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Tron (Hacker)

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Tron (* 8. Juni 1972; † im Oktober 1998 in Berlin), mit bürgerlichem Namen Boris Floricic, war ein Hacker. Tron beschäftigte sich mit Angriffen auf kommerzielle Verschlüsselungs- und Authentifizierungssysteme wie z.B. Pay-TV und Telefonkarten. 1997 entwickelte er eine neue Technologie zur Verschlüsselung von Sprachtelefonie und demonstrierte sie in seinem "Cryptofon", welches er im Rahmen seiner Diplomarbeit entwickelte. Die Weiterentwicklung des "Cryptofon" zum "Cryptron", einem kommerziellen Massenprodukt für die Nutzung im Internet, blieb unvollendet, da er unter ungeklärten Umständen verstarb.

Werdegang

Tron wuchs bei seiner Mutter in der Gropiusstadt im Süden von Berlin auf. Bereits zu Schulzeiten interessierte sich Tron sehr für technische Themen, wohingegen seine Leistungen in anderen Fächern als eher durchschnittlich bezeichnet werden.

Er verließ die Schule nach der 10. Klasse und absolvierte eine dreieinhalbjährige Berufsausbildung zum Kommunikationselektroniker, Fachrichtung Informationstechnik, an der Technischen Universität Berlin. Nach erfolgreichem Abschluß der Ausbildung holte Tron das Fachabitur am Oberstufenzentrum in Berlin-Wedding nach und begann anschließend ein Studium der Informatik an der Technischen Fachhochschule Berlin.

Während des Studiums absolvierte Tron ein Praktikum bei einer Firma für elektronische Sicherheitslösungen. Im Wintersemester 1997/1998 schloss Tron sein Studium mit seiner Diplomarbeit ab. In dieser entwickelte er das 'Cryptophon', ein ISDN-Telefon mit integrierter Verschlüsselung. Da die von einem anderen Studenten zu erbringenden Vorleistungen fehlten, konnte er das Telefon aber nicht endgültig fertigstellen, ging aber dennoch weit über die ursprüngliche Aufgabenstellung hinaus, die lediglich die Implementierung der Verschlüsselungskomponente vorsah.

Nach seinem Abschluß bewarb sich Tron bei mindestens einem Unternehmen, fand allerdings keine Anstellung. In seiner Freizeit beschäftigte er sich unter anderem mit einer Weiterentwicklung seiner Abschlußarbeit.

Interessensgebiete

Tron beschäftigte sich leidenschaftlich mit Elektronik und Sicherheitssystemen aller Art. Zu seinen Interessensgebieten zählten unter anderem Angriffe auf die deutsche Telefonkarte und Pay-TV-Systeme. Im Rahmen seiner Forschung und Entwicklung tauschte er sich mit anderen Hackern wie auch seriösen Wissenschaftlern aus.

Auf der Mailingliste „tv-crypt", einer geschlossenen Gruppe von Pay-TV-Hackern, schreibt Tron 1995 über sich selber, dass seine Interessen unter anderem Mikroprozessoren, Programmiersprachen, Elektronik aller Art, digitale Funk- und Datenübertragung und insbesondere das Knacken von vermeintlich sicheren Systemen umfassen. Er behauptet, dass er unter anderem einen Emulator für Chipkarten zur Freischaltung des britischen Pay-TV-Systems erstellt habe, und sich mit dem Verschlüsselungsystem Nagravision/Syster, welches zur damaligen Zeit unter anderem vom deutschen Pay-TV-Anbieter Premiere verwendet wurde, befassen würde.

Später beschäftigte sich Tron unter anderem mit einem von Wissenschaftlern aus den USA nur theoretisch skizzierten Angriff auf Chipkarten für den Mobiltelefonstandard GSM. Zusammen mit anderen Hackern aus dem Chaos Computer Club gelang ihm die erfolgreiche Simulation einer kopierten Karte.

Ebenfalls erfolgreich war Tron beim Versuch, Simulatoren von Telefonkarten herzustellen. Diese Simulatoren wurden von Kartentelefonen wie eine richtige Telefonkarte akzeptiert, konnten also für kostenlose Gespräche mißbraucht werden. Trons Motiv war allerdings einzig die Überwindung des Schutzes; er versuchte nicht, seine Erkenntnisse finanziell zu nutzen. Parallel wurden solche Simulatoren aber auch durch Kriminelle entwickelt und massiv mißbraucht. Da die Telekom diesem Mißbrauch auf die Schliche kam und das Protokoll abänderte, versuchte Tron mit einem Freund am 3. März 1995 ein Kartentelefon gewaltsam mit einem Vorschlaghammer zu demontieren, um seine Simulatoren anpassen zu können. Dabei wurden sie von der Polizei aufgegriffen und Tron später zu einer 15-monatigen Haftstrafe verurteilt, die allerdings zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Ungeklärter Tod

Tron wurde seit dem 17. Oktober 1998 vermisst und am 22. Oktober 1998 in einem Park im Berliner Bezirk Neukölln erhängt aufgefunden. Sein Leichnam hing in einer Schlinge (gebildet aus einem mit Draht verlängerten Gürtel) an einen Baum.

Die Ermittlungen durch die Berliner Staatsanwaltschaft wurden im Sommer 2001 beendet. Das offizielle Ermittlungsergebnis lautet auf Suizid. Dieses Ergebnis wird bis zum heutigen Tage durch Freunde und Verwandte von Tron sowie Vertretern des Chaos Computer Clubs angezweifelt. Statt eines Freitodes wird die Theorie eines Mordes durch einen Geheimdienst oder Kreise der organisierten Kriminalität geäußert. Hierbei wird ein Zusammenhang zu Trons Forschungen auf den Gebieten des Pay-TV-Hackings oder der Sprachverschlüsselung in Erwägung gezogen.

Diese Theorien erhalten Nahrung durch einige ungeklärte Aspekte dieses Todesfalles. So ergaben Untersuchungen der Rechtsmedizin einen wahrscheinlichen Todeszeitraum vom 21. bis 22. Oktober 1998, also mehrere Tage nach seinem Verschwinden. Dies würde bedeuten, dass Tron sich einige Tage an einem unbekannten Ort aufgehalten haben muß. Ermittlungen ergaben, dass das von Tron verwendete Mobiltelefon zuletzt am Tag des Verschwindens in einer Funkzelle in der Nähe der Wohnung der Mutter eingebucht war. Spätere Ortungsdaten konnten nicht festgestellt werden.

Ein Erklärungsversuch seitens der Skeptiker einer Suizid-Theorie besteht darin, dass Tron bereits am Tag seines Verschwindens ermordet wurde, und zur Verschleierung seine Leiche mehrere Tage gekühlt aufbewahrt wurde. Hierbei wird angeführt, dass im Magen des Toten die Reste eines Nudelgerichtes gefunden wurden, welche auf Grund bestimmter Zubereitungsmerkmale identisch mit einer von Tron am Tage seines Verschwindens eingenommenen Mahlzeit sein sollen. Dies würde bedeuten, dass die Verdauung bereits frühzeitig durch Tötung unterbrochen wurde. Der Leichnam sei danach in die präparierte Schlinge gehängt worden. Als Beleg wird vorgebracht, dass der für die Schlinge verwendete Gürtel auf Grund seine Länge nicht von Tron getragen worden sein konnte. An der Leiche wurde kein anderer Gürtel gefunden, aber angeblich Gegenstände die von einem Gürtel abgenommen wurden.

Zu Spekulationen führte auch, dass im Nachlass von Tron Dokumente über die Lieferung von unbekannten elektronischen Bauelementen seitens der Firma NDS gefunden wurde. NDS gehört zum Besitz von Rupert Murdoch und beschäftigt sich mit Pay-TV-Systemen. Offizielle Darstellung von NDS ist, dass Tron nur mit einigen handelsüblichen Chips beliefert worden sei.

Neben den bereits erwähnten Theorien kursieren noch einige weitere "Mythen" und Verschwörungstheorien. Ein von dem umstrittenen Journalisten Burkhard Schröder verfasstes Werk mit dem Titel "Tron - Tod eines Hackers" versuchte den Fall aufzurollen. Der Autor wird aber vom Chaos Computer Club wie auch von den Eltern von Tron scharf kritisiert. Unter anderem werden ihm Nachlässigkeiten und die Verbreitung von Unwahrheiten vorgeworfen.

Die genauen Umstände des Todes von Tron werden wohl nie geklärt werden. Der Chaos Computer Club warf den Ermittlungsbehörden Fehler vor, doch Bemühungen um eine Neuaufwicklung des Falles scheiterten endgültig im Oktober 2003.

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