Kommando Spezialkräfte
Das Kommando Spezialkräfte (KSK) ist eine in der Graf-Zeppelin-Kaserne im baden-württembergischen Calw stationierte Spezialeinheit (Kommando bezeichnet hier eine Dienststelle; siehe auch Kommando Luftbewegliche Kräfte "KLK". -nicht zu verwechseln mit den engl. Commando-Forces oder den geschichtlich belasteten Kommandotrupps der Brandenburger/3. Reich). Es bildet gemeinsam mit der Luftlandebrigade 26 und der Luftlandebrigade 31 die Division Spezielle Operationen (DSO), die wiederum Teil der Krisenreaktionskräfte (KRK) der deutschen Bundeswehr ist. Als Vorbild gilt vorwiegend der britische Special Air Service aber auch die US Special Forces und andere. Ursache für die Aufstellung des KSK war die peinliche Tatsache, dass während des Völkermordes in Ruanda deutsche Staatsbürger von belgischen Spezialkräften evakuiert werden mussten. Internationale Kritik an der Unfähigkeit der BRD, selbst Vorsorge zum Schutze ihrer Bürger zu treffen, machte die Bereitstellung von unmittelbar einsatzbereiten Kräften notwendig.
Der Verband "KSK" gliedert sich in einen Kern- bzw. Kommandobereich und einen Unterstützungsbereich, der die logistische Versorgung und Einsatzbereitschaft der Soldaten gewähren soll. Daneben tritt noch die Gruppe Weiterentwicklung, die für die Prüfung, Beschaffung und (in enger Zusammenarbeit mit der Rüstungsfirma Heckler und Koch) auch Entwicklung von Waffen und anderem Material für das KSK zuständig ist. Insgesamt verfügt das KSK über mehr als 45.000 verschiedene Versorgungsgegenstände, wovon viele Sonderanfertigungen sind.
Jede Kommandokompanie besteht aus den Spezialzügen Land-, Luftlande-, Amphibischer- und Gebirgs-/Arktis-Zug. Zusätzlich verfügt das KSK über eine Fernspäh- und Scharfschützenkompanie, die u.a. zur Aufklärung und Gewinnung von Schlüsselinformationen aber auch zur Sicherung/Überwachung bei direkten Aktionen eingesetzt wird. Jeder Zug hat zwar sein Spezialeinsatzgebiet, durchläuft aber auch die Ausbildung der anderen Züge. Zudem können alle Züge aus der Luft über ihrem Einsatzgebiet abgesetzt werden. Mit der internen Umgliederung, die sich abzeichnet, werden sich wahrscheinlich auch die Aufgabenzuschreibungen verändern.
Jeder Trupp besteht aus vier Kommandosoldaten, von denen jeder als Waffen-, Pionier-, Fernmelde- oder Sanitätsspezialist ausgebildet ist.
Aufgaben
Die Aufstellung erfolgte am 20. September 1996 in Calw. Das Aufgabenspektrum ist vielfältig und findet fast immer in Krisen- und Konfliktgebieten statt:
- Gewinnen von Schlüsselinformationen in Krisen- und Konfliktregionen
- Fernschutz von Personen und Einrichtungen in besonderen Situationen,
- Abwehr von Terrorismus,
- Evakuierung deutscher Staatsbürger,
- Retten und Befreien deutscher und anderer Staatsbürger im Ausland aus Geiselsituationen und Gefangenschaft,
- Kampfeinsätze gegen Ziele mit hoher Priorität,
- Kampf in der Tiefe: Sabotageaktionen,
- Festnahme von Personen im Ausland, die eine besondere Gefährdung darstellen: Kriegsverbrecher, etc.
Anforderungen
Von Bewerbern der Bundeswehr für den Dienst im KSK wird generell erwartet, dass sie folgenden Grundvoraussetzungen entsprechen können:
- Überdurchschnittliche körperliche Leistungsfähigkeit,
- Teamfähigkeit,
- Lernwilligkeit,
- Psychische Belastbarkeit und Willensstärke,
- Stressstabilität,
- Verantwortungsbewusstsein und Verschwiegenheit,
- Leben in geordneten sozialen Verhältnissen.
Seit seiner Gründung wurde das KSK zur Verfolgung von Kriegsverbrechern im ehemaligen Jugoslawien und im Rahmen der Operation Enduring Freedom in Afghanistan eingesetzt. Der genaue Ablauf der Einsätze wird geheimgehalten. Es gibt keine veröffentlichte amtliche Statistik darüber, ob oder wenn ja, wieviele Todesopfer durch Einsätze des KSK verursacht wurden. Genausowenig ist die Zahl der verletzten oder getöteten KSK-Soldaten bekannt. Es soll bisher jedoch noch keine Verluste unter den KSK-Soldaten gegeben haben.
Das KSK kam im November 2003 in die Schlagzeilen, als sein Kommandeur, Brigadegeneral Reinhard Günzel, wegen des Lobes einer als antisemitisch kritisierten Rede des Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann von Verteidigungsminister Peter Struck entlassen wurde.
Das KSK kann grundsätzlich nicht ohne Zustimmung des Deutschen Bundestages eingesetzt werden, die einzige mögliche Ausnahme ist Gefahr im Verzug für deutsche Staatsbürger. Sollte dies nötig sein, ist das Parlament so schnell wie möglich nachträglich zu befragen. Würden die Abgeordneten in einem derartigen Falle ihre Zustimmung verweigern, wäre ein noch laufender Einsatz sofort zu beenden, eine bereits beendete Spezialkräfteoperation damit als rechtswidrig anzusehen. Davon abgesehen ist das KSK aber nicht in die übliche Struktur der Bundeswehr und des Verteidigungsministeriums eingebunden. Sein Einsatzstab untersteht direkt dem Verteidigungsminister.
Ausbildung
Am Anfang steht ein dreiwöchiges Auswahlverfahren, dem eine dreimonatige Kommandoausbildung folgt. Bewerber werden während einer fünftägigen Durchschlageübung bis an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit gebracht. Diesen Teil der Prüfung bestehen etwa 10-20% der Bewerber. Erst nach weiteren drei Jahren Ausbildung und Training hat der Soldat die vollständige Einsatzbereitschaft erlangt. In diesem Zeitraum kann er möglicherweise an bis zu 20 Lehrgängen in weltweit 17 Schulen und Ausbildungseinrichtungen teilnehmen. Allein während der Schießausbildung wird jeder künftige Kommandosoldat an allen gängigen Waffen geschult und gibt in dieser Zeit durchschnittlich 20.000 Schuss Munition ab. Seit Oktober können neben Offizieren und Unteroffizieren auch Mannschaftssoldaten und Bewerber ohne militärische Vorkenntnisse an dem Auswahlverfahren teilnehmen. Diese Kandidaten nehmen zunächst am dreitägigen Auswahlverfahren an einem der Zentren für Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr teil. Bestehen sie dieses, werden sie in den Ausbildungszug KSK an der Internationalen Fernspähschule in Pfullendorf eingestellt. Dort durchlaufen sie einen 18 Monate dauernden Lehrgang. Danach nehmen die Bewerber am eigentlichen Eignungsfeststellungsverfahren beim KSK in Calw teil. Schließen sie dieses erfolgreich ab, können sie mit der drei Jahre dauernden Ausbildung zum Kommandofeldwebel in der Graf-Zeppelin-Kaserne beginnen. Dazu zählt auch der Erwerb von sehr guten Kenntnissen in zwei Fremdsprachen. Die Mindestverpflichtungszeit beträgt sechs Jahre.
Ausbildungsorte
Ausgebildet wird das KSK weltweit: innerhalb eines Jahres verbringt ein Kommandosoldat etwa 250 Tage auf Übung. Zu den Ausbildungsorten zählen unter anderem Österreich (Gebirge), Norwegen (Arktis), Israel (Wüste), Belize (Dschungel), El Paso (Fallschirm), San Diego (Wasser) und Kanada (Land). Auf die Fallschirmausbildung wird besonders viel Wert gelegt. Das KSK kann nicht nur mit Hubschraubern eingeflogen sondern auch aus 10.000m Höhe abgesetzt werden. Dabei gibt es zwei Verfahren: das HAHO (High Altitude – High Opening) bei dem der Fallschirm bereits auf dieser Höhe geöffnet wird und der Kommandotrupp aus bis zu 70km Entfernung unbemerkt an seinen Einsatzort gleitet. Oder das HALO (High Altitude – Low Opening) bei dem der Fallschirm erst kurz vor Erreichen des Zieles geöffnet wird. Dies ermöglicht ein sicheres Absetzen und schnelle Einsatzbereitschaft. Bei letzterem System erreichen die Springer eine Spitzengeschwindigkeit von 300km/h. In seiner Heimatkaserne verfügt das KSK über ein Schießhaus, die modernste Einrichtung ihrer Art in Europa. Hier üben außer dem KSK auch MEK, SEK, GSG 9 und ausländische Spezialkräfte. Überwacht von Hunderten Videokameras wird hier auf drei Stockwerken in Computersimulation oder im scharfen Schuss der Einsatz geübt. Die gesamte Einrichtung (Wände, Flure, Treppen, Türen, Fenster) kann computerkontrolliert verschoben werden, so dass kein Einsatz derselbe ist. Unter anderem kann der Grundriss jeder deutschen Botschaft in der Welt dargestellt werden, so dass bei einer eventuellen Besetzung einer solchen durch Terroristen die Einsatzkräfte sich gezielt vorbereiten können.
Bewaffnung
Als erster Truppenteil erhielt das KSK das 1996 neu eingeführte G36 sowie im folgenden die Modifikationen bzw. Erweiterungen AG36 Granatwerfer und G36KE und G36C. Die Soldaten des KSK können ihren Waffen mit den zu den Waffen gehörigen Laserlichtmodul LLM, Bildverstärkeraufsätzen NSA, Zweibein oder Trommelmagazin 100 Schuss "aufrüsten". Außerdem sind EO Tech Holosights beim KSK in großer Verbreitung zu finden. Das KSK benutzt viele Varianten der HK MP5 und hat als erster Truppenteil der Bundeswehr die MP7 von HK "im Feldversuch" in Afghanistan verwendet. Des Weiteren wurde, ebenfalls zuerst beim KSK, die HK USP (Universale Selbstladepistole) unter der Bezeichnung P8 eingeführt. Weiter stehen auf SpecOps ausgelegte Sekundärwaffen zu Verfügung, wie die HK MK 23. Diese Kurzwaffe wird weitgehend von den Scharfschützen des KSK als Sekundärbewaffnung benutzt. Als Primärwaffe nutzten diese wiederum als erste das G22. Auch können KSK-Soldaten alle Waffen anfordern, die sie für nötig erachten. Ein Beispiel wären hier Schrotflinten zum Öffnen von Türen.
Literatur
- Reinhard Scholzen: KSK - Das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr, ISBN 3613023849
Siehe auch
Einheiten der Bundeswehr: Division Spezielle Operationen (DSO), Luftlandebrigade 26, Luftlandebrigade 31,
Einheiten der Bundespolizei: Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9)
Einheiten der Länderpolizeikräfte: Spezialeinsatzkommando (SEK), Mobiles Einsatzkommando (MEK)
Einheiten des Zoll: Zentrale Unterstützungseinheit Zoll (ZUZ)