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Apolda

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Wappen Deutschlandkarte
Apolda
Deutschlandkarte, Position der Stadt Apolda hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 1′ N, 11° 31′ OKoordinaten: 51° 1′ N, 11° 31′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Weimarer Land
Höhe: 205 m ü. NHN
Fläche: 46,15 km2
Einwohner: 23.774 (31. Dez. 2007)[1]Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 515 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 99501–99510
Vorwahlen: 03644, 036462, 036465
Gemeindeschlüssel: 16 0 71 001Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Stadtgliederung: Kernstadt und 7 Ortschaften
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
99510 Apolda
Website: www.apolda.de
Bürgermeister: Rüdiger Eisenbrand (FWW)
Lage der Kreisstadt Apolda im Landkreis Weimarer Land
KarteAm EttersbergNauendorfVollersrodaHetschburgFrankendorfIlmtal-WeinstraßeIlmtal-WeinstraßeEttersburgObertrebraBallstedtHammerstedtOetternEberstedtKleinschwabhausenWiegendorfKiliansrodaBad SulzaMechelrodaKapellendorfGrammetalGroßheringenLehnstedtUmpferstedtBuchfartDöbritschenRittersdorfHohenfeldenNeumarkNiedertrebraTonndorfSchmiedehausenGroßschwabhausenMellingenKlettbachMagdalaKranichfeldApoldaBad BerkaBlankenhain
Karte
Marktplatz mit Rathaus

Apolda ist die Kreisstadt des mittelthüringischen Landkreises Weimarer Land und liegt in der Nähe des Flusses Ilm im Städtedreieck WeimarJenaNaumburg. In der Raumordnung des Freistaates Thüringen nimmt die Stadt den Rang eines Mittelzentrums ein. Apolda war von 1922 bis 1950 eine kreisfreie Stadt und hat seit 1952 den Status einer Kreisstadt.

Aufgrund der über 250-jährigen Tradition des Glockengießens wird Apolda als „Glockenstadt“ bezeichnet. Noch größere Bedeutung für die Stadt hatte jedoch die Strick- und Wirkwarenherstellung, die seit über 250 Jahren in Apolda betrieben wird. Ihren Aufschwung nahm die bis dahin kleine Ackerbürgerstadt aber erst, nachdem 1846 die Thüringer Bahn durch Apolda gebaut wurde. Dadurch wuchs die Textilindustrie rasant an und Apolda entwickelte sich zeitweise zur wichtigsten Industriestadt in Sachsen-Weimar-Eisenach. In Apolda wurde außerdem die Hunderasse Dobermann gezüchtet. Ihr ist heute ein Denkmal gewidmet. Des Weiteren wurde einige Zeit, von 1904 bis 1927, der Automobilbau in Apolda betrieben. So wurden von der Firma A. Ruppe & Sohn, welche ab 1910 Apollo-Werke AG hieß, Automobile der Marken Apollo und Piccolo hergestellt.

Geografie

Die Ilm bei Langewiesen

Geografische Lage und Geologie

Apolda liegt in rund 205 Metern Höhe in der östlichen Mitte Thüringens. Der Naturraum des Berg- und Hügellandes schließt das Stadtgebiet, welches eine Fläche von 46,15 km² umfasst, komplett ein. Apolda ist eingebettet in eine flachhügelige Kulturlandschaft am Rande des Thüringer Beckens und der Ilmaue mit überwiegend landwirtschaftlicher Nutzung und befindet sich im Städtedreieck WeimarJenaNaumburg. Die Stadt liegt je etwa 15 km nordwestlich von Jena und 15 km nordöstlich von Weimar, ungefähr 45 km östlich von Erfurt und circa 31 km südwestlich von Naumburg.

Apolda wurde in einem Tal erbaut, dessen niedrigster Punkt der Viadukt mit 162 m und dessen höchster Punkt an der Gemarkungsgrenze zu Schöten mit 270 m ü. NN ist. Die Stadt liegt südlich der Ilm, einem Nebenfluss der Saale. Durch die Kernstadt fließen der Krebsbach und der Schötener Bach. Apolda ist nach Erfurt, Weimar, Gotha, Ilmenau und Arnstadt die sechstgrößte Stadt in der Planungsregion Mittelthüringen.

Östlich erhebt sich die Muschelkalkformation der Ilm-Saale-Platte, während westlich die Ebenen des Thüringer Beckens liegen. Das Gebiet um Apolda wird geologisch gesehen hauptsächlich vom Keuper geprägt. Nur in einem Streifen von Norden nach Westen verlaufend ist das Pleistozän vorherrschend. In diesem Streifen findet man vorwiegend älteren Lehm, wohingegen im Süden der Stadt eher jüngerer Lehm vorhanden ist. Der Osten Apoldas wird vom Grenzdolomit geprägt.[2]

Stadtgliederung

Die Stadt Apolda wird in neun Ortsteile gegliedert, wobei Oberroßla und Rödigsdorf hier zusammen aufgeführt werden: (Stand: 2006)[3]

Ortsteil Einwohner Fläche (km²)
Kernstadt Apolda 20.234 11,75
Herressen-Sulzbach 598 5,41
Nauendorf 163 4,92
Oberndorf 284 4,93
Oberroßla / Rödigsdorf 1.013 4,98
Schöten 266 1,27
Utenbach 632 6,33
Zottelstedt 392 6,65
Apolda (gesamt) 23.585 46,15

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind Flurstedt, Wickerstedt, (gehören zur Erfüllenden Gemeinde Bad Sulza), Kapellendorf (gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Mellingen), die Gemeinde Saaleplatte sowie die Gemeinden Mattstedt, Niederroßla, Nirmsdorf, Oßmannstedt, Pfiffelbach, Wiegendorf und Willerstedt, die zur Verwaltungsgemeinschaft Ilmtal-Weinstraße gehören. Alle Gemeinden gehören zum Landkreis Weimarer Land.

Klimatische Verhältnisse

Niederschlagsverteilung

Apolda liegt in der gemäßigten Klimazone. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge von ungefähr 560 mm ist geringer als der bundesweite Durchschnitt von rund 800 mm. Der niederschlagsreichste Monat ist der Juni mit durchschnittlich 71,6 mm, der niederschlagsärmste Monat ist der Februar mit durchschnittlich 31,5 mm. Der niederschlagsreichste Tag in Apolda war der 27. Juni 1953, als bei einem Unwetter 100,1mm Niederschlag fielen. Das Jahr mit dem meisten Niederschlag war 1966 mit 764mm, das mit dem wenigsten Niederschlag 1982 mit 332mm. Die größte Monatsniederschlagshöhe wurde im Juni 1953 mit 236mm erreicht, im Oktober 1943, im November 1953 und im September 1959 traten mit nur 1mm die geringsten Werte auf. In Apolda fällt durchschnittlich an 170 Tagen im Jahr Niederschlag. Im Januar kommt es mit 16 Tagen am häufigsten und im September mit 12 Tagen am wenigsten zum Niederschlag. Im Durchschnitt werden pro Jahr in Apolda 36 Tage mit Schnee oder Schneeregen registriert. Im langjährigen Mittel fällt in Apolda zu Beginn der dritten Novemberdekade der erste Schnee und Mitte April der letzte.[4]

In den Jahren 1265, 1613, 1728, 1734, 1739, 1909 und 1953 kam es in Apolda zu Unwetterkatastrophen, die teilweise verheerende Folgen nach sich zogen. So kamen beispielsweise 1265 viele Einwohner Apoldas ums Leben. Am 29. Mai 1613 richtete die Thüringische Sintflut große Schäden an, es wurden acht Häuser weggeschwemmt und 24 Tiere ertranken. 1830 stürzen nach einem Hochwasser in der Bachstraße drei Häuser ein. Im Jahr 1909 war der Marktplatz betroffen, er wurde faktisch in einen See verwandelt. Am 26. Juni 1953 richtete ein Unwetter schwere Schäden an. Der Ministerrat der DDR stellte 4,4 Millionen Mark zur Behebung der Schäden zur Verfügung.[5] Seitdem gab es in Apolda kein Hochwasser mehr.

Über das Jahr verteilt scheint die Sonne in Apolda 1.400 bis 1.600 Stunden. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 8–9 °C. Der Temperaturverlauf entspricht ungefähr dem bundesdeutschen Durchschnitt. Dabei sind die Monate Juli und August mit einer durchschnittlichen Höchsttemperatur von 24 °C die wärmsten Monate im Jahresverlauf. Die Monate Dezember und Januar sind mit einer Maximaltemperatur von 3 °C und einer Minimaltemperatur von -1 °C die kältesten Monate. Der Wind kommt meist aus Richtung Südsüdwest bis Westsüdwest. Allgemein ist das Klima verhältnismäßig warm und trocken. Wetterextreme wie Stürme, starker Hagel oder überdurchschnittlicher Schneefall sind selten. Im Jahr 2006 lag die Minimaltemperatur bei -13,8 °C und die Maximaltemperatur bei 36,7 °C. Ein Jahr später (2007) lag die Minimaltemperatur bei -9,3 °C und die Maximaltemperatur bei 36,3 °C. Apolda war im Jahr 2008 mit einer Höchsttemperatur von 35,6 °C der heißeste Ort Thüringens.


Durchschnittliche Temperatur- und Niederschlagswerte für Apolda
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 3 5 8 14 19 22 24 24 19 14 7 3 13,5
Mittl. Tagesmin. (°C) −1 −1 2 5 9 12 14 14 10 6 2 −1 6
Niederschlag (mm) 33,0 31,5 38,2 50,5 61,7 71,6 51,8 62,1 42,5 38,7 39,1 40,3 Σ 561
T
e
m
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3
−1
5
−1
8
2
14
5
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9
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14
24
14
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10
14
6
7
2
3
−1
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
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e
r
s
c
h
l
a
g
33,0
31,5
38,2
50,5
61,7
71,6
51,8
62,1
42,5
38,7
39,1
40,3
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Geschichte

Martinskirche
Taufbecken in der Martinskirche

Mittelalter

Ab dem 8./9. Jahrhundert ließen sich slawische Gruppen im Gebiet an der mittleren Saale und der Ilm nieder, das an der Ostgrenze des Fränkischen Reiches lag und mehrheitlich von Thüringern besiedelt war.

Erstmals urkundlich bezeugt ist der Ort als Appolde im Jahr 1119. Dabei wird eine Siedlung mit zwei Kirchen erwähnt, die Graf Wichmann aus dem Geschlecht der Edelherren von Querfurt an den Mainzer Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken schenkte. Vier Jahre später, 1123, wurde eine Burg mit einem in ihrem Schutz stehenden Dorf in den Schriftquellen genannt. Das Alter der Burg ist umstritten. Bisweilen wurde hier der Sitz der Grafen des Gaues Husitin vermutet, es gibt dafür aber keine Belege. Die Ergebnisse aktueller archäologischer Ausgrabungen sind noch nicht veröffentlicht.

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde die Burg Stammsitz eines Ministerialengeschlechtes des Mainzer Erzbischofs, in dem die Ämter des Vicedominus von Erfurt und des erzbischöflichen Mundschenken erblich waren. Um 1175 teilte sich das Geschlecht in die beiden Linien der Vitzthume (abgeleitet von Vicedominus) und der Schenken von Apolda. Unter ihrer gemeinsamen Herrschaft entwickelte sich die Siedlung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zu einer Stadt, deren Stadtherren bis 1348 beide Linien blieben. Die Schenken von Apolda besaßen 1260 eine eigene Münzstätte. Das geprägte Geld wurde „Apoldsche Schenken“ genannt. Im Jahr 1289 erhielt die Burgsiedlung Apolda das Stadtrecht sowie ein eigenes Wappen und Siegel. Seine Einwohner wurden daraufhin in einer Urkunde als „Stadtbürger“ bezeichnet. Die Stadt wurde später ummauert und besaß zwei Tore.[6]

1348 verzichteten die Schenken von Apolda zugunsten der Vitztume auf ihre Rechte an der Stadt. Bald darauf, am Ende des 14. Jahrhunderts, starb die Linie der Schenken im Mannesstamme aus. Die Vitztume ließen sich gleichzeitig von den Wettinern mit Apolda belehnen, wodurch die Oberlehnsherrschafft praktisch an die Wettiner überging. In Folge der Leipziger Teilung gelangte Apolda 1485 an das ernestinische Sachsen. Allerdings hielt das Erzbistum Mainz seine oberlehnsherrlichen Ansprüche noch einige Jahrhunderte aufrecht und gab sie erst im Jahr 1666 auf.

Auf der Mitte des Marktplatzes wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts zunächst ein kleines Rathaus errichtet. Die älteste erhaltene Gemeindeverfassung entstand 1440; sie ist im sogenannten „Roten Buch“ überliefert. Erst im 15. Jahrhundert hatte sich in der Stadt anstelle der älteren Schultheißen eine Ratsverfassung gebildet.[7] 1524 büßte die Burg bei einem großangelegten Umbau unter anderem die Sankt-Johannis-Kapelle ein.

Reformationszeit und Dreißigjähriger Krieg

Im Jahr 1528 wurde durch die Visitatoren Philipp Melanchthon, Friedrich Myconius und Hieronymus Schurff die Reformation in der Stadt eingeführt und verbreitet.[8] Bereits im 16. Jahrhundert war Apolda weit über das ummauerte Stadtgebiet hinaus gewachsen. Um die Martinskirche hatte sich eine Vorstadt herausgebildet, die um das Jahr 1530 größer war als die Rechtsstadt. Wirtschaftlich war Apolda eine abseits von wichtigen Handelswegen, wie der nördlich verlaufenden Hohen Straße, gelegene Ackerbürgerstadt mit lokaler Bedeutung als Markt für die nähere Umgebung. Von 1558 bis 1559 wurde unter Christof von Vitzthum das heutige Rathaus an der Ostseite des Marktplatzes errichtet. Im Erbzinsregister erschien 1593 der Name David der Strickermann. Von ihm wird behauptet, dass er den Grundstein zur Wirk- und Strickwarenindustrie in Apolda legte, indem er den Apoldaern das Strumpfstricken mit fünf Nadeln lehrte.[9]

Obwohl Apolda zuvor dem Herzogtum Sachsen-Weimar zugeordnet war, unterstand es seit der Ernestinischen Teilung 1603 sowohl Weimar als auch dem Herzogtum Sachsen-Altenburg. 1634 kam es gänzlich zu Altenburg und ab 1672 gehörte es zum neubegründeten Herzogtum Sachsen-Jena, wurde jedoch nach dessen frühem Erlöschen 1691 wieder Teil Sachsen-Weimars (ab 1741 Sachsen-Weimar-Eisenach).

In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges plünderten 1632, 1635, 1636 und 1639 Kriegshorden und Soldatentruppen die Stadt. Nach dem Aussterben der Apoldaer Linie der Vitzthume 1631 zogen die Ernestiner die Stadt als erledigtes Lehen ein und übergaben sie 1633 der Universität Jena als Dotalgut. Die Universität übte bis 1837 die Gerichtsrechte in Apolda aus und verfügte auch noch nach dem weitgehenden Abbruch der Burg bis zum Übergang an die Stadt im Jahr 1922 über das Landgut. 1674 wurde der Renaissance-Bau des Rathauses barock umgestaltet und ein Turm angefügt.

Industrielle Erschließung im 18./19. Jahrhundert

Bald nach Einführung des Strumpfwirkerstuhls an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert entstand in Apolda eine Strumpfmanufaktur, die bestimmend für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt werden sollte. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sie sich zu einem der bedeutendsten wirtschaftlichen Unternehmen im Herzogtum Sachsen-Weimar. Die Zahl der Wirkerstühle stieg bei einer ungefähr gleich bleibenden Zahl von etwa 3.500 Einwohnern rasant von zehn im Jahr 1700 auf 780 im Jahr 1779 an. Gleichzeitig setzten Stadterweiterungen nach Norden und Osten ein, die alte Stadtbefestigung mit den beiden Türmen wurde kurz vor und nach 1800 weitgehend abgerissen.

In Apolda gegossene Glocke in Gestorf

Ende des 18. Jahrhunderts kam es jedoch zu einer tiefen Kriese, die die Stadtentwicklung lange Zeit lähmte. Ursache war die Abhängigkeit vom Export in die Gebiete außerhalb des Herzogtums und dessen gleichzeitige merkantilistische, Ein- und Ausfuhren von Waren hemmende Wirtschaftspolitik. Johann Wolfgang von Goethe schrieb angesichts des sozialen Elends der Bevölkerung in Apolda in einem hier verfassten Brief vom 6. März 1779 während der Arbeit an dem Bühnenstück Iphigenie auf Tauris an Charlotte von Stein: „Hier will das Drama gar nicht fort, es ist verflucht, der König von Tauris soll reden, als wenn kein Strumpfwürker in Apolde hungerte.“

1722 errichtete Johann Christoph Rose die erste Glockengießerei, um Glocken für die geplante neue Kirche zu gießen. Eine davon, die sogenannte „Wintzersche Vermächtnisglocke“, wird heute noch in der Lutherkirche geläutet. Die nachfolgenden Glockengießerfamilien Ulrich und Schilling machten Apolda als „Glockenstadt“ weltweit bekannt. 1878 wurde Franz Schilling Senior Inhaber der Glockengießerei Carl Friedrich Ulrich. Diese Glockengießerei, ab 1911 unter dem Namen „Franz Schilling Söhne“, spezialisierte sich auf Glockenspiele. Sie erschuf Geläute für Kirchen in Asien, Afrika, Europa und Amerika.

Das Handelshaus Christian Zimmermann & Söhne wurde 1789 gegründet. Damit begann allmählich der neuzeitliche Aufschwung des Textilgewerbes in der Stadt, der allerdings erst Mitte des 19. Jahrhunderts an Fahrt gewann. Großen Einfluss hatten 1833 die Gründung des Deutschen Zollvereins und der Anschluss der Stadt an das Eisenbahnnetz sowie die Verwendung der Dampfmaschine.

Der Bau des Eisenbahnviaduktes 1845/46 über den Krebsbach bildete die Voraussetzung für die Anbindung Apoldas an die Thüringer Bahn von Halle nach Erfurt und wirkte sich überaus positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt aus. Die Eisenbahnlinie war zunächst in größerer Distanz zu Apolda geplant worden (über Niederroßla und Mattstedt), um die teure Überbrückung des Krebsbachtals zu vermeiden. Nachdem die Apoldaer Unternehmer sich jedoch bereit erklärt hatten, für befristete Zeit eine Abgabe auf jeden Zentner Fracht zu zahlen, lenkte die Erbauergesellschaft ein. Sie ordnete an, die Eisenbahnlinie über Oberroßla und Heusdorf zu bauen und verzichtete auf die Abgabe. Stattdessen wurde von der Regierung Sachsen-Weimar-Eisenachs, die an der Gesellschaft beteiligt war, vorgeschlagen, das Geld für einen wohltätigen Zweck zu erheben. Schließlich wurde das 1854 eröffnete Krankenhaus auf diesem Wege finanziert. Der erste Apoldaer Hundemarkt fand 1863 statt. Später wurde hier unter anderem der in Apolda gezüchtete Dobermannpinscher präsentiert. Am 17. Januar 1863 wurde die Stadtbibliothek Apoldas eröffnet. Die Gründung basierte auf einer Stiftung von 225 Bänden und einem Fonds von 5000 Talern des 1860 verstorbenen Bürgers Gottlob Müller.

Sauer-Orgel in der Lutherkirche

Eine weitere, für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt immense Bedeutung, hatte die Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte Umstellung von der Strumpffabrikation auf die Herstellung von modischen Strick- und Wirkwaren. Damit einher gingen ein weiteres Wachstum der Stadt und die Errichtung zahlreicher öffentlicher Bauten, Fabrikgebäude und Wohnhäuser, sowohl in Blockrandbebauung im Stil des Historismus für die Arbeiterschaft als auch von Villen und Siedlungshäusern. Die evangelische Lutherkirche und die katholische St.-Bonifatius-Kirche wurden 1894 geweiht. Das Gesicht der Stadt veränderte sich 1910 außerdem durch den Bau eines weiteren repräsentativen Gebäudes, des Stadthauses, in dem auch die Städtische Sparkasse ihren Sitz hatte. Mit der Gründung der „Thüringer Elektrizitäts- und Gas-Werke AG“ in Apolda und der Inbetriebnahme des Elektrizitätswerkes begann 1902 die Versorgung Apoldas mit elektrischem Strom. 1904 wurde der Bismarckturm an der Leipziger Straße errichtet. Außerdem begann die Automobilproduktion der Firma A. Ruppe und Sohn (ab 1912 Apollo-Werke AG). Apolda war inzwischen zu einer Industrie- und Handelsstadt geworden und die Bevölkerung wuchs von etwa 4.000 vor dem Bau der Eisenbahn auf über 20.000 zur Jahrhundertwende an.

Apolda im Jahr 1921
10-Mark-Schein der Stadt Apolda von 1918
Rückseite des 10-Mark-Scheins

Zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg

Am 5. Mai 1923 gelang dem Glockengießer Heinrich Ulrich der Guss der bis heute größten freischwingenden Glocke der Welt, der Glocke St. Peter für den Kölner Dom. Bis 1922 gehörte Apolda zu Sachsen-Weimar-Eisenach und war ein Teil des damaligen Kreises Weimar. Im Jahr 1922 wurde die Gemeinde Nauendorf als erste der umliegenden Ortschaften an Apolda angegliedert. Zeitgleich wurde Apolda kreisfreie Stadt, was sie bis nach dem Zweiten Weltkrieg blieb.

Von 1926 bis 1932 wurde die Stadt von einem bürgerlichen Stadtrat regiert, wobei die Konservativen nach massiven Zugewinnen der Nationalsozialisten 1929 nur noch zusammen mit ihnen die Mehrheit bildeten. Vier Tage vor Hitlers Machtantritt, am 26. Januar 1933, konnte sich bereits ein nationalsozialistischer Stadtrat konstituieren.

Die etwa 100 bis 150 Apoldaer Juden wurden von den Nationalsozialisten aus der Stadt vertrieben und wanderten aus oder kamen in Konzentrationslager. Es gelang nur wenigen von ihnen sich zu verstecken und nach dem Ende des Krieges nach Apolda zurückzukehren.[10] Diesen Toten und den Widerstandskämpfern widmete die Stadt ein Denkmal für die Opfer des Faschismus.

Die Stadt erlebte zwei Bombenangriffe. Der erste Bombenangriff auf Apolda erfolgte am 21. November 1944. Es waren 13 Todesopfer zu beklagen. Unter ihnen war der Franzose Andre Lafon, welcher als ehemaliger Kriegsgefangener im Juni 1944 „in Zivil übernommen“ wurde. Er wohnte im „Lager Baumbach“ im heutigen Faulborn. Im Nachruf für die Opfer des Luftangriffs wurde er bezeichnenderweise nicht erwähnt, da die „Thüringer Gauzeitung“ nur „Volksdeutsche“ in diesem Nachruf berücksichtigte. Der zweite Angriff erfolgte am 2. April 1945, welcher Beschädigungen an Häusern zur Folge hatte. Das einzige Opfer dieses Angriffs war ein 15-jähriges Mädchen.[11] Nach der kampflosen Übergabe wurde Apolda vom 12. April bis zum 1. Juli 1945 von amerikanischen und danach von sowjetischen Truppen besetzt. Am 2. Juli 1945 wurde Apolda gemäß den Beschlüssen der Krimkonferenz von sowjetischen Truppen besetzt. Im Rahmen der Bodenreform wurde das Gut Apolda-Heusdorf, welches zu Beginn als Benediktinernonnenkloster und später als großherzogliches Kammergut Heusdorf diente, aufgeteilt.[12]

Sowjetische Besatzungszone und DDR-Zeit

Im Zeitraum von 1945 bis 1948 ließen Enteignungen und Verstaatlichungen in Landwirtschaft, Industrie und Handel eine völlig neue Wirtschaftsstruktur entstehen. Seit 1922 war Apolda ein selbstständiger Stadtkreis, wurde jedoch 1950 wieder in den Landkreis Weimar zurückgegliedert. 1952 wurde dieser geteilt und Apolda Kreisstadt des (kleineren) Ostteils des Altkreises im neugebildeten Bezirk Erfurt. Der Kreis Apolda war der östlichste Kreis im Bezirk Erfurt. Im selben Jahr wurde das Glockenmuseum eröffnet. Außerdem goss die Firma Schilling und Söhne die Oder-Neiße-Friedensglocke für die Stadt Frankfurt/Oder.

1964 fand ein Lauf der Motocross-Weltmeisterschaft in Apolda statt. Zu jener Zeit erlebte der Motocross in Apolda seinen Höhepunkt. Die meisten der privaten Strick- und Wirkwarenbetriebe wurden im Zeitraum von 1956 bis 1958 in Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH) zusammengefasst. Im Jahr 1969 wurde „850 Jahre Ersterwähnung Apolda“ gefeiert. Zudem wurde die Finne-Fernwasser-Versorgung für die Stadt Apolda in Betrieb genommen.

Staatlich in die Wege geleitete, gravierende Veränderungen, vollzogen sich ab 1972 in der Textilindustrie. Nach deren Abschluss existierten in Apolda noch sieben staatlich geleitete, große Trikotagenbetriebe, unter ihnen der Betrieb VEB Thüringer Obertrikotagen mit mehr als 2.800 Beschäftigten. Im selben Jahr war der Baubeginn für den neuen Stadtteil Apolda-Nord und den Busbahnhof, welcher sich in der Nähe des Zentrums befindet. Am 29. August 1983 kam es zu einem Großbrand in der Strickereihalle des VEB Thüringer Obertrikotagen, sie wurde im März des Jahres 1984 wieder aufgebaut. Im selben Jahr wurde damit begonnen, in Teilen der Innenstadt Fußgängerzonen anzulegen. 1989 fand die 700-Jahr-Feier der Stadt Apolda statt. Drei Jahre zuvor wurde die Sternwarte auf der Jahnhöhe wiedereröffnet.

Apolda im wiedervereinigten Deutschland

Der Seierturm im 1993 eingemeindeten Ortsteil Zottelstedt

Der (Land-)Kreis Apolda bestand bis 1994, als er mit dem Kreis Weimar zum neuen Landkreis Weimarer Land zusammengelegt wurde. Weimar ist kreisfreie Stadt und Apolda die Kreisstadt des Landkreises. Am 13. November 1989 fand eine Demonstration und anschließende Kundgebung mit 5000 Teilnehmern, am 20. November mit 1100 Teilnehmer statt. Vor dem Kreisamt des MfS/AfNS wurden Kerzen abgestellt.[13] Im Ergebnis der Kommunalwahlen vom 6. Mai 1990 kam in Apolda eine christlich-liberale Koalition an die Macht. Zeitgleich begann die Privatisierung von Industriebetrieben und Handelseinrichtungen. Damit verbunden war der Niedergang der traditionellen Textilindustrie.

Innerhalb der ersten, vierjährigen Legislaturperiode des Stadtparlamentes, wurden Investitionen von mehr als 600 Millionen Mark getätigt und durch vertragliche Vereinbarungen mit Privatinvestoren über 1.520 neue Arbeitsplätze geschaffen. Es folgten die Erschließung und Errichtung der Gewerbegebiete an der B 87 und bei Heusdorf, die Umstellung auf Erdgas und der Beginn der Erschließung und Bebauung des Wohngebietes „Am Schötener Bache“.

1994 fand das erste Oldtimer-Schlosstreffen in Apolda statt. Diese Treffen finden seither jährlich statt. 1995 wurde die Stadthalle als Stätte für das kulturelle Leben der Stadt eröffnet. Im selben Jahr wurde das erste Weltglockengeläut, bei dem in Apolda gegossene Glocken in aller Welt geläutet werden, mit einem Schauglockenguss und der Einweihung des Glockenspiels am Stadthaus gefeiert.

Das neue Robert-Koch-Krankenhaus wurde 2002 seiner Bestimmung übergeben. Im darauf folgenden Jahr begann die Erschließung des neuen Wohngebiets „An der Schwabestraße“. Außerdem feierte die Freiwillige Feuerwehr Apolda ihr 135-jähriges Jubiläum. Im selben Jahr war außerdem offizieller Baubeginn für die Erweiterung des Gewerbeparks an der B 87. Im Jahr 2004 wurde der Bismarckturm zu seinem 100-jährigen Jubiläum wiedereröffnet. Im selben Jahr wurde die restaurierte Martinskirche wieder eingeweiht. Die Städtepartnerschaften zu Rapid City und Marks Kommun bestanden 2004 seit zehn Jahren. 2005 wurde in Apolda die erste öffentliche Stadtführung veranstaltet.

Politik

Stadtrat

Stadtratsvorsitzender ist Andreas Linke (CDU).

Fraktionen im Stadtrat

Der Apoldaer Stadtrat hat 30 Mitglieder. Die nachfolgende Aufteilung zeigt die Sitzverteilung nach der Stadtratsmitgliederwahl vom 27. Juni 2004 für die Legislaturperiode vom 1. Juli 2004 bis zum 30. Juni 2009. Die Wahlbeteiligung lag bei 40,2 %. Von 8.166 abgegebenen Stimmzetteln waren 7.918 Stimmen gültig und 248 Stimmen ungültig.

Partei Sitze Fraktionsvorsitzender
Christlich Demokratische Union Deutschlands 14 Wolfgang Pirl
Die Linke. 7 Michael Schade
Sozialdemokratische Partei Deutschlands 4 Hans-Jürgen Häfner
Freie Demokratische Partei 3 Gislinde Eicher
Freie Wähler Weimarer Land (FWW) 2 Jonas Herrmann

Ausschüsse des Stadtrates

Der Apoldaer Stadtrat hat fünf Ausschüsse.

Ausschuss Vorsitzender
Hauptausschuss Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand
Finanzausschuss Gislinde Eicher
Sozialausschuss Kerstin Törpel
Bau- und Werkausschuss Horst Uschmann
Rechnungsprüfungsausschuss Eckart Weirich

Stadthaushalt

Der Schuldenstand der Stadt ist seit dem Jahr 1998 rückläufig. Betrung er vor zehn Jahren noch 710 Euro pro Kopf, so erreichte man 2006 einen Stand von 563 Euro pro Kopf. Im Jahr 2007 stieg die Verschuldung pro Kopf jedoch wieder auf 571 Euro an, die Gesamtsumme ist trotzdem weiter auf 13.673.000 Euro gesunken. Durch Schlüsselzuweisungen erhielt die Stadt im Jahr 2008 Gelder in Höhe von 7.729.660 Euro. Die Stadt hatte im Jahr 2007 Bruttoeinnhamen von 34.503.459 Euro. Davon entfielen auf den Vermögenshaushalt 6.652.784 Euro und auf den Verwaltungshaushalt 27.850.675 Euro. Im selben Jahr lagen die Bruttoausgaben bei 30.716.031 Euro. Davon entfielen auf den Verwaltungshaushalt 22.995.036 Euro und auf den Vermögenshaushalt 7.720.992 Euro.

Wappen und Flagge

Im Familienwappen der Vitzthume befand sich ein Zweig mit drei Äpfeln. Das heutige Wappen zeigt einen Apfelbaumstumpf mit grünen Zweigen, was die Zugehörigkeit der Stadt Apolda zur Vitzthumsherrschaft ausdrückt. Am 5. Januar 1875 veröffentlichte das Apoldaische Wochenblatt die Bekanntmachung eines Ministerialerlasses mit der endgültigen Festlegung des Wappens der Stadt Apolda: „… in goldenem Feld einen schwarzen Stamm, der oben abgehauen ist, an den Seiten aber wieder grüne Blätter treibt.“ Das Hauptbild ist und bleibt von der ältesten bis zur jüngsten Darstellung der Apfel beziehungsweise der Stamm eines Apfelbaumes. Dieses Wappenzeichen steht als Sinnbild für die sich immer erneuernde Blüte der Stadt. Helm und Eichenlaub sind lediglich Dekoration. Die drei Stadtwappen-Grundfarben Schwarz, Gelb (Gold) und Grün waren früher auch die Landesfarben des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, zu dem Apolda bis 1918 gehörte. Im Jahr 1559 ist über dem Eingang des Rathausturms ein Wappenbild angebracht worden, welches man bis heute betrachten kann. In der Hauptsatzung der Stadt Apolda wird das Wappen wie folgt beschrieben: Im goldenen Feld befindet sich ein schwarzer Baumstamm, der oben abgehauen ist, an den Seiten aber wieder güne Blätter treibt.

In der Hauptsatzung der Stadt Apolda wird die Flagge folgendermaßen beschrieben: Die Flagge der Stadt ist als Banner schwarz-gelb-grün im Verhältnis 1:1:1, quergestreift und hat in der Mitte das Stadtwappen im Schild. Als Hissflagge ist sie schwarz-gelb-grün im Verhältnis 1:1:1, längsgestreift und hat in der Mitte das Stadtwappen im Schild.

Bürgermeister/innen

Ab 1433 ist der erste Rat der Stadt mit zwei Ratsmeistern, mehreren Ratsmännern und Viertelsmeistern nachweisbar. Das älteste vereinbarte Stadtrecht ist das „Rote Buch“ aus dem Jahr 1440, welches unter anderem die Bildung eines Stadtrates erwähnt. In diesem Buch wurden die Erweiterung des Rates auf acht bis zehn Mitglieder und die Wahl von Gemeindevormunden zugestanden. Die Ratsmitglieder wurden jährlich gewählt. Der Stadtherr wählte aus diesen Ratsmitgliedern den Ersten Bürgermeister. Der Zweite Bürgermeister wurde von den Ratsmännern gewählt. Erst ab dem Jahr 1644 liegen Aufzeichnungen zu den Namen und Amtszeiten der Bürgermeister vor.

Im Folgenden werden die Bürgermeister/innen seit 1869 aufgelistet. Von 1869 bis 1905 trugen die Stadtoberhäupter die Bezeichnung „Erster Bürgermeister“, von 1906 bis 1950 „Oberbürgermeister“ und von 1950 bis heute „Bürgermeister“.[14]

Amtszeit Name
1869–1871 Dr. H. Mentz
1871–1877 Gustav Francke
1878–1888 Julius Schrön
1888–1890 Friedrich August Eupel
1890–1896 Oskar Stechow
1896–1900 Dr. Georg von Fewson
1901–1934 Ernst Stegmann
1934–1945 Julius Dietz
Amtszeit Name
ab 23.4.1945 Friedrich Maul
ab 3.6.1945 Walther Lührs
ab 8.10.1945 Johannes Berger
1947–1948 Kurt Meyn
1948–1950 Kurt Sparschuh
1950–1953 Wilhelm Tischer
1953–1955 Anton Lifka
1955–1959 Kurt Koch
Amtszeit Name
1959–1963 Rudi Doye
1963–1983 Hans Reichert
1983–1985 Elke Brauer
1985–1989 Gerhard Brauer
1989–1990 Jürgen Goller
1990–2006 Michael Müller
seit 1.6.2006 Rüdiger Eisenbrand

Am 7. Mai 2006 wurde Rüdiger Eisenbrand zum neuen Bürgermeister der Stadt Apolda gewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 41,9 %. Von 8.417 abgegebenen Stimmzetteln waren 8.168 Stimmen gültig und 249 Stimmen ungültig. Von den gültigen Stimmen entfielen auf Rüdiger Eisenbrand 5.802 und auf seinen Mitkandidaten Wolfgang Pirl 2.366.

In den Ortschaften gibt es je einen nebenamtlichen Ortsbürgermeister und einen Ortschaftsrat.

Städtepartnerschaften

Apolda unterhält Partnerschaften zu den Städten

sowie zu den Gemeinden

Demografie und Bevölkerung

Bevölkerung

Der sich aus der Stadt und der Region zusammensetzende Hauptanteil der städtischen Bevölkerung wurde zu verschiedenen Zeiten durch Einwanderer und Immigranten ergänzt, die sich mit der örtlichen Einwohnerschaft vermischten. Eine Zuwanderung verfolgter Hugenotten aus Frankreich lässt sich bis heute durch das Fortbestehen von Namen wie Phlippeau oder Dittombée nachweisen.

Ein beträchtlicher Anteil an Zuwanderern kam durch Kriege und Unruhen in die Stadt, so z. B. Juden aus den russischen Teilen Polens, die besonders nach dem Ersten Weltkrieg aus wirtschaftlicher Not und vor Pogromen flohen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen aus den ehemaligen Ostgebieten zahlreiche Deutsche – die größtenteils integriert wurden – zur Bevölkerung der Stadt und des Umfeldes hinzu.

Apolda liegt im Gebiet der ilmthüringischen Mundart, die zu den thüringisch-obersächsischen Mundarten zählt. Die Bezeichnung für die Stadt Apolda in dieser Mundart lautet „Apolle“.

Bevölkerungsentwicklung

Die Einwohnerzahl Apoldas schwankte in der Zeit zwischen ihrer Gründung und dem Hochwasser von 1830 immer zwischen etwa 150 und etwa 3.300. Als um 1850 die Industrialisierung in Apolda einsetzte, vervierfachte sich die Einwohnerzahl bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. 1865 hatte Apolda erstmals über 10.000 Einwohner, 1888 wurde die Marke von 20.000 überschritten. Mit dem Bau der Thüringer Bahn um 1845/1846 durch Apolda gab es in der Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung, was einen rasanten Anstieg der Bevölkerungszahl nach sich zog. Während des Ersten Weltkriegs sank die Einwohnerzahl von 23.532 im Jahr 1914 auf 18.975 im Jahr 1918. Im Zeitraum von 1939 bis 1945, also während des Zweiten Weltkriegs, stieg die Einwohnerzahl hingegen von 28.030 im Jahr 1939 auf 33.501 im Jahr 1945. Im Jahr 1947 erreichte die Einwohnerzahl Apoldas mit 36.822 ihren historischen Höchststand. Zu Zeiten der Deutschen Demokratischen Republik verließen ungefähr 4.500 Menschen die Stadt.

Jahr Einwohner
1830 3.333
1880 15.630
1895 20.798
1910 22.610
1947 36.822
1950 32.736
Jahr Einwohner
1960 29.292
1970 29.784
1981 28.949
1984 28.725
1986 28.230
1994 27.857
Jahr Einwohner
1995 27.720
1996 27.728
1997 27.135
1998 26.644
1999 26.301
2000 25.899
Jahr Einwohner
2001 25.526
2002 25.142
2003 24.971
2004 24.720
2005 24.500
2006 24.088

Seit der politischen Wende ist die Entwicklung der Einwohnerzahl trotz verschiedener Eingemeindungen rückläufig. Am 31. Dezember 2007 betrug die amtliche Einwohnerzahl für Apolda nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes Thüringen 23.774 (Hauptwohnsitze). Die nebenstehende Tabelle zeigt die Entwicklung der Einwohnerzahl von 1830 bis 2006 (ab 1960 31. Dezember; Datenquelle ab 1994 Thüringer Landesamt für Statistik)

Eingemeindungen

Nauendorf ist eine der ersten Gemeinden, welche nach Apolda eingemeindet worden sind. Gemeinsam mit Nauendorf sind am 1.10.1922 die Gemeinden Heusdorf, Oberroßla und Burkhardtsdorf mit Apolda zusammengeführt worden. Die Gemeinde Oberroßla erhielt bereits nach wenigen Jahren wieder den Status einer selbstständigen Gemeinde.[15] Mit Apolda wurden 1993 die Ortschaften Zottelstedt (27. März), Oberndorf und Herressen-Sulzbach (6. Mai) sowie 1994 Oberroßla-Rödigsdorf (4. Februar) und Utenbach (9. April) verbunden. Als letzter Ortsteil kam am 1. Januar 1996 Schöten hinzu.

Bevölkerungsstruktur

Die Bertelsmann-Stiftung, Wegweiser Kommune, liefert Daten zur Altersstruktur von 2959 Kommunen in Deutschland. Die folgende Übersicht zeigt die Altersstruktur vom 31. Dezember 2003. Einige Zahlen spiegeln fünf Jahrgänge, andere über 14 Jahrgänge wider.

Alter   Einwohner
< 6 1.038
6–18 2.920
19–29 3.254
30–49 7.475
50–64 5.371
65–79 3.767
> 80 1.146
 Einwohner gesamt
Männlich 11.788
Weiblich 12.696
 davon
Ausländer 546
Arbeitslose 2.809

Bevölkerungsprognose

Bevölkerungsprognosen sollen den demographischen Wandel von Städten in der Zukunft andeuten. Diese Prognosen beziehen oft die gesellschaftlichen Veränderungen nicht mit ein und liefern dann unterschiedliche Ergebnisse. Im Folgenden sind die Prognosen der Bertelsmann-Stiftung und des Thüringer Landesamtes für Statistik aufgeführt.

Die Bertelsmann-Stiftung, Demografischer Wandel, liefert Daten zur Entwicklung der Einwohnerzahl von 2.959 Kommunen in Deutschland (Publikation Januar 2006). Für Apolda wird ein Absinken der Bevölkerung zwischen 2003 und 2020 um 12,31 % vorausgesagt, sodass die Einwohnerzahl im Jahr 2020 nur noch knapp 22.000 betragen wird. Prognose der absoluten Bevölkerungsentwicklung von 2003 bis 2020 für Apolda (Hauptwohnsitze):

Datum 2003 2005 2010 2015 2020
Einwohner 24.971 24.415 23.353 22.586 21.904

Das Thüringer Landesamt für Statistik veröffentlichte am 29. Februar 2008 eine Pressemitteilung zu Bevölkerungsvorausberechnungen für Thüringer Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern. Die Vorausberechnungen für die kreisangehörigen Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern basieren auf dem fortgeschriebenen Bevölkerungsbestand vom 31.12.2006 und dem Gebietsstand am 31.12.2007. Danach wird für Apolda ein Bevölkerungsrückgang von 3.981 Personen (16,5 %) vorausgesagt:

Datum 2006 2007 2010 2015 2020
Einwohner 24.088 23.795 22.955 21.536 20.107

Das Durchschnittsalter wird sich um etwa 5,2 Jahre erhöhen. Mit einem erwarteten Durchschnittsalter von 50,5 Jahren wird sich Apolda im Vergleich zu anderen thüringer Städten mit mehr als 10.000 Einwohnern ungefähr im Mittelfeld befinden. (älteste Stadt Greiz: 53,9 Jahre; jüngste Stadt Heilbad Heiligenstadt: 46,6 Jahre).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Haus in der Altstadt von Apolda
Rathaus am Markt
Das Schloss Apolda beherbergt heute das Kulturzentrum
Sparkassengebäude
Lutherkirche
Kaufhaus aus der Zeit des Jugendstils
Stadthaus Apolda

Architektur des Stadtbilds

Das Stadtbild Apoldas zeigt eine relativ geschlossene Gründerzeit-Architektur. Große Teile der Stadt sind rechtwinklig angelegt, was für Thüringen ungewöhnlich ist. Der älteste Teil Apoldas umfasst den Einzugsbereich von Markt, Ritterstraße, Mönchsgasse, Topfmarkt, Brühl und Brückenborn. Hier stehen zwei- und dreigeschossige Fachwerkhäuser mit ausgebautem Steildach.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Stadtbild nachhaltig durch verschiedene Baumaßnahmen verändert. Bachläufe wurden reguliert und überbaut, der Straßenbau wurde weiter vorangebracht, verschiedene Denkmäler wurden errichtet, Sakral-, Sozial-, Profan-, und Wohnungsbauten entstanden, und es erfolgte die Anlage von Friedhöfen, Siedlungen und Schrebergärten. Im Zeitalter der Weimarer Republik wurde das Stadtbild durch neue private Industriebauten ergänzt. Außerdem wurden neue Profanbauten, wie beispielsweise das Sparkassengebäude errichtet. In dieser Zeit wurden zahlreiche Siedlungs- und Wohnungshäuser gebaut, aber auch private Gebäude stark gefördert. Die öffentlichen Anlagen, wie Gärten, Parks und Denkmäler, wurden von der Stadt und dem Verschönerungsverein neu gestaltet oder gepflegt.

In der Zeit des Nationalsozialismus sind die Umgestaltung des Alten Friedhofs zu einem „Schlageter-Park“ (der nur zehn Jahre Bestand hatte), die Anlegung der Freitreppe gegenüber dem Bahnhof, der Bau der Goethebrücke sowie das Anlegen der Bahn-Unterführung an der Niederroßlaer Straße erwähnenswert. Zu DDR-Zeiten wurde vor allem der Wohnungsbau vorangetrieben. Ab dem Jahr 1972 entstand der neue Stadtteil Apolda-Nord, ein Plattenbaugebiet. Der Altbausubstanz wurde zwischen 1949 und 1989 zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, was teilweise auf fehlendes Material und Arbeitskräftemangel zurückzuführen ist. Apolda erhielt zu DDR-Zeiten zwei neue Schulen.

Seit der politischen Wende sind viele größere Bauprojekte realisiert worden. Dazu gehören unter anderem der Neubau der Stadthalle und des Krankenhauses, sowie die Restaurierung der Martinskirche und des Stadtbades. Dadurch wurde das Stadtbild aufgewertet. Dennoch gibt es in Apolda noch viele Brachflächen und Schandflecken, wie zum Beispiel das Haus für die Dame, ein Kaufhaus aus der Zeit des Jugendstils, das seit Jahren nicht mehr genutzt wird und dem Verfall preisgegeben ist.

Bauwerke

Das Stadtbild des 12. Jahrhunderts wurde von der weithin sichtbaren Burg, dem heutigen Schloss, dominiert. Unweit der Saalegrenze und im Bereich bedeutender Heeresstraßen gelegen, bot die Burg an drei Seiten Schutz gegen Angriffe, während von Süden her ein ebener Zugang bestand. Im 16. und 17. Jahrhundert erfolgten bauliche Veränderungen der Burganlage. Aus jener Zeit stammt auch der heute noch erhaltene Vitzthumbau, Sitz des Sachgebietes Kultur der Stadtverwaltung Apolda, der Außenstelle Apolda der Musikschule Ottmar Gerster Weimar und des Apoldaer Kulturvereins. Im Obergeschoss des Südwestbaus, errichtet im 19. Jahrhundert und 1999 saniert, befindet sich ein Saal, der vor allem für Kleinkunstveranstaltungen, Konzerte und Ähnliches genutzt wird.

Das Apoldaer Rathaus ist eines der ältesten Gebäude der Stadt. Ursprünglich stand es mitten auf dem Marktplatz. Es wurde jedoch abgerissen, und an der Ostseite des Marktes wurde in den Jahren 1558/1559 ein neues Rathaus im Renaissancestil errichtet. Den charakteristischen Turm erhielt es jedoch erst 110 Jahre später. Heute steht das Rathaus unter Denkmalschutz, genauso wie das gesamte Marktensemble.

Der Apoldaer Viadukt wurde 1845/1846 aus Kalksandstein erbaut. Er ist 95 Meter lang, 23 Meter hoch, etwa 8,79 Meter breit und gehört zur Thüringer Bahn von Halle nach Erfurt. Durch den Verkauf von Eisenbahnaktien wurde das Geld zum Bau beschafft. Allein die Apoldaer Unternehmer kauften Aktien im Wert von rund einer Million Talern. Am 20. Mai 1845 begannen die Bauarbeiten. Da der Viadukt auf losem Untergrund steht, ruht er auf 1336 Eschenholzpfählen, die 8,80 Meter tief im Boden verankert sind. Am 30. Juli des selben Jahres konnte der Grundstein zum Mittelpfeiler gelegt werden. Eine Pferdebahn befuhr am 3. Juni 1846 zum ersten Mal den Viadukt. Die Arbeiten wurden am 2. Dezember 1846 beendet. Am 19. Dezember 1846 erfolgte die Streckenübergabe des Abschnittes WeißenfelsWeimar. Der Viadukt steht seit 1977 unter Denkmalschutz.

Der alte Apoldaer Bahnhof wurde 1846 eingeweiht. Das zweigeschossige, klassizistische Empfangsgebäude brannte jedoch im Herbst 1884 vollständig nieder. Nachdem ein Provisorium als vorläufiger Ersatz genutzt wurde, ist 1889 das heutige Gebäude errichtet worden. Es ist im Stil der Neurenaissance komplett aus Sandstein erbaut.

Der Bismarckturm steht an der B 87 am nördlichen Stadtrand von Apolda. Der Turm wurde auf einer Terassenanlage mit einem quadratischen Grundriss von 6 x 6 m gebaut, welche über eine Außentreppe erreichbar ist. Über dem Eingangsportal ist ein Bismarckwappen angebracht worden. Über eine Innentreppe von 93 Stufen erreicht man eine Aussichtsplattform. Der Turm hat eine Höhe von 24 Metern und wurde am 25. September 1904 feierlich eingeweiht. Zu DDR-Zeiten trug er den Namen „Friedensturm“.

Die Fachgruppe Astronomie des Kulturbundes der DDR erbaute in den 1960er-Jahren auf der Apoldaer Jahnhöhe eine Volkssternwarte. Sie besaß einen 85-cm-Spiegel und war somit eine der größten Amateur-Sternwarten Deutschlands. Dennoch musste sie schließlich stillgelegt werden, da der Spiegel im Jahr 2000 gestohlen wurde.

Das Stadthaus ist ein Gebäude aus der Zeit des Jugendstils. Es wurde zwischen 1908 und 1910 erbaut. Bauherr war die Städtische Sparkasse, welche dann auch in das neue Gebäude eingezogen ist. Ebenso hatte das Standesamt dort seinen Sitz. Die damalige Doppelnutzung ist auch an den beiden Portalen erkennbar: über dem kleineren befinden sich zwei Eroten und über dem größeren begrüßen ein Verschwender und ein Geizhals den Besucher. Zudem befinden sich am großen Portal die Göttinnen Fortuna (Glück) und Sapientia (Weisheit). Heute befindet sich im Stadthaus ein Teil der Apoldaer Stadtverwaltung; außerdem wird es vom Stadtrat genutzt.

Die Sparkasse befindet sich gegenüber dem Stadthaus. Das Gebäude wurde in den Jahren 1925/1926 erbaut.

Die Stadthalle ist das Veranstaltungs- und Tagungszentrum Apoldas. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1995. Sie befindet sich auf dem Gelände des zur DDR-Zeiten so genannten Volkshauses, das zuvor als „Bürgerverein“ firmierte. Das von der Apoldaer SPD zum eigentlichen „Volkshaus“ umgebaute Gebäude des ehemaligen Gasthauses „Zur Linde“ befindet sich in der Bernhardstraße und wurde zu DDR-Zeiten vom DRK genutzt. Die Stadthalle ist Austragungsort verschiedener Tagungen, Seminare, Kongresse, Bankette und Konzerte.

Die Zimmermannsche Fabrik, das ehemalige Fabrikgebäude der Firma Christian Zimmermann & Söhne, das von 1880 bis 1882 errichtet wurde, ist heute Sitz des Landratsamtes Weimarer Land. Am Gebäude ist ein Terracottafries angebracht, der den „Weg der Wolle“ in der Strick- und Wirkwarenindustrie in einzelnen Szenen veranschaulicht. In den Jahren des Zweiten Weltkrieges war darin ein Zweigwerk der Rheinmetall AG untergebracht, in dem Geschosse und Schrapnelle zur Kriegsführung hergestellt wurden, u. a. von dienstverpflichteten deutschen Frauen, aber auch hunderten Zwangsarbeiter(innen) vornehmlich aus osteuropäischen Ländern, die unter erbärmlichen Bedingungen vegetieren mussten. An sie erinnert eine Gedenktafel, die dort seit 2005 angebracht ist.

Der Eiermannbau, das 1938/39 nach Plänen des Architekten Egon Eiermann errichtete bzw. umgestaltete ehemalige Feuerlöschgerätewerk Total Apolda, wurde 1993 stillgelegt. Seitdem ist der unter Denkmalschutz stehende Industriebau ungenutzt und dem Verfall preisgegeben. Aus Sorge um die Erhaltung und Nutzung des Gebäudes entstand die Idee einer Fabrik für Industrie und Kultur.

Kirchen

Bereits in der urkundlichen Ersterwähnung Apoldas 1119 wird die Martinskirche genannt. Durch Umbauarbeiten von 1674 bis 1700 erhielt sie ihre jetzige Gestalt. Sie gehört zu den markanten Gebäuden der Stadt, da sie unter anderem eine Schweifkuppel besitzt. Die Kirche lag ursprünglich außerhalb der heute nicht mehr vorhandenen Stadtmauer am Zusammenfluss von Herressener Bach und Schötener Bach. Das barocke Kirchenschiff ist mit seinen drei Geschossen an den Emporen höher als der gotische Chor. Die Kirche beherbergt die Grabmale des Grafengeschlechts derer von Vitzthum.

Die Lutherkirche ist ein neugotischer Backsteinbau aus den Jahren 1890 bis 1894. Sie befindet sich in der Stadtmitte. Die vom Berliner Architekten Johannes Otzen entworfene Kirche ist die größte der drei Apoldaer Gotteshäuser und mit einer Sauer-Orgel ausgestattet. In der Lutherkirche werden neben zahlreich stattfindenden Orgel- und Gospelkonzerten auch Oratorien aufgeführt.

Im Jahr 1886 wurde eine katholische Schule gegründet, die bald für die wachsende Gemeinde nicht mehr genügte. Deshalb erwarb das zuständige Bistum Fulda 1892 ein Grundstück an der Stobraer Straße und schuf damit die Voraussetzung für den Bau einer Kirche und eines Pfarrhauses. Am 1. März 1893 begann nach der Sammlung der nötigen Gelder der Bau der Kirche. Die St.-Bonifatiuskirche wurde am 30. September 1894 feierlich geweiht. Die ebenfalls neugotische, dreischiffige Hallenkirche, wurde vom Architekten und Erzbischöflichen Baudirektor Max Meckel aus Frankfurt am Main erbaut. Sie besitzt eine Orgel dieser Zeit von Martin Schlimmbach aus Würzburg mit 23 klingenden Registern.

Museen

Das Stadt- und Glockenmuseum Apolda wurde im Jahr 1952 eröffnet. Es zeigt die Kulturgeschichte der Glocke von den Anfängen bis zur Gegenwart, sowie die Geschichte der Glockengießerei in Apolda. Im Stadtmuseum sind Ausstellungen über die Entwicklung des örtlichen Wirker- und Strickereigewerbes.

Die Dauerausstellung Olle DDR befindet sich in einer Mehrzweckbaracke der ehemaligen Kreisverwaltung aus der Zeit der DDR. Hier werden Gegenstände präsentiert, die das Alltagsleben im sozialistischen Staat widerspiegeln.

Seit Eröffnung des Kunsthauses Apolda am 7. Juni 1995 besuchten über 230.000 Gäste seine Ausstellungen. Es wird vom Kunstverein Apolda Avantgarde e. V. betrieben. Unter anderem zogen die Ausstellungen mit Werken der Künstler Aristide Maillol und Karl Lagerfeld im Jahr 2005, Picassos Frauen und Cocteaus Männer, Werken von Johannes Grützke und Camille Claudel im Jahr 2006 zahlreiche Besucher an. Das Kunsthaus befindet sich in der 1871 errichteten Villa des Fabrikanten Robert Francke. Im Kunsthaus finden außerdem regelmäßig Kunstvorträge, Kunstauktionen, Vortragsreihen und Vernissagen statt.

Kino und Theater

Bis Anfang der 1990er Jahre gab es in Apolda zwei Kinos. Apolda hatte mit dem Union Theater eines der schönsten Klubkinos der DDR. Dort gab es neben Filmvorführungen auch andere Veranstaltungen. Anfang der 1990er Jahre ging der Kristall-Palast an eine Kinokette und wurde ebenso wie das Union-Theater geschlossen. Seit dieser Zeit hat Apolda kein Kino mehr.

Die Tradition des Theaterspielens geht zurück bis in das Jahr 1910, damals noch unter der Leitung von Ernst Wagner. Seit etwa 1965 war das Theater weniger aktiv. Erst 1991 wurde eine neue Laienspielgruppe, damals noch unter der Führung des Kulturvereins und der Leitung von Gisela Hollstein gegründet. 1997 machte sich das Apoldaer Amateurtheater selbstständig. Die künstlerische Leitung übernahm bereits 1995 mit Alfons Linnhofer ein pensionierter Theaterprofi. Seit 2001 hat Dr. Erika Block die Funktion der Regisseurin im Verein inne. Zum Repertoire gehören Boulevardstücke deutscher und englischer Komödien- und Kriminalkomödieschreiber wie zum Beispiel Curt Goetz, Loriot, Jack Popplewell und Oscar Wilde. Hauptspielstätte der Theatergruppe ist der Saal des Schlosses Apolda, aber auch die Stadthalle Apolda. Kleine Tourneen führten die Darsteller auch schon in verschiedene Orte Deutschlands.

Glockenspiele

Glocken-und Stadtmuseum

Bereits im Jahr 1977 existierte der Plan, ein großes Glockenspiel in Apolda zu errichten. Das Glockenspiel mit 40 Bronzeglocken wurde von Peter Schilling berechnet und 1989 in Waren gegossen. 1989 sollte es im Rahmen der Feierlichkeiten zum 700-jährigen Stadtjubiläum eingeweiht werden. Standort dieses großen Glockenspiels sollte ein Glockenturm auf dem Schlossberg werden, was jedoch nicht realisiert wurde. Nur das Betonfundament wurde gegossen, es ist heute noch zu erkennen. 1999 wurden dann 18 Glocken aus dem mittleren Tonbereich (fga–c2) zu einem kleinen Glockenspiel zusammengestellt und zum 1. Weltglockengeläut am 31. Juli 1999 eingeweiht. Dieses Glockenspiel wurde an der Rückseite des Stadthauses zum Brauhof hin angebracht. Es wird elektronisch gesteuert und ist täglich um 9:55 Uhr, 11:55 Uhr und 16:55 Uhr mit jeweils zwei Melodien zu hören.

Ein weiteres Glockenspiel befindet sich im Einkaufszentrum „Glockenhof-Center“ im Norden Apoldas. Namensgeber für das Einkaufszentrum ist ein im Lichthof aufgestelltes Glockenspiel. Es umfasst 13 chromatisch abgestimmte Bronzeglocken. Die Glocken haben einen Durchmesser von 19 bis 27 cm und wiegen zwischen 10 und 21 kg. Das Glockenspiel ist zu jeder vollen Stunde zu hören und beinhaltet 40 Melodien.

Ein aus acht Glocken bestehendes Glockenspiel, das von Hand angeschlagen werden kann, ist im Glockenmuseum zu besichtigen.

In der Lutherkirche befindet sich ein Glockenspiel aus sechs Glocken (A – H – cis – d – dis – e), die von Hand angeschlagen werden.

Denkmäler und Mahnmale

In der Teichgasse befindet sich das Dobermann-Denkmal. Es ist der Hunderasse Dobermann und seinem Züchter und Namensgeber Karl Friedrich Louis Dobermann gewidmet und stellt eine Dobermannfamilie dar. Der Entwurf stammt von der Bildhauerin Kerstin Stöckel aus Kapellendorf.

Im Oktober 1951 wurde in der Bahnhofstraße das Mahnmal für die Opfer des Faschismus für 54 namentlich bekannte Apoldaer Opfer, die 73 umgekommenen ausländischen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder, die sechs standrechtlich erschossenen Wehrmachtsdeserteure sowie alle, die Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime leisteten, durch den Landtagspräsidenten August Frölich eingeweiht. Die Anlage, die von dem Bildhauer Gustav Weidanz aus Halle-Giebichenstein entworfen wurde, trägt die Inschrift: „UNSEREN WIDERSTANDSKÄMPFERN DIE IHR LEBEN GABEN IM KAMPF GEGEN FASCHISMUS FÜR FREIHEIT EINHEIT UND FRIEDEN“. Im Jahr 2007 befand es sich im akuten Verfallszustand.[16]

Friedensmahnmal – Gedenken zum 50. Jahrestag der Befreiung am 12.04.1995; rechts: Ex-Bürgermeister Michael Müller

Außerdem gibt es in Apolda ein Mahnmal für den Frieden von 1930. Es war ursprünglich als Kriegerdenkmal für die im Ersten Weltkrieg umgekommenen Soldaten angelegt. In seinem Inneren befand sich auf einem Steinblock eine Pieta, die eine Frau mit zwei verwundeten bzw. sterbenden Jünglingen zeigte. Diese Bronze-Plastik des jüdischstämmigen Bildhauers Richard Engelmann wurde nach einer Propagandakampagne gegen dieses „undeutsche Machwerk“ auf Betreiben der NSDAP-Ortsgruppe 1941 in einer Nacht-und Nebel-Aktion entfernt und der Verschrottung in den Göringschen Buntmetallfonds zugeführt. In den 1980er Jahren wurde das Denkmal-Relikt zum Friedensmahnmal umgestaltet. An den Innenwänden des Oktogons befindet sich jetzt in deutscher, polnischer, russischer, englischer, französischer und vietnamesischer Sprache der Schriftzug „Frieden“.

Seit dem 7. Mai 2008 erinnern drei von dem Kölner Aktionskünstler Gunter Demnig von ihrem letzten Wohnort verlegte Stolpersteine an das Schicksal der jüdischen Familie Prager, die von den Nazis verfolgt und Opfer der Shoa wurde.[17] Am 6. Oktober 2008 wurden weitere neun Stolpersteine in Apolda verlegt.[18][19] Der 2007 gegründete Prager-Haus-Verein engagiert sich für die Sanierung und Nutzung des jüdischen Wohn- und Geschäftshauses in der Bernhard-Prager-Gasse als Stätte der Erinnerung und Begegnung.[20]

Neben einem repräsentativen Denkmal für alle Opfer des Faschismus hat die Stadt den Opfern des politischen Widerstands wie auch den Opfern der Zwangsarbeit Gedenkzeichen errichtet: Für die kommunistischen Widerstandskämpfer Helene Fleischer (1941 im Landeskrankenhaus Stadtroda ermordet) am Haus Christian-Zimmermann-Straße 11, für Johann Ollik (1945 von Gestapo-Beamten im Weimarer Marstall erschlagen) am Haus Lauthsweg 1. Sozialdemokratische Hitler-Gegner ehrte die Stadt mit einer Gedenktafel für Hermann Schiering (1944 in Brandenburg-Görden ermordet) am Haus Franz-Mehring-Straße 17, sowie für August Berger (1945 im KZ Sachsenhausen ermordet) am Haus Lessingstraße 71. Für den parteilosen Widerstandskämpfer Kurt Weiland (1945 in Brandenburg-Görden ermordet) wurde am Haus Königstraße 5 ein Gedenken errichtet. Für 73 Zwangsarbeiter(innen), darunter 33 Kinder, die in Apolda und Umgebung Opfer von Zwangsarbeit wurden, wurde der Sowjetische Ehrenhain mit Obelisk auf dem Städtischen Friedhof angelegt.

Parks und Naherholungsgebiete

Die Schötener Promenade wurde bereits 1878 angelegt. Sie führt vom Zentrum Apoldas bis zum Ortsteil Schöten. Aufgestellte Schautafeln informieren über Pflanzen und Tiere in diesem Naturschutzgebiet. Außerdem liegt in dieser Promenade die Motocross-Rennstrecke „Am Tannengrund“. Zudem befindet sich hier die Bonifatiusquelle, eine in Stein gefasste Quelle, deren Wasser in den Schötener Bach läuft. Die Herressener Promenade befindet sich im Süden Apoldas. Erste bauliche Maßnahmen fanden bereits im Jahr 1880 statt. In dieser Promenade befinden sich der Lohteich mit Fontäne und der Friedensteich. Zudem findet seit 1926 das Park- und Heimatfest statt, welches auf der Festwiese in der Herressener Promenade ausgetragen wird. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der hintere Teil der Herressener Promenade, damals „Adolf-Hitler-Park“, zu einem Aufmarschplatz mit Tribünen für NS-Propaganda umgebaut. Die verfallenen Reste wurden in den 1990er Jahren abgerissen. Beide Promenaden wurden in den 1920er-Jahren vom Verschönerungsverein ausgebaut und dienen heute als Naherholungsgebiete, welche die Möglichkeit zu ausgedehnten Spaziergängen bieten.

Sport

Bereits seit mehr als 50 Jahren werden in Apolda Deutsche und Internationale Meisterschaften im Motocross ausgetragen. Der MSC „Tannengrund“ Apolda im ADAC e. V. feierte 2006 auch als Veranstalter der Meisterschaften sein fünfzigjähriges Bestehen. 2007 wurde das 100. internationale Rennen auf der Strecke im Tannengrund veranstaltet. Mit den Fußballklubs VFB Apolda und BSC Apolda ist auch der Fußball in Apolda vertreten. Der Apoldaer Leichtathletikverein erzielte bereits nationale und internationale Erfolge. So gewinnen Mitglieder regelmäßig Titel bei Deutschen Meisterschaften, Mitteldeutschen Meisterschaften und Thüringer Meisterschaften. Zu den größten sportlichen Erfolgen zählen der Vizeweltmeistertiel bei den 16. Senioren-Weltmeisterschaften 2005 in San Sebastian/Spanien und der Vizeweltmeistertiel bei der 2. Senioren-Hallenweltmeisterschaften in Linz/Österreich.

In Apolda gibt es zwei Stadien, zum einen das Hans-Geupel-Stadion und zum anderen das Geschwister-Scholl-Stadion. Zudem existiert in der Aue die Sportstätte Große Aue. Außerdem stehen zwei Turnhallen und eine Sporthalle zur Verfügung. Des Weiteren findet man eine Tennisanlage mit Halle und je ein Freibad und eine Schwimmhalle mit Sauna. Im Norden Apoldas befinden sich eine Kegel- und zwei Bowlingbahnen. In den Ortschaften Zottelstedt und Oberroßla liegen weitere Sportanlagen- und plätze.

Regelmäßige Veranstaltungen

Mitte Mai findet in Apolda das Bornfest statt. Es entstand auf Initiative des Apoldaer Brunnen-Vereins, der seit 1993 besteht. Zu diesem Fest werden alle Brunnen in der Stadt und die Bonifatiusquelle in der Schötener Promenade von Kindern verschiedener Kindertagesstätten und Schulen mit Blumen, Schleifen und frischem Grün geschmückt. Die Kinder führen an den Brunnen kleine Programme vor und Schulchöre untermalen das Ganze mit Liedern über das Wasser.

Das Kneipenfest wird seit 2001 an einem Samstag im Mai veranstaltet. Dabei treten verschiedene Bands und Musiker in den Lokalen auf.

Die Apoldaer Vereinsbrauerei veranstaltet seit 2002 jährlich den Apoldaer Biersommer. Höhepunkte der Veranstaltung im Jahr 2005 waren ein Vergleich der Weimarer Boxstaffel gegen eine Auswahl aus Berlin und Mecklenburg-Vorpommern sowie die Radsternfahrt mit dem Ziel Vereinsbrauerei Apolda. Alljährlich wird zu diesem Anlass auch der Apoldaer Bierkönig gekrönt.

Die Nacht der Mode wird mit einer Modenschau auf dem Marktplatz veranstaltet. Sie ist mit der Verleihung des Apolda European Design Award verbunden. Dieser ist seit dem Start 1993 zu einem Sprungbrett für talentierte Mode-Designer geworden und zählt heute zu einem der meist geschätzten Wettbewerbe für Mode-Design. Im Jahr 2002 wurden erstmals europäische Mode-Hochschulen mit ihren Diplomanden in das Projekt eingebunden. Durch diese klare Ausrichtung hat sich der Apolda European Design Award zu einer Talentschmiede für den europäischen Mode-Nachwuchs entwickelt und gehört mit 50.000 Euro Preisgeld zu einem der größten Modewettbewerbe in Europa. Modeschöpfer wie Rudolph Moshammer, Wolfgang Joop oder Karl Lagerfeld traten hierbei in vergangenen Jahren als Schirmherren auf.

In den Jahren 1904 bis 1928 wurden in der Apoldaer Firma Apollo-Werke AG Rennautomobile der Marken „Piccolo“ und „Apollo“ hergestellt. Aus dieser Tradition heraus wurde im Jahr 1994 das erste Apoldaer Oldtimer-Schlosstreffen organisiert. Seither findet diese Veranstaltung am ersten Juni-Wochenende in Apolda statt. Das Oldtimer-Schlosstreffen stand in den vergangenen Jahren unter einem bestimmten Motto.

Seit 1926 wird alljährlich 14 Tage nach Pfingsten das Park- und Heimatfest veranstaltet. Im Jahr 1954 ließ die Stadt Apolda die Tradition nach fünfzehnjähriger Zwangspause durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre mit dem Fest der 10.000 Lichter wieder aufleben. Das Fest wird jährlich mit zahlreichen Veranstaltungen auf der Festwiese in der Herressener Promenade gefeiert.

Die Apoldaer Kabarett-Tage finden seit 1993 im September im Städtischen Kulturzentrum Schloss Apolda statt. Die insgesamt sechs Veranstaltungen werden sowohl von Amateurkabaretts als auch von Profis aufgeführt.

Glocke St. Peter im Kölner Dom

Das Handwerk der Glockengießerei wurde ab 1722 in Apolda betrieben. Obwohl seit einigen Jahrzehnten keine Glocken mehr gegossen werden, trägt die Stadt, um auf diese Tradition hinzuweisen, den Beinamen Glockenstadt. Am 31. Juli 1999 wurde das 1. Apoldaer Weltglockengeläut als Beitrag zum damaligen Kulturstadtjahr in Weimar durchgeführt. Dies wird seitdem im Abstand von vier Jahren wiederholt.

Am letzten September-Wochenende findet zusammen mit dem Oldie-Abend und dem Bockbieranstich der Vereinsbrauerei Apolda der Zwiebelmarkt statt. Im Zentrum der Stadt präsentieren über 300 Händler Zwiebelprodukte aller Art, überwiegend aber kunstvoll geflochtene Zwiebelzöpfe.

Der Fasching wird in Apolda schon sehr lange gefeiert. Bereits vor der Jahrhundertwende pflegten die Turnvereine närrische Feste. In den 1930er-Jahren begann die Tradition des Faschingsumzuges. Nach Unterbrechung während des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit zogen im Jahre 1953 die Narren wieder durch die Stadt. In den Jahren 1968 und 1984 war der Faschingsumzug von den städtischen Behörden verboten worden. Traditionell wird die Herrschaft über das Rathaus jedes Jahr am 11.11. von den vier Apoldaer Faschingsvereinen (AFC, FCT, LFC und FFG) bis Aschermittwoch übernommen. Der AFC ist der Apoldaer Faschingsclub e. V. Er besteht seit 1972 und sein Schlachtruf ist: Apolle hinein. Der AFC ist der Vater der 1. Thüringer Guggenmusiker; gegründet am 11. November 2000 als die Sacktrommler des AFC. Diese sind mittlerweile auch überregional bekannt geworden, z. B. durch Auftritte bei den Biathlon-Weltmeisterschaften 2004 und zum Weltcup 2005 in Oberhof. Im Februar organisiert der AFC mit anderen Karneval- und Faschingsvereinen neben Erfurt und Wasungen in Apolda einen der größten Faschingsumzüge in Thüringen. Der Verein „Faschings Freunde Gramont e. V.“ ist ein weiterer Karnevalsverein der Stadt. Der „FFG e. V.“ wurde am 27. Mai 2005 gegründet. Er wirkt jährlich bei der MDR-Fernsehproduktion Herrliches Närrisches Thüringen mit. Des Weiteren besteht der Lindwurmfaschingsclub Apolda e. V., der den Bluesfasching veranstaltet.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Apolda liegt an der Bundesstraße 87 (IlmenauNaumburg), welche die Stadt im Norden tangiert. Die Bundesautobahn 4 mit der Anschlussstelle Apolda (Nr. 50) verläuft etwa 15 Kilometer südlich und die Bundesautobahn 71 etwa 35 Kilometer westlich von Apolda. Nächstgelegene Städte sind Weimar und Jena, je etwa 15 Kilometer entfernt.

Die PVG Apolda bedient den öffentlichen Personennahverkehr in der Stadt auf zwei Linien. Des Weiteren bestehen Überlandlinien nach Weimar, Jena, Camburg, Dornburg, Wickerstedt, Eckartsberga, Rudersdorf, Gebstedt, Buttstädt, Mattstedt, Kapellendorf, Stobra, Bad Sulza und Bad Berka.

Der Bahnhof von Apolda

Die Stadt Apolda erhielt bereits 1846 durch die Thüringer Bahn Anschluss an das Eisenbahnnetz. Dazu war der Bau des auf 1336 Holzpfählen gegründeten Viaduktes mit 95 Meter Länge und 23 Meter Höhe notwendig. Der alte Apoldaer Bahnhof wurde 1846 eingeweiht, brannte jedoch 1884 vollkommen nieder. Nach einem Provisorium wurde 1889 das heutige Bahnhofsgebäude errichtet. Das vollkommen aus Sandstein erbaute Gebäude ist eine Stilmischung aus deutscher und italienischer Neurenaissance, welche durch Türmchen und Ziergiebel ergänzt wurde. Stündlich wird der Bahnhof von der Regionalbahn Halle (Saale)–Eisenach angefahren. Zudem ist der Bahnhof Apolda freitags und sonntags Halt einzelner ICs von Halle nach Fulda–Frankfurt/Würzburg und umgekehrt.

Bis zum Flughafen Erfurt sind es 40 Kilometer, bis zum Flughafen Leipzig/Halle 110 Kilometer. Außerdem gibt es in Umpferstedt bei Weimar einen Sonderlandeplatz.

Gewerbegebiete

Die Stadt Apolda verfügt vier Gewerbegebiete. Das Gewerbe-Zentrum Weimarer Berg ist ein aktivierter Altstandort mit einer Fläche von 20 ha und liegt an der Bundesstraße 87. Ebenso liegt der Gewerbepark B 87 an dieser Bundesstraße. Er wurde nach der Wende im Jahr 1993 erschlossen und hat eine Fläche von 38,4 ha. Im Jahr 2004 wurde er um eine Industrie-Fläche von 17 ha erweitert. Das Industriegebiet An der Utenbacher Straße ist ein neu erschlossener Altstandort, welcher vorzugsweise als Chemiestandort genutzt wird und eine Fläche von 16 ha hat. Das Gewerbegebiet Heusdorf liegt östlich von Apolda. Es ist ein ergänzter Altstandort mit einer Fläche von 20 ha.

VEB Feuerlöschgerätewerk 1960
VEB Thüringer Obertrikotagen 1987

Ansässige Unternehmen

Apolda war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bedeutendes Zentrum für die Herstellung von Strick- und Wirkwaren (Strumpfindustrie) und zu DDR-Zeiten für die Herstellung von Textilien für Armeen der Warschauer-Pakt-Staaten verantwortlich. Seit 1990 verschlechterte sich die Situation in Apolda durch fehlende Arbeitsplätze und der damit verbundenen Abwanderung Tausender Einwohner der Stadt.

Im VEB Thüringer Obertrikotagen Apolda, dem größten Maschenwarenhersteller der DDR, waren 1988 nahezu 3000 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. Der VEB Synthatex in Apolda war Produzent von Kunststoffen und Chemikalien. Unter anderem produzierte dieser Betrieb für das VII. Turn- und Sportfest der DDR den größten Teppich der DDR mit einer Fläche von 110 × 80 Meter (Gewicht 16 Tonnen). Dieser Teppich deckte den kompletten Rasen im Zentralstadion Leipzig ab. Nach der Veranstaltung wurde er in kleine, etwa mannsgroße Stücke zerschnitten, die vorwiegend in Sporthallen von Schulen und Trainingsstätten als Turnunterlagen o. Ä. verwendet wurden.

Der VEB Laborchemie Apolda war hauptverantwortlich für die Chemikalienbelieferung von Schulen und Universitäten in der DDR. Auch heute werden noch chemische Produkte hergestellt.

In den Jahren von 1904 bis 1928 wurden in der Apoldaer Firma Ruppe und Sohn (ab 1912 Apollo-Werke AG) Automobile der Marken Piccolo und Apollo in verschiedenen Ausführungen hergestellt, die bis in die USA exportiert wurden.

Glockengießereien waren von 1722 bis 1988 in Apolda beheimatet. Sie stellten viele Glocken, besonders auch für Glockenspiele und Carillons her. Insgesamt wurden im Laufe der Jahrhunderte in vier verschiedenen Gießereien ca. 20.000 Glocken gegossen, unter anderem die St. Petersglocke des Kölner Doms, von den Kölnern auch Decker Pitter (Dicker Peter) genannt, die größte am geraden Joch freischwingende Glocke der Welt.

Die Vereinsbrauerei Apolda (1440 erste urkundliche Erwähnung – seit 1. Oktober 1887 Vereinsbrauerei) produziert mit der Marke „Apoldaer“ neun überregional bekannte Biere. Unter anderem liegt Apolda an der 500 Kilometer langen Bier- und Burgenstraße, welche im wesentlichen der Bundesstraße 85 von Passau nach Bad Frankenhausen folgt.

Ebenso ist in Apolda die Gutena GmbH ansässig, die seit 1946 Filinchen (eine Art Knäckebrot, ursprünglich ein Waffelbrot) herstellt; ab 1998 in neuer Produktionsstätte im Gewerbegebiet Apolda.

An gleicher Stelle hat im September 1999 die Ospelt-Gruppe aus Liechtenstein die Produktion von Fertigpizzen aufgenommen. Mit 315 Mitarbeitern produziert Ospelt hier als größter Hersteller von Fertigpizzen in Europa 18.000 Pizzen pro Stunde und Produktionslinie (bisher drei) im Dreischichtsystem (d. h. derzeit 54.000 pro Stunde = 1.296.000 Pizzen pro Tag). Die Produktion soll auf fünf Linien ausgebaut werden, da der Absatzmarkt sich mittlerweile bis in die USA und nach Indien erstreckt. Weiter sind Produktionshallen für Tierfutter und Fertigkuchen geplant. Die Infrastruktur hierfür wurde bereits fertiggestellt. Als in der Nacht vom 18. zum 19. Januar 2007 das Tiefdruckgebiet Kyrill über weite Teile Europas fegte, wurde auch der Lagerturm der Firma Ospelt fast vollständig zerstört. Es entstand ein Schaden in Höhe von 8 Millionen Euro.

2006 hat die Dr. Schär Deutschland GmbH aus Burgstall (Südtirol) für ihren neuen Produktionsstandort Apolda gewählt. Das Werk ist ein kompletter Neubau und bietet Arbeitsplätze für 40 Beschäftigte. Der Hersteller für glutenfreie Nahrung begann am 8. Dezember 2006 mit der Produktion.

Landwirtschaft

Das Ackerland im Raum Apolda, welches meist aus sehr gutem Boden besteht, wird landwirtschaftlich intensiv zum Anbau verschiedener Pflanzenkulturen wie Raps, Getreide oder Zuckerrüben genutzt. In Apolda gibt es 17 landwirtschaftliche Betriebe, welche auf einer Fläche von 20,61 km² wirtschaften.

Bildung

In Apolda gibt es vier Grundschulen, zwei Regelschulen, ein Gymnasium, eine Berufsschule und eine Förderschule. Erweitert wird dieses Bildungsangebot durch zwei Musikschulen und eine Volkshochschule. Des Weiteren gibt es neun Kindertagesstätten.

Grundschulen

  • Am Schötener Grund
  • Christian Zimmermann
  • Geschwister Scholl
  • Herressen/Sulzbach

Regelschulen

  • Pestalozzi
  • Werner Seelenbinder

Gymnasium

  • Bergschule

Berufsschule

  • Staatliche Gewerblich-Technische berufsbildende Schule

Förderschule

  • Staatliches regionales Förderzentrum Apolda

Volkshochschule

  • Kreisvolkshochschule Weimarer Land

Musikschulen

  • Geppert-Kiez
  • Ottmar Gerster

Medien

Die regionale Tageszeitung der Stadt ist die Thüringer Allgemeine mit der Lokalausgabe Apolda. Des Weiteren werden die kostenlosen Anzeigenblätter Allgemeiner Anzeiger, welcher zudem eine Sonntagsausgabe veröffentlicht, und Hallo in Thüringen zum Sonntag in ihren Lokalausgaben hier publiziert.

Die Stadt Apolda veröffentlicht außerdem zehnmal jährlich das Amtsblatt, in dem offizielle Verlautbarungen des Stadtrats und deren Mitglieder, Veranstaltungen, Ausschreibungen, Adressen, Geburten oder Eheschließungen veröffentlicht werden. Außerdem wird einmal jährlich die Ausgabe Apolda – Zahlen und Fakten veröffentlicht, in der Daten zur Bevölkerung, Lage auf dem Arbeitsmarkt, zum Haushalt der Stadt u.ä. statistisch aufbereitet und veröffentlicht werden.

Salve.TV ist der regionale Fernsehsender für die Städte Weimar, Apolda und den Landkreis Weimarer Land, der über Kabelfernsehen und Internet verbreitet wird. Im Internet ist die Stadt mit ihrem Domain www.apolda.de präsent.

Die Jahresschrift Apoldaer Heimat war zu Beginn 1983 das Publikationsorgan der Apoldaer Kreisvorstände der Gesellschaften für Natur/Umwelt, Denkmalpflege und Heimatgeschichte. In den Heften werden Beiträge zu den Bereichen Geologie, Geographie, Flora, Fauna, Landeskultur, Naturschutz, Geschichte, Denkmal- und Erbepflege sowie Kultur veröffentlicht. Seit 1991 wird die Apoldaer Heimat vom Apoldaer Kulturverein e.V. herausgegeben.[21]

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, deren Wirken mit Apolda verbunden ist

Sonstiges

Beinamen

Den Beinamen „Gramont“, in Anlehnung an eine französische Stadt, erhielt Apolda vermutlich in der Schlacht von Jena und Auerstedt (1806), als der Heerführer der französischen Truppen, Napoléon, beim Rückzug an die Stadtgrenzen Apoldas gelangte und beim Anblick ausgerufen haben soll „Ah, ca c’est Gramont!“ (Ah, das ist Gramont!). Eine andere Anekdote zur Herkunft des Spitznamens führt auf den Deutsch-Französischen Krieg zurück.[22]

Aufgrund der über 250-jährigen Tradition des Glockengießens wird Apolda als „Glockenstadt“ bezeichnet. Bereits 1722 wurde hier eine Glockengießerei gegründet. Bis 1988 wurden in Apolda ca. 20.000 Glocken gegossen.

Die Wirtschaftsstruktur in Apolda spiegelte lange Zeit eine dominierende Rolle der Strick- und Wirkwarenindustrie wider. Dadurch wurde der Beiname „Thüringisches Manchester“ geprägt, da ebenso wie in der englischen Großstadt die Ausstrahlungen dieser Wirtschaftsstruktur, so z. B. das Einpendeln von Arbeitern oder der Einkauf von Garnen oder Wolle, weit in das Umland wirkte.

Apolda in Film und Literatur

Apolda war mehrfach Spielort für Filme der DEFA, so 1959 der Film Wo der Zug nicht lange hält… und 1972 Peter und der Laubfrosch mit 12 PS. 1960 wurde auch der Lehrfilm Geisterstunde im VEB Laborchemie Apolda gedreht. 2007 drehte der Regisseur Oskar Roehler in Apolda den Film Lulu und Jimi. Das alte Union-Theater diente als Kulisse und wurde zu diesem Zweck in die 1950er-Jahre zurückversetzt.

Die Strickerstadt Apolda galt einst dem romantischen Dichter Clemens Brentano als Metapher für die Selbstgenügsamkeit der Philister: Alle Begeisterten nennen sie verrückte Schwärmer, alle Märtyrer Narren, und können nicht begreifen, warum der Herr für unsre Sünden gestorben und nicht lieber zu Apolda eine kleine nützliche Mützenfabrik angelegt.[23]

Der Zeichner Egbert Herfurth hat die Straßenseite des Apoldaer Bahnhofs zur Vorlage für die Illustration auf dem Frontispiz eines Kinderbuchs benutzt.[24]

Straßen und Wege, die nach Apolda benannt wurden

Es gibt in ganz Deutschland Straßen und Wege, welche nach Apolda benannt wurden. Vor allem in den Dörfern und Städten der näheren Umgebung findet man diese Straßen und Wege, so z. B. die Apoldaer Straße in Bad Sulza oder den Apoldaer Weg in Oßmannstedt. Außerdem gibt es seit 1978 in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt eine Apoldaer Straße. Des Weiteren gibt es in anderen großen Städten ganze Viertel, die nach Orten in Thüringen benannt wurden, wie z. B. in Berlin (Apoldaer Straße in Lankwitz) und Göttingen (Apoldaer Weg in Geismar). Zudem gibt es Apoldaer Straßen in Bremen, Halle an der Saale und Neuenhagen. Die Städte Mannheim, Frankfurt am Main und Köln widmeten Straßen die Bezeichnung Apoldaer Weg.

Literatur

  • Kronfeld, Julius Constantin: Geschichte und Beschreibung der Fabrik- und Handelsstadt Apolda und deren nächster Umgebung. Apolda 1871.
  • Apoldaer Heimat. Beiträge zur Natur und Heimatgeschichte der Stadt Apolda und ihrer Umgebung. I.Jg.1983-XXIV.Jg.2007. Hg. Apoldaer Kulturverein e. V.
  • Gollrad, Eva: Geschichte und Beschreibung der Stadt Apolda 1871–1990, Apolda o.J., ISBN 3-00-002012-8
Commons: Apolda – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden
  2. Apoldaer Kulturverein: Apoldaer Heimat, Ausgaben 1991 und 1997
  3. Apolda-Zahlen und Fakten (2007), Herausgeber:Stadt Apolda
  4. Apoldaer Kulturverein: Apoldaer Heimat, Ausgabe 1992
  5. Kulturbund der DDR, Kreisorganisation Apolda: 700 Jahre Stadt Apolda
  6. http://www.apolda.de/rathaus/informationen/geschichte/index.htm
  7. Kulturbund der DDR, Kreisorganisation Apolda: 700 Jahre Stadt Apolda
  8. Kulturbund der DDR, Kreisorganisation Apolda: 700 Jahre Stadt Apolda
  9. http://www.apolda.de/rathaus/informationen/geschichte/index.htm
  10. Peter Franz, Udo Wohlfeld: Jüdische Familien in Apolda. Geschichtswerkstatt Weimar-Apolda e.V., Weimar 2006, ISBN 3-935275-04-8
  11. Apoldaer Kulturverein: Apoldaer Heimat, Ausgabe 1994
  12. Apoldaer Kulturverein: Apoldaer Heimat, Ausgabe 2000
  13. Ahbe, Thomas, et. el.: Wir bleiben hier. Erinnerungen an den Herbst '89. Leipzig 1999, S. 163, 172
  14. Kulturbund der DDR, Kreisorganisation Apolda: 700 Jahre Stadt Apolda
  15. Apoldaer Kulturverein: Apoldaer Heimat, Ausgabe 1994
  16. Berndt, Gerhard: Das OdF-Mahnmal in Apolda. Eine Betrachtung zum 50. Jahrestag seiner Einweihung am 21. Oktober 1951, Apolda 2001
  17. Peter Franz, Tina Unglaube, Udo Wohlfeld: Die Pragers. Eine jüdische Familie in Apolda. Geschichtswerkstatt Weimar-Apolda e.V., Apolda 2008, ISBN 3-935275-07-2
  18. Karl Berger, Peter Franz, Udo Wohlfeld: August Berger. Sozialdemokrat in Apolda. Geschichtswerkstatt Weimar-Apolda e.V., Apolda 2008, ISBN 3-935275-08-0
  19. Wolfgang Peller, Peter Franz, Udo Wohlfeld: Die Pellers. Eine jüdische Familie in Apolda. Geschichtswerkstatt Weimar-Apolda e.V., Apolda 2008, ISBN 3-935275-10-2
  20. Prager-Haus e.V. Apolda
  21. Apoldaer Kulturverein: Apoldaer Heimat, Ausgaben 1983 und 1991
  22. apoldakompakt.de: Wie Apolda zu seinem Kosenamen kam
  23. Clemens von Brentano: Der Philister vor, in und nach der Geschichte. In: F. Kemp [Hrsg.]: C. B.: Werke. Bd. 2. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1963. S. 990—992
  24. Lutz Rathenow, Ein Eisbär aus Apolda, S.1ff., ISBN 3-89603-257-7

Linkkatalog zum Thema Apolda bei odp.org (ehemals DMOZ)