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Opium fürs Volk

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Opium fürs Volk
MusikalbumVorlage:Infobox Musikalbum/Wartung/Art unerkannt von Die Toten Hosen

Veröffent-
lichung(en)

26. Januar 1996

Label(s) JKP, Eastwest Records

Format(e)

CD

Genre(s)

Punkrock / Rockmusik

Titel (Anzahl)

18

Länge

67 min 03 s

Besetzung

  • E-Gitarre:

Produktion

Jon Caffery

Studio(s)

  • Skyline, Düsseldorf
  • Dierks, Stommeln

Opium fürs Volk ist ein Konzeptalbum der Punkrockband Die Toten Hosen mit ausschließlich deutschsprachigen Texten. Es wurde, wie fast alle vorangegangenen Tonträger der Band von Jon Caffery produziert und erschien am 26. Januar 1996 als erstes Album beim bandeigenen Plattenlabel JKP.

Der Titel des Tonträgers bezieht sich auf ein Zitat von Karl Marx: „Die Religion ist … das Opium des Volkes.“ Die Texte des Albums setzen sich mit den Themen Moral, Religion und Sterblichkeit auseinander.

Entstehung

Während einer Veranstaltung anlässlich des Deutschen evangelischen Kirchentags 1995 in Hamburg, die Campino durch einen Zufall aufsuchte, lernte er den Abt Stephan Schröer kennen. Seiner Einladung folgend ging Campino im August 1995 für eine Woche in Klausur in die Benediktinerabtei Königsmünster nach Meschede.[1] Die Teilnahme am klösterlichen Leben regte Campino zu einem Teil der Liedtexte und zum Konzept des Albums an.[2]

Das Album Opium fürs Volk wurde im Herbst und Winter 1995 in der „Skyline Tonfabrik“ in Düsseldorf aufgenommen und endgültig abgemischt bei Dieter Dierks in Stommeln.[3]

Nach Ablauf des Vertrags mit Virgin entschloss sich die Band dazu, sich zukünftig von den Major-Labels unabhängig zu machen, und gründete 1995 das Unternehmen JKP. Gleichzeitig schlossen sie mit Eastwest Records, einer Tochtergesellschaft von Warner Deutschland, einen Vertriebsvertrag ab, der vorsah, dass Eastwest als Dienstleister den Vertrieb der fertigen Tonträger übernimmt. Diese Konstellation eines bandeigenen Labels mit einem etablierten Vertriebspartner war 1995 in der Musikbranche neuartig.[4]

Als erste Produktion unter den neuen Vertragsbedingungen kam im Dezember 1995 zunächst die Single Nichts bleibt für die Ewigkeit mit dem dazugehörigen Musikvideo von Hans Neleman auf den Markt, bevor am 26. Januar 1996 das Album Opium fürs Volk erschien.[5]

Gestaltung

Daniel in der Löwengrube von Peter Paul Rubens gehört zum Inhalt des Begleithefts.

Die von Johann Zambryski gestaltete Collage der Frontseite zeigt das Profil eines Mannes. Eine mit Pfeilen gekennzeichnete Schraube soll sein Gehirn drehen. Auf dem Tonträger selbst ist ein gesamter Kombi-Werkzeugsatz aufgedruckt. Neben sämtlichen Texten enthält das Booklet eine Reihe von Bildschirmablichtungen aus dem deutschen Fernsehen mit Moderatoren, wie Ilona Christen, Jürgen Fliege, Fritz Egner, Hans Meiser und Arabella Kiesbauer, Johannes Paul II. und ein körperlich misshandeltes Kleinkind. Es folgen eine Seite aus einem Comic-Heft, Postkartenaufnahmen vom Stierkampf, ein rotstichiges Bild eines geköpften Chinesen mit der Überschrift „Viva la Revolution! China 1926“, Ausschnitte aus Gemälden mit biblischen Motiven, ein Bild von Lenin, wie er eine Rede an das Proletariat hält, und schließlich ein Foto der Gruppe „Die Toten Hosen“, aufgenommen von Gabo. Alle Bilder beziehen sich auf den Titel des Albums Opium fürs Volk und die Marxsche Metapher, wie die Band sie auslegt:

„In ‚Opium fürs Volk‘ sehen wir all das, was die Leute beruhigt, was sie in ihren Sesseln bleiben läßt. Bloß keine Rebellion machen, bloß nicht wach werden, aufstehen, Terror machen, bloß nicht ungemütlich werden. Letztenendes sind wir auch irgendwie ‚Opium fürs Volk‘.“

Campino[6]

Entsprechend trug ein T-Shirt, das die Band 1996 über ihren Merchandise-Versand und auf Konzerten verkaufte, neben einem Portrait von Karl Marx die Aufschrift: „Die Toten Hosen sind der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie sind Opium für das Volk“.[7] Dieser Satz ist eine Abwandlung eines Zitats von Karl Marx in der Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung: „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.“[8]

Texte und Titelliste

Titelliste
  1. Vaterunser – 1:10 (Arrangement Die Toten Hosen)
  2. Mensch – 4:08 (Musik: von Holst / Text:Campino)
  3. Die Fliege – 1:54 (Campino)
  4. Die zehn Gebote – 4:04 (Rohde / Campino)
  5. Böser Wolf – 4:02 (von Holst / Campino)
  6. Nichts bleibt für die Ewigkeit – 4:10
    (von Holst, Campino / Hanns Christian Müller, von Holst, Campino)
  7. Ewig währt am längsten (Dub) – 2:54
    (Meurer / Müller, von Holst, Campino)
  8. Und so weiter – 1:40 (Rohde / Campino, Müller)
  9. Bonnie & Clyde – 3:30 (Breitkopf / Campino)
  10. Der Froschkönig – 3:47 (Breitkopf / Campino)
  11. XTC – 4:16 (Meurer / Campino)
  12. Lügen – 4:12 (von Holst / Campino)
  13. Paradies – 4:08 (Campino)
  14. Und Wir Leben – 3:50 (Meurer / Campino)
  15. Er Denkt, Sie Denkt – 4:34 (Campino)
  16. Seelentherapie – 5:13 (Breitkopf / Campino)
  17. Viva la Revolution – 4:46 (Breitkopf / Campino)
  18. Zehn kleine Jägermeister – 4:45
    (Rohde / Müller, Campino)

Wie bei allen vorherigen Produktionen von „Die Toten Hosen“ stammen auch bei diesem Album die Texte hauptsächlich von Campino und sind zum größten Teil aus der Erste-Person-Perspektive heraus verfasst. Die Stücke Nichts bleibt für die Ewigkeit, Und so weiter, Ewig währt am längsten (Dub) und Zehn kleine Jägermeister sind eine Zusammenarbeit mit Hanns Christian Müller. Müller ist seit 1986 Ratgeber und Freund der Band[9] und war bereits an früheren Produktionen als Co-Autor, Produzent oder Regisseur von Musikvideos beteiligt.

Das Album beginnt mit einem Donnerschlag und einem Choral des Vaterunsers, wie Mönche ihn in einer Messe darbieten, ohne instrumentale Begleitung. Die Melodie stammt aus der Morgenandacht der Abtei Königsmünster. Campino hörte bei seinem Klosteraufenthalt fünf Mal täglich das Vaterunser, das dort zu jeder Tageszeit mit einer anderen, von den Mönchen selbst komponierten Melodie gesungen wird.[10] Das Lied Mensch spricht sämtliche menschlichen Stärken und Schwächen an. Nichts bleibt für die Ewigkeit handelt von der Vergänglichkeit des Seins. Campino äußerte sich dazu wie folgt:

„Jeden Tag entsteht Neues, aber jeden Tag stirbt auch etwas. Es geht darum, daß man sich bewußt wird, daß man es sowieso nicht ändern kann. Jeden Tag geht irgend etwas zu Bruch und ist nicht mehr wiederzuholen.[11]

Im Text zu Die zehn Gebote zitiert Campino zunächst die Zehn Gebote aus dem Alten Testament und stellt danach die Strenge der Gesetze in Frage. Die Kritik an der Alten Kirche führt das Musikstück Paradies im gleichen Sinne fort.[11]

In Die Fliege beschreibt Campino ein Trauma, in dem eine Fliege in seinen Kopf eingedrungen ist, in seinem Gehirn herumkrabbelt, ihm Schmerzen verursacht und ihn völlig blockiert. In XTC beschreibt er den Gefühlszustand während und nach einem Ecstasy-Trip.

Böser Wolf, bei dem es um ein Kind geht, das sexuell missbraucht wird, Er denkt, sie denkt, welches von einem Paar handelt, das tagtäglich nebeneinander her lebt, und Und so weiter, die Beschreibung eines Spießbürgers, sind die wenigen Titel auf diesem Album, in denen nicht das lyrische Ich erzählt. Bonnie & Clyde ist eines der wenigen Liebeslieder der Band und bezieht sich auf die Geschichte des gleichnamigen Gangsterpaares, das bis in den Tod zusammenhält. Die Band geriet wegen der Textstelle:

„Wir rauben ein paar Banken aus oder einen Geldtransport. Wir schießen zwei, drei, vier, fünf Bullen um, wenn es nicht mehr anders geht.“

in die Kritik der konservativen Statt Partei, deren damaliger stellvertretender Vorsitzender Jan Timke – heute Abgeordneter in der Bremer Bürgerschaft für die Kleinpartei Bürger in Wut – in Niedersachsen die Band wegen Beleidigung angezeigt hatte. Die Toten Hosen wiesen den Vorwurf zurück und erklärten, dass die betroffene Textzeile von „Gewalt als letztes Mittel in einer ausweglosen Situation“ handelt.[12]

Bei Der Froschkönig und Lügen geht es um verletzte Gefühle nach einer gescheiterten Partnerschaft. Seelentherapie ist ein Aufruf dazu, seine Probleme durch Gespräche mit anderen, gleichgesinnten Menschen auszutauschen. Die beiden Lieder Und wir leben und Viva la Revolution stellen einen Rückblick auf die Bandgeschichte dar mit dem Resümee, dass ihr Revolutionsgedanke letztendlich auch nichts anderes als „Opium fürs Volk“ gewesen sei und dass sie trotz ihres schlechten Lebenswandels noch immer am Leben sind. Zehn kleine Jägermeister fasst zum Abschluss sämtliche zuvor angesprochenen Themen nochmals satirisch zusammen, in Form eines Abzählreimes, angelehnt an das Kinderlied Zehn kleine Negerlein.

Musik

Intro und erste Takte der Melodie und Rhythmusgitarre mit durchgehender Achtelfigur im Lied Paradies Hörbeispiel/?

Die Toten Hosen setzten ihren Musikstil Rockmusik mit Einflüssen aus dem Punkrock mit diesem Album fort. Dazu gehören gehämmerte Achtelnoten und Powerchords.

Zudem bedient sich die Band neben E-Gitarren, dem E-Bass und dem Schlagzeug verschiedener ergänzender Instrumente, um die Aussage ihrer Texte zu unterstreichen. In den Titeln Böser Wolf und Lügen werden sie von den Flötisten und Streichern der Münchner Philharmoniker unterstützt. Hans Steingen spielt in Wir leben die Schottischen Pfeifen und Frank Kirchner spielt Saxophon bei Er denkt, sie denkt.[13] Des Weiteren nimmt die Band im Musiktitel XTC Anleihen bei elektronischer Tanzmusik und setzt Synthesizer und Drumcomputer ein.

Im kaum zweiminütigen Musiktitel Und so weiter, der mit einem übersteuerten E-Gitarrensound, gefolgt von der klassischen Taktvorgabe „Eins, zwei, drei, vier“ beginnt, hört man als Melodieinstrument eine Bluesharp. Dem Lied Nichts bleibt für die Ewigkeit ist ein Remix des Themas als Dubversion mit der Bezeichnung Ewig währt am längsten angehängt. Schließlich enthält Zehn kleine Jägermeister, bei dem Hans-Christian Müller Mandoline spielt und Freund der Band Uli Hiemer im Chor mitsingt,[13] Einflüsse vom Reggae.

Raggae-Rhythmus im Intro von Zehn kleine Jägermeister.Hörbeispiel/?

Singles

Beweinung Christi von Andrea Mantegna dient als Coverfoto der Single Nichts bleibt für die Ewigkeit.
  • Nichts bleibt für die Ewigkeit (1995)
    1. Nichts bleibt für die Ewigkeit – 3:55
    2. Alkohol – 2:04 (Rohde / Campino)
    3. Prominentenpsychose – 3:14 (Campino)
    4. Die '7' ist alles – 5:12 (Meurer / Campino)
  • Paradies (1996)
    1. Paradies – 4:08
    2. Ein Witz – 2:56 (Meurer / Campino)
    3. Entenhausen bleibt stabil – 3:35 (Breitkopf / Campino, Müller)
    4. I'm the Walrus – 3:07 Cover von The Beatles
  • Bonnie & Clyde (1996)
    1. Bonnie & Clyde – 3:34
    2. Kleiner Junge – 3:58 (von Holst / Campino)
    3. Herzglück harte Welle – 1:55 (Rohde / Campino)
    4. Do You Love Me – 3:10 Cover von Kiss
  • 10 kleine Jägermeister (1996)
    1. Zehn kleine Jägermeister – 4:21
    2. We Love You – 3:10 Cover von The Rolling Stones
    3. Der König aus dem Märchenland – 4:15 (Breitkopf / Campino)

Musikvideos

Der von Hans Neleman gestaltete Film zu Nichts bleibt für die Ewigkeit (1995) zählt zu den teuersten der Band.[14] In dem schwarz-weiß gehaltenen Musikvideo werden die Bandmitglieder gezeigt, wie sie, am ganzen Körper von einer Lehmkruste überzogen, in Mullbinden gewickelt und teilweise mit dem Kopf nach unten, zwischen abgestorbenen Bäumen hängen.

Die Regisseure Gabo und Martin Weisz zeigen in Paradies (1996) einen gestellten Auftritt der Band im Hamburger St.-Pauli-Theater.[15]

Die Dreharbeiten zu Bonnie & Clyde (1996) fanden unter der Regie von Ralf Schmerberg zum größten Teil in der ehemaligen Karlskaserne im Baden-Württembergischen Ludwigsburg statt.[16] Die Bettszenen wurden in der Stuttgarter Pension „Wirt am Berg“ aufgenommen. Campinos Partnerin im Video ist Lea Mornar.[17]

Der Zeichentrickfilm zu Zehn kleine Jägermeister (1996) entstand unter der Regie von Sabine Huber und Andreas Hykade, produziert von Ralf Schmerberg im Studio „FilmBilder“ in Stuttgart.[18] Das Werk erhielt verschiedene Auszeichnungen, welche die Band wegen ihrer mangelnden Beteiligung den Zeichnern zusprach.

Die Tour

Datei:Backstagepass Tour Ewig währt am längsten 001.jpg
Backstagepass 1996

Die Tournee zum Album unter dem Motto Ewig währt am längsten eröffnete die Band am 22. April 1996 mit einem Konzert in der Stadthalle Bremerhaven. Sie gab danach das Jahr über mehr als 75 Konzerte in restlos ausverkauften Hallen in Deutschland, Österreich, der Schweiz. Sie trat unter anderem bei den Festivals Rock am Ring und Rock im Park als Headliner auf. Das Abschlusskonzert der Tour fand am 22. Dezember 1996 in der Düsseldorfer Philipshalle statt.[19] Das Live-Album Im Auftrag des Herrn wurde während des ersten Abschnitts der Tour aufgenommen und am 26. Oktober 1996 veröffentlicht.

Neuauflage 2007

Zum 25-jährigen Bestehen der Band wurde Opium fürs Volk neu gemastert und mit drei zusätzlichen Titeln versehen. Ein neues zweites Booklet, geschrieben von Jan Weiler, enthält Erläuterungen zum Zeitgeschehen 1996 und ein Interview mit der Band, die sich an die Entstehung des Albums erinnert.

  • Zusatztitel
  1. Fliegen – 4:28 (Campino)
  2. Prominentenpsychose – 3:14 (Campino)
  3. Herzglück harte Welle – 1:57 (Rohde / Campino)

Resonanz

Charterfolge und Auszeichnungen

Chart­plat­zie­rungen
(vorläufig)

Erklärung der Daten
Alben
Opium fürs Volk
 DE[[Liste der Nummer-eins-Hits in 
Diamant (1996)
Diamant (1996)
xx.xx.1996(15 Wo.)[20]
 AT311.02.1996(20 Wo.)[21]
 CH211.02.1996(17 Wo.)[22]
Singles
Nichts bleibt für die Ewigkeit
 DE24xx.xx.1995(…Template:Infobox Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)
 AT2705.02.1996(5 Wo.)
 CH2214.01.1996(8 Wo.)
Paradies
 DE45xx.xx.1996(…Template:Infobox Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)
Bonnie & Clyde
 DE33xx.xx.1996(…Template:Infobox Chartplatzierungen/Wartung/vorläufig Wo.)
10 kleine Jägermeister
 DE[[Liste der Nummer-eins-Hits in 
Diamant (1996)
Diamant (1996)
xx.xx.1996(13 Wo.)
 AT120.10.1996(14 Wo.)
 CH[[Liste der Nummer-eins-Hits in der 
Silber (1996)
Silber (1996)
13.10.1996(19 Wo.)

Template:Infobox Chartplatzierungen/Wartung/vorläufige Chartplatzierung

Das Album erreichte in der ersten Woche Platz Eins der Charts in Deutschland, Platz Drei in Österreich und Platz Zwei in der Schweiz. Es wurde 1996 mit einer Goldenen und einer Platin-Schallplatte in Deutschland ausgezeichnet, in Österreich und der Schweiz je einmal mit Gold. Bis ins Jahr 2001 bekam das Album in Deutschland nochmals dreimal Gold und zweimal Platin.[23]

Weil Zehn kleine Jägemeister live sehr gut ankam, entschloss sich die Band Ende 1996 dazu, das Musikstück als vierte Singleauskoppelung auf den Markt zu bringen.[24] Der Song erreichte spontan Platz Eins in den deutschen, österreichischen und schweizer Charts. Das Video wurde 1997 mit dem Comet und dem ECHO als bester Videoclip National ausgezeichnet.

Presse

Die Musikpresse äußerte sich überwiegend wohlwollend über das Album. Das Stadtmagazin Prinz bezeichnet es als eine sehr ernsthafte Platte, ohne „Hip-Hip-Hurra“, erhobenen Zeigefinger und fast ohne Klassensprechermentalität. Das Volk bekäme das, was es verdient, nämlich den Spiegel vors Gesicht gehalten.[25] Frank Rummeleit in Zillo schreibt von einer logischen Weiterentwicklung des Albums Kauf MICH! und bezeichnet „Die Toten Hosen“ als griffige Punkrocker, die ihren Stachel ausfahren, wenn man sie auf radiokompatibel trimmen will. Opium fürs Volk sei ein Album mit Tiefe, sowohl in textlicher als auch in musikalischer Hinsicht.[26]

Hollow Skai bestätigt der Band im Rolling Stone, dass sie sich bei aller Nachdenklichkeit noch auf aggressive Gassenhauer und ironische Karnevalsschlager, schräge Sauflieder und eingängigen Rock ’n’ Roll verstehe. Das zeige der Song 10 kleine Jägermeister, mit dem sie jene verulkten, die sich immer noch am Hosen-Bommerlunder-Hedonismus rieben und den ironischen Populismus nie begriffen hätten.[27]

Götz Kühnemund, Chefredakteur der Zeitschrift Rock Hard schreibt, dass es keine großartigen Überraschungen, aber auch keine nennenswerten Ausfälle gäbe, sofern man „Die Toten Hosen“ mögen würde und beschreibt das Album gleichzeitig als eine „musikalisch überzeugende Hardrock-Scheibe mit intelligenten Texten und viel HOSEN-typischem Charme“.[28]

Auch diverse kirchliche Magazine besprechen das Album. Journalist Udo Feist schreibt in Evangelische Kommentare:

„Die Texte lesen sich über weite Strecken wie eine Auseinandersetzung ehemaliger Konfirmanden mit ihrem Katechismus. Ein Meisterwerk, musikalisch spritzig und diskursiv, ein fulminanter Sprint zwischen Sinn und Zweifel. […] also, ihr aufgeschlossenen Christenleute, kauft: Hier lassen sich Gespräche beginnen![29]

Der Theologe Thomas Klie hebt in einem religionspädagogischen Aufsatz hervor, dass in diesem Album Religion nicht karikiert wird und sich in seinem musikalischen Arrangement keine Religionskritik verbirgt, sondern eine spezifisch spät- oder nachchristliche Spiritualität. Die Toten Hosen würden mit großer Selbstverständlichkeit auf die christliche Religion zurückgreifen und sich ihres Zeichenrepertoires und ihrer Ausdrucksformen bedienen.[30]

Einzelnachweise

  1. Campinos Klostertagebuch Himmlische Ruhe, veröffentlicht im SZ-Magazin März 1996.
  2. Interview mit Jan Weiler im Booklet zur Neuauflage Opium fürs Volk 2007.
  3. Hollow Skai: Die Toten Hosen. Hannibal, A-Höfen 2007, ISBN 978-3-85445-281-2, S. 98.
  4. Tim Renner: Kinder der Tod ist gar nicht so schlimm! Über die Zukunft der Musik- und Medienindustrie. Campus Verlag GmbH, 2004, ISBN 3-593-37636-9, S. 110–113.
  5. Bertram Job: Bis zum Bitteren Ende … Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1996, ISBN 3-462-02532-5, S. 169.
  6. Gesunder Punk für ein krankes Volk, Musikexpress Sounds, Ausgabe 2/1996, S. 43–48.
  7. Die Toten Hosen, frei nach einem Aufsatz von Karl Marx aus 1843, erschienen in den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern“ Paris 1844, Lfg. I.(Quellenangabe, laut Aufdruck auf dem T-Shirt)
  8. Karl Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung. In: Marx Engels Werke. Band 1, Dietz Verlag, 1976, S. 378, Online.
  9. Bertram Job: Bis zum Bitteren Ende … Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1996, S. 217.
  10. Booklet zur Neuauflage Opium fürs Volk, 2007, Campino im Interview mit Jan Weiler, Seite 7.
  11. a b Campino im Gespräch mit Frank Rummeleit in Zillo, Ausgabe April 1996.
  12. Artikel in der Berliner Zeitung vom 13. November 1996.
  13. a b Die Toten Hosen: Opium fürs Volk, Begleitheft zum Album Seite 2.
  14. DVD Die Toten Hosen: Reich & Sexy II – Ihre erfolgreichsten Videos, Kommentare der Band zum Video Nichts bleibt für die Ewigkeit.
  15. Fryderyk Gabowicz: Die Toten Hosen. Live-Backstage-Studio: Fotografien 1986–2006. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2006, ISBN 3-89602-732-8, Anmerkungen zur Entstehung des Videos Paradies am 04. März 1996.
  16. Reiner Pfisterer: Unterwegs … im Auftrag der Hosen. Begleitbuch zur Fotoausstellung im Schloss Ludwigsburg, 2009. S. 59.
  17. Kai Jessen: Für immer Punk, Wilhelm Heyne Verlag, München 1997, ISBN 3-453-12889-3, S. 151.
  18. Ausschnitt aus dem Musikvideo zu Zehn kleine Jägermeister auf der Homepage von Filmbilder, Stuttgart.
  19. Tourdatenarchiv
  20. Charts-Surfer Deutschland (Suchfunktion erforderlich)
  21. Hitparade Österreich
  22. Hitparade Schweiz
  23. Die Toten Hosen „Opium fürs Volk“ in der IFPI-Datenbank DE AT CH
  24. Booklet zur Neuauflage Opium fürs Volk, 2007, Campino im Interview mit Jan Weiler, S. 12.
  25. Prinz, Ausgabe Februar 1996, S. 28.
  26. Zillo, Ausgabe April 1996.
  27. Rolling Stone, Ausgabe Februar 1996, S. 32.
  28. Review in Rock Hard, Heft 107, Ausgabe April 1996.
  29. Udo Feist: Vaterunser der Toten Hosen – Punk als Quelle der Spiritualität. Evangelische Kommentare 4/96, S. 234–236.
  30. Thomas Klie: Opium fürs Volk – Verheißene Traumzeit im Fun-Punk der Toten Hosen. Publikation im „Loccumer Pelikan“, Religionspädagogisches Magazin für Schule und Gemeinde, 1/1997. S. 24–27.

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