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Deutschsprachige Literatur

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Unter deutscher Literatur versteht man alle literarischen Werke, die in deutscher Sprache verfasst wurden. Es sind also auch die österreichische Literatur, die Literatur der deutschsprachigen Schweiz und die Literaturen der deutschen Sprachinseln einbezogen. Zur Literatur werden auch nicht-dichterische Werke mit besonderem schriftstellerischem Anspruch gezählt, also Werke der Geschichtsschreibung, der Literaturgeschichte, der Sozialwissenschaften, der Philosophie usw. wie auch Tagebücher oder Briefwechsel.

Anfang und Ende einer literarischen Epoche sind immer schwer zu erfassen. Die Epochen werden hier (soweit machbar) nach dem Anfang der Epoche geordnet. So werden Abhängigkeiten zwischen den Epochen besser erkennbar.

Frühes Mittelalter (etwa 750–1100)

Althochdeutsche Dichtung als Randeintrag in einem lateinischen Kodex: Das Stabreimgedicht vom Weltende Muspilli, 9. Jh.

Dichtung im frühen Mittelalter wurde nur mündlich verbreitet und ist aus diesem Grund fast vollständig verloren gegangen. Verschriftlichung von Wissen bedeutete fast immer gleichzeitig eine Übertragung ins Lateinische (z. B. germanische Stammesrechte). Man kann erschließen, daß es aristokratische Geschichtsüberlieferung (Heldenlieder, Erzähllieder, Fürstenpreis), lyrische "Folklore" (Tanz-, Liebeslieder, Totenklagen, Zaubersprüche) gegeben hat. Nur durch Zufall ist einzelnes hiervon im klösterlichen Umfeld aufgeschrieben worden. Beispiele sind die Merseburger Zaubersprüche, zwei germanische Beschwörungsformeln, die zugleich als einziger niedergeschriebener Beleg für die heidnische Religiosität im deutschsprachigen Raum gelten. Wertvoll als Beleg germanischer Heldendichtung ist das Hildebrandslied.

Die ältesten althochdeutschen Schriftzeugnisse stammen aus dem 8. Jahrhundert und sind in einem gänzlich anderen kulturellen Zusammenhang zu suchen: im kirchlichen Einsatz der Volkssprache als Missionierungshilfe und als Verständnishilfe für lateinische Texte (z. B. Glossen). Ein literarisches Selbstbewußtsein bildete sich auf der Grundlage lateinischer epischer Dichtung auch in der volkssprachigen Klosterliteratur aus, wie zum Beispiel in den zwei großen Bibelepen des 9. Jahrhunderts, dem altsächsischen Heliand, noch im alten Stabreim, und im Evangelienbuch des Otfrid von Weißenburg, im neuen, zukunftsweisenden Endreimvers. Um das Jahr 1000 übersetzte und kommentierte Notker in St. Gallen philosophische Texte der Antike auf hohem philologischen Niveau ins Althochdeutsche. Er darf als erster großer deutscher Prosaist gelten.

Im 11. Jahrhundert entstanden vor allem religiös belehrende und ermahnende Texte in frühmittelhochdeutschen Reimpaarversen. Heilsgeschichtliche Darstellungen, z. B. das Ezzolied (um 1065), Legendendichtung, z. B. das Annolied (um 1077), alt- und neutestamentliche Bibelepik (Genesis, Exodus, Leben Jesu), dogmatische Darlegungen, eschatologische Dichtungen und Mariendichtung prägten die erste Phase dieser Geistlichendichtung, die von einer religiösen Einflussname auf den Laienadel bestimmt ist.

Mehr zur althochdeutschen LiteraturMehr zur frühmittelhochdeutschen Literatur

Hohes Mittelalter (etwa 1100–1250)

Um die Mitte des 12. Jahrhunderts ereignet sich in jeder Hinsicht ein tiefgreifender Wandel. Die Themen und Formen der Literatur werden vielfältiger; die schriftliche Verbreitung erfaßt nun auch Stoffe, die zuvor für unwürdig galten, aufgeschrieben zu werden (höfische Lyrik, unterhaltende Erzählungen). Auch die geistliche Dichtung entwickelt ein neues Interesse an der Einzelperson und ihrer Lebensgeschichte (Legendendichtungen, z. B. Albers 'Tundalus', Veldekes 'Servatius').

Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gewinnt auch die Geschichtsepik als stärker weltlich orientierte Dichtung erstmals poetischen Rang. Das bedeutendste Werk, die Kaiserchronik mit rund 17.000 Versen, erzählt episodenhaft die Geschichte des römischen Kaisertums von der Gründung Roms bis zu Konrad III. Das Rolandslied des Pfaffen Konrad schildert den Kampf Karls des Großen und seiner Paladine gegen die Sarazenen in Spanien sowie den Tod Rolands nach einem Verrat. Mit dem Rolandslied und dem 'Alexander' des Pfaffen Lamprecht macht sich auch erstmals der Einfluss französischer Stoffe und Gestaltungsweisen bemerkbar, der die deutsche Literatur für die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte prägen soll.

Wolfram von Eschenbach; Autorenbild in der Manessischen Liederhandschrift

In der Lyrik entwickelte sich der Minnesang, mit seinen wichtigsten Vertretern Heinrich von Morungen, Hartmann von Aue und Walther von der Vogelweide. Im Hochmittelalter (12. und 13. Jahrhundert) entstand nach französischem Vorbild (Chrétien de Troyes) das höfische Epos in mittelhochdeutscher Sprache. Am bekanntesten sind hier "Erec" (Hartmann von Aue), "Tristan und Isold" (Gottfried von Straßburg), "Parzival" (Wolfram von Eschenbach). Anonym überliefert bleibt das Heldenepos "Nibelungenlied".

Spätes Mittelalter (etwa 1250–1500)

Als revolutionär erwies sich am Ausgang des Mittelalters der Buchdruck mit beweglichen Lettern. Schließlich konnte Pergament als Beschreibstoff durch billiges Papier ersetzt werden. Am Übergang zur Neuzeit steht Johannes von Tepls "Der Ackermann aus Böhmen".

Mehr zur Deutschen Literatur im Mittelalter

Frühe Neuzeit (Humanismus und Reformation) (etwa 1450–1600)

Aus Italien kommend verbreitete sich der Humanismus, die Geisteshaltung der Renaissance, in Deutschland. Man wandte sich antikem Gedankengut zu. Bekannte Vertreter waren der in Basel tätige Erasmus von Rotterdam und Johannes Reuchlin, allerdings schrieben sie ihre Werke meist lateinisch und hatten außerhalb der Gelehrtenwelt wenig Einfluss. Anders Ulrich von Hutten (1488-1523) mit seinen rebellischen Gedichten oder Sebastian Brant (1458-1521), der sein äußerst erfolgreiches "Narrenschiff" auf Deutsch verfasste.

Hans Sachs

Die folgenreichste Bewegung war die von Martin Luther (1483-1546) eingeleitete Reformation. Luther verstand es, seine Ideen auch in volksnahem Deutsch zu verbreiten. Das herausragendste Ereignis auf dem deutschen Buchmarkt des 16. Jahrhunderts war sicher das Erscheinen seiner Bibelübersetzung in den Jahren 1522 und 1534. Sie trug wesentlich zur Entwicklung des heutigen Deutsch bei.

Neben Humanismus und Reformation verdienen auch der Meistersang, die Schwankdichtung und das Fastnachtsspiel zumindest eine Erwähnung, insbesondere als deren Vertreter der Nürnberger Hans Sachs (1494–1576) und Jörg Wickram (um 1505 – vor 1562). Ein weiterer bemerkenswerter Autor des 16. Jahrhunderts ist der Straßburger Johann Fischart (1546-1590), sein bekanntestes Werk ist die "Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung".

Ein häufiges Genre der Zeit war das Volksbuch. Es entstand anonym und war, weil es beliebte Themen aufgriff, weit verbreitet. Beispiele sind die "Historia von D. Johann Fausten" und die Geschichten um Till Eulenspiegel.

Barock (etwa 1600–1720)

Im Barock vollzog sich eine stärkere Hinwendung der Literatur zur deutschen Sprache. Politisch war die Epoche von der konfessionellen Spaltung und dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) geprägt. Die Spannweite der Barockliteratur ist sehr weit: von höfischer Dichtung zu volksnahen Romanen, von der Nachahmung antiker Vorbilder zur persönlichen Erlebnislyrik, von Lebensbejahung zum Vanitas-Motiv.

Andreas Gryphius

In der Barockzeit wurden zahlreiche Dichter- und Sprachgesellschaften gegründet, die bekannteste davon war die Fruchtbringende Gesellschaft. Von Martin Opitz (1579-1639) wurde in seinem "Buch von der deutschen Poeterey" (1624) der Alexandriner für die deutschsprachige Lyrik empfohlen und blieb lange Zeit der wichtigste Vers. Mit einiger Verspätung gelangten der Petrarkismus und die Schäferidylle in die deutsche Literatur, genannt seien hier der Opitz-Schüler Paul Fleming (1609-1640) und Simon Dach (1605-1659).

Wichtige lyrische Formen der Epoche sind das Sonett, die Ode und das Epigramm, die Lyrik kann man grob in religiöse, meist evangelische, und weltliche einteilen. Religiöse Lyrik schrieben Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635), der Kirchenliederdichter Paul Gerhardt (1607-1676), Angelus Silesius (1624-1677) und der Mystiker Jakob Böhme (1575-1624). Unter den weltlicher orientierten Dichtern sind besonders die Sonette von Andreas Gryphius (1616-1664) zu nennen sowie Christian Hofmann von Hofmannswaldau (1617-1679).

Das Drama der Barockzeit zeigt sich vielfältig: Es gab einerseits das Jesuitentheater, das vor allem im südlichen, katholischen Raum in lateinischer Sprache aufgeführt wurde. Da die Zuschauer die Sprache nicht verstanden, setzte man umso mehr auf visuelle Effekte. Ähnlich verhielt es sich mit den anfangs ausländischen Wanderbühnen. Für ein anderes Publikum waren die Barockoper und das höfische Drama gedacht. Die Barockoper wurde als Gesamtkunstwerk hoch geschätzt. Im höfischen Drama gilt das Prinzip der Ständeklausel, Autoren sind etwa Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683) und Gryphius mit Komödien und Tragödien ("Carolus Stuardus").

Barockromane sind der Schäferroman, der Staatsroman, der höfisch galante Roman und am einflussreichsten: der aus dem Spanischen stammende Pikaro- oder Schelmenroman. Insbesondere ragt hier Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (um 1625-1676) mit seinem "Simplicissimus" und weiteren "Simplicianischen Schriften" hervor. Simplicissimus´ Abenteuer während des Dreißigjährigen Krieges sind der bedeutendste außerspanische Schelmenroman.

Siehe auch: Barockliteratur (derzeit Begriffsdiskussion)

Aufklärung (etwa 1720–1785)

Bereits im Jahr 1687 hielt Christian Thomasius, der "Vater der deutschen Aufklärung", seine Vorlesungen in Deutsch statt Latein. Bekannte Philosophen dieser Zeit, der Frühaufklärung, waren Christian Wolff und Gottfried Wilhelm Leibniz. Der wichtigste literarische Autor der Frühaufklärung war sicher Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) mit seinen Fabeln. Die bedeutendste Figur im literarischen Leben aber war Johann Christoph Gottsched (1700-1766). Wegweisend waren seine theoretischen Schriften, vor allem der "Versuch einer critischen Dichtkunst" (1730), sein literarisches Werk ist dagegen zweitrangig. In der "Dichtkunst", einer normativen Poetik, orientierte er sich am klassischen französischen Drama und behielt die Ständeklausel bei. Dagegen polemisierten die Schweizer Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger, die das rationale Moment überbewertet sahen.

Gotthold Ephraim Lessing

Autoren der Frühaufklärung lassen sich auch dem Spätbarock zurechnen, ein Beispiel dafür, wie fragwürdig Epocheneinteilungen sein können. Der bedeutendste Lyriker war Johann Christian Günther (1695-1723), ebenso wie Barthold Heinrich Brockes (1680-1747), kann er beiden Epochen zugeschrieben werden.

Neben der Aufklärung bildeten sich auch Strömungen, die das Gefühl in den Vordergrund stellten. Dazu zählt die Rokoko-Dichtung Friedrich Hagedorns, von Ewald Christian von Kleist, Salomon Gessner und anderen.

Vorbild einer ganzen Generation wurde Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) mit seinem Epos "Der Messias" (1748-1773), das ganz in Empfindungen und Seelenzuständen schwelgt. Klopstock wird der Empfindsamkeit zugerechnet.

Im Bereich der Prosa war Christoph Martin Wieland (1733-1813) wegweisend. Er gestaltete den frühen Bildungsroman "Geschichte des Agathon" (1766/67) und vermischte Rokoko-Elemente mit aufklärerischen Gedanken.

Die deutsche Spätaufklärung ist undenkbar ohne Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781). Sein Wirken umfasst wichtige theoretische Werke ("Laokoon" 1766), Literaturkritik (mit Friedrich Nicolai und Moses Mendelssohn) und eine Reihe von bedeutenden Dramen. Am stärksten von aufklärerischem Geist durchdrungen ist "Nathan der Weise" (1779), in dem exemplarisch gezeigt wird, dass der Wert eines Menschen nicht an zufälligen Etiketten wie Religion oder Nation abgelesen werden kann.

Siehe auch: Aufklärung (Literatur)


Sturm und Drang (etwa 1765–1785)

Die jugendliche Reaktion auf die Aufklärung, die als einengend und gefühlskalt empfunden wurde, war die kurze Periode des "Sturm und Drang". Die meist jungen Männer, die gegen jede Form von Tyrannei waren, wollten auch in künstlerischen Dingen keine Bevormundung. Ein "Genie", so die Idee, muss sich nicht an Regeln halten. Sie schrieben über die Probleme, die sie beschäftigten, und gaben dem Hier-und-Jetzt den Vorzug vor der Antike.

Johann Wolfgang von Goethe zeigte in dem Briefroman "Die Leiden des jungen Werther" einen Mann, der an seinem Gefühlsüberschwang und einer unglücklichen Liebe stirbt. In Friedrich Schillers (1759-1805) Drama "Die Räuber" rebelliert ein junger Mann gegen seinen Vater und die Obrigkeit. Die Dramen von Jakob Lenz (1751-92) thematisieren die bedrückende Situation junger Intellektueller, wie etwa in "Der Hofmeister". Neben den Dramen war auch die Lyrik wichtig, in ihr konnten sich Emotion und Pathos ausdrücken.

Der "Sturm und Drang" dauerte aber nicht lange, die meisten Protagonisten entwickelten sich weiter. Schiller und Goethe begründeten die deutsche Klassik, Lenz hingegen konnte sich mit seiner Umwelt weiterhin nicht abfinden und starb einsam.

Mehr zum Sturm und Drang

Weimarer Klassik (etwa 1786–1805)

Datei:Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Goethe in der Campagna, 1787.jpg
Goethe in Italien

Die Weimarer Klassik wird oft mit Goethes Italienreise 1786 angesetzt. Bezeichnend ist die fruchtbare Zusammenarbeit mit Friedrich Schiller, der aber schon 1805 in Weimar starb. Beide Protagonisten haben ihre Sturm-und-Drang-Phase hinter sich gebracht und orientieren sich an humanistischen Idealen. Teilweise werden auch antike Themen und Muster aufgegriffen, dies nennt man "klassizistisch". "Klassik" hingegen ist eine positiv wertende Bezeichnung für die Epoche.

Goethes Drama "Iphigenie auf Tauris" thematisiert die Überwindung von Vorurteilen und ist darin ein Beispiel für das humanistische Ideal der Klassik. Sein größtes Werk ist die Tragödie "Faust" (1808), der 1832 ein zweiter Teil folgte. Das Schaffen Goethes ist sehr umfangreich, seine spätere Phase wird nicht mehr der Klassik zugerechnet.

Der zweite große Schriftsteller der Weimarer Klassik ist Friedrich Schiller. Er schrieb theoretische Werke ("Über naive und sentimentalische Dichtung"). Auch in der Lyrik griff er philosophische Fragenstellungen auf (etwa in "Der Spaziergang"). Schiller schrieb zahlreiche Balladen ("Die Bürgschaft") und eine Reihe von historischen Dramen ("Wallenstein").

Andere Autoren, die manchmal auch zur Klassik gezählt werden, sind als Vorläufer Karl Philipp Moritz (1757-1793) und Richtung Romantik weisend Friedrich Hölderlin (1770-1843). Moritz´ autobiografisch gefärbter Roman "Anton Reiser" gilt als der erste psychologische Roman in deutscher Sprache, Hölderlins hymnische Lyrik stellt einen Höhepunkt in dieser Gattung dar.

Nicht im engeren Sinn zur Klassik gehören Jean Paul (1763-1825), der vor allem satirische Romane schrieb, und Heinrich von Kleist (1777-1811), dessen Thema häufig das Individuum ist, das sich an gesellschaftlichen Zwängen abmüht oder an ihnen zerbricht, zum Beispiel in der Novelle "Michael Kohlhaas".

Mehr zur Weimarer Klassik

Romantik (etwa 1796–1835)

Die Epoche der Romantik wird meist in Frühromantik, Hochromantik, Spätromantik und Nachromantik unterteilt; im Einzelnen ist es jedoch nicht ganz einfach, zeitliche und personelle Abgrenzungen vorzunehmen.

E.T.A. Hoffmann – Selbstportrait

Die Frühromantik kann aus literaturtheoretischer Perspektive als die spannendste Phase bezeichnet werden. Die miteinander befreundeten Autoren, wie die Brüder August Wilhelm (1767-1845) und Friedrich Schlegel (1772-1829)), Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798), Ludwig Tieck (1773-1853) und Friedrich von Hardenberg (1772-1801), der unter dem Pseudonym Novalis arbeitete, brachen mit vielen Konventionen: beispielsweise mischten sie in ihre Romane Gedichte und Balladen, kleine Märchen etc.; dabei bezogen sie sich oft auf Goethes Werke ("Werther", "Wilhelm Meisters Lehrjahre"). Dem entspricht Friedrich Schlegels Konzept einer 'progressive Universalpoesie', die nicht nur unterschiedlichste Gattungen und Wissensgebiete miteinander verbindet, sondern auch über sich selbst nachdenkt und ihre eigene Kritik enthält. Als wichtigstes Gestaltungsmittel dieser 'Reflexionspoesie' erscheint die Ironie, die zum Ausdruck bringt, dass der ideale Zustand, den Kunst nach 'klassischer' Theorie in den Blick bringen soll, menschlicher Vorstellung entzogen ist, und dass den Bildern, mittels derer die Künstler diesen Zustand darzustellen suchen, nicht zu trauen ist. Andererseits können wir uns der vielfältigen Bedeutungen und Bedeutungsbrechungen literarischer Werke nie sicher sein und tun deshalb möglicherweise gut daran, uns auf das Wagnis der Lüge, das die Kunst eingeht, einzulassen. Das literarische Fragment ist ein weiteres, von den Romantikern geschätztes Darstellungsmittel, in dem die Kunst ihr eigenes 'Versagen' reflektiert und sich von dem 'klassischen' Konzept des harmonisch in sich abgeschlossenen Werks, in dem sich der ideale Zustand 'spiegelt', abgrenzt.

Als Vertreter der Hochromantik gelten Ludwig Achim von Arnim (1781-1831) und Clemens Brentano (1778-1842). Sie gaben unter dem Titel "Des Knaben Wunderhorn" eine Sammlung deutscher Volkslieder heraus. Und es war deren Ehefrau und Schwester Bettina von Arnim (1785-1859), die mit ihrem Band "Goethes Briefwechsel mit einem Kinde" – erschienen 1835 – nicht zuletzt zur Popularität Goethes in Deutschland beitrug, aber auch die sozialen und politischen Missstände in Deutschland immer wieder in ihrem Werk thematisiert hat ("Armenbuch", "Dies Buch gehört dem König", besonders dessen Anhang, sowie die "Polenbroschüre").

Auch die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm zählen mit ihrer Sammlung von Volksmärchen zu dieser Epoche. Ebenso kann man auch den mittleren Tieck dieser Epoche zuordnen.

Der wohl bekannteste Spätromantiker dürfte E.T.A. Hoffmann (1776-1822) sein, der mit Erzählungen wie "Lebensbeschreibungen des Katers Murr" und "Der Sandmann" die romantische Ironie psychologisch wendet und so eine moderne, nicht mehr idealistisch begründete Poetik vorbereitet. Zur Spätromantik zählt darüber hinaus der Dichter Joseph von Eichendorff (1788-1857).

Heinrich Heine (1797-1856) nimmt zur Romantik und zu ihren Motiven eine oft ironische Haltung ein und müsste wohl am ehesten zum Frührealismus gerechnet werden.

Mehr zur Romantik

Biedermeier (etwa 1815–1848) und Vormärz (etwa 1830–1850)

Georg Büchner

Die literarischen Strömungen zwischen der "Kunstperiode" von Klassik und Romantik einerseits und dem bürgerlichen Realismus andererseits lassen sich nicht unter einen einzigen Epochenbegriff subsummieren. Man bedient sich der historischen oder kunstgeschichtlichen Begriffe des Biedermeier und Vormärz.

Autoren, die zum Vormärz gerechnet werden, engagierten sich politisch und brachten das politische Gedicht zu einer Blüte. Viele von ihnen waren in der lockeren Gruppierung Junges Deutschland, so etwa Georg Herwegh (1817-1875), Heinrich Laube (1806-1884), Karl Gutzkow (1811-1878) und Ferdinand Freiligrath (1810-1876). Von ähnlichem Geist waren auch Heinrich Heine ("Die Harzreise", "Deutschland ein Wintermärchen"), Ludwig Börne (1786-1837) und der jung verstorbene Georg Büchner (1813-1837) ("Woyzeck").

Andere Autoren werden, wenn nicht zum Realismus, so zum Biedermeier gerechnet. Vor allem als Lyriker bekannt sind : Nikolaus Lenau (1802-1850), Eduard Mörike (1804-1875), Friedrich Rückert (1788-1866) und August von Platen (1796-1835). In der Prosa sind Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) ("Die Judenbuche"), Adalbert Stifter (1805-1868), Jeremias Gotthelf (1797-1854) und der Märchendichter Wilhelm Hauff (1802-1827) zu erwähnen.

Dramatiker, die mehr oder minder zum Biedermeier gehören, sind die Österreicher Franz Grillparzer (1791-1872), Johann Nepomuk Nestroy (1801-1862) und Ferdinand Raimund (1790-1836). Grillparzer schrieb Tragödien im Geist der Weimarer Klassik, Nestroy und Raimund vertraten das Wiener Volksstück.

Mehr zur Literatur von Biedermeier und Vormärz

Poetischer Realismus (1848–1890)

Im poetischen oder bürgerlichen Realismus meiden die Autoren die großen gesellschaftspolitischen Probleme und wenden sich der engeren, lokalen Heimat mit ihrer Landschaft und ihren Menschen zu. Im Zentrum aller Romane, Dramen und Gedichte steht der Einzelmensch, das Individuum. Das stilistische Merkmal vieler Werke des poetischen Realismus ist der Humor, der die Distanz zu dem eigentlich Unerträglichen und Empörenden der Wirklichkeit schafft. Er richtet hierbei eine Anklage gegen einzelne Fehler und Schwächen im Gesellschaftsgefüge, wendet sich aber nicht gegen das System als Ganzes.

Die bevorzugte Gattungsform ist anfangs die Novelle. Beispiele dafür sind etwa "Das Amulett" des Schweizers Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) und "Der Schimmelreiter" von Theodor Storm (1817-1888). Im Drama bleibt lediglich Friedrich Hebbel (1813-1863) (etwa mit "Maria Magdalena") in Erinnerung. Später tritt neben die Novelle noch der Roman. Hier sind unter anderem Gustav Freytag (1816-1895) und Wilhelm Raabe (1831-1910) zu nennen.

Die beiden Größen des bürgerlichen Realismus sind der Schweizer Gottfried Keller (1819-1890) und Theodor Fontane (1819-1898). Keller schrieb Erzählungen ("Romeo und Julia auf dem Dorfe") und den Bildungsroman "Der grüne Heinrich". Fontane, der als Journalist begonnen hatte, schrieb Romane wie "Frau Jenny Treibel" oder "Effi Briest". Er weitete seine Sicht von einer zentralen Figur immer weiter zum Gesellschaftsroman aus.

In Österreich finden sich dörfliche Motive bei Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916), Ludwig Anzengruber (1839-1889) und, schon nach Ausklingen der Epoche, Peter Rosegger (1843-1918).

Siehe auch: Bürgerlicher Realismus

Naturalismus (1880–1900)

Gerhart Hauptmann

Der Naturalismus war eine neue Kunst- und Literaturrichtung, die die Verhältnisse in allen gesellschaftlichen Bereichen schonungslos aufdecken wollte. Was den Realisten der Jahrhundertmitte als Thema noch verpönt gewesen war, wurde zum Hauptgegenstand dieser literarischen Richtung. Ohne Rücksicht auf traditionelle Grenzen des so genannten guten Geschmacks und auf bürgerliche Kunstauffassungen sollten Wirklichkeitsausschnitte möglichst in einer Deckungsgleichheit zwischen Realität und Abbild wiedergegeben werden. Eine wesentliche stilistische Neuerung war es hierbei, dass Umgangssprache, Jargon und Dialekt Einzug hielten. Der individuelle Held, der sich frei entscheiden kann, steht nicht länger im Mittelpunkt der Erzählungen und Dramen, sondern der durch ein Kollektiv oder durch Herkunft, Milieu und Zeitumstände bestimmte Mensch.

Anders als in der russischen oder französischen Literatur gibt es im deutschsprachigen Raum keine bedeutenden naturalistischen Romane. Arno Holz (1863-1929) schuf gemeinsam mit Johannes Schlaf (1862-1941) Lyrik und Kurzprosa ("Papa Hamlet"). Bekannt ist Holz´ Gleichung "Kunst = Natur - x", wobei x nach Möglichkeit gegen Null streben, die Kunst also nichts weiter als Abbildung der Wirklichkeit sein sollte. Bedeutender ist der Beitrag von Gerhart Hauptmann (1862-1946), der mit Dramen wie "Die Weber" internationale Anerkennung fand. Am Rande des Naturalismus ist Frank Wedekind (1864-1918) zu sehen. Sein Drama "Frühlings Erwachen" weist mit seiner pubertär-erotischen Thematik bereits in Richtung Fin de siècle.

Von der Jahrhundertwende bis 1933

Mit Naturalismus und Symbolismus beginnt das, was man oft als die Klassische Moderne bezeichnet. Diese Zeit ist geprägt von einem Stilpluralismus, dem Nebeneinander verschiedener Strömungen. Die meisten Autoren lassen sich in mindestens eine dieser Stilrichtungen einordnen.

Symbolismus

In der Klassischen Moderne erlangte der Begriff der "Avantgarde" eine besondere Wichtigkeit. Den Beginn nahm diese Epoche im Ausgang des 19. Jahrhunderts mit dem französischen Symbolismus, mit Dichtern wie Stéphane Mallarmé, Charles Baudelaire und Arthur Rimbaud. Die wichtigsten Vertreter des deutschsprachigen Symbolismus sind Stefan George (1868-1933), Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) und Rainer Maria Rilke (1875-1926). Der Symbolismus verfolgt ein gänzlich anderes Programm als der ungefähr zeitgleiche Naturalismus. Symbolistische Lyrik ist elitär und legt höchsten Wert auf Schönheit und Form. Eine ihr verwandte Richtung in der Kunst ist der Jugendstil, der Zeitraum wird als Fin de Siècle bezeichnet.

Zentren der deutschsprachigen Literatur waren Berlin und Wien, entsprechend wird auch oft von "Berliner Moderne" und "Wiener Moderne" gesprochen. Diese erlitten einen jähen Abbruch mit dem Ausbrechen des Ersten Weltkrieges.

Traditionelle Epik

Datei:Kafka aprox1917 small.jpg
Franz Kafka

Parallel zu diesen programmatisch gegen die Tradition gerichteten Strömungen entstanden Prosawerke, die die alten Formen aufgriffen und weiterentwickelten; zu nennen sind Rainer Maria Rilke mit seinem Roman Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910), Heinrich Mann (1871-1950) (der in dem Frühwerk als ein Wegbereiter des Expressionismus gelten darf), Thomas Mann (1875-1955)) (mit artifiziellen Großromanen und Motive durchspielenden Erzählungen), Hermann Broch (1886-1951), Robert Musil (1880-1942), Franz Kafka (1883-1924) und Hermann Hesse (1877-1962).

Heimatkunst

Die Heimatkunst war eine literarische Strömung im deutschsprachigen Raum von etwa 1890 bis 1910. Sie entstand in unmittelbarem Anschluss an den Naturalismus. Der Hauptpropagandist der neuen Bewegung wurde der Schriftsteller und Literaturhistoriker Adolf Bartels, der 1898 in einem Artikel in der Zeitschrift Der Kunstwart erstmals den Begriff Heimatkunst verwendete. Gemeinsam mit Friedrich Lienhard verbreitete er die neuen Anschauungen in der kurzlebigen, in Berlin erscheinenden Zeitschrift Heimat.

Die neue Bewegung sollte vom Sujet der Großstadt weg und in Richtung Heimat und Volkstum gehen. Mit der weiten Auffassung von "Heimat" ist nicht nur ländliches, sondern auch städtisches Leben gemeint, da auch die Stadt Heimat sein kann. Wie der Naturalismus, von dem sie einige Techniken übernahm, sollte sie neben der Liebe zur Heimat auch Kritik an ihr üben, was ihr nicht durchgehend gelang. In neueren Untersuchungen wurde festgestellt, dass die Heimatkunstbwegung manche Grundgedanken der späteren Ökologiebewegung vorwegnahm.

Mit ihrer konservativen, antimodernistischen Grundhaltung war sie die Vorläuferin der nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Dichtung.

Expressionismus (etwa 1910–1920) und Avantgarde

Der Expressionismus gilt als die letzte große Literaturströmung Deutschlands. Wie schon der Symbolismus ist sie eine avantgardistische Literaturströmung. Die Avantgarde ist neuartigkeits- und theoriebetonte Literatur, sie tritt mit antibürgerlichen Gestus auf. Dieser erreicht einen Höhepunkt im Dadaismus, der das bildungsbürgerliche Publikum mit Nonsense-Literatur brüskiert. Einflüsse kommen auch vom Surrealismus und Futurismus. Diese Richtungen erfuhren in Deutschland durch den Nationalsozialismus, europaweit durch den Zweiten Weltkrieg, eine Zäsur, in gewissem Sinne sogar ihren außerliterarisch bedingten Abbruch.

Als Initialzündung der expressionistischen Lyrik gilt Jakob van Hoddis' Gedicht "Weltende" von 1911, dessen wenige Zeilen "schienen uns in andere Menschen zu verwandeln", wie Johannes R. Becher formulierte. Gottfried Benn (1886-1956), der gerade die Ausbildung zum Mediziner beendete, erregte Aufsehen mit dem schmalen Band "Morgue", der Gedichte in Prosaversen zu Themen bringt, die bislang kaum oder gar nicht dargestellt wurden (beispielsweise Leichenbeschauhaus, Geburt im Kreißsaal und Prostitution).

Weitere wichtige Autoren des Expressionismus waren Alfred Döblin (1878-1957), Albert Ehrenstein, Carl Einstein, Salomo Friedländer, Walter Hasenclever, Georg Heym, Ludwig Rubiner, Else Lasker-Schüler (1869-1945), August Stramm, Ernst Toller (1893-1939), Georg Trakl (1887-1914) und Alfred Wolfenstein.

Neue Sachlichkeit

Nach dem Expressionismus setzte vermehrt eine nüchtern-realistische Haltung ein, die zusammenfassend als Neue Sachlichkeit bekannt wurde. Im Bereich der Dramatik sind hier Ödön von Horvath (1901-1938), Bert Brecht (1898-1956) und der Regisseur Erwin Piscator zu nennen, für die Epik unter underem Erich Kästner (1899-1974), Anna Seghers (1900-1983), Erich Maria Remarque und Arnold Zweig.

Nationalsozialismus und Exilliteratur

Am 30. Januar 1933 übernahmen die Nationalsozialisten mit Adolf Hitler die Macht in Deutschland. Noch im selben Jahr fanden öffentliche Bücherverbrennungen statt. Unabhängige Literatur und Literaturkritik war nicht mehr möglich. Für Österreich trifft dies erst mit dem Anschluss von 1938 zu, auch hier wurden Bücher verbrannt. Vom Regime wurde Blut-und-Boden-Dichtung gefördert, daneben bestand auch mehr oder weniger ideologiefreie Unterhaltungsliteratur. Bekannten Regimegegnern drohte der Tod, wenn sie nicht ins Exil gingen, so starben Jakob van Hoddis und Carl von Ossietzky. Viele Schriftsteller blieben im Land, obwohl sie in Opposition zum Nationalsozialismus standen, sie werden zur so genannten Inneren Emigration gerechnet. Sie waren zum Schweigen verurteilt, schrieben für die Schublade oder über unpolitische Themen, die Abgrenzung zu tatsächlich unpolitischen Autoren fällt aber manchmal schwer. Bekannte Namen von im Deutschen Reich Gebliebenen sind Gottfried Benn, Ernst Jünger, Erich Kästner, Gerhart Hauptmann, Heimito von Doderer und Wolfgang Koeppen.

1500 namentlich bekannte Autoren gingen, oft über verschlugene Stationen, ins Exil, viele töteten sich (Stefan Zweig). Zentren deutscher Exilliteratur entstanden in vielen Staaten der Welt, darunter auch in der Schweiz, die besonders für Theaterautoren wichtig war. Angesichts der Masse an Schriftsteller, beinahe jeder von Rang ging ins Exil, kann man kaum von einer thematisch oder stilistisch einheitlichen Exilliteratur sprechen. Autoren, die auch im Exil produktiv blieben, waren unter anderem Thomas und Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Anna Seghers, Franz Werfel und Hermann Broch. Andere, wie Alfred Döblin oder Joseph Roth, fanden sich nur schwer oder gar nicht zurecht. Nach dem Krieg blieben sie zum Teil im Ausland (Elias Canetti bekam den Literaturnobelpreis als britischer Staatsbürger), zum Teil kehrten sie zurück. Auffällig ist, dass viele nicht mehr an ihre Leistungen in der Zwischenkriegszeit und im Exil anschließen konnten.

Die Zeit des Nationalsozialismus war nicht nur in humanitärer, sondern auch in kultureller Hinsicht eine Katastrophe. Millionen von Menschen, darunter auch Schriftsteller, starben in Konzentrationslagern und im Krieg, Deutschland und Österreich verloren den Kontakt zur zeitgenössischen Weltliteratur.

Literatur nach 1945

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sprach man in Deutschland und Österreich von einem Nullpunkt. Die "Trümmerliteratur" beschrieb eine zusammengebrochene Welt, bald besann man sich aber darauf, versäumte Entwicklungen der Weltliteratur nachzuholen, erst jetzt wurde Franz Kafka entdeckt. Die Wiener Gruppe praktizierte innovative Formen der Lyrik, in Westdeutschland formierte sich die Gruppe 47, deren lose assoziierten Mitlieder tonangebend in der Nachkriegsliteratur waren.

Mit der Teilung Deutschlands entstanden unterschiedliche Bedingungen für die Literatur. Im Folgenden werden die Literatur der BRD, der DDR, Österreichs und der Schweiz getrennt dargestellt, die Unterschiede sollten aber nicht überbewertet werden: Immerhin handelt es sich um eine gemeinsame Sprache und, mit Ausnahme der DDR, um einen gemeinsamen Markt.

Bundesrepublik Deutschland

Unmittelbar nach 1945 wurde der Schrecken des Krieges und die Situation der Heimgekehrten dargestellt. Eine neu entdeckte Form dafür war die Kurzgeschichte, etwa von Heinrich Böll (1917-1985). Nach dem Einsetzen des deutschen Wirtschaftswunders, konzentrierte man sich auf die Gegenwart, Romane von Wolfgang Koeppen (1906-1996) und Martin Walser (* 1927) behandeln dies. Günter Grass (* 1927) schrieb "Die Blechtrommel", einen Schelmenroman, der die jüngere deutsche Geschichte behandelte und auch international bekannt wurde. Wichtiger Lyriker der Zeit war Günter Eich (1907-1972), der auch Hörspiele schrieb, ein damals sehr populäres Genre. Konkrete Poesie stammte von Helmut Heißenbüttel (1921-1996).

Autoren, die sich nur schwer einer bestimmten Richtung zuordnen lassen, sind Uwe Johnson (1934-1984) und der experimentierfreudige Arno Schmidt (1914-1979). Wolfgang Hildesheimer (1916-1991) schrieb absurde Dramen zu einer Zeit, als die Theaterlandschaft noch immer von Bertolt Brecht geprägt war.

Mit dem Vietnamkrieg und der 68er-Bewegung besann man sich auf das politische Gedicht (Hans Magnus Enzensberger (* 1929), Erich Fried (1921-1988)) und das politische Drama (Peter Weiss (1916-1982), Rolf Hochhuth (* 1931)). Eine dem entgegengesetzte Tendenz war die "Neue Subjektivität", die Beschäftigung mit privaten Themen.

In den 80er Jahren traten Botho Strauß (* 1944) (Drama) und Ulla Hahn (* 1946) und später Durs Grünbein (* 1962) (Lyrik) hervor.

Deutsche Demokratische Republik

Die DDR definierte sich selber als "Literaturgesellschaft" (der Begriff stammt von Johannes R. Becher), sie kämpfte gegen die "Poesiefeindlichkeit" des Westens und gegen die Ghettoisierung einer Hochkultur. Eine Demokratisierung sollte auf Ebene der Produktion, der Distribution und der Rezeption durchgeführt werden. Allerdings wurde durch die Zensur der Begriff der Demokratisierung ad absurdum geführt, da der Staat versuchte, die Literatur zu funktionalisieren und für seine Zwecke, für die des Realsozialismus, zu verwenden.

Das Regime förderte eine Literatur auf der Grundlage des Sozialistischen Realismus, ein darauf aufbauender Plan wurde als "Bitterfelder Weg" bekannt. Unter den regimenahen Autoren ist vor allem Hermann Kant (* 1926) zu erwähnen. Johannes Bobrowski (1917-1965) verfasste die wichtigste Prosa seiner Zeit. In den 1970er Jahren lässt sich wie in der BRD eine Tendenz zur "Neuen Subjektivität" feststellen. Viele Autoren mussten oder durften die DDR verlassen, so Wolf Biermann (* 1936), Sarah Kirsch (* 1935) und schon früher Uwe Johnson. Wichtige Autoren sind unter anderem: Christa Wolf (* 1929), Heiner Müller (1929-1995), Irmtraud Morgner (1933-1990), Stephan Hermlin (1915-1997), Stefan Heym (1913-2001), Jurek Becker (1937-1997).

Siehe auch: DDR-Literatur (derzeit Redirect hierher)

Österreich

1902 Theodor Mommsen (DE)
1908 Rudolf Eucken (DE)
1910 Paul Heyse (DE)
1912 Gerhart Hauptmann (DE)
1919 Carl Spitteler (CH)
1929 Thomas Mann (DE)
1946 Hermann Hesse (CH/DE)
1966 Nelly Sachs (DE)
1972 Heinrich Böll (DE)
1981 Elias Canetti (UK)
1999 Günter Grass (DE)
2004 Elfriede Jelinek (AT)

Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühten sich insbesondere die Wiener Gruppe um Gerhard Rühm (* 1930) und H. C. Artmann (1921-2000) sowie Autoren wie Albert Paris Gütersloh (1887-1973) und Heimito von Doderer (1896-1966) um Anknüpfpunkte an die durch den Austrofaschismus und die Nazi-Zeit verschüttete moderne Tradition. Die Affinität zum Sprachspiel ist eine Konstante in der österreichischen Literatur, zu den bekannteren Vertretern gehören Ernst Jandl (1925-2000) und Franzobel (* 1967). Wichtige Lyrikerinnen waren Friederike Mayröcker (* 1924) und Christine Lavant (1915-1973).

Der Lyriker Paul Celan lebte Ende der 40er Jahre ein Jahr lang in Wien, ging dann aber nach Paris. Erich Fried emigrierte nach Großbritannien.

Eine Blüte erlebte die österreichische Literatur in den 60er und 70er Jahren, als mit Autoren wie Peter Handke (* 1942), Ingeborg Bachmann (1926-1973) und Thomas Bernhard (1931-1981) die deutschsprachige Literaturlandschaft nachhaltig verändert wurde. In dieser Tradition arbeiten auch bedeutende zeitgenössische Autoren wie beispielsweise Norbert Gstrein, Elfriede Jelinek (* 1946), O. P. Zier, Sabine Gruber und Ruth Aspöck.

Christoph Ransmayr (* 1954), Werner Schwab (1958-1994).

Siehe auch: Österreichische Literatur.

Schweiz

Anders als in Deutschland oder Österreich gab es mit 1945 keinen grundlegenden Einschnitt in der Schweizer Literatur. Die wichtigsten Schweizer Autoren sind Max Frisch (1911-1991) und Friedrich Dürrenmatt (1921-1990). Beide schrieben Romane und Dramen, Frisch eher intellektuell, Dürrenmatt eher pointiert-makaber. Weitere Schweizer Autoren, die oft im Schatten der beiden großen standen, sind Adolf Muschg (* 1934), Peter Bichsel (* 1935), Urs Widmer (* 1938) und andere. Die wichtigste literarische Vereinigung der Schweiz war die bis 2002 bestehende Gruppe Olten.

Siehe auch: Schweizer Literatur.

Deutsche Literatur der Gegenwart

Aktuelle, teils wieder vergehende Tendenzen der deutschen Literatur sind das so genannte "Fräuleinwunder", Popliteratur und ein Boom an Debütanten. Diese Erscheinungen sind zum Teil vom Buchmarkt gesteuert, der seit 1945 enorm angewachsen ist und spätestens seit den 1990er Jahren so groß ist, dass selbst gute Literatur schwer über die Wahrnehmungsschwelle kommt.

Der aktuellen deutschsprachigen Literatur wird oft politische Indifferenz vorgeworfen sowie ein Kreisen um autobiografische Themen aus der Kindheit. Ein Kontrapunkt ist hier die Verleihung des Literaturnobelpreises 2004 an Elfriede Jelinek, die politisch und feministisch engagierte Literatur schreibt.

Ein nicht mehr ganz junges Phänomen in der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart tritt im süddeutschen bzw. noch mehr im österreichischen Sprachraum zutage. Angesprochen ist hier die "Postmoderne" und noch viel mehr das literarische Phänomen "postmoderner Roman". Als bedeutende AutorInnen sind hier zu nennen: Oswald Wiener, Hans Wollschläger, Christoph Ransmayr, Marlene Streeruwitz.

Bekanntester aktueller SF-Autor aus Deutschland ist Andreas Eschbach, dessen Bücher Das Jesus Video und Eine Billion Dollar große Erfolge sind.

Siehe auch

Literatur

Einbändige Literaturgeschichten

  • Martini, Fritz: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Kröner-Verlag, Stuttgart u. a. 1960 (10. Aufl.). Standartwerk
  • Žmegač, Viktor (Hg.): Kleine Geschichte der deutschen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Matrix 2004. ISBN 3-937715-24-X

Mehrbändige Literaturgeschichten

Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart / Helmut de Boor. – München : Beck, 19XX

- Herbert Kolb Die deutsche Literatur von Karl dem Großen bis zum Beginn der höfischen Dichtung : 770 – 1170, 9. Aufl. München : Beck, 1979 [Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart; 1]

- Ursula Hennig, Die höfische Literatur : Vorbereitung, Blüte, Ausklang; 1170–1250, 11. Aufl. München : Beck 1991 [1953] [Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart; 2]

- Johannes Janota, Die deutsche Literatur im späten Mittelalter. 1. 1250 – 1350, 5. Aufl. Neubearb. München : Beck 1997 [Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart; 3]

- Hans Rupprich, Die deutsche Literatur vom späten Mittelalter bis zum Barock. – 1. Das ausgehende Mittelalter, Humanismus und Renaissance : 1370–1520, 2. Aufl. Neubearb. von Hedwig Heger, München : Beck 1994 [1970] [Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart; 4]

- Richard Newald, Die deutsche Literatur vom Späthumanismus zur Empfindsamkeit : 1570–1750, 3., verb. Aufl. mit einem bibliogr. Anh. – München : Beck 1960 [ Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart; 5]

- Sven Aage Jørgensen; Klaus Bohnen; Per Øhrgaard, Aufklärung, Sturm und Drang, frühe Klassik : 1740–1789, München : Beck 1990. [Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart; 6]

- Richard Newald, Von Klopstock bis zu Goethes Tod: 1750 – 1832. 1. Ende der Aufklärung und Vorbereitung der Klassik. – München : Beck 6. Aufl. 1973 [1957] [Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart; 6]

- Gerhard Schulz, Die deutsche Literatur zwischen Französischer Revolution und Restauration. 1. Das Zeitalter der Französischen Revolution : 1789–1806. – 2., neubearb. Aufl. München : Beck 2000 [1983] [Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart; 7]

- Gerhard Schulz, Die deutsche Literatur zwischen Französischer Revolution und Restauration. 2. Das Zeitalter der Napoleonischen Kriege und der Restauration : 1806 – 1830. – München : Beck 1989 [Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart; 7]

- Peter Sprengel, Geschichte der deutschsprachigen Literatur. 1. 1870–1900 : von der Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende. – München : Beck 1998 [Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart; 9]

- Peter Sprengel, Geschichte der deutschsprachigen Literatur. 2. 1900–1918 : von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, München : Beck 2004 Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart; 9]

- Wilfried Barner, Hg., Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis zur Gegenwart, München : Beck, 1994 [Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart; 12]


Literaturgeschichten mit Primärtexten

  • Die deutsche Literatur. Ein Abriss in Text und Darstellung. Reclam 2000 ISBN 3-15-030022-3
    (Insgesamt 17, auch einzeln erhältiche Bände zu verschiedenen Epochen.)

Nachschlagewerke

  • Horst Dieter Schlosser: dtv-Atlas Deutsche Literatur. dtv 2002. ISBN 3-423-03219-7
  • Gunter E. Grimm und Frank Rainer Max (Hg.): Leben und Werk deutschsprachiger Autoren vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Reclam 1993. ISBN 3-15-010388-6
    (Auch in Einzelausgaben zu verschiedenen Epochen erhältlich.)