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Insel-Graufuchs

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Insel-Graufuchs
Insel-Graufuchs
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Ordo: Raubtiere (Carnivora)
Vorlage:Subordo: Landraubtiere (Fissipedia)
Vorlage:Superfamilia: Hundeartige (Canoidea)
Vorlage:Familia: Hunde (Canidae)
Vorlage:Tribus: Echte Füchse (Vulpini)
Vorlage:Genus: Graufüchse (Urocyon)
Vorlage:Species: Insel-Graufuchs (U. littoralis)

Der Insel-Graufuchs oder Kalifornische Insel-Graufuchs (Urocyon littoralis) ist eine Vorlage:Genus der Graufüchse. Er lebt nur auf sechs der acht Kanalinseln vor der Küste Kaliforniens und ist damit eine sogenannte endemische Art.

In Nordamerika ist der Insel-Graufuchs der kleinste unter den dort heimischen Fuchsarten. Weltweit ist nur noch der Fennek kleiner als diese Art.

Erscheinungsbild

Größe und Gewicht

Datei:Insel-graufuchs.jpg
Jagender Insel-Graufuchs

Der Insel-Graufuchs ist wesentlich kleiner als der Graufuchs; seine Größe entspricht etwa der einer Hauskatze. Die Schulterhöhe beträgt etwa 30 bis 33 Zerntimeter und die Körperlänge etwa 48 bis 50 Zentimeter, wobei auf den Schwanz etwa 11 bis 29 Zentimter entfallen. Beim Graufuchs dagegen beträgt die Schwanzlänge 27 bis 44 Zentimeter.

Die Insel-Graufüchse wiegen zwischen 1,3 und 2,8 Kilogramm, wobei das Männchen immer größer und schwerer ist als das Weibchen. Von den sechs verschiedenen Unterarten lebt die größte auf Santa Catalina, die kleinste Unterart kommt auf Santa Cruz Island vor.

Fell

Am Rücken des Fuchses hat das Fell eine graue Färbung; die Körperseiten sind ein Rostrot. Unterbauch, Kopf und die untere Hälfte des Gesichtes ist dagegen weiß gefärbt. Die Schwanzspitze ist schwarz. Verglichen zum Graufuchs ist das Fell insgesamt dunkler.

Der Haarwechsel fällt in die Monate von August bis November. Bis zu ihrem ersten Haarwechsel ist das Fell der Welpen wolliger und dunkler gefärbt als dass der ausgewachsenen Insel-Graufüchse.

Systematik und Evolution

Unterarten

Kanalinseln von Kalifornien - auf sechs von acht Inseln lebt der Insel-Graufuchs
Luftaufnahme der Küste der Kanalinseln
Insel-Graufuchs auf einer der kalifornischen Kanalinseln

Der Insel-Graufuchs stammt evolutionsgeschichtlich von dem auf dem nordamerikanischen Festland lebenden Graufuchs ab. Die geringe Körpergröße ist ein Ergebnis der Inselverzwergung.

Es werden insgesamt sechs Unterarten des Insel-Graufuches unterschieden. Jede dieser Unterart ist auf einer der sechs kalifornischen Kanalsinseln beheimatet und hat sich unabhängig von den anderen entwickelt:

  • Urocyon littoralis littoralis, der auf der nur 37,7 Quadratkilometer großen Insel San Miguel lebt
  • Urocyon littoralis santarosae, der auf der 213,6 Quadratkilometer großen Insel Santa Rosa beheimatet ist
  • Urocyon littoralis santacruzae, der auf der 245,4 großen Insel Santa Cruz lebt
  • Urocyon littoralis catalinae, der nur auf Santa Catalina vorkommt
  • Urocyon littoralis clementae, der auf der Insel San Clemente lebt
  • Urocyon littoralis dickeyi, der auf San Nicolas beheimatet ist.

Die einzelnen Unterarten können sich miteinander fortpflanzen. Jeder Unterart sind jedoch genetische und phänotypische Merkmale eigen, mit denen sie sich deutlich von den anderen Unterarten unterscheiden. So verfügt jede Unterart beispielsweise über eine andere Anzahl von Schwanzwirbeln.

Evolution

Die Verzwergung des Insel-Graufuches ist eine Anpassung an die begrenzten Ressourcen, die auf den Inseln zur Verfügung stehen.

Es wird angenommen, das die Füchse vor etwa 10.400 bis 16.000 Jahren auf die drei nördlichen Inseln San Miguel, Santa Cruz und Santa Rosa gelangten. Diese drei Inseln waren während der letzten Eiszeit offenbar leicht vom Festland aus zu erreichen: Während der Eiszeit sank der Meeresspiegel, so dass die drei Inseln San Miguel, Santa Cruz und Santa Rosa eine Landmasse bildeten und sie nur ein kleiner Kanal vom Festland abtrennte. Auf die weiter vom Festland entfernten Inseln San Nicolas, Santa Catalina und San Clemente gelangten die Insel-Graufüchse offenbar später. Es wird angenommen, dass Chumash-Indianer, die die Füchse als heilige Tiere betrachteten, diese als Haustiere auf diese Inseln verbrachten.

Belegt wird diese Einschätzung auch durch Fossilien und dem genetischen Abstand zum Graufuchs des Festlandes. Auf San Clemente leben Insel-Graufüchse offenbar seit 3.400 bis 4.300 Jahre; auf San Nicolas seit etwa 2.200 Jahren. Die Unterart der Santa Catalina Füchse ist wahrscheinlich die am jüngsten entwickelte Unterart, wobei die Schätzungen, seit wann die Füchse sich auf dieser Insel befinden, weit auseinandergehen. Je nach Autor werden ein Inselbestand seit 800 bis 3.800 Jahre auf San Catalina vermutet.

Zu den Kalifornischen Kanalinseln zählen zwei weitere Inseln, auf denen sich jedoch keine Fuchsbestände entwickeln konnten. Anacapa Island hat keine zuverlässige Frischwasserquellen und die Insel Santa Barbara ist zu klein, um den Nahrungsansprüchen eines Fuchses zu genügen.

Fortpflanzung und Lebenserwartung

Ein Paar von Inse-Graufüchsen
Welpe des Insel-Graufuchses

Insel-Graufüchse bilden normalerweise monogame Paare. Ab Januar, wenn die Ranzzeit beginnt, kann man die Paare häufig gemeinsam beobachten. Die Tragezeit beträgt zwischen 33 und 50 Tagen, so dass die Welpen von Ende Februar bis Mitte März zur Welt kommen.

Die Füchsin bringt zwischen einem und fünf Welpen in einem Bau zur Welt. Die normale Wurfgröße besteht allerdings aus zwei bis drei Welpen. Das Muttertier säugt die Welpen für sieben bis neun Wochen. Im Frühsommer verlassen die Welpen den Bau. Geschlechtsreif sind die Jungfüchse bereits in einem Alter von 10 Monaten. Die Weibchen paaren sich normalerweise vor Abschluss ihres ersten Lebensjahres.

In der Wildnis erreichen Insel-Graufüchse ein Lebensalter von vier bis sechs Jahren. In Gefangenschaft werden sie bis zu acht Jahre alt.

Lebensraum und Lebensweise

Die kalifornischen Kanalinseln umfassen trotz ihrer verhältnismäßig geringen Größe eine Reihe unterschiedlicher Habitate. Dazu gehört gemäßigter Wald, Regenwald und Grassteppe sowie dichte Strauchvegetationen. Füchse nutzen jede dieser Lebensräume, sie halten sich jedoch bevorzugt in der Strauchvegetation auf.

Ihre Nahrung besteht aus Früchten, Insekten, Vögeln, Eier, Krebse und kleinen Säugetieren. Auf ihrer Nahrungssuche durchstöbern sie die Inseln gewöhnlich allein. Die Füchse sind überwiegend tagaktiv, wobei ihr Aktivitätsmuster in Abhängigkeit von der Jahreszeit schwankt. Während des Winterhalbjahres suchen sie auch während der Nacht nach Nahrung. Am aktivsten auf Nahrungssuche sind sie jedoch jeweils während der Morgen- und Abenddämmerung.

Untereinander kommunizieren die Füchse mit Lauten, visuellen Signalen und Geruchsmarken. Ihre Reviergrenzen markieren sie beispielsweise mit Urin und Kot.

Insel-Graufüchse zeigen wenig Scheu vor dem Menschen und sind verhältnismäßig einfach zu zähmen. Diese geringe Scheu, die häufig bei Inselarten auftritt, ist darauf zurückzuführen, dass sie über lange Zeit keinen Kontakt zum Menschen hatten und ihn so nicht als Räuber wahrnehmen.

Bestandsentwicklung

Rückgang der Bestandszahlen seit 1994

Anfang der 1990er Jahre wurde ein starker Rückgang der Bestände der Insel-Graufüchse festgestellt. Auf der Insel San Miguel fiel der Bestand von 450 erwachsenen Tiere im Jahre 1994 auf lediglich noch 15 im Jahre 1999. Ähnlich dramatische Rückgänge der Population wurde auch für die Insel Santa Cruz festgestellt, wo der Bestand im selben Zeitraum von 2.000 erwachsenen Tiere auf 135 sank. Auf Santa Rosa, auf der noch 1994 1.500 Tiere gezählt wurde, lebten im Jahre 2.000 nur noch 14 ausgewachsene Tiere.

Steinadler als Ursache der Populationsabnahme

Steinadler sind eine der Hauptursachen für den dramatischen Rückgang der Insel-Graufuchspopulation
Die Wiederansiedelung des Weißkopfseeadlers gilt als eine der Maßnahmen zum Schutz des Insel-Graufuchses

Aufgrund von Beobachtungen und telemetrischen Untersuchungen stellte man fest, dass die Besiedelung der kalifornischen Kanalinseln durch den amerikanischen Steinadler die Hauptursache für den starken Populationsrückgang war. Für den Steinadler stellt der Insel-Graufuchs aufgrund seiner geringen Körpergröße eine ideale Beute dar.

Steinadler nutzen die Kanalinseln nach den Feststellungen von Biologen erst seit den 1990er Jahren als Jagdrevier. Das erste Nest von Steinadlern wurde sogar erst 1999 auf der Insel Santa Cruz entdeckt. Die Inseln sind für diese Adler aus zwei Gründen als Jagdrevier attraktiv geworden. Verwilderte Haustiere wie Katzen, Schweine, Schafe und Ziegen sind mittlerweile auf diesen Inseln heimisch und bieten den Adlern damit zusammen mit dem Insel-Graufuchs ausreichend Beute.

Gleichzeitig sind die Bestände der ursprünglich hier lebenden Weißkopfseeadler aufgrund von DDT-Belastungen seit den 1960er Jahren stark zurückgegangen. Die Anwesenheit von Weißkopfseeadlern hatte wegen der Nistplatzkonkurrenz dafür gesorgt, dass sich Steinadler nicht auf der Insel ansiedelte. Die zwei Adlerarten stellen dagegen keine Nahrungskonkurrenten da, da Weißkopfseeadler überwiegend von Fisch leben.

Weitere Ursachen des Bestandsrückgangs

Neben der zunehmenden Bejagung durch Steinadler haben auch auf die Inseln eingeschleppte Krankheiten und Parasiten die Fuchspopulation dezimiert. Aufgrund ihrer langen Isolation haben die Insel-Graufüchse keine Resistenz gegen die Parasiten und Krankheiten entwickelt, die für Hundeartige des Festlands typisch sind. So hat ein Ausbruch der Tollwut auf der Insel Santa Catalina im Jahre 1998 90 Prozent der Restpopulation getötet. Zum Rückgang tragen außerdem die durch Menschen bedingten Habitatzerstörungen bei. Die durch Menschen eingeführten und mittlerweile verwilderten Haustiere machen die Inseln nicht nur als Jagdrevier für Steinadler attraktiv, sondern verändern die Habitat der Inseln so stark, dass die Nahrungsgrundlage der Füchse gefährdet ist. Zu einer solchen Habitatveränderung haben auch die Bisons beigetragen, die in den 1920er Jahren durch ein Filmteam ausgesetzt wurden, als diese einen Western auf der Insel Catalina drehten.

Schutzmaßnahmen

Tierschützer kämpften seit dem Jahr 2000 darum, dass vier der sechs Unterarten unter Schutz zu stellen. Im Jahre 2004 waren sie mit dieser Unternehmung erfolgreich. Vier der Unterarten sind seit 2004 in den USA gesetzlich als bedrohte Tierart geschützt und es werden Anstrengungen unternommen, die Anzahl der Tiere zu erhöhen sowie das Ökosystem der Kanalinseln so zu stabilisieren, dass ein Fortbestand der Arten möglich ist. Geschützt sind nun die Unterarten, die auf Santa Cruz, Santa Rosa, San Miguel und Catalina beheimatet sind. Die IUCN listet allerdings die Insel-Graufüchse immer noch als eine Tierart mit nur geringem Gefährdungsgrad.

Zum Erhalt der Population werden Insel-Graufüchse in Gefangenschaft nachgezüchtet
Gähnender Insel-Graufuchs

Zum Schutz des Insel-Graufuchses sind eine Reihe unterschiedliche Maßnahmen eingeleitet worden. Zu den Schutzmaßnahmen gehört der Abschuss der Hausschweine auf Santa Cruz und Catilina, durch die die Nahrungsgrundlage der Füchse gefährdet war und den Steinadler anlockte. Die Nationalparkverwaltung des Channel-Islands-Nationalparks hat die Einführung von Haustieren grundsätzlich untersagt, um damit Krankheitsübertragungen auszuschließen. Außerdem wurden auf San Miguel, Santa Rosa und Santa Cruz ein Zuchtprogramm etabliert, für das die Füchse eingefangen werden und in Gefangenschaft nachgezüchtet werden. Geplant ist, dass die bisher erfolgreichen Nachzuchten wieder in die Freiheit entlassen werden. Die Bedrohung durch den Steinadler verhindert derzeit die Freilassung der in Gefangenschaft nachgezüchteten Tiere.

Als eine Schlüsselmaßnahme für die Bestandserholung der Insel-Graufüchse gilt die Vertreibung des Steinadlers von den Kanalinseln. Dazu werden die auf den Kanalinseln jagenden Steinadler eingefangen und auf dem Festland wieder freigelassen. Gleichzeitig versucht man, die Bestände des Weißkopfadlers zu schützen beziehungsweise zu erhöhen, damit dieser in Lebensraum der Kanalinseln den Steinadler verdrängt. Beide Programme sind sehr ressourcen- und damit kostenintensiv und laufen daher Gefahr, wieder ausgesetzt zu werden.

Insel-Graufüchse als Bedrohung des Louisianawürgers

Auf der Insel San Clemente lebt eine Population des stark bedrohten Louisianawürgers, einem Vogel aus der Vorlage:Familia der Würger. Diese Population ist durch den Insel-Graufuchs gefährdet gewesen. Zu den Schutzmaßnahmen zugunsten dieser Vogelart zählte bis zum Jahr 2.000 der Fang und die Tötung von Insel-Graufüchsen durch die auf dieser Insel ansässigen United States Navy. Seitdem Naturschützer auf die starke Bedrohung des Insel-Graufuchses aufmerksam gemacht haben, ergreift die Navy jedoch andere Maßnahmen, um die Population dieser Würgerart zu erhalten. Zu den neuen Schutzmaßnahmen gehört das Einfangen und Gefangenhalten der Füchse während der Brutzeit der Würger und die Installation von elektrischen Zäunen rund um die Brutreviere der Würger.

Literatur

  • Wayne, R.K. et al. 1991. A morphological and genetic-study of the Island fox, Urocyon littoralis. Evolution, 45:1849-1868
  • Collins, P.W. 1991. Interaction between Island Foxes (Urocyon littoralis) and Indians on islands off the coast of southern California. I Morphologic and archeological evidence of human assisted dispersal. Journal of Ethnobiology, 11:51-82
  • Gilbert, D.A. et al. 1991. Genetic fingerprinting reflects population differentiation in the California Channel Island fox. Nature 344:764-767
  • Morris, C.M. and Collins, P.W. 1995. Urocyon littoralis. Mammalian Species 489:1-7
  • Roemer, G.W. et al. 2001. Feral pigs facilitate hyperpredation by golden eagles and indirectly cause the decline of the island fox. Animal Conservation 4:307-318
  • U.S. Environmental Protection Agency. 2004. Endangered and Threatened Wildlife and Plants; Proposed Designation of Critical Habitat for the San Miguel Island Fox, Santa Rosa Island Fox, Santa Cruz Island Fox, and Santa Catalina Island Fox
  • Kohlmann, S. G. et al. 2003. Island fox recovery efforts on Santa Catalina Island, California, October 2001–October 2002, Annual Report. Ecological Restoration Department, Santa Catalina Island Conservancy, Avalon, California.

Vorlage:Commons1

Channel Islands National Park's Island Fox Home Page