Chrysolopus spectabilis
Chrysolopus spectabilis | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Chrysolopus spectabilis | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Chrysolopus spectabilis | ||||||||||||
(Fabricius, 1775) |
Chrysolopus spectabilis (engl. unter anderem Botany Bay diamond weevil) ist ein Käfer aus der Familie der Rüsselkäfer (Curculionidae), der sich von Akazien ernährt und im Südosten Australiens vorkommt. Es handelt sich um das erste Insekt Australiens, das wissenschaftlich beschrieben wurde.
Merkmale
Chrysolopus spectabilis besitzt einen länglich-ovalen Körper und eine Länge von 1,5 bis 2,5 Zentimetern. Die Deckflügel sind schwarz und unregelmäßig in leuchtend metallisch grüner Farbe punktiert. An der Unterseite ist er in matterem grün schattiert, an den Seiten verläuft den gesamten Körper entlang eine weiße bis grüne Linie. Der Kopf, der Halsschild und die Beine sind ebenfalls schwarz und farblich markiert. Die Farbgebung variiert dabei je nach Jahreszeit, später im Jahr geschlüpfte Tiere besitzen eine eher blaue Färbung.[1]
Der Saugrüssel ist etwa so lang wie der glockenförmige Halsschild und deutlich gekrümmt. Die knieförmigen Fühler setzen in der Rüsselmitte an, die Fühlergeißel endet dabei in einer kleinen Keule. Die ovalen Facettenaugen stehen ein wenig hervor. Die Deckflügel weisen an der Oberseite eine Reihe von Furchen mit leichten Gruben auf, die Unterseite des Körpers ist dicht mit Schuppen bedeckt. Die kräftigen Beine sind an den Fußgliedern stark behaart, wobei das Krallenpaar nicht verwachsen ist.[2]

Verbreitungsgebiet
Der Rüsselkäfer kommt vor allem in den östlichen und südlichen Bundesstaaten Australiens vor. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den Küstenregionen Queenslands bis nach Victoria und in das östliche South Australia hinein. Am häufigsten ist er jedoch im Osten von New South Wales bis zu den Ausläufern der Great Dividing Range anzutreffen.
Erwachsene Tiere sind tag- und nachtaktiv und vor allem in den warmen Monaten November bis März zu sehen. Der Käfer tritt in dieser Zeit häufig in Stadtgebieten und Wäldern in Gegenden mit moderatem Niederschlag und insbesondere in der Umgebung von Akazien (Acacia) auf. Dabei werden Akazienarten mit paarig gefiederten Blättern in baumreichen Gebieten, wie zum Beispiel den Blue Mountains, und Akazien mit verbreiterten Blattstielen (Phyllodien) in offeneren Landstrichen, beispielsweise dem nördlichen New South Wales, bevorzugt.[1]
Lebensweise
Chrysolopus spectabilis ist ein reiner Pflanzenfresser und ernährt sich fast ausschließlich von Pflanzenteilen und -saft bestimmter Akazienarten. Hierbei wählt er meist noch nicht blühende Jungpflanzen mit einer Höhe von 50 bis 150 Zentimetern aus. Der lange Rüssel mit den kräftigen Kauwerkzeugen an seinem Ende erlaubt es ihm, Löcher in Pflanzenstängel und -blätter zu bohren, um den Saft aufzunehmen und um Eikammern zu bauen.
Zur Eiablage bohren die weiblichen Rüsselkäfer bis zu zwanzig nahe beisammen liegende kleine Löcher unmittelbar über dem Boden in die Akazienstämme und legen in jedes Loch ein einzelnes Ei. Die beinlose Larve bohrt sich, nachdem sie geschlüpft ist, tiefer in eine der Hauptwurzeln der Wirtspflanze und höhlt diese mit der Zeit vollständig aus. Die 40 bis 50 Millimeter großen Larven besitzen einen runden und runzeligen weißen Körper mit vereinzelten Haaren an den Seiten und einen rotbraunen Kopf mit schwarzen Mundwerkzeugen. Das Puppenstadium wurde bislang wissenschaftlich nicht untersucht und beschrieben. Die Jungkäfer schlüpfen in den südlicheren Breiten Australiens im Frühjahr, im subtropischen Norden wohl ganzjährig. Der Lebenszyklus eines Rüsselkäfers ist meist innerhalb eines Jahres abgeschlossen.[1]

Die Art wird als Schädling angesehen und hat bereits Akazien-Plantagen im Südosten Australiens stark angegriffen. Erwachsene Tiere können neue Triebe zerstören, während die Larven die Wasseraufnahme der Pflanze behindern.[3] Durch Ringelung der Rinde können erwachsene Tiere letztendlich auch für das Absterben der Akazienpflanzen sorgen.[4] Erwachsene Tiere wurden bislang an 28 (von etwa 1000 in Australien vorkommenden) Akazienarten nachgewiesen, die Larven an sieben. Es wird aber vermutet, dass die Larven an den gleichen Arten abgelegt werden, von denen sich auch die erwachsenen Tiere ernähren.[5][6]
Der Käfer ist trotz seiner grellen Zeichnung ungiftig und harmlos. Wenn er bedroht wird, lässt er sich auf den Boden fallen und stellt sich tot oder er krallt sich mit allen sechs Beinen an seine Pflanze.[1]
Systematik

Ein Exemplar des Rüsselkäfers wurde zwischen April und August 1770 auf James Cooks erster Reise in die Südsee von den Botanikern Joseph Banks und Daniel Solander als einziges Insekt neben einem Schmetterling, einer Ameise und zwei Fliegen eingesammelt.[7] Zusammenfassend schrieb Banks (fälschlicherweise) über die Insektenwelt Australiens:
“Of insects here were but few sorts and among them only the ants were troublesome to us.”
„An Insekten gibt es hier nur wenige Arten und von diesen waren uns nur die Ameisen lästig.“
Der eingesammelte Rüsselkäfer wurde schließlich nach der Rückkehr der Expedition nach England im Jahr 1775 als erstes Insekt Australiens von Johann Christian Fabricius beschrieben, der ihm den Namen Curculio spectabilis („sehenswerter Rüsselkäfer“) gab.[8][9]
Merkwürdigerweise fanden die Insektenfunde in den Reisetagebüchern der Endeavour-Expedition keine weitere Erwähnung, sodass über die genaue Herkunft des eingesammelten Exemplars spekuliert wird.[7] Vermutlich wurde der Rüsselkäfer nicht, wie der englische Trivialname suggeriert, in der Botany Bay gefunden, wo es im April normalerweise zu kalt und regnerisch für den Käfer ist. Man nimmt daher als Fundort die warme und trockene Umgebung von Cooktown im heutigen Queensland an, wo die Expedition im August noch einmal halt machte. Der Käfer wurde aber nach der ersten Besiedlung Australiens im Jahr 1788 während der Sommermonate auch in der Nähe von Sydney häufig aufgefunden, was den englischen Namen Botany Bay Diamond Weevil rechtfertigt.[10]

Der englische Name wurde erstmals 1805 erwähnt und ist britischen Ursprungs. Er spielt auf den in Brasilien beheimaten Diamond Beetle (Entimus imperialis) an, der eine ähnlich leuchtend grüne Zeichnung aufweisen kann und in Europa schon länger bekannt war. Mit seinem australischen Kollegen besitzt dieser jedoch nur wenige Gemeinsamkeiten.[11]
In den ersten Jahren nach seiner Entdeckung bis hin zum Anfang des neunzehnten Jahrhunderts war Curculio spectabilis in Europa aufgrund seines außergewöhnlichen Aussehens nicht nur für Entomologen ein begehrtes Sammlerobjekt. Die Nachfrage konnte aber durch stetigen Nachschub aus den australischen Siedlungen recht bald gesättigt werden.[11]
Im Jahr 1817 wurde dem Käfer von Ernst Friedrich Germar der heute gültige Gattungsname Chrysolopus („goldgrüne Zweigschneider“) gegeben. In den folgenden Jahren wurden weitere Arten in diese Gattung einsortiert, mittlerweile teilt Chrysolopus spectabilis sie sich mit elf weiteren Rüsselkäfern.[12]
Der Originalkäfer der Endeavour-Expedition liegt heute in einem Schränkchen als Teil der „Banks Collection“ im Natural History Museum in London. Er soll sich, auch wenn ihm die meisten Fußglieder fehlen, in einem recht guten Zustand befinden.[13]
Literatur
- Trevor J. Hawkeswood: Beetles of Australia, Angus & Robertson Publishers, 1987, ISBN 0-207-15352-3 (auf Englisch)
- John F. Lawrence und Everard B. Britton: Australian Beetles, Melbourne University Press, 1994, ISBN 0-522-84519-3 (auf Englisch)
- Elwood Curtin Zimmerman: Australian Weevils (Coleoptera: Curculionoidea), CSIRO Publishing, 1993, ISBN 0-643-05147-3 (auf Englisch)
Quellen
- ↑ a b c d Trevor J. Hawkeswood. Review of the history, biology and host plants of the Australian weevil Chrysolopus spectabilis (Fabricius). Spixiana 14, pp. 17–26, 1991 (auf Englisch)
- ↑ Carl Johan Schönherr. Genera et species curculionidum, cum synonymia hujus familiæ. Band 2(1), p. 247, Roret, Paris, 1833 (auf Lateinisch)
- ↑ A.J. Hunt, P.J. Gullan und C.A.M. Reid. Chrysomelidae (Coleoptera) and Other Phytophagous Insects in a Plantation of Black Wattle, Acacia mearnsii De Wild., in Southeastern Australia. Australian Journal of Entomology, Issue 35, pp 85-92, 1996 (auf Englisch)
- ↑ Introduction to NSW Wattles, WattleWeb, National Herbarium of New South Wales, Royal Botanic Gardens & Domain Trust, Sydney Australia (auf Englisch)
- ↑ Trevor J. Hawkeswood. A new host plant for Chrysolopus spectabilis (Fabricius) (Coleoptera: Curculionidae). Victorian Entomologist, Volume 22, pp. 42-43, 1992 (auf Englisch)
- ↑ Trevor J. Hawkeswood. A new larval host plant for the Botany Bay Diamond Beetle, Chrysolopus spectabilis (Fabricius) (Coleoptera: Curculionidae). Sydney Basin Naturalist, Volume 2, pp. 43-44, 1993 (auf Englisch)
- ↑ a b c Douglas Waterhouse. Insects and Australia. Journal of the Australian Entomological Society, Volume 10, Issue 3, pp. 145-160, 1971 (auf Englisch)
- ↑ Chrysolopus spectabilis, Entomology Collection Gallery des Australian Museums, Sydney (auf Englisch)
- ↑ Curculio spectabilis, Eintrag in der Encyclopedia of Life
- ↑ Tevor J. Hawkeswood. Beetles (Coleoptera) of the Shell Picture Card series: Curculionidae. Calodema Supplementary Paper No. 31, 2007 (auf Englisch)
- ↑ a b Edward Donovan. An epitome of the natural history of the insects of New Holland, New Zealand, New Guinea, Otaheite, and other islands in the Indian, Southern, and Pacific Oceans. Francis, Charles & John Rivington, London, 1805 (auf Englisch)
- ↑ Chrysolopus spectabilis, Eintrag in der Encyclopedia of Life
- ↑ Winfried P.K. Radford. The Fabrician types of the Australian and New Zealand Coleoptera in the Banks Collection at the British Museum (Natural History). Records of the South Australian Museum, Volume 1, pp. 155-197, 1981 (auf Englisch)
Weblinks
- Diamond Beetle, Botany Bay Weevil Fact File, Australian Museum Online (englisch)
- Diamond Weevil bei australian-insects.com (englisch)
- Botany Bay Diamond Weevil - Chrysolopus spectabilis, Bildergallerie von Käfern aus Brisbane
- Chrysolopus spectabilis - Botany bay diamond weevil, Bildergallerie von Käfern aus dem Süden von New South Wales