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Abū Musʿab az-Zarqāwī

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Bemerkung: Dieser Artikel ist im wesentlichen aus Presseinformationen entstanden. Die meisten hier dargelegten Informationen sind nicht vollständig gesichert. Es handelt sich derzeit auch um ein aktuellen Ereignis, d.h. die Informationen können sich schnell ändern !


Abū Mus'ab al-Zarqāwī (* 30. Oktober 1966 in Zarqa, Jordanien), arab. أبو مصعب الزرقاوي, ist mutmaßliches Mitglied der Terrororganisation al-Qaida und soll sich bis vor kurzem im Irak aufgehalten haben. Er hat höchstwahrscheinlich mehrere Menschen ermordet und ermorden lassen und wird mit einem Kopfgeld von 25 Millionen US-Dollar weltweit gesucht.

Weitere Schreibweisen, die im deutschen Sprachraum verwendet werden, sind al-Sarkawi, al-Zarkawi, al-Zargawi. Er besitzt mehrere Aliasnamen, darunter sind bisher bekannt: Ahmad Fadil al-Chalailah, Abu Ahmad, Abu Muhammad, Sakr Abu Suwaid. Er besitzt einen jordanischen Pass mit der Nummer Z264958.

Beschreibung von Zarqāwī

Am Kinn soll Zarqāwī eine Narbe haben, auf seiner linken Hand sind angeblich mehrere Punkte eintätowiert. Es ist nicht ganz sicher, ob er Links- oder Rechtshänder ist. Er gilt als Experte für chemische und biologische Kampfstoffe. Für Einheimische im Irak soll er an seinem Dialekt zu erkennen sein. Seine Hautfarbe wird mit oliv bezeichnet.


Zweifel an Zarqawis Existenz

Ein lokaler Rat hoher sunnitischer Ulema Falludschas hatte (im Zusammenhang mit der Schlacht um die Stadt 2004) jedoch mehrmals versichert, daß Zarqawi sich niemals in Falludscha aufgehalten habe und grundätzliche Zweifel an der Existenz Zarqawis geäußert, der zwar westlichen Geheimdiensten, nicht aber Irakern oder Jordaniern bekannt sei. Tatsächlich stammen die meisten Angaben über ihn aus Geheimdienstquellen, Bekennerschreiben wurden zumeist anonym ins Internet gesetzt, und außer seiner Stimme hatte Zarqawi bisher noch niemals sein unverhülltes Gesicht der Öffentlichkeit präsentiert. Auch al-Qaida war - für eine politisch tätige Gruppe ungewöhnlich - anfangs mit keinerlei Flugblatt, Parolen oder ähnlichem an die Öffentlichkeit getreten. Araber von Marokko bis Oman hatten ebenso wie Islamwissenschaftler und Orientalisten von der Existenz einer Gruppe solchen Namens um Osama bin Laden erstmals erfahren, nachdem die USA diesen als Terroristen gebrandmarkt hatten und seitdem als Argument ihrer Nahostpolitik nutzten.

Bis 1990

Zarqāwīs bürgerlicher Name lautet Ahmad Nazzāl al-Chalaila. Er ist das Kind palästinensischer Flüchtlinge. Der Name Zarqāwī bezieht sich auf seinen Geburtsort. Zarqāwī gehört dem Stamm der Bani Hassan in Jordanien an und ist transjordanischer Herkunft. Dies bestätigte seine Mutter in einem Fernsehinterview im Jahre 2003. Er wuchs in Armut auf und hat sieben Schwestern und zwei Brüder. Sein Vater war traditioneller Heiler und seine Mutter litt an Leukämie. Im Alter von 17 Jahren verließ er die Schule und begann stark zu trinken. Er arbeitete zunächst als Kartenabreißer in einem als schäbig beschriebenen Kino namens Hamra. Laut vagen Berichten aus jordanischen Geheimdienstkreisen war Zarqāwī in den 1980er Jahren kurzzeitig im Gefängnis. Ihm wurde sexuelle Belästigung vorgeworfen. Die Schwester von Zarqāwī, die in Amman theologische Studien betrieb und in islamistischen Zirkeln verkehrte, soll ihn an die Religion herangeführt haben. Zarqāwī heiratete eine Freundin und die habe sich der Aufgabe angenommen, den jungen Mann von seinem unsteten Lebenswandel abzubringen, berichtet seine Mutter. Im Herbst 1989 hatte Zarqāwī kurzzeitig gegen die sowjetischen Besatzer in Khost in Afghanistan gekämpft. Da zu diesem Zeitpunkt die sowjetischen Truppen bereits aus Afghanistan abzogen, wurde er Berichterstatter für ein islamistisches Mitteilungsblatt, al-Bunyān al-Marsūs.

1990 bis 2003

1991 oder 1992 kehrte Zarqāwī zurück nach Zarqa und schloss sich der islamistischen Gruppe Bai'at al-Imām (Loyalität dem Islam) an. Gemäß den Angaben seiner Mutter verbachte er viele Stunden um den Koran zu studieren. 1993 wurde Zarqāwī verhaftet und verbrachte sieben Jahre im Gefängnis. Ihm wurden vorgeworfen, er wolle die Monarchie abschaffen und dafür einen islamischen Gottesstaat bilden. Im Gefängnis wurde er ein gefürchteter Anführer unter den Insassen.

Bei seiner Freilassung im März 1999 im Rahmen einer Amnestie für politische Gefangene in Jordanien reiste er nach Peschawar in Pakistan. Zu diesem Zeitpunkt soll Zarqāwī noch von einem normalen Leben geträumt haben. Gemäß der Aussage eines Mithäftlings, Mr. Hami, hatte er mindestens zwei Kinder und wollte einen Gemüseladen eröffnen. Zarqāwī nahm seine Mutter mit nach Peschawar. Noch in Pakistan lief sein Visum aus; zeitgleich wurde er in Jordanien verdächtigt, in einem misslungenen Anschlag gegen eine christliche Einrichtung verwickelt zu sein. Im Februar 2000 starb seine Mutter an Leukämie. Diese Information aus der New York Times widerspricht der Aussage aus dem Tagesspiegel, nachdem seine Mutter erst 2003 starb. Angeblich war ihr letzter Wunsch, dass ihr Sohn im Kampf sterbe und nicht gefangen genommen werde.

Im Juni 2000 überquerte Zarqāwī alleine die Grenze nach Afghanistan. Später im Jahr 2000 soll er nach amerikanischen Geheimdienstberichten in Herat ein Trainingslager der al-Qaida geleitet haben, bei dem angeblich auch mit Giftgas experimentiert wurde. Dort nahm er auch seinen neuen Namen Abū Mus'ab al-Zarqāwī an.

Im Untergrund knüpfte er ein Netzwerk namens at-Tawhīd, das möglicherweise auch in Deutschland Anschläge plante.

Nach Medienberichten plante Zarqāwī eine Reihe von Millenniumsattentaten auf amerikanische und jüdische Einrichtungen in Jordanien, die knapp verhindert werden konnten. Er plante die Anschläge angeblich bereits fünf Jahre lang.

2001 wurde er in Jordanien in Abwesenheit wegen Terroranschlägen zum Tode verurteilt. Im Jahre 2001 hielt sich Zarqāwī wohl einige Monate im Iran auf, um von dort aus die Kämpfer von at-Tawhīd zu kommandieren.

Nach Angaben aus US-Kreisen floh Zarqāwī im Mai 2002 von Afghanistan in den Irak, um dort medizinische Hilfe zu erhalten. Ihm wurde angeblich ein Bein amputiert und durch eine Prothese ersetzt. Dies ist allerdings umstritten und mittlerweile gehen Geheimdienstkreise wieder davon aus, dass er keine Prothese hat. Auch ein angeblicher Augenzeuge (s.u.) bestätigte im Dezember 2004 diesen Sachverhalt. Er scheint wohl nur am Bein sehr schwer verletzt worden zu sein.

Am 9. September 2002 reiste er nach jordanischen Angaben illegal nach Jordanien über die syrische Grenze ein.

Im Oktober 2002 ermordete er angeblich den US-Diplomaten Lawrence Foley in Amman, Jordanien.

Zur Zeit ist er der Statthalter von al-Qaida im Irak und dort für mehrere Terroranschläge und Ermordungen von Geiseln verantwortlich, u.a. die Enthauptung des Amerikaners Nicholas Berg und des Südkoreaners Kim Sun Il.

Für die USA gilt Zarqāwī derzeit als Staatsfeind Nummer 1 und wird mit einem Kopfgeld von momentan 25 Millionen US-Dollar gesucht. Damit ist auf ihn der gleichen Kopfpreis wie einst Saddam Hussein ausgesetzt. Nur auf Osama Bin Laden ist mit 50 Millionen US-Dollar ein noch höheres Kopfgeld ausgesetzt.

Vor den Vereinten Nationen beschuldigte der amerikanische Außenminister Colin Powell am 5. Februar 2003 Zarqāwī des Mordes. Der angebliche Aufenthalt Zarqāwīs im Nordirak zu diesem Zeitpunkt wurde als Kriegsgrund der USA gegen Irak zugrunde gelegt. Damit sollte eine Verbindung zwischen al-Qaida und Saddam Hussein bewiesen werden. Mittlerweile mussten die USA allerdings zugeben, daß diese Aussage schlicht falsch war.

Entwicklungen bis Ende 2004

Zarqāwī hat angeblich ein Kopfgeld auf den irakischen Premierminister Ijad Allawi in Höhe von 230.000 Euro ausgesetzt. Dies wurde von der al-Walid-Brigade im Internet veröffentlicht. Diese Gruppe gehört nach eigenen Angaben zu Zarqāwīs Gruppe at-Tawhīd wa al-Dschihād (jetzt Qā'idat al-Dschihād fī Bilād ar-Rāfidain, s.o.).

Am 19. Februar 2004 wird Abu Mohammed Hamsa, der Hauptbombenbauer von Zarqāwī getötet.

Anfang April 2004 wird der Italiener Fabrizio Quattrocchi im Irak als erste westliche Geisel ermordet.

Am 11. Mai 2004 wird im Internet ein Video veröffentlicht, das die Enthauptung des US-Amerikaners Nicholas Berg zeigt. Das Video ist mit der Botschaft versehen: „Abū Mus'ab al-Zarqāwī schlachtet einen Amerikaner“.

Am 28. Juni 2004 wurde Zarqāwīs angebliche Verhaftung gemeldet, die dann wieder dementiert wurde. Am 1. Juli 2004 fand zum vierten Mal in vier Wochen eine gezielte Tötungsaktion gegen Zarqāwī statt, indem ein Haus bombardiert wurde, wobei nach Augenzeugenberichten vier Menschen getötet und mehr als 10 verletzt wurden.

Am 17. Juli 2004 bekannte Zarqāwī sich zu dem Mordanschlag auf den irakischen Justizminister Malik Dohan al-Hassan, den dieser überlebte, sowie zu einem Selbstmordanschlag auf ein Rekrutierungsbüro in Mahmudiyya südlich von Bagdad, bei dem nach Krankenhausangaben zwei Menschen getötet und 47 verletzt wurden.

Der Stellvertreter von Zarqāwī, Abu Anas al-Schami, wurde am 17. September 2004 von einer Rakete getötet.

Am 20. September 2004 enthauptete Zarqāwī anscheinend eine weitere Geisel, den Amerikaner Eugene Armstrong, vor laufender Kamera. Am 21. September 2004 wurde auch die zweite Geisel, der Amerikaner Jack Hensley, ermordet. Der Brite Kenneth Bigley, die dritte Geisel, wurde am 8. Oktober ebenfalls vor laufender Kamera geköpft, nachdem er eine Mitteilung verlesen hatte.

Am 23. September 2004 wurdeAbu Anas asch-Schami, der mögliche Stellvertreter von Zarqāwī, getötet.

Am 26. September 2004 wurde mit Abu Ahmed Tabuki die möglicherweise rechte Hand des Terroristen in Falludscha getötet.

Am 14. Oktober 2004 starteten US-amerikanische Truppen mit Spezialeinheiten der irakischen Armee gegen die irakische Stadt Falludscha einen Großangriff, da vermutet wurde, dass sich Zarqāwī und seine Kämpfer dort versteckt hielten. Die Truppen forderten die Herausgabe des Terroristen und drohten mit der Eroberung der Stadt. Bereits in den Tagen zuvor hatten mehrere Luftbombardments auf vermutete Aufenthaltsorte von Zarqāwī stattgefunden. Dabei starben mehrere Menschen.

Am 17. Oktober 2004 wurde auf einer Internetseite von der Gruppe um Zarqāwī bekannt gegeben, dass er sich al-Qaida zugehörig fühle und dass er den Befehlen von Osama bin Laden Folge leisten wolle. Zugleich wurden Anschläge auf ausländische Tanklastwagen angekündigt. Seit der veröffentlichten Zugehörigkeit zu al-Qaida tritt die Gruppe unter dem neuen Namen Qā'idat al-Dschihād fī Bilād ar-Rāfidain („Basis des Dschihad im Zweistromland“) auf. Zuvor hatte sie sich at-Tawhīd wa al-Dschihād („Monotheismus und Dschihad“) genannt.

Am 24. Oktober 2004 bekannte sich Zarqāwī zum Massenmord an 49 irakischen Rekruten an der Straße von Badra nach Mandali. Alle Rekruten wurden durch einen Kopfschuss getötet, nachdem sie auf dem Weg in den Heimaturlaub mit ihren Kleinbussen in einen Hinterhalt geraten waren. Die Gruppe um den Terroristen veröffentlichte eine Botschaft, in der es u.a. heißt: „Den Söhnen von Qā'idat al-Dschihād fī Bilād ar-Rāfidain gelang es, die stinkenden Köpfe von 48 Leuten zu ernten, die zur so genannten irakischen Nationalgarde gehörten.“ Am 25. Oktober 2004 wurde nach Berichten der US-Armee ein führendes Mitglied seiner Gruppe und enger Vertrauter Zarqāwīs bei einer Razzia durch US-Militärs in Falludscha festgenommen. Bereits Tage später wurde eine weitere Geisel, der Japaner Shosei Koda, genommen. Die japanische Regierung erfüllte auch hier die Forderungen der Gruppe um Zarqāwī nicht. Koda ist nach ersten Medienberichten am 29. Oktober ebenfalls enthauptet worden.

In einer im Internet veröffentlichten Erklärung der Gruppe bekannte sich der Topterrorist zu den Anschlägen auf Polizeistationen in den Städten Haklaniyya und Haditha nordwestlich von Bagdad. Dort waren am 7. November 2004 22 Polizisten exekutiert worden. Am 8. November 2004 veröffentlichte Zarqāwī auf einer arabischen Internetseite einen Aufruf zum Dschihad mit folgendem Wortlaut (zitiert von Spiegel online): „Oh, Volk, der Krieg hat begonnen und der Aufruf zum Dschihad (Heiliger Krieg) ist gemacht worden. Trotz der Höllenqualen, die wir leiden, bei Gott, die Feinde werden nur Dinge sehen, die ihnen Schaden zufügen... Lasst uns ihnen widersetzen mit unserer ganzen Kraft.“ Es wird vermutet, dass dies mit der Großoffensive der US-Militärs gegen Falludscha zusammenhängt. Bei dieser Großoffensive, bei der Falludscha laut Militärkreisen vollständig abgeriegelt wurde, ist es, gemäß der Aussage von US-Heereskommandeur Thomas Metz vom 10. November 2004, Zarqāwī gelungen, die Stadt unbemerkt zu verlassen. Eine massive Offensive gegen Falludscha, die größte seit Kriegsende, fand trotzdem statt, und 1.200 männliche Falludschaner fielen den Kämpfen und der Zerstörung der Stadt zum Opfer.

Nach Presseinformationen halten es Landeskenner vor Ort für möglich und wahrscheinlich, dass Zarqāwī in die irakische Stadt Mossul geflüchtet ist. Nach amerikanischen Militärangaben fand man in Falludscha das Haus, in dem sich Zarqāwī aufgehalten hatte. Das Haus war ein großes, kaum zu übersehendes Haus mit der großen, ebenfalls kaum zu übersehenden Anschrift „al-Qaida-Organisation“. Dort wurden Dokumente, Computer, Notizhefte, Korane und einige Leichen gefunden. Unter den Dokumenten befanden sich zwei Briefe Zarqāwīs an ranghohe Untergebene. Ein Brief war an ihn gerichtet, mit der Bitte um Geld und Unterstützung. In der Nähe wurde eine Bombenwerkstatt gefunden. Ein Jeep mit US-Kennzeichen, wie sie von privaten Sicherheitsleuten im Sold der US-Armee benutzt werden, befand sich dort gerade zur Umgestaltung als mögliche Selbstmordbombe. Ferner wird berichtet, dass Zarqāwī eine sehr gute Führungsstruktur besessen haben soll, die nach dem Einmarsch weitestgehend zerstört wurde. Außerdem wurden Videoaufnahmen der toten Geiseln und ihre Kleidung dort gefunden.

Im November 2004 wurde mit Umar Hamid Zarqāwīs Stellvertreter in Falludscha getötet.

Im Zeitraum von Anfang Dezember wurde ein Gefolgsmann mit dem Namen Hassan Ibrahim Farhan bei einem Gefecht getötet, zwei weitere Helfer wurden verhaftet.

In einem Bericht der deutschen Tageszeitung Der Tagesspiegel vom 12. Dezember 2004 wurden Elemente eines 6-stündigen Interviews mit einem kurdischen Gefolgsmann von Zarqāwī wiedergegeben. Sein Name wurde mit Fathallah F. angegeben; der Mann soll sich zum Zeitpunkt des Interviews in Kirkuk aufgehalten haben und von den Amerikanern mit Hilfe der Kronzeugenregelung verhört worden sein. Danach plant oder plante Zarqāwī einen Anschlag, der noch größer als jener vom 11. September 2001 in New York sein sollte. Dies gab Zarqāwī gegenüber Fathallah F. in Falludscha vor dem Einmarsch der Amerikaner bekannt. Angeblich hat er dies auch im Jahre 2004 bereits in Jordanien versucht. Dort wurden mehrere Gefolgsleute Zarqāwīs zusammen mit mindestens 20 Tonnen Chemikalien und Sprengstoff von der jordanischen Polizei verhaftet. Es wird vermutet, dass einer solcher Anschlag in Amman zu bis zu 80.000 Toten hätte führen können. Eventuell plant Zarqāwī auch eine sog. schmutzige Bombe, also eine konventionelle Bombe, vermischt mit radioaktivem Material. Weiter berichtete Fathallah F., dass er Zarqāwī ein einziges Mal persönlich getroffen habe. Dieses Treffen fand in Falludscha statt. Fathallah beschreibt Zarqāwī zu diesem Zeitpunkt als schlank, mit kurzem Haar und Bartstreifen an beiden Mundwinkeln bis zum Kinn. Er soll zwei Armbanduhren aus Edelstahl getragen haben; beide Beine seien voll funktionsfähig gewesen, d.h. er trage keine Prothese. Zarqāwī soll eine weiße Dischdascha getragen, darüber eine grüne Weste mit vielen Taschen und ein Schulterholster mit einer Pistole Marke Glock. Ferner scheint er eine sehr kleine Maschinenpistole zu besitzen, die er immer mit sich trägt. Auf die Frage, ob er Kontakt zu Osama bin Laden habe, antwortete er (Zitat aus dem Tagesspiegel): „Nein, im Moment nicht, aber ich suche den Kontakt. Es ist schwierig. Wir haben vereinbart, dass wir kein Risiko eingehen.“ Zarqāwī scheint über fast unerschöpfliche Geldquellen zu verfügen, so wurden an diesem Tage angeblich 172.000 US-Dollar von ihm in bar an die Mitglieder seiner Gruppe zur Vorbereitung von Terroranschlägen ausgezahlt. Über die Finanzierung seiner Gruppe äußerte er sich wie folgt (Zitat): "Finanzielle Unterstützung bekommen wir hauptsächlich aus Saudi-Arabien, logistische aus Syrien. Einige arabische Firmen helfen uns bei den Geldtransfers. Das ist fast das Wichtigste, weil alle Geldflüsse überwacht werden. Unsere zuverlässigsten Partner sind in Syrien. Die eifrigsten Selbstmordkandidaten kommen aus dem Jemen und Saudi-Arabien. Es wäre kein Problem, ein Jahr lang täglich zehn Männer dafür zu finden. Wir haben Kämpfer aus 16 Nationen." Ein Ex-Geheimdienstmann von Saddam Hussein, Abu Wael, hatte erklärt, dass viele Selbstmordattentäter gar nicht wüssten, dass sie in die Luft gesprengt würden. Die Attentäter würden angewiesen, einmal bei einer Polizeiwache vorbeizufahren und dann würde ohne Wissen der Fahrer die Bombe im Auto ferngezündet.

Am 13. Dezember 2004 bekannte sich die Gruppe von Zarqāwī zu einem Selbstmordanschlag in Bagdad am Eingang zur sog. Grünen Zone, bei dem mind. sieben Menschen getötet worden waren. Auf einer Internetseite erschien das Zitat: „An diesem gesegneten Tag hat ein Löwe des Märtyrer-Bataillons eine Gruppe von Abtrünnigen und Amerikanern in der Grünen Zone angegriffen“.

Nach Berichten aus westlichen Geheimdienstkreisen soll sich Zarqāwī vor allem auf Grund professioneller Verwandlung mit Hilfe von Kosmetika aus der europäischen Filmindustrie der Festnahme entziehen. So sei es möglich, dass er sein Aussehen so stark verändert, dass man ihn kaum wieder erkennt und er sich trotz intensivster Suche relativ frei im Irak bewegen kann. Die Kosmetika erhält er wohl von Anhängern aus Europa, die die Schminke in großem Stil einkaufen und in den Irak schmuggeln.

Am 15. Dezember begann in Zarqāwīs Abwesenheit der Prozess in Amman (Jordanien) gegen ihn und seine Gefolgsleute wegen der Planung eines verheerenden Chemie-Anschlags. Die neun Mitangeklagten seiner Gruppe verweigerten die Aussage wegen angeblich unzumutbarer Haftbedingungen. Der Anführer der Gruppe, ein Mann namens Asmi Dschayyusi, erklärte im jordanischen Staatsfernsehen, dass er von Zarqāwī 130.000 US-Dollar erhalten habe, um damit giftige Chemikalien herzustellen, unter anderem, um einen Anschlag auf den Sitz des jordanischen Geheimdienstes zu verüben.

Am 23. Dezember wurde nach Angaben der US-Armme Abu Marwan in Mossul verhaftet. Er soll für Zarqāwī in leitender Funktion gearbeitet haben.

Am 25. Dezember 2004 wurde von der US-Armee bekannt gegeben, dass bereits Anfang Dezember 2004 zwei Gefolgsleute von Zarqāwī verhaftet worden seien.

Am 27. Dezember 2004 verkündete eine Stimme, die sich als Osama bin Laden ausgibt, auf einem Tonband, das dem arabischen Fernsehsender al-Dschazira vorliegt, dass Zarqāwī nun der Chef von Al-Qaida im Irak sei.

Am 30. Dezember 2004 meldete die US-Armee, dass sie mit dem 26jährigen Kurden Fadil Husain Ahmad al-Kurdi, genannt Ridha, einen wichtigen Helfer von Zarqāwī festgenommen haben. Ridha soll für den Nachrichtenaustausch zwischen Zarqāwī und Osama bin Laden verantwortlich gewesen sein. Mit dieser erneuten Festnahme im Umfeld von Zarqāwī sieht die US-Armee dessen Terrorstrukturen stark geschwächt.

Historie im Jahr 2005

Auch mit Beginn des Jahres 2005 bleibt die Terrorgruppe um Zarqāwī aktiv.

Am 1. Januar 2005 erschien auf einer Webseite der Terrorgruppe ein Video, auf dem die Erschießung von fünf Mitgliedern der irakischen Nationalgarde zu sehen ist. Weiteren Irakern drohe dasselbe Schicksal, wenn sie wie die Getöteten in der Nationalgarde dienten, erklärte die Gruppe weiter. Sie bekannte sich auch zur Ermordung des Vorsitzenden des Provinzrates von Baquba und dessen Bruders.

Am 4. Januar 2005 wurde der Bürgermeister von Bagdad, Ali al-Haidari, ermordet; auf einer Website erschien ein Video der Ermordung, in dem die Gruppe die Verantwortung übernimmt: "Eine Gruppe von Mudschahedin der al-Qaida-Organisation für den Heiligen Krieg im Irak hat den amerikanischen Handlanger und Tyrannen Ali al-Haidari getötet." Dieses Schicksal stehe allen Verrätern bevor, die mit Juden und Christen kollaborierten, hieß es weiter. Gleichzeitig dementierte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums eine Meldung, die aus Baquba stammen soll und besagt, dass Zarqāwī von den Amerikanern gefasst worden sei. Diese Meldung wurde in der arabischen Zeitung al-Bayyan veröffentlicht, die sie vom Iraqi Kurdistan Radio erhalten haben will, welches wiederum damals als erster die Verhaftung Saddam Husseins meldete.

Am 6. Januar 2005 gab die irakische Übergangsregierung bekannt, dass bereits am 22. Dezember 2004 Abd al-Aziz Sa'dun Ahmad Hamduni, genannt Abu Ahmad, ein Stellvertreter von Zarqāwī in Mossul, festgenommen wurde. Die Identität des Gefangenen sei zweifelsfrei geklärt worden.

Am 10. Januar 2005 wurden der Bagdader Vize-Polizeichef, Brigadegeneral Amir Ali Nayif, und sein Sohn, Leutnant Chalid Amr, auf der Fahrt zur Arbeit im Süden Bagdads mit Maschinengewehrsalven aus zwei Autos getötet. Auf einer Webseite erschien erneut eine Meldung, in der sich die Gruppe um Zarqāwī zu dem Anschlag bekannte. Dort hieß es: „Die Brüder der Organisation al-Qaida haben Amir Ali Nayif und seinen Sohn erschossen und so ergeht es allen, die mit der amerikanischen Besatzungsmacht kollaborieren.

Am 11. Januar 2005 wurden bei einem Selbstmordanschlag mit einer Autobombe vor einer Polizeistation in Tikrit sieben Polizisten getötet. Auch hier bekannte sich die Gruppe um Zarqāwī zu dem Anschlag auf einer Webseite.

Am 15. Januar 2005 wurde Sami Mohammed Ali Said al-Dschaaf festgenommen. Er gilt als einer der engsten Mitarbeiter des Topterroristen und Extremistenführers Zarqāwī und hat laut Regierungsangaben gestanden, rund 75 Prozent der Autobomben in Bagdad gebaut zu haben. Die irakische Übergangsregierung gab die Meldung erst am 24. Januar 2005 bekannt. Dschaaf wurde zusammen mit zwei weiteren Mitarbeitern Zarqāwīs festgenommen.

Am 17. Januar 2005 bekannte sich die Gruppe auf einer islamistischen Internetseite zu dem Anschlag in Ba'quba, bei dem ein Selbstmordattentäter an einem Kontrollposten der Armee eine Bombe gezündet und nach Behördenangaben sieben Soldaten mit in den Tod gerissen hatte. Gleichzeitig erklärte die Gruppe, auch drei Wahlbüros in der Stadt zerstört zu haben.

Am 22. Januar 2005 erschien erneut ein Video, das dieses Mal die "Hinrichtung" zweier Iraker in der Öffentlichkeit (auf dem Bürgersteig) zeigte. Das Video trug die Botschaft: „Die Informationsabteilung der al-Qaida im Zweistromland präsentiert Euch ein Band mit den Geständnissen und der anschließenden Vollstreckung des göttlichen Urteils zweier vom Glauben Abgefallener, die den USA geholfen haben“.

Am 23. Januar 2005 veröffentlichte der Sprecher von Zarqāwī eine Ansprache im Namen Zarqāwīs im Internet. Darin wird der Kampf gegen die Demokratie angekündigt und eine Todesdrohung gegen alle Kandidaten ausgesprochen, die bei den Wahlen antreten. „Wir haben den Krieg erklärt“, hieß es wörtlich. Das Dokument stützte sich in seinen Aussagen auf viele religiöse Aussagen. Die Botschaft ist in Verbindung mit den am 30. Januar 2005 geplanten Wahlen im Irak zu sehen, gegen die Zarqāwī mit allen Mitteln vorzugehen versucht.

Am 24. Januar 2005 wurden bei einem Anschlag in Bagdad, zu dem sich Zarqāwī bekannte, mindestens zehn Menschen nach Krankenhausangaben verletzt. Das US-Militär gab ferner bekannt, daß Zarqāwī laut zahlreichen Hinweisen in die Rebellenhochburg Falludscha zurückgekehrt sei. Der Terrorchef soll in der Stadt mit einem Konvoi aus sechs Fahrzeugen vorgefahren sein. Dort werde nun nach ihm verstärkt gefahndet.

Am 27. Januar 2005 wurde ein Video mit der Ermordung des Sekretärs des irakischen Ministerpräsidenten Iyad Alawi von der Gruppe veröffentlicht. Darauf ist zu sehen, wie der Mann mit dem Namen Salim Dscha'afar al-Kanani erschossen wird, nachdem er zuvor in die Kamera gesagt hat: „Ich rufe alle Iraker auf, insbesondere junge Menschen, die feindlichen Besatzer weder zu unterstützen, noch mit ihnen zusammenzuarbeiten.“. An diesem Tag bekannte sich die Gruppe zu fünf Morden, einem Selbstmordanschlag, einer Hinrichtung (s.o.), einem Zusammenstoß mit US-Truppen und der Explosion eines vermeintlichen Wahllokals. Alle Botschaften waren mit Abu Maisara al-Iraqi unterzeichnet, wobei nicht klar ist, ob es sich dabei um Zarqāwī selbst oder eine andere Person handelt.

Am 28. Januar 2005 gab der Staatsminister für innere Sicherheit, Qasim Dawud, bekannt, dass zwei „wichtige Führungsmitglieder“ von Zarqāwīs Terrorgruppe festgenommen worden seien. Es handelte sich dabei um Salah Salam al-‘Ubaidi und Muhammad Yasin al-Isawi, die bereits am 15. Januar und 17. Januar 2005 gefangen genommen wurden. Al-‘Ubaidi, der unter dem Namen Abu Saif bekannt sein soll, habe die Operationen der Gruppe in Bagdad geleitet, hieß es weiter. Er habe sich in den letzten drei Monaten mindestens 40-mal mit Zarqāwī getroffen. Ferner habe er die Gruppe finanziell und logistisch unterstützt. Issawi, genannt Abu Hassan, habe angeblich nach eigenen Angaben als Türsteher und Vermittler für Zarqāwī gearbeitet.

Am 29. Januar 2005 schien sich der Ring der Sicherheitskräfte um Zarqāwī erneut enger zu ziehen. Nach Berichten von CNN gelang es der irakischen Regierung, Anat Muhammad Hamat al-Qais, alias Abu Alid, tags zuvor festzunehmen. Der 31-jährige Verhaftete soll als Berater für Finanzen und Logistik fungiert haben.

Auch während der Monate Februar und März wurden immer wieder neue Anschläge der Gruppe um Zarqāwī zu Last gelegt.

Am 20. Februar verpasste eine Spezialeinheit der US-Armee den Terroristen nur knapp bei einem Treffen bei Ramadi, und nach Berichten des US-Nachrichtensenders ABC floh er in letzter Sekunde auf einem Pritschenwagen. Es wurden angeblich sein Wagen, Bargeld im Wert von 80.000 € und ein Computer mit sehr großer Festplatte sichergestellt. Ein Fahrer und ein Leibwächter seien bei dieser Gelegenheit festgenommen worden.

Anfang März veröffentlichte der US-Nachrichtensender CNN neue Bilder von Zarqāwī, deren Herkunft allerdings nicht bestätigt werden kann. Auf dem sichergestellten Computer seien neuere Bilder Zarqāwīs gewesen. Wenige Tage danach hatte die irakische Regierung mitgeteilt, zehn führende Mitglieder des Terrornetzwerks von Zarqāwī seien gefasst worden, unter denen sich sein Stellvertreter, Leibwächter und Kurier Abu Kutaiba sowie sein Fahrer mit Kampfnamen Abu Usama befänden.

Am 20. März 2005 wurde Zarqāwī in Abwesenheit in Jordanien wegen der Ermordung von Lawrence Foley zum Tode verurteilt.

Am 3. Mai 2005 wurde nach Angaben des US-Zentralkommandos ein Brief mit den Klagen über ein Nachlassen der Kampfmoral unter den Aufständischen im Irak bekannt. Nach Einschätzung von Analytikern ist der Brief von Leuten aus der Terrorgruppe an den Anführer gerichtet.

Mitte Mai 2005 gab es britische Presseberichte über eine angebliche Verwundung von Zarqāwī. Er wurde angeblich in einem Krankenhaus in der Nähe von Ramadi gesehen.

Am 24. Mai 2005 wurde in diversen Internetforen bekannt gegeben, dass Zarqāwī angeblich im Kampfe (schwer) verletzt worden sei und man für seine Genesung beten solle. Die Nachricht konnte wie so häufig nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden. Internationale Medien spekulierten, ob es sich dabei nicht um einen PR-Gag handeln könnte, mit dem Hintergrund, zu zeigen, wie mutig und gefährlich Zarqāwī lebt, und um seine Anhänger zu mobilisieren. Es kursierten auch Gerüchte im Internet, nach denen Zarqāwī schwere Atmeprobleme habe, nachdem ihn Kugel in die Brust getroffen hätten. Angeblich sei er bereits nicht mehr im Irak, sondern unter Begleitung eines sudanesischen und eines saudi-arabischen Arztes unterwegs.

Am 25. Mai 2005 wurde ein weiteres Internetstatement bekannt, nachdem nun gewisser Abu Hafs al-Qarni Chef der al-Qaida im Irak sei, solange Zarqāwī verletzt sei. Das Schreiben wurde mit Abu Dujana al-Tunini unterzeichnet. Es wurde gemutmasst, daß evtl. die Anhänger auf den Tod von Zarqāwī vorbereitet werden sollen. Weitere unbestätigte Meldungen besagten, daß Zarqāwī bei der US-Offensive im westirakischen Al-Kaim verwundet wurde. Die arabische Zeitung Al-Hayat berichtete unter Berufung auf einen Informanten aus der Heimatstadt Zarqa, Zarqāwī sei vor zwei Wochen an der rechten Niere verwundet worden. Er habe wegen der schwierigen Lage in der westirakischen Anbar-Provinz nicht richtig behandelt werden können. Zusätzlich wurde bekannt, daß der Berater Zarqāwīs Sabhan Ahmad Ramadan nach Angaben der irakischen Regierung an einem Kontrollposten in der Provinz Niniveh getötet wurde. Ramadan, auch unter dem Namen Agha Abu Saad bekannt, sei ein enger Mitarbeiter von Abu Talha gewesen, dem Regionalleiter von al-Qaida in Mossul.


Siehe auch:

  1. Osama bin Laden

Weitere Bilder von Zarqāwī