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Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

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Parteibuch der NSDAP von 1939

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei - kurz NSDAP - war die herrschende Partei im so genannten „Dritten Reich” (s. auch Zeit des Nationalsozialismus).

Geschichte

Die NSDAP ging aus der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) durch deren Umbenennung am 24. Februar 1920 hervor. An diesem Tag veröffentlichte sie auch ihr 25-Punkte-Programm. Bis zum Jahr 1923 konnte sie vor allem in Bayern größeren Anhang gewinnen und nahm am 9. November 1923 die durch Ruhrkampf und Inflation desolate Lage im Deutschen Reich zum Anlass für den Hitler-Putsch.

Nach dem Scheitern des Putsches wurde die Partei verboten, das gesamte Parteivermögen konfiziert, die Geschäftsstelle in München geschlossen und der Österreicher Hitler zu Festungshaft verurteilt, was die NSDAP veranlasste, für die Reichstagswahlen 1924 Wahlbündnisse mit der Deutschvölkischen Freiheitspartei einzugehen.

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Vorwort von Adolf Hitler von 1927 im Parteibuch der NSDAP

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis löste Adolf Hitler die NSDAP aus dem Bündnis und begann mit der Reorganisation zu einer Führerpartei mit dem Ziel einer legalen Machtübernahme. In der Zeit bis zu den Reichstagswahlen 1928 war die NSDAP nur eine von mehreren "völkischen" Parteien, zeigte aber spätestens bei der Reichstagswahl ihre herausragende Stellung innerhalb dieses politischen Spektrums. 1929 erlangte die Partei durch gemeinsame Agitation mit der DNVP und dem Stahlhelm im Rahmen der Kampagne gegen den Young-Plan reichsweite Aufmerksamkeit. Erstmals wurden die stets klammen Kassen der Partei auch von führenden Schwerindustriellen (August Thyssen und Emil Kirdorf) mit erheblichen Geldbeträgen aufgefüllt. Die vielgelesenen Zeitungen des deutschnationalen Großverlegers Alfred Hugenberg machten die NSDAP und besonders Adolf Hitler überall im Reich bekannt, obwohl die Kampagne selbst im Dezember 1929 mit nur 15% Zustimmung scheiterte.

Ihre Stimmenanteile stiegen bei den Landtagswahlen 1929 und 1930 auf über 10% (zum Beispiel in Sachsen mit 14,4%) an. Die nationalsozialistischen Politiker gingen von dem Versuch ab, vor allem die Arbeiterschaft für sich zu gewinnen, was zur Abspaltung eines "linken" Flügels führte, zu dem u.a. Otto Strasser gehörte. Die NSDAP erhielt aber immer mehr Unterstützung von Bauern (die Agrarpreise waren seit 1928 zusehends verfallen), Handwerkern und Einzelhändlern (Angst vor der Konkurrenz durch "jüdisch" geführte Kaufhauskonzerne), sowie aus den Reihen der Studenten- und Beamtenschaft (Furcht vor einer drohenden "Proletarisierung" des akademischen Bürgertums). So konnte die NSDAP die Weltwirtschaftskrise, deren Auswirkungen im Deutschen Reich besonders spürbar wurden, zur Gewinnung einer Massenbasis in denjenigen Wählerschichten nutzen, die vorher für die DNVP oder eine der sonstigen nationalen Kleinparteien gestimmt hatten oder enttäuscht von den "bürgerlichen" Parteien (DVP und DDP) seit Jahren ins Nichtwählerlager gewechselt waren.

Die Auflösung des Reichstags durch Reichspräsident Paul von Hindenburg per Notverordnung gemäß Artikel 48 der Weimarer Verfassung kam den Nationalsozialisten daher sehr gelegen. Bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 wurde die NSDAP mit lediglich 18,3% der abgegebenen Stimmen zweitstärkste Partei hinter der SPD. Bereits im Januar 1930 trat die NSDAP in Thüringen (siehe: Baum-Frick-Regierung) und im weiteren Verlauf des Jahres dann in Braunschweig in Koalitionsregierungen ein - allerdings ohne großen Erfolg. Trotz der Regierungsbeteiligungen wurde sie weiterhin als Opposition gegen das "System" wahrgenommen. Die noch vom nostalgisch verklärten Kaiserreich geprägten Eliten in der Wirtschaft (Forderungen nach Abbau des Sozialstaates durch den Reichsverband der Deutschen Industrie), im Militär (Forderung nach Wiederaufrüstung und erneutem Bedeutungsgewinn) sowie in der Beamten- und Richterschaft (Absicherung ihrer Position in einem starken nationalen und autoritären Staat) liefen auf die Beseitigung des "Gewerkschaftsstaates" und damit letztlich der demokratischen Weimarer Republik hinaus. Das versprach ihnen Adolf Hitler und er und seine Partei wurden deshalb für die Erreichung dieser Ziele der extrem "national" gesonnenen Teile der Eliten immer mehr zu einer möglichen politischen Alternative.

1932 schaffte Hindenburg seine Wiederwahl zum Reichspräsidenten erst im 2. Wahlgang gegenüber Hitler, bei den Landtagswahlen in Preußen, Bayern, Württemberg und anderen Reichsländern erzielte die Partei deutliche Erfolge und wurde bei den Reichstagswahlen am 31. Juli 1932 auch stärkste Partei im Reichstag.

Reichspräsident Hindenburg hegte eine tiefe persönliche Abneigung gegen den „österreichischen Gefreiten” Hitler, der außerdem nicht bereit war, sich mit weniger als der Reichskanzlerschaft zufrieden zu geben. Er übergab die Macht zunächst nacheinander an von Papen und von Schleicher, die Präsidialkabinette bildeten. Der zunehmende Druck aus Industrie- und Militärkreisen, vor allen Dingen aber aus den Kreisen der Landwirtschaft (Reichslandbund) sowie die rasante Destabilisierung der Weimarer Republik veranlassten ihn dennoch, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen und ihn mit der Bildung einer Koalitionsregierung aus DNVP und NSDAP zu beauftragen. Am 30. Januar 1933 führte dies zur formal legalen "Machtübergabe" (später gerne nicht ganz korrekt als "Machtergreifung" der Nationalsozialisten bezeichnet). Hitler und die NSDAP agierten in den ersten Monaten des Jahres 1933 auf der Grundlage der durch Hindenburg übergebenen Macht. Auch in der letzten, nach dem Recht der Weimarer Republik abgehaltenen Wahl am 5. März 1933, deren Wahlkampf bereits durch Verbote und Repressalien der politischen Gegner gekennzeichnet war, erhielt die NSDAP mit etwa 44% nicht die absolute Mehrheit der Stimmen. Die Nationalsozialisten schafften es jedoch, in Koalition mit den bürgerlichen Parteien (siehe Tag von Potsdam), im Reichstag die nötige Zweidrittelmehrheit für die Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes am 24. März zu erlangen, das die Macht unter Ausschaltung des Parlaments auf Hitler übertrug und schließlich auch zum Verbot sämtlicher Parteien, außer der NSDAP, verwendet wurde. Von 1933 bis 1944 gab es die sog. Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft, die damit die NSDAP massiv unterstützte. Auch in Österreich wurde die NSDAP gegründet.

Im September 1945 wurde die NSDAP und ihre Organisationen von den alliierten Siegermächten verboten. Die Partei wurde in den Nürnberger Prozessen zur verbrecherischen Organisation erklärt.

Vorsitzende

Struktur der NSDAP

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei war pyramidenartig aufgebaut. An der Spitze stand der Vorsitzende; er war mit absoluter Macht ausgestattet und hatte die volle Befehlsgewalt. Alle anderen Parteiämter waren seiner Position untergeordnet und mussten sich nach seinen Weisungen richten.

Datei:NSDAPChart.jpg
Die Organisation der NSDAP, 1938

Der Partei waren folgende Organisationen angegliedert:

Einige Organisationen hatten aber eine eigene Rechtspersönlichkeit und eigenes Vermögen. Sie waren auch der Partei angeschlossen:

bedeutende Mitglieder

führende Parteimitglieder

weitere Mitglieder

  • Albert Forster, Gauleiter und Reichsstatthalter in Danzig
  • Adolf Eichmann, Leiter des Referats Auswanderung und Räumung (verantwortlich für die Deportation und Ermordung von mehr als 4 Millionen Juden)
  • Albert Speer, Reichsminister, Architekt
  • Alfred Rosenberg, Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP
  • Ernst Freiherr von Weizsäcker, Vater von Richard v. W., Staatssekretär im Auswärtigen Amt unter dem NS-Außenminister Joachim von Ribbentrop, auch Mitglied der SS
  • Walter Schultze, Facharzt, Mitglied der SS und Reichsdozentenführer

Die NSDAP hatte zur Zeit der "Machtergreifung" 849.009 Mitglieder (parteieigene Statistik), bis 1945 wuchs diese Zahl auf 7,5 Millionen an.

Nach dem Krieg wurde in den einzelnen Besatzungszonen eine Entnazifizierung durchgeführt. Je nach Zone geschah dies unterschiedlich: die Russen gingen sehr radikal vor und ehemaligen NSDAP-Mitgliedern wurde nachhaltig verboten, öffentliche Ämter wahrzunehmen. In der amerikanischen Zone wurde zunächst recht gründlich vorgegangen, als allerdings der Kalte Krieg ernsthaft begann, geriet die Entnazifizierung aus dem Blickfeld. Viele verurteilte Kriegsverbrecher wurden begnadigt und ein NSDAP-Parteibuch besessen zu haben, war kein Hinderungsgrund beim politischen Aufstieg. Der mangelnde kritische Umgang mit der Nazi-Vergangenheit in der Bundesrepublik war einer der Gründe für die 68er-Bewegung.

Es folgen einige Mitglieder, die nach dem Krieg bekannte Politiker oder Wirtschaftsführer wurden oder anderweitig Bekanntheit erlangten. Sie hatten in der Regel keine herausgehobene Rolle in der NSDAP gespielt.

Literatur

  • Johnpeter Horst Grill: The Nazi-Movement in Baden. 1920-1945, Chapel Hill 1983 (ISBN 0-8078-1472-5). Bedeutende englische Regionalstudie
  • Wolfgang Horn: Der Marsch zur Machtergreifung. Die NSDAP bis 1933, Athenäum, Königstein/Ts. 1980 (ISBN 3-7610-7234-1). Ältere Arbeit zur Geschichte der NSDAP mit einem Schwerpunkt auf der Herausbildung der charismatischen Herrschaft Hitlers innerhalb der NSDAP
  • Peter Hüttenberger: Die Gauleiter. Eine Studie zum Wandel des Machtgefüges in der NSDAP, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1969. Wichtige Arbeit zur regionalen Machtverteilung in der NSDAP
  • Michael H. Kater: The Nazi Party. A Social Profile of Members and Leaders, 1919-1945, Blackwell, Oxford 1983 (ISBN 0-631-13313-5). Bedeutender Untersuchung der Sozialstruktur der Mitgliedschaft der NSDAP
  • Ian Kershaw: Hitler 1889 - 1936. Übersetzt von Jürgen Peter Krause und Jörg W. Rademacher, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1998 (ISBN 3-421-05131-5). Eine der derzeit maßgeblichen Biographien über Adolf Hitler, aber mit vielen Informationen zur NSDAP
  • Ian Kershaw: Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick, Übersetzt von Jürgen Peter Krause, Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1999 (ISBN 3-499-60796-4). Übersicht über den Forschungsstand und Interpretationen zum NS-Staat.
  • Udo Kissenkoetter: Gregor Straßer und die NSDAP, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1978 (ISBN 3-421-01881-2). Wichtige Arbeit über den bedeutendsten NS-Funktionär nach Hitler bis 1932
  • Peter Longerich: Hitlers Stellvertreter. Führung der Partei und Kontrolle des Staatsapparates durch den Stab Heß und die Partei-Kanzlei Bormann, K.G. Saur, München et al. 1992 (ISBN 3-598-11081-2). Die wohl beste Arbeit zur inneren Struktur der Führungsspitze und -gremien der NSDAP
  • Jeremy Noakes: The Nazi Party in Lower Saxony. 1921-1933, Oxford Univ.-Press, Oxford u.a. 1971. Zur regionalen Entwicklung der NSDAP in einer agrarischen Gesellschaft
  • Dietrich Orlow: The History of the Nazi Party. Vol. I: 1919-1933, Vol. II: 1933-1945, Pittsburgh 1969 u. 1973 (ISBN 0-8229-3253-9). Der Klassiker der wissenschaftlichen Arbeiten über die NSDAP - auch heute noch unverzichtbar
  • Kurt Pätzold/Manfred Weißbecker: Geschichte der NSDAP 1920 - 1945 (Sonderausgabe), Papyrossa, Köln 2002 (ISBN 3-89438-260-0). Trotz oft drastischer Sprache (Pätzold und Weißbecker können ihre Herkunft als Historiker aus der DDR nicht verleugnen) sind die Informationen meist zuverlässig
  • Carl-Wilhelm Reibel: Das Fundament der Diktatur. Die NSDAP-Ortsgruppen 1932-1945, Schöningh, Paderborn et al. 2002 (ISBN 3-506-77528-6). Wichtige neuere Darstellung zur Struktur der NSDAP auf der lokalen Ebene</smalll>
  • Mathias Rösch: Die Münchner NSDAP 1925-1933. Eine Untersuchung zur inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik, Oldenbourg Vgl., München et al. 2002 (ISBN 3-486-56670-9). Faktenreiche Lokalstudie, die teilweise den argumentativen roten Faden vermissen läßt

siehe auch