Lithium-Ionen-Akkumulator
Ein Lithium-Ionen-Akkumulator (auch Lithium-Ionen-Akku, Li-Ionen-Akku, Li-Ionen-Sekundärbatterie, Lithium-Akkumulator oder kurz Li-Ion) ist ein Akkumulator auf der Basis von Lithium. Der Li-Ionen-Akku zeichnet sich durch hohe Energiedichte aus. Er ist thermisch stabil und unterliegt keinem Memory-Effekt [1] Weiterentwicklungen des Li-Ionen-Akkus sind der Lithium-Polymer-Akku, der Lithium-Titanat-Akku, die Super Charge Ion Battery, der Lithium-Mangan-Akkumulator und der Lithium-Eisen-Phosphat-Akkumulator.

Prinzip

Ein Lithium-Ionen-Akku erzeugt die Quellenspannung durch die Verschiebung von Lithium-Ionen.
Beim Ladevorgang wandern positiv geladene Lithium-Ionen durch einen Elektrolyt hindurch von der positiven Elektrode zwischen die Graphitebenen (nC) der negativen Elektrode, während der Ladestrom die Elektronen über den äußeren Stromkreis liefert; die Ionen bilden mit dem Kohlenstoff eine Interkalationsverbindung (LixnC). Beim Entladen wandern die Lithiumionen zurück in das Metalloxid und die Elektronen können über den äußeren Stromkreis zur positiven Elektrode (nunmehr die Kathode) fließen.
Wesentlich für das Funktionieren der Interkalation ist die Ausbildung einer schützenden Deckschicht auf der negativen Elektrode, die für die kleinen Li+-Ionen durchlässig, für Lösungsmittelmoleküle jedoch undurchlässig ist. Ist die Deckschicht ungenügend ausgebildet, kommt es zur Interkalation von Li+-Ionen mitsamt den Lösungsmittelmolekülen, wodurch die Graphitelektrode irreversibel zerstört wird.
Eine negative Elektrode aus Lithium-Metall wäre hinsichtlich der möglichen Kapazität optimal, ist jedoch in der Praxis problematisch: Aufgrund der Deckschichtbildung wird Lithium nicht als kompaktes Metall, sondern dendritisch abgeschieden. Dieser fein verteilte Lithium-Schwamm ist hoch reaktiv, und stellt in Verbindung mit den verwendeten (meist brennbaren) Elektrolytlösungen ein Sicherheitsproblem dar. Zudem können Dendriten den Separator perforieren, zur positiven Elektrode durchwachsen, und somit die Zelle kurzschließen.
Aufbau
Das aktive Material der negativen Elektrode eines gängigen (2005) Li-Ionen-Akkus besteht aus Graphit. Die positive Elektrode enthält meist Lithium-Metalloxide (vom Spinell-Typ), wie LiCoO2 (Lithiumcobaltdioxid), LiNiO2 oder LiMn2O4.
Das Innere eines Lithium-Ionen-Akkumulator ist völlig wasserfrei (Gehalt an H2O <20 ppm), an etwaigen Beschädigungen eindringendes Wasser reagiert unter starker Wärmeentwicklung mit Brand- und Verpuffungsgefahr. Der Elektrolyt besteht aus in aprotischen Lösungsmitteln wie Ethylencarbonat, Propylencarbonat, Dimethylcarbonat, Diethylcarbonat oder 1,2-Dimethoxyethan gelösten Lithiumsalzen wie LiPF6.
An Materialien kommen u.a folgende zum Einsatz:
- Negative Elektrode
- Graphit (Interkalation von Lithium)
- Nanokristallines, amorphes Silizium (Interkalation von Lithium)
- Li4Ti5O12 (siehe Lithium-Titanat-Akku)
- SnO2 Zinndioxid
- Elektrolyt
- Salze, wie LiPF6 (Lithiumhexafluorophosphat) oder LiBF4 (selten) in wasserfreien aprotischen Lösungsmitteln (z. B. Ethylencarbonat, Diethylencarbonat etc.)
- Polymer aus Polyvinylidenfluorid (PVDF) oder Polyvinylidenfluorid-Hexafluorpropen (PVDF-HFP)
- Li3P04N Lithiumphosphatnitrid
- Positive Elektrode
- LiCoO2
- LiNiO2
- LiNi1−xCoxO2
- LiNi0,85Co0,1Al0,05O2
- LiNi0,33Co0,33Mn0,33O2
- LiMn2O4 Spinell
- LiFePO4 (siehe Lithium-Eisen-Phosphat-Akkumulator)
Reaktionsgleichungen
Negative Elektrode (Entladung):
Positive Elektrode (Entladung):
Redox-Gleichung:
Metallisches Lithium kommt in keiner Reaktion vor, es werden lediglich Li+-Ionen zwischen den Elektroden transferiert. Dadurch sind Li-Ionen-Akkus sicherer als Li-Batterien. Zwar wäre metallisches Lithium aufgrund der wesentlich größeren Energiedichte günstiger, jedoch scheidet sich Lithium aufgrund der Deckschichten auf der Elektrodenoberfläche nicht als kompaktes Metall, sondern fein verteilt ab, wodurch sich ein hochreaktiver Li-Schwamm bildet. Durch Dendritenwachstum durch den Separator kann es zum Kurzschluss und dadurch zum Entzünden des Lithiums kommen.
Eigenschaften

Wegen der Vielzahl an möglichen Materialien für Anode, Kathode und Separator ist es schwierig, allgemeingültige Aussagen für Lithiumionakkus zu treffen. Hinzu kommt die fortwährende Verbesserung durch die Batteriehersteller, die in den letzten Jahren insbesondere auf den bekannten Problemfeldern wie Haltbarkeit und Sicherheit erhebliche Verbesserungen erzielen konnten, während die Energiedichte nur im vergleichsweise geringen Umfang erhöht wurde.
- Kein Memory-Effekt [1]
- Selbstentladung
- sehr gering
- Lebensdauer
- Generell ist die Lebensdauer stark abhängig von den verwendeten Materialien und deren Qualität, insbesondere deren Reinheit, sowie vom Umgang mit dem Akku. Sehr hochwertige Zellen verlieren auch nach mehreren Jahren im Einsatz und zigtausenden Lade- und Entladezyklen nur einen sehr geringen Teil ihrer Kapazität und Leistung und verhalten sich entsprechend „fast wie neu“.[2]
- Die Mehrheit der in Consumer-Geräten verbauten Lithiumionakkus der ersten Generationen hatte aber nur eine kurze Lebensdauer. Teilweise konnte der Nutzer schon nach einem Jahr erheblichen Kapazitätsverlust feststellen; nach zwei bis drei Jahren war so mancher Lithiumionakku bereits unbrauchbar geworden. Dabei stellte sich heraus, dass der schleichende Kapazitätsverlust weniger von der Zahl der Lade- und Entladezyklen, sondern vor allem von den Lagerbedinungen abhing: Je höher die Temperatur und je voller der Akku, desto schneller ging er kaputt. Als Grund hierfür werden in der Regel parasitäre unumkehrbare chemische Reaktionen genannt.[3]
- Zunehmend werden jedoch auch im Consumer-Bereich bessere Li-Ion-Akkus mit längerer Haltbarkeit verkauft. Apple gibt für die in die MacBooks eingebauten Akkus beispielsweise an, dass nach fünf Jahren und 1000 Zyklen immer noch 80% der Anfangskapazität zur Verfügung stehen.[4] Bei Beachtung der von den schlechten Akkus der ersten Generationen gelernten Anwendungsregeln (Betrieb und Lagerung bei möglichst tiefer Temperatur; Lagerung nur im teilgeladenen Zustand; generell weder ganz vollladen noch ganz entladen) dürfte die mit den genannten moderneren Akkus tatsächlich erzielbare Zyklenzahl noch deutlich höher ausfallen.
- Coulomb-Effizienz
- typischerweise annhähernd 100 %[2], das heißt, fast der komplette in den Akku geladene Strom kann diesem auch wieder entnommen werden. Nur während des ersten Zyklus ist die Coulomb-Effizienz meist geringer, da ein Teil der Li-Ionen dauerhaft mit dem Anoden- oder Kathodenmaterial reagiert.
- Energie-Effizienz
- Auch wenn es keine nennenswerten Stromverluste gibt, so gibt es doch Spannungsverluste, da sich der Innenwiderstand sowohl beim Laden als auch beim Entladen jeweils dem Stromfluss entgegenstellt. Typische Gesamtwirkungsgrade betragen somit um die 90 %.[2] Werden im Verhältnis zur maximalen Strombelastbarkeit des Akkus besonders kleine Lade- und Entladeströme verwendet, können auch weit über 90 % erreicht werden.
Material | Spannung |
---|---|
LiCoO2 | 3,6 V |
LiMnO2 | 3,7…3,8 V |
LiFePO4 | 3,3 V |
Li2FePO4F | 3,6 V |
- Spannung
- Ein konventioneller Lithiumionakku liefert eine Nennspannung von 3,6 Volt, die damit rund dreimal so hoch wie die eines Nickel-Metallhydrid-Akkumulators (NiMH-Akku) ist. Die Ladeschlusspannung liegt bei bis zu 4,2 Volt. Die Entladeschlusspannung beträgt 2,5 Volt; eine Tiefentladung führt zu irreversibler Schädigung und Kapazitätsverlust. Die Zellenspannung hängt jedoch vom verwendeten Kathodenmaterial ab und ist daher von Akkutyp zu Akkutyp leicht verschieden.[5]
Material | Gravimetrische Kapazität |
---|---|
LiCoO2 | 110…190 mAh/g |
LiMnO2 | 110…120 mAh/g |
Li2FePO4F | 95…140 mAh/g |
- Leistungsdichte
- typischerweise 300–1.500 W/kg[6]
- Energiedichte
- Die Energiedichte ist mehr als doppelt so hoch wie beispielsweise die des Nickel-Cadmium-Akkumulators und liegt bei 95−190 Wh/kg, bzw. 250-500 Wh/Liter, je nach verwendeten Materialien. Anwendungen, die eine besonders lange Lebensdauer benötigen, beispielsweise der Einsatz in Elektroautos, laden und entladen den Lithiumionakku oft nur teilweise (z. B. von 30 % bis 80 % statt von 0 % bis 100 %), was die Zahl der möglichen Lade- und Entladezyklen überproportional erhöht, aber die nutzbare Energiedichte entsprechend absenkt.[5]
Hinweise zum Umgang mit Li-Ionen-Akkus

Viele der im Folgenden für den Umgang mit klassischen Li-Ionen-Akkus zu beachtenden Anwendungshinweise gelten für dessen aktuelle Weiterentwicklungen nur mehr eingeschränkt oder gar nicht.
- Ladung
- Die Ladespannung beträgt typischerweise 4,2 V. Da Li-Ion-Akkus keinen Memory-Effekt kennen und auch nicht formiert werden müssen, werden sie immer auf dieselbe Art geladen: Zuerst wird mit konstantem Strom geladen, der idealerweise zwischen 0,6 und 1 C liegen sollte. Die Abkürzung C steht hier für den auf die Kapazität bezogenen relativen Ladestrom[7] und ist nicht mit der Einheit Coulomb zu verwechseln; ein Ladestrom von 1 C bedeutet, dass ein Akku mit einer Kapazität von 2 Ah mit 2 A geladen wird. Erreicht der Akku eine Zellenspannung von 4,2 V, wird diese Spannung gehalten, bis der Ladestrom fast auf Null zurückgefallen ist. Die Ladung wird mit Erreichen von 3 % des Anfangsstroms beendet oder wenn der Ladestrom nicht mehr weiter absinkt. [5]. Die Ladeschlussspannung von produktabhängig 4,1 V bis 4,2 V muss mit weniger als 50 mV Toleranz eingehalten werden. Zwar gibt es Schnellladeelektroniken, die mit bis zu 2 C laden, jedoch wird die Verkürzung der Ladezeit durch Kapazitäts- und Lebensdauerverlust des Akkus erkauft. Liegt die Zellenspannung unterhalb der Tiefentladeschwelle, lädt die Ladeelektronik bis zum Erreichen der Mindestspannung zunächst nur mit geringer Stromstärke [1]. Neue Entwicklungen wie z. B. die SCiB erlauben auch ohne Einbußen an Lebensdauer erheblich höhere Ladeströme von über 10 C.
- Entladung
- Die Spannung des Li-Ion-Akkus sinkt während der Entladung kaum ab; erst kurz vor der vollständigen Entladung geht die Zellenspannung stark zurück [8]. Entladeschlussspannung ist 2,5 V; diese darf nicht unterschritten werden. Bei Entladung mit 0,2 C (das entspricht einem Entladestrom in Höhe von einem Fünftel des Nominalwerts der Nennkapazität) können typabhängig ca. 500 (Lithium-Cobalt) bis 4.000 (Lithium-Eisenphosphat) Ladezyklen durchgeführt werden, bis die Kapazität des Akkus auf 80 % seiner Ursprungskapazität zurückgefallen ist. Bei Entladung mit höheren Stromstärken altert der Akku aufgrund der durch die höheren Ströme entstehenden thermischen Belastung erheblich schneller. Idealerweise sollte ein Li-Ion-Akku mit 0,2C belastet werden, ein Akku mit einer Kapazität von 5000 mAh also mit maximal 1000 mA.[9]
- Idealer Ladungszustand
- Es ist empfehlenswert, Li-Ionen-Akkus „flach“ zu zyklen, wodurch sich deren Lebensdauer verlängert. Das Entladen unter 51 % sollte vermieden werden, da es bei „tiefen Zyklen“ zu größeren Kapazitätsverlusten aufgrund irreversibler Reaktionen in den Elektroden kommen kann. Der Akku altert schneller, je höher seine Zellenspannung ist, daher ist es zu vermeiden, einen Li-Ion-Akku ständig 100 % geladen zu halten.
- Überladung
- Bei einem Überladungsversuch wird der Akku durch seine Überwachungselektronik von den äußeren Kontakten getrennt, bis die zu hohe Spannung nicht mehr anliegt. Danach kann er meist ohne Probleme wieder verwendet werden. Bei Überladung eines Li-Ion-Akkus lagert sich metallisches Lithium an der Anode ab. Das Kathodenmaterial wird zum oxidierenden Element und verliert seine Stabilität. Dadurch heizt sich der Akku auf und kann sogar in Brand geraten. [5]
- Tiefentladung
- Bei einer Tiefentladung schaltet eine interne Sicherung den Akku, meist nur temporär, ab. Es liegt dann an den externen Kontakten des Akkupacks überhaupt keine Spannung mehr an, d. h., er kann nicht noch weiter entladen werden. Manche Ladegeräte weigern sich einen derartig defekt anmutenden Akku wieder zu laden, da in diesem Fall an den externen Kontakten nur eine Spannung von 0 Volt messbar ist. Der Akku wird jedoch von seiner Schutzelektronik wieder an die Kontakte geschaltet, sobald eine äußere Spannung anliegt. In solchen Fällen kann es helfen, ein anderes Ladegerät zu verwenden. Wenn eine Zelle auf unter 1,5 V entladen wurde, sollte sie nicht mehr verwendet werden, denn mit hoher Wahrscheinlichkeit haben sich Brücken ausgebildet, die zu einem Kurzschluss führen. Die Zelle wird instabil und erhitzt sich stark. Es besteht Brandgefahr.
- Ladegeräte
- Herkömmliche Li-Ionen-Akkus dürfen nur mit einer speziellen Ladeschaltung geladen werden. Die Elektronik steuert den ladungsabhängigen Ladestrom und überwacht insbesondere die exakt einzuhaltende Ladeschlussspannung. Auch bei vorhandener interner Schutzschaltung sollte nur mit passenden Geräten geladen werden. Schnell-Ladegeräte sollten immer unter Aufsicht und möglichst nicht in der Nähe brennbarer Materialien benutzt werden.
- Integrierte Elektronik
- Li-Ion-Akkus reagieren sehr empfindlich auf falsche Behandlung, weshalb dieser Akkutyp lange Zeit nicht eingesetzt wurde, obwohl er bereits Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden wurde. Integrierte Schaltkreise sind sehr preisgünstig geworden; daher können Li-Ion-Akkus heute in Verbindung mit einer Elektronik (BMS = Battery Management and Monitoring System) betrieben werden, was die Sicherheit im Umgang mit diesem Akkutyp erheblich erhöht hat. Bei Akku-Packs kleiner und mittlerer Baugröße ist diese Elektronik meist integriert; sie dient zum Schutz gegen Tiefentladung, Überladung und thermische Überlastung. Eine selbstrückstellende Sicherung verhindert Überstrom bzw. Kurzschluss. Die verwendete Prozessorsteuerung ist auf die Eigenschaften des jeweiligen Akkutyps abgestimmt. Akku-Packs, in denen zur Spannungserhöhung mehrere Zellen in Reihe geschaltet werden, verfügen oft auch über eine Elektronik, die durch sog. Cell-Balancing-Ladung und -Entladung für jede einzelne Zelle individuell regelt. [10] [11]
- Betriebs- und Umgebungstemperatur
- Da bei Kälte die chemischen Prozesse (auch die Zersetzung des Akkus bei der Alterung) langsamer ablaufen und die Viskosität der in Li-Zellen verwendeten Elektrolyte stark zunimmt, erhöht sich auch beim Lithium-Ionen-Akku bei Kälte der Innenwiderstand, womit die abgebbare Leistung sinkt. Zudem können die verwendeten Elektrolyte bei Temperaturen um −25 °C einfrieren. Manche Hersteller geben den Arbeitsbereich mit 0–40 °C an. Optimal sind 18–25 °C. Unter 10 °C kann durch den erhöhten Innenwiderstand die Leistung so stark nachlassen, dass sie nicht lange für den Betrieb eines Camcorders oder einer Digitalkamera ausreicht. Es gibt aber Li-Ionen-Akkus mit speziellen Elektrolyten, die bis −54 °C eingesetzt werden können.
- Lagerung
- Der Ladezustand soll 40–60 % betragen, kühle Lagerung ist vorteilhaft. Die Elektrolyte in der Zelle dürfen nicht gefrieren, was einer Mindesttemperatur um −25 °C entspricht. Hersteller empfehlen eine Lagerung bei 15 °C bei einem Ladestand von 60 % – ein Kompromiss zwischen beschleunigter Alterung und Selbstentladung. Andere Quellen empfehlen dagegen 40 % Ladestand und möglichst niedrige Temperatur, also z. B. Kühl- oder Gefrierschrank.[12] Ein Akku sollte etwa alle sechs Monate auf 40–60 % nachgeladen werden. Zur Zeit gilt die Faustregel, dass ein Li-Ionen-Akku nach ca. drei Jahren mehr als 50 % seiner Kapazität eingebüßt hat. Lithium-Ionen-Akkumulatoren dürfen sich auch bei Lagerung nicht unter 2,5 V pro Zelle entladen.
Gefahren beim Umgang mit Li-Ionen-Akkus
Viele der im Folgenden aufgeführten Risiken, die beim Umgang mit klassischen Li-Ionen-Akkus zu beachten sind, konnten bei den neuesten Weiterentwicklungen durch die Verwendung keramischer Separatoren eliminiert werden.
- Mechanische Belastung
- Mechanische Beschädigungen können zu inneren Kurzschlüssen führen. Die hohe Stromstärke lässt das Gehäuse schmelzen und in Flammen aufgehen. Unter Umständen ist der Defekt nicht unmittelbar zu erkennen. Auch 30 Minuten nach der Beschädigung kann es noch zum Brand kommen.
- Chemische Reaktionen
- Lithium ist ein hochreaktives Metall. Auch wenn es wie bei Lithiumbatterien "nur" als chemische Verbindung vorliegt, sind die Komponenten eines Li-Ionen-Akkus leicht brennbar. Ausgleichsreaktionen beim Überladen, zum Beispiel die Zersetzung von Wasser zu Knallgas wie bei anderen Akkus, sind nicht möglich. Li-Ionen-Akkus sind zwar hermetisch gekapselt, dennoch sollten sie nicht in Wasser getaucht werden; (defekte) Lithium-Zellen reagieren grundsätzlich heftig mit Wasser [13], insbesondere in voll geladenem Zustand. Brennende Akkus dürfen daher nicht mit Wasser, sondern sollten zum Beispiel mit Sand gelöscht werden. Die Elektrolytlösung ist meist brennbar. Ausgelaufene Elektrolytlösung eines Li-Ionen-Akkus kann fern vom Akku mit Wasser abgewaschen werden.
- Thermische Belastung
- Kraftfahrzeuge mit Hybridantrieb werden bislang (bis auf den S 400 Hybrid von Mercedes) mit Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren betrieben, weil Lithium-Ionen-Akkumulatoren für Autos im Extremfall nicht sicher genug sind. Bei thermischer Belastung kann es in den Lithium-Ionen-Batterien zum Schmelzen des Separators und damit zu einem Kurzschluss mit verheerenden Folgen kommen. Neuartige keramische, temperaturbeständigere Separatoren gewähren allerdings eine erhöhte Sicherheit.
- Brand
- Interne Schutzschaltungen wie Temperatursensoren oder eine Spannungsüberwachung sollen bei Überladung oder Überlastung eine Entzündung der brennbaren Elektrolytlösung verhindern. Falls allerdings keine Schutz-Elektronik vorhanden oder selbige defekt ist, kann der Akku Feuer fangen. Li-Ionen-Akkus dürfen, wie andere Akkumulatoren auch, nicht kurzgeschlossen werden. Durch Kurzschluss (auch mit Metallschmuck oder Werkzeugen) können Feuer oder Verbrennungen verursacht werden. Moderne Li-Ionen-Phospat-Zellen sind durch Keramikfolien besser gegen Überladen und mechanische Beschädigung abgesichert.
Anwendungsbereiche
Der erste kommerziell erhältliche Li-Ionen-Akku wurde von Sony im Jahr 1991 auf den Markt gebracht und in der Hi8-8-mm-Videokamera CCD TR 1 eingesetzt.[14]
Li-Ionen-Akkus versorgen tragbare Geräte mit hohem Energiebedarf, für die herkömmliche Nickel-Cadmium- bzw. Nickel-Metallhydrid-Akkus zu schwer oder zu groß wären, beispielsweise Mobiltelefone, Digitalkameras, Camcorder oder Notebooks. Sie dienen bei der Elektromobilität als Energiespeicher für Pedelecs, Elektro- und Hybridfahrzeuge. Auch im RC-Modellbausektor haben sie sich etabliert. Neuerdings werden Lithium-Ionen-Akkus bei Elektrowerkzeugen wie zum Beispiel Akkuschraubern und bei Gartengeräten verwendet.
Ressourcenverbrauch
Je nach Art des Lithium-Akkus werden pro kWh Speicherkapazität zwischen zirka 80 Gramm (Lithium-Eisen-Phosphat-Akkumulator) und 130 Gramm (Lithium-Mangan- und Lithium-Cobalt-Akkumulator) metallisches Lithium benötigt.
Der Massenanteil von Lithium in der Erdkruste ist etwa drei mal höher als der von Blei. Lithium ist allerdings gleichmäßiger verteilt, es sind nur wenige Lagerstätten mit hohen Lithiumanteilen bekannt. Lithium beziehungsweise das Vorprodukt Lithiumcarbonat wird derzeit meist als Nebenprodukt bei der Gewinnung von Borax und Pottasche gewonnen. Der Marktpreis[15] für Lithiumcarbonat liegt derzeit bei ca 4,50 USD/kg.
Die bei diesen Marktpreisen wirtschaftlich förderbaren Lithiumressourcen sind bei weitem nicht in der Lage, beispielsweise die weltweite Umstellung der Kraftfahrzeuge auf Elektroantrieb mit Lithium-Akkus zu decken. Dies hat vereinzelt zu Befürchtungen geführt, dass die sich anbahnende Elektrifizierung des Straßenverkehrs aufgrund begrenzter Ressourcen an Lithium nicht durchführbar sei.
Diese Bedenken konnten aber leicht zerstreut werden, denn die Kosten für die Lithiummineralien spielen für die Kosten der Lithium-Akkus nur eine sehr untergeordnete Rolle. Für die Produktion von Lithium-Akkus wird metallisches Lithium benötigt, dessen Preis je nach Marktlage sehr stark schwankt (ca 60 USD/kg im Jahr 1998 und ca 550 USD im Jahr 2008). Metallisches Lithium wird in einem relativ energieaufwändigen Prozess aus Lithiumcarbonat oder anderen Lithiumverbindungen gewonnen, wie reines Silizium aus Sand. Neben der nicht mit der rasant wachsenden Nachfrage nach metallischem Lithium mithaltenden Produktionskapazität ist vor allem dieser aufwändige Produktionsprozess für die hohen Kosten des Lithiums verantwortlich. Die Kosten der Exploration und des Abbaus der Lithiummineralien spielen im Vergleich zu diesem Kostenfaktor praktisch keine Rolle.
In einer Studie [16] aus dem Jahr 1975 werden die Kosten für die Extrahierung von Lithium aus Seewasser auf 22 bis 32 USD/kg geschätzt. Selbst wenn man diese Kosten für heute um den Faktor 10 multiplizieren müsste, wird der Preis für metallisches Lithium dadurch sehr viel weniger beeinflusst als durch die wechselnde Nachfrage. Die Menge des in den Ozeanen gelösten Lithiums übersteigt den Bedarf, der durch die vollständige Elektrifizierung des weltweiten Verkehrs entstünde, um viele Größenordnungen. Selbst für die Pufferung von Wind- und Solarstrom aller Stromnetze weltweit sind die Lithiumvorräte weit mehr als ausreichend.
Bei einer erfolgreichen Einführung der Kernfusion zur Stromerzeugung würde eine Verwendungskonkurrenz auftreten, da Lithium die nach derzeitigem Stand beste Quelle für die Herstellung des benötigten Tritiums wäre (vgl. Fusionsreaktor)
Aktuelle Entwicklungen
Im April 2006 schrieb eine Gruppe von Wissenschaftlern des Massachusetts Institute of Technology, einen Prozess entwickelt zu haben, der für die Herstellung von Nanometer-großen Drähten Viren verwendet. Damit können ultradünne Lithium-Ionen-Akkus mit der dreifachen der bisher möglichen Energiedichte hergestellt werden.[17]
Im Juni 2006 stellten Forscher aus Frankreich Akku-Elektroden in Nanometer-Größe her, die ein Mehrfaches der Energiedichte im Vergleich zu gewöhnlichen Elektroden besaßen.[18]
Im September 2006 berichten Forscher der Universität Waterloo, Canada in der Zeitschrift Nature von einem neuen Kathodenmaterial, bei dem die Hydroxid-Gruppe der Eisenphosphat-Kathode durch Fluorid ersetzt wurde. Dies hat einen doppelten Vorteil: Erstens ergibt sich während eines Ladungszyklus eine geringere Volumenänderung in der Kathode, was eine längere Lebensdauer erwarten lässt. Zweitens erlaubt es den Ersatz des Lithiums durch Natrium bzw. eine Natrium-Lithium-Mischung, weswegen sie auch als Alkali-Ionen-Batterie bezeichnet wird. [19]
Im Dezember 2007 berichteten Forscher der Stanford University von einem neuen Anodenmaterial für Lithium-Ionen-Akkus mit der zehnfachen der bisher erreichten Energiedichte. Sie verwendeten dazu Silizium-Nanodrähte auf rostfreiem Stahl [20]. Es wird die Tatsache genutzt, dass Silizium als Trägermaterial größere Mengen Lithium einlagern kann als Graphit; die geringe Größe der Drähte löst das Problem des Aufbrechens der Anode. Allerdings ist die Anode nur ein Teil des Akkus; bei unveränderter Kathode, Separator und Elektrolyt ist entsprechend nur eine deutlich geringere Gesamtsteigerung der Energiedichte zu erwarten. Der Leiter des Forschungsteams, Yi Cui, erwartet, dass diese Technologie in ca. 5 Jahren kommerziell erhältlich sein wird. [21]. Einen ähnlichen Ansatz mit nanoporösem Silizium[22] verfolgt das Team von Jaephil Cho von der Hanyang University in Ansan, Südkorea.
Am 12. März 2009 wurde eine Weiterentwicklung der Lithium-Ionen-Akkus durch die beiden MIT-Forscher Byoungwoo Kang und Gerbrand Ceder veröffentlicht, die sowohl die Lade- als auch die Entladegeschwindigkeit drastisch (10 Sekunden statt 6 Minuten für einen kleinen Test-Akku) erhöht[23]. Die Entwickler erwarten, dass diese Akkus in relativ kurzer Zeit kommerziell verfügbar sein werden, da keine neuen Materialien für die neue Technologie gebraucht werden.
Lithium-Titanat-Akkumulatoren
Der Lithium-Titanat-Akkumulator ist eine Weiterentwicklung des Lithium-Ionen-Akkumulators, bei der die herkömmliche Graphitanode durch eine nanostrukturierte Lithium-Titanat-Anode ersetzt wird. Die wesentlich stärkere chemische Bindung des Lithiums im Titanat verhindert die Bildung einer Oberflächenschicht auf der Elektrode, die eine der Hauptgründe für die schnelle Alterung vieler herkömmlicher Li-Ion-Akkus ist. Dadurch wird die Zahl der möglichen Zyklen drastisch erhöht. Dadurch, dass das Titanat nicht mehr mit Oxiden aus der Kathode reagieren kann, wird auch das thermische Durchgehen des Akkus verhindert, selbst bei mechanischen Schäden.
Die Lithiumtitanat-Anode besitzt darüber hinaus eine effektiv wirksame Oberfläche von 100 m2 pro Gramm im Vergleich zu 3 m2 pro Gramm einer Graphitelektrode.[24] Dadurch werden sehr kurze Ladezeiten und eine sehr hohe Leistungsdichte von ca. 4 kW/kg erreicht. Die Energiedichte liegt mit 70–90 Wh/kg hingegen vergleichsweise niedrig.
Lithium-Eisen-Phosphat-Akkumulator
Der Lithium-Eisen-Phosphat-Akkumulator (LiFePO4-Akkumulator) ist eine Weiterentwicklung des Lithium-Ionen-Akkumulators, bei dem die herkömmliche Lithium-Cobaltoxid-Kathode durch eine Lithium-Eisenphosphat-Kathode ersetzt wurde. Dieser Akku zeichnet sich durch hohe Lade- und Entladeströme, sehr gute Temperaturstabilität und lange Lebensdauer aus. Die Nominalspannung beträgt 3,2 V bzw 3,3 V, die Energiedichte beträgt 100–120 Wh/kg, die Leistungsdichte ca 1.800 W/kg.
Lithium-Luft-Akkumulator
Der Lithium-Luft-Akkumulator[25] ist eine neue Entwicklung durch das IBM Almaden Research Center, in der die Kathode durch Luft ersetzt wird. Als Anode dient metallisches Lithium, das vollständig an der Reaktion teilhaben kann. Da der für die Reaktion benötigte Sauerstoff aus der Umgebungsluft entnommen werden kann, wird die Kapazität einer Lithium-Luft-Zelle alleine durch die Größe der Lithium-Anode bestimmt. Die theoretisch erreichbare Energiedichte liegt, wenn man die Masse des Sauerstoffs nicht berücksichtigt, bei über 11 kWh/kg bei einer Nominalspannung von 2,96 V. IBM geht von einer tatsächlich erreichbaren Energiedichte etwa 1.000 Wh/kg aus, nahezu dem 10fachen der Energiedichte der heute käuflichen Lithium-Ionen-Akkumulatoren. In einer für den maritimen Einsatz gedachten Variante des Lithium-Luft-Akkumulators wird der Sauerstoff aus Meerwasser bereitgestellt.
Einzelnachweise
- ↑ a b c itwissen.info
- ↑ a b c NASA
- ↑ Isidor Buchmann, Cadex Electronics Inc
- ↑ Golem zu Apple Macbook
- ↑ a b c d Batteryuniversity.com
- ↑ Panasonic
- ↑ TecChannel.de: Akkus: Kurzlebig ab Werk – Seite 4 von 15
- ↑ qsl.net.de
- ↑ Tecchannel
- ↑ mpower
- ↑ Multi-Cell Li-ion Battery Pack OCP/Analog Front End bei intersil
- ↑ http://batteryuniversity.com/parttwo-34.htm
- ↑ YouTube: Lithium and Water
- ↑ Firmengeschichte Sony
- ↑ Marktpreis für Lithiumcarbonat
- ↑ Lithiumextraktion aus Seewasser
- ↑ Ki Tae Nam, Dong-Wan Kim, Pil J. Yoo, Chung-Yi Chiang, Nonglak Meethong, Paula T. Hammond, Yet-Ming Chiang, Angela M. Belcher: Virus-Enabled Synthesis and Assembly of Nanowires for Lithium Ion Battery Electrodes. In: Science. Band 312, Nr. 5775, 2006, S. 885–888, doi:10.1126/science.1122716.
- ↑ Kevin Bullis: Higher-Capacity Lithium-Ion Batteries - Nanostructured electrodes and active materials could shrink batteries for portable electronics and electric vehicles.Auf: Technology Review
- ↑ B. L. Ellis, W. R. M. Makahnouk, Y. Makimura, K. Toghill, L. F. Nazar: A multifunctional 3.5 V iron-based phosphate cathode for rechargeable batteries. In: Nat Mater. Band 6, Nr. 10, 2007, S. 749–753, doi:10.1038/nmat2007.
- ↑ Meldung auf Sciencedaily.com
- ↑ Interview auf der Website gm-volt.com
- ↑ http://www.technologyreview.com/energy/21750/?a=f
- ↑ Der Super-Akku – Artikel bei pro-physik.de
- ↑ Charge a battery in just six minutes, New Scientist, 7. März 2005 Online (html)
- ↑ Steven J. Visco, Eugene Nimon, Bruce Katz, May-Ying Chu, Lutgard De Jonghe: Lithium/Air Semi-fuel Cells: High Energy Density Batteries Based On Lithium Metal Electrodes. In: Almaden Institute 2009.Scalable Energy Storage: Beyond Lithium Ion. 26.–27 August 2009 (PDF-Datei).
Literatur
- Lucien F. Trueb, Paul Rüetschi: Batterien und Akkumulatoren: Mobile Energiequellen für heute und morgen. Springer, Berlin 1997, ISBN 978-3-540-62997-9.
- David Linden: Handbook of Batteries (McGraw-Hill Handbooks). 3. Auflage. Mcgraw-Hill Professional, New York 2008, ISBN 978-0-07-135978-8.
- Wolfgang Weydanz, Andreas Jossen: Moderne Akkumulatoren richtig einsetzen. printyourbook, Neusäss 2006, ISBN 978-3-939359-11-1.
- J. O. Besenhard: Handbook of Battery Materials. Wiley-VCH, 1998, ISBN 3-527-29469-4.
Weblinks
- Umfangreiche Info über Lithium-Ionen-Akkus in Notebooks
- Skript über diverse Typen von Lithium-Batterien (PDF; 3,20 MB)
- Berechnung von Verbrauch und Ladezeit
- Lithium-Akkus für Elektroautos – Erfahrungsbericht
- Varta Automotive (Hrsg.): Die Entwicklung der Batterie. Kapitel 7: Lithium-Ionen-Batteriesystem. aufgerufen am 4. Jan. 2009.
- Kapazität von Li-Ionen-Akkus verzehnfacht (tomshardware.com)
- Drahtiges Silizium – Kapazitätserhöhung von Li-Ionen-Akkus (heise.de)
- Liste von Herstellern von Lithiumionen-Batterien für Elektrofahrzeuge (AortaCity)