeptfrei erhältlich) zurückzuführen ist. Teilweise sind seltsame Varianten mit Rosen- oder sonstigen Aromen versehen im Umlauf, was "Marketinggründe" haben mag. Da Speed also ein Gemisch von diversen Substanzen mit einem unbekannten Amphetaminanteil ist, besteht stets das Risiko einer Überdosierung, sowie das der Unverträglichkeit von Streckmitteln.
Risiken und Suchtgefahr
- Kurzzeitige Folgen sind Unruhe, Angstzustände sowie Schlaflosigkeit. Amphetamine können starke psychische Abhängigkeit hervorrufen. Es besteht die Gefahr einer Amphetaminpsychose.
- Bei Dauerkonsum in nichtmedizinischer Dosierung kann es zu Nervenschädigungen, schweren Konzentrationsproblemen, Knochenschwund, Verlust des Zahnschmelzes (durch Kalziummangel) und weiteren Langzeitschäden kommen.
- Da Amphetamin den Körper quasi auf "Notfallbetrieb" schaltet, werden wichtige Signale wie Hunger, Durst, Müdigkeit unterdrückt. Konsumenten die nicht trotzdem Pausen einlegen und Essen sowie (sehr wichtig) Wasser zu sich nehmen, laugen sich so aus. Anfälligkeit gegenüber Infekten, körperliche/geistige Schwäche, etc sind die Folgen.
- Wie bei allen illegal erworbenen Drogen weiß der Konsument nie, woraus sich die Droge zusammensetzt, oft sind Koffein, neutrale Streckmittel wie Lactose oder eventuell auch gefährlichere Substanzen enthalten. Drugchecking hat deshalb eine wichtige Bedeutung zur Schadensminderung.
- Werden Amphetamine häufig geschnupft, kann es zu einer Schädigung bis zur Auflösung der Nasenscheidewand kommen, ähnlich wie beim Kokain.
- Das Suchtrisiko hängt von genetischen Faktoren sowie von der psychosozialen Situation der Person ab. Im Tiermodell konnten manche Individuen ihren Amphetaminkonsum lebenslang flexibel regulieren, bei 50 % trat nach einer gewissen Zeit aber eine Abhängigkeit mit massiver Dosissteigerung auf, die auch nach erzwungenem Entzug bestehen blieb (Galli und Wolffgramm, Drug and Alcohol Dependence 73 (2004))
- Zusammenfassend gilt: Amphetamin in Rauschdosierung kann zu psychischer Abhängigkeit führen, Konsumenten können sich so (hauptsächlich psychische) schwere Schäden zuführen. In geringen Dosen unter ärztlicher Aufsicht ist Amphetamin dagegen nach dem Stand der Wissenschaft nicht akut gefährlich, es werden Studien zufolge keine direkten körperlichen Schäden hervorgerufen. Probleme entstehen indirekt durch Nährstoff- und Schlafmangel, sowie potentiell soziale Störungen durch Vernachlässigung gesellschaftlicher Verpflichtungen (Schule, Beruf, Beziehung). Bei hohen Dosierungen, aber vor allem häufigem, längerfristigem Konsum und/oder entsprechender Veranlagung besteht zudem das Risiko einer Psychose.
Literatur
- Walter Reginald Bett, et al: Amphetamin in der klinischen Medizin. Springer 1956, 62 Seiten, ISBN B0000BGHN9
- Sean Connolly: Amphetamines (Just the Facts). Heinemann Library 2000, 56 Seiten, ISBN 1575722542
- Paul Dempsey, et al: Amphetamine & Its Analogs: Psychopharmacology, Toxicology, & Abuse. Academic Press 1994, 503 Seiten, ISBN 0121733750
- Wolfgang Schmidbauer, Jürgen vom Scheidt: Handbuch der Rauschdrogen. Fischer 2004, 699 Seiten, ISBN 3596162777
- Alexander Shulgin, Ann Shulgin: Pihkal - A chemical Love Story. Transform Press 1991, 978 Seiten, ISBN 0963009605
- Stephen Smith: Sucht, die Geschichte des Stephen Smith. Ullstein 1998, 432 Seiten, ISBN 3548312152
- Ursula Rieder, ADS-Drogen, wen interessiert's!?!
- Bernhard van Treeck: Das neue Drogenlexikon. Schwarzkopf & Schwarzkopf 2004, 400 Seiten, ISBN 3896025422
- Bernhard van Treeck: Drogen. Schwarzkopf & Schwarzkopf 2002, 400 Seiten ISBN 3896024205
Weblinks
- eve&rave Schweiz Substanzinfos, Aufklärung & Safer-Use
- Drogen.Info.Net Gute Kurzübersicht zu Eigenschaften des Amphetamins
- Drugscouts.de Infos zu Risiken und Wirkung
- Erowid Sehr umfangreiche Sammlung von Infos zu Amphetamin und Derivaten (engl.)
- Jugend-hilft-Jugend.de (Amphetamin-)Psychose und Sucht
- Beipackzettel zu Adderall XR® Viele Informationen zu Risiken, Wechselwirkungen, etc. (engl.)
- sciencedirect.com Studie im Tiermodell zur Suchtgefahr von D-Amphetamin (engl.)
- PBS Statistiken zur wachsenden Amphetaminverschreibung in des USA (engl.)
- Biopsychatry.com Methylphenidat und Amphetamin bei Aufmerksamkeitsstörung (engl.)