Nischni Nowgorod


Nischni Nowgorod (russisch Нижний Новгород, nach älteren Transkriptionen Nishnij Nowgorod; 1932 bis 1991 Gorki, russisch Горький) -- nicht zu verwechseln mit Nowgorod -- ist mit 1.266.500 Einwohnern (Stand: 2004) die fünftgrößte Stadt Russlands. Nischni Nowgorod liegt an der Einmündung der Oka in die Wolga und ist die Hauptstadt der Oblast Nischni Nowgorod sowie des Föderationskreises Wolga. Die geographischen Koordinaten sind: 56,20° Nord, 44,00° Ost.
Geschichte
Mittelalterlicher Fürstensitz
Die Stadt wurde 1221 von Juri Wsewolodowitsch, dem Großfürsten von Wladimir, am Zusammenfluss der beiden wichtigsten Flüsse seines Reiches, der Wolga und der Oka, gegründet. Die wörtliche Übersetzung von Nischni Nowgorod lautet „Untere Neustadt“. Möglicherweise gab man ihr diesen Namen zur Unterscheidung vom älteren Nowgorod. Wie auch Moskau und Twer, gehörte Nischni Nowgorod zu jenen neugegründeteten Städten, die aufgrund ihrer damaligen Unbedeutenheit der Verwüstung durch die Mongolen entgingen, sich dann aber in der Zeit des "Tatarenjochs" (Herrschaft der Goldenen Horde vom 13. - 15. Jahrhundert) zu wichtigen politischen Zentren entwickelten. Die Bedeutung von Nischni Nowgorod nahm weiter zu nachdem es im Jahre 1350 zur Hauptstadt des Fürstentums Susdal erklärt worden war. Der Großfürst Dmitri Konstantinowitsch (1328 - 83) war bemüht, die Hauptstadt seines Reiches zu einem ebenbürtigen Rivalen Moskaus zu machen: Er ließ eine steinerne Festung und mehrere Kirchen bauen und machte sich um die Geschichtsschreibung verdient. Die älteste erhaltene Abschrift der berühmten Nestorchronik wurde 1377 in seinem Auftrag von dem Mönch Lawrentij erstellt.
Die mächtigste Festung des Moskowiterreiches

Nachdem die Stadt 1392 Teil des Moskowiterreiches geworden war nannten sich die Nischni-Nowgoroder Fürsten Schujskie und siedelten nach Moskau um, wo sie wichtige Positionen am Hof bekleideten und kurzzeitig, mit Wassili IV., den Thron erklommen. Nischni Nowgorod wurde von den Moskowitern vor allem als wichtige Festung bei ihren Kriegen gegen die Kasaner Tataren angesehen. Der gewaltige Kreml aus rotem Ziegelstein, eine der mächtigsten und ältesten erhaltenen russischen Festungen, wurde 1508 – 1511 unter der Anleitung von "Peter dem Italiener" errichtet. Als die Tataren die Festung 1520 und 1536 belagerten erwies sie sich als stark genug und hielt den Angriffen stand.
1612 vertrieb eine Volkswehr, die vom Nischni-Nowgoroder Kaufmann Kusma Minin aufgestellt worden war und vom Fürsten Dmitri Posharski angeführt wurde die polnischen Truppen aus Moskau und beendete damit die „Zeit der Wirren“. Die Gebeine Minins liegen im Nischni-Nowgoroder Kreml.
Im Verlauf des 17. Jahrhunderts erlebte die Stadt eine wirtschaftliche Blüte, und wurde von den Stroganows, einer der reichsten Kaufmannsfamilien Russlands, als Stützpunkt für ihre Unternehmungen gewählt. Der spezifische, um 1700 in Nischni Nowgorod entstandene Architektur- und Ikonenstil, wird als „Stroganow-Schule“ bezeichnet.
Die große Handelsstadt
1817 wurde die Messe von Makarew, einer der lebhaftesten Handelsmärkte der damaligen Welt, nach Nischni Nowgorod verlagert, was von da an Jahr für Jahr Millionen von Besuchern in die Stadt lockte. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sie sich als die Handelstadt des Russischen Reiches etabliert. Weitere Wirtschaftszweige begannen sich zu entwickeln, und zu Beginn des 20.Jahrhunderts war die Stadt auch eines der wichtigsten Industriezentren des Landes. Das trostlose Leben des städtischen Proletariats wird in den Romanen von Maxim Gorki, der in Nischni Nowgorod geboren wurde, realistisch beschrieben. Eine berühmte Redensart, die Nischni Nowgorods Bedeutung als Handelsstadt widerspiegelt lautet: Moskau ist das Herz Russlands, Petersburg der Kopf und Nischni Nowgorod seine Tasche.
Die sowjetische Stadt
1932, nachdem Maxim Gorki offiziell als proletarischer Schriftsteller anerkannt worden war, wurde die Stadt in Gorki umbenannt. 1991 erhielt sie ihren alten Namen zurück.
In den 1930er Jahren bekam Nischni Nowgorod den Status einer so genannten "geschlossenen Stadt", die von Ausländern nicht besucht werden durfte. Grund dafür waren die hier ansässigen Rüstungsbetriebe, in denen unter anderem Atom-U-Boote, Kampfflugzeuge (etwa die MiG-29 oder die MiG-31) und Panzer produziert wurden.1992 wurde die Stadt wieder für Besucher geöffnet.
Von 1980 bis 1986 war die Stadt der Verbannungsort des Atomphysikers Andrei Sacharow. Sacharow war beim kommunistischen Regime in Ungnade gefallen, nachdem er sich gegen den Einzug der sowjetischen Truppen in Afghanistan ausgesprochen hatte. Er wurde aus Moskau ausgewiesen und lebte in Nischni Nowgorod unter ständiger Überwachung durch den KGB. 1986 bekam er von Michail Gorbatschow die Erlaubnis, nach Moskau zurückzukehren. Die Wohnung, in der er damals lebte, kann heute als Sacharow-Museum besichtigt werden.
Sehenswertes


Von touristischer Bedeutung ist vor allem der Kreml von Nischni Nowgorod, aber auch die Altstadt, der Park "Nischni Nowgoroder Schweiz" südlich der Altstadt und die "Strelka" (der Pfeil), eine Aussichtsstelle an der Einmündung der Oka in die Volga.
Der Kreml ist das historische Zentrum der Stadt. Der Bau begann 1501 mit dem Iwanowskaja Turm. 1508 folgten weitere Baumaßnahmen, die 1515 abgeschlossen wurden. Der Komplex umfasst 13 Türme, fünf davon mit Toren und einem quadratischen Grundriss, acht mit runder Form. Die Türme sind zwischen 18 und 30 Meter hoch und durch bis zu fünf Meter dicke, 12 - 20 Meter lange Mauern verbunden. Auf dem Gelände des Kremls befindet sich die Erzengel-Michael-Kathedrale, errichtet 1628-31 von Lawrenti Wosoulin.
Die Altstadt bietet viele Bauwerke, die von architektonischer Bedeutung sind, wie z.B das akademische Drama-Theater, das Ende des 19. Jahrhundert vom deutsch-russischen Architekten Viktor Schröter aus St.Petersburg errichtet wurde. Drei Kirchen der Altstadt sind besonders schön: die Stroganoff-Kirche im Moskauer Barock aus dem 17. Jahrhundert, die Alexander-Newski-Kathedrale auf der Strelka aus dem 19. Jahrhundert und natürlich die Kathedrale auf dem Messegelände von Auguste de Montferrand, der auch die Isaakskathedrale in St.Petersburg schuf. Das Architekturmuseum, aus dem frühen 20. Jahrhundert ist vom Moskauer Jugendstilarchitekten Fjodor Schechtel errichtet worden. Weitere bedeutende Bauwerke vom Beginn des 20. Jahrhunderts sind die des St.Petersburgger Architekten Wladimir Alexandrowitsch Pokrowski. Dies sind z.B. das Staatsbankgebäude im altrussischen Stil, das Komödientheater und das Jugendzentrum. Ebenfalls sehr schön ist des Messegebäude von A.A.Betankur aus dem 19. Jahrhundert, das Rathaus von W.P.Zeidler aus dem frühen 20. Jahrhundert und die Spasso-Preobrashenski Kathedrale aus dem 19. Jahrhundert. Es gibt drei Klöster in der Stadt: das Mariä-Verkündigungs-Kloster (Blagowestschenski monastyr), das Höhlenkloster (Petscherski monastyr) und das Kreuzerhöhungskloster (Krestowosdwishenski monastyr).
Seit den 90er Jahren entwickelt sich die moderne Architektur. Führende Architekten sind Wladimir Kowalenko, Jewgenij Pestow und Alexander Charitonow. Als Beispiele sind zu nennen: die Garantia-Bank, das Goldene Haus, die Erweiterung des Komödientheaters, das "Dom Kutscha", die "Kaskade",der "Baschnja-Reproduktor", das "Pila",das Hotel "Oktjabrskaja", das Haus des Künstlers, das Dynamo-Stadion, das Wohnhaus "Wetter", das Periskop, das Geschäftshaus "Titanik" und das "Haus mit dem Spiegel". Weit von St.Petersburg und Moskau gedeihen hier die experimentelle Architektur und die Kunst allgemein. Nischni Nowgorod ist längst zu einem kulturellen Zentrum geworden.
Wirtschaft und Infrastruktur
Industrie
Die Stadt ist Sitz des Automobilherstellers GAS.
Verkehr
In Nischni Nowgorod gibt es eine Metro, ein Straßenbahnnetz und zahlreiche Buslinien.
Vom Hafen der Stadt ist Schifffahrt auf der Wolga in Richtung Kaspisches Meer, Ostsee, Weißes Meer, Schwarzes Meer und Asowsches Meer möglich. Nischni Nowgorod liegt an der Transibirischen Eisenbahn, die hier die Wolga überquert.
In der Stadt vorhandene weiterführende Bildungseinrichtungen
- Akademie für Staatsdienst des Gebiets Wolgo-Wjatsk
- Filiale der Hochschule für Ökonomie
- Filiale der Öffentlichen Regionaluniversität
- Filiale der Russischen Öffentlichen Technischen Universität für Verkehrsverbindungen
- Filiale der Staatlichen Universität Nischni Nowgorod
- Filiale des Geisteswissenschaftlichen Instituts Nischni Nowgorod
- Filiale des Moskauer Instituts für Ökonomie, Management und Recht
- Handelsinstitut Nischni Nowgorod
- Institut für Management und Business Nischni Nowgorod
- Institut für Rehabilitierung
- Juristisches Institut Nischni Nowgorod des Innenministeriums Russlands
- Staatliches M.-I.-Glinka-Konservatorium Nischni Nowgorod
- Rechtsakademie Nischni Nowgorod
- Staatliche Akademie für Wasserstraßenverkehr des Wolgagebiets
- Staatliche Landwirtschaftliche Akademie Nischni Nowgorod
- Staatliche Linguistische N.-A.-Dobroljubow-Universität Nischni Nowgorod
- Staatliche Medizinakademie Nischni Nowgorod
- Staatliche N.-I.-Lobatschewski-Universität Nischni Nowgorod
- Staatliche Pädagogische Universität Nischni Nowgorod
- Staatliche Technische Universität Nischni Nowgorod
- Staatliche Universität für Architektur und Baukunst Nischni Nowgorod
- Staatliches Ingenieurpädagogisches Institut des Wolgagebiets
Städtepartnerschaften
Nischni pflegt Städtepartnerschaften mit :
- Tampere (Finnland)
- Linz (Österreich)
- Philadelphia (USA)
- Tsinan (China)
- Essen (Deutschland)
- Charkiw (Ukraine)
Weblinks
- http://www.admcity.nnov.ru/english
- http://www.welcomenn.ru
- Sehenswürdigkeiten der Stadt
- http://www.nntu.sci-nnov.ru/NSTU/nnovg.htm
- http://www.unn.runnet.ru/nn
- http://www.nnov.city.ru/
- http://alenos.piranho.de/regionen/nnov.htm
Hinweis: Bitte nicht verwechseln mit Weliki Nowgorod oder Nowgorod-Sewersk.