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Faschismus

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Datei:Parade Berlin.jpg
Militärparade in Berlin zur Zeit des Nationalsozialismus

Der Begriff Faschismus kennzeichnet bestimmte politische Bewegungen und Strömungen des 20. Jahrhunderts:

  1. Die Bewegung ("movimento") oder auch die Schwarzhemden Benito Mussolinis (1919-1922) und das daran anschließende politische Regime (1922-1943/45) in Italien, im engeren Sinne "Faschismus".
  2. Nach einer Interpretation durch Faschismusforscher wie Ernst Nolte (seit 1963) schließt der Begriff neben den anderen antidemokratischen, antiliberalen und antikommunistischen Ideologien als Vergleichskategorie auch den deutschen Nationalsozialismus und verschiedene kleinere Bewegungen im Europa der Zwischenkriegszeit mit ein. Jedoch wird in diesem Zusammenhang etwa nicht ohne Weiteres vom "deutschen Faschismus" gesprochen - "Faschismus" dient hier allein als Begriff für eine bestimmte Art politischer Bewegungen und Regime in der Zeit der Weltkriege (also zwischen 1918/19 und 1945).
  3. Schon seit den frühen zwanziger Jahren wurde er von demokratischen Sozialisten, doch rasch auch von der kommunistischen Propaganda weitgehend mit einem militanten Antikommunismus und dem Spätkapitalismus als vermeintlichem Endstadium bürgerlicher Herrschaftsordnung gleichgesetzt. Auch eine neomarxistische Strömung der Forschung verwendet den Faschismusbegriff in dieser Weise.

Abgeleitet ist der Begriff Faschismus (zumindest nach Aussagen der faschistischen Propaganda) vom italienischen fascio beziehungsweise dem lateinischen Begriff fasces für Bund, Bündel.

Er geht zurück auf die fasces, Rutenbündel, die die antiken Liktoren als Symbol der Macht des Römischen Reiches dem römischen Machthaber (Konsuls, Imperators, Statthalters) vorantrugen. Außerhalb Roms wurde die Machtdemonstration verstärkt, indem die Liktoren nicht nur die fasces, also die Rutenbündel, sondern zusätzlich ein darin eingewickeltes Beil mit sich führten. Ein solches Rutenbündel mit Beil wird deshalb auch als Liktorenbündel (italienisch littorio) bezeichnet.

„Faschismus“ (italienisch fascismo) ist aber auch einfach eine Ableitung zum italienischen Begriff fascio („Bund“) und hat damit auch eine katholisch-sozialistische Tradition - Ende des 19. Jahrhunderts formierten sich vor allem auf Sizilien soziale Protestbewegungen als fasci. Diese Konnotation des Begriffs dürfte bei der Namensgebung des italienischen Faschismus 1919 bestimmender gewesen sein als der römische Hintergrund, der später in der Selbstdarstellung aber fast ausschließlich betont wurde, um dem Faschismus historische Kontinuität beizulegen.

Faschismus im engeren Sinn: Italien

Zunächst war "Faschismus" nur die Bezeichung der politischen Bewegung, die aus den von Benito Mussolini 1919 gegründeten Fasci Italiani di Combattimento ("Italienische Kampfbünde") hervorging und die 1922 die Macht in Italien eroberte.

Wesentliche Elemente des italienischen Faschismus

  • Eine extrem nationalistische, populistische Herrschaftsform mit ausgeprägtem Führerkult.
  • Nachdrückliche Ästhetisierung von Politik und die Betonung des voluntaristischen Zuges der Politik, also des Vorrangs des Willens vor der Ökonomie. Der Faschismus ist hier Erbe des Futurismus und seiner Theorien.
  • Der exzessive Gebrauch von politischen Symbolen wie Fahnen, Marschkolonnen und Uniformen in rituellen Massenzeremonien.
  • Ein an der Antike ausgerichteter Traditionalismus, der sich besonders im Kult der römischen Vergangenheit äußerte, zugleich aber auch eine revolutionär-dynamische Selbstdarstellung und entsprechende Politikansätze.
  • Ein korporatives Wirtschaftsmodell mit nach Produktionszweigen gegliederter Organisation, mit einem das Parlament ersetzenden Plenarorgan ("Kammer der Fasci und der Korporationen", Camera dei Fasci e delle Corporazioni, seit 1938/39) und einem aus Partei- und Staatsfunktionen gemischten Organ, dem "Faschistischen Großrat" (Gran Consiglio del Fascismo, seit 1922, seit 1928 Staatsorgan), an der Spitze.
  • Die ideologische Verherrlichung von Gewalt in der Tradition von Georges Sorel.
  • Parteienkritik, wie sie insbesondere der Soziologe Robert Michels betrieb, und Selbstverständnis als (während der Bewegungsphase 1919 bis 1922) Anti-Partei bzw. (danach) als Massenpartei eines neuartigen Typus.

Zwischen dem modernistisch-revolutionären und dem konservativ-traditionalistischen Flügel kam es immer wieder zu Spannungen. Mussolini lavierte lange zwischen den Positionen und hatte dabei vor allem in der Zeit zwischen 1921 und 1925 große Mühe, diese zentrifugalen Kräfte zusammenzuhalten. Gleichzeitig aber fungierte die gegensätzliche Selbstdarstellung nach außen auch zur Bindung verschiedener gesellschaftlicher Strömungen an den Faschismus.

Geschichte des italienischen Faschismus

Der Gründer des Faschismus, Benito Mussolini, kam aus der Sozialistischen Partei Italiens, in der er den syndikalistischen Flügel vertrat. Mussolini war unter anderem Chefredakteur der Parteizeitung L'Avanti. Organisatorische Gestalt gewann der Faschismus in Italien 1919, als Mussolini die Fasci Italiani di Combattimento ("Italienische Kampfbünde") gründete. Im selben Jahr schuf der Schriftsteller und Fliegerheld des Ersten Weltkriegs Gabriele D'Annunzio mit seiner handstreichartigen Eroberung von Fiume (heute Rijeka) ein erstes "präfaschistisches" System mit einer korporativen Ordnung, Massenzeremonien und den Faschismus vorwegnehmender Symbolik. Die fasci wuchsen vor allem 1921 und 1922 rasch zur größten Massenbewegung Italiens, und Mussolini wurde, als er 1922 beim "Marsch auf Rom" mit einem Putsch drohte, von König Vittorio Emanuele III. zum Ministerpräsidenten ernannt. 1925 verbot er die sozialistische Partei und antifaschistische Organisationen und schuf mit seinem Führerkult – dem "mussolinismo" – ein Modell für andere faschistische Diktaturen. Der Duce ("Führer") präsentierte sich als Mann des Volkes: Arbeiter, Vater, Sportler, Frauenheld, Soldat, mit Uniform und martialischem Auftreten. Der Großmachtanspruch des antiken römischen Weltreiches blieb leitende Idee des italienischen Faschismus und führte namentlich zum Überfall auf Äthiopien 1935. Ab 1938 verfolgte der Faschismus auch offiziell eine antisemitische Politik, aber wohl nicht, darauf weist die neueste Forschung hin, auf deutschen Druck, sondern aus eigenem Antrieb.

1943 wurde Mussolini vom Großrat, dem faschistischen Exekutivorgan, abgesetzt. Diese Absetzung erfolgte systemkonform mit einfachem Mehrheitsbeschluss, da der Rat die höchste Instanz des faschistischen Staates war. Mussolini wurde inhaftiert. Die deutsche Waffen-SS befreite Mussolini in einer abenteuerlichen Aktion aus seinem Gefängnis auf dem Gran Sasso in den Abruzzen. Unter deutscher Vorherrschaft gründete Mussolini in Norditalien die Repubblica Sociale Italiana ("Republik von Salò"), die allerdings bis zum Kriegsende kaum mehr als ein deutsches Marionettenregime war.

Unterschiede zum Nationalsozialismus

Lange Zeit vertrat die Forschung die Ansicht, im Gegensatz zum Nationalsozialismus sei der Faschismus nicht ursprünglich antisemitisch gewesen. Antisemitische Elemente habe er erst aufgenommen, als Mussolini das "Achsen"-Bündnis mit dem Deutschen Reich unter Adolf Hitler geschlossen habe; der Antisemitismus sei noch verstärkt worden, als Mussolini nach seinem Sturz seine unter deutscher Vorherrschaft stehende Repubblica Sociale Italiana gründete.

Neue Forschungserkenntnisse erweisen diese Ansicht zumindest als fragwürdig, wenn nicht als falsch. Im Faschismus waren seit 1919 von maßgeblichen Protagonisten immer wieder antisemitische Parolen und Gedanken geäußert worden, die allerdings erst 1938 - also anders als beim von Anfang an offen antisemitischen Nationalsozialismus - offizielle Regimepolitik wurden. Dennoch trat der Antisemitismus nicht erst gegen Ende der dreißiger Jahre als neues Merkmal zum Faschismus hinzu, sondern war ihm von Anfang an inhärent gewesen und trat jetzt nach einem jahrzehntelangen Reifungsprozess in den Vordergrund.

Der Faschismus kultivierte wie der Nationalsozialismus ein rigides Führerprinzip, allerdings nicht in der radikalen Konsequenz wie in der deutschen Diktatur. Die Bezeichnung Duce ("Führer", ab Mitte der dreißiger Jahre stets in Großbuchstaben: DUCE) war ideologisch überhöht. Neben dem Duce gab es jedoch noch einen "Faschistischen Großrat" und den König, und Mussolini brauchte bedeutend länger als Hitler, um seinen unumschränkten Führungsanspruch durchzusetzen.

Überhaupt trug die faschistische Herrschaft in Italien deutlich mehr den Zug eines Herrschaftskompromisses mit den alten Eliten - der Monarchie, dem Militär, der Industrie und der Kirche - als in Deutschland, wo sich das nationalsozialistische Regime relativ schnell der meisten Bindungen an traditionelle Herrschaftsschichten entledigte.

Das faschistische Siegesdenkmal in Bozen

Ein weiterer wichtiger Unterschied war der faschistische Etatismus, der sich deutlich vom völkischen und von der SS geprägten antietatistischen Nationalsozialismus abhob. Im Nationalsozialismus manifestierte sich nachdrücklich die Vorherrschaft der Partei gegenüber dem Staat, die schließlich zur völligen Auflösung des überlieferten Normen- und Institutionengefüges führte. Im Gegensatz dazu schuf der Faschismus in Italien zwar eine Reihe neuer Institutionen, tastete aber die bestehende Ordnung nicht oder kaum an (siehe dazu: Geschichte Südtirols.)

Wesentlich wurde dieser Unterschied in Südtirol, wo Mussolini eine harte Italianisierungspolitik gegen Deutsche, aber auch gegen die Angehörigen romanischer Sprachgruppen betrieb. In einer Vereinbarung zwischen Hitler und Mussolini wurde daraufhin geregelt, dass die deutschen Südtiroler ihre Heimat zu verlassen und in das Deutsche Reich auszureisen hatten, während Südtirol bei Italien blieb. Die "Dableiber" waren die deutschen Südtiroler, die entgegen der Absicht der beiden Diktatoren für den Verbleib in ihrer Heimat "optierten".

Es gab im Faschismus keine wie im Nationalsozialismus ausgearbeitete Rassenideologie. Wo das Wort "Rasse" (razza) überhaupt benutzt wurde, hatte es zumindest bis 1938 oft keine biologische Bedeutung, sondern wurde in dem auch in Deutschland früher gebräuchlichen Sinn von "rassig" als "edel" benutzt, ohne auf Abstammung abzuheben. Nach 1938 allerdings verbreiteten sich auch im faschistischen Diskurs biologische und sozialdarwinistische Auffassungen immer stärker.

Die faschistische "neue Ordnung" unterscheidet sich damit deutlich von dem vom Nationalsozialismus angestrebten Modell - während Hitler einen völkisch geordneten Rassestaat zu errichten versuchte, strebte Mussolinis Regime nach einem starken Staat unter Einbindung der alten Eliten und nach der Etablierung einer zwar skrupellosen, aber doch größtenteils traditionellen Macht- und Expansionspolitik.

Der modernistische Flügel des Faschismus unterstützte eine Kunstrichtung, die in Deutschland als entartete Kunst galt. Der Verfasser des futuristischen Manifests, Filippo Tommaso Marinetti kann als prominentestes Beispiel hierfür genannt werden.

Die Zahlen der politischen Opfer des italienischen Faschismus sind weitaus geringer als die des Nationalsozialismus. Im Faschismus wurden kaum Todesurteile gegen Regimegegner gefällt; dennoch ist nicht zu übersehen, dass auch das faschistische Regime Antifaschisten umbringen oder hinrichten ließ und mehrere Kriege (in Libyen, gegen Äthiopien, gegen Griechenland) durchführte und Albanien im Handstreich annektierte. Im Krieg gegen Äthiopien setzten italienische Truppen 1935/36 Giftgas gegen feindliche Soldaten ein und führten Massenerschießungen von Abessiniern nach deren Gefangennahme durch.

Faschistische Theoretiker und "Vordenker" des Faschismus

  • Benito Mussolini (1883-1945) war 1919 der Begründer des Faschismus. Mussolini kam aus dem syndikalistischen Flügel der Sozialistischen Partei Italiens und war stark von Georges Sorel beeinflusst, weniger von - wie er anfangs behauptete - von Vilfredo Pareto.
  • Robert Michels (1876-1936) war deutscher Soziologe. Michels kam aus der SPD und wurde als Parteiensoziologe bedeutend. Er wechselte nach Italien, wandte sich dem Syndikalismus und später dem Faschismus zu. 1928 errichtete ihm Mussolini einen Lehrstuhl in Perugia, um die Theorie des Faschismus weiterzuentwickeln.
  • Giovanni Gentile (1875-1944) war ein neoidealistischer Philosoph. Er vertrat eine "Aktualismus" genannte radikale philosophische Richtung, die die absolute Existenz der Dinge verneinte und die Theorie vertrat, sämtliche Erscheinungen würden erst im "reinen Akt" erzeugt. Gentile war 1922/23 faschistischer Erziehungsminister und setzte eine tradtionalistische Schulreform durch, geriet aber nach 1929 wegen seiner radikalen Positionen zunehmend ins Abseits.
  • Sergio Panunzio (1886-1944) war ein Theoretiker des Syndikalismus. Er entwickelte nach 1922 einen wichtigen Teil der faschistischen Staatslehre, indem er das Verhältnis von Partei und Staat abzugrenzen versuchte. Panunzio lehrte an der einflussreichen Fakultät für politische Wissenschaft der Universität von Perugia.
  • Der Jurist Alfredo Rocco (1875-1935) war ursprünglich einflussreicher Vordenker der nationalistischen Bewegung Italiens, die 1923 mit dem Faschismus fusionierte. Rocco wurde während des totalitären Umbaus des italienischen Staates ab 1925 zum Architekten des faschistischen Institutionengefüges. Unter anderem zeichnete er auch für die Verschärfung des Strafrechts verantwortlich.
  • Enrico Corradini (1865-1931) war ebenfalls von Hause aus Nationalist. Er vertrat einen entschiedenen Expansionskurs Italiens, das als "proletarische Nation" gegen die reichen Nationen des Westens kämpfen müsse. Diese im Faschismus später sehr einflussreiche Denkfigur verband sich bei Corradini mit einer leidenschaftlichen Verehrung des antiken Rom.
  • Julius Evola (1898-1974) war Kulturphilosoph und entstammte einer katholisch-traditionellen Familie in Rom. Später entwickelte er den an der Antike ausgerichteten heidnisch-rassistischen Traditionalismus. Evola repräsentierte einen reaktionären Teil des Faschismus, der immer wieder in Gegensatz zum modernistischen Flügel geriet, welchen Evola als Entartung des Faschismus kritisierte. Evolas extreme Ansichten blieben aber im Faschismus stets eine Minderheitenposition.

Faschismus im weiteren Sinn

Ernst Nolte und die Folgen

1963 gab Ernst Nolte mit seinem Werk Der Faschismus in seiner Epoche der Geschichtswissenschaft neue Impulse. Nolte verwendete den Begriff "Faschismus" zum ersten Mal als Epochenbegriff und kennzeichnete damit eine Gruppe politischer Bewegungen im Europa zwischen den Weltkriegen. Nolte definierte Faschismus als "Antimarxismus, der den Gegner durch die Ausbildung einer radikal entgegengesetzten und doch benachbarten Ideologie und die Anwendung von nahezu identischen und doch charakteristisch umgeprägten Methoden zu vernichten trachtet, stets aber im undurchbrechbaren Rahmen nationaler Selbstbehauptung und Autonomie". Nolte fasst damit nicht nur den deutschen Nationalsozialismus und den italienischen Faschismus Mussolinis, sondern auch die Action française, eine rechtsradikale französische Bewegung zusammen. Damit war er der erste bürgerliche Historiker, der einen umfassenderen Faschismusbegriff benutzte. Faschismus ist für Nolte Kennzeichen der Epoche von 1917 bis 1945: Allein in dieser Zeit habe die Notwendigkeit bestanden, der Bedrohung durch die Sowjetunion und ihren Anspruch auf Weltrevolution mit (in seiner Definition) faschistischen Mitteln zu begegnen.

Die Analyse des italienischen Faschismus wurde im Gefolge von Noltes Thesen von manchen Theoretikern als Prototyp auch auf andere nationalistische Diktaturen in Europa und Lateinamerika angewandt. Die bürgerliche Totalitarismustheorie setzt faschistische Systeme als Reaktion auf sozialistische und kommunistische Kräfte und tendiert teilweise dazu, diese für eine faschistische Entwicklung verantwortlich zu machen. So wird bisweilen (auch im Spätwerk Ernst Noltes) die Entstehung des Nationalsozialismus mit Reaktion auf den Kommunismus nicht nur begründet("kausaler Nexus"), sondern auch verstehend erklärt ("rationaler Kern des Nationalsozialismus"). Ähnlich, wenngleich auch ohne die erwähnte Schuldzuweisung, argumentieren auch linke Faschismustheoretiker.

Bemerkung zum Folgenden: Nach den umfassenden Theoriedebatten der siebziger und achtziger Jahre hat sich in der Geschichtswissenschaft heute mehrheitlich die Meinung durchgesetzt, unter "Faschismus" sei sinnvoll nur das europäische politische Phänomen der Zeit zwischen 1917 und 1945 zu verstehen. "Faschismus" ohne Vergleichsobjekt(die "singularisierende" Betrachtung) wird in der Wissenschaft inzwischen wieder vor allem für die italienische Ausprägung dieses Phänomens verwendet. Der sehr weite Gebrauch des Begriffs "Faschismus" - wie er im Folgenden vor allem bei marxistischen Theoretikern vorgestellt wird, zumal für Phänomene der Zeit nach 1945 - ist in der Geschichtswissenschaft nicht mehr verbreitet.

Marxistische Interpretationen

Von kommunistischen Theoretikern (so in Deutschland zuerst von Clara Zetkin 1923) wurde "Faschismus" als Kampfbegriff gegen ihre Gegner verwendet. Die klassisch gewordene Definition lieferte hier Georgi Dimitroff vor dem VII. Weltkongress der Komintern am 2. August 1935, als er vor dem Plenum der Kommunistischen Internationale feststellte, Faschismus sei „die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“. Damit war gemeint, dass zwischen dem gewalttätigen Faschismus und dem traditionell eher liberalen Kapitalismus kein wesenhafter Unterschied bestehe: In dem Moment, wo der Kapitalismus sich von einer kommunistischen Revolution bedroht fühle wie in den frühen zwanziger Jahren in Italien oder während der Weltwirtschaftskrise in Deutschland, streife er seine pseudodemokratische Maske ab und zeige im Faschismus sein vermeintlich wahres Gesicht. In marxistischer Interpretation ist also auch der deutsche Nationalsozialismus eine Form des Faschismus. Nun wurde aber bald sichtbar, dass im Faschismus die Kapitalisten nicht selber herrschten, sondern Angehörige anderer Klassen, und dass die faschistischen Diktatoren manchmal auch gegen die Bourgeoisie selbst vorgingen, deren „Agenten“ sie doch in orthodox-marxistischer Interpretation sein sollten. Diesen Widerspruch löste August Thalheimer dahingehend auf, dass er Marx' Bonapartismus-Begriff auf den Faschismus anwandte: Demnach wären die Faschisten mit ihrem Anhang deklassierter oder von der Deklassierung bedrohter Massen in einer klassenkämpferischen Pattsituation – ähnlich wie Napoleon III. und sein lumpenproletarischer Anhang nach der Februarrevolution 1848 – relativ unabhängig von der Bourgeoisie an die Macht gelangt, obwohl sie objektiv deren Interessen der Verhinderung einer Revolution verträten. Thalheimer definierte Faschismus als „politische Unterwerfung aller Massen, einschließlich der Bourgeosie selbst, unter die faschistische Staatsmacht bei sozialer Herrschaft der Groß-Bourgeosie und der Großgrundbesitzer“. Unter die Definition als nützliche Büttel des Kapitals fielen in leninistischer und stalinistischer Definition alle Antikommunisten gleich welcher politischer Richtung. Die Bezeichnung der SPD als sozialfaschistisch, da sie in den Jahren nach 1918 mehrfach Polizeigewalt gegen die revolutionsbereiten Kommunisten befohlen hatte, verstärkte die Kluft zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten am Ende der Weimarer Republik. Den angeblich engen Zusammenhang zwischen Faschismus und Kapitalismus, den Marxisten jeglicher Couleur seitdem behaupten, formulierte der Neomarxist Max Horkheimer 1939 in dem apodiktischen Diktum, wer nicht vom Kapitalismus reden wolle, solle vom Faschismus schweigen.

Als soziale Basis des Faschismus nehmen Marxisten das Kleinbürgertum an, das zu Recht befürchte, im Antagonismus von Arbeiterklasse und Kapitalistenklasse, dem Hauptwiderspruch nach Marx, zerrieben zu werden. Seine Furcht vor der Arbeiterklasse und dem krisenbedingten Abstieg in sie und die Abneigung gegen die übermächtige Konkurrenz des Kapitals führe so zu einer pseudo-antikapitalistischen, objektiv aber arbeiterfeindlichen und damit pro-kapitalistischen Bewegung: dem Faschismus. (Dies traf sich mit nichtmarxistischen soziologischen Analysen, z.B. derjenigen Theodor Geigers.) Mit dieser Interpretation lässt sich auch der für den deutschen Faschismus so typische Antisemitismus marxistisch erklären: Er wäre damit das falsche Bewusstsein der Kleinbürger, die ihren verständlichen Antikapitalismus weg von der eigentlichen Ursache ihres drohenden Abstiegs in systemverträglicher Weise auf einen Sündenbock richteten.

Nichtmarxistische Interpretationen

Mit Noltes Faschismusbegriff, der sich oft in deutlich verflachter Gestalt durchsetzte, wurde alles unter "Faschismus" rubriziert, was eine nicht-kommunistische Diktatur im Europa des 20. Jahrhunderts anstrebte oder realisierte. Insbesondere wurde damit der Nationalsozialismus als faschistisch bezeichnet. Es kam schließlich auch dazu, dass "faschistisch" als ein Schimpfwort für autoritär orientierte Antikommunisten verwendet wurde.

Im 20. Jahrhundert beschreibt der Faschismus eine Reihe politischer Strömungen und Systeme autoritär-korporativer Herrschaft. Die Definitionen dafür sind wechselnd:

Elemente des Faschismus in nichtmarxistischen Interpretationen

Diese Charakteristika werden verkürzt im Drei-Säulen-Modell zusammengefasst, in dem Faschismus als Nationalismus, Militarismus und als Chauvinismus definiert wird.

Faschistoide Tendenzen: Als "faschistoid" wird eine Haltung bezeichnet, die dem Faschismus mehr oder weniger ähnlich, verwandt sei. Sie ist damit nicht gleichzusetzen mit "faschistisch" oder "nationalsozialistisch", wird aber verdächtigt, dorthin zu neigen. Faschistoid können auch einzelne Bestandteile eines auf einer Ideologie hinzielendes oder basierendes System sein.

Geschichte des Faschismus im weiteren Sinn

Eine Vorbildfunktion von Mussolinis politischem System und seiner Ideologie ist in ganz Europa beobachtet worden; in vielen Ländern gab es extremistische Gruppen, die ihn kopieren wollten. Erst nach der "Machtergreifung" hat Hitlers Popularität die Mussolinis in diesen Gruppen übertroffen.

Deutschland

In Deutschland tritt der Nationalsozialismus zunächst als eine Spielart des italienischen Faschismus in Erscheinung: Angefangen von den ähnlich uniformierten Kampfverbänden der Sturmabteilung (SA) über die Straßenschlachten bis in das nationalistische Sprachgut ("Führer"). Hitlers Putsch 1923 misslingt. Antisemitismus, Antikommunismus, Rassismus und Blut- und Boden-Mythologie werden im Nationalsozialismus Grundlage der Ausrottung und des Feldzuges gegen ideologisch als minderwertig eingestufte Menschen und Menschengruppen.

In gewisser Weise hat das "italienische Modell" dem deutschen Nationalsozialismus geholfen. Mit Italia docet resümierte Schieder die Haltung, die der Faschismus in rechten Kreisen in Deutschland hervorgerufen hatte. Eine Monarchie mit starkem Diktator, der das italienische Volk zu Arbeit und Ordnung anhält, mit Kirchenkonkordat, Antikommunismus und expansiver Außenpolitik, so erschien manchen der Faschismus, und an so etwas Ähnliches dürften diejenigen Nichtnationalsozialisten gedacht haben (etwa Franz von Papen), die Hitlers "Machtergreifung" unterstützten; so auch haben ihn etliche Gegner eingeschätzt und eine Wiederherstellung der Monarchie von ihm befürchtet (z.B. Ferdinand Tönnies).

Frankreich

In Frankreich treten faschistisch orientierte Gruppen auf; die bedeutendste war die Action française mit Charles Maurras. Dennoch entwickelte sich der Faschismus nicht zu einer Massenbewegung. Mit der Besetzung Frankreichs durch das nationalsozialistische Deutschland scheiterte die faschistische Bewegung an eigenen Widersprüchen. Auch die deutsche Vernichtungspolitik gegenüber den Juden wurde von vielen Franzosen missbilligt oder boykottiert.

Griechenland

In Griechenland herrschte von 1936 bis 1941 die vom italienischen Faschismus und vom deutschen Nationalsozialismus beeinflusste Metaxas-Diktatur.

Großbritannien

In Großbritannien gründete Oswald Mosley 1932 die "British Union of Fascists" (BUF), die das Übermenschentum und die Weltbedeutung Großbritanniens hervorhob, welche aber mit dem Weltkrieg endete.

Kroatien

Nach dem Überfall Deutschlands auf das Königreich Jugoslawien am 6. April 1941 marschierte am 10. April 1941 die deutsche Wehrmacht in Zagreb ein. Mit deutscher Unterstützung rief die Ustaša den Unabhängigen Staat Kroatien (Nezavisna država Hrvatska/NDH) aus und errichetete eine faschistischen Diktatur unter Ante Pavelić, die Serben, Juden, Roma sowie kroatischen Antifaschisten systematisch und blutig verfolgte. Demokratische Wahlen die das Ustaša-Regime vor dem kroatischen Volk legitimiert hätten, wurden nicht abgehalten. Vom Sommer 1941 an begann ein bewaffneter Aufstand der kroatischen Kommunisten gegen das Ustaša-Regime, die als Teil der jugoslawischen Partisanenbewegung im Laufe der Jahre 1942/1943 einen großen Teil des Landes unter ihre Kontrolle bringen konnten.

Österreich

In Österreich gab es nach dem 1. Weltkrieg eine Reihe faschistischer Gruppierungen; zum Beispiel die "Heimwehr", eine ursprünglich aus Kriegsveteranen gebildete paramilitärische Einheit die zunächst der Christlichsozialen Partei nahestand und schließlich in der "Vaterländischen Front" aufging. Deren Führer war Engelbert Dollfuß. Dieser errichtete einen Ständestaat, der mangels einer effektiven Massenbewegung, die diesen Namen verdiente, und eines wirklich charismatischen Führers nicht alle Voraussetzungen für einen "echten" Faschismus im Sinne vor allem des mussolinischen Italien voll erfüllte, aber mit dem Wort "Nachahmungsfaschismus" treffend bezeichnet werden kann. Die österreichischen Nationalsozialisten, die den Anschluss an das Deutsche Reich wollten, ermordeten Dollfuß. (siehe auch Austrofaschismus).

Portugal

In Portugal kam 1926 eine Militärjunta unter General Carmona durch einen Putsch an die Macht. Mehr als Spanien bemühte sich auch Portugal, besonders ab 1932 unter Carmonas Nachfolger António de Oliveira Salazar um eine Distanzierung vom italienischen Faschismus und vom deutschen Nationalsozialismus. 1933 baute Salazar seine Macht durch eine neue Verfassung und die Abschaffung des Parlamentarismus aus. Portugal verbündete sich im Zweiten Weltkrieg mit Spanien zum Bloco Ibérico. Die Junta wurde am 25. April 1974 durch die Nelkenrevolution gestürzt (drei Tote). Im November 1975 wurde der sozialistisch orientierte Revolutionsrat der MFA zugunsten eines demokratischen Systems abgesetzt. Die portugiesische Dekolonialisierungspolitik wurde weiter vorangetrieben.

Rumänien

In Rumänien kommt nach dem 1. Weltkrieg mit der "Legion des Erzengels Michael" ("Eiserne Garde") unter Corneliu Zelea Codreanu in den 30er Jahren eine faschistische Bewegung auf, die sich als weltanschauliche Bewegung, religiöse Kampfgemeinschaft, mit starken Kräften des Führerkultes, Militarismus und Antisemitismus herausbildet und von dem Diktator Marschall Ion Antonescu fortgeführt wurde.

Schweiz

In der Schweiz formierten sich vor allem nach 1933 zahllose Gruppen mit meist denselben Mitgliedern. Sie werden unter dem Begriff Frontisten zusammengefasst. Nicht nur sie, die oft belächelt wurden, wollten während des Zweiten Weltkriegs den Anschluss ans Deutsche Reich; berüchtigt ist auch die Eingabe der 200 - ein Schreiben von 200 Wirtschaftsvertretern an den Bundesrat, das die Vereinigung mit Deutschland forderte.

Skandinavien

In den skandinavischen Ländern Dänemark, Schweden und Norwegen kamen mit der "Schwedischen Nationalsozialistischen Partei", der "Dänischen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei" und der "Norwegischen Nationalen Sammlung" faschistische Bewegungen auf, welche die nordische Herrenmenschenideologie zum Programm machten. Eine Massenbasis besaßen die faschistischen Organisationen jedoch nicht. Mit der deutschen Besetzung gewannen die Faschisten in Dänemark und Norwegen Einfluss. Das NS-Regime rekrutierte aus diesen Bewegungen bereitwillige Partner. Zum Metapher ("Quisling") der willfährigen Nazi-Kollaborateure wurde dabei die Gestalt des norwegischen Führers Vidkun Quisling.

Spanien

In Spanien übernahm 1939 General Franco durch den Bürgerkrieg die Macht gegen eine mit knapper Mehrheit gewählte legale Linksregierung. Im Bürgerkrieg waren die Putschisten von der Hitler-Regierung Deutschlands militärisch unterstützt worden ("Legion Condor"). Die Staatspartei "Falange Española Tradicionalista y de las JONS" wies mit der vormaligen Falange Española de las JONS einen Flügel auf, welcher ein am Vorbild des italienischen Faschismus ausgerichtetes Programm aufwies. Franco unterstützte im Zweiten Weltkrieg Deutschland (45.000 Soldaten (die "Blaue Division") zur Unterstützung Hitlers an der Ostfront bei Stalingrad, Pawlowsk und Nikolskoje), trat jedoch nicht offiziell in den Krieg ein. Die katholische Kirche behielt starken Einfluss und baute ihn im Laufe der Jahre durch die fundamentalistische Laienbruderschaft Opus Dei weiter aus, was weitgehend auf Kosten des Einflusses der faschistischen Falange geschah. Die franquistische Diktatur, die vor allem in ihren späten Jahren mit der Bezeichnung "konservativ-autoritär" treffender umschrieben ist, blieb bis zu Francos Tod 1975 bestehen.

Siehe auch: Franquismus

Ungarn

In Ungarn existierten Gruppierungen wie in Österreich, die sich am Vorbild der SA und SS orientierten, zum Beispiel die Pfeilkreuzler (auch "Hungaristen" genannt). Ihr Führer Ferenc Szálasi glaubte an ein "Karpato-danubisches" Vaterland. Die Pfeilkreuzler beriefen sich auf heidnische Traditionen der Ungarn und waren rabiat antisemitisch. Gleichzeitig standen sie im Ungarn unter Reichsverweser Admiral Miklós Horthy (1920-1944), das hauptsächlich autoritär, klerikal und aristokratisch geprägt war, eher am politischen Rand. Erst nach Horthys von der deutschen Besatzungsmacht erzwungenen Abdankung am 15. Oktober 1944 konnte Szálasi die Macht im Staat übernehmen und sich zum "Volksführer" ernennen. Die Pfeilkreuzler errichteten daraufhin ein Schreckensregime, das die jüdischen Ungarn der SS auslieferte, aber nur wenige Monate existierte und hauptsächlich auf das von der Roten Armee belagerte Budapest beschränkt blieb.

Japan

Die japanische Spielart des Faschismus war der Imperialismus. Schon im Russisch-japanischen Krieg (1905) konkurrierte Japan mit Russland. Später kam es zu Streitigkeiten mit der Republik China. 1937 griff Japan China an, besetzte den Westen des Landes sowie Korea. Dabei kam es zu Kriegsverbrechen (zum Beispiel das Massaker von Nanking, medizinische Versuche an Kriegsgefangenen und Zwangsarbeit von Gefangenen). Auch im Pazifik und in Südostasien machte Japan Eroberungen. Das Ziel dieser Politik war die Errichtung einer "Ostasiatischen Wohlstandssphäre" unter japanischer Vorherrschaft. Der Angriff auf Pearl Harbor brachte Japan in Konflikt mit den USA. Nach den Atombombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki 1945 kapitulierte das Land.

Faschismus und mangelnde politische Stabilität

Allgemein kann man sagen, dass es faschistische Organisationen in solchen Staaten schwer hatten, die schon demokratisch gefestigt waren beziehungsweise in denen das Parlament genügend Einfluss besaß (zum Beispiel Skandinavien, Frankreich, England). In anderen Ländern jedoch, in denen sich viele Menschen nach "vordemokratischen", monarchistischen oder diktatorischen Staatsformen und nach einem "starken Mann" sehnten (zum Beispiel Italien, Deutschland, Nationen in Osteuropa), hatten die Faschisten leichteres Spiel.

Nach 1945

Chile

In Chile stürzte 1973 General Augusto Pinochet mit Unterstützung der USA, ebenfalls durch einen Putsch die demokratische und legale Regierung Salvador Allendes. Das Regime Pinochets überzog Chile mit Terror und Mord um sich an der Macht zu halten. Neoliberale Wirtschaftsexperten (u.a. die so genannten Chicago Boys) gestalteten das Wirtschaftsleben nach ihren Vorstellungen um, was zu einer Vergrößerung des Abstands zwischen Arm und Reich führte.

Griechenland

Nach 1945 kam ein faschistisches Regime durch einen Putsch der Obristen 1967 wiederum in Griechenland mit einer bis 1974 währenden Militärjunta an die Macht. In Griechenland gab es eine starke kommunistische Bewegung, nicht zuletzt, weil Stalin den Balkan machtpolitisch und metaphorisch als seinen Hinterhof betrachtete. Die Usurpation der Obristen spaltete Familien und hielt sich mit brutaler Gewalt an der Macht.

Aktueller Forschungsstand

Im Jahr 2004 formulierte Matthew Lyons die folgende Faschismusdefinition:

„Faschismus ist eine Form rechtsextremer Ideologie, die die Nation oder Rasse als organische Gemeinschaft, die alle anderen Loyalitäten übersteigt, verherrlicht. Er betont einen Mythos von nationaler oder rassischer Wiedergeburt nach einer Periode des Niedergangs und Zerfalls. Zu diesem Zweck ruft Faschismus nach einer `spirituellen Revolution´ gegen Zeichen des moralischen Niedergangs wie Individualismus und Materialismus und zielt darauf, die organische Gemeinschaft von `andersartigen´ Kräften und Gruppen, die bedrohen, zu reinigen. Faschismus tendiert dazu, Männlichkeit, Jugend, mystische Einheit und die regenerative Kraft von Gewalt zu verherrlichen. Oft – aber nicht immer – unterstützt er Lehren rassischer Überlegenheit, ethnische Verfolgung, imperialistische Ausdehnung und Völkermord. Faschismus kann zeitgleich eine Form von Internationalismus annehmen, die entweder auf rassischer oder ideologischer Solidarität über nationale Grenzen hinweg beruht. Normalerweise verschreibt sich Faschismus offener männlicher Vorherrschaft, obwohl er manchmal auch weibliche Solidarität und neue Möglichkeiten für Frauen einer privilegierten Nation oder Rasse unterstützen kann.“

(nach Matthew Lyons, zitiert nach publiceye.org vom 12.1.2004)

Siehe auch

Literatur

Sammlungen verschiedener älterer Ansätze

  • Costanzo Casucci (Hrsg.): Interpretazioni del fascismo. Bologna ²1982 [1961]. (Anthologie verschiedenster Interpretationen, von faschistischer wie von antifaschistischer Seite.)
  • Ernst Nolte (Hrsg.): Theorien über den Faschismus. 6. Auflage. München 1984. (Eine Sammlung von z.T. klassischen Texten von den zwanziger bis zu den sechziger Jahren.) ISBN 3-492-10365-0

Nichtmarxistische Werke der neueren und neuesten Faschismusforschung

  • Ruth Ben-Ghiat: Fascist modernities. Italy, 1922–1945. Berkeley/Los Angeles/London 2001. (Eine kulturell orientierte Untersuchung des faschistischen Regimes mit starker - berechtigter - Betonung seiner modernistischen Züge.)
  • Mabel Berezin: Making the fascist self. The political culture of interwar Italy. Ithaca/London 1997. (Eine lokal verankerte Untersuchung - über das faschistische Regime in Verona -, die den Akzent auf die Untersuchung der Konstruktion einer faschistischen Identität legt.)
  • Richard J.B. Bosworth: The Italian dictatorship. Problems and perspectives in the interpretation of Mussolini and Fascism. London 1998. (Sammlung von Zusammenfassungen des Forschungsstands zu verschiedenen Fragen des Faschismus.)
  • Alberto De Bernardi: Una dittatura moderna. Il fascismo come problema storica. Milano 2001. (Eine Analyse des faschistischen Regimes, insbesondere seiner revolutionär-korporativistischen Seite.)
  • Renzo De Felice: Mussolini. 8 Bde. Torino 1965–1997. (Mammutbiographie, die zugleich eine Geschichte des Faschismus darstellt.)
  • Victoria De Grazia: The culture of consent. Mass organizing of leisure in Fascist Italy. Cambridge u.a. 1981. (Eine Analyse der faschistischen Freizeit- und Konsenspolitik, besonders der Rolle der Regimeorganisation Opera Nazionale Dopolavoro.)
  • Simonetta Falasca Zamponi: Fascist spectacle. The aesthetics of power in Mussolini‘s Italy. Berkeley/Los Angeles/London 1997. (Eine Untersuchung der faschistischen Ästhetisierung der politischen Wirklichkeit.)
  • Emilio Gentile: The Italian road to totalitarianism. London 2004 [it. 1995]. (Standardwerk der neueren Totalitarismusforschung zu Italien.)
  • Emilio Gentile: The sacralization of politics in Fascist Italy. Cambridge u.a. 1996 [it. 1993]. (Umstrittenes Pionierwerk der kulturalistischen Geschichtsschreibung, das die These formuliert, der Faschismus habe eine eigene "Religion" etabliert.)
  • Roger Griffin (Hrsg.): Fascism. Oxford/New York 1995. (Pointiertes Grundlagenwerk - zu seiner Definition des "generischen Faschismus" siehe unter Autor.)
  • Mario Isnenghi: L‘Italia del fascio. Firenze 1996. (Eine Studie zur italienischen Lebenswirklichkeit unter dem Regime.)
  • Denis Mack Smith: Modern Italy. A political history. New Haven/London 1997. (Geschichte des neueren Italien mit ausführlicher Darstellung des Faschismus.)
  • Brunello Mantelli: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus. Berlin 1999 [it. 1994]. (Kurze, flüssige Darstellung der wichtigsten Fakten des Faschismus, verbunden mit einer innovativen Interpretation.)
  • George L. Mosse: The fascist revolution. Toward a general theory of fascism. New York 1999. (Aufsatzsammlung, die sich vor allem mit kulturellen Fragen beschäftigt, etwa dem römischen Cäsarismus des Regimes und seiner Selbstdarstellung als Avantgarde des 20. Jahrhunderts.)
  • Ernst Nolte: Der Faschismus in seiner Epoche. Action francaise - Italienischer Faschismus - Nationalsozialismus. München 1963 [zuletzt Neuausg. 2000]. (Das Standardwerk, das die neuere Faschismusforschung anstieß und noch immer die Forschung beschäftigt.) ISBN 3-7610-7248-1
  • Stanley Payne: Geschichte des Faschismus. Aufstieg und Fall einer europäischen Bewegung. Berlin 2001. (Rassistische Aspekte des Faschismus werden hier wenig berücksichtigt.)
  • Jens Petersen/Wolfgang Schieder (Hg.): Faschismus und Gesellschaft in Italien. Staat – Wirtschaft – Kultur. Köln 1998. (Sammelband mit neueren Erkenntnissen zur italienischen Sozialgeschichte zwischen 1922 und 1945.)
  • Sven Reichardt: Faschistische Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft im italienischen Faschismus und in der deutschen SA. Köln/Weimar/Wien 2002. (Vergleichendes Standardwerk zur Geschichte der politischen Gewalt in Deutschland und Italien mit umfangreichem empirischem Teil, aber auch überzeugenden kulturgeschichtlichen Ansätzen.)
  • Thomas Schlemmer/Hans Woller: Der italienische Faschismus und die Juden. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 53 (2005), Heft 2. (Neue Erkenntnisse zum italienischen Antisemitismus.)
  • Petra Terhoeven: Liebespfand fürs Vaterland. Krieg, Geschlecht und faschistische Nation in der italienischen Gold- und Eheringsammlung 1935/36. Tübingen 2003. (Darstellung der großen faschistischen Propagandaaktion, anhand derer zugleich Grundstrukturen des Regimes untersucht werden. Unter anderem Kritik des Begriffs der politischen Religion - siehe auch Emilio Gentile.)
  • Nicola Tranfaglia: La prima guerra mondiale e il fascismo. Torino 1995. (Gesamtdarstellung der italienischen Geschichte zwischen 1914 und 1945 mit Akzent auf der widersprüchlichen Modernisierungsleistung des faschistischen Regimes.)
  • Wolfgang Wippermann: Faschismustheorien. Zum Stand der gegenwärtigen Diskussion. 5. Auflage. Darmstadt 1989 (Knapp und allgemein recht brauchbar, wenn auch mittlerweile nicht mehr ganz aktuell.)
  • Hans Woller: Rom, 28. Oktober 1922. Die faschistische Herausforderung. München 1999. (Aus der Reihe "Zwanzig Tage im 20. Jahrhundert - am Beispiel des faschistischen "Marsches auf Rom" werden hier ebenso knapp wie gut lesbar Aufstieg, Erfolg und Untergang der faschistischen Bewegungen in Europa zwischen 1918 und 1945 dargestellt.)


Marxistisch beeinflusste Interpretationen

  • Johannes Agnoli: Faschismus ohne Revision. ça ira, Freiburg (Breisgau) 1997, ISBN 3-924627-47-9 (Dieses Buch beinhaltet mehrere Abhandlungen zum italienischen und deutschen Faschismus und warnt, dass seit Ernst Noltes Definitionserweiterung Geschichtsrevisionisten versuchen würden, mit dem Begriff Linksfaschismus den ebenfalls als faschistisch bezeichneten Nationalsozialismus zu relativieren. Weiterhin postuliert der Autor, die linke 68er Studentenbewegung könne keinesfalls mit dem Begriff in Verbindung gebracht werden.)
  • Wilhelm Alff: Der Begriff Faschismus und andere Aufsätze zur Zeitgeschichte. edition suhrkamp, Frankfurt am Main 1971, ISBN 3-518-00456-5 (Das Buch behandelt in sechs Aufsätzen die Themen 1. Faschismus, 2. Die Associazione Nazionalista Italiana von 1910, 3. Der Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg, 4. Zur Interpretation des Zwanzigsten Juli, 5. Die Angst vor der Dekadenz. Zur Kunstpolitik des deutschen Faschismus., 6. Die Flüchtlinge der spanischen Republik als politische Verfolgte der deutschen Besatzungsmacht in Frankreich (1940-1944).)
  • Konrad Hecker: Der Faschismus und seine demokratische Bewältigung. Gegenstandpunkt Verlag, München 1996, ISBN 3-929211-02-5 (Eine marxistisch orientierte Analyse und Kritik am strukturellen Versagen der so genannten demokratischen Vergangenheitsbewältigung.)
  • jour fixe initiative berlin (Hrsg.): Theorie des Faschismus - Kritik der Gesellschaft. Unrast, Münster 2000, ISBN 3-89771-401-9 (Vor dem Hintergrund der Kritischen Theorie, den Erkenntnissen der Psychoanalyse und der Gesellschaftskritik des Poststrukturalismus wird in diesem Sammelband versucht, Beiträge für die Analyse, was Faschismus ist, auf der Höhe der Zeit zu liefern. Gefordert wird, dass eine Theorie des Faschismus heute in der Lage sein muss, eine Gesellschaftskritik zu entwicklen, die emanzipatorischen Ansprüchen genügt und Auschwitz grundlegend in ihren Analysen miteinbezieht.)
  • Reinhard Kühnl: Faschismustheorien. Ein Leitfaden. Aktualisierte Neuauflage. Distel-Verlag, Heilbronn 1990, ISBN 3-923208-22-7 (Erstausgabe 1979. Auf der Grundlage marxistischer Gesellschaftskritik.)
  • Wilhelm Reich: Massenpsychologie des Faschismus. Kiepenheuer und Witsch, Köln 1986, ISBN 3-462-01794-2 (Original: Massenpsychologie des Faschismus. Zur Sexualökonomie der politischen Reaktion und zur proletarischen Sexualpolitik. Verlag für Sexualpolitik, Kopenhagen 1933. Dieses Werk blieb lange vergessen und wurde von der 68er Generation wieder aufgegriffen. Es ist sicher grundlegend für alle Versuche, den Faschismus als auf die Masse gerichtete Ideologie und in seinen psychologischen Wirkungen hin zu analysieren.)
  • Bernd A. Weil: Faschismustheorien. Eine vergleichende Übersicht mit Bibliographie. R. G. Fischer, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-88323-528-8 (Im Wesentlichen ein guter bibliographischer Überblick, allerdings von 1984.)

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