Rassismus
Rassismus bezeichnet eine Geisteshaltung bzw. Ideologie, die Menschen aufgrund ihrer biologischen Abstammung (Rasse) benachteiligt oder bevorteilt bzw. eine "Minderwertigkeit" dieser Rasse postuliert, die zu einem realen Machtgefälle bzw. zur Diskriminierung der Angehörigen "dieser Rasse" führen.
Die bloße „Rassenzugehörigkeit” hat in der Menschheitsgeschichte oftmals dazu geführt, das Menschen klassifiziert und ausgegrenzt, benachteiligt, unterdrückt, verfolgt und ermordet wurden. Rassismus zeigte sich in der Vergangenheit oftmals durch Machtwillkür gegenüber Personen, Stämmen und Völkern.
Wissenschaftliche Grundlagen
Unbestreitbar ist, dass es keine signifikanten Abhängigkeiten der menschlichen Fähigkeiten von "rassischen" Merkmalen gibt. Die genetischen Unterschiede zwischen den einzelnen Menschengruppen sind marginal. Im biologischen Sinne sind die verschiedenen Rassen bzw. -merkmale im Laufe der Evolution durch Selektion (Auslese) entstanden, das heißt Anpassung des Menschen - wie Tiere und Pflanzen auch - an die Umgebung bzw. Umwelt um zu Überleben. Zum Beispiel Überlebensvorteile für dunkle Haut und negerkrause Haare für Menschen in Hitzezonen; dagegen Vorteile für hellere Haut und buschigeres Haar für Menschen in kälteren Zonen. Vom Ursprung her sind alle Menschen miteinander verwandt, aber keineswegs sind alle dunkelhäutigen bzw. hellhäutigen Menschen genetisch enger miteinander verwandt.
UNO-Definition
UNO-Definition laut International Convention on the Elimination of All Forms of Racial Discrimination. Adopted and opened for signature and ratification by General Assembly resolution 2106 (XX) of 21 December 1965 entry into force 4 January 1969, in accordance with Article 19.
Dort heißt es im Part I Article I (1):
- In dieser Übereinkunft umfasst der Begriff 'Rassendiskriminierung' jede Unterscheidung, jeden Ausschluss, jede Einschränkung oder Bevorzugung auf Grund von Rasse, Farbe, Abstammung, nationaler oder ethnischer Herkunft mit dem Ziel oder der Folge, die Anerkennung, den Genuss oder die Ausübung der Menschenrechte und Grundfreiheiten auf gleicher Grundlage im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder jedem anderen Bereich des öffentlichen Lebens aufzuheben oder zu behindern.
Beispiele aus der Geschichte
1. Als etwa die Spanier Amerika eroberten, kam es wiederholt zum Streit über die Behandlung der Ureinwohner. Vor allem Bartolome de Las Casas, der selbst in den Kolonien lebte, kreidete wiederholt die menschenunwürdige Behandlung der Indios durch die Spanier an. (...dass unsere Spaniere für sie [die Indianer] nicht mehr Beachtung übrig haben als für Tiere.) Der Streit gipfelte im Disput von Valladolid in der Frage, ob "Indios" Menschen seien. Sepulveda vertrat die Ansicht, die "Indios" seien den Spaniern unterlegen wie die Affen den Menschen. Den theoretischen Rückhalt hierfür holte er sich von Aristoteles Theorie der natürlichen Sklaverei, der einigen Menschen die Vernunftfähigkeit abgesprochen und ihre "natürliche" Unterlegenheit postuliert hatte. Der Disput blieb allerdings ohne politische Auswirkung, da die finanzielle Lage im Königreich für die Finanzierung indio-freundlicherer Maßnahmen zu angespannt war.
2. Die Verschleppung und Versklavung von Afrikanern in Amerika war Ausdruck einer rassistischen Ideologie. Die Rassenpolitik setzte rassistische Stereotype voraus und manifestierte sie zugleich: Einerseits jenes des "edlen Wilden" - Indianer seien noch so unverdorben, so weise und freiheitsliebend, dass sie in der Sklaverei einfach nicht leben können. Auf der anderen Seite prägte die Geschichte auch das Bild des starken, bestialischen Afrikaners, der eigentlich gerne arbeitet und "von Natur aus" untertänig sei.
3. Die Kolonialmächte England, Frankreich, Portugal, Spanien, .. sahen die Ureinwohner der eroberten Gebiete oftmals als minderwertige Kreaturen an und stellten sie auf einer Stufe mit Tieren, die man nach Belieben behandeln darf. Aufgrund ihrer rassistischen Geisteshaltung, insbesondere von der Minderwertigkeit, z.B. der schwarzen gegenüber der weißen „Herrenrasse“, rechtfertigten sie ihre Machtwillkür gegenüber ”fremde” Personen, Gruppen und Völkern, die unterdrückt, verfolgt und ermordet wurden, wenn sie sich dem Willen der „Herrenklasse” widersetzten.
4. Rassismus war Teil der Ideologie und Machtstruktur (Staats-Doktrin) des Nationalsozialismus Hitler-Diktatur. Die diskriminierende Unterscheidung zwischen höherwertigen („Herrenrasse”) und minderwertigen Menschen ( z. B. Juden, Zigeuner, geistig und körperlich Behinderte, usw.) gipfelte in der Verfolgung und Auslöschung (Ermordung) von sogen. „unwerten” Lebens (Holocaust, Euthanasie, usw.).
5. Weitere Beispiele: Die rassistisch begründete Machtwillkür der Türken an den Armeniern, die zum Völkermord führte. Die Verbrechen des Stalinismus und der kommunistischen Internationale (Linksfaschismus), die mit ihren klassifizierenden Ideologien die Ermordung von Millionen von Menschen rechtfertigten.
Rassismus und Imperialismus
Seinen ideellen Höhepunkt fand der Rassismus im Imperialismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Klischee- und Überheblichkeitsvorstellungen seitens europäischer Literaten und Publizisten waren damals an der Tagesordnung, auch wenn Gewalt gegenüber Mitgliedern anderer "Rassen" selten explizit gutgeheißen wurde. Extremer Vertreter des Rassismus und auch des Sozialdarwinismus war Houston Stewart Chamberlain, der in seiner Vorstellung von der Welt die Auffassung vertrat, die germanische Rasse sei zum Retter der Menschheit auserkoren.
Siehe auch: Antisemitismus, Nationalsozialismus, Apartheid, Darwin, Herrenrasse, Indianerpolitik der USA, Kolonie, Mischling, Heidelberger Manifest, Nürnberger Gesetze, Phrenologie, Sklaverei, Antiamerikanismus
Literatur
- Detlev Claussen: Was heißt Rassismus?. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994 ISBN 3-534-12033-7
- Alex Callinicos: Rassismus : eine marxistische Analyse. 1999, Frankfurt/Main, ISBN 3-9806019-5-1