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Bob Dylan

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Bob Dylan (gebürtig Robert Allen Zimmermann; * 24. Mai 1941 in Duluth, Minnesota (USA) ist ein US-amerikanischer Folk- und Rockmusiker. Bob Dylan gilt als einer der einflussreichsten Pop-Musiker des zwanzigsten Jahrhunderts. Er begann Ende der 1950er Jahre als Folkmusiker und wandte sich Mitte der 1960er Jahre der Rockmusik zu. Neben seiner Musik sind besonders seine Texte beachtenswert, die von symbolistischen Dichtern wie Arthur Rimbaud oder Dylan Thomas stark beeinflusst sind.

Leben

Kindheit

Bob Dylan wurde als erstes Kind des Ladenbesitzers Abraham Zimmermann und seiner Frau Beatty in Duluth, einer Kleinstadt im Mittleren Westen der USA, geboren. Seine Eltern waren Nachfahren russisch-jüdischer Immigranten. Im Jahr 1947 zog die Familie Zimmermann nach Hibbing in der nähe der kanadischen Grenze um. Bob Dylan hörte in seiner Jugend die Musik Hank Williams', Little Richards, Chuck Berrys und Buddy Hollys. Später begann er sich für Folkmusik zu interessieren.

Beginn der Karriere

Nach seinem High-School Abschluss schrieb sich Dylan 1959 zunächst an der Universität Minneapolis ein. Er trat damals bereits gelegentlich in Cafés als Folksänger auf. Über Umwege gelangte Dylan im Jahr 1961 nach New York. Sein Idol zu dieser Zeit war der sozialkritisch engagierte Sänger Woody Guthrie, der unheilbar erkrankt in New York im Krankenhaus lag und dort von Bob Dylan besucht wurde. Später wird Dylan ihm das Lied Song To Woody auf seiner ersten LP widmen.

Seinen Namen hat Bob Dylan vermutlich aus Verehrung für den walisischen Poeten Dylan Thomas ("Unter dem Milchwald") gewählt, obwohl er dies selbst verneint. In einem Interview sagte er 1985: "Ich brauchte ganz schnell einen Namen, und da habe ich mir halt den gegriffen. Er fiel mir einfach ein, als ich da stand ... Hatte überhaupt nichts mit Dylan Thomas zu tun, er fiel mir einfach so ein. Natürlich wußte ich von Dylan Thomas, aber ich habe mir nicht absichtlich seinen Namen ausgesucht." Andererseits bekannte Dylan in seiner 2004 erschienen Autobiographie Chronicles Vol.1 wiederum, seinen Nachnamen sehr wohl von dem walisischen Dichter hergeleitet zu haben.

Wie bei vielen Interpreten der Folkmusik der späten 1950er und 1960er Jahre trägt sein frühes Werk gesellschaftskritische Züge. Sein Debütalbum Bob Dylan (1962) enthielt nur zwei Eigenkompositionen. Das Album war zwar zunächst nur ein bescheidener Erfolg, ließ aber schon einen ebenso eigenwilligen wie begabten Künstler erkennen. Die Folk-Sängerin Joan Baez, die schon Ende der 1950er Jahre große Erfolge feierte, coverte einige seiner Songs und verhalf ihm weiter zum Erfolg.

Bob Dylan als Folksänger

Seine folgenden Alben The Freewheelin' Bob Dylan und The Times They Are A-Changin' bringen für Bob Dylan den Durchbruch. Sein Song Blowin' In The Wind aus dem Album The Freewheelin' Bob Dylan wurde – wenn auch zunächst in der Interpretation von Peter, Paul and Mary – zur Hymne einer ganzen Generation.

Mit nicht einmal 25 Jahren wurde er die Symbolfigur der Protestbewegung der 1960er Jahre. Die Rolle eines Idols behagte Dylan jedoch nicht. Im Laufe seiner weiteren Karriere, versuchte Bob Dylan sich immer wieder der Vereinnahmung seiner Person durch seine Fans zu entziehen. Sein Werk ist von zahlreichen Brüchen und Wendungen durchzogen, die von seinem Publikum oft äußerst kritisch betrachtet wurden.

Bob Dylan als Rockstar

Mitte der 60er Jahre begann Dylan, seine bis dahin fast ausschließlich solo und auf der akustischen Gitarre gespielte Musik elektrisch zu verstärken und sich von einer Band begleiten zu lassen. Kennzeichnend für diesen Wechsel ist sein legendärer Auftritt 1965 beim Newport Folk Festival, der bei den puristischen Freunden der Folkmusik teils heftige Kritik auslöste. Die Legende, dass er mit seiner Band vom empörten Publikum von der Bühne gebuht wurde und sich den Rest seines Auftritts alleine auf der akustischen Gitarre begleiten musste, ist allerdings inzwischen widerlegt. Vielmehr reagierte das Publikum deswegen enttäuscht, weil Dylan und seine Begleitband die Bühne nach nur drei Liedern verließen: Der Grund hierfür war die schlichte Tatsache, dass die Musiker nur diese drei Stücke geprobt hatten. Die Zugabe musste Dylan daher solo bestreiten. Auf der darauffolgenden Europa-Tournee, bei der er sich von den Musikern begleiten ließ, die später unter dem Namen The Band bekannt wurden, stieß seine elektrisch verstärkte Musik aber teilweise auf heftige Ablehnung.

Mit seinem Stück Like A Rolling Stone gelang Bob Dylan im Jahr 1965 sein erster - und bislang einziger - Nummer Eins-Hit seiner Karriere. Das Lied wurde später von der Zeitschrift "Rolling Stone" zum "greatest song of all time" gekürt. 1966 veröffentlicht er mit Blonde On Blonde das erste Doppelalbum der Pop-Musik. Vor allem sprachlich erreichen seine Lieder auf dieser Platte eine Komplexität, wie sie in der populären Musik bislang unerreicht war. Seine Texte sind gespickt mit Metaphern und literarischen Verweisen. Typisch für diese Periode sind jedoch auch ausufernde, surrealistisch anmutende Wort-Jongladen, die Bob Dylan in der Art des Stream of Conciousness verfasst hat.

Dylan war Mitte der 60er Jahre ein gefeierter Rockstar, der Millionen von Schallplatten verkaufte und von Teilen der sich zunehmend politisierenden Gegenkultur als ihr Sprachrohr betrachtet wurde. Er begann jedoch zunehmend unter dem Druck des Erfolges zu leiden.

Rückzug

Nach einem schweren Motorrad-Unfall 1966 zog er sich für zwei Jahre völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Dylan zog in den kleinen Ort Woodstock in der Nähe von New York , widmete sich in dieser Zeit vornehmlich seiner Familie und trat auch in den folgenden Jahren nur vereinzelt auf. Mit den Musikern der Band nahm er im Keller eines alten Hauses in Woodstock ein Sammelsurium obskurer Songs auf, die jahrelang als Bootlegs kursieren sollten, bis sie erst 1975 teilweise offiziell veröffentlicht wurden. Außerdem nahm er zwei Country-orientierte Alben auf. Auf dem für Dylans Verhältnisse sehr gefälligem Album Nashville Skyline arbeitete eng mit dem Countrymusiker Johnny Cash zusammen. Dylan wurde damit zu einem Wegbereiter der Akzeptanz der bis dato als reaktionär verpönten Countrymusik im Rocklager. Von vielen seiner alten Fans wurde ihm dafür jedoch Verrat an der Gegenkultur vorgeworfen. Mit dem Doppelalbum Self Portrait aus dem Jahr 1970 - einer lieblosen Sammlung uninspirierter Songs, die vielen als seine miserabelste Platte gilt - verprellt er weitere seiner Fans. Bob Dylan hat die Platte später als den Versuch eines Befreiungsschlags bezeichnet, mit dem er die von ihm als bedrückend empfundene Erwartungshaltung seines Publikums zerstören wollte.

Nach einigen respektablen, jedoch nicht herrausragenden Platten veröffentlichte Dylan 1975 Blood On The Tracks. Das Album wird immer wieder als Dylans künstlerische Verabeitung der Trennung von seiner damaligen Frau Sara interpretiert. Bob Dylan selbst hat jedoch immer wieder einen direkten Zusammenhang bestritten. Für viele ist dies eines seiner besten Alben.

1975/76 startete er das Projekt der Rolling Thunder Tour. Die Platte Desire, auf der Songs aus dieser Zeit veröffentlicht wurden, wird zu einem kommerziellen und künstlerischen Erfolg. Der vierstündige Kinofilm Renaldo & Clara, der die Tour dokumentiert und bei dem Dylan selbst Regie führte, wird jedoch von der Kritik verrissen und floppt an den Kinokassen.

Wiedergeburt

Auf einer erfolgreichen Welttournee im Jahr 1978 hatte Dylan nach eigenen Angaben in Italien ein religiöses Erweckungserlebnis. Er wandte sich daraufhin dem Christentum zu und veröffentlichte 1979 und 1981 zwei christlich inspirierte Alben (Slow Train Coming, Saved). Während Auftritten der damaligen Zeit predigte Dylan von der Bühne herab. Diese wiederholte Wendung in Bob Dylans Musik wollte jedoch ein großer Teil seines Publikums nicht mitvollziehen. Er war daraufhin teilweise harscher Kritik ausgesetzt. Dennoch erhielt er für den Song Gotta Serve Somebody seinen ersten Grammy.

Krise

Die 1980er Jahre waren für Bob Dylan künstlerisch wenig inspiriert. Seine Musik wirkt teilweise orientierungslos. Er veröffentlicht weiterhin regelmäßig Alben, die bei Kritik und Publikum jedoch auf eher verhaltene Resonanz stießen. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre hatte Dylan mit einem Alkoholproblem zu kämpfen. Die Auftritte in dieser Zeit verliefen teilweise chaotisch. Erst im Jahr 1989 gelang ihm mit dem von Daniel Lanois produzierten Album Oh Mercy teilweise eine Rückkehr zu alter Form.

1988 gründete Bob Dylan die Supergroup Traveling Wilburys mit Jeff Lynne, Tom Petty, Roy Orbison und George Harrison. Seit demselben Jahr befindet er sich auf der inoffiziell so bezeichneten Neverending Tour, die ihn schon mehrmals um den Erdball geführt hat. Dabei gibt er etwa 100 Konzerte pro Jahr.

1991 wurde Dylan ein Grammy für sein Lebenswerk verliehen.

In den neunziger Jahren litt Bob Dylan unter einer Schreibblockade. Jahrelang hat er kein einziges neues Stück veröffentlicht. 1992 und 1993 erschienen jedoch zwei Alben mit Aufnahmen traditioneller Folk- und Bluessongs, die er solo, nur begleitet von Gitarre und Mundharmonika, einspielte.

Comeback

Erst 1997 veröffentlichte Dylan nach 7 Jahren erstmals wieder neue eigene Songs. Mit dem wieder von Daniel Lanois produzierten düsteren Album Time Out Of Mind erlebte er ein erfolgreiches Comeback. Für diese Platte erhält er drei Grammys, unter anderem für den Song Cold Irons Bound. Für den Song Things have changed aus dem Film The Wonder Boys (2000) gewann er den Oscar.

Am 11. September 2001 erschien "Love And Theft", eine von Publikum und Kritik begeistert aufgenommene Platte. Auf diesem Album unternimmt er eine Reise zu den Wurzeln der amerikanischen Musik.

2003 erschien der Spielfilm Masked & Anonymous, für den Dylan zusammen mit Larry Charles das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle übernahm. Für die Rollenbesetzung konnte eine illustre Schar von Hollywoodgrößen gewonnen werden.

Dylan ist als Mitakteur in einem 2004 erschienenen Fernseh-Werbespot für Damenunterwäsche zu sehen, für den er auch das Lied Love Sick (aus seinem Album Time Out of Mind) zur Verfügung stellte.

Im Oktober 2004 erschien der erste Teil seiner auf drei Teile angelegten Autobiografie Chronicles: Volume One (Simon & Schuster), in Deutschland am 5. November bei Hoffmann und Campe unter dem Titel "Chronicles - Die 60er Jahre" veröffentlicht. Gleichzeitig wurden auch seine Texte unter dem Titel Lyrics neu aufgelegt, in Deutschland mit einer neuen - wortgetreueren - Übersetzung.

Im Dezember 2004 gab er sein erstes Fernseh-Interview seit 19 Jahren.

Bob Dylans Einfluss auf die Popmusik

Bob Dylan hat die Entwicklung der Popmusik seit den 60er Jahren beeinflusst wie kaum ein anderer Musiker. Eins seiner größten Verdienste ist hierbei, dass er mit einer starken Hinwendung auf die Texte seiner Lieder der modernen Rockmusik eine sprachliche Komplexität gegeben hat, wie sie bis dahin kaum denkbar war. War die Rockmusik vor Bob Dylan vor allem durch triviale Liebeslieder geprägt, so wird sie mit Dylan nicht nur politisch, sondern auch zu einem Medium ernst zu nehmender Poesie. Einige Texte Dylans gelten als Werke von höchstem literarischem Rang und sind Gegenstand intellektueller Diskussionen. Damit hat Dylan einen bedeutenden Beitrag zur Etablierung populärer Rockmusik als ernstzunehmende Kunstform geleistet.

Seine Songs sind von zahlreichen Musikern aufgenommen worden. Hierzu gehören Joan Baez, The Byrds, Van Morrison, Johnny Cash, Jimi Hendrix und sogar Elvis Presley. Zahlreiche Lieder Bob Dylans haben nicht durch ihn selbst, sondern in den Aufnahmen anderer Aufmerksamkeit erhalten. Dies sind z.B. Mr. Tambourine Man von den Byrds, All Along The Watchtower von Jimi Hendrix oder Quinn The Eskimo in der Version von Manfred Mann.

Für viele Musiker ist Bob Dylan ein prägender Einfluss gewesen. Dies sind unter anderem Van Morrison, The Beatles, Steely Dan oder auch Nick Cave.

Trivia

Seit Jahren wird er von Fans auch immer wieder als Anwärter auf den Literatur-Nobelpreis gehandelt. Als besondere Eigenheit von Dylan gilt, dass er bei Konzerten kein Wort verliert und sich allein auf das Singen und Musizieren beschränkt. Ausnahme ist das Vorstellen der Bandmitglieder. Fast jedes Konzert Bob Dylans (bisher ca. 4000) wird illegal mitgeschnitten.

Diskographie

  • Bob Dylan (1962)
  • The Freewheelin' Bob Dylan (1963)
  • The Times They Are A-Changin' (1964)
  • Another Side of Bob Dylan (1964)
  • Bringing It All Back Home (1965)
  • Highway 61 Revisited (1965)
  • Blonde on Blonde (1966)
  • Bob Dylan's Greatest Hits (1967)
  • John Wesley Harding (1967)
  • Nashville Skyline (1969)
  • Self Portrait (1970)
  • New Morning (1970)
  • Bob Dylan's Greatest Hits Vol. 2 (1967)
  • Pat Garrett And Billy The Kid (1973)
  • Dylan (1973)
  • Planet Waves (1974)
  • Before The Flood (1974 / mit The Band)
  • Blood on the Tracks (1974)
  • The Basement Tapes (1975 / mit The Band)
  • Desire (1975)
  • Hard Rain (1976)
  • Masterpieces (1978 / nur in Japan, Australien und Neuseeland veröffentlicht)
  • Street Legal (1978)
  • At Budokan (1979)
  • Slow Train Coming (1979)
  • Saved (1980)
  • Shot Of Love (1981)
  • Infidels (1983)
  • Real Live (1984)
  • Empire Burlesque (1985)
  • Biograph (1985)
  • Knocked Out Loaded (1986)
  • Dylan & The Dead (1988 / mit The Grateful Dead)
  • Down In The Groove (1988)
  • Oh Mercy (1989)
  • Under The Red Sky (1990)
  • The Bootleg Series Vol. 1-3 (1991)
  • Good As I Been To You (1992)
  • The 30th Anniversary Celebration (1993)
  • World Gone Wrong (1993)
  • Bob Dylan's Greatest Hits Vol. 3(1994)
  • MTV Unplugged (1995)
  • Time Out of Mind (1997)
  • The Best Of Bob Dylan(1997)
  • The Bootleg Series Vol. 4: Live 1966 (1998)
  • Bob Dylan Live 1961-2000(2001)
  • Love and Theft (2001)
  • The Bootleg Series Vol. 5: Live 1975 (2002)
  • The Bootleg Series Vol. 6: Live 1964 (2004)


Ein interessanter poetologischer :-) Ansatz: http://www.wienerzeitung.at/aktuell/2001/dylan/poet.htm