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Schloss Benrath

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Schloss Benrath, Vorderseite des Hauptgebäudes

Das im südlichen Düsseldorfer Stadtteil Benrath gelegene Schloss Benrath wurde 1755 bis 1773 von Nicolas de Pigage (1723 - 1796) erbaut. Der Baustil zeigt beispielhaft den Übergang vom Rokoko zum Klassizismus. Dieses wird nach Außen dadurch sichtbar, dass die Gestaltung eher schlicht und zurückhaltend wirkt. Aufwendige Gestaltungen des barocken Absolutismus findet man nicht mehr. Nördlich von Schloss Benrath liegt ein künstlich angelegter Schlossweiher von dem ein Kanalsystem für die gesamte Parkanlage ausgeht.
Zwei Flügelbauten flankieren das eigentliche Schloss. Die Flügelbauten beherbergen zwei Museen: das Museum für Europäische Gartenkunst sowie das Museum für Naturkunde. Im Corps de Logis, wie der Mittelbau genannt wird, finden wechselnde Ausstellungen und musikalische Veranstaltungen statt. Führungen durch das Schloss sind ebenfalls möglich. Im Kellergeschoss des Schlosses befindet sich außerdem ein Lapidarium, das die Originale einiger Figuren und Statuen zeigt.

Die Stadt Düsseldorf hat die gesamte Schlossanlage und den Park im Jahr 1996 unter Denkmalschutz gestellt und beantragt, Schloss und Park als Weltkulturerbe in die Liste der UNESCO aufzunehmen.

Geschichtliches

Die ursprüngliche Wasserburg aus dem 15. Jahrhundert sollte auf Weisung Amalie Elisabeth, der Frau von Pfalzgraf Philipp Wilhelm 1660 in ein repräsentatives Wasserschloss umgestaltet werden. Etwa hundert Jahre später ließ Kurfürst Carl Theodor (1724 - 1799) ein neues Lustschloss („maison de plaisance“) errichten, welches sein privates Domizil werden sollte. Das alte Wasserschloss ließ der Baumeister Nicolas de Pigage dafür abreißen. Nur die Orangerie blieb erhalten. Carl Theodor hatte als aufgeklärter Fürst viel für die Wissenschaft und die Künste übrig. An seinem Mannheimer Hof wirkten unter anderem die Komponisten Christian Cannabich und Johann Stamitz. Außerdem pflegte er den Briefwechsel mit Voltaire. Das Schloss wurde 1945 durch den Zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt aber nach dem Krieg mit großer stilistischer Treue wieder restauriert. Heute dient das Schloss mit der großen Parkanlage als attraktiver Erholungsort. Zu repräsentativen Zwecken wird es ebenso genutzt, beispielsweise fanden hier Staatsempfänge für Michail Gorbatschow und Königin Elisabeth II statt.

Corps de Logis

Schloss Benrath von Süden

Der Westteil des Schlosses wurde von Kurfürst bewohnt, der Ostteil von seiner Gattin Kurfürstin Elisabeth Auguste. Diese Gliederung spiegelt sich auch in der Zweiteilung des Schlosses wider. Im Park wird diese Aufteilung ebenfalls aufgegriffen und so ist der westliche Gartenteil als Englischer Park angelegt, d.h. die gewachsene Natur wird ihrer selbst überlassen. Der östliche Teil ist dagegen als Französischer Park angelegt, welche achsensymmetrische Kunstgebilde enthalten.

Vom größten Raum im Schloss, dem Kuppelsaal, kann man auf den südlichen Teil des Parks und den Spiegelweiher blicken. An den Wänden sind reichhaltige Stuckelemente angebracht mit der allegorischen Darstellung der vier Elemente (Feuer, Wasser, Luft und Erde). Der farbige Marmor ist konzentrisch angeordnet. Besonders auffällig ist das Kuppelgewölbe, welche auch das Obergeschloss durchdringt. Durch diese innere Schale kann man auf das Zentrum der äußeren Schale blicken, die ein prachtvolles Deckenfresko von Lambert Wilhelm Krahe enthält. Die angedeuteten eineinhalb Geschosse sind in Wirklichkeit fünf Stockwerke, wovon zwei versteckte Etagen dem verwandten Adel zur Verfügung standen. Das Mansardengeschoss war für die Dienerschaft vorgesehen, welche sich auf sieben versteckten Treppenhäuser zwischen Dienstzimmern und Festsälen bewegt haben.

Links und rechts vom Kuppelsaal schließen sich symmetrisch die beiden Gartensäle, die Schlafzimmer, Lichthöfe, Kabinette, Garderoben, Ordonnanzräume, Toiletten und Bäder an. Die verschiedenfarbigen Holzparkettböden sind hervorragend erhalten geblieben. Vom achteckigen Schlafgemacht des Fürsten aus hat man einen ausgezeichneten Blick auf die Gartenlandschaft. Die Wände sind mit grüngrundigen Seidentapeten bespannt. Auch im Schlafgemacht der Fürstin findet sich ein Parkettboden mit reichhaltigen Intarsien. Die Tapete bildet hier rosagrundierte Seide und die Decke ist mit Stuckmedaillons geschmückt, welche die vier Jahreszeiten personifizieren. Die Fürstin hatte von ihrem Schlafgemacht aus den Blick auf den kunstvollen Französischen Garten.

Sowohl vom östlichen wie vom westlichen Teil des Schlosses aus gelangt man zum Vestibül, der großen Vorhalle. Über das Treppenhaus gelangt man in das obere Stockwerk, welches mit drei Metern Höhe für damalige Verhältnisse relativ niedrig ausfällt. Dadurch sollte der Eindruck der Behaglichkeit und Intimität vermittelt werden. Das Obergeschoss waren die einstigen Privaträume des Fürstenpaares. In der Mitte befindet sich die zweigeschossige Schlosskapelle. Des weiteren gibt es Gesellschaftsräume, Vorzimmer, Schlafzimmer, Lichthöfe, Salons und Garderobenzimmer. Im Obergeschoss ist eine Sammlung von Jagdwaffen, Frankenthaler Porzellan und Mobiliar untergebracht, unter anderem ein Hammerklavier auf dem Mozart gespielt haben soll.

Schlosspark Benrath

Schlosspark Benrath

Auf der Südseite des Schlosses erstreckt sich ein weitläufiger Schlosspark (612.000 m²). Dieser besteht aus mehreren, zu verschiedenen Zeiten entstandenen Gärten. Der älteste Teil des Parks reicht bis in das 17. Jahrhundert zurück, der Bauzeit des alten Schlosses. Der 470 m lange Spiegelweiher bildet dabei die Hauptachse mit dem Schlossgebäude auf der Nordseite. Der Weiher wird von Rasenstreifen und hohen Bäumen gesäumt. Östlich vom Weiher gelangt man zur Orangerie, welche zusammen mit dem Torgebäude an der Urdenbacher Allee die einzigen Überreste des ursprünglichen Jagdschlosses Benrath bilden. Westlich vom Spiegelweiher erstreckt sich ein weit ausgedehnter Waldpark, der fast bis an den Rhein führt. Über das gesamte Parkareal erstreckt sich ein Kanalsystem und ein sternförmiges Wegenetz (Jagdstern). In der geometrischen Mitte dieses Wegenetzes befindet sich ein Rasenplatz mit einem Rondell.

Französischer Garten

Der östlich des Hauptgebäudes gelegene Französischer Garten war der Kurfürstin Elisabeth Auguste als Privatgarten vorbehalten und daher durch Gitter von den öffentlich zugänglichen Teilen des Parks abgregenzt. Zwischen 1989 und 1993 wurde die Anlage restauriert. Die Bezeichnung des Gartens stammt von der französischen Gartenkunst ab, die nach strengen geometrischen Grundsätzen folgt. Im Osten befindet sich ein ovales Wasserbecken, was in einer Kaskade in verschiedene tiefer gelegene Becken fällt. Die Wasserspiele mit sechs kleinen Springbrunnen wurden 1955/ 56 installiert. Im Westen schließt sich ein tiefer gelegenes Blumenparterre an, welches im Frühjahr und Sommer bepflanzt wird. Vermutlich besaß der Französische Garten nach Süden hin Laubengänge (Treilagen), die zur östlichen „Fächerallee“ führten.

Englischer Garten

Der Privatgarten von Kurfürst Carl Theodor, westlich des Schlosses, wurde von Maximilian Friedrich Weyhe umgestaltet. Ein aus dem Jahr 1807 erhaltener Gartenplan dazu ist im Nordrhein-Westfälischen Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf erhalten. Der östliche Teil bewahrte noch bis etwa 1840 Pigages Anlage mit einem rechteckigen, tiefer gelegenen Wasserbecken. Dieser Teil wurde später durch den Vetter Weyhes Peter Joseph Lenné in einen Teich mit gekrümmter Form und natürlicher Uferbepflanzung umgewandelt. Eine kleine Brücke führt zu der auf dem südlichen Ufer gelegene „Eremitage“, die als Teehaus diente. Nach einem Brand aus dem Jahr 1970 wurde dieses Gebäude wieder aufgebaut.
Ende des 19. Jahrhunderts wurden im Englischen Garten in der Nähe des Hauptgebäudes exotische Bäume und Staudenpflanzen angelegt. Es handelt sich vor allem um Koniferen und Rhododendren. Das immergrüne Laub dieser Pflanzen gewährleistet auch in Herbst- und Wintermonaten die Schönheit des Gartens.

Im Jahr 2002 fand im Schlosspark Benrath die EUROGA statt. Zu diesem Anlass wurde der Park umfassend restauriert.

Museum für Europäische Gartenkunst

Am 19. April 2002 wurde anlässlich der EUROGA 2002plus im Ostflügel des Benrather Schlosses das Museum für Europäische Gartenkunst eröffnet. Ausgestellt werden unter anderem Skulpturen, Gemälde, Plastiken. Es soll das Zusammenspiel der architektonischen und gartenkünsterlische Aspekte von Schloss und Schlosspark verdeutlicht werden. Auf einer Ausstellungsfläche von 2000 m² werden Skulpturen, Plastiken, Gemälde, Graphiken, Porzellan, Bücher und Modelle vorgestellt. Die dargebotenen Exponate reichen von der Villenidee und den locus amoenus der Antike bisr zur italienischen Renaissance, von der barocken Repräsentationsanlage bis zum englischen Garten. Neben öffentlichen Führungen werden Vorträge, Seminare und Symposien zu Themen der Europäischen Gartenkust angeboten.

Naturkundliches Heimatmuseum

Sehr viel länger, nämlich bereits seit 1929, ist das Naturkundliche Heimatmuseum im Westflügel des Schlosses beheimatet. Die Sammlung zeigt die Dioramen zu verschiedenen naturkundlichen Themen wie beispielsweise: Rheinfischerei, Änderung des Flussverlaufs, Salzbelastung des Rheinwassers, Brutvögel im Schlosspark, Moor und Heide. Dabei liegt der Schwerpunkt der Themen auf naturgeschichtliche Aspekte der Niederrheinischen Bucht und des Niederbergischen Landes.

Ein kleines Planetarium ist ebenfalls Teil des Naturkundlichen Museums. Seit November 2002 wurde die Sammlung um das Thema des regionalen Natur- und Umweltschutzes erweitert.

Stiftung Schloss und Park Benrath

Am 3. März 2000 wurde im Kuppelsaal des Schlosses feierlich eine private Stiftung des öffentlichen Rechts gegründet. Diese Stiftung, zu denen u.a. die Landeshauptstadt Düsseldorf dazu gehört, hat sich die Ziele gesetzt, sowohl das Schloss Benrath als auch die Parkanlage als Gesamtkunstwerk zu erhalten, es in denkmalgerechter Weise zu nutzen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten. Diese Ziele werden durch den Betrieb der drei Museen verwirklicht.

Adresse

Stiftung Schloss und Park Benrath, Museum für Europäische Gartenkunst, Corps de Logis, Museum für Naturkunde
Benrather Schloßallee 100-106
40597 Düsseldorf

Das Schloss hat jahreszeitlich abhängige Öffnungszeiten. Montag ist Ruhetag.

Die Straßenbahnlinie 701 hält direkt am Schloss. Mit der Bahn ist Schloss Benrath über die S-Bahnlinien S6 bzw. den Regionalzügen RE1 und RE5 erreichbar. Vom Bahnhof Benrath gelangt man in fünf Minuten Fußweg zum Schloss. Über die Ausfahrten Düsseldorf-Garath und Düsseldorf-Benrath der A 59 aus, erreicht man mit dem PKW in wenigen Minuten das Schloss.

Literatur

  • Joachim de Bürger, u.a. Schloß Benrath und sein Baumeister Nicolas de Pigage 1723-1796, Wienand Verlag, Köln (1999), ISBN 3879095027
  • Inge Zacher, Schloß und Park Benrath in Düsseldorf, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln (1998), ISBN 388094232