Krieg in Afghanistan 2001–2021
Der folgende Artikel befasst sich mit dem Krieg der USA und ihrer Verbündeten gegen das Taliban-Regime in Afghanistan im Oktober und November 2001. Es gab jedoch weitere Afghanistan-Kriege: Zum afghanischen Bürgerkrieg zwischen 1979 und 1989, der die Invasion der UdSSR beinhaltete, siehe WP-Artikel Afghanischer Bürgerkrieg und sowjetische Invasion.
Der Krieg der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan richtete sich gegen die Taliban, die ein islamistisch-extremistisches Regime in Afghanistan bildeten und die der Unterstützung des Terroristen Osama bin Laden bezichtigt wurden. Er wurde von vielen als Vergeltungsschlag für die Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA gedeutet.
Vorgeschichte
Nach dem Sieg der Mudjahedin übernahmen nach der Einnahme von Kabul (1996) in weiten Teilen des Landes Taliban die Herrschaft. Nur im nördlichen Teil gab es Regionen, die von der sogenannten "Nordallianz" kontrolliert wurden. Eine formale anerkannte Regierung gab es seit dem Sturz von Mohammed Nadschibullah (1992) nicht mehr.
Die Tugendwächter der Taliban übten Willkürherrschaft aus und setzen ihre radikalen Interpretationen islamischer Gesetze mit strengster Brutalität durch. Das Hören von Musik, Radio, Fernsehen und vielfach auch Kinderspielzeug sind verboten, Zuwiderhandlungen werden häufig mit körperlicher Züchtigung, Amputationen oder auch mit der Todesstrafe verfolgt. Weitere gravierende Menschenrechtsverletzungen wurden von den internationalen Organisationen berichtet.
Insbesondere die Unterdrückung der Frauen in allen Lebensbereichen kennzeichnete die Taliban-Herrschaft. Das Bild von Frauen unter der Burka wurde ein Symbol für diese Politik. Der Analphabetismus und die Kindersterblichkeit stiegen enorm; hinzu kam, dass die Taliban internationalen Hilfsorganisationen die Unterstützung der notleidenden Bevölkerung (beispielsweise bei der Hungerkatastrophe 2001) verwehrte.
Auch wenn die Taliban von der Staatengemeinschaft weitgehend isoliert waren, hatten sie doch Zulauf von radikalen Islamisten, die sich ihnen anschlossen. Zudem gewährten sie Terroristen der Al-Qaida Unterschlupf. Haupteinnahmequelle des Talibanregimes war der Opiumhandel.
Nach der Weigerung der Taliban, Osama Bin Laden aufgrund von Terroranschlägen an die USA auszuliefern hatte im Dezember 1999 zu weiteren Sanktionen durch die Vereinten Nationen geführt.
Enduring Freedom
Am 9. September 2001 wurde der Führer der Nordallianz Ahmad Schah Massoud Opfer eines Selbstmordattentäters. Am 11. September folgten die Terroranschläge in den USA, welche die Regierung George W. Bush zu dem Entschluss zur militärischen Intervention in Afghanistan begründeten. Einen direkten Beschluss der UN konnte die Regierung nicht erwirken, trotzdem akzeptierte die NATO die Schritte als "Bündnisfall".
Die Operation "Enduring Freedom", die in erster Linie die U.S.A. und Großbritannien durchführten, begann am 7. Oktober 2001 mit Bombardierungen. Der UN-Sicherheitsrat billigt die Militärschläge. Am 11. Oktober 2001 werden auch erstmals Streubomben eingesetzt. Die Proteste in asiatischen Ländern eskalieren. Bei Luftangriffen auf Kabul kommen vier UN-Mitarbeiter ums Leben.
Ziele der Angriffe waren Stützpunkte der Al-Qaida und die Suche nach Osama Bin Laden. Die ISAF Truppen der Nato und ihrer Verbündeter versuchen inzwischen das Land beim Wiederaufbau zu unterstützen und die öffentliche Sicherheit herzustellen. Der Sturz der Taliban Herrschaft in Afghanistan war der Beginn der Umgestaltung des Landes nach der US-geführten Militäraktion im Jahr 2001.
Parallel dazu unternahm die "Nordallianz" und dem usbekischen Warlord Rashid Dostum eine Offensive, die am 13. November mit der kampflosen Besetzung von Kabul ihren Höhepunkt hatte. Die Taliban Hochburgen wurden dagegen erbittert umkämpft und wurden in den folgenden Wochen eingenommen (Kunduz am 25. November) und Kandahar (am 8. Dezember).
Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen, terre des hommes, das UN-Flüchtlingswerk u.a. protestieren gegen den Abwurf von Lebensmitteln über dem Irak - dies sei nur ein "Tropfen auf den heißen Stein" und Propaganda. Gleichzeitig würden die Organisationen an ihrer Arbeit gehindert werden. Bundeskanzler Schröder spricht von "uneingeschränkter Solidarität mit den USA" und "Deutschlands neue Verantwortung auch an weltweiten Militäreinsätzen" - Beifall auch von der Opposition, außer der PDS.
Nach-Taliban-Ära
Nach der Einnahme weiter Teile des Landes durch die Nordallianz begannen Einheiten der Alliierten, darunter auch die Bundeswehr mit der Suche nach Terroristen und in erster Linie nach Bin Laden (der aber bislang nicht gefasst wurde). Gefangene Taliban und mutmaßliche Al-Qaida-Terroristen wurden von den US-Streitkräften entgegen dem Völkerrecht und Protesten von Menschenrechtsorganisationen auf den Stützpunkt Guantanamo auf Kuba verbracht.
Der Sturz der Taliban hat die humanitäre Situation in Afghanistan wesentlich verbessert und die Grundlagen für eine Demokratisierung geschaffen. Gleichwohl ist die Menschenrechtssituation weiterhin schwierig, insbesondere die Lage der Frauen und die Situation in den Gefängnissen bieten Anlass zur Sorge. Ende September 2004 erhält der Irak 20 Radpanzer Fuchs aus Deutschland. Die Lieferung ist Bestandteil der angekündigten Ausrüstungshilfe. Einen Teil der unbewaffneten Truppentransporter wird in die Vereinigten Arabischen Emirate transportiert, wo irakische Soldaten am Gerät ausbildet werden. Die Transportkosten übernehmen die Vereinigten Arabischen Emirate.
Die Bundeswehr hat im Rahmen eines ISAF-Kommandos derzeit knapp 1800 Mann im Land stationiert. Der Wiederaufbau des Landes sei nach den Worten von Außenminister Joschka Fischer (Grüne Partei) ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. In dem vom Krieg zerstörten Land müsse der Aufbau eines Drogenstaates unter anderem durch Hilfe zur Selbsthilfe und den Aufbau der Polizei verhindert werden, so Fischer.
In Nodern von Kundus soll ein deutsches Wiederaufbauteam mit ca. 230 Soldaten und 50 zivilen Hilfskräften stationiert werden. Bislang ist die Nato-geführte ISAF mit ihren ca. 5500 Mann allerdings nur in Kabul eingesetzt. In Kundus sollen bis zu 450 deutsche Soldaten zivile Aufbauhelfer schützen. Das deutsche ISAF-Kontingent soll damit auf bis zu 2250 Soldaten steigen. Die ISAF soll so die Übergangsregierung von Präsident Hamid Karsai effektiv unterstützen. Ziel ist es, den Einfluss einer späteren regulären Regierung bis in die Provinzen auszuweiten, da diese bisher von regionalen Kriegsfürsten beherrscht werden.
Gleichzeitig hat in der Provinz Kundus die Entwaffnung von Milizen begonnen. Im Rahmen des Projektes ist geplant in den kommenden beiden Jahren ca. 100.000 Millizionäre im Land zu entwaffnen. Wer seine Waffe abgibt, erhält je nach Dienstgrad 200 bis 475 Dollar sowie Lebensmittel, Zivilkleidung und einen Orden. Außerdem Fortbildung und die Vermittlung in eine reguläre Arbeitsstelle oder Starthilfe als Bauer.