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Textilkunst

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Seidenmalerei: Matsuno Chikanobu, kakemono 37" x 14", 1704 bis 1716

Textilkunst ist die Sammelbezeichnung für künstlerische Gestaltungen von und mit textilem Material. Zu ihren Hauptaufgaben gehören Bekleidung und sowie schmückende und wärmende Raumtextilien.

Die unzähligen Arten der Gestaltung beginnen bei der Verwendung verschiedenfarbiger Fäden und bei der Reliefbildung entsprechend der jeweiligen Technik: Kreuzen der Fäden beim Flechten, Weben, Wirken (alte Bildteppiche); Verschlingen von Schlaufen beim Wirken (moderne Stoffe), Stricken, Häkeln; Verknoten der Fäden beim Knüpfen und bei Netzarbeiten sowie beim Klöppeln. Zusätzliche Bearbeitung erfolgt durch Bemalen, Bedrucken (auch Batik), Sticken und Applizieren.

Als textile Materialien sind seit dem Altertum Wolle und Leinen gebräuchlich; Seide war im antiken Griechenland zwar bekannt, doch erst den Byzantinern gelang es, sich das Geheimnis der Herstellung von den Chinesen anzueignen. Seit dem 14. Jahrhundert wurde Seide auch in Italien hergestellt und war neben dem Samt zum bevorzugten Material der Renaissance und des Barock. Die Baumwolle erlangte in Europa erst mit den Importen im 17. Jahrhundert Bedeutung und wurde dann auch im Mittelmeergebiet angebaut Seit dem 19. Jahrhundert steht sie gleichberechtigt neben den anderen Materialien.

Orientalische Kunstwebereien, Gewand- und Dekorationsstoffe aus Seide, Goldfäden und weniger wertvollem Material aus dem Altertum sind nur durch Plastiken, durch die dekorativen Malerei sowie durch Schilderungen antiker Schriftsteller überliefert. Morgenländische Originalstoffe des 1. Jahrtausends n. Chr. kamen zuerst durch die Kreuzzüge nach Europa. Im Laufe der Jahrhunderte vergrößerten sich die Bestände an orientalischen Geweben in katholischen Kirchen Europas, und man bediente sich ihrer für die Ornate. Seit den 1880er Jahren förderten die Grabfunde aus Oberägypten (Koptische Kunst) spätägyptische und andre orientalische Gewebe des frühen Mittelalters zu Tage.

Ostasiatische Textilien aus Ländern wie China oder Japan bestechen durch ihren erstaunlichen Reichtum an textilen Herstellungs- und Gestaltungsweisen. Allerdings waren zum Beispiel sammelnswerte Gewänder nur schwer zu beschaffen. Die besten, wie die höfischen Roben, konnte bis ins 20. Jahrhundert kaum jemand erwerben.

Im Europa des Mittelalters beschränkte sich das textilkünstlerische Schaffen weitgehend auf Frauenklöster. Erst ab der Renaissance gab es Wirker und Sticker als eigene, auch von Männern ausgeübte Berufe. Die Wandteppi­che der Neuzeit waren meist Bildteppiche, die im 17. und 18. Jahrhundert der Malerei Konkurrenz machten. Moderne Textilkünstler betonen in zwei- und dreidimensionalen Schöpfungen vor allem Struktur, Material und Farbigkeit.

Textilien, Kleidung und Webstoffe aus verschiedensten Kulturen stellt das Deutsche Textilmuseum in der Altstadt von Krefeld-Linn aus.

Literatur

  • Stichwort "Orientalische Kunstwebereien"; In: Meyers Großes Konversationslexikon, 6. Auflage. Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien 1885-1908, Band 15, S. 117.
  • Stichwort "Textilkunst"; In: Meyers Enzyklopädisches Lexikon. Bibliographisches Institut, Mannheim/Wien/Zürich 1973, Band 23, S. 368.
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