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Taubenpost

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Bei der Taubenpost befördern Brieftauben schriftliche Mitteilungen. Diese Art der Briefbeförderung war bereits in der Antike weit verbreitet. In der Neuzeit fand sie zunächst nur für militärische Zwecke Verwendung. Im 19. Jahrhundert wurden jedoch immer mehr Brieftaubenlinien in ziviler und wirtschaftlicher Absicht eingerichtet. Es kam mancherorts sogar zur Ausgabe eigener Taubenpostbriefmarken. Den Niedergang fand die Taubenpost schließlich mit den modernen Kommunikationsmittel, die sie nach den beiden Weltkriegen weitgehend verdrängt hatte.

In der Kunst wurde das Motiv der Taubenpost vor allem zur Zeit ihrer größten Verbreitung im 19. Jahrhundert aufgegriffen und so sind einige Werke hierzu entstanden. Auf Briefmarken bilden sie auch heute noch ein beliebtes Motiv. Die Taubenpost selbst gilt jedoch unter Philatelisten nur als ein kleines Randgebiet. Briefe und Belegstücke der Taubenpost sind meist kaum erhalten geblieben.

Brieftaube

Historische Entwicklung

Taubenpost im Altertum

Die Taubenpost ist die mit Abstand älteste Form der Flugpost. Bereits im Altertum erkannten die Menschen die besondere Fähigkeit von Tauben mühelos aus größter Entfernung zu ihren Nistplätzen zurückzukehren. Dies erlaubte den Tauben in einem sehr großen Gebiet nach geeigneter Nahrung zu suchen. Bereits in der Bibel wird von Noahs Taube berichtet, die in der Lage war selbstständig zu seiner Arche zurückzukehren. Etwa 5000 Jahre v. Chr. versuchte der Mensch erstmals diese Fähigkeit für seine eigenen Zwecke zu nutzen. Er begann mit der Domestikation der Taube. Durch verschiedenste Zuchtmethoden war es ihm schließlich möglich geworden, diese Tiere als Überbringer von Nachrichten einzusetzen. Eine ausführliche Beschreibungen hierzu liefert bereits der griechische Naturforscher und Philosoph Aristoteles. Biologen nehmen an, dass die Brieftaube ursprünglich von der Felsentaube (Columba livia) abstammt.

Die ersten größeren Domestikationsversuche der Taube stammten von den Sumerern. Sargon von Akkad ließ alle seine Boten in Mesopotamien mit Brieftauben ausstatten. Diese sollten, falls der Bote angegriffen wurde, freigelassen werden um so von dem Angriff informieren. Zur Nachrichtenüberbringung selbst wurde die Taubenpost zunächst vor allem im Alten Ägypten eingesetzt. Dieser besonders schnellen Art der Überbringung von Botschaften wurde immer mehr militärische, politische und auch wirtschaftliche Beachtung beigemessen. Brieftauben verbreiteten beispielsweise die Kunde von der Krönung des berühmten ägyptischen Pharaos Ramses II. im Jahre 1279 v. Chr.. Die Ägypter entwickelten sogar eigens besonders leichte Papiere um so möglichst viele Informationen durch die Brieftaube befördern lassen zu können.

Plinius der Ältere berichtete erstmals ausführlich über die Verwendung der Taubenpost

Die Brieftauben wurden alsbald auch von zahlreichen anderen Hochkulturen eingesetzt. Zunächst gelangte die Brieftaube in das antike Griechenland. Für die geografische Beschaffenheit des Landes erwies sich die Brieftaube als ideales Transportmittel. Athleten, die zu den Olympischen Spielen reisten, nahmen beispielsweise ihre eigenen Brieftauben mit. Im Falle eines Siegs banden die Athleten einen Teil des Zielbandes an den Fuß der Tauben. Diese flog anschließend zurück in das Heimatdorf des Sportlers und signalisiere so den Einwohnern den Sieg ihres Mitbürgers. Der römische Schriftsteller Ovid berichtet beispielsweise in seinem Werk Metamorphosen, dass der Grieche Taurosthenes auf diese Weise dessen Vater und seinem Heimatdorf auf der Insel Aegina die Nachricht von seinem Sieg bei den Olympischen Spielen überbrachte.

Im antiken Rom hatte die Brieftaube vor allem militärische Bedeutung. Der große römische Feldherr Julius Cäsar bediente sich unter anderem der besonderen Fähigkeiten dieser Vögel. Er ließ nämlich Nachrichten von Unruhen im eroberten Gallien durch eigene Botentauben überbringen, um so seine Truppen schnell befehligen zu können. Der römischer Senator und Schriftsteller Plinius der Ältere berichtete erstmals ausführlich in seinem naturwissenschaftliches Werk Naturalis historia über die militärische Verwendung von Brieftauben. Der Schriftsteller beschreibt nachträglich, wie sich Brutus dank der Taubenpost während der Belagerung von Modena im Jahre 44 v. Chr. durch Mark Anton weiterhin mit seinen Verbündeten wie Aulus Hirtius kommunizieren konnten. Auch damals wurden die Nachrichten bereits um die Füße der Brieftauben gebunden. Brutus konnte so die Stadt vier Monate lang gegen Mark Anton erfolgreich verteidigen. Vor allem im 4. Jahrhundert kam es zu einer großen Verwendung der Taubenpost im Römischen Reich. Zeitweise waren bis zu 5.000 Brieftauben im Staatsbesitz. Neben diesen Hochkulturen kam es auch in China und Indien schon frühzeitig zu einer Verwendung der Brieftaube zur Nachrichtenübertragung. China baute sogar eigens ein Postwesen auf, dem die Taubenpost zu Grunde lag.

Taubenpost im Mittelalter

Nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches waren die Brieftauben aus Europa wieder weitgehend verschwunden. Sie wurde durch die Kreuzritter erst im 12. und 13. Jahrhundert wieder nach Europa gebracht. Im Vorderen Orient war die Brieftaube zur Nachrichtenübertragung nach wie vor weit verbreitet. Diese wurde auch während den Kreuzzügen oft verwendet. Bei dem Versuch die Stadt Akkon im Jahre 1191 einzunehmen gelang es den Kreuzrittern jedoch eine Nachricht abzufangen. In ihr versicherte Sultan Saladin den Einwohnern zu in drei Tagen mit seiner Armee in der Stadt anzukommen um sie im Kampf gegen die Kreuzritter zu unterstützten. Diese verfälschten allerdings die Nachricht und schickten die Brieftaube, die den Absturz überlebte, weiter. Die verfälschte Nachricht ließ die Einwohner von Akkon nun im Glauben gänzlich ohne die unterstützen Saladins kämpfen zu müssen, da die Kreuzritter diese Fehlinformation in den Brief einbrachten. Noch vor Ablauf der drei Tage war die Stadt in christlicher Hand, da die Bewohner von Akkon kaum mehr Gegenwehr leisteten.

Festung Ajlun in Jordanien

Die Taubenpost im Vorderen Orient war jedoch keineswegs nur oft eine rein militärische Nutzung beschränkt. Hier kam es nämlich zur Entstehung von staatlichen Taubenpostdiensten und regelmäßig beflogenen Taubenpostlinien. Saladin hatte beispielsweise eine eigene Taubenpost, welche unter anderem seine Hauptstädte Kairo und Damaskus miteinander verbanden. Dazu ließ er eine Kette von Festungen bauen, die Nachrichten mittels Feuer und Tauben weiter leiteten. Die Festung Ajlun im heutigen Nord-Jordanien in der Nähe von Irbid gehört dazu. Auf diese Weise konnten wichtige Nachrichten zwischen den beiden Städten innerhalb von zwölf Stunden weitergeleitet werden. Im 12. Jahrhundert errichteten beispielsweise auch Nur ad-Din, Kalif von Bagdad, eine eigene Brieftaubenpost. Auch Dschingis Khan verwendete Brietauben zur Überbringung von Nachrichten im Reich der Mongolen.

In Europa wurde die Taubenpost vor allem in Feldzügen eingesetzt. Hier war sie nach wie vor ein wichtiges Transportmittel von Nachrichten im Krieg, das nur schwer ersetzt werden konnte. Vor allem im Achtzigjähriger Krieg kam es zur ein häufigen Verwendung der Taubenpost. Wilhelm von Oranien setze Brieftauben beispielsweise im Jahre 1573 bei der spanischen Belagerung von Haarlem durch Frederik von Toledo sowie bei der Belagerung von Leiden im Jahre 1574. Zum Einsatz von Brieftauben außerhalb des Kriegs kam es jedoch nur selten. Sie wurden nur gelegentlich von Herrschern und Regierungsstellen eingesetzt. Manches mal fand man sie auch als Kommunikationsmittel zwischen Burgen und Klostern.

Brieftauben im Nachrichtenwesen

Nathan Rothschild

Durch die zunehmende Industrialisierung wurde es für die Wirtschaft immer wichtiger auf dem schnellst möglichen Weg Nachrichten zu erhalten. Vor allem zu Beginn des 19. Jahrhunderts griffen mehrere Geschäftsleute auf Brieftauben zurück. Die Zentren dieser Entwicklung waren London und Antwerpen. Einige Bankhäuser haben zu dieser Zeit sogar eigene "Kurstauben" unterhalten. Die vermehrte Verwendung von Brieftauben zu wirtschaftlichen Zwecken war allerdings von geringer Dauer. Die Vögel wurden bald durch die ersten Telegrafenlinien in der Mitte des 19. Jahrhunderts ersetzt.

Zu den berühmtesten Geschäftsleuten, die ihren Informationsdienst auf Brieftauben stütze, gehörte die Familie Rothschild. Nathan Mayer Rothschild wusste dank seiner Brieftauben vor dem englischen Premierminister vom Ausgang der Schlacht bei Waterloo im Jahre 1815. Er verkauft seine Aktien und die Anleger glaubten, er sei im Besitz von Information über eine britische Niederlage, weshalb sie ihm beim Verkaufen der Aktien folgten. Nachdem die Kurse der Wertpapiere in den Keller gesunken waren, kaufte er sie wieder auf und nahm den vollen Kursanstieg mit, den die Nachricht vom Sieg der Briten mit sich brachte. Mit Hilfe seiner Brieftauben und seinem Geschick als Geschäftsmann konnte er so hohe Gewinne einstreichen.

Neben einzelnen Geschäftsleuten benutzten auch manche Nachrichtendienste Brieftauben. Im Jahre 1850 gründete Paul Julius Reuter, das "Institut zur Beförderung telegraphischer Depeschen" in Aachen. Mit 40 Brieftauben schuf er eine Nachrichten-Luftbrücke, um die Lücke in der Telegrafenverbindung zwischen Brüssel und Aachen zu schließen. Es waren überwiegend Börsenmeldungen, die von Reuters Agenten in verschiedenen Städten Europas gesammelt und in Brüssel abgeliefert wurden. Mit der wichtigen Fracht im Gefieder flogen die Tauben "schneller als die Eisenbahn" nach Aachen zurück. Reuters Mitarbeiter nahmen die Nachrichten auf dem Dach des Hauses in der Pontstraße 117 in Empfang und leiteten sie an die Haupthandelsplätze weiter. Bereits ein Jahr später waren alle wichtigen Verbindungen im Telegrafennetz geschlossen und Reuter gab das Aachener Büro auf. Er wanderte nach London aus und gründete dort im Oktober 1851 die Nachrichtenagentur Reuters.

Die Belagerung von Paris

Hauptartikel: Pariser Ballonpost

Brief von London nach Tours mit Nachrichten, die per Taubenpost nach Paris weitergeleitet werden sollen

Das berühmteste Beispiel unter Philatelisten aller Welt für eine Taubenpostverbindung war zweifelsohne die Pariser Ballonpost. Die Verbindung zwischen Paris und dem unbesetzten Frankreich während des Deutsch-Französischen Krieges konnte zwischen dem 23. September 1870 und der Kapitulation von Paris am 22. Januar 1871 nur durch ein geschicktes Zusammenspiel zwischen Ballonpost und Brieftauben aufrecht erhalten werden.

Von Paris aus lies man insgesamt 55 unlenkbare Ballone aufsteigen, die neben fast 2,5 Millionen Nachrichten auch 363 Brieftauben beförderten. Diese dienten für den Transport von Briefen vom unbesetzten Frankreich in das besetzte Paris. Zunächst wurden die Nachrichten auf extrem leichten Seidenpapier geschrieben und der Taube umgebunden. So konnte eine Brieftaube jedoch nur sehr wenige Nachrichten befördern. Die erste Taubenpost dieser Art fand am 9. Oktober 1870 statt. Ab 4. November 1870 war es auch erstmals möglich private Nachrichtern befördern zu lassen. Die Brieftauben starteten meist in Tours, wo alle zu versendenden Nachrichten zunächst gesammelt und dann auf Seidenpapier übertragen wurden.

Der Fotograf René Dagron verbesserte diese Art der Taubenpost wesentlich. Es gelang ihm die Anzahl der Briefe, die eine Taube befördern konnte, zu erhöhen. Er kam auf die Idee, die in Tours gesammelten Mitteilungen als Buchdruck gesetzt auf Gallerthäutchen mikrofotografisch so zu übertragen, sodass eine Brieftaube bis zu 40 000 Briefe mit je höchstens 20 Worten tragen konnte. Am Bestimmungsort wurde die Mitteilung mittels einer Laterna Magica vergrößert, von einem Schreiber kopiert und dann ausgeliefert. Bis zur Kapitulation von Paris wurden so 2 Millionen Nachrichten als "Pigeongramme" (Taubentelegramme) übertragen. Die Gebühr für ein solches Pigeongramm betrug pro Wort 50 Centimes. Erhalten gebliebene Pigeongramme gehören zu den beliebtesten Sammelstücken unter Philatelisten.

Dieses Ereignis war allerdings nicht nur für die heutigen Philatelisten von besonderem Interesse. Der große Erfolg der Pariser Ballone und Brieftauben richtete damals immer größere Aufmerksamkeit auf diese beiden Beförderungsarten und so stand dieses Ereignis am Beginn der nun aufblühende Verwendung der Taubenpost zu zivilen Zwecken. Man begann damit schwer erreichbare Gebiete, die noch keine Verbindung mit Telegrafennetzen besaßen, durch Brieftauben postalisch zu versorgen. Den Höhepunkt dieser Entwicklung bildete die Zeit der Jahrhundertwende.

Brieftaubenpost um die Jahrhundertwende

Die Taubenpost in Neuseeland

Karte der Taubenpost in Neuseeland
Die erste Taubenpostbriefmarke der Great Barrier Insel und der Maorit Insel

Zahlreiche Holzfäller und Goldsucher kamen am Ende des 19. Jahrhunderts auf die Great Barrier Insel. Diese konnte jedoch nur alle 16 Tage von einem Schiff mit postalischen Leistungen versorgt werden. Aus diesen Gründen machte man sich Gedanken zu einer besseren Beförderungsart von Briefen. Mr Smailes, der Vorstand des neu gegründeten Montanunternehmens auf der Insel, beauftragte schließlich Mr Parkin, einen Brieftaubenzüchter aus Auckland, eine Taubenpostverbindung zwischen der Great Barrier Insel und dem Festland herzustellen. Der erste Flug fand am 14. Mai 1897 statt. Die zu übermittelnden Nachrichten wurden auf dünnes Seidenpapier geschrieben. Die Nachrichten, auch flimsies genannt, wurden dann um den Fuß der Taube gebunden. Eine Brieftaube konnte so bis zu fünf Nachrichten übertragen.

Ab dem 21. April 1898 wurden die Brieftauben von Mr S. Holden Howie mit dem Transport von Nachrichten von der Great Barrier Insel beauftragt. Die Brieftauben konnten jedoch bislang nur Nachrichten nach Auckland transportieren und nicht in die entgegengesetzte Richtung. Eine Züchtung von Brieftauben, die Nachrichten von Auckland auf die Great Barrier Insel transportierten, wäre viel zu teuer gekommen. Man entschloss sich deshalb Brieftauben in regelmäßigen Abständen per Schiff auf die Insel zu bringen, um dort stets genügend Tauben zur Verfügung zu haben.

Im September 1898 tauchten erstmals Vorschläge auf eigene Taubenpostbriefmarken auszugeben. Henry Bolitho, ein Freund des Betreibers Mr Howie, beauftrage eine Druckerei in Auckland mit der Herstellung solcher Briefmarken. Es handelt sich dabei um die ersten Taubenpostbriefmarken der Welt. Am 19. November 1898 konnten diese schließlich erstmals verwendet werden. Es kam zur Gründung des Great Barrier Pigeongram Service und der Ausbau zu einem eigenständigen Unternehmen. Von nun an wurde Walter Fricker mit der Betreuung der Brieftauben betraut. Nachrichten konnten außerdem auch erstmals in beide Richtungen versandt werden. Der Versand von Okupu, später von Whangaparapara, auf der Great Barrier Insel nach Auckland kostete 6 Pence, in die neu eingerichtete umgekehrte Richtung den doppelten Preis von einem Shilling. Durch den doppelten Preis rentierte sich zunächst die Errichtung der zweiten Taubenpostlinie.

Die besonderen Briefmarken erweckten zudem kurzzeitig eine besondere Aufmerksamkeit von Philatelisten, die dem Unternehmen zusätzliche Einnahmen brachten. Schon bald erfolgte die Ausgabe weiterer Taubenpostbriefmarken. Schließlich begann man damit verschiedene Wertstufen herzustellen, um den Tarifunterschieden Rechnung zu tragen. Nach der Ausgabe diverser rechteckiger Briefmarken wurden ab dem Jahre 1899 schließlich dreieckige Briefmarken in der Farbe Rot zu 6 Pence und in der Farbe Blau zu einem Shilling verausgabt. Die dreieckigen Taubenpostmarken trugen die Inschrift Great Barrier Island / Special Post / One Schilling. Als Motiv diente eine fliegende Brieftaube, die einen Brief im Schnabel hatte und die durch ihre besonderen Form die Aufmerksamkeit der Philatelisten weiter erhöhen sollte.

Im Jahre 1899 wurde außerdem eine weitere Taubenpostlinie von dem Great Barrier Pigeongram Service eingerichtet. Diese verband die Maoriti Insel mit Auckland. Seit dem Jahre 1898 versuchte man auf der kleinen Insel Kupfer zu gewinnen. Nach dem wirtschaftlichen Misserfolg des Unternehmens wurde jedoch diese Taubenpostlinie bald wieder eingestellt. Zur Zeit ihres Bestehens wurden ebenfalls verschiedene Taubenpostbriefmarken ausgegeben.

Im Jahre 1908, dem Jahr der Eröffnung der Telegrafenlinie zur Insel, wurde schließlich die Taubenpostverbindung zu der Great Barrier Insel eingestellt. Im Jahre 1948 fand am 19. November, anlässlich des 50. Geburtstages der Taubenpostbriefmarke, ein Gedenkflug zu der Insel statt. Hierzu gab es einen eigenen privaten Gedenkumschlag.

Weitere Einsatzgebiete der Taubenpost

Taubenpost bei Los Angeles
Taubenpost in Afrika

Auch in entlegenen Gebieten der USA wurde zur Zeit der Jahrhundertwende Taubenpostdienste eingerichtet. Die bedeutendste von ihnen war im Bundesstaat Kalifornien. Oswald Zahn gründete dort ein eigenes Taubenpostunternehmen, welches die kleine Insel Santa Catalina mit dem kalifornischen Festland verband, das etwa 35 Kilometer von der Insel entfernt liegt. Brieftauben beförderten erstmals im Jahre 1894 Post auf dieser Strecke. Diese starteten in Avalon, der größten Stadt auf der Santa Catalina Insel. Das angeflogene Ziel, Bunker Hill, lag direkt in Los Angeles. Im Jahre 1898 wurde diese Taubenpostlinie wegen wirtschaftlicher Unrentabilität wieder eingestellt. Kurze Zeit später wurde die Insel mit dem kalifornische Telegrafennetz verbunden.

In Alaska gab es ebenfalls Bestreben eine eigene Brieftaubenpost einzuführen. Die Idee hierzu stammte von Thomas Arnold aus dem Jahre 1897, der bereits Probedrucke für Brieftaubenpostmarken mit den Nennwerten zu einem und zu zwei Dollar anfertigte. Die probeweise hergestellten Taubenpostbriefmarke zierte eine Brieftaube, die, wie bei den neuseeländischen Taubenpostmarken, einen Brief im Schnabel hält. Die Inschrift lautete Alaska Carrier / Pigeon Mail / Service Company. Thomas Arnold wollte die Goldfelder Alaskas mit den Brieftauben postalische versorgen. Die zu befördernden Nachrichten sollten fotografisch verkleinert transportiert werden.

Neben diesen Taubenposten gab es in Belgisch-Kongo im Jahre 1905 eine eigene Taubenpost zwischen Boma und Banana. Diese wurde unter dem belgischen König Leopold II. eröffnet. Bei Boma handelte es sich zur damaligen Zeit um die Hauptstadt Kongos. Da die Stadt nicht am Meer liegt konnte man sie nur über den Kongofluss per Schiff schnell erreichen. Um diesen Umstand zu entgehen, richtete man für kurze Zeit eine Taubenpost zur nächst größten Hafenstadt Kongos am Meer ein.

Neben diesen Taubenposten gab es zur Zeit der Jahrhundertwende nur noch wenige rein wirtschaftliche und private Verwendungen. Eine Ausnahme bildeten die Schiffe der HAPAG, die ihre eigenen Brieftauben an Bord hatten um Nachricht auf schnellstem Wege in den nächstgelegenen Hafen senden zu können.

Die beiden Weltkriege

Brieftaubendenkmal in Spandau, Berlin zu Ehren der deutschen Brieftauben des Ersten Weltkrieges

Die beiden Weltkriege bildeten das letzte große Einsatzgebiet der Taubenpost zu militärischen Zwecken. Im Ersten Weltkrieg wurden schätzungsweise bis zu 100.000 Brieftauben zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt. Ihre Erfolgsrate bei der Überbringung von Nachrichten lag hierbei bei ungefähr 95 %. Zu ihren Ehren wurden mehre Denkmäler errichten. Das größte von ihnen befindet sich im französischen Lille und gedenkt mehr als 20.000 gefallenen Brieftauben. Seit dem Jahre 1939 gibt es auch in Berlin ein Denkmal für die deutschen Brieftauben des Krieges.

Mit Hilfen von Brieftauben konnten zwei verschiedene Verbindungen aufrechterhalten werden. Neben den Brieftaubenverbindungen von der Front zu fixen Taubenschlägen im sicheren Heimatland kam es auch zum Einsatz von zahlreichen mobilen Brieftaubenschlägen. Diese mobile Brieftaubenschläge wurden zuerst nur von der französischen Armee eingesetzt. Es handelte sich dabei um einen speziell angepassten Autobus der Marke Berliet. Obwohl sich so das Ziel der Brieftauben ständig änderte, fanden diese stets den richtigen Weg. In der Marneschlacht im Jahre 1914 wurde beispielsweise von der französischen Armee 72 fahrbare Taubenschläge eingesetzt.

Besonders berühmt wurde der letzte Einsatz der amerikanischen Brieftaube Cher Ami in der Nähe der französisches Stadt Verdun. In ihrer letzten Mission wurde die Brieftaube schwer an der Brust durch eine Schusswunde verletzt. Trotzdem schaffte sie es ihre Nachricht von Major Charles Whittlesey von der 77. Infanterie Division weiter zu leiten. Er und seine Division verloren wärend der Meuse-Argonne-Offensive, die Verbindung mit der restlichen US-amerikanischen Armee. Sie waren ohne Verpflegung hinter den feindlichen Linien eingeschlossen. Dank der Nachricht von Cher Ami konnten 1894 Soldaten gerettet werden. Auf Grund des tapferen Einsatzes von Cher Ami wurde ihr feierlich die französische Kriegsauszeichnung Croix de Guerre verliehen. Insgesamt waren während dieser Schlacht auf amerikanischer Seite 442 Brieftauben im Einsatz.

Auch in einigen deutschen Heeresteilen kam es zur Verwendung von Brieftauben. Diese besaßen meist ortsgebundene und nur selten fahrbare Brieftaubenstationen. Die per Taubenpost beförderten Sendungen wurden von deutscher Seite mit dem Bestätigungsstempel Kgl. Preuss. Brieftaubenschlag in blauer Farbe gekennzeichnet.

Auch im Zweiten Weltkrieg griff man zur Nachrichtenüberbringung wiederum auf die Taubenpost zurück. Allein die US-amerikanische Armee unterhielt 54.000 Brieftauben sowie 3.000 Soldaten und 150 Offiziere, die Teil des U.S. Army Pigeon Service waren. In der britischen Armee waren gar bis zu 250.000 Brieftauben zu militärischen Zwecken. Im Zweiten Weltkrieg wurden Brieftauben zum Nachrichtentransport auch zunehmend in der Nacht eingesetzt, um größere Verluste durch Beschuss zu vermeiden. Die deutsche Armee hatte sich jeodoch im Vorfeld des Krieges spziell auf den Einsatz von feindlichen Brietauben vorbereitet. Man dressierte eigens Raubvögel, vor allem Falken, die die Brieftauben im Flug attakieren sollten. Während des Krieges zeigte sich diese Methode als äußerst effektiv. Insgesamt wurden 32 Brieftauben mit der Dickin Medal für herrausragende Leistungen ausgezeichnet.

Zu den berühmtesten Preisträgern zählte die Brieftaube G.I. Joe. Diese erlangte vor allem durch ihren Einsatz in der kleine italienischen Stadt Calvi Vecchia am 18. Oktober 1943 große Anerkennung. Der 56. Britischen Brigade war es gelungen die Stadt ohne größere Gegenwehr der deutschen Truppen einzunehmen. Mit diesen Umstand hatten die Alliierten nicht gerechnet. Die US-amerikanische Armee sollte nämlich die britische Armee durch Luftangriffe auf Calvi Vecchia deren Einnahme erleichtern. Allerdings schlug jede versuchte Kontaktaufnahme mit den Verbündeten fehl um den Angriff zu stoppen. Die Brieftaube G.I. Joe wurde deshalb mit der Überbringung der wichtigen Nachricht betraut. Sie legte die 30 Kilometer zum US-amerikanischen Kommandostützpunkt in nur 20 Minuten zurück und traf noch vor Abheben der Flugzeugbomber ein. G.I. Joe wird deswegen die Rettung von 1.000 Soldatenleben zugesprochen.

Der Niedergang der Taubenpost

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu immer weniger Einsätzen von Brieftauben zum Transport von Nachrichten. Der letzte größere Einsatz amerikanischer Brieftauben war wärend des Koreakrieges, als so Nachrichten an verdeckt operierende Soldaten hinter den feindlichen Linien übermittelt wurden. Die britische Armee gab 1948 ihr Brieftaubenprogramm auf. Bald folgten ihr auch weitere Armeen. In der Schweiz wurde die Brieftaubenabteilung allerdings erst 1997 aufgelöst. Heutzutage gibt es kaum noch militärische Verwendung von Brieftauben. Dies lässt sich vor allem auf die rasche Entwicklung von modernen Kommunikationsmittel zurückführen.

Wie beim Militär, so verschwand bald nach dem Zweiten Weltkrieg die Taubenpost auch aus dem zivilen Bereich. Im indischen Bundesstaat Orissa wurde jedoch von der Polizei bis zum März 2002 eine eigene Taubenpost unerhalten. Diese wurde im Jahre 1946 eingerichtet und war vor allem zur schnellen Nachrichtenübertragung bei Naturkatastrophen gedacht. Solche Einrichtungen blieben jedoch weitgehend die Ausnahme. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts gab es zwar außerdem immer wieder einige Veranstaltungen in deren Rahmen Taubenposten eingerichtet wurden, diese fanden jedoch immer zu philatelistischen Zwecken statt und können kaum mehr als Spielerei bezeichnet werden. Die Taubenpost ist heute aus allen Lebensbereichen verschwunden. Nur in sportlichen Wettbewerben finden sich die Grundzüge dieser Beförderungsart wieder, diese haben jedoch nichts mehr mit der historischen Taubenpost zu tun.

Bei diesen sportlichen Wettbewerben werden die Brieftauben mit einem speziellen Transporter mehrere hundert Kilometer vom Heimatort transportiert, um dann auf den Weg nach Hause um die Plätze zu kämpfen. Im heimatlichen Taubenschlag angekommen, werden die Ankunftszeiten der einzelnen Tiere registriert. Diese Wettbewerbe bauen, wie einst die Taubenpost auf den Orientierungssinn der Tauben auf, es findet jedoch kein Transport von Nachrichten mehr statt.

Philatelistische Aspekte

Die Taubenpost ist ein kleines Randgebiet der Philatelie. Es kann als abgeschlossenes Sammelgebiet betrachtet werden, da es heutzutage kaum noch eine Taubenpost mehr gibt. Es gibt nur wenig Spezialisten und infolgedessen auch nur wenig Spezialliteratur. Einer der wichtigsten Experten auf diesem Gebiet ist sicherlich Salvador Bofarull. Da andere Taubenpostbriefe aus dem 19. und 20. Jahrhundert kaum noch erhalten geblieben sind findet man eine reine Taubenpostsammlung nur sehr selten.

Die heutigen Taubenpostsammlungen beschränken sich meist auf die Zeit vom Deutsch-Französischen Krieg bis zum Zweiten Weltkrieg. Großer Beliebtheit erfreuen sich hierbei die Taubenpostbriefe, die so genannten "Pigeongramme", der Pariser Ballonpost. Diese werden einerseits wegen der großen Bedeutung in der Postgeschichte (siehe Flugpost) gerne in die Sammlung aufgenommen. Anderseits fasziniert die abenteuerliche Geschichte dieser Briefe viele Philatelisten. Die zivilen Taubenposten gegen Ende des 19. Jahrhunderts werden allerdings nur von Speziallisten gesucht. Auch die Taubenpostbriefmarken, werden auf Grund ihrer extrem niedrigen Auflagezahlen und den daraus resultierenden hohen Preisen, nur von wenigen Philatelisten in ihre Sammlung aufgenommen. Taubenpostbriefe aus den beiden Weltkriegen werden jedoch auch gerne von einem Sammler der Feldpost als ganz besonderes Stück in die eigene Sammlung aufgenommen.

Die Taubenpost in der Kunst

Die Taubenpost findet sich auch in der Kunst wieder. Vor allem zur Zeit der Romantik, in der die Verbreitung der Brieftaube wieder stark stieg findet man dieses Motiv. Das berühmteste Beispiel hierfür ist das Gedicht Die Taubenpost von Johann Gabriel Seidl. Dieses wurde von dem österreichischen Komponisten Franz Schubert vertont. Es zählt zu einem seiner bekanntesten Lieder. Das Werk wurde posthum in der Liedersammlung Schwanengesang vom Wiener Verleger Tobias Haslinger veröffentlicht. Die Sammlung enthält zwei Zyklen, die Rellstab- und die Heine-Lieder. Das Lied Die Taubenpost wurde von Haslinger als Schuberts angeblich letzte Liedkomposition hinzugefügt.

Franz Schubert

Ich hab ein Brieftaub' in meinem Sold,
Die ist gar ergeben und treu,
Sie nimmt mir nie das Ziel zu kurz,
Und fliegt auch nie vorbei.

Ich sende sie viel tausendmal
Auf Kundschaft täglich hinaus,
Vorbei an manchem lieben Ort,
Bis zu der Liebsten Haus.

Dort schaut sie zum Fenster heimlich hinein,
Belauscht ihren Blick und Schritt,
Gibt meine Grüße scherzend ab
Und nimmt die ihren mit.

Kein Briefchen brauch ich zu schreiben mehr,
Die Träne selbst geb ich ihr:
Oh, sie verträgt sie sicher nicht,
Gar eifrig dient sie mir.

Bei Tag, bei Nacht, im Wachen, im Traum,
Ihr gilt das alles gleich,
Wenn sie nur wandern, wandern kann,
Dann ist sie überreich!

Sie wird nicht müd, sie wird nicht matt,
Der Weg ist stets ihr neu;
Sie braucht nicht Lockung, braucht nicht Lohn,
Die Taub' ist so mir treu.

Drum heg ich sie auch so treu an der Brust,
Versichert des schönsten Gewinns;
Sie heißt - die Sehnsucht!
Kennt ihr sie? - Die Botin treuen Sinns.

Hörbeispiel

Basler Taube

Neben der Taubenpost als Motiv in der Dichtung und in der Musik findet man sie vor allem als Motiv für die künstlerische Gestaltung von Briefmarken. Bei diesen Briefmarken handelt es sich nicht zwingend um Taubenpostmarken; auch Freimarken werden oft von einer Briefmarke geziert. Das meist verbreitetste Motiv ist eine Brieftauben mit einem Brief im Schnabel. Die erste Freimarke auf der eine Brieftaube zu sehe war, ist die Basler Taube. Sie wurde am 1. Juli 1845 vom Kanton Basel herausgegeben. Die Gestaltung übernahm der Architekt Melchior Berri. Die Taube wurde geprägt. Sie steht daher aus dem Briefmarkenpapier etwas hervor. Das Briefmarkenmotiv wurde in den drei Farben schwarz, blau und karmin hergestellt und ist somit außerdem die erste mehrfarbige Briefmarke der Welt.

Bei der ersten deutschen Briefmarke auf der eine Brieftaube abgebildet war, handelt es sich um Flugmarken anlässlich der Flugpost am Rhein und am Main. Die Briefmarkenserie zu drei Werten wurde am 10. Juni 1912 ausgegeben. Sie sind gleichzeitig die ersten Flugmarken Deutschlands. Der Entwurf der Briefmarken stammte von Professor Kleunkens. Später wurden die Flugpostmarken mit dem Namen des befördernden Flugzeuges "Gelber Hund" und der Abkürzung "E. El. P." für Ex Est Luftpost überdruckt.

Literatur

  • Ullrich Häger: Großes Lexikon der Philatelie, Bertelsmann Lexikon, 1973 Gütersloh
  • Salvador Bofarull: Pigeon mail through history, Selbstverlag, 2001 Bristol
  • John Douglas Hayhurst: The Pigeon Post into Paris 1870-1871, Selbstverlag, 1970 Ashford Middlesex
  • J. Reg. Walker: The Great Barrier Island 1898-99 Pigeon Post Stamps, Selbstverlag, 1968 Neuseeland