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Justinian I.

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Justinian, Mosaikbild aus St. Vitale in Ravenna

Justinian, Mosaikbild aus St. Vitale in Ravenna

Justinian I., genannte "der Große" byzantinischer Kaiser (527 - 565).

Flavius Petrus Sabbatius Justinianus, ein ungefähr 482 geborener Bauernsohn aus dem Dorf Tauresium bei Skopje war ein Neffe des Kaisers Justin I., der im kaiserlichen Heer Karriere gemacht hatte und schließlich zum Kaiser gewählt wurde. Schon zu Lebzeiten seines Onkels, der ihn als Sohn und Nachfolger adoptierte, beherrschte Justinian die Reichspolitik und wurde nach Justins Tod zum Kaiser gewählt. Der Historiker Prokopios von Caesarea ist die wichtigste Quelle für seine Zeit.

Die Regierungszeit Justinians markiert den Übergang von öströmischer hin zu byzantinischer Geschichte und somit den Übergang von römischer Tradition zu byzantinischer Regierung. Im Zuge dieser Entwicklung wurde 542 vom Kaiser das altrömische Amt des Konsuls abgeschafft. Nicht mehr das Volk war der Souverän (ein Relikt aus der [[R%f6mische_Republik|römischen Republik]], welches die [[R%f6misches_Kaiserreich|Kaiserzeit]] überdauerte), sondern der durch Gott eingesetzte Kaiser.

Er starb am 11. November 565 in Konstantinopel.

Geschichte

Justinians Politik strebte die Wiederherstellung der Macht des Kaiserreiches über die kultivierte Ökumene nach römischem Vorbild an (Restauratio imperii). Dies zwar nicht von Anfang an, aber spätestens nach den Erfolgen von Justinians Feldherr Belisar über die Vandalen 534 wurde die Restauration zu einer Ausprägung der justinianischen Politik. Unter seiner Herrschaft wurden große Teile des alten Römischen Imperiums zurückerobert und Byzanz wurde ein Weltreich. Belisar eroberte unter anderem das Vandalenreich in Nordafrika (heutiges Tunesien) mit der Hauptstadt Karthago für Byzanz. Auch in Spanien und Italien gelang es ihm, von den Goten besetzte Gebiete zurückzuerobern. Mit dem persischen Sassanidenreich unter Chosrau I. schloss Justinian 532 einen von Tributzahlungen an die Perser begleiteten Waffenstillstand, den "ewigen Frieden". Die unter schweren finanziellen und militärischen Belastungen für das Reich von Belisar angefangene und von Narses vollendete Rückeroberung Italiens 555 sollte nicht von langer Dauer sein. Bereits 568 fielen die Langobarden dort ein und machten Justinians Werk einer Restauratio imperii zunichte.

Das innenpolitisch markanteste Ereignis seiner Regierungszeit ist der Nike-Aufstand in Konstantinopel, bei dem die Zirkusparteien der Blauen und Grünen sich, verärgert durch Justinians Bestrebungen, ihre Macht einzuschränken, zusammenschlossen und einen Gegenkaiser ausriefen. Während Justinian die Lage als verloren ansah, weigerte sich Justinians Frau, die Kaiserin Theodora, eine ehemalige Zirkusartistin, aus der Hauptstadt zu fliehen. Durch Verhandlungen des Hofkämmerers Narses mit den Aufständischen und durch Belisars Einfall mit kaisertreuen Truppen ins Hippodrom, wo sich die Aufständischen versammelt hatten, konnte der Aufstand niedergeschlagen werden.

Recht

Eine der größten Leistungen Justinians war die Kodifikation des römischen Rechts. 529 wurde der aus früheren privaten und öffentlichen Sammlungen kompilierte Codex Justinianus veröffentlicht, 533 erschienen die Digesten, eine Sammlung von Schriften römischer Juristen, die neben kaiserlichen Gesetzen die zweite Gruppe geltenden Rechts darstellten. Den Abschluss dieses Corpus Iuris Civilis bildete eine Novellensammlung, in der die nach Erscheinen des Codicis veröffentlichten Verordnungen Aufnahme fanden.

Religion

In der Kirchenpolitik spielte Justinian eine dominierende Rolle. Justinian verfasste selbst theologische Traktate und leitete Kirchenversammlungen. Eifrig um Christianisierung bemüht, ließ er 529 die Akademie in Athen, den Hort neuplatonischer Philosophie, schließen, um damit den Einfluss des Heidentums auf Wissenschaft und Bildung zurückzudrängen. In der Frage innerkirchlicher Häresien scheiterten Justinians Ausgleichsbemühungen, seine Verurteilung der monophysitischen Lehre, welcher unter anderem selbst Kaiserin Theodora folgte, verschärfte nur die schon existierenden Spannungen zwischen den monophysitischen Kirchen Syriens und Ägyptens und der antimonophysitisch, bzw. chalcedonensisch eingestellten römischen und byzantinischen Kirche.

Bautätigkeit

Justinian entfaltete eine rege Bautätigkeit, u. a. ließ er die Hagia Sophia erbauen.

Zeittafel

Vorgänger und Nachfolger

Vorgänger:
Justin I.

Liste der byzantinischen Kaiser

Nachfolger:
Justin II.

Literatur

Quellen:

  • Corpus Iuris Civilis, diverse Editionen, z.B. ISBN 3825217647.
  • Prokopios: Werke gr.-dt. (Bücherei Tusculum) , 5 Bde., hrsg. von Otto Veh, 1961 ff.

Sekundärliteratur:

  • Klaus Bringmann: Justinian, in: M. Clauss (Hrsg.): Die römischen Kaiser, 2. Aufl., München 2001, ISBN 3406472885.
  • John B. Bury: The later Roman Empire, 2. Bde, New York 1958 (dort findet sich auch ältere Literatur), Bd.1 ISBN 0486203980 Bd. 2 ISBN 0486203999.
  • Averil Cameron u.a. (Hrsg.): The Cambridge Ancient History, Bd. 14, 2. neugestaltete Aufl., Cambridge 2000 (dort auch weiterführende Literatur, größtenteils jüngeren Datums), ISBN 0521325919.
  • Ralph-Johannes Lilie: Byzanz - Das zweite Rom, Berlin 2003, ISBN 3886806936.

Demnächst erscheint außerdem von Mischa Meier eine knappe Justinian Biographie in der C.H. Beck Wissens Reihe (ISBN 3406508324).