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Zweiter Japanisch-Chinesischer Krieg

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Der Zweite Japanisch-Chinesische Krieg fand vom 25. Juli 1937 bis zum 15. August 1945 statt.

Japanische Eroberungen bis 1940

Er war eine umfassende Invasion der Japaner in Ostchina und markiert den Eintritt Japans in die Kriegshandlungen, die später als Zweiter Weltkrieg bezeichnet werden.

Hintergrund

Die Weltwirtschaftskrise hatte auch Japan hart getroffen. Die japanische Armee gewann immer weiteren Einfluss auf die Regierung. Als Lösung für die Wirtschaftskrise sahen viele Politiker und Militärs eine Intensivierung der kolonialen Bestrebungen. So provozierte die Guandong-Armee 1931 den Mukden-Zwischenfall, der als Vorwand genutzt wurde um die Mandschurei zu besetzen. Dies gelang ohne größere Gegenwehr der Chinesen, da das Land sich in einem Bürgerkrieg befand. Japan errichtete daraufhin Mandschuko als Marionettenstaat um die besetzten Gebiete zu verwalten.

China wehrte sich mit einem Handelsboykott gegen Japan und weigerte sich japanische Schiffe zu löschen. Dies hatte zur Folge, dass die japanischen Exporte auf einsechstel zurück gingen. Dies heizte die Stimmung in Japan an. Vor allem ein Zwischenfall, bei dem 1932 in Shanghai fünf japanische Mönche verprügelt wurden (ein Mönch erlag später seinen Verletzungen), wurde von den japanischen Medien aufgegriffen und schürrte den Zorn in der japanischen Bevölkerung. Am 29. Januar bombardierte Japan daraufhin China. Dabei handelt es sich um das erste Flächenbombardement, das sich gegen die Zivilbevölkerung richtete. Schätzungen sprechen von etwa 18.000 getöteten Chinesen und 240.000 Obdachlosen. China sah sich gezwungen den Handelsboykott aufzuheben und um Shanghai wurde eine Demilitarisierte Zone errichtet. Im Mai 1933 wurde ein Waffenstillstand geschlossen und China musste den Mandschuko Staat anerkennen. Als der Völkerbund gegen das Vorgehen protestierte, tratt Japan aus dem Völkerbund aus.

1936 unterzeichneten Japan und Deutschland den Antikominternpakt, der sich gegen die kommunistische Internationale (Komintern) richtete. Dieser Pakt hatte vor allem symbolische Bedeutung, da beide Staaten isoliert wurden. 1937 traten Italien und während des zweiten Weltkriegs weitere Staaten dem Pakt bei.

Verlauf

Chinesische Soldaten auf dem Weg zur Front, 1939

Am 7. Juli 1937 kamm es zum Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke, bei dem sich japanische und chinesische Soldaten Feuergefechte lieferten. Ob dieser Vorfall von Japan provoziert wurde, wird heftig diskutiert. Als die Kommunistische Partei Chinas, die sich im Bürgerkrieg mit der Kuomintang befand, zum Widerstand gegen Japan aufruft, begann der zweite Japanisch-Chinesische Krieg. Die Japaner rechneten mit einem schnellen Krieg. Doch die Schlacht um Shanghai dauerte unerwartet lange und forderte unerwartet viele Verluste. Es kämpften etwa 200.000 japanische und eine unbekannte Zahl chinesischer Soldaten in einem erbitterten Häuserkampf gegeneinander. Die Verluste waren auf beiden Seiten sehr hoch. Japan konnte die Schlacht erst mitte November für sich entscheiden, als die Japanische 10. Armee in der Hangzhou Bucht landete und die chinesischen Truppen so von einer Einkesselung bedroht waren.

Die Japanischen Truppen erreichten Nanking um den 8. Dezember und schlossen die Stadt ein. Sie liesen Flugblätter abwerfen, die die Verteidiger zur Übergabe der Stadt aufforderten. Die Japaner bombardierten Nanking bei Tag und bei Nacht. Dies schwächte die Moral der chinesischen Truppen. Um 17 Uhr am 12. Dezember befahl der chinesische Stadtkommandant den Rückzug der Truppen. Der Rückzug verlief ungeordnet. Die Soldaten entledigten sich ihrere Waffen und Uniformen. Zum Teil überfielen sie Zivilisten um an Zivile Kleidung zu gelangen. Die Panik ergriff auch die Bevölkerung und so versuchten Soldaten und Zivilisten zum Jangtsekiang zu fliehen. Dabei wurden sie sogar von eigenen Truppen beschossen. Am Jangtsekiang standen aber kaum Transportmittel zur Verfügung, so dass ein Abtransport der Truppen kaum möglich war. Bei den panischen Versuchen die Boote zu besteigen ertranken viele Menschen in dem kalten Fluss.

Am 13. Dezember besetzten die japanischen Truppen Nanking. Es wird vermutet, dass nach dem Fall Nanjings mehr als 300.000 chinesische Zivilisten in dem drei Wochen andauernden Massaker von Nanking ermordet wurden.

Da die chinesische Industrie und das Militär unterentwickelt waren und der Bürgerkrieg eine einheitliche Führung und Entwicklung unterdrückte, war es der chinesischen Armee nicht möglich die japanischen Truppen in einer großen Feldschlacht anzugreifen. So versuchte man in der ersten Phase des Krieges Industrie und große Truppenteile zu evakuieren um sich so die Armee aufbauen zu können, mit der man den japanischen Truppen entgegen tretten könnte. Mit kleineren Angriffen, Häuserkämpfen in den Städten und unter Ausnutzung des großen Gebietes wurde versucht den Vormarsch der Japaner zu bremsen. Ab 1938 wurde die Taktik des magnetischen Krieges eingesetzt, bei dem die japanischen Truppen gezielt in Fallen gelockt werden sollten. Erst im Juli 1944 wurde man offensiv gegen die japanischen Truppen tätig.

Die Japaner hatten weder den Willen noch die Möglichkeiten, China zu verwalten. Deshalb setzten sie eine Marionettenregierung unter Wang Tsching-wei als höchstes Staatsorgan ein, die die japanischen Interessen vertreten würde. Die Brutalität der Japaner machte die von ihnen eingesezte Regierung sehr unbeliebt, und die Japaner weigerten sich, mit den Kuomintang unter der Führung Chiang Kai-sheks oder den Kommunisten unter Mao Tse-tung zu kooperieren.

1940 erreichten die Kämpfe eine Pattsituation. Japan hielt den östlichen Teil Chinas besetzt und hatte mit Guerrillaattacken zu kämpfen. Der Rest Chinas war zwischen den Kuomintang (unter der Führung Chiang Kai-sheks) und Mao Tse-tungs Kommunistischer Partei aufgeteilt, die sich miteinander im Bürgerkrieg befanden, aber ein Zweckbündnis zur Vertreibung Japans schlossen.

Die USA tendierten anfänglich dazu, Japan zu unterstützen. Nach Berichten über japanische Grausamkeiten und Aktionen der Japaner wie dem versehentlichen Angriff auf die USS Panay und die damit verbundene Beeinträchtigung der amerikanischen Ölinteressen in China schlug die Stimmung aber um und Amerika verhängte über Japan ein Stahl- und Öl-Embargo und unterstützte China militärisch mit den Flying Tigers. Dieses Embargo machte es für die Japaner unmöglich, ihre Aktionen in China fortzusetzen, und führte in weiterer Folge zum Angriff auf Pearl Harbor.

Nach diesem Angriff erklärten China und die USA Japan offiziell den Krieg. Dieser weitete sich nun auf den ganzen pazifischen Raum aus, was es Japan unmöglich machte, seine überlegene Feuerkraft ausschließlich auf China zu konzentrieren.

Kuomintang und Kommunisten gewannen immer mehr die Kontrolle über die ländlichen Gebiete, während Japan die Städte und die Hauptverkehrswege an der Ostküste besetzt hielt. Am 8. August 1945 erklärte Russland bzw. die Sowjetunion Japan den Krieg und marschierte mit über einer Million Soldaten in der Mandschurei ein.

Im Sommer 1945 dachten alle Kriegsparteien, dass sich der Krieg noch mindestens ein Jahr hinziehen würde, er wurde aber mit Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki schlagartig beendet. Japan kapitulierte am 15. August 1945 und die japanischen Truppen in China ergaben sich offiziell am 9. September 1945. So wie es die Alliierten 1943 auf der Kairo-Konferenz beschlossen hatten, fielen die Mandschurei und Taiwan zurück an China und Korea wurde ein unabhängiger Staat. Nur die Ryukyu-Inseln (heute Okinawa) erhielten nicht die versprochene Unabhängigkeit zurück.

Internationale Unterstützung

Zunächst wurde China kaum Unterstützung zu Teil. Andere Nationen rechneten den chinesischen Truppen keine Chancen ein, das Land verteidigen zu können und fürchteten so nur die eigenen Beziehungen zu Japan zu verschlechtern.

Die Sowjetunion hingegen unterstützte die chinesischen Kommunisten, da die Sowjetunion sich zum einen selbst von Japan bedroht fühlte und es zu militärischen Grenzkonflikten kam und man zum anderen eine kommunistische Regierung errichten wollte. So schickte die Sowjetunion Waffen, Ausbilder und Berater nach China.

Deutschland unterstützte die Kuomintang, um eine kommunistische Regierung zu verhindern. Deutschland stellte die Unterstützung aber ein, da man sich mit Japan verbündete.

Die USA unterstützte anfänglich Japan. Doch nach Berichten über die japanische Brutalität in den besätzten Gebieten und dem Panay-Vorfall wendete sich die US-Öffentlichkeit gegen Japan und die USA fingen an China zu unterstützen. Die USA beschlossen 1938 ein Öl- und Staal-Embargo gegen Japan und unterstützen die Kuomintang ab 1941 militärisch mit den Fyling Tigers. Die Flying Tigers war eine Einheit freiwilliger US-Piloten, die den chinesischen Truppen Luftunterstützung bot. Claire Chennault, ein Major a.D. des US Army Air Corps, leitete die Gruppe und rekrutierte 100 Piloten und 200 Mann Bodenpersonal von den US-Streitkräften und besorgte 100 Curtiss P-40 Kampfflugzeuge. Es wurde auch geplant eine Bombereinheit zu formieren, diese Pläne wurden aber überholt, als es zum offenen Krieg zwischen Japan und den USA kam.

Während des zweiten Weltkriegs wurde China offiziel von den Alliierten unterstützt und die USA errichteten Flugbasen auf chinesischem Gebiet, von denen später unter anderem das japanische Mutterland bombardiert wurde. Die USA unterstützten China von 1941 bis 1945 mit über 5 Milliarden US-$. Die Bürgerkriegsparteien lagerten aber viele Waffen ein, da man sich auf einen Entscheidungskampf im Bürgerkrieg vorbereitete.

Kriegsverbrechen

Die Japaner begingen während der Besetzung Chinas schwere Kriegsverbrechen. Nach der Besetzung Nankings kam es zu einem Massaker, bei dem nach Schätzungen bis zu 300.000 Menschen ermordet wurden.

Mit der Einheit 731 unterhielt Japan eine Einrichtung für die Forschung an biologischen- und chemischen Waffen, die schwere Kriegsverbrechen beging.


Zahlen/Folgen

Am 9. September 1945 kapitulierten die japanischen Einheiten in China, nach dem Japan bereits am 14. August 1945 kapituliert hatte.

Die Kuomintang kämpften in 22 Schlachten, in denen auf jeder Seite mehr als 100.000 Soldaten beteiligt waren, und in über 40.000 kleineren Gefechten. Die Kommunisten kämpften in 111.500 Gefechten unterschiedlicher Größe. Die Japaner verzeichneten rund 1,1 Millionen Gefallene, Verletzte und Vermisste. Die Chinesen verloren 3,22 Millionen Soldaten, 9,13 Millionen Zivilisten starben im Kreuzfeuer und 8,4 Millionen Zivilisten starben bei nicht-militärischen Zwischenfällen. China erlitt einen finanziellen Schaden von 383 Milliarden US-Dollar; dies entspricht dem mehr als 50-fachen des Bruttosozialprodukts Japans zu dieser Zeit. Der Krieg verursachte eine Anzahl von 95 Millionen Flüchtlingen.

Am 29. September 1972 wurde in Peking ein gemeinsammes Kommunique von Japan und der Volksrepublik China unterzeichnet. Mit dem Kommunique wurden Beziehungen zwischen Japan und der VR China eröffnet und beide Staaten erklärten einen Verzicht auf Reparationen.

Der Bürgerkrieg ging nach der Kapitulation Japans weiter und in Folge dessen starben viele Menschen in Kämpfen oder an Hunger und ähnlichen Problemen, weil keine geregelte Verwaltung existierte.

Die Sowjetunion, die in Vereinbarung mit China im Jalta Abkommen in die Mandschurei einmarschiert war, baute in den besetzten Gebieten massiv die Industrie ab und half der kommunistischen Partei sich den zurückgelassenen Waffen der japanischen Einheiten zu bedienen. Die kommunistische Partei war während des Krieges von 100.000 Mitgliedern (1937) auf über 1,2 Millionen (1945) angewachsen und konnte die Kuomintang bis 1949 besiegen und nach Taiwan vertreiben.

Bis heute gibt es in der chinesischen Bevölkerung tiefe anti-japanische Ressentiments. Dies ist unter anderem eine Folge der japanischen Vergangenheitsbewältigung, so werden Kriegsverbrechen bis heute geleugnet oder heruntergespielt und beteiligte Einheiten mit Ehrenmahnmalen ausgezeichnet.

Im April 2005 kam es erst zu Ausschreitungen gegen japanische Einrichtungen, weil Japan Schulbücher einführen wollte, die die japanischen Kriegsverbrechen als „Zwischenfall“ verharmlosten.

Siehe auch

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