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Die Passion Christi

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Filmdaten
Originaltitel: The Passion of the Christ
Produktionsland: USA, Italien
Erscheinungsjahr: 2004
Länge: 127 Minuten
Originalsprache: Latein, Aramäisch
Altersfreigabe: FSK 16
Crew
Regie: Mel Gibson
Drehbuch: Benedict Fitzgerald, Mel Gibson
Musik: John Debney
Kamera: Caleb Deschanel, A.S.C.
Schnitt: John Wright, A.C.E.
Produktion: Bruce Davey, Stephen McEveety, Mel Gibson
Darsteller
Jesus Christus: Jim Caviezel
Maria: Maia Morgenstern
Johannes: Hristo Jivkov
Simon Petrus: Francesco De Vito
Maria Magdalena: Monica Bellucci
Kajaphas: Mattia Sbragia
Annas: Toni Bertorelli
Judas Ischarioth: Luca Lionello
Pontius Pilatus: Hristo Naumov Shopov
Claudia Procula: Claudia Gerini
Abenader: Fabio Sartor
Satan: Rosalinda Celentano

Die Passion Christi aus dem Jahr 2004 ist ein umstrittener Film von Mel Gibson über die Passion des Jesus von Nazareth vom Ölberg über die Kreuzigung bis zur Auferstehung und einer der erfolgreichsten Kinofilme der Filmgeschichte.


Handlung

Der Film schildert die letzten zwölf Stunden Jesu vor seinem Tod auf der Basis von durcheinander gemischten Motiven aus den vier Evangelien, den Visionen der Augustinernonne Anna Katharina Emmerick, den mittelalterlichen 14 Kreuzwegstationen, eigenen Erfindungen und theologischen Assoziationen. Das Ausmaß der Gewaltdarstellung überschreitet dabei das bisher bei Bibelfilmen gewohnte Maß. Die ausschließliche Verwendung der lateinischen und aramäischen Sprache, die nicht synchronisiert, sondern durch Untertitel übersetzt wird, soll den Eindruck der Authentizität verstärken.

Echo

Während in Amerika von jüdischen Organisationen der Vorwurf des Antisemitismus erhoben wurde, kritisierte man in Deutschland vor allem das Ausmaß der Gewaltdarstellung. Auch innerhalb der christlichen Kirchen wurde heftig pro und contra argumentiert. In islamischen Ländern lief der Film mit großem Erfolg. Befürworter sammeln Berichte von Bekehrungen, die der Film bewirkte.

Kritiken

Gewaltvorwurf

Nicht nur jeder Aspekt der Folterung, wie er sich aus der Bibel ergibt, wurde vom Regisseur übernommen, sondern auch noch zusätzliche Gewaltszenen eingefügt, so wenn ein Rabe einem der beiden Schächer ein Auge aushackt. Die Szene der Geißelung dauert eine Viertelstunde. Bei der Öffnung der Seite Jesu stehen die Umstehenden unter einer Dusche von Blutströmen. So sehen viele Kritiker Elemente von Splatter- oder Horrorfilmen in dem Film. Andere sind gerade von dem Realismus der Gewaltdarstellung persönlich berührt und tief betroffen.

Doch gerade das Ausmaß der Gewalt öffnet auch den Blick für die kleinen Gesten am Rande: Gibson zeigt auch eine Anzahl von jüdischen Frauen, die entlang des Kreuzwegs um Jesus weinen, wie es auch die biblischen Erzählungen berichten. Simon von Cyrene hilft Jesus, das Kreuz zu tragen, anfangs widerwillig, dann verteidigt er, von Mitleid erfasst, Jesus gegen die römischen Soldaten. Veronika bietet Jesus einen Becher Wasser an und gibt ihm ein Tuch, um sein blutiges Gesicht zu trocknen.

Dass der Schwerpunkt des Filmes auf den Leiden liegt, hängt mit dem selbst gestellten Thema zusammen: der Passion. Ausgehend von den Passionsspielen im bayerischen Oberammergau gibt es in den USA eine Fülle von Orten, die ihr eigenes Passionsspiel inszenieren. Auch in Oberammergau kommt die Mehrheit der Besucher aus den Vereinigten Staaten. So konnte sich Mel Gibson von Anfang an eines interessierten Publikums sicher sein, das auch die theologisch zum Teil nicht leicht verständlichen Rückblenden im Film sofort verstehen konnte: So wird beispielsweise das letzte Abendmahl, wo Jesus den Aposteln Brot als seinen Leib reicht, parallel zum Kreuzigungsvorgang gezeigt. Theologen kritisierten diese Interpretation der Eucharistie als einseitige Vergegenwärtigung des gekreuzigten Leibes Christi. Eucharistie sei hingegen als die Gegenwart des gekreuzigt-auferstandenen Leibes Christi zu sehen.

Film und Exegese

Nach Auskunft von Exegeten lässt sich gegenüber der Darstellung der Evangelien eine deutliche Akzentverschiebung auf die Gewalt feststellen: Betrachtet man etwa die Passion im Johannesevangelium (Kapitel 18+19, insgesamt 82 Verse), so finden sich dort ganze 11 Verse mit expliziter Erwähnung von Gewalt, meistens ohne detaillierte Beschreibung: Johannes 18,10; 18,22; 19,1-3; 19,16-18; 19,32-34. Die anderen Evangelien bieten ein ähnliches Bild.

Theologen betonen, dass der Gewaltaspekt in der Passion Christi nicht das wesentliche Element ist und schon ein Tropfen des Blutes Jesu zur Erlösung gereicht hätte. Jedoch sei die bewusste Annahme der letzten Konsequenz irdischen Daseins Zeichen für die Radikalität der Menschwerdung Gottes und die unverbrüchliche Erlöserliebe zum in Sünde gefallenen Menschen.

Der Film ignoriert bewusst jede moderne Exegese und fügt auch Szenen ein, beispielsweise aus den Betrachtungsvisionen der in Kürze seliggesprochenen Anna Katharina Emmerich, so wenn die Mutter Jesu und Maria Magdalena nach der Geißelung das Blut aufwischen oder gemäß den traditionellen Kreuzwegstationen die legendäre Veronika Jesus ein Schweißtuch reicht.

Darüber hinaus erscheint der Teufel immer wieder als Frau, was vor allem Frauenverbände aufbrachte, aber auch Theologen, die betonten, in der Bibel spiele der Teufel in der Passion keine Rolle, er werde hier mit einer dualistischen Theologie zum Gegenspieler Gottes aufgebaut.

Die Auferstehung, in den Evangelien der Höhepunkt der Erzählung und Ziel der Erhöhung des Herrn am Kreuz, dauert im Film keine Minute.

Anmerkung zur Frau als Teufel: Die Darstellung des Teufels durch eine Frau besagt aber nicht das es eine Frau sein soll. Die Vermutung liegt eher nahe, daß der Teufel hier eine Geschlechtslose oder zwittrige Person ist da er keine markanten weiblichen bzw. männlichen Züge aufweist. Es gibt verschiedene Lieder in denen der Teufel beschrieben wird mit Jüngling und Weib, ein Harlekin mit bösem Blick. Also ein Mischwesen.

Vorwurf des Antisemitismus

Vor allem von jüdischen Vertretern wird dem Film Antijudaismus oder gar Antisemitismus vorgeworfen, auch von einzelnen christlichen Amtsträgern in Deutschland, wobei es auch hier viele Gegenstimmen gibt. Gibson entfernte schließlich bei der Stelle, wo die Menge ruft: "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder", die Untertitel.

Der Film baut zudem Gegenstimmen beim Prozess vor dem Sanhedrin ein, welche die Prozedur als Farce anprangern. Diese Stimmen korrespondieren mit den Personen des Josef von Arimatäa und Nikodemus aus den Evangelien, zwei Freunden Jesu unter den jüdischen Führern. Außerdem sind es nur vereinzelte Hohepriester, die von Pilatus die Bestrafung Jesu verlangen, und dann das Volk aufhetzen. Weil aber im Film die Motive der jüdischen Anführer kaum beleuchtet werden und Pontius Pilatus weitaus menschenfreundlicher dargestellt wird, bleibt einer antijüdischen Interpretation das Tor geöffnet. Dass außer den Römern alle handelnden Personen Juden waren, Jesus eingeschlossen, wird von christlichen Betrachtern oft übersehen. Die Botschaft einer jüdischen Kollektivschuld am Tod Jesu wird jedoch im Film nicht verbreitet.

Ästhetik

Der Film verlässt sich auf herkömmliche Hollywoodeffekte aus traditionellen Bibelfilmen: Mystisches Licht, gefühlvoll-erhabene Gesänge usw. In seiner zum Teil übertriebenen Drastik wirkt er auf viele Betrachter unfreiwillig komisch und distanziert. Auch die Darsteller wirken nach Ansicht vieler Kritiker auf weite Strecken überfordert. Andere Beiträge loben jedoch vor allem Jim Caviezel in seiner Rolle als Jesus.

Grundsätzliche Frage nach der Berechtigung

Der Film funktioniert wie ein klassisches Passionsspiel. In Ben Hur war Jesus nie direkt gezeigt geworden. Manche Kritiker gehen so weit, eine solche, das Bilderverbot berücksichtigende, Form als die einzig mögliche für ein solches Thema zu halten.

Kritisch äußerte sich am Tag der Deutschland-Premiere auch der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter: er sieht eine grundsätzliche Problematik in dem Versuch, das Leiden Jesu zu verfilmen. Die Evangelien seien keine Protokolle. Das historische Geschehen sei in die Verkündigung der Kirche eingegangen und habe so seinen Niederschlag in den Evangelien gefunden. Im übrigen sei es gerade beim Film nicht ungewöhnlich, wenn eine dargestellte Person weit hinter dem Original zurück bleibe. Erzbischof Wetter betonte, er wolle sich den Film persönlich nicht ansehen.

Zur historischen Authentizität

Die Hersteller des Films berufen sich auf eine historische getreue Darstellung der Handlung. Schon im März 2003 sagte Gibson in einem Interview über frühere Jesus-Filme: "Sie sind entweder historisch ungenau oder leiden unter schlechter Musik. Mein Film soll die Passion Christi genau so zeigen, wie sie sich ereignet hat." Dagegen wurden dem Film viele Unkorrektheiten vorgeworfen:

  1. Aus Untersuchungen von Gekreuzigten aus dieser Zeit geht hervor, dass die Nägel nicht durch die Handflächen - wie der Film es zeigt - sondern durch die Handwurzelknochen oder Unterarme getrieben wurden. Das hatte einen einfachen physiologischen Grund: die Gewebe der Handflächen konnten das Gewicht eines Körpers nicht halten. Die traditionelle christliche Ikonographie platzierte dagegen fast immer die Nägel auf den Handflächen und nicht auf den Handgelenken Jesu, mit Ausnahme des Turiner Grabtuches.
  2. Der Jerusalemer Anthropologe Joe Zias zweifelt die langen Haare der Christus-Figur an: bestenfalls die Nasiräer, die Vorläufer der Mönche, hätten schulterlanges Haar getragen.
  3. Der Paderborner Bibelexperte Professor Carsten Peter Thiede erwähnt als auffälligste unhistorische Einzelheit die Auswahl der antiken Sprachen zur Zeit der Handlung der Ereignisse an diesen Orten: zu dieser Zeit wurde in Palästina Griechisch und Aramäisch gesprochen, nicht aber Latein, das die Umgangssprache in Mittelitalien war. So sind auch alle Bücher des Neuen Testamentes ausnahmslos in Griechisch verfasst.
  4. In der gezeigten Schrifttafel, die Pontius Pilatus in Auftrag gegeben hat, ist die Schrift in Latein-Aramäisch angebracht. In den Evangelien wird aber übereinstimmend davon gesprochen, dass die Schrift dreisprachig, nämlich Hebräisch-Griechisch-Latein, verfasst wurde.
  5. Weiterhin sei die Figur des Holzkreuzes falsch, das Jesus tragen muss. Nach römischer Sitte wurde nur der Querbalken zur Hinrichtungsstätte geschleppt und der Verurteilte an einem fest im Boden verankerten Längsbalken hochgezogen.

Prof. Dr. Thomas Williams, Dekan der Theologischen Fakultät an der Päpstlichen Hochschule Regina Apostolorum in Rom und ein theologischer Berater von Mel Gibsons Film, sagt hingegen grundsätzlich zur Kritik an Details des Films, dass Beschwerden über die verwendeten Sprachen, die Höhe des Kreuzes, die Haarlänge Jesu, die Größe der Menschenmenge vor Pilatus im Prätorium und die Platzierung der Nägel in den Händen Jesu angesichts der größeren Botschaft des Films trivial erscheinen würden.

Einspielergebnisse

Der Film konnte zum 2. Wochenende in den USA einen Box-Office-Erfolg von 212 Millionen Dollar an den Kinokassen verzeichnen. Damit erzielte der Film in den USA das drittbeste Einspielergebnis nach 12 Tagen aller Zeiten. Außerdem konnte sich die "Passion Christi" damit bereits nach dem 2. Wochenende in die Top 50 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten in den USA eintragen. Nach drei Tagen in den deutschen Kinos hatten über 200.000 Besucher den neuen Mel-Gibson-Film "Die Passion Christi" gesehen. An seinem Start-Wochenende hat der Film zwischen 38.000 und 40.000 Zuschauer in Österreich erreicht. Er gilt bereits als einer der 10 erfolgreichsten Filme der Kinogeschichte. Gerade die vielen negativen Stimmen im Vorfeld trugen schließlich wesentlich zum Erfolg des Filmes bei.


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