Clausthal-Zellerfeld
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Datei:Wappen Clausthal-Zellerfeld.PNG |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 48′ N, 10° 20′ O | |
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Goslar | |
Samtgemeinde: | Oberharz | |
Höhe: | 560 m ü. NHN | |
Fläche: | 33,96 km2 | |
Einwohner: | 14.669 (31. Dez. 2007) | |
Bevölkerungsdichte: | 432 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 38678 | |
Vorwahl: | 05323 | |
Gemeindeschlüssel: | 03 1 53 004 | |
NUTS: | DE916 | |
Stadtgliederung: | 3 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | An der Marktkirche 8 38678 Clausthal-Zellerfeld | |
Website: | www.clausthal- zellerfeld.de | |
Bürgermeister: | Peter Dietz (parteilos) |
Clausthal-Zellerfeld ist eine Bergstadt im Landkreis Goslar in Niedersachsen. Sie liegt im Oberharz zwischen 535 und 600 m Höhe und hat knapp 15.000 Einwohner, davon 3.066 Studenten. Clausthal-Zellerfeld ist Sitz der Samtgemeinde Oberharz und ist ein heilklimatischer Kurort. Die Stadt entstand 1924 durch Zusammenschluss der beiden Bergstädte Clausthal und Zellerfeld. Die Senke zwischen den beiden Stadtteilen markiert eine natürliche „Grenzlinie“.
Im Stadtteil Clausthal ist die Technische Universität Clausthal angesiedelt.
Geographie
Geographische Lage
Clausthal-Zellerfeld liegt auf der Oberharzer Hochebene. Die Umgebung ist im Vergleich zum Großteil des Harzes weniger bergig, sondern nur hügelig. In der Folge ist das Umland auch weniger stark bewaldet und es gibt mehr Wiesen und Ackerflächen. Verstreut in und um Clausthal-Zellerfeld finden sich zahlreiche Teiche und Wasserläufe des Oberharzer Wasserregals.
Stadtgliederung
Die Stadt besteht aus den beiden Hauptstadtteilen Clausthal (im Süden) und Zellerfeld (im Norden), die durch das Tal des Zellbaches geteilt werden. Bis 1926 waren Clausthal und Zellerfeld selbstständige Städte, ihr Zusammenschluss (mitunter auch als Vernunftehe bezeichnet) erfolgte aufgrund starken Drucks seitens der Obrigkeit. Dass Clausthal und Zellerfeld bis heute noch nicht in den Herzen ihrer Bürger zusammengewachsen sind, zeigt die Tatsache, dass es immer noch zwei Schützenvereine und zwei Fußballvereine gibt; bis 2007 hatten Zellerfeld und Clausthal sogar noch getrennte Feuerwachen.
Seit 1972 gehört auch der Ortsteil Buntenbock zur Stadt.
Klima
Die Stadt wird wegen des Höhenklimas und der klaren Luft bei Sportlern, Astmatikern und Pollenallergikern geschätzt und ist staatlich anerkannter heilklimatischer Kurort. In der Region gibt es mehrere Lungenheilkliniken.
Das Clausthaler Wetter ist geprägt durch das typisch rauhe Oberharzer Klima mit kräftigen Westwinden, viel Niederschlag (>1000 mm/a) und insbesondere langen und schneereichen Wintern. Es ist zumeist einige Grad kälter als im norddeutschen Flachland. Aus diesen Gründen wird der Name der Stadt manchmal scherzhaft spöttisch als "Saukalt-Schnellerkält" verballhornt und die TU Clausthal wird scherzhaft als die "einzige Uni mit zwei Wintersemestern" bezeichnet.
Natürlich gibt es aber auch zahlreiche sonnige Tage, und bei tiefhängender Wolken- oder Nebeldecke (Inversionswetterlage) kann es sogar vorkommen, dass in Clausthal die Sonne scheint, während es im Tiefland bedeckt ist.
Geschichte
Im 8. Jahrhundert soll Bonifatius im heutigen Zellerfeld eine Kapelle (Zelle) errichtet haben. Die erste Besiedlung des Oberharzes fand in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch Gründung des Benediktinerklosters Cella statt, die wahrscheinlich vom reichsunmittelbaren Stift Simonis et Judae in Goslar ausging. Die Mönche trieben bereits etwas Bergbau. Das Kloster wurde 1431 (in anderen Quellen: 1433) vom Papst geschlossen. Der Bergbau wurde eingestellt.
Die zweite Besiedelung erfolgte am Anfang des 16. Jahrhunderts, als braunschweigische Herzöge Interesse am Bergbau zeigten, namentlich Heinrich der Jüngere. Der braunschweigische Teil des Oberharzes erhielt von ihm 1532 die erste Bergfreiheit. Zellerfeld erhielt 1529 Stadtrechte und nahm 1539 die Reformation an. Clausthal erhielt 1570 die erste Kirche. Der Oberharz blühte dank des Bergbaus auf. Sächsische Einwanderer aus dem Erzgebirge prägten die Region, etwa mit ihrem oberdeutschen Dialekt (dem Erzgebirgisch), nachhaltig.
Im Vorfeld der Schlacht bei Lutter am Barenberge zogen Teile des Tillyschen Heeres in den Oberharz, um zu plündern und zu brandschatzen. Während sich Clausthal kampflos den Angreifern ergab, stellte sich Zellerfeld unter seinem Stadthauptmann Thomas Merten am 19. März 1626 der Übermacht entgegen. Thomas Merten fiel wie die meisten seiner Mitstreiter in diesem Kampf. Ihm zu Ehren erhielt der zentrale Platz in Zellerfeld vor der St.-Salvatoris Kirche den Namen Thomas-Merten-Platz.
1672 zerstörte ein Brand Zellerfeld fast vollständig. Nach dem Brand wurde Zellerfeld in unüblich gradliniger Form wieder aufgebaut.
1779–1799 wurde der Tiefe Georgs-Stollen aufgefahren. Der 26 km lange Stollen entwässert die Bergbaureviere von Clausthal-Zellerfeld, Wildemann, Hahnenklee und Bad Grund. Bis 1788 war Zellerfeld Teil des Kommunionharzes, kam dann an Hannover und mit diesem 1866 an Preußen. 1851–1864 trieb man den 32 km langen Ernst-August-Stollen von der Ortschaft Gittelde am südlichen Harzrand vor. Dieser tiefste Wasserlösungsstollen des Harzes verläuft fast 400 m unter Clausthal und entwässert die Bergbaureviere der Bergstädte Lautenthal, Hahnenklee, Wildemann, Clausthal-Zellerfeld und Bad Grund.
Im Jahr 1885 hatte Clausthal 8.871 und Zellerfeld 4.407 meist evangelische Einwohner, die größtenteils entweder in Bergbau und Verhüttung oder in Strick- und Häkelwarenfabriken beschäftigt waren. Obwohl seit 1930 im Stadtgebiet kein Bergbau mehr betrieben wird, hat sich die Stadt ihre enge Verbindung mit dem Bergbau durch das Oberharzer Bergwerksmuseum bewahrt. Auch die Bergakademie und das Oberbergamt erinnern an den ehemaligen Bergbau. Im Zuge des Bergbaus wurde im heutigen Clausthal-Zellerfeld die Fahrkunst durch Georg Wilhelm Dörell und das Drahtseil durch Wilhelm August Julius Albert erfunden.
Während des Zweiten Weltkriegs entstand in unmittelbarer Nähe, an der Kreisstraße 38 nach Altenau, die zweitgrößte Munitionsanstalt Nazi-Deutschlands, das Werk Tanne. Hier wurde der Sprengstoff TNT hergestellt. Eine Gedenkstätte am Mittleren Pfauenteich erinnert an die Opfer unter den Zwangsarbeitern bei der Bombardierung des Werkes. Weiterhin wird in Clausthal vor der Marktkirche und in Zellerfeld vor der St. Salvatoris-Kirche an die Opfer des Todesmarsches der Häftlinge des Konzentrationslagers Dora-Mittelbau bei Nordhausen Anfang 1945 von Osterode über den Harz gedacht. Ein weiteres Mahnmal befindet sich an der Harzhochstraße nahe dem Hirschler Teich.
Bekannt geworden ist Clausthal-Zellerfeld durch seine Technische Universität Clausthal. Ursprünglich eine reine Ausbildungsstätte für Berg- und Hüttenleute ist die TU Clausthal heute eine überschaubare, moderne Hochschule, die sich ihrer Tradition bewusst ist. Mit ihrem breit gefächerten Studienangebot bietet sie eine attraktive, hochwertige Ausbildung für viele zukunftsträchtige Berufsfelder vorwiegend technischer Natur.
Einwohnerentwicklung

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(Ab 1968 Stand jeweils zum 31. Dezember)
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat setzt sich nach der Kommunalwahl vom 10. September 2006 zusammen aus:
Bürgermeister
Bürgermeister der Samtgemeinde ist Walter Lampe, Bürgermeister der Bergstadt ist Peter Dietz, der als emeritierter Professor der Technischen Universität Clausthal in die Politik eintrat.
Kultur und Sehenswürdigkeiten



Museen
- Das Oberharzer Bergwerksmuseum[1]
- GeoMuseum im Hauptgebäude der TU Clausthal
Neben den Gesteinsproben mit den Einschlüssen unterschiedlicher Mineralien ist die Sammlung der bizarr verformten Meteoriten besonders sehenswert. - Calvörsche Bibliothek
Bauwerke
- Marktkirche Zum Heiligen Geist
Die Marktkirche zum Heiligen Geist in Clausthal wurde aus Eichen- und Fichtenholz errichtet und das Dach mit Blei gedeckt. 1642 wurde sie zu Pfingsten geweiht. Die Marktkirche gilt als größte erhaltene Holzkirche Europas. - St. Salvatoris-Kirche: 1997 wurde in der nach dem großen Stadtbrand 1683 neu erbauten St. Salvatoris Kirche in Zellerfeld der Flügelaltar des im Jahr 2004 verstorbenen Leipziger Künstlers Werner Tübke geweiht. Der Orgelprospekt (1699-1702) stammt von Arp Schnitger. Unterhalb der Kirche befinden sich die Trebra-Terrassen – sie wurden Ende des 18. Jahrhunderts von Berghauptmann von Trebra angelegt.
- Katholische Kirche St. Nikolaus, erbaut 1961
- Oberbergamt, jetzt Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie
- Goldene Krone
- Bergapotheke Zellerfeld
- Dietzel-Haus
- Fritz-Süchting-Institut
- Aula Academica der Technischen Universität Clausthal
- Zellerfelder Münze und Kunsthandwerkerhof
- Alte Münze in Clausthal
- Glückaufsaal
- Rathaus Clausthal-Zellerfeld
- Robert-Koch-Geburtshaus
- Thomas-Merten-Platz, Glockenspiel mit Fahrkunst
Industriegeschichte
- Technikdenkmal Schacht Kaiser Wilhelm II
- Ottiliae-Schacht, das älteste erhaltene Fördergerüst Deutschlands
Im Sommer fährt an den Wochenenden die sogenannte Tagesförderbahn ab dem ehemaligen Bahnhof zum Ottiliae-Schacht. - Oberharzer Wasserregal mit den Oberharzer Teichen
Regelmäßige Veranstaltungen
- Osterfeuer am Karsamstag
Nach Oberharzer Tradition werden die Besucher häufig durch Jugendliche/Kinder „geschwärzt“; die Gesichter der Besucher werden mit dem Ruß der Holzkohlen schwarz verschmiert. - Oberharzer Bergbauernmarkt
Jeden Donnerstagabend von Mai bis Oktober in Zellerfeld - Oktoberfest im Kurpark in Zellerfeld
Wirtschaft und Infrastruktur


Die Haupteinkaufsstraße ist die Adolph-Roemer-Straße im Stadtteil Clausthal. Weitere Einkaufszentren wurden Anfang 2000 im Stadtteil Clausthal am ehemaligen Ostbahnhof sowie hinter dem Rathaus und im Stadtteil Zellerfeld am Schützenplatz errichtet.
Eine neue friedliche Nutzung des Geländes des ehemaligen Werks Tanne als Gewerbepark wird vorbereitet.
Verkehr
Von 1877 bis 1976 verkehrten vom Bahnhof aus Züge der Innerstetalbahn Richtung Altenau und Langelsheim. Heute wird der öffentliche Nahverkehr durch mehrere Buslinien, u. a. nach Goslar, Osterode am Harz, Altenau und Sankt Andreasberg, gewährleistet.
Öffentliche Einrichtungen
- Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie
- CUTEC-Institut GmbH
- Staatliches Baumanagement Südniedersachsen
Bildung
- Technische Universität Clausthal
- Fachschule für Wirtschaft und Technik
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Adolf Achenbach (1825–1903), Berghauptmann
Söhne und Töchter der Stadt
- Daniel Böhm (* 1986), Biathlet
- Bernhard Christoph Breitkopf (1695–1777), Buchdrucker und Verleger
- Johann Friedrich Heintzmann (1716–1764), Bau- und Bergmeister sowie Architekt
- Johann Friedrich Löwen (1727-1771), Dichter, Intellektueller und Theatertheoretiker
- Engelhard Benjamin Schwickert (1741-1825), Verleger
- Friedrich Otto Burchard von Reden (1769-1836), Berghauptmann
- Hermann Hunaeus (1812–1893), Architekt
- Carl Adolf Riebeck (1821–1883), Industrieller und Bergwerksunternehmer
- Gustav Drechsler (1833–1890), Agrarwissenschaftler
- Robert Koch (1843–1910), Mikrobiologe, Nobelpreis für Medizin 1905
- Erich Schaeder (1861–1936), protestantischer Theologe
- Otto Erich Hartleben (1864–1905), Dramatiker, Lyriker und Erzähler
- Dietrich Grönemeyer (* 1952), Mediziner (Bruder von Sänger Herbert Grönemeyer)
Persönlichkeiten, die vor Ort lebten oder wirkten
- Wilhelm August Julius Albert, Oberbergrat, Erfinder des Stahlseils
- Carl Heinrich Edmund von Berg, Forstmann
- Caroline Böhmer-Schlegel-Schelling, Schriftstellerin
- Caspar Calvör, Theologe
- Henning Calvör, Theologe und Pädagoge; Verfasser zahlreicher montantechnischer Schriften
- Wan Gang, chinesischer Wissenschaftsminister
- Herbert Grönemeyer, Musiker, verbrachte seine ersten Lebensmonate in der Schützenstraße in Zellerfeld
- Jürgen Großmann, Stahlunternehmer und Manager
- Johann Friedrich Ludwig Hausmann, Mineraloge
- Guntram Hecht, Musikpädagoge, Organist und Komponist
- Edmund Kolbe, Maler
- Arnd Peiffer, *1987, deutcher Biathlet
- Claus Friedrich von Reden, Berghauptmann
- Friedrich Adolph Roemer, Geologe
- Carl Schnabel, Montanwissenschaftler und Hochschullehrer
- Dorothea Schlözer, die erste Frau, die in Deutschland promovierte, absolvierte 1786 in den Clausthaler Gruben ein umfangreiches Bergbaupraktikum
- Ekkehard Schulz, Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp AG
- Arnold Sommerfeld, Professur an der Bergakademie Clausthal von 1897 bis 1900
- Georg Philipp Telemann, Komponist
- Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra, Berghauptmann
Sonstiges
Weltbekannt ist auch das alkoholfreie Clausthaler-Bier, welches seinen Markennamen in Anlehnung an das noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in der Clausthaler Brauerei gebraute „Claus-Bräu“ erhalten hat (Zellerfeld hatte eine eigene Brauerei). Die Marke wurde an die Binding-Brauerei verkauft und wird seitdem ausschließlich in Frankfurt am Main gebraut. In der Hochzeit des Bergbaus gab es bedingt durch die Bergfreiheit zahlreiche Brauereien in den Oberharzer Orten, von denen nur noch eine in Altenau besteht.
Auch in der Harzreise von Heinrich Heine ist Clausthal (dort „Klausthal“ geschrieben) eine wichtige Station.
Einzelnachweise
Weblinks
- Category:Clausthal-Zellerfeld|uselang=de}} Commons: Clausthal-Zellerfeld] – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle Internetseite der Bergstadt Clausthal-Zellerfeld
- Tübke-Altargemälde für die St. Salvatoris-Kirche in Clausthal-Zellerfeld
Linkkatalog zum Thema Clausthal-Zellerfeld bei curlie.org (ehemals DMOZ)