Simon von Trient
Simon von Trient war ein Kind, für dessen Tod im Jahr 1475 Juden als angebliche Ritualmörder verantwortlich gemacht wurden.
Am Ostersonntag des Jahres 1475 wurde in einem Bach in Trient ein zwei-, nach anderen Quellen dreijähriges Kind vom Juden Samuel tot aufgefunden, das seit dem Gründonnerstag vermisst worden war. Zusammen mit anderen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde meldete Samuel den Mord. Daraufhin setzte Papst Sixtus IV. eine Kommission unter dem Vorsitz des Antisemiten und Franziskanerpredigers Bernhardin von Feltre ein, die auf Basis von unter Folterungen erpressten Geständnisse der Juden zum Schluss kam, dass diese einen Ritualmord verübt hatten. Es wurden insgesamt 14 Juden hingerichtet.
Der Leichnam des Kindes wurde in der Trienter Peterskirche beigesetzt. Sein Gedenktag war am 24. März. 1584 bestätigte Papst Gregor XIII. durch die Eintragung ins Martyrologium den Kult für Simon. 1782 macht die Ritenkongregation den seligen Simon zum zweiten Diözesanpatron von Trient. Erst 1965 hob die Ritenkongregation unter Paul VI. die Verehrung Simons rückgängig und stellte fest, dass die Trienter Juden Opfer eines Justizirrtums geworden waren.
Medienereignis
Die Verbreitung der Nachricht von der angeblichen Ermordung Simons von Trient war eines der ersten Medienereignisse, bei denen sich die Erfindung des Buchdrucks bewährte. Einblattdrucke, aber auch viele handschriftliche Texte machten den Casus im ganzen Abendland bekannt.
Die berüchtigte Frankfurter Judensau-Darstellung vom Ende des 15. Jahrhunderts zeigt die Judensau in Verbindung mit Simon von Trient (Abbildung im Artikel Judensau).
Literatur
- Petra Schöner: Judenbilder im deutschen Einblattdruck der Renaissance. Ein Beitrag zur Imagologie, Baden-Baden, Verlag Valentin Koerner 2002, S. 120-134 ISBN 3873204428 Rezension
- Rogger Iginio: Simon von Trient. Eine Ritualmordlegende und ihre Bewältigung. In: Tiroler Heimat NF 50 (1986-1987), S. 101-107 (nicht eingesehen)