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Der Untergang

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Filmdaten
Originaltitel: Der Untergang
Englischer Titel: Downfall
Produktionsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 2004
Länge: 150 Minuten
Originalsprache: deutsch
Altersfreigabe: FSK 12
Crew
Regie: Oliver Hirschbiegel
Drehbuch: Bernd Eichinger
Musik: Roland Winke
Kamera: Rainer Klausmann
Schnitt: Hans Funk
Produktion: Bernd Eichinger
Darsteller
Adolf Hitler: Bruno Ganz
Traudl Junge: Alexandra Maria Lara
Magda Goebbels: Corinna Harfouch
Joseph Goebbels: Ulrich Matthes
Eva Braun: Juliane Köhler
Albert Speer: Heino Ferch
Heinrich Himmler: Ulrich Noethen
Bunkerarzt Prof. Ernst-Günther Schenck: Christian Berkel
Bunkerarzt Prof. Dr. Werner Haase: Matthias Habich
Hermann Fegelein, Eva Brauns Schwager: Thomas Kretschmann
Otto Günsche, Adjutant: Götz Otto
Parteigeneral Wilhelm Burgdorf: Justus von Dohnanyi
General Alfred Jodl: Christian Redl
Hanna Reitsch, Fliegerin: Anna Thalbach
General Helmuth Weidling: Michael Mendl
SS-General Wilhelm Mohnke: André Hennicke
Gerda Christian, Sekretärin: Birgit Minichmayr
General Hans Krebs: Rolf Kanies
Heinz Linge, Hitlers Ordonnanz: Thomas Limpinsel
Parteiminister Martin Bormann: Thomas Thieme
Staatssekretär Walter Hewel: Gerald Alexander Held
Rochus Misch, Funker: Heinrich Schmieder
Luftwaffengeneral Robert Ritter von Greim: Dietrich Hollinderbäumer
Erich Kempka, Hitlers Chauffeur: Jürgen Tonkel
Feldwebel Fritz Tornow: Devid Striesow
Ernst-Robert Grawitz, Reichsarzt der SS: Christian Hoening
General Wassili Iwanowitsch Tschuikow: Aleksandr Slastin
Reichsmarschall Hermann Göring: Mathias Gnädinger
Dr. Ludwig Stumpfegger, Bunkerarzt: Thomas Krohn
Johannes Hentschel, Bunkertechniker: Oliver Stritzel
Helga Goebbels: Alinka Sokar
Hilde Goebbels: Charlotte Stoiber
Helmut Goebbels: Gregory Borlein
Holde Goebbels: Laura Borlein
Hedda Goebbels: Julia Bauer
Heide Goebbels: Amelie Menges
Darsteller (fiktive Personen)
Hitlerjunge Peter: Donevan Gunia
Peters Vater: Karl Kranzkowwski
Peters Mutter: Ulrike Krumbiegel
Bewerberin als Sekretärin: Silke Popp

Der Untergang ist ein Spielfilm des deutschen Regisseurs Oliver Hirschbiegel aus dem Jahr 2004. Der Film zeigt die Geschehnisse im Berliner Führerbunker während der letzten Tage des Dritten Reiches. Der Film basiert vor allem auf dem gleichnamigen Werk des Historikers Joachim Fest, der auch eine umfangreiche Hitler-Biografie verfasste, und den Erinnerungen von Hitlers damals 25-jähriger Privatsekretärin Traudl Junge (beide 2002). Letztere erschienen als Buch („Bis zur letzten Stunde”) und als Film („Im toten Winkel”). Ausschnitte aus dem Film sind am Anfang und am Ende von „Der Untergang” zu sehen.

Produziert wurde der Spielfilm von Bernd Eichinger, der auch das Drehbuch schrieb. Mit 13,5 Millionen Euro ist Der Untergang nach Wolfgang Petersens Das Boot zum Entstehungszeitpunkt der zweitteuerste in Deutschland produzierte Kinofilm. Uraufgeführt wurde das Werk am 9. September 2004 in München. Die internationale Premiere fand am 14. September 2004 auf dem Toronto Film Festival statt. In die deutschen Kinos kam der Film am 16. September 2004. Die Außenaufnahmen wurden in Sankt Petersburg gedreht, dessen historische Innenstadt teilweise große Ähnlichkeit zum Berlin des Jahres 1945 aufweist. Die Aufnahmen im Bunker entstanden in München. Der Film war 2005 für den Oscar als Bester ausländischer Film nominiert, gewann den Preis jedoch nicht.

Mitte November 2004 hat der Produzent Bernd Eichinger eine Filmverleihfirma gefunden, die Firma Newmarket Films, die den Film in den USA und Kanada in die Kinos bringen wird. Newmarket Films war auch der Verleih, der Mel Gibsons umstrittenen Jesus-Film Die Passion Christi in die nordamerikanischen Kinos brachte.

Handlung des Films

Der Film handelt vom Untergang des Dritten Reiches. Dargestellt werden die letzten zwölf Tage vom Geburtstag des „Führers” am 20. April 1945 bis zur faktischen Kapitulation der Reichshauptstadt am 2. Mai. Während die sowjetischen Truppen Berlin Meter für Meter erobern und von den letzten Soldaten des Volkssturms nicht aufgehalten werden können, verschanzt sich Adolf Hitler mit seinen letzten Getreuen im Führerbunker.

Obwohl der Krieg sicher verloren ist, prophezeit Hitler weiterhin abwechselnd den „Endsieg” oder den „verdienten Untergang” des deutschen Volkes, das sich seiner Führung nicht als würdig erwiesen habe. Auf die Zivilbevölkerung nimmt er keine Rücksicht, und alle, die kapitulieren wollen, beschimpft er als Verräter, unter Anderen auch Göring und Himmler. In der beklemmenden Enge des Bunkers präsentiert er sich immer noch als der Alleinherrscher. Da er jeglichen Sinn für die Realität verloren hat, erteilt er vollkommen sinnlose Befehle.

Einen Tag vor dem gemeinsamen Suizid heiratet Hitler seine Geliebte Eva Braun. Da er den Feinden nicht als Trophäe in die Hände fallen und mit Farbe beschmiert werden will wie zuvor Mussolini, weist er seinen Adjutanten Otto Günsche an, die Leichen restlos zu verbrennen. Nach dem Tod Hitlers herrscht Ratlosigkeit im Bunker. Einige wollen kapitulieren oder fliehen, andere fühlen sich jedoch nach wie vor ihrem Eid verpflichtet.

Der hitlertreue Propagandaminister Joseph Goebbels versucht, die Führung zu übernehmen. Als besonders dem Nationalsozialismus verpflichtet erweist sich auch dessen Frau Magda Goebbels. Da sie ein Leben nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus als nicht lebenswert erachtet, lässt sie ihre Kinder (Helga, Hilde 11, Helmut 9, Holde 8, Hedda 6, und Heide, 4) einen Schlaftrunk einnehmen. Nur die älteste Tochter, die 12-jährige Helga, ahnt, dass sie und ihre Geschwister sterben sollen und weigert sich in der Hoffnung, ihre Mutter würde sie alle doch noch verschonen, das „Medikament” zu trinken. Sie wird von der Mutter festgehalten, damit der Arzt ihr das Mittel einflößen kann. Als alle Kinder schlafen, vergiftet Magda Goebbels ihre sechs Kinder eigenhändig mit Zyankali-Kapseln. Danach lässt sie sich von ihrem Mann erschießen, bevor dieser sich selbst tötet.

Kritiken

In dem Film wird erstmals in der deutschen Filmgeschichte (und im Gegensatz zu Georg Wilhelm Pabsts Der letzte Akt von 1955) Adolf Hitler als szenisch zentrale Figur eines historischen Spielfilms dargestellt. Die Tatsache, dass Hitler als Mensch und nicht als schäumendes Monster gezeigt wird, hat schon vor dem Kino-Start kontroverse und zumeist politisch motivierte Diskussionen ausgelöst.

Ein Teil der Kritiker glaubt in dem Film eine Verharmlosung der nationalsozialistischen Gräueltaten zu beobachten, weil Hitler in einigen Szenen auch als einfühlsamer Charmeur, als jemand, der sich Fehler eingesteht (Diktatszene mit Traudl Junge) oder etwa beim Nudeln-Essen gezeigt wird und im Film zu wenig Bezug auf die Ermordung der Jüdinnen und Juden genommen wird. Dem steht allerdings die Intention der Filmemacher entgegen, Hitler als eben denjenigen zu zeigen, der er war und sich dabei sehr stark auf bestätigte Zeitzeugenberichte und wissenschaftliche Arbeiten wie etwa die von Fest zu stützen. Kritiker merken in diesem Zusammenhang jedoch an, dass die Darstellung Fests auch vor dem Hintergrund seiner rechtskonservativen politischen Ansichten zu sehen ist (siehe dazu Joachim Fests Standpunkt im Historikerstreit).

Der Holocaust ist nicht Gegenstand dieses Filmes, der sich schon dem Titel nach sowohl thematisch als auch zeitlich nur mit den letzten Tagen des Reiches befasst. Auch der Titel des Films – „Der Untergang” – wird kritisiert, da nicht zuletzt die unzähligen Opfer des Nationalsozialismus die Monate Mai/April 1945 sicherlich als Befreiung und nicht als Untergang betrachten.

Weiterhin wird den Menschen, die für „Der Untergang” verantwortlich sind, vorgeworfen einige Nebenfiguren zu Unrecht in einem zu günstigen Licht erscheinen zu lassen, da dem Zuschauer deren Vorgeschichte nicht bekannt gemacht werde. Dies gelte vor allem für die Figur des Albert Speer, der in dem Film als einsichtiger Mahner und Befehlsverweigerer durchgehen könne. Befürworter des Films halten dem entgegen, dass ein grundlegendes Geschichtswissen mit der Einordnung der Personen in einen weiteren Zusammenhang aber von den allermeisten Zuschauern erwartet werden könne, da es sich nicht um einen Unterhaltungsstreifen handele. Kritiker halten dem entgegen, dass gerade die zunehmende Rezeption des Werks im Zeitgeschichteunterricht als äußerst problematisch anzusehen sei. Den Schülerinnen und Schülern fehle oft tatsächlich der historische Hintergrund, was sich in vielen Diskussionen in Form von revisionistischen Schlussfolgerungen nieder schlage.

Ein weiterer kritisierter Punkt ist vor dem Abspann zu sehen. Für jede überlebende Hauptfigur wird eine kurze Zusammenfassung ihres weiteren Lebens gezeigt. Die Erwähnungen von Kriegsgefangenschaft und Tod werden von einigen Zuschauern zusammen mit der traurigen Hintergrundmusik so empfunden, als sollten die Protagonisten bedauert werden, was manche als unangemessen ansehen.

Eine peinliche Tatsache für die zuständige Castingagentur und ein grotesker Beigeschmack für den Film ist der Fakt, dass der wegen Volksverhetzung 1995 verurteilte Rechtsextremist Karl Richter als Komparse beim Filmdreh, in der Rolle des Adjutanten von Generalfeldmarschall Keitel, mitgewirkt hat. Er führt laut FAZ vom 01.10.2004 an, dass noch 15 bis 20 ihm bekannte Personen des rechtsextremen Lagers am Set gewesen seien. Wie er sagt, habe es ihn besonders bewegt als ihm Hitler die Hand schüttelte. Die Szene wurde jedoch später herausgeschnitten. Laut einer Bewertung des Innenministeriums von Nordrhein-Westfalen wird die von Karl Richter mitredigierte Zeitschrift „Nation und Europa - Deutsche Monathefte” als „das zurzeit wichtigste rechtsextremistische Theorie- und Strategieorgan in der Bundesrepublik” charakterisiert.

Der deutsche Filmemacher Wim Wenders kritisiert in einer ausführlichen Besprechung die schillernde Erzählperspektive des Films. Über weite Strecken nimmt der Film die Sichtweise der Traudl Junge auf, ohne diese Sichtweise in irgendeiner Weise zu hinterfragen. Andere Passagen zeigen einen fanatisierten Hitlerjungen. Dieser wiederum tritt in der letzten Szene als „Retter” von Traudl Junge auf. So wechsle der Film permanent die Position. Wenders weist auch darauf hin, dass der Film - der sonst in der expliziten Darstellung von Gewalt regelrecht schwelgt - den Tod von genau zwei Personen nicht zeigt: den von Hitler und den von Goebbels. Gerade beim Tod dieser beiden Hauptverantwortlichen gnädig wegzuschwenken heißt für Wenders, ihnen eine Ehre zu erweisen, die ihnen nicht zukommt. Tatsächlich werden auch die Leichen der beiden nicht gezeigt.

Befürworter des Projekts loben die Authentizität des Films, der viele historisch verbürgte Zitate enthält. Man könne den Aufstieg der Nationalsozialisten und die Faszination, die von Hitler ausging, erst dann richtig verstehen, wenn man sich mit dem Menschen Hitler beschäftige und ihn nicht als mythologisches Wesen (Teufel) oder Unmensch betrachte. Die Untaten Hitlers verlören ihre Schrecken nicht, würden im Gegenteil erst gerade dadurch als Menschenwerk erschreckend. Um zu verhindern, dass der Diktator als Identifikationsfigur erscheine, wurde die Erzählperspektive der Sekretärin Traudl Junge gewählt. Dass der Zuschauer ihre Perspektive annehmen soll, wird durch einen Vorspann verdeutlicht, der zeigt, wie Hitler seine Sekretärin im Führerhauptquartier Wolfsschanze auswählt.

Sehr gelobt werden die darstellerischen Leistungen, vor allem von Bruno Ganz als Hitler und Corinna Harfouch als Magda Goebbels. Der aus der Schweiz stammende Hauptdarsteller bereitete sich hinsichtlich seines körperlichen Ausdrucks besonders genau auf seine Rolle vor. Der häufig geäußerten Behauptung, auch seine Sprechweise sei sehr nah an der Hitlers, die dieser im kleineren Kreise pflegte, muss allerdings widersprochen werden. Zeitzeugenaussagen sowie ein Vergleich mit einer kurzen erhaltenen Tonfilmsequenz und vor allem mit einer Originalaufnahme, die ein finnischer Techniker heimlich von einem privaten Gespräch des Führers aufzeichnete, machen deutlich, dass insofern die Darstellung Hitlers doch eher an dessen Auftritte in den heute zumeist als abschreckend empfundenen Reden auf Großveranstaltungen nachempfunden ist. In den Tondokumenten ist zu hören, dass Hitler das R nicht rollte, nur einen ganz leichten österreichischen Dialekt besaß und weich und flüssig sprach statt in Stakkati. Befürworter des Filmprojekts meinen in dieser Darstellung ein weiteres dramaturgisches Mittel zur Verhinderung der Identifikation des Zuschauers mit der historischen Figur zu erkennen.

Auszeichnungen

Academy Awards 2005

  • Nominierung in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film

Bayerischer Filmpreis 2005

Bambi-Verleihung 2004

  • Bester Film national

Literatur

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